Historische Daten über das alte Prämonstratenserkloster Windberg

Verhandlungen
des
historischen Vereins
für
Niederbayern
V. Band III.Heft;
1858
Druck und Verlag der Jos. Thomann’schen Buchhandlung in Landshut.
(J. B. v. Zabuesnig.)

I.
Historische Daten
über das alte
Prämonstratenserkloster Windberg,
gesammelt und chronologisch geordnet
von Joseph Kornmüller,
z. Z. Cooperator in Windberg

Kundgemacht sei allen Gläubigen, jetzt und für alle Zukunft. – so erzählt der erste Ansiedler Windbergs [1 Monumenta Boica, welche im 14. Band due Regesten von Windberg nach den Angaben der Aebte Bernhard und Joachim enthalten, – pag. 9 et 10, wobei citirt ist: (Ralatio) es codice manuser. Hujus manasterii, edita ab Henrico Canisio apuf Basnage, Tom. III. P. II. p. 221.] , – wie ich, Winith mit Namen, eine Kirche baute an dem Orte, der mir seinen Namen verdankt. Ich kam nämlich aus dem Sachsenland hierher, als erster Ansiedler und daher rührt auch der Name dieses Ortes: Windberg. An berühmten Orte schlief ich ein und sah im Schlafe einen Adler, der durch das heftige Geräusch seines Fluges die Erde erschütterte und sprach: „Stehe auf und walle an den großen Fluß (die Donau), es werden dir Wanderer begegnen, frage sie, welcher von ihnen Winith heißt. Dieser dein Namensgenosse wird dein Mitarbeiter sein.“ Ich tat nach diesem Worte und das Eintreffen der Vorhersage krönte meinen Gehorsam. Ich forschte den sich Winith Nennenden aus, aus welchem Lande, aus welcher Gegend, aus welchem Geschlechte er wohl sei. „Ich kam aus dem Sachsenlande mit dem Heere König Ludwigs“ (Kaiser Ludwig des Kindes), antwortete er, beifügend, daß die Hunnen ihn entführt hätten. Ich forschte weiter und sprach: „Welches ist deine Mutter daheim oder wer dein Bruder?“ „Meine Mutter heißt Sophia,“ spricht er – und ich fiel ihm um den Hals und umarmte ihn und weinte vor Freuden; denn ich erkannte in ihm nach der Erzählung, die mir meine Mutter gemacht hatte, meinen leiblichen Bruder. Da ich nämlich nach ihm geboren ward, erhielt ich denselben Namen, weil die Mutter ihn so sehr liebte und er nun geraubt war. Ich eröffnete ihm nach langen Gesprächen meinen Plan, eine Kirche zu gründen, wobei ich ihm mein Traumgesicht erzählte. – Und daß ich es kurz mache, wir erbauten eine Kirche zu Ehren unseres Herrn Jesus Christus, der seligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen. Und wir arme Sünder erwarben Reliquien unterzeichneter Heiligen und schloßen sie, wohlverwahrt in Stein, unter dem Beistand des Priesters Azelinus in den Altar ein. – Soweit die Erzählung des Gründers hiesigen Ortes.

Winithberg zuerst benannt, änderte sich der Name später in Windberg.

Wem nun die Legende zweifelhaft und gesucht erscheinen mag, kann vielleicht annehmen, daß der Ort ursprünglich von Wenden gegründet, die zur Zeit der Hunneneinfälle versprengt hier sich niedergelassen haben, wie denn in Bayern mehrere Ortsnamen mit dem Anfangsworte „Wind“ vorkommen, deren Ursprung die Historiker aus wendischer (windischer) Ansiedlung herleiten.
Im 10. Jahrhundert bestand also schon der Ort Windberg mit einer Kapelle, neben welcher die Gebrüder lebten und in der Einsamkeit Gott dienten.

In späteren Zeiten erbauten sich die Grafen von Bogen, in deren gebiet Windberg lag, ein Jagdschloß und residirte ein Zweig des gräflichen Geschlechtes längere Zeit vor der Gründung des Klosters daselbst. Die Zeit des Baues ist von gänzlichem Dunkel umhüllt; vielleicht mag es zur Zeit Aswin’s I. geschehen sein, dessen Gemahlin eine Gräfin von Formbach-Windberg war [2 Windberg, einst ein bedeutendes Schloß in der Nähe von Vilshofen, am linken Ufer der Donau, wovon man den Standpunkt nun nichtmehr angeben kann. (?)] Könnte nicht die Namensgleichheit mit Luitgard’s Stammhaus Veranlassung gegeben haben, diesen Ort zu bevorzugen und ein Schloß zu bauen.

Unbestritten ist, daß Windberg ein Jagdschloß der Grafen von Bogen war, (weshalb auch das abteiliche Wappen einen weißen Jagdhund führt; in der Nähe befindet sich ein Ort, Netzstuhl, früher Nötzstall geheißen, hinweisend, daß hier etwa die Jagdnetze und Jagdgeräthschaften aufbewahrt wurden) von denen sich einzelne Glieder urkundlich Grafen von Windberg nannten. So führt P. Hemauer in seiner Chronik pag. 122 von Oberalteich eine Urkunde d. d. 1104 an, worin es heißt: „praepotentes et timorati homines, videlicet Adelheid Advocata, et tres filii ejus Udalricus Clericus, Fridericus Advocatus Matriculae Tiberanae civitatis et Hartwicus, et Leutkart de Windberg et duo filii ejus, Berchtildus et Hartwicus comites ….“ In der Exemptionsbulle des Papstes Honorius II., betr. das Kloster Oberalteich, d. d. 11. Cal. April. 1126 kömmt Albert I. als „Adelbertus Comes de Windeberg (cum uxore et filiis admodum parvis) namentlich aufgeführt vor [3 Hemauers Chronik von Oberalteich, pag. 127. – Hund. Metr. Salisb. – Falkenstein, antiq. Nordg. 2. Thl. P. 278.].

Stiftung des Klosters
Albert I., Sohn Hartwigs III. und Luitgardis von Windberg, residirte zu Windberg, war Advocatus Niederalteichensis, und ein frommer gottseliger Herr. Bischof Eberhard von Bamberg gibt ihm das schöne Zeugniß, daß er in der Rede wahrhaft, in den übertragenen Geschäften treu und im Schutze tapfer gewesen sei [4 Kiefl’s Beschreibung von Bogenberg. S. 20]. Seine Gemahlin Hedwig, Tochter des Herzogs Poppo in Kärnthen, Gräfin von Zilli, Puten, Lambach, Neuburg und Scharting [5 Falkenstein 1. C. Zimmermann, S. 314.], stand ihm in der Frömmigkeit nicht nach. Als der heil. Norbert als berühmter Missionär zu Regensburg anlangte und von dort aus in den umliegenden Orten seine Missionstätigkeit ausbreitete, fand sich Albert durch dessen apostolische Predigten bewogen, dem hl. Manne und seinen neuen (1120) Orden das Schloß Windberg als Kloster anzubieten. Im Jahre 1125 ward auch das Schloß in ein Kloster verändert. Albert setzte sich als Schutzherr über sein Kloster und baute sich zu Bogen, am sogenannten Schloßberge eine Residenz.

Einige setzen diese Stiftung erst in’s Jahr 1140. Jedoch alle Kloster-Urkunden geben das Jahr 1125 an. Eine 1630 geschriebene kleine Chronik sagt: „anno 1125 ist das Kloster Windberg erbauet worden, und stehet jetzt anno 1630 505 Jahre lang. 17 Jahre darnach, nachdem das Closter erbauet worden, nemblich anno 1142 hat man angefangen an der großen Hauptkirchen zu bauen, und ist anno 1167 ausgebauet, und geweihet worden.“
Gleiches sagt die Initialschrift der Prälatentafel, welche anno 1589 angefertiget, noch heutzutage eine Zierde des Pfarrhofes ist. Daselbst heißt es:

Illustris Dnq. D Albertq. coes. á Pogen una cum conjuge sua clarissima Heduuiga des generosa famlilia Zilli oriunda. Hoc inclytum Monasterium Windbergense in sanctae ac individuae Trinitatis, Virginisque Die genitricis Mariae laude et gloriam fundavit, annuisque censibq. Locupletavit anno MCXXV: eidemque Monsaterio Ecclesias parochiales in inferiori Viechtach et Schittenhouen [Nur letzteres in Böhmen gelegen] cum suo jure debito et perpetuo in terra Bohemorum sitas. Dnq. Albertus quart. hujq. familiae ultimus, propter illatu damnu tradidet et incorporauit Ao MCCXXXIII, 8° calend: april: Obijit vero supradctq. fudator D. Albertq. hq. nois. priq. post Salvatoris nri. Incarationem MCXLVII. Idus Januarij.

Hiemit stimmt auch überein die Angabe in dem monum. Boic., wo es heißt, daß auf Andringen und Bemühen des dritten Abtes Gebhard die alte Pfarrkirche [6 Diese alte Pfarrkirche ist ohne Zweifel die von den Brüdern Winith gegründete Kirche, welche bei der Niederlassung des Norbertinerordens dahier auch Klosterkirche ward. Ob Windberg erst seit Bestehen des Klosters Pfarrei ist oder schon früher war, das kann nicht genugsam ermittelt werden. Die Worte in der Bulle Lucius III. (1183): „locum vestrum de Windberg cum incorparata Parochia S. Blaii in eodem loco sita cum omnibus pertinentiis“ lassen mit mehr Grund auf letztere Annahme schließen.] verlassen, das Kloster neu eingerichtet, eine neue Klosterkirche gebaut; hiemit im Jahre 1142 begonnen und 1167 vollendet und eingeweiht worden.

Hieraus ist evident, daß die Angabe, als sei das Kloster Windberg erst 1140 oder 1147 gegründet worden, irrig ist [7 In dem Kirchenlexikon von Wetzer und Welte wird sogar Bischof Otto, der Heilige, von Bamberg, als Gründer des Klosters Windberg angegeben, wovon aber in allen bisher mit gekannt gewordenen Quellen über die Gründung des hiesigen Klosters nicht mit einem Worte Erwähnung geschieht. Das kann man allenfalls annehmen, daß Albert I. von Bogen die Vermittlung des heiligen Bischofs bei der Gründung in Anspruch genommen habe.].

„Nachdem der neue Klosterbau auf Unkosten Albert des I. Grafen von Pogen allbereit und all übriges zum geistlichen Leben in den canonischen Orden S. Norberti beigeschafft worden, verordnete der heil. Vater einige Priester anher, und unter diesen auch einen gewissen Weltpriester, Rudbertus mit Namen, der dann auch hernach mit aller Einstimmigkeit als erster geistlicher Vorsteher eingestellt worden.“

Das Kloster wurde auch gleich von der Stifterfamilie, sowie von ihren Nachkommen reichlich dotirt; und viele Hohe und Niedere bezeugten ihre Mildtätigkeit durch bedeutende Schankungen.

Ein Saalbuch, verfaßt von Abt Dietrich im Jahre 1305, nennt unter vielen Gebern: Albert, Grafen von Bogen und Stifter des Klosters, seine Gemahlin Hedwig, seine Brüder Hartwig von Zeitldorn (?) und Berchtold; den hl. Otto, Erzbischof von Bamberg; Hartwig, Bischof von Regensburg; Adalbert, Erzbischof von Salzburg u. a. m.

So wird angeführt: Ex donatione fundatoris nostri Comitis Alberti de Pogen: Census in for ad S. Englmarum, 23 feod.; Roetenbach 20 feod. agr. et molend.; Hulhen 17 feod.; Glashütt 12 feod.; in der Grünen 17 feod.; Klinglbach 8 feod.; Zell 23 feod.; Mortprun 25 feod.; Halsbach 3 feod. etc.
ex donatione Haedwigis, advovatissae nostrae:
Bretenveld 1 feod.; etc.
ex donatione Sei Ottonis bambergensis Epi:
Eizenreut 2 feod.; Auf dem Greut 5 feod.; Tibreichsreuth 2 curiae; 6 feod., Mairperig, curia etc. etc.

I. Der erste Vorsteher des Klosters Windberg war, wie wir eben gehört, Rudbertus, der vorher ein Weltpriester vom Papste Honorius II. (1124-1130) mit mehreren Priestern abgeordnet und zum Probste erwählt wurde. Unter seiner Regierung kam die Wallfahrt zum heiligen Englmar [8 Um’s Jahr 1086 kam Englmar, ein Landsmann aus der Gegend von Passau, in die Gegend des bayer. Waldes, welche nach ihm genannt wird. Er baute sich mit einem Gefährten eine Hütte und lebte in stiller Einsamkeit, fern von menschlichen Wohnungen, bei Arbeit, Gebet, Fasten und Nachtwachen. Seine Frömmigkeit brachte ihn jedoch in der ganzen Umgegend zu hoher Achtung, so daß sein Gefährte aus Neid den Entschluß faßte, ihn zu morden. Er vollzog sein böses Vorhaben wirklich am ersten Sonntag nach Epiphanie, erschlug ihn mit der Axt und bedeckte seinen Leichnam mit Reisig und Schnee. Vom Gewissen gefoltert aber ging der Mörder flüchtig. In der Woche nach Pfingsten desselben Jahres 1100 fand ein einfacher Priester den heiligen Leichnam, begrub ihn an derselben Stelle und baute ein Kirchlein darüber. Erst im Jahre 1125 ließ Rudbert von Windberg die Ueberreste des Seligen in das jetzige Dorf Englmar transferieren und eine schöne Kirche darüber bauen. Von da an ward Englmar von zahlreichen Wallfahrern besucht bis auf den heutigen Tag. Der hl. Englmar wird als besonderer Fürbitter bei Krankheiten der Menschen und Thiere angerufen. M. B. l. c. p. 12. Mehreres sieh im Sulzbacher Kalender für kathol. Christen. Jhrgg. 1857.] in Aufnahme, nachdem es Albert von Bogen zum Kloster geschenkt hatte. Er regierte 15 Jahre [9 Hund. Metr. Sal. P. 341.]; so besagt auch die schon erwähnte Prälatentafel: Anno Domini MCXXV. D. Rudbertus popularis sacerdos ordine hoc indutus hujus ecclae. Praepositus primus regere ciepit rexitque annis XV.
Zimmermann führt in seinem geistlichen Kalender bei jedem Abte Distichen, als uralt einem Klostermanuscrite entnommen, an, welche auch hier nach jedem einzelnen Abte ihre Stelle finden mögen. Das Distichon auf Rudbertus lautet:
Primus hic e clero spernens mundana nitente
Ordnis indutus veste, aliosque regit.

II. Diesem folgte als Probst Eberhard von Freising aus Schäftlarn [* Frisingensis des Sceftlar. Mon. B. XIV. p. 15.], welcher aber, on morum itemperiem, nach einem Jahre wieder abgesetzt wurde. Alter Eberhardus vix uno rexerat anno,
Fater infelici, sede rejectus erat.

III. Im Jahre 1141 ward zum Vorsteheramte berufen Gebhard v. Bedenburch aus Cöln, Magister der freien Künste. Er wurde auf Befehl des Papstes Eugenius III. (1145-53) vom ehrwürdigen Bischofe Heinrich I. (1131-55) nach den Statuten des Prämonstratenser-Ordens zum Abte geweiht. Er war es, der das Kloster und die Kirche auf einen blühenden Standpunkt brachte. Denn auf sein Andringen und Bemühen ward die alte Pfarrkirche, welche zu klein und unansehnlich gewesen sein mußte, verlassen und eine neue große Kirche (wie sie in den Grund- und Hauptmauern noch steht) gebaut und das Kloster neu errichtet und eingeweiht. Die hierüber in den Mon. Boic. [10 M. B. p. 18.] stehende Urkunde gibt an: „Anno M.CXLII gubernante Monarchiam Rege Conrado, praesidente dioecesae nostrae Henrico Episcopo, anno primo ingressionis nostri Gebhardi, in disciplina et religione studiosissimi, fundamento Templi noviter posito, muroque sanctuarii tantum initiato, consecrata sunt tria altaria in capitibus hujus ecclesiae, altare SS. Petri et Pauli ad meridiem et altare S. Jannis Evangelistae et, S. Andrae ad Septentrionem in 12. Junii Calend. Die sequente Summum altare in honore S. et individuae Trinitatis, B. M. Virginid et S. Augustini et Sanctorum plurimorum. Consecravit ea altaria D. Stilco Ollumucensis Episcopus, de provoncia Moraviae, praesente fundatore loci nobili Comite Alberte, cum Uxore sua Hedewic, et duobus filiis suis Hertwico et Perchtoldo.“

25 Jahre lang wars an der Kirche gebaut; sie wurde, eine römische Basilika, ganz von Quadern aufgeführt, und im Jahre 1167 vollendet. Am 28. Nov. dieses Jahres wurde sie eingeweiht von Bischof Johann von Öllmütz zu Ehren der sel. Jungfrau Maria; auch 2 Altäre, nämlich der Kreuzaltar und der Aegidialtar auf der nördlichen Seite wurden am nämlichen tage geweiht, am folgenden aber, den 29. Nov., der Altar auf der südlichen Seite zu Ehren der Heiligen Mauritius, Gereon, Viktor und Gefährten Martyrer; im Norden rückwärts der zu Ehren des heil. Nikolaus.

1146 bestätigte auch Papst Eugen III. die ganze Stiftung; die Confimrationsbulle ist in den Monum. Bioc. XIV. 19 zu lesen. (cf. Hund, Metr. Sal. P. 340.) Als damals schon zu Windberg gehörig sind angeführt: Saizovia (Sossau) [11 Die Schenkung Alberts in Sossau (Saizovia, Saso) beschränkte sich auf den Maierhof daselbst mit den dazugehörigen Zehenten; denn es bestand damals weder eine Kirche, noch Pfarrei. Die Prämonstreatenser hatten schon immer im Sinne, ein Oratorium daselbst zu erbauen, un in demselben für sich und ihr Dienstpersonal Gottesdienst halten zu können; denn Papst Innozenz II. (1130-43) ertheilte ihrem Ordendas Privilegium, für genannten frommen Zweck in ihren Besitzungen auf dem Lande Oratorien sich zu baien. Da aber in Zeidldorn (Zeidlarn) ½ Viertelstunde von Sossau entfernt, ohnehin die Kirche S. Jacobi maj. stand, so baten sie vorher noch Bischof Heinrich von Regensburg um selbe, der ihnen dann gemäß seiner bekannten Güte nicht blos die Kirche, sondern auch die dazugehörige Pfarrei sammt allen damit verbundenen Zehenten und Einkünften überließ. Die Patres von Windberg, welche hier sie Seelsorge übten, wohnten von dort an auf dem einst von Sclaven künstlich zusammen- und in das frühere Rinnsal der Donau gesetzten Hügel zu Zeitldorn in dem bis jetzt noch stehenden Canonikathause (jetzt das Wirtshaus); daher sie den Canonici Sclavimonteses genannt wurden. Erst 1177 kam durch das Wunder der Uebertragung eine ansehnliche Kirche nach Sossau; und 1532 ward diese endlich zur Pfarrkirche erhoben. So Rohrmeier in seiner Geschichte von Sossau, pag. 28. – Letztere Angaben, sowie die bezüglich der Zehenten müssen aber auf Grund des später zu beschreibenden Saalbuches des Abtes Dietrich insofern eine Aenderung erleiden, als es dort fol. 52 „Item camerarius recipit quidquid offertur ad altare in sazzaw in saerificio ceralana lino et candelis, jure parochiali et comparationibus missrum exceptis, quae plebano cedere debent“ Fol. 61 avers. „Ex donatione Dni. Hainrici Rat. Epi. Barrochia. Item decoma emta est per dnm. Hainricum abbaten seniorem pro XXVI: Zeidlarn villa, Puhel jj curie etc. etc heißt und somit der Zehent erst erkauft wurde und um’s Jahr 1305 die Kirche in Sossau schon Pfarrkirche seyn mußte.], Waltsenberg, Sylva in Mylbacensi via, Virlebach, Embra (Einbrach), Syrinchke, Mainkoven, Vennebach [12 Englmar ist hier nicht aufgeführt. Es scheint also, daß Graf Albert I. die Schenkungen in Englmar erst nach 1146 kurz vor seinem Tode an’s Kloster gemacht habe. In einer Confirmatiosnbulle des Papstes Lucius III. vom Jahre 1183, welche sich im Pfarrarchive zu Englmar copirt findet, wird neben den andern Besitzungen auch angeführt: bona quae habetis ad S. Englmarum, vineas, quas habetis juxta villam, quae dicitur Bondorff etc.]. Schutzherr (advocatus) soll der älteste aus den Nachkommen des Stifters Albert, Grafen von Bogen sein; und wenn einer seine Pflicht nicht gehörig erfüllt oder geradezu mißbraucht, so soll das Kloster sich an den Bischof von Bamberg wenden, und auf sein Ansuchen hin ein anderer Schutzherr bestellt werden.

Die canonische Regel, die im Kloster für immer und gewissenhaft zu beobachten ist, sei die Regel des hl. Augustin.

Auch eine ganz besondere Vergünstigung ward dem Kloster durch diese Bulle noch zu Theil, nämlich, wenn das Land interdicirt sei, so dürften die Mönche doch den Gottesdienst halten, aber bei verschlossenen Thüren, mit Ausschluß aller Interdicirten und Exkommunizirten, ohne die Glocken zu läuten und stille.

So war denn nun das Kloster Windberg in sich fest begründet, und man kann wohl sagen, daß dies das Jahr seiner eigentlichen Begründung war, da es früher als Probstei noch von einem anderen Hauptkloster abhängig sein mochte, und ohne päpstliche Confirmation in seinem Bestande noch nicht so ganz gesichert erscheint.

Dem Stifter Albert I., war es noch gegönnt, sein frommes Werk so herrlich heranreifen zu sehen und diese gottgeweihte Stiftung zur Ehre Gottes und zum Heile der Seelen fest gegründet zu wissen. Aber das neue Gotteshaus und den neu eingerichteten Convent zu sehen, dazu reichten seine Lebenstage nicht mehr aus, denn schon im Jahre 1147 am 13. Januar verstarb er seligen Andenkens. Sein Leichnam ward in der angefangenen, aber noch nicht vollendeten Klosterkirche begraben; auch mehrere seiner Nachkommen haben neben ihrem Stammvater ihre Ruhestätte gefunden. Ein Stein, in die Wand nächst dem Grabe eingefügt, verkündete ihr Andenken mit folgender Inschrift:

Continet authores hujus fabricae poriores
Ista Sepultura, quos praesens atque futura
Posteritas sane nin cessat verspere, mans
Hic commendare Christo, precibusque juvare.
Sed libet ipsorum distinguere nomina, quorum
Extitit Albertus primus; de quo duo nati
Hartwic, Berchtoldus sunt hac tumba tumulati,
Solo Berchtoldo puer Albrecht nascitur; a quo
Prosesserunt Leopold, Berchtoldus et Albrecht,
Sic genus aequivocos vult partim esse beatos,
Corpora dictorum latitant hic more priorum.
Te quoque mente pia dotaverunt Vorgo Maria,
Templi structura des gaudia non ruitura,
Iprsis in coelis, ubi regnat quisque fidelis.
Dilige progenium Comitis quicunque legens es
[13 Hund. M. Sal. P. 339.]

Die Ueberreste der gräflichen Todten ruhten unangetastet, bis die vandalischen Schweden 1634, daselbst Schätze vermutend, die Gruft erbrachen, den Denkstein zerstörten und die Gebeine zerstreuten. Erst im Jahre 1683 fügten die Mönchen einen Stein in den Boden ein, an der Stelle, wo die ehrwürdigen Ueberreste ruhten, mit der Inschrift:

Quae olim turbo bellicus sacrilege exhumavit Munificentissimorum Fundatorum ecclesiae Windbergensis Quorum memoria in benedictione est Lipsana hoc eodem loco debita pietate reposita sunt Piis autem manibus Lapidem in Signum pouit denuo grata etamnum Posteritas anno M.DC.LXXXIII.

Die Gräfin Hedwig überlebte ihren Gemahl noch um 15 Jahre und war auch nach seinem Tode unabläßig bemüht, gute Werke zu thun, fromme Stiftungen zu machen, wie sie diese ihre Wohltätigkeit und Andacht schon vorher auch zu Gunsten des Klosters beweisen hatte. Da Stiftete sie denn [14 Müller und Grueber, der bayer. Wald.] neben dem Mannskloster noch ein Frauenkloster, wahrscheinlich auch des Prämonstratenserordens, (wie es denn nicht selten vorkam, neben den Mannsklöstern auch Frauenklöster desselben Ordens entstehen zu lassen,) und sowohl hierfür kein Dokument vorliegt, so möchte es keinesfalls gewagt sein, solches anzunehmen, da im Jahre 1200, in welchem der hl. Norbert unter Papst Innozenz III. in die Zahl der Heiligen aufgenommen wurde, schon 1800 Klöster dieses Ordens bestanden, unter denen 1300 von Mönchen und 500 von Nonnen bewohnt waren.

Von diesem Kloster sind uns keine weiteren Notizen aufbewahrt worden, als was die Mon. Boic. Anführen über den Kirchenbau in hon. S. Blasii: „Anno Dni. MCLVII, 11, Cal. Maji a venerabili Episcopo Hartwico Ratisbonensi II, invitato ab abbate Gebhardo, dedicata est Ecclesia S. Blasii ad Sorores, in honorem SS. Trinitatis et S. Crucis et B. M. Virginis.“

Ferners redet eine Urkunde [15 Dieses Manusript ohne Siegel ist im Besitze des histor. Vereins von Niederbayern (bezeichnete mit J. 18).] vom Jahre 1348 von dem Frauenkloster: „…. Waz an dem Gut zu Albrechtsried daz da lieget in peychem zwischen der stat ze Schüttenhouen, vnd Reichenstain des pergz zu rechtemn erbrecht, Daz da waz vnser Brawen Chloster in Bayn ze Winberg enzogen vn enpfret.“

In der schon genannten Bulle von Luzius III. heipt es blos: locum vestrum des Windberg cum incorporate Parochia S. Blasii in eodem loco sita cum omnibus pertinentiis.

Es ist bisher also nicht zu ermitteln, wie lange dieses Frauenkloster bestanden habe, noch in welchem Jahre es gegründet wurde. Wahrscheinlicher möchte es sein, da von ihm selbst in der päpstlichen Bulle des Lucius keine Erwähnung geschieht, daß neben dem Mannskloster noch ein Haus bestand, in welches Frauenspersonen sich aus dem Weltleben zurückzogen, ohne deßhalb in einem streng klösterlichen Verband zu treten, und da in beschaulichem Leben ihre tage verbrachten, wie es auch Mannspersonen thaten, welche „fratres nostri“ betitelt wurden. „Sorores nostrae“ mögen diese Frauenspersonen gewesen sein, die also nur einen geistlichen Verein ohne feierliche Gelübde bildeten. So starb Hartwig III., Bruder Alberts I., als frater conversus im Kloster zu Windberg; Richildis, Tochter Alberts I., führte daselbst ein beschauliches Leben.

Im Saalbuch des Abtes Dietrich stehen noch verzeichnet Schenkungen Chunegundis sororis nostrae de Ettna; Timonis fratris nostri; fratres ulrici de choesting; fratris nostri Hainrici; Hainrici de mulpach conversi nostri; meingoti des peutzchouen, conversi nostri; Eisenrici fris. Nri.; Elizabeth de hunderdorf, sororis nre. etc.

Solche machten Schenkungen an’s Kloster und wurden dafür wahrscheinlich abgenährt. Später und bis zur Aufhebung des Klosters bestand der sogenannte fritte Orden des hl. Norbert und als „Schwestern“ benannte Frauenspersonen lebten in dem jetzt als Gemeindearmenhaus verwendeten Hause beisammen.

Die Kirche S. Blasii war die eigentliche Pfarrkirche und diente als solche bi szur Säkularisation; dann ward die Klosterkirche zur Pfarrkirche erhoben, erstere (die Blasiuskirche) aber exekrirt, verkauft, in eine Stadel verwandelt und im Jahre 1849 gänzlich abgebrochen; 1854 verschwand auch das letzte Ueberbleibsel, der Thurm, welcher bisher noch als armselige Ruine sich den Bestand gefristet hatte.

Vor dem Abscheiden der Gräfin Hedwig sagt eine alte Handschrift: „Hedwiga Stüffterin ist in Gott verscheiden, da man zehlet 1162 Jahr; wo sie aber begraben lieget ist uns unbewußt.“ Ihr Todestag war der erste Dezember [16 M. B. I. c. p. 106].

Die Brüder sowohl als die Nachkommen des Stifters zeigten sich gegen das Kloster gar freigebig; denn nicht blos Hertig IV. von Zeitldorn und Berchtold I. haben bedeutende Schenkungen an Grundbesitzgemacht, sondern auch eine Luitgard, Gemahlin des Grafen Berchtold II. kommt nebst einem jüngeren und älteren Albert als Geberin vor.

Abt Gebhard erlebte unter seiner Regierung drei Schutzherrn, Albert I., den Stifter; dessen Sohn Berthold II., welcher 1147 seinem Vater in der Graffschaft folgte, aber 1168 schon wieder seinem Sohne Albert III. Platz machte.

1177 geschah das große Wunder der Uebertragung des marianischen Gnadenkirchleins durch die Engel von Antenring nach Sossau. Gebhard, von der Mutter Gottes im Traume ermahnt, wie man erzählt, unternahm noch im nämlichen Jahre diese Gnadenkirche zu erneuern, zu erweitern und zu verschönern; und im folgenden Jahre 1178 den 16. April ist dieselbe sammt ihren Altären durch Chunon II., Bischof von Regensburg, eingeweiht worden [17 Das Nähere hierüber lies in der „Geschichte der uralten Marianischen Gnaden- und Wallfahrtskirche zu Sossau“ von M. Rohrmeier. Straubing 1843.].

Abt Gebhard war ein Mann voll wahrer Frömmigkeit, ausgezeichnet in Wissenschaften, ein kräftiger und umsichtiger Vorsteher seines Klosters, das er zu Ruhm und Glanz brachte; zur Förderung der Wissenschaftlichkeit bei seinen Untergebenen, vielleicht auch einigentheils, um seine Mönche zu beschäftigen, befahl er diesen Bücher abzuschreiben. Solche in großer Anzahl von seinen Mitbrüdern auf Pergament geschriebene Bücher waren die Zierde hiesiger Bibliothek und nicht leicht ein anderes Kloster vermochte so viele, diesem Zeitalter entstammende Handschriften aufzuweisen. Bei Aufhebung des Klosters wurden auch diese Schätze (ob alle?) in die k. Hof- und Staatsbibliothek zu München verbracht, und es befinden sich gegenwärtig daselbst aus hiesiger Klosterbibliothek noch 159 Pergament-Handschriften und 72 Schriften auf Papier, darunter auch die Manuscripte aus späteren Jahrhunderten, alle meist religiösen Inhalts, Werke von Kirchenvätern, Kirchenlehrern, Homilien etc., nur ungefähr 10 Handschriften behandeln die Geschichte des Klosters, vornehmlich die älteste Geschichte.

1160 ward eine Gütervertauschung zur besseren Arrondirung betrieben und vom Kaiser bestättigt [18 M. B. I. c. p. 28. Kaiser Friedrich I. gab dem Klostr für 3 Huben zu Ascha, Winzer (oder Weinzier?) und Mukkendal den Hof Frukesdorf; und für 3 andere Huben Reginoldisdorff, Advockesbuele und Radebule zwei Huben, welche am westlichen Fuß des Windberges lagen.].

Nachdem Abt Gebhard während einer 50jährigen Regierung sich außerordentliche Verdienste um sein Kloster erworben hatte, starb er den 6. Mai 1191, im Rufe der Heiligkeit.
Praefuit hic denis lustris Antistes, in omni
Doctrina clarus cum pietate fuit.

IV. Im folgte Conrad I:, welcher die äbtliche Würde unter sehr schwierigen und betrübenden Verhältnissen ungefähr 7 Jahre lang bekleidete.

Albert III., Graf von Bogen, ein wilder und unruhiger Kopf, ein rauher Kriegsmann, voll Trotz und Stolz, keine Macht scheuend, kein Recht ehrend, konnte nie des Geldes genug haben. Die Klöster unter seiner Schirmherrschaft drückte er mit unerhörten Steuern, setzte ihnen gewaltthätige Untervögte, von denen der den Zins nahm, und welche, solchen zu erschwingen oder sich zu bereichern, abermals Landvögte und Schaffner auf den verschiedenen Klostergütern hielten. Besonders zur Erbauung der Veste Hohenbogen und mehrerer anderer Burgen erschöpfte er durch vielerlei Steuer und Schatzung viele Klöster derart, daß sie fast verarmten.

Er konnte auch mit seinen Nachbarn nicht in Frieden leben, und namentlich ist es die Ortenburgerfehde, wo das Land, die gemeinen Leute und die Gotteshäuser groß Ungemach litten. Herzog Ludwig von Bayern war zu schwach, ihn zu bewältigen; er mußte den Kaiser Heinrich VI. anrufen; dieser kam nach Regensburg, gebot Landfrieden 1193, und erklärte den wilden Albert in die Acht, welcher nun nach Apulien wandern mußte.

Unter solchen Umständen hatte das Kloster Windberg auch sehr vieles zu leiden, da sein Schutzherr selbst so ungerecht und hart mit ihm verfuhr; erst nach der Verbannung des Wütherichs konnte es sich wieder erholen und des Friedens genießen.

Albert gelangte bald wieder beim Kaiser zu Gnaden, da er denselben von der Geburt seines Sohnes Friedrich benachrichtete (1194), und erhielt bei dieser Gelegenheit auch Gnade für seine Kriegshelfer Ottokar von Böhmen. In dieser Zeit, zwischen 1194 und 1197, brachte Albert die Gebeine des heil. Bischofs und Martyrers Sabinus von Spoletto und der hl. Serena, welche, Witwe des Kaisers Diokletian, als Christin den Martyrertod erlitt, nach Deutschland, und schenkte sie zur Klosterkirche in Windberg, welcher sie jetzt noch zur schönen Zierde gereichen [19 M. B. p. 107. – Die kleine handschriftliche Chronik und Falkenstein führen 1197 als das Jahr der Translation dieser hl. Reliquien an. Letzterer schreibt hierüber: „als der Kaiser Heinrich VI. Albert den III. in die Acht erklärte, zoig dieser nach Italien, wo er auch schklimme Händel anfing und unter andere, die Stadt Spoletto in Tuscien eroberte. Einige sagen, er sei daselbst gestorben, einige aber, er sei von da in Teutschland wieder zurückgekommen, und habe die beiden Leiber des hl. Bischofs Sabinus und der hl, Serenä mit aus Italien gebracht, und solche in das Kloster Windberg versetzt.“ Das Jahr der Translation kann somit nicht genau ermittelt werden; bestimmt ist, daß sie durch Albert III. geschehen ist, wie die M. B. anführen: sub abbate Conrado. Der Oberalteicher Chronist und die M. B. bringen nach Hund. M. Sal. Einen, wie sie sagen, im Kloster befindlichen Rhythmus, der gegenwärtig nichtmehr existirt, bei, lautend:
Hic Alberti Proenpos Advocatus.
Proprio qui Nominme Albertus est numeratus
Sabinum divum sacris meritis mire beatum,
Cum Sernea Martyre advexit Is longinguum:
Dormitat nonagesimo septimo milleno centeno
Albertus in Domino, omni qui vivit in aevo.
O Sabine, o Serena, o nunquam ruitura
Vestro stet precamine ea modo structura!
Albert III. ist wirklich nach dem necrologium Windbergense im Jahr 1197 am 19. Dez. gestorben, nur ist er nicht pronepos, sondern nepos Albert I.
]. Albert scheint durch die Achterklärung milderer Gesinnung geworden zu sein gegen das Kloster, indem er außer dem Reliquiengeschenke ihm 1194 auch eine eigene Ueberfahrt über die Donau bei Hörmannsdorf (nächst Bogen) verlieh; die Mönchen durften eigen Schiffe halten, um Hau und andere Bedürfnisse überzuführen.

Albert III. starb den 16. Dez. 1197. Doch sein Tod war der Anfang neuer Leiden für das Kloster. Er hinterließ nämlich zwei Söhne, Berchtold III. und Albert IV. (Luitpold, der dritte Sohn, war Priester geworden). Diese beiden setzten nur da fort, wo es ihr wilder Vater gelassen hatte; auch ihr Spiel war es, die ihnen zum Schutze anvertrauten Klöster und Stifter zu quälen und zu pressen, ihre Nachbarn zu beunruhigen und allerlei Gewaltthätigkeiten zu verüben. So verfolgten und mißhandelten sie z. B. die Mönchen von Oberalteich, hausten schrecklich mit deren Gütern, so daß selbe Noth, Kälte und Hunger ausstehen mußten, bis der Papst sich in’s Mittel legte. So werden sie es ohne Zweifel auch dem Kloster Windberg gemacht haben, das auch unter ihrem Schutze stand.

Als Papst Honorius III. 1220 zu einem Kreuzzuge aufforderte in’s gelobte Land, machten sich auch die gräflichen Brüder auf, nachdem sie den Klöstern einigen Schaden gut gemacht hatten. Berchtold verlor bei der Einnahme von Damiette sein Leben.

Im Jahr 1232 erließ Gregor IX: eine Aufforderung an Albert, das Kreuz zu nehmen, um mit den Rittern des Deutschordens die ungläubigen Preußen, welche die umliegenden Christen stets beunruhigten ´, zu bekämpfen. Albert nahm das Kreuz und der Papst legte die Güter des Grafen in den Schutz des Bischofs von Bamberg und des Abtes von Windberg mittelst dreier Bullen. 1233 schenkte Albert, nachdem er sich vorgenommen, in’s gelobte Land zu ziehen (?) (transfretationis deliberatum iter proficisi volens) zur Erstattung erlittener Schäden, dem Kloster Windberg zwei Pfarreien: Viechtach im Walde und Schüttemhofen in Böhmen, nebst dem Dorfe Podmukel. „ob meorum enormitatem facinorum … opertunum et saluti proximum fore arbitrans, …ecclesis Die plurimum vexatis pro posse reconciliari. Praeterea ecclesiam Windbergensem videlicet veluti specialem testamento praestantiori praefens conferndo ei ecclesiam in Viehta, et alteram in terra Bohemorum, quae dicitur Schvtenhoven cum villa adjacente Podmukel dicta jurw debito et perpetuo possidendas [20 M.B. I. c. p. 47. – Hemeuers Chronik von Oberalteich. Pag. 157.].

Nichtminder wird es die Absicht zu restituiren gewesen sein, wenn Albert im Jahr 1238 den Zehent von allen seinen Gütern dem Kloster übergibt „ad nostram ac dilecti domini et fratris nostri (uterini) illustris palatiui comitis Rheni ducis Bavarie omniumque parentum nostrum in carne viventium felicitatem perpetuam et salutem, in remedium quoque omnium defunctorum parentum nostrorum nec non ministerialium nostrorum et aliorum nobis dilectorum, quorum corpora in coemeterio ecclesie Windbergensis requiescunt et requiescent.“ (Mon. B. XIV. p. 48.)

Daß Der von dem eigenen Schutzherrn dem Kloster Windberg zugefügte Schaden nicht unbedeutend gewesen sein muß, geht auch daraus hervor, daß selbst Pfalzgraf Otto von Rhein und Herzog von Bayern in Anbetracht des unberechenbaren Nothstandes und Schadens des Klosters, (ob coenobii inaestimabilem inopiam et jacturam) und zu seinem Heile sich bewogen findet, im Jahre 1242 die Zehenten, welche Albert 1238 dem Kloster schenkte, zu belassen und neuerdings urkundlich zu schenken. Ludmilla nämlich, die Mutter Alberts IV. hatte sich 1204 mit Herzog Ludwig von Bayern vermählt und so gelangten die Besitzungen der Grafen von Bogen, nachdem Albert 1242 kinderlos starb, an das herzogliche Haus Bayern [21 M. B. pag. 50.].

Während dieser wechselvollen und unglücklichen Zeit folgten mehrere Aebte nacheinander, von deren Wirken gar nichts bekannt, außer die Zeit ihres Regierungsantrittes und Todes ganz unbestimmt ist.

Unter Konrad taucht wieder ein Streit auf mit dem Pfarrgeistlichen von Schneiding um die Zehennten und andere Abgaben aus einem Hofe, Fürlebach geheißen, von dessen Beilegung schon die Bulle des Papstes Lucius im Jahre 1183 Erwähnung macht. Im Jahre 1200 ward also der Kirche zu Schneiding (Snvdingen) eine neue Uebereinkunft, bestättiget vom Bischof Chunrad von Regensburg, getroffen: dem Abt gehöre das ganze Gut (dotem) und aller Zehent von den Ländereien, welche zur Zeit bebaut werden; dagegen habe er dem jeweiligen Geistlichen (parachiani) 3 Talente Regensburger Münze (tria talenta Ratisponensis monete) und ein Schwein im Werthe von 3 Schillingen, oder 3 Schilling in Geld alljährlich auf Epiphanie zu entrichten. Unterläßt der Abt seine Schuldigkeit, so geht der Zehent frei auf den Geistlichen über; ebenso gehört der Zehent von Ländereien, welche erst cultivirt werden, demselben [22 M. B. pag. 41.].

Von Abt Conrad existirt das Distichon:

Ordnie Abt Conradus quartus, quot rexerit annos,
Aut quo cessarit, littera nulla docet.

V. Nach diesem ward Petrus zum Abt erwählt, der aber nur ein Jahr regierte und beiläufig um’s Jahr 1206 starb.
Conrado quintus successit ordine Petrus,
Uno tantum anno praefuit, ac obiit.

VI. Dessen Nachfolger war Uldarich, dieses Namens der erste, der aber schon um’s Jahr 1211 mit Tod abging.
Ordine sextus erat, lustro qui praefuit uno
Ulricus, mortis tristia fata subit.

VII. In die vakante Stelle ward von den Brüdern eingesetzt ein Religiose des hiesigen Klosters mit Namen Volmar, der 6 Jahre regierte, muthmaßlich hat er 1217 den Weg alles Sterblichen angetreten.
Ulricum sequentur Volmarus; rraefuit annis
Sex; at quo, incertum, vivere desierit.

VIII. Volmar’s Nachfolger war Johannes I., dieser stand dem Kloster 5 Jahre lang vor; wann er gestorben ist nicht bemerkt:
Ordine qui octavus, lustro rexisse Joannem,
Scribunt, sed mortis tempora nulla notant.

IX: Conrad II. zum Abte nach Johann’s Tod erwählt, regierte 7 Jahre; doch ist nichts über seinen Tod bekannt; man setzt ihn in’s Jahr 1229.
Septem annis Praesul Conradus praefuit; atquo
Certo non constat, tempore obiisse necem.

X. Auf Conrad II. folgte Johannes II., welcher 13 Jahre lang das Klosterregiment führte; er starb im Jahre 1242.
Unum et bis senos annos tenuisse Joannem
Clavum ajunt, hujus nominis alter erat.

Im Jahre 1242 stiftete ein gewisser Rudolph, Priester und Custos in Windberg, das Oellicht in der Kirche („locis, temporibus et horis prout consuetudo exigit!) aus den Einkünften von einem Landgute eun einzelnen Aeckern in Chalbezzen (Kohlwessen). Im Jahre 1253 erwarb ebendiesr mehrere Güter jährlich am Feste des heil. Sabinus „honestam corporalis refectionis consolatione, universo nostro conventui studeat exhibere“ [23 M. B. pag. 53.].

XI. Nach dem Tode Johannes II. ward zur Prälatur befördert Heinrich, der Erste dieses Namens, welcher 31 Jahre regierte und 1273 resignirte; er starb 1276.
Annum et sex lustra Henricus praesedit, honris
Sponte resignat onus, mortis onusque obit.

Zu dieser Zeit war die Würde wieder eine schwere Bürde geworden, da fortwährende Streitigkeiten unter den bayerischen Herzogbrüdern und mit auswärtigen Feinden die Geldquellen des Landes erschöpfen mußten und die Besitzungen mancherlei Noth und Elend aussetzten.

XII. Da Heinrich I. resignirte (1273) ward Albero durch die Wahlstimmen zum Abte erhoben, bekleidete aber diese Würde nur 4 Jahre und resignirte dann ebenfalls.
Annis Albero quatuor praesedit et ultro
Ponit onus; mortis falce resectus obit.

XIII. Nachdem Albero den Hirtenstab hinweggelegt, überkam denselben 1277 Ulrich II., welcher ihn 4 Jahre trug und ebenfalls resignirte. +1309
Quin et Udalricus quatuor cum praefuit annis,
Deposuit regimen fessus honore suo.

Ulrich hatte eine Streit mit dem Erzbischof von Prag, welcher die Klosterpfarrei Schüttenhofen wider seine Befugniß besetzt hatte, welchen Streit Papst Nikolaus II. im Jahre 1280 dem Abt von Oberalteich zur Entscheidung übertrug.

XIV. Konrad III., vorher Probst des Stifts und Klosters Osterhofen, wurde nach der Resignation Ulrichs hieher als Abt postuliert, und nachdem er 13 Jahre die Abtei löblich verwaltet hatte, starb er anno 1295.
Annum et bis sennos Conradus praefuit annos,
Qui prius ut Praesul profuit Austraviae.

XV. Ihm folgte Heinrich II., zugenannt von Nötzstall. Dieser stand der Abtei während 10 ½ Jahren mit Kraft und Umsicht vor, und bedachte besonders auch das materielle Wohl des Klosters, indem er die Einkünfte desselben mehrte und aufbesserte durch Kauf, Schankung, Tausch und Arrondirung. Dadurch wohl kam er auch in Streit mit einem Dienstmann des Klosters, dem Steinberger, wegen einer Roßweide zwischen Windberg und Steinburg in der Au. Das Zerwürfniß schlichteten 1297 die Herzoge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein, Otto und Stephan durch ihren Vitzthum Albrecht von Straubing zum Vortheil des Klosters: der Steinberger steht ab von dem Besitze der Roßweide; der aber solle jährlich „sinen Herren in dem Chloster järlich des nächsten Tags nah sant Paulstag, als er becxhert ward an dem abent schenchen, und des morgens visch und wein geben nimmer mär ewichlich an dem vorgenannten tag, den vorgenannten Stainbergärn ze einen selgerät vnd ir vorvodern, vnd allen den, di ir rat vnd ir fürdrung darzv gegeben habent“ [24 M. B. pag. 55.].
1297 schenkte Bischof Conrad von Regensburg dem Kloster wegen dessen Religionseifer und Gastfreiheit für ewige Zeiten den großen Zehent von Hunderdorf und das Höflein Stetten. Heirnich starb anno 1305.
Sex menses, annosque decem cum fraena teneret,
Coenobii Henricus, morte vocatus abit.

XVI. Heinrich des II. Nachfolger war ein regulirter Chorherr von Osterhofen, Theoderich oder Dietrich mit Namen, welcher 17 ½ Jahre die Abtei verwaltete; er erbaute die Kirche Unser Lieben Frau auf dem Friedhofe, wo er verordnete, daß alle Tage die erste oder sogenannte Frauenmesse gelesen werde (was auch bis zur Säkularisation in Uebung blieb). Dietrich nahm sich besonders des Klostergutes an; er suchte alle Schenkungsurkunden und Briefe zusammen und schrieb sie sammt den Einkünften in ein eigenes Buch, das also beginnt:

In nomine sancte et indiuidue trinitatis amen. Anno Dni millesimo trecentesimo quinto. Ego ditricus canonicus et pfessus eccle Osterhouensis electus in abbatem Eccle Windbergensis. In octa nativitatis bte Marie virg. et bndietq. in Abbatem puenabilem Epm Ratispon eccle Dnm Chunr. de Luppurch. Inueni Redditus eccle Windbgensis ex uetustate libror. et priuilegior. incorrectos. et p tpm (per temporum) uariationem inexpeditos. times ex his. ruina eccle imminere. subsc’ptas (subscriptas) possessiones sicut potui ex lib’s et p’uilegiis agnoscere et fid’liu officialiu et s’uitor. (servitorum) eccle narracione inuestigare huic lib‘ inserui. Noia (nomina) etia illor. qui ob salutem aiar. suar. ecclam suo pat‘monio dotauernt et qnocnq. modo emptione ven’abiliu abbatu pdecessor. meor. et alior. nobiliu eccla Windb‘gensis possessionib est dicata interclusi. Sernicium etiam sicut se tunc statq. tpis terre huit. no ex mea noua ordinacione Sz (sed) ex osueta recepcione huic lih° ascripsi. ad honore dni nri iSiu christi et laudem beate marie virginis gloriose. Amen.
Incipit liber pdior. Eccle Windbergensis:
ex Donatione ….

Es folgen auf 48 Pergamentblättern die Namen der zum Kloster geschenkten Höfe, Lehensgüter, Sölden, Weisen, Mühlen, Gehölze, die Dienstleistungen und abgaben nebst dem Zehent, sowie die Namen der Geber und der Aebte, welche durch Tausch und Kauf die Güter arrondirten, oder die Einkünfte aufbesserten.

Die vorzüglichsten Geber sind:

Der Stifter Albert I., Graf von Bogen, und dessen Gemahlin die Gräfin Hedwig, von deren Schenkungen schon S. 196 [in einem vorhergehenden Absatz] Meldung geschah;

Perichtold, Graf von Bogen, (4 feod. Zu Weidorf, 1 Mühle und feod. Zu Rätzing, 2 feod. und 1 seld zu Pullarsperig, 2 feod. vor dem Waltl; 1 Hof zu Hagenperig (Hagnberg); 1 feod. zu Ekke; 2 Höfe, 1 Wiese und Mügle in der Bogen; die Mühle, 2 Höfe, 2 feoda, Wies- und Holzgründe in Achpeug (Apoig). Auf seinem Todbette vermachte er zum Kloster zwei Höfe Muhlpach und Peyerweg).

Albert, Graf von Bogen, (ohne Angabe, ob es der III. oder IV. ist): 3 Höfe zu Plassansperig; feoda zu Raumolstorf, Munichhoven, Aharwiesen, Röchleinfried; Rakklemsperig; 3 feod. und 2 Sölden zu Nidermuhlbach; eine Wiese zu Röreinaw.

Der hl. Bischof Otto von Bamberg: 2 Lehengüter zu Eizenreut; 5 auf dem greut; 2 Höfe und 6 feod. zu Tibrichsreut; 1 Hof in Mairperig.

Heinrich von Alnkoven, ein Ministeriale der Grafen von Bogen schenkte den obern Hof zu Niedersunzing; Gütlein in Albrechtskirchen; Grub [25 Die Gemahlin des Heinrich von Allkofen ward in Windberg begraben. Ihr Grabstein war in der Blasiuskirche angebracht. Glücklicher Weise ist er der Zerstörung entgangen und befindet sich jetzt in der nördlichen Wand der Frauenkirche eingemauert. Aus grünen Sandstein gehauen stellt er das Bild der edlen Frau vor mit der Umschroft: Irmengardis nxor hainrici de allncoven militis anna MCCXLVIII die proxima secunda post Laetare.].

Perchtold con Stainberch schenkte 1 Hof und 2 feod. zu Pomesried, feod. zu Paumgarten, Haberpuhel. Noch mehrere Schenkungen (auch in späteren Zeiten) kommen von den Stainbergern in Aw, welche wahrscheinlich Ankömmlinge von dem alten Geschlechte der Steinberger auf dem nahen Schlosse Steinberch waren.

Ferner finden sich die Namen: Nußberger, Ramspercher, von Fremerichsperg, v. Sattelpogen, v. Velberch, der Edlen von Saulberch; woran sich noch eine Menge anderer Namen von Gläubigen reihen, welche dem Kloster Schankungen von Grundbesitz oder Dienstleistungen (servitia) machten. (Ueberhaupt ist dieses Buch eine wahre Fundgrube der alten Ortsnamen aus hiesiger Gegend, zugleich hinweisend auf die sehr frühe Gründung der meisten jetzt noch existirenden Dörfer, Schlösser, Weiler und Einöden.
Durch Schenkung des Königs Watizlai von Böhmen, (dessen Sohn Adalbert 1168 Erzbischof von Salzburg ward, + 1200) und einiger anderer Gläubigen erhielt das Kloster einen Hof und 13 feod. zu Albrechtsried; dazu Abgaben aus 6 feod. und 1 seld zu Mylschitz, 7 feod. zu Jänäbitz, von einem Hofe Waititz, einer Mühle Praunaw, und datz dem Plinthof.

An Weinbergen besaß das Kloster vom Bischof Hartwig von Regensburg, dem es einen Hof zu Lagnaw nächst dem Schlosse Valchenstain gegeben hatte, 6 Weinberge und ein Gütlein zu Pillnach; einen zu Zeidlarn; durch Abt Heinrich I. von Friedrich von Ransperg gekauft 2 Weinberge und Gütlein zu Zinzendorf; durch Abt Albero gekauft einen zu Pogen.

In Oesterreich durch Schenkung eines Rudolf, einer Mechtildisund Pertha von Krems; einen Hof in der Hell nebst Obstgarten; 2 Juchart Weinberge zu Cremsleuten; ebensoviel zu Stainprunt, Vorholz in Gneusendorf und in der Gern; Weinberge in der Praitensetz und Vohenlueg.

Durch Schenkung, Kauf und Tausch machte sich besonders Abt Heinrich von Nötzstall um den Wohlstand des Klosters verdient.

Den ganzen Zehent hatte das Kloster von den die Pfarrei bildenden (s. in dem topographischen Anhang §. 4) Ortschaften; eine Wuelle der Einkünfte bildete auch der zur Pfarrei Englmar competirende ganze Zehent aus den die Pfarrei bildenden Orten: Englmar (23 feod.), Rötenpach, Huben (Hulhen, Hilm), Glashütt, Gruen, Mortprun, Chlingelpach, Cell, Hag; – der ganze Zehent aus den zur Pfarrei Sossau (Ex donatione Hainrici Rat. Epi. Barrochia, decima empta est p. dm. Puhel, Hard, Obernhard, Loh und 2 feod. bei Hard.

In der Pfarrei Windberg und Englmar ward der Neubruchzehent von Bischof Albert von Regensburg dem Kloster geschenkt.
Theilzehent hatte Heinrich vonNetzstall zugekauft aus den Orten: Achpeug, Hunderdorf, Tann, Grub, Puechperch, Langleuten, Wiespeunt, Betendorf, Regelsperig, Gaishasuen, Erden, Röreinaw, Reintal, Stupich, Stainberch, Loch, Aw, auf dem Praitenueld.

Theilzehent erhob das Kloster an den Orten: Peitzchouen, Albrechtzchirichen, Alnchouen, Petzendorf, welche zur Kirche Albrechtskirchen gehörten, über welche Kirche dem Kloster von Marquard vomn Allnkocen das Patronatsrecht (jus patronatus, advocacia) geschenkt worden; ferner (ex donatione fridrici quonda,m plabani de peilnstain, tertium manipulum) von Perchartstorf, Pischolsperig (Ober- und Unter-) Wetzstain, Igelhaft, Wolpersperig, Heiligenstain, Schwarzenstain (castrum), Datz der salhen, Sakendorf, Niedernperhartstorf, Schellnperig, Salach (Söllach), Rodenstorf, Höhenperig, In den Schachen, Chalbezzen, Grueb bei Perschartsforf.

Zur Pfarrei Albrechtsried floß (ex don. Watizlai regis Behemie) theils der ganze, theils getheilter Zehent aus den Dörfern und Weilern Albrechtsried, Mulschitz, Weititz, Pomukkel, Sachitz, Schömanaw, Ostrozen, Pazzik, Rozzedel, Nestiz.

Die dem Kloster gehörigen Höfe und Güter waren theils in Erbpacht (jus haereditarium) gegeben, theils mit Leibrecht (jus precarium) verpachtet.

Aus diesem allen ist ersichtlich, wie reich an Besitz das Kloster im Anfange des 14. Jahrhunderts schon war, wie es allerwärts einer Menge von Wohltätern zu danken hatte [26 Es sind hier nur die vorzüglichsten Schenkungen angeführt; das Datum ist nirgends beigefügt. Einige Schenkungsbriefe haben sich noch erhalten und sind theils in den Mon. Boic. zu finden, theils ruhen sie im Reichsarchiv, von denen in den Regesten von Freiherrn von Freiberg Erwähnung geschieht, theils befinden sich etwelche im Besitze des historischen Vereins von Niederbayern. – Sehr viele dieser Einkünfte aber waren onerirt mit gestifteten Gottesdiensten, mit Abhaltung von Jahrtagsmessen und Offizien, mit besonderen Distributionen etc., Die Jahrtage waren größtentheils mit ganzen, entweder in pleno gesungenem oder blos recitirtem Officium defunctorum, Commendation und einer oder mehren Aemtern und Messen abzuhakten, womit gewöhnlich eine Schenkung an die geistlichen Theilnehmer verbunden war. In der Folge wuchsen solche Stiftungen zu einer großen Anzahl an, welcher das Kloster bei eintretender Veränderung des Geldwerthes und anderer Verhältnisse, sowie wegen Verlust in späteren Zeiten nicht mehr genügen konnte. So z. B. gaben die Bauern zu Albrechtsried im Jahre 1305 jährlichen Zins 39 fl. 27 kr, Scharwerkgeld 6 fl. 24 kr., dazu 2 größere Salzfässer und ein kleines; im 17. Jahrhundert aber an Zins blos mehr 8 fl. 32 kr., im übriegen nichts mehr. Darum ward im Jahre 1629 eine bedeutende Reduktion der Jahrtage vorgenommen und für’s künftige für einen Jahrtag mit gesungenen Offizium, woran der ganze Convent Antheil nimmt, 8 fl., mit blos recitirtem Offizium 4 fl., von einem einzigen Priester abzuhalten 1 fl. 30 kr.; für eine einfache Jahrtagsmesse 1 fl. festgesetzt. Welch ein großer Unterscheid sich gegen frühere Jahrhunderte herausstellt, ein Beispiel. Im Jahre 1341 stiftete Herr Ulrich der Leubolfinger für seine Seele eine an jedem Freitage abzuhaltende Wochenmesse und einen Jahrtag mit gesungenem Offizium, Traueramte und Beimesse mit 1 Pfd. Rgsbpf., woraus dem Celbranten jedesmal 2 Pfennige auszuhändigen waren.
Die Einkünfte wurden niemals zusammengeworfen, um aus solcher allgemeinen Kasse die verschiedenen Ausgaben zu bestreiten, sondern ein Theil derselben ging ad manus Abbatis, ein anderer ad pictantiam, woraus je nach der Stiftung den Mönchen für ihre Theilnahme an den Jahrtagsgottesdiensten oder an andern bestimmten tagen eine besondere Mahlzeit oder ein Trunk (consolatio refectionis corporalis) besorgt oder ein gewisser Geldbetrag, welcher etwa unsere Stipendien vertritt und bei Canonikatstiftern noch als Distributio canonica (?) in Gebrauch ist, ausgetheilt wurde. Hierzu hatte z. B. Viechtach X libr. zu erlegen. Andere Güter hatten Abgaben ad infirmariam zu geben, d. h. zur Pflege der Kranken, dazu gehörte auch der Kleinzehent der Pfarrei Windberg; andere ad custodiam, zur Meßnerei; ad cammerarium, zur Bersorgung der Kleidung etc. für die Mönchen; es gab redditus bladorum (-?); nebstdem hatten noch der Klosterrichter und der Gerichtsdiener bestimmte Abgaben für sich zu erheben.
].

Im Jahre 1322 erwarb das Kloster ein Privilegium; nämlich die Herzoge Otto V:, Heinrich XIV. der Aeltere und Heinrich XV. der Jüngere oder Natternberger, erlaubten „dem Abte und Convente des Klosters Windberg ewiglich zuschenken, was ihnen auf ihres Gotteshauses rechtem Urbar und Eigen wird, sogar daß sie Bräuen dürfen, wenn im Lande das Bräuen verboten würde. Das sit geschehen zu Straubing“ [27 Atlas von Bayern. Geogr.-statist. Handbuch von Dr Fr. Hahn. P. 125.].

Nachdem so Dietrich zu Nutz und Frommen des Klosters 17 ½ Jahre regiert hatte, starb er 1323.

DENOS et Septem Dietricus praefuit annos,
E coetu Patrum hicce austraviae fuerat.

XVII. Ihm folgte Wernerus, ein Religios von hier. Unter seiner Regierung befreiten die Herzöge das Kloster von dem Salzzolle zu Burghausen und Schärding, anno 1327, wegen des großen Schadens, den das Kloster während des herzoglich-brüderlichen Krieges erlitten, ob dessen es „zu ewiger verderbnuß khommen war“ [28 M. B. I. c. p.58.]. Weiter ist von diesem Abte nichts bekannt; er regierte 4 ½ Jahr, und starb anno 1328.

Lustrum et sex menses Wernerus rexit habenas,
Sed tandem mortis victima decubuit.

XVIII. Nach Werner’s Tod wurde Friedericus erwählt, welcher nachdem er 8 Jahre dem Kloster vorstand, die äbtliche Würde von sich legte, im Jahre 1336.

Am Freitag vor Margarethentag des Jahres 1335 war es, daß Heinrich, Pfalzgraf zu Rhein und Herzog in Bayern, dem Gotteshaus zu Sossau das Asylrecht ertheilte, also, daß Niemand, der dahin, sei es welcher Schuld halber, geflohen, dausgenommen, oder sonst ihm nachgesteööt werde [29 M. B. I. c. p. 59. Hund. M. Sal. P. 340].

Praefuit octo annis Praesul Fridericus, honoris
Ast pondus sensit, Sponteque deposit.

XIX. Nach dessen Resignation ward Godschalcus erhoben, welcher 7 ½ Jahr regierte, dann am S. Alexiustag 1343 aus diesem Leben schied; sein Leichnam ward im Kreuzgang des Klosters begraben.
Im Jahr 1337 „an sand Gallentag hat ein „Chunrat der grubar Purchgraf daß Satelpogen“ dem Abt Hofschlchen von Winb’g, vnd dem Gotzhaus daselben, ausgeben alle die recht, vnd ansprach, die er het gekauft von Albrechten dem Erlinger auf dem Gut, datz niedern geswant, datz da haizzet Deunlehen, … vmb zwaintzig schilligen“ … Besiegelt mit dem Insiegel seines „lieben herrn, herrn Reinbotz des Satelpogers von Lichtenek“, da er kein eigenes Siegel besitzet“ [30 Original; das Siegel ging verloren.].

Godschalcus regimen claustrale accepit et annos
Pene decem Abbatis munia sustinuit.

XX. Sein Nachfolger Fridericus II. regierte 12 Jahre, (Hund läßt ihn 14 Jahre, 8 Wochen, 3 Tage regieren) und verschied acht Tag nach Peter und Paulstag 1357.

Im Jahre 1347 confirmirt der römische Kaiser Carl IV. und König von Böhmen, die durch frühere Könige von Böhmen an’s Kloster Windberg geschenktem Güter Albrechtsried und die dazu gehörigen „jura et pertinentias positas ejusdem ecclesiae in regno nostro inter Civitates Schüttenhoven et Reichenstein.“ Pragae Cal. Oct. 1347“ [31 M. B. I. c. p. 65.].

Abt Friedrich ließ 1350 der Kirche in Sossau wegen der immer mehr zunehmenden und in der alten Kirche nimmer Platz findenden Anzahl der Wallfahrer das Presbyterium anbauen und wiederholt Verschönerungen in der Kirche anbringen.

XXI. Nach diesem ist am Feste des heil. Matthäus zur Prälatur durch die Wahlstimmen erhoben worden Thomas, welcher aber nach 4 Jahren, am Feste des hl. Lukas anno 1361, die Prälatenwürde einem andern abtrat.

Postquam, regnavit quatuor feliciter annos
Thomas, discessit liber ab officio.

XXII. Conradus IV. folgte auf Thomas noch in selbem Jahre und an selbem Tage, und nachdem er 8 Jahre Prälat war, starb er in der Vigiöl des hl. Andreas anno 1369.

Annis deinde octo Thomam Munia sacra
Conradus quartus sorte volente gerit.

XXIII. Auf Conrad folgte 1370 Jannes Hetzinger in der abteilichen Würde. „Er war ein guter Wirtschafter gewesen unter seiner 16 ½ jährigen Regierung, welche er mit vielem lob durch seinen Tod beendet.“ 4. August 1386.

Lustra tria et menses tenuit sex sceptra Joannes
Hetzinger dictu, providus Oeconomus.

XXIV. Am Feste se heil. Augustin 1386 gelangte nach Johannes Ulricus III., mit dem Zunamen Hoffmann, zur Präaltenwürde, welchen er 7 Jahre und 5 Monate mit fester Hand geführt hatte, anno 1393. Er starb den 7. Januar 1394.

Ultra septem annos Ulricus praefuit, at cum
Vis morbi invaluit, sponte rejecit onus.

Laut Revers de anno 1393 schloß Konrad der Nußberger mit dem Kloster Windberg einen Contrakt, demzufolge das Kloster alle Jahre um Ostern einen Eimer Speiswein nebst 4000 kleinen und 4000 großen Oblaten an das Gotteshaus in Viechtach abreichen mußte, auf alle Zukirchen der Pfarr Viechtach auszutheilen [32 Chronik von Viechtach von Paul Maurer. 1853. Straubing p. XXIII.].

XXV. Anstatt dessen ward Pertholdus eingesetzt, welcher der letzte aus den Aebten war, welche allein den Hirtenstab, ohne die Inful trugen. Er stand 7 Jahre an der Spitze des Klosters und verließ das zeitliche Licht anno 1400.

Antistes septem Pertholdus praesidet annis,
Usque Pedo solo qui hactenus usus erat.

XXVI. Nikolaus Joanner, war jenes würdige Mitglied, so zur abteilichen Würde aus der hiesigen Klosterwahl durch canonische Wahl befördert wurde im Jahre 1400. Während seiner 30jährigen Regierung hat er sich zwei „ewige“ Andenken gestiftet: das erste mit Erbauung des Kirchleins zu St. Augustin [33 Dieses Kirchlein zu Ehren des hl. Augustinus geweiht, befand sich neben der alten Pfarrkirche, wie auch due Ansicht Windbergs aus der Vogelperspektive in der Mon. B. es darstellt. 1803 verfiel es dem Abbruch.], das andere von Rom aus prokurirten perpetuirlichem Rechte zur Inful. Im Jahre 1416 baute er den Kichthurm, wie die Mon. Boic. XIV. 110. melden: „1146 turris ista est constructa in altitudine trium interceptalium, pars vero superstes et fere constructa.“

1430 resignirte er und starb 6 Jahre darauf, anno 1436.

Post triginta annos Nicolaus sponte resignat,
Qui primus obtinuit splendida Jura Mitrae.

Im Jahre 1405 erneuert und bestättigt Herzog Heinrich von Bayern dem Kloster alle bisher gehabten Freiheiten, besonders die Freiheit von der Salzmauth: „Wir Heinrich, von goteß genaden Pfalentzgaue bei Rein vnd herzoge In Bey’n, etc. Bechennen offentlich mit dem brif daß wir dem Ersamen geistlichen unsn lieben getrewen dem Abt vnd dem Conuent deß Gotzhawß zu Windberg v’newt krefftigt vnd bestätt haben … in kraft di´brifs alle ir brif vnd hantfest di sy habnd von unsn vod’n der herschaft zu Bey’n. Umb ir freyung Saltz an unsr Mawttstat zu Burjchawsen vnd auch was sy sunst freiheit rechtn vnd güter gewonheit bis an uns her bracht habend dabey wellen wir sy genädiklich halten und gepieten auch allen unsn Ambtlawten etc. etc. – deß zu Vrkund geben wir in den Brif mit unßm anhangunden Insigel v’segelt, als man zalt nach Christi gepurde virtzehenhundt‘ Jar vnd In dem fünften Jar an Suntag nach Sand Valteniß Tag“ [34 Originalurkunde; das Siegel fehlt.].

Um diese Zeit gehörten dem Kloster auch schon sechs Weinberge im sogenannten Bisthum und hießen: „der hohe Bodernperg, die Hochsezz neben dem Steinpugl, ein Weingarten neben dem Sigl, die Hochsetz neben dem Langenrieb, der Kolmair neben dem Füchsl und der Trenk“, sämmtliche in der Probstei Tegernheim gelegen und lehenspflichtig zum Kloster Obermünster in Regensburg (Lehenraich war 38 fl.).

Auch zu Pogen hatte es einen Weinberg, „aufm Steigweg, neben des Speisers Weingarten“, und zog aus demselben 4 Schilling, 12 Regensburgerpfennig Zins (1/2 Leibgeding).

Das Bemerkensertheste während der Regierung des Abtes Nikolaus ist aber ein Indulenz, welche Papst Martin V. betreffs der Pfarrei Viechtach dem Kloster ertheilt [35 1390 wurde von Papst Bonifazius IX. die Einverleibung der Pfarrei Viechtach dem Kloster bestätigt, 1404 das Präsentationsrecht, vgl. M. B. p. 65. Erst im Jahr 1445 wird in eben legirtem Werke (pag. 80) die Ducalis confirmatio incororationis Parochiae Viechtach angeführt: „Es darf das Kloster die Pfarrei mit einem Mönche besetzen. Es darf kein Amtmann beim Ableben eines Pfarrers – bei Vermeidung des ewigen Fluches – an dem Widdum zu Viechtach kainerlay Fräuel thun, auch darin auf keine Weis walten und greiffen; (dem Abt und Convente Windberg fällt all Hab und Gut des verstorbenen Pfarrers anheim) auch bei Besetzung der Pfarre nicht hinderlich sein; kein Amtmann und Bürger von Viechtach bekümmere sich um die Schlüssel der Kirche, und nehme sie nicht zur Hand. Jeder Meßner ausantworte sie dem Abte. Erlaubt sich Jemand bei Abgang eines Pfarrers ungehörige Eingriffe, sei es ein herzoglicher Richter oder Amtmann, so sollen die Bürger von Viechtach dem Gotteshaus behilflich sein und solcher Unbild wehren.“].

Abt und Convent von Windberg suppliciren um die Besetzung dieser Pfarrei mit einem Canoniker. Das päpstliche Schreiben, dessen Exekutor Johann, Bischof von Regensburg, ist, sagt unter anderem: „Der treue Dienst, den dieß Closter dem Herrn leistet, fordert auf, ihrer Bitte zu willfahren. Bischof Heinrich von Regensburg, sel. Angedenkens, der eine besondere Neigung zu diesem Kloster trug, hat in Erkenntniß, daß der Abt und Convent aus den Früchten, Abgaben und Einkünften des Klosters nicht ordentlich sich unterhalten könnten, die Pfarrkirche Viechtach, welche de jure patronatus eorundem Abbatis et Conventus exisebat, diesem Kloster einverleibt, und für immer beigegeben, so daß bei Abgang des nunmehrigen Pfarrers dieser Kirche (cedente vel decedente  rectore hujus ecclae, tunc existente vel alias quomodolibet dimittente) dem Abte und Convente erlaubt sei, besagte corporales possessiones hujus ecclae. Auctte. Ppria. Zu ergreifen und zu ihrem Gebrauche zu behalten; jedoch behielt er dem beständigen Vikare aus den Einkünften etc. den gehörigen Theil (congruam portionem) bevor, womit er anständig leben, die bischöflichen Abgaben leisten (episcopalia jura) und andere ihm obliegende Lasten tragen könne. Auf dieses hin haben nun Prälat und Convent die Kirche mit ihren Rechten in leiblichen Besitz genommen und besitzen selbe schon über 100 Jahre; fürchten jedoch aus gewissen Gründen, daß diese Einverleibung den Kräften nicht genüge (?)(viribus non subsitere) und sie halten es für gut und nützlich, diese Kirche durch einen Canoniker selbst verwalten zu dürfen, indem die Einkünfte der Kirche Viechtach nicht dem Werth von 20, die des Klosters nicht den von 200 Mark Silber nach gewöhnlicher Schätzung überschreite.“

Darum wird ihnen nun mit Einwilligung des Bischofs nach päpstlichem Erlaß auch die Besetzung der Pfarrstelle zu Viechtach durch einen Canioniker, qui hujusimodi curam animarum diligenter et debite habeat exercere, ad solum nutum eorum (Abbatis et Conventus) ponendum et amovendum, ecclam. gubernari, pro tempore dioecesani loco et cujuslibet alterius super hoc licentia minime requisita – in perpetuum eingeräumt. Jedoch darf an der Pfarrei, an der Zahl der ministri etc. nichts geändert werden. Wer sich aber an diese apostolischen Bestimmungen nicht hält, der soll mit den kirchlichen Censuren belegt werden.“ Rom, den 29. März 1427.

Unter Nikolaus breitete auch der Hussitenkrieg seine Gräuel aus, wobei besonders Viechtach und Albrechtsried litten, außerdem daß das Kloster noch Geld, Heerwagen und Kriegsvolk aufzubringen hatte. Ein Brief des Klosteradministrators in Albrechtsried d. d. 6. März 1686 an den hiesigen Abt berichtet über verlorne Güter: „Die Sutticenser hätten (so erhelle es aus den tabulis Regni) vor 146 Jahren unsere Gründe gekauft von einem gewissen Aighorn, dem sie der gar böse König von Böhmen, Wenzeslaus der Faule, verkaufte. Dieser, eben des Geldes bedürftig, schrieb seinem Statthalter in der Burg (jetzt zerstört, hernach Gumbelitz), daß er aus den Gütern der Burg, welche dem König gehört zu haben scheinen, um 30,000 fl. verkaufte; da ihm aber diese Summe noch nicht ausreichte, schickte er zum zweitenmale um 20,000 fl. Um diese zu bekommen, verkaufte der Burgverwalter jene unsere Gründe an besagten Aighorn, da kaum ein Religios sich sehen zu lassen getraute, wegen der Wuth des neuen Husitismus, welcher unter dem gottlosen Wenzeslaus zu dieser Zeit gehegt wurde. Dieser Wenzeslaus soll über 50 Jahre König von Böhmen gewesen sein, und einige Jahre römischer König. (1378-1400. +1419) … Sigismund, des Wenzeslaus Bruder, gab uns jenes Privilegium (ist im Briefe nicht näher bezeichnet) für die verlornen Güter, zu Buda in Ungarn; kerkerte seinen Bruder W. zu Wien ein und endlich nach langen Jahren führte er die Religiosen in Böhmen wieder ein. Er starb 1436 und liegt zu Bardein begraben“ [36 Originalmanuscript].

XXVII. Nach Nikolaus ward Joannes Pechinger zum Abte auserlesen, der aber nur 5 Jahre und 4 Tage regierte; er starb anno 1436.

Quam posuit Mitram Nicolaus, grata Joanni est
Quinque annis, quatuor quam gerit atque dies.

XXVIII. Die durch Johanns Absterben erledigte Inful erhielt Albertus de Perching, ein Mann von großen Eigenschaften. Während seiner 25jährigen Regierung versah er das Pfarrgotteshaus S. Blasii mit einem zierlichen Hochaltar, erneuerte die Klosterkirche und führte die starken gothischen Gewölbe auf, welche dies Gotteshaus noch heute zieren; er sorgte auch für ein neues Marmorpflaster und stellte so manche in Silber gefaßte Reliquien auf. Für’s Kloster that er so viel Gutes, daß er den Beinamen Instaurator Coenobii erhielt.

1438 legte er die Advokatie und Vogteischaft über die Güter zu Albrechtsried, mit Bewilligung des römischen Kaisers Albrecht in die Hände des Johannes von Risenperg, Abten zu Rabi (?) (abs. de Rabi), wie die Urkunde, resp. Gerichtliche Copie (d. d. Prag den 6. Okt. 1438) besagt. Ohne Zweifel haben die Unruhen der Husiten und die Fehden der Großen diese Maßregel nothwendig gemacht, damit der Schutzherr in der Nähe sei und so wirksamer den Uebergriffen ungehöriger Mächte wehren könne. –

1448 verlieh Herzog Heinrich dem Kloster wiederholt Freiheit von Salzmauth bei Scherding „für zbbay Saltzweits panntz vnd achtt pfundt klains pants frey vormawten zur Schaerding“ jährlich. (M. B. XIV. p. 82.)

Er baute von Grund aus neu die Frauenkirche auf dem Friedhofe in gothischem Style. Die Inschrift besagt: anno dni 1471 fundata est hec capella funditgq p venerabilm prem dmn domin Albertm de paerching abbatem bujq cenobij [37 Da der Abt von Perching schon 1461 starb, die Steintafel, sowie die aus Stein gemeißelte Statue der göttlichen Mutter auf dem Altare die Jahreszahl 1471 trägt, so ist der Widerspruch kaum anders zu lösen, als daß man annimmt, daß die Vollendung dieser Capoelle erst anno 1471 stattfand.].

Albert starb nach verdienstlichem Wirken im Jahre 1461 den 4. Juli und sein Leichnam ward beigesetzt in der heil. Geistkapelle, welche er erbaut hatte.

XXIX. Auf ihn folgte Jacobus des Poyssl, aus Böhmen, der seinem Vorfahrer in der Bewirtschaftung und ökonomischen Anordnung nicht nachstand. Er errichtete in der Klosterkirche fünf schöne Altäre, waltete zu großem Nutz und Frommen des Convents und kaufte die Hofmark Niederhartzeitldorn, im Jahre 1463 von einem Bürger aus Straubing, Laurentius Poschinger mit Namen, mit allen Rechten und Einkünften [38 Hund Metr. Sal. P. 339.].

1464 bestätigte auch Herzog und Pfalzgraf Sigismund dem Kloster alle Rechte und Freiheuten.

Nach 6 Jahren resignirte Abt Jakobus 1468, und starb zwei Jahre darnach,

Claro Poysselytum Jacobus stemmate natus,
Sex annis Mitram gessit et occubuit.

XXX. Nach dessen Resignation schritten die Canoniker dahier zu einer neuen Wahl und elegirten zu ihrem Abte Ulrich Hummel des Perching, der freien Künste und Philosophie Magister, welcher sowohl in geistlichen als weltlichen Dingen Mariä Himmelfahrt aufführte. Hundius fügt bei, daß dieser Abt die Bibliothek und eine Kapelle zu Ehren des heil. Martinus gebaut habe. – Er regierte volle 29 Jahre, ward dann aber durch Alter und Krankheit gezwungen, zu resignieren. Er starb 1498.

Octo et bis denos Ulricus praesidet annos,
Doctrina insignis, providus officio.

XXXI. Ihm folgte 1497 Paulus, welcher die Leitung des Klosters nicht unter den besten Verhältnissen übernahm. Denn schon vorher hatte die langwierige Fehde zwischen dem Löwlerbunde und den bayerischen Herzogen (1488-92) die Kassen des Klosters erschöpft und ihre Güter verheert, als auch im Jahre 1504 der Landshuter Erbfolgekrieg ausbrach. Die Klöster und Pfarren mußten Wagen und Roß stellen, natürlich auch Geld zu ihrem Unterhalte verfügen.

Es schlug Herzog Albrecht IV., der Weise, an der Donau herum, überall wurde non den Miethsoldaten, die selbst kein Interesse hatten, gesengt, gebrannt, gemorste; 600 Orte gingen in Flammen auf; Plünderung, Hungersnoth, Seuchen waren die traurigen Begleiter dieses unseligen Krieges. Man bettelte vom Kriegsknecht das Brod, das dieser erst gestohlen; der Säugling verschmachtete an und mit der Mutter [39 Dr. Bötticher, Geschichte von Bayern. S. 186.].

Eine noch vorhandene Supplik des Abtes Paulus – ohne Zweifel aus dem Jahre 1505, da keine Jahrszahl beigefügt ist – an den Herzog von Bayern, beschreibt uns doe Noth des Klosters folgendermassen:

Lieben Herrn vnd Fründe. Ich wolt euerm begern nach Meinem gl. H. zw vntertänigkeit, vnd geuallen, gern volg thun. Ich hab vnnd vermag des zu warhait an gellt nit. Ich wollt dann aus der Sakristey die silber gevaß … verkauffen, Aber ich hoff, Es sey meines gl. H. maynung nicht; jedoch setz ich das in seiner Frstl. gl. Willen, wann das angezaigt gueth ist des gotshawß, vnd nichts mein. Ich bin pey Vjj Jaren prelat, hab in der Zeitt mit meiner gl. H. mer dann meines gotshawß vermügen vuntertänigklich dargestreckt, vnd ytz am Jüngsten Vjjj wagen roß, aus den etliche sind abgegangen, hab andere Roß an die stat in seiner gl. Hör geschickt, vnd sind daselbst, kosten mich bisher ob der p p gulden, hab darzw seinen gl. gegeben fünfhundert weiniger twantzick Gulden, was vnd wieuill vorhin, haben sein fl. gl. güt wissen des ich noch gellter bin, Es ist auch zu wissen, das ich der Zeit, vnd ich prelat bin gewesen, vill schwärer jar gab gehabt, mit schawr, beseß des getraids, tewrng die Zinß nit geben haben mögen. Vnd nw ytz die pesst vnd maist gult sonder an getraid, ob hundert schaffen Ewiger güllt, verprünnen des Gotshawß armlewt berawt, geschätzt vnd in ander wege, mergklich beschedigt, und verdorben, hab darzue ob den Zwaintzig öden güettern, ausserhalb der so verprunnen, der auch p Vjj sindt, vnd werden von tag zw tag mer öd, die arm lewt dauon verjagt, also das laider das gotshawß in grossen nachtheillen, nöten vnnd verderben stet. Es ist nit an, vorders jars hab ich ettlichen traid, den mein vorherr seliger gedachtnüßm vnnd ich, ettlichen hetten ob der XX jaren erspart verkaufft, vnuarlich biß in die newnhundert gulden, dasselb gellt ist verpawt, wiewol noch grosse pewfell im gotshawß ist, vnnd in andern nottürfften des gotshawß auffgangen. Mag ich mit warheit darprinngenm So ist wisswn, das mir mein vorherr nit gellt hat lassen, Er hat es zw stundt, so er gellt hat vberkomen angelegt, Itm ich hab im Convent XXj priester, ainen laypriester Vjj jünger, vnnd speyß täglichs sambt dem Convent ob LX personen, die tagwercher hindangesetzt, vnnd mues alles das in vnnd zw dem hawß haben gehört, erkawffen, wein, visch, fleusch, schmaltz, käß, air, roß etc. Ich hab kain sonndere abnutzung, mocht nit umb ein d (denar) des jahrs verkawffen, außgenommen das traid, das aber selten beschehen mag. Allain es spar ein prelat das ettliche jar zemmen, als oben ist anbgezaigt, das der traid so verkawfft, Ettlicher in warhait ob XX jaren erspart worden ist. Die weinwachs des Gotshawß schätz ich für nicht. Vrsach ich wolt den wein alle jar leichter kawffen dann erpawen vnd herauff von osterreich füeren wann desselben auff das höchst Vjjj oder X dreyling werden. der Beirisch wein werden aufs höchst jjjj dreyling. So hat es sich woll begeben, das mir in dreyen jaren gar kain wein ist gewachsen. Aus dem allen mag menigklich versten, das kain parschafft pey dem gotshawß ist, damit aber mein gl. H. mein güttwillige vntertänigkeit verste, so will ich auff all meins gotshaws hab vnnd guet Zwayhundert gulden auffpringen, Es sey durch verkawffen, oder andre weg, wie ich die auffpringen mag vnnd diesselben meinem gl. H. lawtt seiner gl. begeren leyhen, wiewoll ich vnnd mein gotshawß in grossem Verderben vnnd schulden stehen.
Pawls Abbte zw Windberg.

Ein trauriger Zustand, aber auch zugleich ein rühmliches Zeugniß, wie die Klöster bereit waren, ihrem Landesherrn in der Noth auf alle Weise beizuspringen und selbst den letzten Kreuzer nicht zu sparen.

Etliche Jahre vorher aber hatte das Kloster allen Grund, gegen eine Steuer des Herzogs zu protestiren. Wahrscheinlich suchte dieser das Heerwesen auf einen bessern Fuß zu bringen, oder was Ursache gewesen sein mag; er ließ von den Klostergütern eine Steuer erheben. Dagegen reichen nun die Aebte Christian von Oberalteich, Paulus von Windberg, Oswald zu Metten, Andreas zu Gottszell und der Probst Bernhart zu Rinchnaw ein: „Dadurch würden die Güter, wo solche Ordnung Fürgang haben sollte, von Tag zu Tag verödet, die Armleut verjagt und also die Mannschaft gemindert. Es wurden von arm und reich und ebenso von den öden Gütern 5 kr. per Mann gefordert, obwohl früher jeder in der Ordnung begriffene ½ fl. zahlte; und es wurden die Söldner nicht von dem aus ½ fl. Steuer zusammengebrachten Gelde bezahlt, sondern sollten erst von den 5 Kreuzern bezahlt werden. Die Adeligen und Städte und Märkte hätten eine solche Auflage nicht; ob das zu Nutz ist und zur wahren Hilf, solle der Herzog erwägen; die Unterzeichneten erwarten zuversichtlich Abhülfe von Ihm als Landesherrn und Schutzherrn, indem sie in Gehorsam jederzeit bereit sind, mitsammt den anderen Ständen zu leisten, was ihnen gebührt, und zu erscheinen.“ Dat. Samstag nach Martini anno 1501 [40 Beide Eingaben existiren in Mauscript.].

Abt Paulus überlebte auch die Drangsale des Landshuter Erbfolgekrieges, führte noch etliche Jahre zu Nutz und Frommen des Klosters die Zügel, und ging nach 16jähriger wechselvoller Regierung ein in die Ruhe des Herrn, am Feste des Klosterpatrons, des hl. Bischofs und Martyrers Sabinus, im Jahre 1512.

Lustra tria, hebdomades triginta dirigit Abbas
Paulus Coenobium: post necis ivit iter.

XXXI. Nach dessen Tode ging die Pärlatenwürde an Sigismund über, welcher am Feste Pauli Bekehrung 1513 erwählt worden war; vorher war er in der Pfarrei Viechtach exponirt und hatte dieselbe rühmlich verwaltet. Sigismund kaufte 1514 von Johann Kolb, Kanzler zu Regensburg 3 Weingärten zu Tegernheim „am vodern Perg daselbst gelegen“ um 1220 fl. rh., nachdem er schon 1513 eine Hofstatt sammt Weingarten zu Tegernheim, zum Kloster St. Clara in Regensburg pflichtig, erworben hatte.

Er reichte auch eine Beschwerdeschrift an den Herzog von Bayern ein, wie Herzog Albrcht einen, von den bayr. Herzogen mit Brief und Siegel gegebenen Jahrmarkt zu Sossau, nach Straubing verlegt habe, und dazu, weil die vorhergehenden Aebte keine Gewalt brauchen mochten und Ungnade fürchteten, mit Abt Paulus, seinem Vorfahrer sel., einem Vertrag wider Wissen und Willen und Zugeben des Convents geschlossen habe; er gibt darin zu bedenken, welche Kraft wohl ein solcher halber Vertrag haben könne und bittet ernstlich, den Jahrmarkt wieder nach Sossau zu verlegen.

Sigmund regierte nicht länger als 7 Jahre, 8 Monate und etliche tage und zwar mit vielem Nutzen. Er starb 1519.

Vota Sigismundo dant mitram, servat eandem
Septem annos, menses octo aliquotque dies.

XXXIII. Nach ihm ward in die zeitliche Regierung hiesiger Abtei erwählt und eingesetzt Wolfgangus, der freien Künste und der Philosophie Magister. Dieser ließ das Conventgebäude mit Marmorpflaster versehen und zu Ehren der heil. Martyrin Dorothea unweit dem Grabe der Stifter einen Altar errichten. Er regierte zum Segen des Klosters und geliebt von Allen 4 Jahre und starb im Jahre 1523.

Doctrina clarus Wolfgangus et undique cjarus
Dum quater ipse annos imperat utiliter.

XXXIV. Auf Wolfgang folgte Casparus, mit dem Zunamen Schwab. Nun begannen wieder traurige Zeiten; von Ersparen und Gewinnen war bald nicht mehr die Rede. Darum mußte er „zu des Klosters nutz vnd Frumben“ schon 1524 von Herrn Hansen Kanseer, Pfarrer zu Michaelbuch und Caplan auf dem Katharinenaltar in St. Jakobskirche zu Straubing 100 Pfd. Rgsbgrpfennige für 5 Pfd. X p d entlehnen, und verpfändete dafür die Gült von 2 Höfen zu Markoffen, der Pfarrei Straßkirchen (diese Schuld ward erst im jahre 1583 getilgt). 1526 sah er sich wiederholt genöthigt, 40 Pfd. Pf. Zu entlehnen „von dem Erharten Haiden, metzker, Burger vom Klosterhof in Fruestorf, die ihm alle Jahre am St. Laurenziustag gereicht werden mußte, „was weder schaur, pranndt, Befass, steur, krieg, Anleg, Hilfgelt, verpot, geistlich noch weltlich Obrogkeit, vnnd gar kain ander Ursach, kainerley gestalt noch weis aufgenommen, nit Irren noch verhindern sollte.“

Caspar regierte löblich 2 Jahre und starb in der Vigil von Mariä Verkündigung 1526.

Abbatis munus Casparus suevus adeptus,
Post binos annos ultima fata subit.

XXXV. Nun ward Gregorius Haidbichler zur Inful gerufen. Auch dieser hatte mit viel Noth zu kämpfen und hat deshalb im Jahre 1527 „von unsers gotzhaus notturfft, Unsern gnedigen Herrn vnd Landesfürsten … Turkenhilfsgellts wegen, verkauft vnd zw kauffen geben“ neun Schaff Korn jährlicher Gült für newenzigk pfundt Regenspurgerpfennig.“ Dieser gute Abt regierte 16 Jahre und starb 1541.

Gregorius gessit his octo fideliter annos
Personam Abbatis; quam nece deposuit.

XXXVI. Die Religiosen allhier erwählten alsbald anstatt des Gregorius zu ihrem Oberhirten Joannes V. Talmair, von welchem wenig bekannt ist, obwohl er 30 Jahre dem Kloster vorstand.

Die Unordnungen, durch die Züge gegen Türken sowohl, als auch durch die neue Lehre des Dr. Martin Luther veranlaßt, spielten dem Kloster hart mit; und Abt Johann fand sich bemüßigt, theils „für des Gotzhaus nutzen und noturfft,“ theils „für des Landes noturfft,“öfter bedeutende Schulden zu contrahiren. So z. B. im Jahre 1545 900 fl. 5% von Andre Pühler, Bürger von Straubing, „darumben die Hofmarch Perastorf verschrieben vnd sich Herr Prälath vnd daß Convent verhypothecirt an gelt Dreu und vierzig gulden ainroth samt Sechs schaf Khorn jerlichen Züns zeraichen.“ (Unter Abt Sabinus 1632 ward diese Schuldurkunde erneuert, da sie „vndter jetzt wehrenten Khriegsaufstandt dem Khönig in Schweten vnd seine anhang In der Flucht an Insigln neben andern Briefen mehr, dieses Jars etwaß schadthafft worden.“)

1554 im Dezember entlehnte er von der Aebtissin Anastasia des Klosters St. Clara in Regensbirg 4000 fl., und wurden hierfür 4 Höfe, wovon 3 zu Pichlern im Natternberger Landgerichte, der vierte zu Rinkam, Straubinger Landgerichts gelegen, verpfändet. (erst 1677 geschah die Schuldtilgung.) Im nämlichen jahre auch 400 fl. von Michael Huber, Bürger zu Straubing, sowie bald darauf wieder 200 fl. (5 ½ %) von Thomas Kern zu Reibersdorf, wofür ein Hof in Hornstorf Hypothek war.

Im Jahre 1553 ward eine reichliche Wasserquelle (bei Irensfelden gefunden und nach Windberg, das an Wasser Mangel leidet, in einem fast 1 Stunden langen Graben geleitet, wodurch ein in Mitte des Klosters stehender Brunnen mit Wasser versorgt wurde. Ein am Pfarrhofe angebrachter Stein gedenkt dessen mit folgenden Worten:

Durch die hülff und gnaden gottes almechtigen. Ist dieser prun durch den Erwürdign in Gott herrn Johannsen Abbte des Gotthaus Windberg und Chürzen Ostermaier prunnmaister in dem Viechuelt gefunden und hereingeführt worden am sambstag nach mathei evangeliste; M°.Vc. Iiij jar vollent worden. Gott geb gnad darzue und lei Ime lob ehr in eewigkaidt Amen.

Diß erst prunn Chor hat gemacht maister Hanns Schmerkhersperger im M°.Vc.Iiiij.

Das noch jetzt stehende, aber verfallende und unbenützte Brunnenbecken, woraus auf einer Säule ein aus Stein gemeißeltes Bild eines Bischofs (wohl des hl. Sabinus als Klosterpatrons) hervorragt, ist später gebaut und trägt die Jahreszahl 1633. Es wurde in dieses, sowie in die Klostergebäude das Wasser aus einer Brunnstube und einem künstlich angelegten Weiher durch bleierne Röhren geleitet, von denen weiter keine Spur mehr zu finden ist.

Abt Johann V. starb im Jahre 1570.

XXXVII. Nach ihm postulirte man aus dem Kloster Schäftlarn einen Geistlichen zur hiesigen Abtei, welcher sich Christopherus Curtius nannte. „Dieser Abt, nebst andern dem Closter nützlichen Dingen ließ alle seine Vorfahren recht zierlich abmalan.“ Er hatte den versetzten Kirchenschatz wiederum um baares Geld eingelöst und war sonst sowohl in geisltichen als weltlichen Sachen sehr sorgfältig.

Unter ihm begannen die Streitigkeiten zwischen dem Abt und Convent Windberg mit den Baronen von Schwichaw in Böhmen, welch letztere die Advokatie über Albrechtsried beanspruchten und übten; aber sich Befugnisse anmaßten, die ihnen nie und nimmermehr zustanden. So führten sie die Priester in die Pfarrei ein und betrieben auch die Abgaben an dieselben. 1575 gebietet ein Wenzel Schwihowskh von Ryzmberk cnnd Schwyhoff auff Horazdiowitz den Richtern und Schöffen von Albrechtsried, dem durch ihn gegebenen und in die Pfarrei eingeführten Priester Leonhard das bestimmte Korn zu liefern, unter ernstlicher Vermahnung und Drohung sogar von Leibesstrafen.

Schon den 6. März 1575 führt Abt Christoph schwere Klage über das Benehmen der Barona von Schwichaw. „Nachdem die Pfarr Albrechtsried in Beham sambt iren Undterthanen, mit grundt Poden, Zinß stifft, stern ab, vnnd anstandt, auch sunst mit all ander dienstberkait, dem Gotßhaus vnnd Closters allhie, on alles Gittl (?) vnndterwürffig, vnnd zugehörig, auch die nutzung derselbig. Merer thails, sambt den khlainen wildtfahn, ainen Pfarrer so der Endt. Den Gotßdienst verseh., vnnd Inhallt der Löblichen stifftung verwesen mueß, zu leiblicher aufenthalltung zugebirn, vnnd geraicht werden; aber die Vogtey vnnd Beschutzung ist weillund Herrn Bredislauen (lebte um 1549) von Risennberg Herrn zu schwychau vnnd Rabi seligen vbergene worden; doch den Vnterthannen alda an iren allten hergebrachten Dorfgericht. Vnnd anndern löblich. Gebreuch. In alweg vnuergriffen, …. Haben sy Wenzelaus von Rosennberg, Herr zu Schwyhaw vnterstand, die Undterthanen mit allerlay aufgebrachten Neuerung (wie auch beygelgt Verezeichnuß besagt …) wieder obenangezogene Verträge … bedranngt vnnd beschwert.“ Der Abt wendet sich zwar mit einem Gesuch um Abstellung „solches Vnfuegs vnnd Vnpildts“ an Herzog Albrecht in Bayern und an des „Röm. Kais. Landoffizieren vnnd Rath geen Prag“, und glaubt nun die Sache gebessert; aber sieh da! Angesehen dessen und aller Verträge hat, gemelt jetziger Voggt vnnd Schutzherr des Gotßhaus Vndterthanen sambt iren Räntn Zinsen güllten grund vnnd Podustifft steer ab vnnd anstandt von Innen enzunemmen auch sy mit Steuer abgedrung Pflicht an sich zu zeij p, vnnd also gar vnnd Ihnen zubrunge p, nit allain vndterfanngenm sonndern auch den yetzig Pfarr Verweser (So mein Conuentual Brüeder ainer ist) gar von der Pfarr zu jag sich gleich also die Pfarr sambt den vndterthanen eihgens gewallts einzuzieh angemaßt, wie er dann den PfarrVerweser mit Tro der fennekhnuß davon abzuzieh geurlaubt, vnnd soliche seines Gefallens mit ienem andn auf zu khunfftig Georgi besetzen will.“ ….

Den 8. Juli 1575 erging also Klage vorerst an Oktavian Schrenk zu Prag, an Albrecht, Pfalzgrafen bei Rhein, Herzog in Ober- und Niederbayern, und an den Kaiser; es mußte eine Commission die Sache untersuchen und sollte auf dem für den 26. Sept. angesetzten Reichs- und Wahltag zu Regensburg der Handel entscheiden werden. Es kamen die angeführten Beschwerden nun zur Verhandlung und es ward versprochen, trotz der Behauptungen des Herrn Schwichau, die althergebrachten Rechte des Klosters zu erhalten.

Im Juni 1597 sah sich der Abt nochmals genöthigt, klagend gegen den Herrn Theobald von Rosennberg auf Schwichau und Horadschwitz, kais. Maj. Fürschneider etc. etc. aufzutreten, welcher in seinen Rechtsbegriffen (wohl eine Folge der alle Verhätnisse inficirenden Reformation) eine arge Störung erlitten zu haben scheint, da er sich nichtmehr als Protektor und Vogt, sondern gleichsam als Besitzer und Herr der Klosterbesitzungen und Unterthanen berirt; von ihnen Zins fordert gegen die Verträge, wie von eigenen Unterthanen, sich für sie befugt erklärt „vermögen vnnser landtsordnung solche meine Vntterthanen loß vnd frey zu lassen, gefuegt sie zu uerschenken, wie viel mehr sollt ich nicht fueg vnnd Recht haben in meiner Vorfahrn Exempel nach, ihrer kinder in meinen Diennsten, welches dann viel weniger, mich zu gebrauchen „ … Er verbiete nicht dem Abte das Schuldige zu leisten, vielmehr halte er die Unterthanen auch dazu recht streng an … Uebrigens sei „vnmiglich, das auch in den höchsten obligationibus alle Circumstantia speciatim kunnen vnnd muessen berürt vnd benennt werden; sonder nur auf die principatiores gesehen würdt.“

Unterm 14. Juni 1602 wird der Abt aufgefordert, die Sachlage und die Begründung des Schutzrechtes nochmal einzusenden, und es scheint, daß dem Prälaten sein Recht geworden [41 Es scheint aber, daß der Administrator des Klosters nicht immer nach den Verträgen gehandelt habe; den sub d. 27. Aug. 1549 klagt Herzog Wilhelm IV., „es sei ihm hinternbracht worden, daß der Prälat zu Windberg sich unterstanden, ohne Willen und Wissen des Herrn von Schwichau erblichen Schutz- und Vogtherrn) die Güter mit Gilt, Grund und Boden einem gewissen Caspar Eichhorn, einem Böhmen zu verkaufen.“ Es sit der Kauf rückgängig zu machen. Wolle der Prälat die verkauften Güter abtreten, so hat, „weil wir vom Herrn von Schwichau das Bergwerk zu bauen in Böhmen angenommen haben und derselben Leute, dazu bedürftig sind, der Herr von Schwichau den Befehl, die Güter zu übernehmen, und soll künftiges Jahr die Kaufsumma, die mit Caspar Aichhorn verabredet war, dem Prälaten in unserm Rathhause zu Straubing ausbezahlt werden.“  Mdv.].

Erst 1675 scheint die vollständige Beilegung dieser (oder erneuter) Streitigkeiten erfolgt zu sein, da der Prälat ein Dankschreiben an die Herrn Grafen abfassen läßt.

Abt Christoph vermehrte auch das Besitzthum des Klosters durch Kauf. So kaufte er 1587 von Mich. Pesl, Metzger von Bogen, Holzwachs sammt Aeckern, „nach Inhalt und Laut der alten Lehenbücher der Salmon genannt, am Lindach gelegen;“ welches Gut zum Kloster Ober-Alteich lehenspflichtig war.

Er starb nach 29jähriger guter Regierung am 8. Juli 1598.

Abbas Christophorus cognomine Curtius annos
Octo et bis denos, regnat, obitque senex.

XXXVIII. Im August desselben Jahres wurde zum Abte creirt Andreas Voegele, der freien Künste und Philosophie Magister, ein Mann von seltener Frömmigkeit, Gelehrsamkeit und in der klösterlichen Disciolin ein unermüdlicher Reformator, weßwegen er auch Vicarius generalis seines Ordens für ganz Bayern, Kärnthen, Pfalz und Tyrol geworden ist. Um diese Zeit war ja auch der Geist der Reformation, resp. Apostasie zur neuen Lehre Luthers schon in viele Klöster eingekehrt, und nicht minder hatten auch die Prämonstratenser unter ihren Brüdern manche zu beklagen, welche den alten Glauben und ihre Zelle verließen. Unter diesem Uebel einen Damm zu setzen, wendete auch Abt Andreas als Visitator allen Ernst an, wovon noch ein hinterlassenes Capitelprotokoll in originali schönes Zeugniß gibt. Unter seinem Vorsitze versammelten sich zu einem auf den Sonntag Cantate und die folgenden 4 Tage (13., 14., 15., 16, 17. May) des Jahres 1929 abgehaltenen Provinzial-Capitel im Kloster zu Osterhofen, Andreas Mayr, Abt zu Wilthau in Tyrol, und der Theologie Doktor, Gregor Greiß, Abt von Osterhoven, Norbert Marstaller, Abt von Steingaden, Dionysins Keller, Abt von Schäftlarn, Christoph Poschinger, Abt zu St. Salvator, Petrus Bavarus, infulirter Probst von Griffen in Kärthen und Joh. Bapt. Textor, Probst zu Neustift (Neocella) mit je einem gelehrten Conventualen, und faßten da unter Beistand des heil. Geistes unter anderen mehrere bedeutende Beschlüsse. So ward beschlossen, nur in einem dieser Klöster ein allgemeines Noviziat zu eröffnen, wo sich Männer vorfänden, welche den Novizen zu gründlichen Lehrern, besonders der Theologie dienen könnten; dann ward auch den als Pfarrer oder Cooperatoren exponirten Mönchen eine genaue Tagesordnung vorgeschrieben, welche sie unter dem geistlichen Gehorsame strenge einhalten sollten, wenn nicht Seelsorgsgeschäfte hinderten (so mußten sie auch z. B. alle Feiertage und andere Fasttage die Regel des heil. Augustinus, – ihre Ordensregel – und die Beschlüsse der Provincialcapitel, besonders die sie betreffenden Paragraphen fleißg durchlesen, um immer an ihre Pflichten erinnert zu werden); dann sollten die abgefallenen Mönche durch ein besonders verfaßtes Schreiben von ihrem Kloster zur Rückkehr aufgefordert, der betreffende Diöcesanbischof zu Hilfe gebeten und erforderlichen Falls auch der weltliche Arm angerufen werden. Ferner sollte, um andere vom Abfalle abzuschrecken, wenigst einmal des Jahres, am hl. Weihnachtsvorabend jeder Prälat sämmtliche Mönche im Kloster zu einem Capitel versammeln und über die Apostaten und andere schon der allgemeinen Exkommunikation Verfallenen öffentlich die Exkommunikation sprechen in dieser Form:
Auctoritate Dei omnipotentis et S. Sedis Apostolicae excommunicamus , et a Consortio Christianorum sequestramus omnes canonicos et conversos nobis subditos : proprietatem habentes obstinate; Incendarios , ac falsarios literarum Ordinis nostri ; Conspiratores, lusores deciorum; Apostatas; et illos, qui ad nostrum mandatum Ecclesias parochiales, quas tenent, nolunt resignare.

Andreas war 25 Jahre lang Visitator der bayerischen Provinz (wozu noch Pfalz, Kärthen und Tyrol gezogen waren und wird schon 1620 vom General der Prämonstratenser, Petrus Gossetius belobt und ihm „de cujus – drückt sich Petrus aus – peritia circonspectione et religionis zelo plurimam habemus in Dno. fiduciam et ex rebus praeteriti temporis abs te gestis certam notitiam” – das dem General vorbehaltene Recht übertragen, die Wahl der Prälaten in allen Klöstern der bayr. Provinz zu leiten, damit ja würdige und taugliche Männer zu dieser Würde erhoben würden. Gelegenheit dazu gab nämlich ein Stellentausch der Aebte von Osterhofen und St. Salvator, wobei Gossetius etwas Simonie vermuthete.

Obwohl er auch in weltlichen Sachen für sein Kloster ein vortrefflicher Vorstand war, so konnte er doch nicht verhüten, Schulden zu contrahiren, da ja die Zeit mit ihren Stürmen gebieterische Forderungen stellte. Circariam Bavaricam, liest man in den oben berührtem Protokolle, adeo bellicis contributionibus existmet. 1605 entlehnte er 1000 fl., um die Kriegssteuer entrichten zu können, wozu Herzog Maximilian den Willbrief gab d. d. München, den 20. Dez. 1605, da „unsere Lieben getrewen Abbte … vnsers Closters Windtperg demütigelich zu erkhennen geben, demnach Inen bei so wissentlichen vnd sich ye lenger Je mer erzaigenden geferlichen Zeiten, sonderlichen gegen OessterReich und andere daranstossende Lender, damit vnser geliebtes Erb- vnnd Vatterlandt vor khonfftigen Einfahl (welches gleichwol der Almechtige Gott genedigelich verhuetten wolle) wie sich gebürt beschitzt werde, ain Suma gelts gegen Jerlichen Interesse, vnnd genuegsamer Versicherung darzuleihen, durch vnnß doch mit Rhat vnnd guethaissen gemaienr …. Landschafft genedist auferladen worden, Sy aber mit selbiger völlig nit fürsehen, daß sy Aintausend gulden aufgenemmen … also bewilligen etc. etc.“

1606 nahm er wieder zur Zahlung der dem Gotteshaus obliegenden fürstlichen Landessteuer 250 fl. auf.

Unter ihm, nämlich im Jahre 1616 den 20. Oktober, wurde die Pfarrei Viechtach an den Bischof von Regensburg mit geistlicher und weltlicher Gutheißung gegen die Pfarrei Hunderdorf mit der Filiale Neukirchen vertauscht; welch‘ letzteres von Hunderdorf aus alternatim mit den hl. Gottesdiensten versehen wurde. Dem Abt Andreas war es nämlich nicht entgangen, daß die „neue Lehre“ auf die in Viechtach exponirten Conventualen nicht ohne Einfluß blieb. Besonders schmerzte es den guten Abt, daß einer derselben nach seiner Antrittspredigt den Habit auszog und nach Ortenburg, einem Hauptsitze des Luthertums in Altbayern, eilte.

Nachdem Andreas seinem Kloster 33 Jahre 3 Monate lang rühmlichst vorgestanden, starb er tief betrauert, zum größten Schmerze seiner Brüder am 16. Nov. 1631 im 63. Lebensjahre.

Sex lustra ac per tres annos Voegel extitit Abbas,
Vix paucos habuit, qui pietate pares.

XXXIX. Nun folgte Sabinus Aigemann, eine schwere Last mit dem Krummstabe übernehmend. Denn die Schweden unter Herzog Bernhard von Weimar kamen herab gegen den bayr. Wald; überall war des Elends und der Noth in Fülle. Die Kriegssteuern erreichten eine enorm Höhe, Sabinus konnte sie nur durch Anlehen aufbringen. Es mußte alles helfen, „bei so sorgsam Beschwer vnnd gefehrlichen Khriegsläufften, zu abliegender Defension und Beschirmung …. Damit die Untterthanen auf vnfürsehenen Notfahl, vor würklichem gewalt und Vbertrang, vermitls der Göttlichen gnaden mögen erröttet vnnd erhalten werden.“

Im November des Jahres 1633 sollte auch diese Gegend die Trübsale des Krieges unter der Besetzung durch feindliche Horden kosten. In der Umgegend wütheten schon die Schweden; Oberalteich war besonders der Schauplatz entmenschter Söldlinge geworden, und zu Bogenberg ward der Gräuel an heilger Stätte getrieben. Nun, es war der 23. November, flüchtete sich auch der Abt aus Windberg nach Englmar. Am 24. Morgens früh kam schon Einer aus dem Kloster, pochte mit Ungestüm an die Thüre des Schlafgemaches, und schrie dem P. Probst zu, daß es es schleunig öffnen sollte, indem er ohne Zeitverlurst etwas zu hinterbringen hätte. Er wurde sogleich vorgelassen, und erzählte, daß er mit seinen Mitbrüdern, bis auf einen Kranken, der nicht weichen wollte, welcher auch ermordet, und einen andern, der gefangen wurde, vor dem einfallenden Feinde aus dem Kloster geflohen, und gekommen sei, seinem Prälaten hievon Nachricht zu geben. Da man nun befürchtete, daß vielleicht diesen Tag noch ein Schwarm Reiter Englmar unverhofft überfallen möchte, weil sie vornehmlich den Prälaten in ihre Hände zu bekommen wünschten, so begab sich Sabinus alsogleich auf die Flucht nach Böhmen, – beim wildesten Winterwetter [42 Mussinan, Schicksal der Stadt Straubing und des bayr. Waldes während des 30jährigen Krieges. Straubing 1813 pag. 23.].

Die Schweden raubten und plünderten und brannten. Am 23. Oder 24. Nov. nahmen sie auch schon von Kloster Windberg Besitz. Nur die Kostbarkeiten der Kirche und die anderen wertvollen Dinge des Klosters, z. B. Urkunden, Stiftungsbriefe etc., welch‘ letztere der Abt auf seiner Flucht mit sich nahm, waren geborgen. Denn der fürsorgende Herzog Max hatte schon im Jahre 1631 und wiederum  1632 die Kirchen und Klöster auffordern lassen, alle werthvollen Kirchensachen von Silber und Gold, um sie bei etwa unvorhergesehenen Einfall zu schützen, in eigens benannte feste Städte und Festungen zu bringen und in Verwahr zu geben.

Zwischen dem 8. Und 13. Dez. machten die weimarischen Truppen einen zweiten Einfall, nachdem sie durch Isolan’s Kroaten weggescheucht worden waren. Wessen sie habhaft werden konnten, das ward geraubt oder verdorben. Nur in ein elendiglich verwüstetes Haus konnten die wiederkehrenden Mönche wieder nach dem Abzug der Feinde einziehen. Welche Mühe, sich wiederum wohnlich einzurichten, „nachdem wür (wie ein Schuldbrief d. d. 17. Juli 1634 anführt) durch den feindlichen Vbergang vnd einfahl, Bey vnserm anverthrauttem Gottshauß also ruinirt, spoliert und in das ausseriste Verderben gestirzt worden, das wür zur Aufhelfung desselben, zu unser vnumgegenlichen Haußnottürfft, wider vnsern Willen, vmb anlehen zu bewerben, vnd aufzenemen getrungen werden.“ So war das Kloster, dessen Einkünfte ohnehin nur mehr spärlich in den letzten Zeiten gefloßen waren, durch die Kriegsunruhen nun ganz versiegten, auf den äußersten Punkt der Noth und des Elends gekommen; kein Wunder, daß der Gedanke daran dem frommen Abte, da er, um zum Besten des Klosters einige Hilfsmittel ausfindig zu machen, nach Oesterreich reiste, ihm das Herz brach, und er in Krems am 25. Sept. 1634 dies zeitliche für ihn so trübsalvolle Leben verließ, nachdem er 2 Jahre und 9 Monate dem Kloster löblich vorgestanden.

Tres annos praestat Sabinus Munia fidi
Cuncta viri, et morte haud Marte furente perit.

XL. Dem Sabinus folgte sowohl in der Prälatur als auch in der Trübsal nach Michael Fuchs von Ingolstadt gebürtig, welcher mitten unter den Kriegswirren anno 1634 erwählt worden. Kaum hatte er seine Regierung angetreten, so erscheinen die Schweden wieder, plünderten was sich noch vorfand, zerstörten nun auch die Gräber der Stifter und andere Grabdenkmäler [43 Hund führt von Grabstätten an: Nobiles in hoc Monasterio sepulti ac alii benefactores quorum memoria ibi extat. De Ramsperg fundatores Capellae, quae nunc Capitularis dicitur, ubi ipsorum Insignia ac lapis Sepulchralis, cum hac Inscriptione ; anno Dni. 1306. It. dictus Ramsperger cum Uxoribus suis etc. puto esse Henricum. De Leubolfing, de Sattelpogen, de Nusperch, de Alenckhoven.], in denen sie Kostbarkeiten zu finden hofften, mordeten vor den Augen des unglücklichen Abtes selbst zwei Religiosen (Norbert Hecht und Urban Mitermair), führten diesen selbst als Gefangenen mit sich fort, und gaben ihm nach langem, qualvollen Herumschleppen erst die Freiheit, als 2000 fl. Lösegelöd für ihn erlegt waren. Bei solch traurigen Zeitläuften minderte sich auch die zahl der Religiosen, ohne neuen Zuwachs zu bekommen; so daß wegen Priestermangel Abt Michael mit Zustimmung des Circarii generalis, Abten Johann Baptist von Neustift, die Pfarrei Albrechtsried an Herrn Georg Schreffl, gewesenen Pfarrer zu Zwiesel, als einen Pfarrvikar, bis das Convent wieder zunähme, verlieh (Gegenreichniß war: jährlich 30 fl. und „eine Verehrung von einem Föder Wildpredt“).

Anfang Juni 1647 gab’s nochmals einen großen Schrecken, indem die Nachricht anlangte (8. Juli), daß ein Theil des Creiz’schen Dragoner-Regiments bei Donaustaif über die Donau gegangen, in Wörth Quartier halte, und gang übel hause. Auch sei der General Johann de Werth wider Iro churfürst. Willen aus dem Dienst gegangen und habe etliche Regimenter zu Fuß und Pferd an sich gezogen. Doch ward die Gefahr glücklich abgewendet.

Nachdem endlich durch den westphälischen Frieden dem so verheerenden Religionskriege ein Ziel gesetzt war, dachte man ernstlich daran, die erlittenen Schäden wieder auszubessern. Abt Michael that nach Kräften; mußte aber gleichwohl dem Kloster neue Schulden aufbürden, welche trotz fleißiger Abzahlung sich bei seinem Tode noch 9000 fl. beliefen, eine für das Kloster und selbe Zeit bedeutende Summe.

Abt Michael bekleidete auch lange Zeit das Amt eines Visitators durch Bayern, Pfalz, Kärthen und Tyrol, und suchte mit Eifer die Disziplin und Ordnung in den untergegangene Klöstern zu befördern, weshalb er auch fleißig die Provinzialkapitel hielt, von denen mehrerer um nachhaltiger Verordnungen willen in späteren Protokollen Erwähnung geschieht.Nebstdem war er auch churbayr. deputirter Verordneter bei den Landständen.

Er regierte 47 Jahre löblich, erreichte das Alter eines Jubelpriesters, hatte aber „seine andere Meß nicht alhier, sondern glaublich in den Himmel gesungen“; denn am Sonntag Cantate, an welchem er seine Jubelmesse feiern wollte, fiel er, als er Wein zu seiner heil. Messe holen wollte, über die Kellertreppe hinab und endete durch diesen Sturz sein Leben am 4. Mai 1681.

Die Pälatentafel gedenkt seiner rühmlichst also:

Dus Michael Fuchs, S. Ordinis nri. per Bavariam Circator et Visitator strenuus, regularis disciplinae amator insignis, Sacerdos Jubilaeus et Abbas 47 annos, summe vigilans : copiosos meritorum manipulos ad horreum Dei intulit, Suoque Coenobio plurimum profuit: quem divitem messorem mors indiscreta, falce sua demessuit. 4. maji 1681. aetatis suae 77.

Post primum Abbatem nullus tot praefuit annos,
Post hunc nemo alius, credo, Sectindus erit.

XLI. Nach ihm ward Christophorus Halwax, ein Straubinger, und zwar abwesend zum Abte erkiesen; denn er war vorher Pfarrer und Adminstrator zu Albrechtsried in Böhmen. Da aber dazumal in Böhmen die Pest grassierte, konnte und durfte er nicht bei der Wahl gegenwärtig sein. Doch gewann er, weil geliebt von allen, die Stimmen seiner Mitbrüder für sich, so daß er die niedere Administration mit der Würde eines Prälaten vertauschte.

Bei seinem Regierungsantritte bewarb er sich auch um eine Landschaftsstelle, da in dem Rentamtsbezirke Mitterfels um diese Zeit zwei solche Stellen erledigt waren, nämlich durch den Tod des hiesigen Abtes Michael und den Tod des Abtes Dominikus von Oberalteich, „indem 1° gleichwol dieß Kloster (Windberg) nach Nidernaltach mit der größten Steur belegt ist, worbey sich auch 2do eine solche Paufehligkheit bezaiget, so die zu meiner Election abgeordnet geweßt churfürstl. Hrn. Commissatii Sr. Churfürstl. Drtl. Umstendig zu remonstriren.“ Diese Vorstellung der verarmung des Klosters erwirkte auch eine churfürstl. Rekommandation zur Landschaft.

Abt Christoph schrieb auch eine umständliche Geschichte von dem Wallfahrtsorte Sossau; that überhaupt sehr viel für des Klosters geistliches Interesse. Es ist weiter nichts von ihm bekannt, als was außerdem die Prälatentafel löblich von ihm berichtet: Dus. Christophorus Halwax Singularis dexteritatis et eminentis Sapientiae vir, erat iu populo magnus, in oculis Nobilium acceptus, et apud Religiosos charus; desiit esse in humanis , qui nunquam fuit inhumanus, die 4. octobris , anno actatis suae 56., regiminis 11., Citristi 1691.

XLII. Dessen Nachfolger war Franciscus Knodt, aus Windberg gebürtig, welcher als Administrator von Sossau am 26. Nov. 1691 zur Inful gerufen wurde. Er war überaus thätig, den geistlichen und zeitlichen Vortheil seines Klosters zu befördern, sowie er auch „wegen seines großen Verstandes“ vom General der Prämonstratenser als Vikar oder Provinzial für Bayern, Pfalz, Känthen und Tyrol bestimmt, unermüdet für das Beste des Ordens sorgte.

Er hat sich dauerhafte Denksteine seiner Frömmigkeit gesetzt, indem er 1695 die Wallfahrtskirche zu heil. Kreuz erbaute [44 Die Veranlassung dazu war folgende: Dekan Seidenbusch von Aufhausen, ein inniger Freund des Abtes Franziskus, brachte öfters im Kloster Windberg einige Tage zur Geisteserneuerung zu. Im Jahre 1692 war er wieder hier und ging eines schönen Morgens nach einer in der Nähe liegenden Anhöhe spazieren. Hier in Gedanken versunken, auf einem Steine sitzend, ward er von leichtem Schlummer überfallen und träumte, er sehe Aufhausen. Er erwacht, und als er nach der Gegend seiner Heimath blickt, sieht er wirklich von seiner seligen Ruhebank aus Aufhausen. Von dieser Entdeckung überrascht und angezogen von der schönen Aussicht weithin in die üppigen Ebenen der Donau macht er ein kleines Kreuz aus Birkenzweigen und steckt es neben dem Steine in die Erde.

Bei seiner Rückkehr nach Windberg gab der würdige Priester seinem Freunde Franziskus einen Dukaten mit der Bitte, er wolle ihm zu Liebe an jenem Orte, wo er geschlafen, ein großes Kreuz aufrichten lassen, was jedoch erst nach Jahresfrist sehr feierlich in Gegenwart einer großen Anzahl Andächtiger und des Hochw. Herrn Dekan Seidenbusch geschah, nachdem er in der Oeffung des Kreuzes einen Partikel vom hl. Kreuze des Erlösers selbst eingesetzt hatte. Die sich stets mehrende Anzahl frommer Christen, welche in verschiedenen Anliegen zu dem sogenannten „hohen Kreuze“ wallfahrteten, und daselbst auf wunderbare Weise jederzeit Trost und meistens die gewünschte Hilfe durch ihr andächtiges Gebet vor dem Gekreuzigten fanden, bestimmte endlich den Prälaten Franzsikus, statt des einfachen Kreuzes ein Kirchlein zu Ehren des hl. Kreuzes zu bauen. Wie groß die Theilnahme an diesem Vorhaben war, mag der Umstand bezeugen, daß sogar von der Altstadt Straubing Baumateralien als Geschenk herbeigeführt wurden.

Im Jahre 1695 wurde nun ein geräumiges Kirchlein gebaut, wie es heute noch steht. Abt Franzsikus erbaute es und Dekan Seidenbusch that wieder das Seine. Er besaß ein durch hohes Alter ehrwürdiges wunderthätiges Bildniß des Gekreuzigten, welches über 200 Jahre zu Regensburg unter einem Schutthaufen gelegen sein soll, und dieses bestimmte er für das Kreuzkirchlein bei Windberg. Er selbst trug dasselbe unter Begleitung vielen Volkes eine halbe Stunde weit von Aufhausen heraus, nahm in einer herzlichen Ansprache an das Volk Abschied davon, und ein Fr. Laurenzius trug es nach Windberg. Dasselbe wurde einige Zeit in der Klosterkirche zur Verehrung aufgestellt, und dann feierlich an seinen eigentlichen Bestimmungsort übertragen. – Abt Augustin fügte drei Statuen hinzu und Joachim Eckmann ließ 1784 das ganze Kirchlein mit Freskomalereien versehen. Das Kirchlein ward 1803 bei Aufhebung des Klosters geschlossen, als Feldkapelle erklärt und veräußert. Doch der Herr fügte es , daß es auch beim profanen Gebrauch bestens geschont blieb, 1836 von der gemeinde Windberg wieder angekauft, mit geringen Kosten in den alten Stand gesetzt, und am 14. Sept. 1836 eingeweiht und eröffnet wurde.

Hiervon reden die Chronogramme:

Am linken Pfeiler des sogenannten Triumphbogens:
FranCIsCVs
CeLebrIs CanonIae
VVInDbergensIs PraesVL
HVIVs LoCI InsignIs
FVnDator.

Am rechten Preiler:
IoaChImVs
PerlLLVstrIs
aC gratlosVs sanCtae
CruCIs CVLtor
InsIgnIs.

Ober dem Eingange:
ParoChIanI hVIates
VICInIqVe
aeDem hanC
restaVraVerVnt.
];
und die Armen-Seelenbruderschaft, als Filiale von der Erzbrudrschaft in München, dahier einführte, wozu ihm besonders der geheime Rath, Reichsgraf von Leiblfing, behilflich war, welcher nach erlangter Concession selbst gleich 105 fl. zur Fundation beisteuerte. Am 2. März 1695 erfolgte die Bestätigung und Confirmation von Seite des bischöflichen Ordinariates Regensburg; Papst Innozenz XII. privilegierte dann auch sub 30. Juli 1695 den Hochaltar der Blasiuskirche zum Besten und Frommen der verstorbenen Bruderschaftsmitglieder. (1729 wurden die Seelenconvente wegen Zunahme der Mitgliederzahl in die Klosterkirche versetzt.)

Aber auch über ihn, den frommen und treuen Hirten kam die Zeit der Prüfung und Trübsal; denn er mußte während vieler Jahre sein Kloster durch die Gräuel des spansichen Successionskrieges immer bedroht sehen, da der bayr. Wald besonders hart mitgenommen wurde, und die sogenannten Raubhusaren raubten, mordeten und niederbrannten nach Herzenslust. Doch der liebe Gott bewahrte das Kloster, und als Danksagungsopfer, daß ihr Kloster von der Pest und dem Kriegssturme gänzlich verschont blieb, bauten Abt Franziskus und seine Capitularen die schöne Orgel in der Wallfahrtskirche Sossau im Jahre 1715, wie das darauf angebrachte Chronikum und Inschrift sagt: Gratiarum actio Francisci Abbatis et Capitularium Windberg peste et bello defensorum.

Des Abtes Klugheit heilte bald die Schäden und hob des Klosters Einkünfte, soweit es bei der sehr drückenden Steuerlast möglich war.
Nachdem er so 25 Jahre hindurch in Beförderung des geistlichen und zeitlichen Vortheiles des Klosters regiert hatte, (Zimmermann nennt ihn „einen Mann, der nicht zu verbessern war,“) starb er gottselig, vom Schlagfluße berührt, den 17. Februar 1717.

Seine rühmliche Gedächtniß auf der Prälatentafel ist:

Dnq. Franciscus Knodt, per Bavariam et tractus annexos Vicarius gen: indefessus. commodum monasterii miro promovit incremento, ac totum aedificium ad S. Crucem exstruxit, seque in foro Spirituali Magdalenam, et in temporali Martham exhibuit. Tandem vero labore confectus mundo immundo ultimum Vale dixit die 17. Febr. anno 1717. regim. 25., aetat. 70.

Lustris quinque Pedum Franciscus gesserat, almae
Patriae et officio, gloria, grande decus.

XLIII. Augustinus Schmidbauer, von Landshut gebürtig, ein Mann so hoch an Alter, als reich an Verdiensten, wurde nach Franzsikus Knott Am 17. März 1717 zum Abte erwählt, nachdem er zuvor bei der mariansichen Administratur zu Sossau vile Jahre exponirt und ein rechter Restaurator sowohl in der Kirche als Oekonimie daslebst gewesen. Nicht minder machte er sich als Abt dieses Titels bezüglich des Klosters würdig, indem er während seiner 15jährigen Regierung das Conventgebäude von Grund aus neu Aufführte, die Kirche S. Joannis Nepomuc. [45 Wo diese Kapelle gestanden, ist nicht mehr zu erfragen.] bei dem hl. Kreuz allhier auch vin neuem errichtete, die heil. Stiege daselbst mit Statuen geziert, wie nicht weniger zwei kostbare Ornate zu hiesiger Kirche beigeschafft hatte.

Augustin, selbst ein ausgezeichneter Mann in jeder Beziehung, sorgte für eifrige Pflege der Wissenschaften und hob die Disciplin nach Kräften, die hin und wieder einer Besserung wohl bedurfte [46 Leider war damals über die Zucht und Ordnung in den Prämonstratenserklöstern der bayr. Provinz viel zu klagen. In einem am 3. Okt. 1723 abgehaltenen Provinzialkapitel, wo zugleich wegen des an zeitlichen Gütern ganz herabgekommenen Klosters Griffen in Kärnthen Vorsorge getroffen und mancherlei zur Hebung der Disciplin in selbem angeordnet wurde, wurden ernste Klagen geführt über Geringschätzung der hl. Armuth, und allen Religiosen der Provinz der Gebrauch goldener oder silberner Geräthschaften streng untersagt, mit Ausnahme der Uhren, welche aber nur im Nothfalle von den Obern zu gestatten sind. – Da der Orden ein Taschengeld zu anständigen und nothwendigen Zwecken gestattet, so sey dessen Betrag doch nie über ½ Thaler. – Ferner da die Reisen zum Capitel so viel Geld kosten und nichts desto weniger die daselbst gefaßten Beschlüsse gänzlich mißachtet werden, so sind sämmtliche Beschlüsse und alle Visitationsanordnungen in ein Buch zu sammeln und an allen Vigilien theilweise vorzulesen, und die Obern zur Betreibung ihrer Beobachtung seposito omni respectu zu zwingen. – Auch für Reisen wird strengster Anstand empfohlen, und überflüßige Ausgaben untersagt. – Hin und wieder mischten sich auch unbefugter Weise Canoniker in’s Regierungsgeschäft des Abtes ein und murrten oder sträubten sich gegen dessen Anordnungen; Uneinigkeiten und Streitigkeiten ergaben sich und offener Ungehorsam trübte zuweilen den Klosterfrieden, zumal sich auch Parteien bildeten. Allenthalben wird darum Gehorsam und Beobachtung strenger Zucht nach den Capitelsdekreten eingeschärft. Besonders schien das Spiel und zudem um theuern Preis seine Gönner gefunden zu haben, da der Ordensgeneral mit den strengsten Strafen droht. – Bei ihren reisen dürfen die Religiosen nur im offenen Nothfalle sich des Postwagens bedienen. – Schließlich ward noch ad inflammandum studium die tägliche Abbetung der Bußpsalmen angeordnet. (So die Protokolls-Abschrift dieses Capitels.)]. Augustin wurde auch auf einem Provincialkapitel zu Neustift 1723 zum Ordensdefinitor erwählt.

Nach vielen Mühen und Plagen resignirte er, ein Jubiläus, 1732 wegen hohen Alters und Unpäßlichkeit; 2 Jahre nachher verließ er auch das Zeitliche im 79. Jahre seines Alters.

Dnq. Augustinus Schmidtpauer, ut Administrator vel quasi alter Fundator Sossaviensis electus in Abbatem, 62 jam annor. quod mirum est, hinc etiam ut Praelatus mira praestitit; aedificavit Dormitorium; renovavit Ecelesias, et Disciplinam Ordinis mire promovit; tandem ut Jubilaeus Professus et Sacerdos libere resignavit, et pie obiit 1734, postquam regnasset 15, vixisset 79 annis.
Tolle, lege, Augustinus adest libri instar, et in quo
Tot laudes cernes, folia quot releges.

XLIV. Als Augustinus resignirt hatte, fielen bei der neuen Wahl alle Stimmen auf Norbert Schrank, einem Straubinger, welcher denn auch am Feste des heil. Hieronymus die abteiliche Würde auf sich nahm, im Jahre 1732. Er war vorher Pfarrer zu St. Englmar und hatte sich auch wirklich der Prälatur nicht unwürdig erwiesen, da er, obwohl er nicht länger als etwas über 2 Jahre die Schäflein allhier mit Lob und Liebe geweidet hatte. Der Tod entriß ihn nur zu bald im Jahre 1734 aus der Mitte der Seinigen.

Die Prälatentafel weiht ihm folgendes Gedächtniß:

D. Norbertus Schranckh, omnibus plane Obedientiis Ordinis meritissime functus, et cum S. Norberto omnibus omnia factus, sicque ut parochus Englmarensis anno 1732 electus fuit in Abbatem, in qua Dignitate cunctis Suavem et humilem sese exhibuit. vere Pater amabilis, dolendum quod tam bonus Pastor tam cito gregem reliquerit, morte consumtus, 1734, 4. jan. annos iu regimine tantum 2 ½ . ann. aet. 48 numerans.

Norbertus Pater insignis, Pastorque biennis,
Quem cum Doctrina, virtus ad astra tulit.

XLV. Sein Nachfolger war Bernardus Strelin, geboren 28. Dezember 1701 zu Landau an der Isar, ein ausgezeichneter Mann sowohl an Tugend als Wissenschaft. Abt Joseph Marianus von Oberalteich sagt von ihm: Schon als Jüngling war er an Fleiß und Sittsamkeit allen seinen Kameraden weit überlegen; er trat schon in seinem sechzehnten Jahre in das Kloster Windberg, in welchem sowohl, als auch auf der Hochschule in Prag er sich zur Ehre und zum Ruhme seines Stiftes den höheren Wissenschaften eifrigst oblegen.

Tugend und hohe Gelehrsamkeit empfahlen in gar bald u den Würden eines Novizenmeisters, eines Priors, Kastners und Pfarrverwesers zu Englmar, welche Aemter er auch löblich verwaltete, so daß wegen seiner großen Verdienste die Kapitularen sich bewogen fanden, den jungen Bernhard schon in seinem 34sten Jahre seines Alters zur Inful zu berufen, am 3. Februar 1735.

Aber auch zu so hoher Ehre berufen, ließ er nicht nach in seinem Eifer für das Seelenheil seiner Untergebenen, für Tugend, Kunst und Wissenschaft, ebenso für das zeitliche beste seines Klosters zu sorgen. Er hob das Kloster in allen Beziehungen nach Möglichkeit, daß es wieder achtenswerthen Bestand hatte.

Er hat aus Demuth von sich selbst geschrieben:

Ex nihilo factus Bernardus: num fuit ipse
Vel nihil aut aliquid? post sua fata seies.

Man kann aber, fügt Zimmermann bei, besser sagen:

Ex nihilo factus, sed ad omnia summa creatus
Omnibus est major, qui cupit esse minor.

Als das herrlichste Vorbild stand er allen voran. „Von ihm, sagt Marianus, kann man mit vollstem Rechte sagen, was von dem ehrwürdigen Beda geschrieben ist: „Er hat beständig gelesen, beständig geschrieben, beständig gelehrt;“ gewiß, seine zusammengeschriebenen und in Druck gegebenen Betrachtungen (Vade mecum Mariano-allegorico metamorphicon etc., opusculum aditum 1771; Item aliud, intitulatum: meditationem etc. etc.), seine geistvollen Anreden, seine eifrigen Predigten und häufig hinterlassenen Schriften, mit welchen die hiesige Abtei, Canzlei und Archiv angefüllt, sind Zeugen hiervon, ja sogar jeder Stein aus den Mauern rufet und beweiset, daß Abt Bernhard bis in das späteste Alter beständig fortgearbeitet.“

„Unbeugsam war sein Muth, seine Geduld und Großmuth, obwohl er ansehen mußte, daß seine Felder von Hagel, Schauer und Mißwachs getroffen, daß sein Kloster durch Kriege, Theuerung und Krankheiten in die kläglichsten Umstände versetzt; obgleich er von den bittersten Steinschmerzen, stickenden Brustkatarrhen und anderem Ungemache nur allzu oft befallen; obgleich seine Seele von ehrverletzenden Zungen, Verleumdungen, Schmähworten, Lästerungen und Beschimpfungen schmerzlich durchdrungen wurde. Er war ein vollkommener Sohn des hl. Norbertus und trachtete also auch seine Mitbrüder zu treuen Beobachtern und Liebhabern der Disziplin zu machen, und bildete durch seine Leitung unter seinen Conventualen Muster der Tugend und Frömmigkeit, der Gelehrsamkeit und des Seeleneifers heran [47 Sein Lobredner, Marianus von Oberaltich, in der Leichenrede, führt auch solche ausgezeichnete Männer an; von einem derselben Reinerius Rieger, existirt noch ein carmen heroicum zur Feier des Geburtsfestes seines Abtes, wahrscheinlich im Jahre 1741 verfaßt.].

Ueber dem geistlichen Wohle seiner Herde vergaß er auch das zeitliche nicht; dies zu befördern, ergriff er die weisesten Mittel und suchte die kürzesten Wege, und hatte dabei ein unbegrenztes Vertrauen auf die göttliche Hilfe. Er liebte die Zierde des Hauses Gottes und erschöpfte mehr als einmal seine Einkünfte in Ausschmückung des Tempels.

Er legte nach und nach große Summen in die Hände der Armen. Er war, wie Hiob, den Blinden ein Aug, den Lahmen ein Fuß und ein Vater der Armen, denen er, besonders in der, in die letzten Jahre seiner Regierung fallenden Theuerung und Hungersnoth mit Geld und Getreide geholfen. Es gab überdies auch in der Ferne auf das Kleinste im Hause genau Obacht; es mußte ihm (wie im Geistlichen) über die zeitlichen Angelegenheiten allwochentlich Bericht nach München erstattet werden, so oft er als Deputirter sich daselbst aufhielt, und er ordnete auch von dorther das Geringste an. Er durchging selbst zu jedem Jahres-Viertel alle Rechnungen, und gleichwie er gegen seine Hausgenossen, gegen Freunde und Gäste liebreich, erbaulich und freigebig war, also war er für seine Person in Speise und Trank, in Kleidung mäßig, sparsam und häuslich.

Bei seiner klugen Oekonomie vermochte er die hiesige Klosterkirche, sowie die Gnadenkirche in Sossau zu verschönern, die Sakristeien mit kostbaren Kelchen, verscheidenen Heiligthümern und herrlichen Meßkleidern nebst anderer Zierde zu versehen, den Kirchthurm in gutem Stand zu setzen, sowie den Keller und Maierhof, den Thurm der Pfarrkirche, die Pfarrhöfe zu Sossau, Degernbach [48 An der innern westlichen Wand der Kirche zu Degernbach findet sich eine Steininschrift: E fundo erecta anno Dni. 1735.] und Englmar von Grund aus aufzubauen und ordentlich einzurichten. So hatte er auch größtenteils wieder ersetzt, was der Krieg verwüstet, was die Feinde weggenommen, was Theuerung, Schauer, Viehfall und andere Unglücke geschadet hatten [Die ganze Steuer des Klosters betrug um diese Zeit 639 fl. 20 kr.; im Jahre 1744 mußte wegen der Kriegszeiten noch 13 ½ kr. Beischlag vom Steuergulden bezahlt werden.].

Im Jahre 1741 ward er als Verordneter in die löbliche Landschaft aufgenommen und saß da unter den Vätern des Landes, das Wohl desselben zu berathen.

Im Jahre 1750 erlangte der Prämonstratenserorden von Papst Benedikt XIV. durch die Bulle Oneroso d. d. 1. Sept. 1750 (von Urban IV. und Clemens V. schon gegeben, nun gleichsam neu confirmirt) die Indulenz der Gabilität zu Pfarreien, „obtinendi et retinendi Parochias et Vicarias quascunque tam regulares quam saeculares absque ulla dispensatione apostolica,“ während alle andern (?) Canonici regulares wie die Medikanten für inhabiles ad parochias erachtet wurden.

Im Jahr 1773 wurde Bernhard wegen seiner Tugenden und Verdienste, Weisheit und Klugheit zum Generalvikar des Prämonstratenser-Ordens für die bayr. Provinz bestellt, welches Amt er nur kurze Zeit mehr ausüben konnte.

Er war auch wegen seiner wissenschaftlichen Kenntnisse und als eirfiger Beförderer der Kunst und Wissenschaft zum Mitgliede der churbayr. Akademie der Wissenschaften und der arkadischen Akademie zu Rom ernannt.

Obwohl seine Regierung sich 42 Jahre erstreckte, so nahte denn sein Lebensende noch zu früh. Im Jahre 1777 war Bernhard zur Landschaft nach München gereist; aber eine tödliche Krankheit befiel ihn. Als sein Leibarzt und sein Kammerdiener ihm die Unrettbarkeit und die Nähe des Todes ankündigten, erschrack er nicht, sondern begehrte mit edler Resignation die heiligen Sakramente. Als die hl. Wegzehrung ihm gebracht wurde, begleitete der hohe Adel, die ganze löbliche Landschaft und eine unzählbare Menge Volkes das hochwürdigste Gut; er selbst ging in seinem weißen Ordenskleide bis an die Treppe entgegen, empfing die heil. Sakramente mit rührender Andacht, und begleitete dann seinen Gott wieder bis zur Thürschwelle. Nachdem er in sein Zimmer zurückgekehrt war, betete er eine Zeit lang, legte sich dann auf sein Ruhebett und bald darauf hauchte er seine edle Seele aus; am 6. März 1777, Nachts 10 Uhr.

Sein Leichnam ward nach Windberg gebracht und in der Kapelle des gegeißelten Heilands auf der Wies der Grabesruhe übergeben, welche Kapelle der hochselige Abt sich selbst dazu gewählt und darin wochentlich einmal das heil. Meßopfer um ein glückliches Ende dargebracht hatte. Seine Grabstätte bezeichnet nut ein kleiner viereckiger Marmorstein vor dem Altare, worauf die Worte stehen: Reverendissimus perillustris ac amplissimus D. D. Bernardus Strelin Abbas hujus loci et Vicarius generalis etc.

Aber ein größerer Stein, links dem westlichen Portale im Innern der Kirche, in die Wand eingemauert, wird sein ruhmreiches Andenken bewahren bis in ferne Zeiten. Die daselbst eingegrabenen Schriftzüge erzählen:

Reverendissimo Perillustri
Ac Amplissimo Domino Domino
Bernardo Strelin
Statuum Provincialium Bavariae
Deputato ac Commissario,
Sacri Ordinis nostri per Bavariam etc. etc.
Visitatori ac Vicario generali,
Ecclesiae Windbergensis per XLII annos
Abbati Vigilantissimo,
Religiosa professioni et Sacerdotio
Seniori Jubilaeo,
Viro pietate, prudentia ac disciplinae zelo
Conspicue insignito,
Boni communis Patriae et Canoniae suae
Promotori indefesso,
Templorum ac Aedificiorum complurium
Restauratori magnifico,
Ingruentibus malis et calamitatibus
Superiori invicto,
Subditorum, pauperum ac miserorum
Patri suavissimo,
Die VI Martii anno Domini MDCCLXXVII
Postquam per VI et LXX N vitae annos
Fructificasset centuplum
Ad horreum coeleste congregato
H. M. P.
Moerentium filiorum amor
Etiam post fata Superstes.

Bernhard war unstreitig einer der ausgezeichnetsten Aebte des hiesigen Klosters; Windberg sah keinen ähnlichen mehr; mit ihm ging auch der Glanz des Klosters zu Grabe. Und wie von außen die Klöster überhaupt von nun an mehr und ,ehr angefochten wurden, so nagte dahier innerlich der Wurm des Verfalles; die beiden folgenden Aebte hatten nicht das Geschick, den Fall zu hemmen. Innere Zwistigkeiten störten die Liebe und Eintracht, und machten ein nothwendiges Zusammenwirken unmöglich.

XLVI. Als der von Allen geliebte Berhard Strelin das Zeitliche gesegnet hatte, wählte man den erst 30 Jahre alten Joachim Eggmann, (geb. den 1. Nov. 1747 zu Osterhofen, Professus am 20. Juli 1766, zum Priester geweiht den 26. April 1772) welcher denn auch die durch die Zeitumstände gemehrte Last der Inful auf sich nahm.

Es war den mit weniger Einkünften ausgerüsteten Klöstern nun kaum mehr möglich, in Ehren zu existiren; es scheint von weltlicher Seite Alles aufgeboten worden zu sein, um diese Stifte gänzlich zu untergraben. Die Steuern waren unerhört: in den Jahren 1771 und 1772, wo ohnehin große Noth und Theuerung herrschte, mußten die gesitlichen Stände nacheinander 44,000 fl. und wieder 33,000 fl. zahlen. Schon 1742 hatte Windberg „pr Abschlag der an Ihro Hungr. Und Böheimb Königl. May. Zu entrichten habende Brandt- und Contributionsteuer“ 1000 fl. zu erlegen.  Der Churfürst Karl Theodor verlangte gegen das Ende seiner Regierung mit päpstlicher Erlaubniß außer der sogeannten Dezimation, die 100,000 fl. rein eintrug, und woran sich das hiesige Stift mit 2000 fl. in den Jahren 1775 und 76 zu betheiligem hatte, nach 15 Millionen Gulden von den Stiftern und Klöstern als den siebenten Theil ihres Vermögens, wogegen sie sich durch Vorschützung ihrer ständigen Rechte zu wahren suchten. „Warum, heißt es in der herauf bezüglichen Beschwerdeschrift, warum sollten denn die geistlichen Stände immer außerordentliche Auflagen tragen, mit denen man die weltlichen Stände, die doch reicher waren, verschonte?“

Der Geist, welcher den Jesuitenorden verfolgte, und zum Falle brachte, mochte auch hiebei die Hand im Spiele haben, und mit anderen traurigen Verhältnissen dieser Zeit in Verbindung, schon jetzt auch auf die baldige Auflösung der Klöster hinwirken. Umsonst war die Klage der Klöster, daß durch die unerhörten Geldleistungen ihre Existenz bedroht und ihre Auflösung dadurch verursacht werden müßte. Was schon 1769 verordnet [50 Geschichte Bayerns von Dr. Bötticher. Erlangen 1837. Pag. 351 u. 361.], daß ohne Vorwissen des churfürstl. Geistlichen Rathes kein Novice, und überhaupt keiner unter 25 Jahren aufgenommen werden durfte, so drang man jetzt darauf, daß die Klosterconventualen vermindert werden, d. h. daß man sie bis zur Hälfte absterben lasse und dann für jedes abgängige Klosterglied 6000 fl. Capital an den Staat gezahlt werden sollte.

Auch von anderer Seite hatten die Klöster Opposition zu erfahren. Von Seite des churfürstl. Geistlichen Rathes und der bischöfl. Ordinatiate ward nämlich die Verwaltung der Pfarreien durch Klosterleute höchst ungern gesehen. Es konnten wohl hie und da vorkommende Mißstände die Ordinariate veranlassen, eine bessere pfarrliche Wirksamkeit zu fordern; doch überall waren solche Klagen nicht gerechtfertigt.

Bisher hatte das Kloster die Pfarreien Degernbach und Perastorf (welch‘ letztere immer auf den Zeitraum von 10 Jahren verliehen war), versehen; im Jahre 1794 aber reichte der churfürstl. Geistliche Rath ein Beschwerde, mit mancherlei Gründen belegt, ein, auf welche hin, ungeachtet der ergebensten Bitte von Seite des Klosters, der Churfürst beschied: „Beide Pfarreien dem Kloster um so weniger zu überlassen, als ohnehin eine große Anzahl wohlverdienter – in der Seelsorge ergrauter Hrn. Titulanten vorhanden sind, die am Ende aus Mangel einer Versorgung dem höchsten aerario zur lst fallen, sofort auch, weil das Ordinariat Regensburg, wie aus den hier zurückgehenden Akt von 1-64 entnommen worden, diese Pfarrüberlassung zu allen Zeiten ungerne gesehen und mißbilligt hat. Daher hat der churfürstl. Geistl. Rath auf die 2 Pfarreien ungesäumt zwei wohlverdiente Weltpriester in Vorschlag zu bringen [51 Befehl vom 7. Hornung 1795.].“

Doch verblieb Perastorf auch ferner noch dem Kloster, wahrscheinlich durch Vereinbarung, indem das Kloster zum Pfarrhofbau mit 60 fl. konkurriren sollte; erst 1796 stellt Abt Joachim „weil die Pfarrerträgnisse von Perastorf die ausbedungenen 60 fl. zum Pfarrhofbau nicht auswürfen,“ die Bitte, „ihm entweder die Pfarrei Degernbach noch beizulegen, oder dem dortigen Pfarrer die Pfarr Perastorf gegen Haltung eines Cooperators zuzufügen.“

Bittere Noth war in diesem Zeitraume der Antheil des Klosters; Schüttenhofen scheint schon längst nimmer zum Kloster zu gehören. Man veräußerte, was entbehrlich war; Maierhöfe wurden verkauft, Schulden contrahirt, Zehenten und liegende Güter dafür verpfändet. Ueberdies war der Personalstand nicht gerade geringe. Der statur perosnalis vom Jahre 1800 weist nebst den Aebten Ignaz und Joachim 26 Conventualen und 2 Novizkleriker auf; von diesen lebten 19 im Kloster, die übrigen waren zu Alberechtsried, Englmar und Sossau exponirt; dazu kam noch eine bedeutende Anzahl Bediensteter.

Solch traurige Zustände bereiteten dem guten Abte Joachim tausend Sorgen und unzählige schlaflose Nächte. Novizen wurden während der 22 Jahre, da er regierte, in zwei Zeiträumen von 7 bis 9 Jahren gar keine, in einzelnen Jahren nur einer bis zwei aufgenommen.

Er war zwar ein frommer, milder und freundlicher Herr, aber nicht geeignet, zur Besserung der ökonomischen Verhältnisse erkleckliches auszurichten. Noth stiftet Händel, sagt das Sprichwort, und so war es auch zu Ende des verflossenen Jahrhunderts zu Windberg. Man ward mit der Hauswirthschaft, mit der Kost und anderen Dingen unzufrieden; mancher Kurzsichtige beschuldigte den Prälaten, daß er seine Conventualen vernachlässige, obwohl er bei den mißlichen Vermögensumständen seine Mitbrüder wohl nicht leicht besser bedienen konnte. Kurz man fand da und dort Anstoß und gab dem Prälaten genugsam zu erkennen, daß man mit ihm vollends unzufrieden sey; er resignirte also und der Prior Ignatius Breu übernahm die abteiliche Würde; da die Wahl auf ihn fiel, am 17. Dez. 1799. Joachim nahm seine Wohnung bis zur Aufhebung des Klosters in einem Gastgebäude, der Prälatur gegenüber; dann lebte er einige Zeit in Wien; da ihm aber nicht gestattet wurde, außerhalb Bayern seine Pension zu verzehren, so zog er sich auf ein Landgut seiner Verwandten in Ascholding, k. Ldg. Wolfrathshausen, zurück, wo er auch am 25. April 1824 gottselig verstarb. Nachdem er jährlich noch einen Besuch in Windberg gemacht und etliche Tage da verweilt hatte.

XLVII. Ignatius Breu (geb. zu Furth im Walde, den 16. Mai 1755, Profeß den 3. Nov. 1776, Priester 10. Okt. 1779) hatte bei seiner Wahl seinen Conventualen alles Beste versprochen, und Jedermann setzte in ihn das vollste Vertrauen, daß er den bisherigen Mängeln abhelfen werde. Allein die alten Mängel bestanden nach wie vor. Auch er konnte nicht gegen den Strom ungünstiger Zeitverhältnisse schwimmen. Und welche Ermuthigung hätte es für ihn, wäre er auch mit dem glücklichen Talente begabt gewesen, unerschrocken den Schwierigkeiten und mit durchgreifenden Erfolge zu begegnen, sein können, vorauszusehen, wie allenthalben an der Erniedrigung der Klöster gearbeitet und in kurzer Zeit ihr Untergang herbeigeführt werde! 3 Jahre trug er die Inful; da erlöste ihn die Säkularisation von der erdrückenden Bürde. Im Jahre 1803 ward das Kloster für aufgelöst und die Besitzungen für Staatsgut erklärt. Am 1. April aßen die Conventualen zum letztenmale am Klostertisch; des anderen Tages zogen sie aus, wohin jeder wollte, hinausgeworfen aus dem bisherigen Asyl ihres irdischen Lebens; die Novizen ohne einen Kreuzer Unterstützung zur Fortsetzung und Vollendung der begonnenen Studien. Die auf den Pfarreien exponirten Mönche verblieben daselbst als Pfarrvikare, bis nach etlichen Monaten sie als wirkliche Pfarrer auf den ihnen bisher anvertrauten Pfarreien eingesetzt wurden [52 Ignaz Breu privatisierte nach 1803 einige Zeit in Cham, dann brachte er seine Lebtage in Straubing zu, wo er am 14. August 1840, 85 Jahre alt, gänzlich erblindet, starb. – Die Notizen der Zeit der letzten beiden Aebte gründen sich größtentheils auf mündliche Mittheilungen.].

Man sagt, daß um diese Zeit fast alle Höfe verkauft waren und sich im Kloster auch nichts von klingender Münze fahnden ließ; das zu säkularisirende Klostergut bestand nur in Grund und Boden, Gebäuden, Zehenten, Rechten und in Kirchenparamenten. Aber es war auch das ein bedeutender Erlös. Was von edlem Metalle oder von Edelsteinen oder an wertvollen Paramenten in der Kirche sich vorfand, war eine unrettbare Beute des Säkularisationskommissäres, welcher auch hier, wie die meisten dieser Beamten, überall sich als Verächter alles Heiligen, als Gold- und Silberbedürftigen sich bezeugte. Alle Reliquienkästen wurden der goldenen und silbernen Verzierungen entblößt, doch geschah den Reliquien selber keine Unbild. Eine größere Ampel, sowie eine ausgezeichnete Monstranze von großem Werthe, deßgleichen silberne Leuchter etc. trug man in die Schmiede und zerschlug sie auf dem Ambos, um sie in eine bequeme Form zum Verpacken zu bringen; es wurde nicht mehr auf Kunstwerth Rücksicht genommen. Wenn man nur alles an den Mann bringen konnte, weiter bedurfte es nicht. Meßkleider etc. versteigerte man am Ort selber. Es befand sich auch ein schwarzer Ornat, bestehend aus Rauchmantel, Meßgewand und Levitenröcken (vom Rauchmantel trennte man vorerst sie silberne Schließe ab) von ansehnlichem Werthe, – er ward um 5 fl. ausgeboten (!!); aber Niemand kaufte ihn; so ließ man ihn endlich auf vieles Bitten der Pfarrkinder dahier zurück.

Die ganze Klosterkirche ward ausgeleert, nur die allernothwendigsten Kirchengeräthe zurückgelassen, etliche abgenutzte Meßkleider und andere Paramente, etliche hölzerne und messingene Leuchter, das war alles, was sich aus der Säkularisation rettete. Den Säkularisationsgräueln und Ungerechtigkeiten setzte man einigen Jahren erst der dortmaligen Rentbeamte Köpelli von Mitterfels die Krone auf. (sieh unten.)

So endete ein altes berühmtes Stift, nachdem es 678 Jahre gestanden und viel Segen um sich verbreitet hatte. Die Klostergebäude wurden verkauft sammt der Oekonomie; die Prälatur theilweise als Pfarrhof bestimmt; die Klosterkirche als Pfarrkirche verwendet; alle übrogen Kirchen und Kapellen auf den Abbuch oder zu Scheunen verkauft.

Die dem Kloster gehörigen Pfarreien: Windberg, Sossau, Englmar, Hunderdorf und Neukirchen wurden un königliche (erst churfürstliche) Pfarreien; Albrechtsried verblieb an Oesterreich.

Das Kloster zählte bei der Aufhebung 27 Conventualen und 3 Novizkleriker; im Ganzen, um Ursprunge 1125 an bis 1803, bewohnten dasselbe 524 Mönche, denen 2 Pröbste und 45 Aebte vorstanden.

Nachtrag.

Das Stift Windberg war auch in eine Verbrüderung, Conföderation, mit vielen anderen Klöstern getreten, um den verstorbenen Klostermitbrüdern, soviel möglich hl. Meßopfer zuwenden zu können. Diese verbündeten Klöster waren im Jahre 1799 (wann diese Conföderation begonnen, ist nicht bekannt):
Vom Prämonstratenserorden: Wilthau in Tyrol, Speinshart, Schefftlarn, Steingaden, Osterhofen, St. Salvator, Neustift in Bayern, und früher griffen in Kärnthen; in Böhmen: Strahof, Töppel (Teplensis), das Frauenstift Chotieschau.

Vom Benediktinerorden, und zwar: a) intra Congregationem, Attl, Roth am Inn, Regernsee, Benediktbeuren, Wessobrunn, Andechs, Scheyern, Weihenstephan, Prüfening, Mallersdorf, Weltenburg, Frauenzell, Oberalteich, Ensdorf; das Fürst-Reichsstift St. Emmeram in Regensburg,
extra Congregationem: Metten, Niederalteich, Aspach, Varnpach, Michaelsbayrn, St. Peter in Salzburg, St. Georgenberg in Tirol, Ettal, Seeon.

Vom Cisterzienserorden: Gottszell, Aldersbach, Fürstenzell, Raitenhaslach, Fürstenfeld.

Von den Mendikantenklöstern: die Karmeliten, die Kapuziner und Franziskaner in Straubing, die Dominikaner in Regensburg und die Minoriten abenda.

Von regulirten Chorherrnstiften (Canonicorum Regularium Lateranensium S. P. Augustine): St. Niklas bei Passau, St. Zeno, Au bei Haag, Weyarn, Stift und Kloster Suben, Beyharting, Ditramszell, Beyrberg, Schleedorf, Polling, Dießen, Undenstorf, Rhor; St. Mang in Stadtamhof; Kloster Neuburg bei Passau, Reichersberg; – (Canonicorum Regul. S. Augustini, abbatibus Archidiaconis natis): Ranshoven, Baumburg, Stift und Kloster Gars, Stift Rottenbuech; Stift Herrenchiemsee.

Von Frauenköstern: Niedernburg und Nonberg (bei Salzburg), Benediktinerordens; Seligenthal, Cisterzienserordens; St. Clara in Regensburg, des hl. Seraphischen St. Claraordens; zum hl. Kreuz, ebenda, Dominikanerordens; Schwarzhofen, desselben Ordens.

Für die in Aspach, Benediktbeuern, Beyerberg, Dietramszell, Gars und Seeon Verstorbenen hatte der hiesige Prior drei Messen, für die aus Chiemsee, Dießen, St. Nikola, Ranshofen, Varnbach und Weihenstephan Verstorbenen – zwei Messen, für die übrigen nur eine einzige hl. Messe zu lesen.

In der intimsten Verbrüderung aber standen mit dem hiesigen Kloster: Aspach, Gottszell, Ensdorf, Metten und Oberalteich, für deren dahingeschiedene Mitglieder (ebenso wie für jeden aus dem Prämonstratenserorden Verstorbenen) ein jeder der dasigen Priester einmal celebrierte und deren Namen auch dahier aufgezeichnet wurden. Ueberdies hatte für diese noch der Prior eine eigene Conventmesse zu lesen.

 * *

Die Mon. Boic. Berichten pag. 11, im tom. XIV., daß zu Windberg vor der Klostergründung ein durch Heiligkeit ausgezeichneter Mann, Wilhelm mit Namen, gelebt habe und im Rufe der Heiligkeit gestorben sei. Dieser selige Wilhelm habe dahier, nachdem er von heiliger Sehnsucht durchglüht sehr viele Länder durchwandert und die Orte besucht, an welchem einst der Heiland der Welt, die Apostel und andere Heilige gewandelt, seine letzten Lebenstage zubringen und ausruhen wollen von si vielen Gefahren, die ihm gedrohet hatten auf dem Lande und auf dem Meere, von Heiden und von Mördern. Sein ganzes Leben hindurch habe er in Gebet, Wachen und Fasten zugebracht, viel Hunger und Durst geliten, Kälte und Blöße erduldet, auch überdies noch als Gefangener Fesseln getragen, von denen er durch Gottes Erbarmniß jedoch rechtzeitig erlöst wurde. Von Gott mit dem Seherblick in die Zukunft begabt, hab eer vieles vorausgesagt, wie seine Ernährerin, die Gräfin Luitkard, die Mutter Alberts I. berichtete; so besonders die höchst blutige Niederlage der Sachsen an der Unstrut (1075) durch Kaiser Heinrich IV. und den Tag seiner eigenen Auflösung. Dieser sein Todestag war der 20. April, an welchem das Fest des hl. Papstes und Maryrers Viktor gefeiert wird.

Hartwig I., Bischof von Regensburg, habe auch eine Capelle eingeweiht über der Ruhestätte dieses seligen Wilhelm, welche Capelle Graf Adelbert (Albert I; ?) als Gelöbniß zur Befreiung von einer schweren Krankheit erbaute.

Dieser Wilhelm habe auch öfters Erwähnung gethan von einem gewissen Iwan, der sein Diener und Begleiter gewesen und nach seinem Tode durch Wohlgeruch, der von seinem Leichname ausströmte, von Gott selbst als ein ihm wohlgefälliger Diener bekundet worden sei.

* *

Die hochw. HH. Pfarrer, welche seit Klosterauflösung der Pfarrei Windberg vorgestanden sind:
1) Augustin Bornschlegl, Prämonstratenser aus hiesigem Kloster, welcher schon vor 1803 Pfarrvikar war und im Juni 1803 als wirklicher Pfarrer eingesetzt wurde. Er resignirte schon 1804, und verlebte seine übrigen Tage zu Cham, wo er 68 Jahre alt am 17. Nov. 1820 starb.
2) Maximilian Stögmüller, ebenfalls Conventual aus dem Kloster Windberg, stand der Pfarrei von 1804-1825 vor; + zu Straubing als Benefiziat zur Krone Christi, qm 18. Jan 1838, 60 Jahre alt.
3) Edmund Huber (geb. 10. August 1773 zu Fürstenzell) Conventual aus dem Cisterzienserkloster seine Vaterordens, übernahm die Pfarrei am 22. April 1825 und stand ihr vor bis zu seinem Tode, 24. Juli 1834.
4) der gegenwärtig noch lebende hochw. Herr Wolfgang Roth (geb. den 20. Dez. 1782 zu Hahnbach), Pfarrer dahier seit dem 23. Nov. 1834. Durch seine Bemühung ward die Wallfahrtskirche zu heil. Kreuz wieder eingerichtet und die von seinem Vorfahrer schon betriebene Aufstellung eines ständigen Cooperators dahier von der k. Regierung im Jahre 1850 huldvollst gewährt.

Topographisch-statistischer Anhang.

§. 1. Ortschaft Windberg.

Das Pfarrdorf Windberg mit seinen Klosterüberresten liegt auf einem Vorsprunge des bayerischen Waldgebirges, an dessen Abdachung gegen die Donau, 1 ¼ Stunde von Bogen, 3 Stunden von Straubing, 1 ½ Stunde von Mitterfels entfernt, – im Landgerichtsbezirke Bogen und Rentamtsbezirke Mitterfels, – auf einem Punkte, der die herrliche Aussicht gewährt, welche gegen Westen von den das Laberthal einschließenden Hügeln, gegen Süden von den Isarhöhen begrenzt wird, über welch letzteren noch in weiter Ferne zu Zeiten, wann Regenwetter zu erwarten steht, die Bayerischen Alpen sichtbar werden. Aufhausen, Mallersdorf, Leiblfing sind die äußersten Punkte der Ansucht gegen Westen; Oberdingolfing und Landau gegen Süden. Doch besteigt man die östlichen Berghöhen der Pfarrei, so schweift das Auge über die ganze Donauebene bis Regensburg einerseits, anderseits bis Pleinting, wo die Donau, eine Stunde oberhalb Vilshofen, zu beiden Seiten von Bergreihen eingeklemmt zu werden anfängt. Namentlich ist auf der Höhe, welche das Kreuzkirchlein schmückt, ein höchstlieblicher, weitausreichender Anblick geboten.

Windberg bildet auch den Hauptort einer gleichnamigen Landgemeinde, welche in ihrer größten Ausdehnung von West nach Ost eine starke Stunde; von Süd nach Nord ebenfalls eine Stunde umfaßt. Die Pfarrgemeinde aber erstreckt sich noch weiter, indem sie auch einige Ortschaften in sich begreift, welche zu den Landgemeinden Hunderdorf, Obermühlbach und Perastorf zählen; der Weg nach dem entferntesten Orte der Pfarrei mißt nicht ganz anderthalb Stunde. Umgränzt ist die Pfarrei von den Pfarreien: Hunderdorf (Landgemeinde Hunderdorf, Au und Steinburg) gegen Westen und Norden; Neukirchen (Landgem. Neukirchen und Obermühlbach) gegen Norden; Perastorf gegen Osten; Degernbach gegen Süden.

Der Fuß des Berges, worauf Windberg steht, wird bespült von der Bogen, welche bei Elisabethszell entspringend, an Bürgl, Haggn bei Neukirchen, wo sie einen von den östlichen Bergen dahereilenden wasserreichen Bach aufnimmt, Steinburg, Hunderdorf und Hofdorf vorüberläuft und nach ungefähr sechsstündigem Laufe beim Marktflecken Bogen sich in die Donau mündet.

In hiesigem Bezirke entspringen auch zwei unbedeutende Bächlein; das eine, der Tannbach genannt, entspringt bei Irensfelden, im sogenannten Irlanger (früher „Viechveld“), wo auch die [weiter vorne erwähnte] berührte Wasserleitung ihre Quelle hat, vereinigt noch einige Quellwässer mit sich, dient der Klostermühle als bewegendes Element und gesellt sich bei Hofdorf schon zu der Bogen; das andere, der Waidbach geheißen, bildet sich aus vielen Quellen bei Meindorf und vereinigt sich nach längerem Laufe ebenfalls mit der Bogen. Außerdem ist der Wasserreichthum ganz gering; die Ortschaft Windberg besitzt nur fünf Pumpbrunnen, von denen bloß zwei erträglich Wasser geben. Gegen Feuergefahr gäbe es sehr wenig Hilfe, zumal ein durch die Wasserleitung gespeistes Reservoir nicht in gehöriger Füllung gehalten wird.

Zu Klosterzeiten befanden sich im Thale, welches der Tannbach durchläuft, mehrere große eingedämmte Fischteiche, an welche sich ein Moosgrund, Ochsenweiher benannt, anschloß. Außer drei Teichen sind alle in Wiesen verwandelt. Die sie umgebenden Dämme sind noch vollkommen erkennbar.

Die Ortschaft Windberg zählt 49 Hausnummern. Mit Ausnahme von 2-3 Häusern waren alle Eigenthum des Klosters. Die innere Hofmark besteht aus ansehnlichen Gebäuden; nicht so die äußere und untere Hofmark, wo die Ökonomiegebäude und die Wohnungen der Bediensteten und Taglöhner des Klosters waren. Bei der Säkularisation wurden die Stallungen, welche umfangreich und hoch gewölbt waren, abtheilingsweise verkauft und von den Käufern zu Wohnungen eingerichtet; so sind die Häuser auf der „Küehgred“ entstanden, deren Fronte je zwei Fensterchen und die Haustüre einnehmen.

Das Conventgebäude, das daraufstoßende Bräuhaus nebst einigen Aeckern, Wiesen und Holzgründen kam nach der Aufhebung des Klosters in den Besitz des Bräuers Ludsteck von Straubing und der Gebrüder Greindl, Wirthen von Irensfelden und Haggn. Im Jahre 1831 erkaufze es Freiherr von Berchem; 1844 Graf de Bray von Irlbach; 1854 Anton Freiherr von Schrenk zu Haggn.

Die übrigen Gebäude (mit Ausnahme der Prälatur und der Klosterrichterwohnung, welch letztere zum Schulhaus umgestaltet wurde) kamen an Gewerbetreibende und Kleingütler; der sogenannte Bauhof, die Wirthschaftsgebäude in der äußeren Hofmark, wurden sammt 103 Ausspann-Aeckern (50 Tgw.) und etlichen 30 Tgw. Wiesen nebst Wasserrecht zu zwei Höfen unter dem Namen Steinbühel und Riedhof formulirt, von Jos. Stöger, k. k. Posthalter zu Wels in Oberösterreich um 15,000 fl. erstanden, eine Zeit lang durch einen Verwalter bewirthschaftet, dann nach ein paar Jahren, da sich kein Vortheil ersehen ließ, von J. Eichhorn, ebenfalls aus Oesterreich, welcher in Lintach schon Grundbesitz hatte, übernommen und zertrümmert.

Das Bräuhaus, leider seit etwa 20 Jahren in den ungeschicktesten Theil des Conventgebäudes verlegt, erfreut sich großer Blüthe. Ein am östlichen Abhange des Windberges gelegener Keller, am Thannbach, zog früher von weit und breit Liebhaber guten Bieres an sich und wird es auch jetzt nach mehrjähriger Schließung wieder thun.

Die Prälatenwohnung, das ursprüngliche Schloß der Grafen von Windberg, unmittelbar an die Kirche stoßend und mit dem Convente früher durch einen Schwibbogen verbunden, dient seit 1803 als Wohnung des Pfarrers. Bemerkenswerth ist darin die ziemlich gut erhaltene Prälatentafel, welche eine ganze Wandfläche ziert. Sie ist auf Anordnung des Abtes Christopherus Curtius, welche ein besonderer Gönner der Kunst war, im Jahre 1589 angelegt. Als Initiale zeigt sie die Stifter, Grafen Albert I. und Gräfin Hedwig von Bogen in ritterlichem Schmucke, auf den Händen das Modell der Klosterkirche tragend; ober beiden befinden sich die diesbezüglichen Geschlechtswappen; darunter steht die [weiter oben] schon angeführte Inschrift. Daran reihen sich die Bildnisse der Prübste und Prälaten, welche von 1125 bis 1777 dem Kloster vorstanden, 45 an der Zahl, von Nr. 34 angefangen ohne Zweifel Porträte. Das Andenken der zwei letzten Prälaten, Joachim und Ignaz, welche ihre Lebenstage außer dem Kloster beschlossen, erhält eine einfache Denkschrift.

Den Schluß bilden die Namen der hochw. HH. Pfarrer, welche seit der Säkularisation der Pfarrgemeinde vorstanden.
Als ein ehrwürdiges Ueberbleibsel aus alter kunstreicher Zeit zieren noch die Dachbodenstiege ein mit gothischem Schnitzwerk versehenes Geländer und dergleichen Stufen.
Das Pfarrgebäude in seiner jetzigen Gestalt ist in seinem Innern schön, wenn auch weniger bequem wegen seiner Weitschichtigkeit, hell, und bietet im oberen Stockwerke eine freundliche Aussicht.
Die k. Regierung hat auch dem fühlbaren Wassermangel abgeholfen und einen Brunnen für’s Pfarrhaus graben lassen. Dem Pfarrer ist auch ein Garten zur Benützung gegeben (0,22 Tgw.). Dieser Garten war einst ein Hofraum, in dessen Mitte sich ein aus Hausteinen erbautes gothisches Kirchlein dr hl. Dreieinigkeit befand; bei Auflösung des Stiftes ward dieses abgebrochen, der Platz mit Schutt und Steinen, dann etwas Erde überführt, und der Garten war fertig.
Vom oberen Stocke es Pfarrhauses gelangt man unmittelbar in die

Kloster- nun Pfarrkirche.

Sie ist die Ausnahme des später aufgesetzten Thurmes ganz von schön behauenen Granitquadern aufgeführt. Im Jahre 1142 unter Abt Gebhard von Bedenburg begann man den Bau; es ward 25 Jahre daran gebaut. Erst 1167 stand sie vollendet da; am 28. Nov. desselben Jahres weihte sie Bischof Johann von Ollmütz zu Ehren der sel. Jungfrau, welcher zu Ehren der Hochaltar schon 1142 consekrirt worden war.

Sie ist, wie Grueber behauptet, eines der schönsten und besterhaltenen Bauwerke der romanischen Periode in Bayer. Die Ausführung ist gut und besonders sind die Ornamente, aus gleichem Materiale, mit großem Fleiße und ungewöhnlicher Genauigkeit gearbeitet.

Wie überhaupt bei romanischen Kirchenbauten, nicht minder als bei den gothischen, entfaltete sich die ornamentale und bedeutsame Architektur auch an diesem Bauwerke in den Portalen. Die hiesige Kirche ist mit zwei sinnreich verzierten Portalen versehen. Das erstere, Hauptportal, in der Mitte der Westfacade ist das vorzüglichere. Im Thympanon ist dargestellt doe sel. Jungfrau, das göttliche Kinde auf ihrem Schooße, in der rechten Hand den Apfel des Lebens emporhaltend. Ihr zur Rechten ist die Gestalt eines auf den Knieen liegenden Mannes, zur Linken eine Frau, anscheinend in sitzender Stellung, der Himmelskönigin und ihrem göttlichen Sohne huldigend dargestellt, ober beiden erscheinen Sterne.

Wahrscheinlich sollen dadurch der Stifter und die Stifterin vorgestellt sein, welche durch die Erbauung der Kirche der hl. Jungfrau mit dem Jesukinde (zu deren Ehre auch die Kirche geweiht ist) die großartigste Huldigung darbringen. Eingeschlossen wird das Portal durch drei Säulen, die sich in die eigens dafür ausgeeckte Mauer hineinordnen. Die Kapitäler sind mit schnäbelnden Tauben, mit der Vorstellung von Mann und Frau, die sich liebkosen, mit Menschenköpfen und Thiergestalten geziert, an dem Thürsturz  und den Architraven windet sich ein Blattornament herum; von den Deckplatten der Säulen steigen drei Rundstäbe empor und bekränzen in halbkreisförmiger Biegung das Tympanon.

Das andere Portal, bedeutend kleiner, befindet sich an der nördlichen Seite der Kirche und ist gegenwärtig durch eine kleine angebaute Vorhalle theilweise dem Blicke entzogen. Es ist nur von einer einzigen Säule zu beiden Seiten eingeschlossen, welche sich über dem Kaitäe als Rundstab im Halbkreise über das Tympanon biegt (wahrscheinlich schloßen dies Portale je zwei Säulen ein); die Kapitäler zeigen die nämliche Blattverzierung, wie sie beim großen Portale vorkömmt; das Tympanon aber zeigt die Gestalt eines Mannes der eben im Begriffe steht, sein Schwert gegen einen ihn bedrohenden Löwen zu ziehen. Es ist dies das Sinnbildes Kampfes des Menschensohnes gegen den Satan, der wie ein brüllender Löwe herumgeht. Am Eingang der Kirche zumal von Nord, der Gegend der Finsterniß, der Mitternacht, mahnt es den Kommenden, einzutreten in das Zelt des Feldherrn, der die Hölle überwunden hat.

Die Kirche selbst ist eine römische Basilika mit vorspringenden Kreuzarmen und drei halbkreisförmigen Choren, von welchen aber in neuster Zeit eines durch eine flache Wand ersetzt wurde. Der Längendurchschnitt beträgt 170‘, die Breite 55‘, in den Kreuzarmen 77‘, die Mauer selbst ist 3‘ 5‘‘ dick, die westliche Mauer mißt 5‘ Dicke, die Höhe bis zum Gewölbe 44‘. Sie hat ein Mittelschiff und zwei Seitenschiffe, welche, halb so hoch als jenes, durch je sechs viereckige Pfeiler vom Mittelschiff geschieden werden.

Wie die Kirche im Innern unmittelbar nach ihrer Erbauung ausgesehen haben mag, das läßt sich nicht ermitteln. Die erste Aenderung erfuhr sie unter Abt Albert von Perching (1436-60), welcher si mit starken und prächtigen gothischen Gewölben versehen ließ, die aber später wieder verunstaltet wurden. Die dem ursprünglichen Baustyle angehörigen engen Rundbogenfenster wurden auf der Hälfte ihrer Anzahl reduzirt, indem man auf jedem zweiten Fenster die Gewölbegurten ihren Stützpunkt nahmen, – und mit einem zuständigen Spitzbogen versehen. Unter Abt Bernhard um 1755 erfuhr die Kirche eine wiederholte Renovation. Die Wandgemälde wurden in der Weise hergestellt, wie wir sie heutzutag noch sehen. Wahrscheinlich wurden damals die Gewölbegurten herausgeschlagen, um größere Flächen für Malereien, die am Gewölbe angebracht sind, zu gewinnen [53 Das über das Prespyterium befindliche Kugelgewölbe (leider blos aus Holz) ist geschmückt mit der Himmelfahrt Mariä; die Gewölbefelder des Mittelschiffes zeigen, über dem Musikchore: Die Darstellung der Geburt Jesu; folgt die Aufschrift: Nativitatis Domini nativitatis ordinis. 1120; dan die Anbetung derHirten: Post Festum Epiphaniae fundatio hujus canoniae 1125.; zuletzt das Opfer der hl. drei Könige: Post Christum natum hoc templum renovatum 1755. Ueber dem Hochaltare ist angebracht, wie die Apostel um das leere Grab der sel. Jungfrau Mariä stehen; in den Gewölben der Kreuzarme: die Leiche des heil. Norbertus im erzbischöflichen Ornate; und dieses Heiligen Glorie im Himmel. Die Seitenwände des Mittelschiffes enthalten in rother Tuschmanier gemalt Züge aus dem Leben der vorzüglichsten Ordensheiligen: der Heiligen Ludolphus, Gilbertus, Hermanns Josephus und der h. Gertrud auf der südlichen Seite. – Eigenthümlich ist, daß überall an den Wänden, Altären und Stühlen Sterne angebracht sind. Ob dadurch die sel. Jungfrau Maria als stella matutina geehrt werden, oder an die Stifter (Hedwig führt 3 Sterne im Wappen) erinnert werden soll, oder ob diese Verzierung blos eine Spilerei der Zopfzeit ist? – ].

Dem Abte Augustin (1717-34) verdankt die Kirche die mit mühsam eingelegter Arbeit aus Nußbaumholz versehenen Chorstühle, sowie auch im Jahre 1722 die äußerst geräumige Sakristei ihre in gleicher Weise trefflich fournirten Schränke und Kästen erhielt.

Mit Altären ist die Kirche reichlich versehen, es sind deren zehn.
Der Hochaltar, zu Ehren der sel. Jungfrau Maria schon 1142 geweiht, bildet jetzt ein reich vergoldetes Schnitzwerk, das einer Restauration wohl bedürftig wäre. Wie seine ursprüngliche Gestalt gewesen sein, oder wie der von Albert von Perching erbaute gothische Hochaltar ausgesehen haben mag, ist unbekannt.

Der Kreuzaltar, beim Auftritt in’s Presbyterium, ist ganz einfach, mit einem Antependium und Tabernakelkästchen von Fournirarbeit. An die nördliche Wand des Presbyteriums lehnt sich ein Altar zu Ehren Mariä Hilf mit einem lieblichen Marienbilde; diesem zunächst der Blasi- und Norbertialtar.

Die vier Altäre zu Ehren der heil, Katharina, Dorothea, Sabinus und Aegidius, an die Arkadenpfeiler gebaut, sind in Gyps ausgeführt, und wenn auch das Barroke daran gegen den Grundstyl der Kirche in Mißverhältniß (wohl aber mit den übrigen Verzierungen aus der Zopfzeit in Einklang) steht, so verlängern sich doch nicht die Meisterschaft ihres Verfertigers in seinem Fach. Die Unterschriften besagen: M. Obermeier inv. Et gypsopl. 1756.

Nächst der nördlichen Kirchtüre befindet sich die Kapelle „Unsers Herrn auf der Wies“ [Vgl. Kalender für kathol. Christen. Sulzbach 1854. Pag. 70.]. Daselbst ist die Ruhestätte des vortrefflichen Abtes Bernhard Strelin, welcher an dem daselbst befindlichen Altare gewöhnlich celebrirte und auch da begraben sein wollte.

Besonders bemerkenswert ist der Taufstein, aus dem 11. oder 12. Jahrhundert stammend; er ist aus Kalkstein gemeißelt und mit rother und schwarzer Farbe, welche schon ziemlich abgewaschen ist und dem Stein das Ansehen von rothem Marmor verleiht, übertüncht. Er ist 3 Fuß hoch und hat 4‘ im Durchmesser und ruht auf 4 Löwenköpfen, ringsum sind die zwölf Apostel in Rundbogennischen angebracht, oberhalb welchen sich eine Bandverzierung herumzieht.

Auch ein Gemälde wird von Kennern gerühmt, die heil, Mutter Gottes mit dem in einem Buche lesenden Jesukinde – auf Goldgrund – vorstellend; es hängt gegenwärtig in der Nähe der Sakristei und Grueber sagt davon: „Es ist eines der schönsten altdeutschen Bilder, die ich kenne, und es kann mit ziemlicher Gewißheit als ein Wohlgemuth angenommen werden.“ Der gelehrte Herr Dr. Sieghart aus Freising aber datirt seine Entstehung noch ein Jahrhundert aufwärts und schreibt es einem Regensburger Maler zu.

Grabdenkmäler.

  1. Der Gedenkstein der Stifter, vor dem Kreuzaltar im Mittelschiff mit der Inschrift:
    Quae olim
    Turbo bellicus sacrilege exhumavit
    Munificentissimorum Fuudatorum
    Ecclesiae Windbergensis
    Quorum memoria in benedictione est
    Lipsana
    Hoc eodem loco debita pietate reposita sunt
    Piis autem manibus
    Lapidem in Signum
    Posuit denuo
    Grata etianmum posteritas.
    Anno
    M.DC.LXXXIII.
    Darunter die Wappen von Bogen und Cilly.
  2. Gleich beim Eintritt durch‘s große Portal im Fußboden ein schön gemeißelter Grabstein des Abtes Sigismund, welcher Stein früher im Friedhof zerbrochen und verschüttet von Pfarrer Huber an seine jetzige Stelle transferirt wurde. Umschrift: Anno Dni. 1519 die quarta decima calendas Septembris obiit Reverendus in Christo Pater Dng. Dominus Sigismundus abbas hujus loci vir providus cujus anima requiescat in pace.
  3. Nebenbei der Wand befindet sich das Denkmal des Abtes Bernhard, wovon schon bei der Biographie dieses Abtes die Rede war.
  4. Außerdem befinden sich in das Marmorpflaster eingefügt kleinere Steine zum Gedächtniß von Aebten. Der älteste, der noch zu entziffern ist, ist von Abt Christoph Schwab + 1526 [55 Die Klostergruft befand sich unter der Sakristei, welche so zu sagen „freie Wohnung im Conventgebäude hat, ward aber bei der Säkularisation auch als ein Theil des Conventhauses, für die Kirche nicht nothwendig, dem Käufer des Hauses dareingegeben. Um’s Jahr 1828 aber waren Fesnter und Thüren dergestalt vermodert und zerbrochen, daß man überall frei eindringen konnte; es wurden einige Leichengewölbe erbrochen, so daß mit den Gebeinen so manche Verunglimpfung geschah. Due k. Regierung nahm sich der Sache an, nachdem Anzeige erstattet worden war, und um ferneren Störungen und Unbilden der Ueberreste der frommen Mönche vorzubeugen, wurden diese Ueberreste gesammelt und den 22. Juli on feierlichem Leichenzuge in den Pfarrgottesacker gebracht und beigesetzt. Der Leichenstein trägt die Inschrift:
    Dem Andenken der im Herrn selig geschiedenen sämmtlichen Prämonstratenser-Chorherrn des hiesigen aufgelösten Stiftes, deren ehrw. Gebeine wegen gestörter Ruhe den 22. Juli 1828 aus der Klostergruft hieher zu den Ihrigen und näher dem Andenken der Gläubigen im feierlichen Leichenzuge überbracht worden sind, gewidmet von ihren noch lebenden Mitbrüdern. R. I. P.
    Später ward die Gruft zum Pferdestall umgewandelt.
    ].
  5. Hier ist auch zu erwähnen der Grabbstein der edlen Frau Irmengard, Gemahlin Heinrichs von Allnkoven aus dem Jahr 1283.

Der Thurm unserer Kirche ist späteren Ursprungs, als diese selbst. Da an der Kirchenmauer nirgends eine Spur zu entdecken ist, wo ein Thurm gestanden habe, auch sich nicht annehmen läßt, daß er von der Kirche getrennt aufgebaut war (warum ihn nach 150 Jahren wieder niederreißen?) so liegt die Vermuthung nahe, daß er anfangs von geringer Höhe und kleinem Umfange etwa sld eine Art Dachreiter auf der Durchschneidung des Langhauses und Kreuzschiffes seinen Platz gefunden habe. Der jetzige Thurm ist erst 1316 gebaut. Anno Dni. M.CCCXVI, sagen die Mon. Boic. 1. c. p. 110., turris ista est constructa in altitudine trium interceptalium, pars vero superstes est fere constructa.Es wurde dazu ein bei weitem schlechteres Material genommen, als zum Kirchenbau zur Anwendung kam, und der ganze Thurm ist auf die nördliche Kirchenwand und zwei Pfeiler vor dem linken Kreuzarm aufgesetzt. Das pyramidenförmige Dach desselben ward später durch eine Kuppel ersetzt. Er ward öfters vom Blitze getroffen, und soll vor etwa 100 Jahren die Kuppel abgebrannt sein.

Der Thurm barg einst ein schönes Geläute, jedoch ward es auf vandalische Weise zerstört. Die aktenmäßige Darlegung eines so rohen Aktes befindet sich für alle Zeiten im Pfarrarchive niedergelegt. Im Jahre 1805 kam eines Tages der damalige k. Rentbeamte Karl v. Köpelle von Mitterfels ganz unangesagt, ohne Aufweisung eines höheren Befehles, sogar schon mit Glockengießern und einer Anzahl Handwerksleute nach Windberg und obgleich ihm vorgestellt wurde, daß nach der auf allerhöchsten Befehl geschehenen Umwandlung der Klosterkirche in die Pfarrkirche auch das auf gleiche Weise verwandelte Klostergeläut zum Pfarrgeläut geworden und zum Ersatze des von der damaligen Klosterkommission sammt der alten Pfarrkirche S. Blasii verkauften Pfarrgeläutes auf die Pfarrgemeinde, als deren gewestes Eigenthum, dasselbe verkauft wurde, übergegangen ist; ungeachtet alles dessen blieb er unnachgiebig und ließ auf der Stelle, gleichsam mit Gewalt Hand anlegend, die vielen und großen Glocken vom Kirchthurm herunterstürzen und sogleich ohne weiteres fortführen. – Noch dazu geschah dies dem in dieser Art ergangenen, aber erst viel später bekannt gewordenen, die Pfarrkirche Windberg gar nicht angehenden allerhöchsten Befehle ganz zuwider, so excessiv, daß er statt der auch laut dieses Befehles gebilligten zwei oder drei der mittelmäßigen oder sonst zweckdienlichen, nur die allerkleinsten, ganz zweckundienlichen Glocken zurückließ.“ – So mußte Windberg sich mit drei Glöckchen begnügen, bis ungefähr 12 Jahre nachher die große Glocke aus dem Kloster Niedernburg bei Passau in öffentlichen Blättern zum Verkaufe angeboten wurde. Da brachte die hiesige Pfarrgemeinde das große Opfer (vorerst durch Contrahirung einer bedeutenden Schuld); diese Glocke im Gewichte von 1389 Pfund um 1111 fl. 12 kr. zu erstehen. Diese herrliche Glocke ist nun Eigenthum der Gemeinde, und „sollte wie und wann immer der Fall eintreten, daß man versuchen wollte, sie zu einem anderen Zwecke als zum ausschließlichen Dienste der Pfarrkirche Windberg zu benutzen, oder daß sie ferner nicht mehr im Kirchthurme zu verbleiben hätte, so ist die Gemeinde kraft des ihr übermachten Eigenthumsrechtes (für alle Zukunft) ermächtiget durch den Willen der Ankäufer, bei einem solchen Falle die Glocke selbst zu verkaufen, und das daraus erlöste Kapital zum Besten der armen Schulkinder und der übrigen Armen Windbergs auf Zinsen auszulegen.“ Diese Glocke hat einen mittelmäßig tiefen, klar klingenden Ton. Sie trägt am obersten Kranze die Inschrift: Petrus. Darunter zeigt sich ein Wappen wahrscheinlich des Klosters Niedernburg ?), neben diesem die Bildnisse des heil. Benedikt und der heil. Scholastika. Unter diesen zieht die Umschrift um die ganze Glocke: In honorem S. P. Benedicti, s. M. Scholastocae, S. Pantaleonis. Der unterste Gürtel endlich ist beschrieben mit: Anno Domini 1779 fieri fecit svavi Harmoniae concentu cum reliquis tribis sonanten Abbatissa Scholastica. (Scholastika von Seutern + 1782, drittletzte Aebtissin von Niedernburg,)

Im Jahre 1836 erwirkte der derzeitige hochw. Herr Pfarrer Roth, durch Darstellung solch schmählicher Handlungsweise bei der k. Regierung, einen bedeutenden Beitrag zu Anschaffung einer vierten Glocke von mittlerem Ton.

Neben der Chorstiege in der Kirche ist ein „Oelberg“ mit der Vorstellung Christi in der Todesangst errichtet, welcher wegen seines Inhaltes ehrwürdig ist. Es sind nämlich in ihn Erdpartikeln aus dem hl. Lande eingeschlossen nach folgenden Nummern:

1. Ein Stücklein von der Erd deß Oelbergs;
2. des Berges Syon;
3. der Wüsten S. Joannis;
4. Wo der Engel denen Hürten erschienen;
5. Von der Erd des Hauß Zachaei;
6. des Pallasts Davids;
7. der Krippen Unseres Heyland’s;
8. Wo Maria die Mutter Gottes gebohren;
9. Da Maria Elisabeth besuchet;
10. Wo der hl. Johannes der Tauffer gebohren;
11. Wo der Prophet Elias geschlaffen;
12. Wo Lazarus von Todten erwachet;
13. Da Christus 40 Täg gestattet;
14. des Calvarienbergs;
15. berührt mit dem bluet Christi;
16. des Grabes Christi;
17. des Grabs der Mutter Christi;
18. der Begräbniß der Unschuldigen Kindlein;
19. Von der Letten des Flusß Jordans;
20. Wo Maria im Betlehem wohnte.

Die Mon. Bav. XIV. pag. 9 reden von einem reichen Schatze an Reliquien, welche schon die Gebrüder Winith hiehergebracht und in den Altarstein in Gegenwart des Priesters Azelinus eingeschlossen haben. Hierüber, sowie über den daselbst berührten catalogum incredibibilem Reliquiarum fehlt jegliche Auskunft. Ebensowenig weiß man jetzt noch von den Reliquien eines Bekenners Ulrich, und des Herzogs und Martyrs Wenzeslaus und der hl. Apostel Petrus und Paulus, welche in einem Kreuze eingeschlossen waren.

Gegenwärtig gereichen dem Gotteshause noch zur ehrwürdigen Zierde die vollständigen Reliquien des hl. Bischofs und Martyrs Sabinus von Spoletto und der hl. Serena, welche, Witwe des Kaisers Diokletian, dem christlichen Glauben zugethan den Martertod erlitt. Die Häupter sind in eigenen Behältern aufbewahrt, welche vor der Säkularisation mit Gold, Silber und Edelsteinen geschmückt waren. Die übrigen Gebeine sind in den Altären gleichmäßig vertheilt.

Auch das Haupt eines anderen Heiligen befindet sich da; jedoch der Name desselben ist nunmehr unbekannt, da die silbernen Schildchen, worauf die Namen eingegraben waren, der Habgier des Commissärs nicht entgangen waren, auch sonst weder eine Schrift noch eine Authentik vorhanden ist.

Kleinere Reliquientheile besitzt die Kirche von den Heiligen: Eustachius, M.; Wenzelslaus, M.; Ursula, Dorothea, Barbara J. J. M. M.;; Amandus, M.; Perpetua, J.; Processus und Martianus M. M., und vielen andern.

Auf die Reliquien des hl. Sabinus und der hl. Serena bezieht sich auch ein Wahrzeichen, das sich vor dem Sabinialtar befindet, nämlich ein Felsenstück, dem eine Ochsenklaue von bedeutender Größe eingetreten ist; die Legende sagt darüber folgendes: Die Reliquien seien in einem ledernen Sacke einem Ochsen aufgeladen worden, um sie an den Ort ihrer Bestimmung zu bringen; daselbst angekommen, habe der Ochse in dem Felsen, auf dem er stehen blieb und welcher die Weichheit des Wachses annahm, die Spur seiner Klauen zurückgelassen. – Der lederne Sack, worin die Reliquien überbracht wurden, war an einem Nagel nächst der Sakristei zum Andenken aufgehängt. Er wird wohl schon längst zu Grunde gegangen sein, da sich Niemand mehr desselben erinnern kann. Der Nagel allein führt das Andenken fort mit der Unterschrift: „Sack, worinen ein Ochs den Leib des hl. Sabini überbracht.“

§. 2. Tropisches Klima

Das Klima ist in hiesiger Gegend sehr gesund, keineswegs rauh, obwohl Windberg beinahe 1350‘ über der Meeresfläche liegt, indem es durch die nordwärts liegenden Berge gehen die rauhen Winde so ziemlich gesichert wird. Ansteckende Krankheiten finden hier keine Stätte; Fieber eine Seltenheit. Gichtkranke kommen aber häufiger vor, wozu die Unvorsichtigkeit der Leute bei Erhitzung den triftigsten Grund gibt.

§. 3. Formation des Bodens.

Der Boden ist durchgängiges Hügelland, bergab, bergauf heißt es fortwährend. Die Grundlage ist Granit mit Durchzügen von Quarz; hin und wieder treten mächtige Blöcke Granit an’s Tageslicht. Der Obergrund ist verwitterter Granit und verlangt reichliche Düngung; ausnahmsweise ist er von sehr guter Bonität. Die Wiesen, welche meistentheils mit guter Bewässerung versorgt werden können, liefern in der Regel reichliches und gutes Heu.

§. 4. Frühere und gegenwärtige Bevölkerung.

Seit der Klosteraufhebung ist die Bevölkerung gestiegen, indem in den Klostergebäuden selbst sich viele Familien niederließen und etwelche Ansiedelungen auf Klostergründen entstanden sind.

Außer den neuen Ansiedlungen bestanden alle Orte der Pfarrei schon am Beginne des 14. Jahrhunderts und sind von Abt Dietrich 1305 also aufgezeichnet worden:

Seelenzahl anno 1802. Arrondierung von 1830. Seelenzahl 1855.
Windberg 149 149
Staudaech (Staudach) 15 zu Windberg 8
Achpeug (Apoig) 36 4 Häuser verblieben, die übrigen nach Hunderdorf 14
Netzstal (Netzstuhl), nur die Sölde, die zwei Höfe gehörten zur Pf. Bogenebrg 12 Alles nach Windberg. 40
Tannach (hohe Tann) 10 7
Meirendorf (von einem diesen Dorfleuten gehäßigen Pfarrvikare, Meidendorf [meide das Dorf!] genannt, welche Schreibart auch heute noch gebraucht wird) 66 16
Hinterholzen (noch so gehißen) 26 16
Chitzstal (noch im 17. Jahrhdrt. So; jetzt Kipfstuhl. Wurden da einst die jungen Rehe gefüttert)) 8 nach Perasdorf
Schellnperig (Schellenberg) 22
Unterholzen (Unterholzen oder zum Hof oder Feiertaghof nun genannt, gehörte bis 1830 zur Pfarrei Bogenberg) 6 zu Windberg 10
Puechaech (Oberbuchach) 19 24
Hinterpuechach (Unterbuchach) 12 14
Vohenlueg (Fahenloh) 10 11
Weiantsperig (unbekannt)
Awatstorf (Autstorf) 26 nach Neukirchen
Hochstrazz (Hochstraß) 17 nach Neukirchen
In der eischerzell (unbekannt)
Raeisaech (Reisach) bei Oedt 9 N.
Oed (jetzt noch so) bei Reisach 12 N.
Diezenpach (diessenbach) 22 N.
Tauschenstorf (Taussersdorf) 15 N.
Nidermulbach (Untermühlbach) 70 N.
Mauldorf (Maulhof, Mauldorf) 7 zu Windberg 11
An dem steg(noch so) 24 14
Nidernerlach (Irlmühl) 7 12
Obernerlach (Irlach) 8 9
Obernmulbach (Obermühlbach) 63 nach Neukirchen
Auchenpach (Auggenbach) zu Obermühlbach gehörig.
Chager (Kager) 24
An der wis (Wieshof) 9 Perastorf
In der Pogen (noch so) 34 nach Neukirchen
Rodenstorf (noch so) 11 Perastorf
Horgrub (Haigrub) 32
Reisach (Reisach bei Mainstorf) 6 Englmar
Maienstorf (Mainstorf) 20
Xantgrub (unbekannt)
Ernotsvelden (Irensfelden; gehörte einst wahrscheinlich den Rittern von Degernberg; es befand sich daselbst auch ein edelhof, welcher noch heutzutage den Namen „zum Hofbauern“ führt; alte Leute wollen tradionsweise auch von einem Schlosse wissen. 2 Gütlein gehörten zur Pfarrei Windberg, kamen dann zu Bogenberg und wurden 1830 mit dem ganzen Dorfe wieder nach Windberg eingepfarrt. Die übrige Dorfschaft Irensfelden gehörte zur Pfarrei Tegernbach bis zum Jahre 1830) zu Windberg 80
Wolfezzen (Wolfessen; kam später [wann und wie? Ist nicht bekannt] zu Bogenberg und ward 1830 der Pfarrei Windberg wieder einverleibt zu Windberg 17

Im Jahre 1802 gehörten außer den obengenannten Orten zur Pfarrgemeinde Windberg noch folgende, welche wahrscheinlich nach 1305 erst entstanden sind:

Angermühl 9 zu Neukirchen
Bach 12 Perastorf
Baumgarten, zu Obermühlbach gehörig Neukirchen
Bühl bei Mitterberg 5
Blendtn 6 Neukirchen
Buchermühl 13 verblieb bei Windberg 12
Feld 21 Neukirchen
Fischbhalter 4 Windberg 8
Gartenhaus 5 3
Grabn (Einöd 2 ½ Stunden entfernt) 13 Neukirchen
Hagnet, ein Inhaus 8
Haydbühl 11 Windberg 25
Hof (Haimerlhof gehißen) 10 11
Hofstetten 6 Perastorf
Lehel )ein Inhaus zu Obermühlbach geh.) 3 Neukirchen
Oedt oder Edt bei Buchermühl 9 Windberg 5
Ochsenweiher 9 7
Tannerhof 13 5
Straß (zu Taußerstorf gehörig) 15 Neukirchen
Unterfahenlohe 6 Windberg 4
Tannbach 16 10
Klostermühl 8 7

Im Jahre 1802 bestanden in der Pfarrei Windberg 30 ganze, 29 halbe Höfe, 27 Sölden, 35 Häusler. Nach Klosteraufhebung entstanden:

Böhmhäuser, auch Bucherthal, 2 Häuser zu Windberg 7
Böhmhöfl, Einöd; 5
Brunnhaus, Einöd 3
Bucherberg, auch Buglberg, 3 Häuser; 15
Herrnbirket, 9 zerstreute Häuser; 30
Kreuzberg, seit 1695 zwei Kirchen, Klause und Beichthaus, jetzt 2 Kirchen du 3 Häuser; 12
Wassergraben;
Unterwolfessen, Einöde; 3
Kitzholz, 3 zerstreute Häuser; (2 nach Perastorf, 1 nach Windberg, welches zu Hinterholzen gerechnet wird);
Mitterberg, 2 Häuser gehörten nach Windberg; nach Englmar
Schellnbach, 2 Häuser; nach Perastorf
Sandweg, 2 Häuser; nach Windberg 7
Sternkapelle, jetzt ein Haus; 5

Im Jahre 1830 wurden für den Entgang anderer Orte hiesiger Pfarrei einverleibt:

Ried, 2 Höfe, von der Pfarrei Hunderdorf, 16
Gottesberg, Einöde von der Pf. Bogenberg, 3
Mitterbühl, Einöde, von ebendaher, 7
Nebst den schon oben angeführten: Irensfelden, Wolfessen, Feiertaghof.
Seelenzahl im Jahr 1802: 1058 im Jahre 1855: 853

Diese 853 Seelen wohnen in 161 Häusern, wovon 49 Häuser allein auf den Pfarrort Windberg treffen.

Die Landgemeinde umfaßt blos 140 Häuser mit ebenso vielen ansäßigen Familien in den zur Pfarrei gehörigen Orten mit Ausnahme von Apoig, Buchermühl, Ordt, Steg, Maulhof, Irlach, Irlmühl, Tannerhof; Unterwolfessen, Wolfessen und Hinterholzen [56 Das Areal der Landgemeinde Windberg beträgt 2455 Tgw. 93 Dez., wovon
18,63 Tgw. auf Gebäude und Hofräume,
49,41 Tgw. auf Gärten,
1001,00 Tgw auf Aecker,
482,95 Tgw auf Wiesen,
796,24 Tgw. Auf Waldungen,
64,88 Tgw. auf Oedungen etc.,
2,43 Tfw. auf bonit. Teiche und Weiher,
0,95 Tgw. auf Kirchen und Kirchhof,
39,76 Tgw. auf Wege und öffentliche Plätze,
2,68 Tgw. auf Bäche etc, – treffen.
].

§. 5. Agrikoler Zustand.

Von Getreidefrüchten wird vorzüglich Korn und Haber gebaut; auch Gerste findet man ziemlich viel; Weizen aber kömmt nicht häufig vor. An Samenertrag rechnet man im allgemeinen vier- bis fünffachen.

Verbesserungen in der Landwirtschaft finden langsam Eingang. Flachs, Kartoffel, Kraut und Rüben (auch hin und wieder Erbsen) werden häufig mit ziemlichen Ertrage gebaut; nur der Flachs lieferte seit fünf Jahren ein schlechte Ernte.

An Obst ist großer Reichtum. Aepfel, Birnen, Zwetschgen, Kirschen und Weichsel (oft feinere Sorten) bieten in gedörrtem Zustande den Bewohnern ein guten Theil ihrer Nahrung im Winter; der Abgang des Obstes im Jahre 1854, wo der Ertrag soviel als Null war, greift sehr fühlbar in die Kornkammern der Wenigbegüterten ein. Jedoch könnte die Obstbaumzucht noch auf einen besseren Standpunkt gebracht werden, als sie dermalen ist; in früheren Zeiten geschah unstreitig im Allgemeinen mehr für diesen Zweig, obwohl man nicht läugnen kann, daß ein und der andere auch jetzt noch mit Liebe dieser Cultur sich zuwendet.

Besonders gedeihen die Nußbäume auf dem lockeren Grund und an den sonnigen, gegen die rauhen Winde geschützten Abhängen vortrefflich und bildet deren Ertrag – mit wenigen Ausnahmen nur schöne große Wallnüsse – eine ergiebige Einnahmequelle.

Die Viehzucht ist von untergeordneter Bedeutung; hin und wieder trifft man schöneres Rindvieh; Schmalzverkauf bringt manchen Kreuzer in’s Haus. Von Pferdezucht ist nicht zu reden; Schafe werden nur gehalten, um die für’s Haus nötige Wolle zu gewinnen. Ziegen vertreten in den kleinen Haushaltungen auch die Stelle der Melkkühe; Schweine haben das nothwendige Rauchfleisch zu liefern.

An Geflügel werden blos Hühner gezogen; die jungen Hühner werden zu Markte gebracht; die Eier werden von den Händlern und Händlerinnen fleißig angekauft. Gänse- und Entenzucht ist sehr gering.

Einst war die Jagd nicht übel bestellt; es gab Rehe und besonders Hasen in erklecklicher Anzahl; doch haben auch die neueren Jagdverhältnisse und die sehr überhandnehmende Ausrottung der Gehölze den Wildbestand auf eine sehr niedrige Stufe gebracht; in reichlicher Anzahl sind blos die Rebhühner noch vorhanden, denen die bäuerlichen Jagdbesitzer wenig anhaben können.

Jahrmärkte bestehen in Windberg drei: Am Montag in der Bittwoche; am Sonntag nach Pius (im Juli) und am Kirchweihfeste (am Sonntag nach Dionysius, im Oktober).

Was die gewerblichen Verhältnisse anbelangt, so befinden sich in Windberg selbst: 1 Bräuhaus, 1 Wirtshaus (im Pfarrbezirk 2), 1 Bäcker, 1 Schmied (im Pfrbzk. 3), ein Wagner (im Pfrbzk. 2), 2 Binder, 1 Drechsler, 2 Schneider (im Pfrbzk. 4), 3 Schuhmacher (im Pfrbzk. 5), 1 Krämer, 1 Tischler (im Pfbzk. 2) 1 Mühle (im Pfrbzk. 4), Webereien können nicht in Berechnung kommen, indem fast in jedem hause wenigstens eine Person das Weben versteht und das während des Winters gesponnenen Garn zu Leinwand verarbeitet.

§. 6. Entwicklungsgrad der geistigen Interessen.

a. Schule
Windberg besitzt eine Schule mit einem definitiv angestellten Schullehrer, welcher zugleich Meßner und Chorregent ist. Das Schulzimmer ist hell und geräumig, desgleichen steht der Schullehrer eine bequeme Wohnung zu Gebote.

Der Schulsprengel dehnt sich nicht auf den ganzen Pfarrsprengel aus. Die Orte Buchermühl, Oedt, Steg, Maulhof, Irlach, Irlmühl und Tannerhof sind dem Schulsprengel Neukirchen; Gottesberg und Mitterbühl dem von Degernbach einverleibt.

Die Anzahl der Schulkinder an hiesiger Schule im Jahre 1854/55 betrug:

Werktagsschule Feiertagsschule
Knaben: 48 28
Mädchen: 45 41
Summa: 93 69

Der Schulbesuch leidet besonders im Winter stark in Folge der weiten Entfernung mancher Orte (3/4 St. – 1 St.), sowie der bergigen Beschaffenheit des Weges, welcher für die kleineren Kinder, besonders bei tiefem Schnee oder Thauwetter mit den größten Beschwerden und auch Gefahren für die Gesundheit verbunden ist. Auch die Armuth Vieler, welche keinen Dienstboten halten können, und die Eltern mit Aufbietung aller verfügbaren Kräfte den kümmerlichen Lebensunterhalt zu erobern zwingt, veranlaßt viele Schulversäumnisse.

Uebrigens sieht Jedermann mehr und mehr die Nothwendigkeit und Wohlthat einer geordneten Schule ein.

b. Seelsorge
Wann die Pfarrei gegründet wurde, ist nicht zu erforschen: genug, sie bestand schon 1183 (cf. S. 202 und Anm. 11 zu Ende) mit den §. 4 angegebenen Ortschaften. Gegenwärtig erstreckt sich die Pastoration auf 853 Seelen.

Nebst der Pfarrkirche besteht noch die Wallfahrtskirche zu hl. Kreuz (cf. Anm. 44), woselbst an den Festen Kreuzerfindung und Kreuzerhöhung zunächst gelegenen Sonntagen und am Feste der heil. Apostel Petrus und Paulus der Pfarrgottesdienst abgehalten wird. Außerdem werden daselbst alle Mittwoche und Freitage hl. Messen gelesen.

An die Pfarrkirche schließt sich ein geräumiger Gottesacker an.
Die Seelsorge der Pfarrei wird versehen von einem Pfarrer und einem Cooperator. Die Cooperaturstelle ward erst im Jahre 1850 errichtet, nachdem früher der Pfarrer einen Cooperator, für dessen Unterhaltung er nun von dem k. Rentamte 300 fl. zu erheben hat, auf eigene Kosten und aus einem kleinen Beitrag der Pfarrgemeinde zu halten gezwungen war.

Die Taufbücher beginnen vom Jahre 1635; jedoch scheinen dies blos Privatnotizen zu sein, weil dazwischen auch Predigten eingeschrieben sind; die ordentlichen Register in Folio begonnen unter dem Pfarrvikare P. Gregor Kirchmair im Oktober des Jahres 1655.

Die Kirchweihe wird am Sonntage nach Dionysius (9. Okt.) begangen.

Es besteht auch die im Jahre 1695 von Abt Franzsikus Knodt eingeführte Armenseelenbruderschaft unter große Theilnahme noch fort.

 §. 7. Sprache, Sitten, Charakter. 

Der alte Waldlerdialekt verschwindet nach und nach, und die jüngere Generation gewöhnt sich so ziemlich an eine bessere Aussprache und verständlichere und richtigere Redeweise. Die Kleidertracht, wie sie den Waldbewohner in früheren Zeiten in diesen Gegenden charakterisirte, ist nur mehr äußerst selten, höchstens noch bei einem oder dem andern sehr alten Waldbewohner zu finden, aber auch da theilweise schon modernisirt. Alles nähert sich in Schnitt und Stoff mehr der bürgerlichen Tracht.

Charakter und Sitten theilt die Gemeinde mit dem altbayerischen Stamme. –

Aus alten Zeitungen und Druckwerken