Grabreden

Inhalt

Amann Maria Pfelling 1899-1968

Worte am Grab der Frau
Maria Amann
5. September 1968.

In christlicher Trauer versammelte!
Am gestrigen Tag jährte sich, dass durch unsere Pfarrei die frohe Nachricht ging, Schwester Christophera ist daheim. Warum sie den weiten Weg vom fernen Süden Afrikas in die Heimat gemacht habe, erklärte sie uns bei unserem Pfarrfamilienabend: Die Eltern wären älter und wer weiß, ob sie die Eltern vor allem den Vater in einem Jahr noch sehen könne. Dass diese Befürchtung sich so rasch und mit solch letzter Konsequenz bewahrheiten solle, wer von uns hätte das geglaubt! Haben wir erst vor nicht einmal ganz zwei Monaten den Vater der geweihten Erde übergeben müssen, so sind wir jetzt daran, die tote Mutter der Barmherzigkeit Gottes anzuempfehlen.

Frau Maria Amann, geboren am 29 April 1899 war eine gute Mutter, eine besorgte Mutter, sie war es, die das baldige Ende irgendwie spürte und deshalb darauf drängte, dass Schwester Christophera vorzeitig Heimaturlaub erhielt, damit sie den Vater noch einmal sehen konnte, an sich selbst dachte sie wohl nicht.
Mit welchem Missionar oder welcher Missionsschwester man auch immer sprechen mag, alle kommen zur gleichen Feststellung: Dass sie Erfolge erzielen in ihrer schweren Aufgabe und sie selbst all diese Strapazen in diesem Teil des Weinweinberges des Herrn ertragen können, verdanken sie dem Gebet und dem heldenhaften Opfergeist der Angehörigen in der Heimat. Unsere liebe Verstorbene hat in der Tat ein gerüttelt Maß dieses notwendigen Opfers und Gebetes gerade in den letzten Monaten ihrer Krankheit beigesteuert. Und so dürfen wir nach menschlichen Ermessen gerade auch an diesem Grabe beruhigt sein und uns trösten: Wenn sie geholfen hat, dass Menschen den Weg zu Christus gefunden haben, dass dieser Herr Jesus sie selbst auch zu seiner Rechten rufen wird.

In christlicher Trauer Versammelte!
Am Schlusse dieser Beerdigung werden wir wie immer das „ Gegrüßet seist du Königin“ beten. Es ist die Krönung und Abschluss jeder Beerdigung und das zurecht. Niemand hat die Not menschlicher Existenz zu erfahren wie Maria bis hart an die Grenze des erträglichen. Maria trägt auch keine Bedenken, ihren Schmerz und ihre Trauer freien Lauf zu lassen: „ Wo ihr alle, die ihr am Wege vorübergeht, kommt und seht, ob ein Schmerz gleich sei meinem Schmerze“. Aber der Schmerz übermannt sie nicht, sie schreit nicht, sie bricht nicht ohnmächtig zusammen. Durch den Schmerz und die Trauer Mariens wird jede andere menschlich Trauer geheiligt. Sie geht allen, die einen Verlust tragen müssen voraus und zeigt, wo die Überwindung des Leids ist: In der Geborgenheit im Kreuz ihres Sohnes. Sie selbst verzichtet von vornherein auf die Einsicht des Verstandes, auf die Frage nach dem Warum und setzt dafür die Hingabe des Herzens: Mir geschehen nach deinem Worte. Vor dieser Hingabe und vor dem Bilde ihrer Schmerzen wird jeder menschliche Verlust an Härte verlieren. Gewiß, sie gibt uns die Tote nicht zurück. Aber sie ist die Trösterin der Betrübten in einer Weise, wie niemand trösten kann, nicht mit Worten, sondern durch ihr Sein.

Immer fleht die Kirche, dass auf ihre Fürsprache die Verstorbenen das ewige Leben erlangen. So wird Maria am Grab unsere mächtige Helferin, wenn wir unsere Tote wirklich lieben und um ihr ewiges Schicksal besorgt sind.

Amen.


Amann Ludwig Pfelling 1896-1968

Worte am Grab des Herrn
Ludwig Amman
16. Juli 1968

In christlicher Trauer versammelte!

Der Tod offenbart das Wesen eines Menschen. Während die Pfarrgemeinde Pfelling am vergangenen Sonntag sich eben anschickte, sich um Christus zur Feier der hl. Eucharistie zu sammeln und mit dem Priester zu sprechen: Ich will hintreten zum Altare Gottes, wurden diese Worte für eine Persönlichkeit unserer Pfarrei letzte entscheidende Wirklichkeit: Das Hintreten vor Gott, den gerechten Richter. Herr Ludwig Amman, Privatier, geboren 28. Juni 1896, den wir nun der geweihten Erde übergeben, hatte diese Worte in seinem Leben in unerschütterlicher Treue und einer gewissen Selbstverständlichkeit gesprochen, denn die Gemeinschaft, die Gemeinschaft der Pfarrei viel bedeutete, so wollte er, wenn auch räumlich getrennt dieses letzte Wort gemeinsam mit der Pfarrei freilich jetzt nicht mehr sprechen, sondern vollziehen. „ Ich will Hintreten zu Gott, zu Gott, der meine Freude war von Jugend auf.“

Ein Mensch Komma der sein Leben lang für seine Familie gesorgt, gearbeitet und gelitten hat, um dann gegen seinen Willen müde zu werden, hatte auch noch Zeit, sich in den Dienst der Pfarrei zu stellen. Über 20 Jahre hatte als Kirchenpfleger für die Pfarrei Pfelling gearbeitet. Unsere Pfarrei verliert in unserem lieben Verstorben einen großen Wohltäter, einen stillen Opferer und einen fleißigen Beter. Er hat viel gebetet und der Horizont seines Betens war weltweit, vor allem seit seine Tochter, Schwester Christophera, in Südafrika für das Reich Gottes und die Liebe Christi Zeugnis ablegt. Die Pfarrei Pfelling ruft ihm ein herzliches Vergelts Gott nach – hinüber in die Ewigkeit und sie wird ihm auch anstatt eines Kranzes drei hl. Messen für seine Seelenruhe aufopfern.

Christliche Trauerversammlung!

Wir versuchen immer wieder am Grabe ein paar Worte zu sagen. Das einzige Recht, am Grabe zu reden, gibt uns der Glaube: weil wir Christen sind, weil die Frohbotschaft gerade vor dem Tode nicht schweigen kann. Der Glaube allein macht angesichts der Härte des Todes wieder beredt: weil der Glaube jetzt alles zu sagen hat, weil er die letzte befreiende Lösung zu bieten hat. Sie lautet: Gott ruft im Sterben, durch Trauer und Tränen, durch all das Vergangene und Bittere, dass am Ende eines Menschenlebens aufbricht, sieht der Glaube den Sinn des Sterbens: Gott will den Menschen für immer haben.

Im Lichte des Glaubens hört der Tod auf, gewaltsamer Einbrecher ins Leben zu sein, nur Räuber, der unsere Ruhe stört und alles heillos durcheinander wirft, nur unangemeldeter, unangenehmer Gast.

Nein der Tod ist immer Engel Gottes. Gott ruft durch ihn. Was uns als Fallen ins namenlose Dunkel erscheint Komma ist in Wirklichkeit Heimgerufen werden zu ihm.

Amen.


Bogner Franz Xaver, Irrn, 1877-1930

Worte am Grabe des
ehrengeachteten Herrn
Franz Xaver Bogner
Landwirt in Irrn
Gestorben am 9. Dezember 1930.
Gesprochen von Hochw. Herrn Pfarrer
Anton Beck in Bogenberg
Am 12 Dezember 1930.
R. I.  P.

Christliche Trauerversammlung!
Wohl hat fast jedes Leichenbegängnis eine traurige Se* und durch den Tod fast eines jeden Menschen werden wenigstens einige schmerzlich berührt, aber wenn der Tod Waisen macht,  wenn er Vater von seinen zum Teil noch unmündigen Kindern scheidet, wenn der Vater des Hauses der Familie sein Haupt zur ewigen Ruhe niederlegt, dann ist ein Leichenbegängnis gewiß traurig und an traurigsten, wenn ein Vater zu Grabe getraen wird, der für seine Kinder in leiblicher und geistiger Beziehung sorgte, und gar erst dann, wenn er so schnell dahinscheidet. Und so ist es auch heut.
Dieses Grab hat die sterblichen Überreste aufgenommen des achtbaren Herrn Franz Xaver Bogner, Landwirt von Irrn, der vergangenen Dienstag vormittags ½ 9 Uhr, im Herren verschieden ist. Der Verlebte war geboren am 28. September 1877 in Irrn; er hat also das Alter von 53 Jahren erreicht. 1908 verheiratete er sich mit der Gütlerstochter Katharina Geiger von Waltersdorf. Aus dieser Ehe gingen 5 Kinder hervor, die heute weinend am Grabe ihres Vaters stehen. Der Verstorbene war ein ruhiger, fleißiger Mann, der still und pflichttreu seiner Arbeit nachging. Als der Weltkrieg ausbrach, zog er auch zur Verteidigung des Vaterlandes aus; er machte den Krieg von Anfang bis Ende mit. Wie oft mag er im Kriege, in Stunden größter Not und Gefahr die Muttergottes vom Bogenberge angefleht haben, und sicherlich, sie hat ihn beschützt, daß er ohne Verwundung aus dem Kriege heimkehrte. Wohl hat er sich dort im Kriege den Todeskeim geholt, denn seit dem kränkelte er beständig. Ganz plötzlich und vollständig unerwartet klopfte der rauhe Tod bei ihm an, fern von seinem Anwesen trat der Tod auf ihn zu; er hatte noch das Glück, die hl. Sterbesakramente empfangen zu können; fast schon sterbend konnte er noch in sein Haus gebracht werden, Der Tod ließ ihn nimmer los.

In solchen Fällen suchen wir nach einem rechten Trostworte, und ein solches finden wir in dem Abschiedsworte des sterbenden Patriarchen Jakob an seine Kinder , wenn er sprach: „Siehe ich sterbe, und Gott wird mit euch sein.“

„ Siehe ich sterbe“, so musste auch der Entschlafene sagen; er hätte so gerne noch länger gelebt und für seine Familie gesorgt. Allein der Herr hatte anders beschlossen. Er fordert ja gar oft ein Opfer von denen, die er lieb hat und die er an sich ziehen will. Von Abraham forderte er seinen einzigen Sohn Yvonne, und von diesem und jenem fordert er eines seiner Lieben. Durch den Tod desselben sollen die Hinterbliebenen auf die ewige Heimat hingelenkt werden; sie sollen erkennen, dass im Himmel einer ist, der Macht hat über Leben und Tod.

Freilich wenn die Hinterbliebenen ihr Augenmerk auf sich selbst richten, auf ihre Verlassenheit, dann werden sie verzagen wollen. Doch euer Trost sei der zweite Teil des Abschiedswortes des Patriarchen Jakob: „ Gott wird mit euch sein“.

Der Herr wird euch nicht verlassen er wird nicht versagen. Er ist der rechte Gott über alles was Kinder heißt im Himmel und auf Erden. Er wird deine Kinder, trauernde Gattin, so führen und leiten, wie es Ihnen gut und heilsam ist. Sein Vaterauge wird offen stehen über dir und deinem Hause alle Zeit.

Wir alle aber, die wir hier versammelt um das Grab stehen wir alle wollen uns rüsten auf unsere letzte Stunde. Denn wer weiß wie kurz die Gnadenzeit noch ist, welche Gott der Herr uns schenkt zur Vorbereitung auf die Ewigkeit. „ Bedenke, heißt es in der heiligen Schrift , daß der Herr  *cht säumet!“

Wir aber hoffen, daß der Herr dem Verstorbenen ein gnädiger Richter gewesen sei. Sollte er aber vor Gottes strenger Gerechtigkeit nicht ganz rein befunden worden sein und deshalb noch zu büßen haben, so wollen wir ihm zu Hilfe kommen im nachfolgenden Gottesdienst durch unser Fürbittgebet und auch jetzt für seine arme Seele beten ein andächtiges Vater unser und Avee Maria.

R. I. P.

* = Fehlstelle


Bogner Maria, Breitenweinzier, 1885-1931

Worte am Grabe
der achtbaren Frau
Maria Bogner
Bauersgattin in Breitenweinzier
Gestorben am 26. Juli 1931
gesprochen von Hochw. Herrn Anton
H Beck, Pfarrer in Bogenberg
am 29. Juli 1931.
R. I. P.

Christliche Trauerversammlung!
Nirgends sind Worte des Trostes so schwer, wie am Muttergrab.
Wie viele Lieder preisen die Mutterliebe, die Muttertreue, wie viele zeichnen den Schmerz am Muttergrabe! Das Sprichwort sagt: „Die Totenglocken klingen ganz anders , wenn uns ein Freund stirbt“. Sie klingen erst recht anders, erst recht schmerzlich, wenn eine Mutter stirbt, eine Mutter vieler Kinder, eine Mutter in den besten Jahren, des Hauses Seele und Sonnenschein. Es ist das, wie wenn am hellen Tage die Sonne sich verfinstert, wie wenn der Frost in der Maiennacht die schönste Blüte zerstört, wie wenn ein Hagelschlag ein wogendes Kornfeld vernichtet. Und

Wir haben soeben das letzte Geleite zum Grabe gegeben der achtbaren Frau Maria Bogner, Bauersgattin von Breitenweinzier, die vergangenen Sonntag, abends ¾ 7 Uhr, im Herrn verschieden ist.

Geboren war sie in Hintersollach, Pfarrei Perasdorf, am 27. Juni 1885, sie ist somit im Alter von 46 Jahren gestorben. 6 erwachsene Kinder weinen schmerzerfüllt der Mutter heute ins Grab nach, 2 Kinder wird die Mutter als Engel im Himmel droben begrüßen können.

Stark war sie durch Gottesfurcht und Frömmigkeit, arbeitsam und häuslich, unermüdlich besorgt für die Ihrigen. Alle Tage betete sie um eine glückselige Sterbestande und ich glaube, daß sie wirklich eine glückselige Sterbestunde hatte: Oft konnte sie während ihrer Krankheit die hl. Kommunion empfangen und noch ein paar Stunden vor ihrem Hinscheiden nahm sie den Heiland in ihr Herz auf . Daraus schöpfte sie die seltene Geduld, Ja mit der sie ihre lange, recht schmerzliche Krankheit so geduldig hinnahm. Sie war auch eine große Verehrerin der lieben Mutter Gottes vom Bogenberg: oft während ihrer Krankheit rief sie zu ihr. Und wie hatte sie sich auf die hl. Mission gefreut! Es war ihr recht schmerzlich, daß sie diese nicht mehr mitmachen konnte; doch hatte sie den Trost und die Freude, daß ein Missionär ihr als dem 1. Pfarrkinde unserer Pfarrei die hl. Sakramente spendete.

Wie treu hat ihre Mutterliebe, ihre Muttertreue gebetet, gewacht und gesorgt für ihre Kinder! Ja, ihr Kinder, die ihr jetzt am Grabe der guten Mutter weint und mit Recht weint, danket es ihr übers Grab hinaus! Vergeßt sie nicht, vergeßt nicht ihre Worte! Er weiset euch eurer Mutter würdig! Herzliche Kindesstreue für so viele Mutterliebe! Das Grab der Mutter sei euch ein heiliger Ort, zu dem ihr oft und gern pilgert, an dem ihr immer wieder Heilige Vorsätze faßet!

Und du, trauender Gatte! Nach 23jähriger Ehe mußt du nun einsam deine Straße ziehen. Viele treue Liebe ist dir hingestorben, viel Rat und Beistand in schweren Stunden, starke Schultern, ein Kreuz tragen zu helfen. Ohne Rast und ohne Klagen ist sie in einem arbeitsreichen Haushalt tätig gewesen für dich. Aber wenn Gott Wunden schlägt, dann hat er auch Balsam für die Wunden. Es ist kein Abschied für immer, sondern nur ein Abschied für eine kurze Spanne Zeit.

Wir alle aber treten hin jetzt zum Beten vor unseren Gott und Herrn. Wir wissen nicht Tag,  noch Stunde, da Gott kommen wird, uns aus dieser Zeitlichkeit in die Ewigkeit abzurufen. Darum hilft uns, o Gott, so wollen wir beten, hilf uns, daß wir uns bereithalten, daß wir leben in deiner Furcht, daß wir einst sterben in deinem Frieden und das ewige Leben erben.

Beten wir noch zum Abschiede von unserer lieben Toten für sie ein Vater unser und ein Ave Maria.

R. I. P.


Buchner Bertha, Haushof, & Leeb Franziska, Haushof

An den Gräbern
der
tugendsamen Jungfrau
Bertha Buchner,
Hausbesitzerstochter von Haushof,

und der
achtbaren Frau
Franziska Leeb,
Privatiere von Haushof.

Hochansehnliche Trauerversammlung!

Ungefähr 4 Wochen mögen es sein, daß eine alte, totkranke Frau freundliche Aufnahme und liebevolle Pflege in Haushof gefunden hat, zum Beweis, daß dort wahre, echte Nächstenliebe geübt wird. Wenn es nun nach menschlichen Ermessen geschehen wäre, so hätten wir gewiß alle gewünscht, es möge der liebe Gott, der einst durch seinen Sohn jeden Trunk Wassers zu lohnen versprach, seine Engel schicken, jenes Haus zu segnen und in Himmels Schutz zu nehmen. Wohl nun hat der Himmel seinen Engel gesandt, aber es war der Todesengel. Unbarmherzig hat dieser, noch ehe die Fremde im Hause die Augen zur ewigen Ruhe schloß, einen Liebling der eigenen Familie, Bertha, die sechzehnjährige Tochter des Hauses, so ganz gegen alle Erwartungen dahin gerafft. Wehe und Mitleid erfüllt unser Herz, da wir heute Beide zum Friedhof begleitet. Doch: „ Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, meine Wege sind nicht eure Wege, denn so viel höher der Himmel ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege, und meine Gedanken erhabener als eure Gedanken“ so spricht der Herr der Herrscharen zu uns und vor allem zu dir, trauernder Vater, der du nach manchem harten Schicksalsschlage heute am Grabe deines Kindes stehst. Höre Sie, trauernder Vater, diese Worte des Herrn. (Js 55,8) Seine Gedanken sind nicht deine Gedanken. Siehe, wohl waren deine Gedanken in Liebe und Sorge bei deinem verstorbenen Kinde, Aber was ist Menschensorge und Liebe gegen Gottes Liebe? Gibt es nicht tausenderlei Dinge zwischen Himmel und Erde, gegen die alle Menschenliebe und -sorge ohnmächtig ist? Gottes Liebe, Gottes Sorge ist höher als der Himmel, kennt keine Grenze. Mit all´ deiner Sorge, Vater, konntest du das entfliehende, theure Leben nicht einen Augenblick festhalten, Gottes Liebe hat für das vergängliche Leben ewiges Glück ihr gegeben. Des Herrn Wege, Vater, sind nicht deine Wege. Du hättest vielleicht dein Kind den Weg irdischen Glücks, irdischer Freude führen können; doch erinnere dich: als deine Tochter unter qualvollen Schmerzen im Sterben lag, was waren ihr da irdische Freuden? Nichts, gar nichts. Ein Name nur hat sie gestärkt, hat sie getröstet, war fortwährend auf ihren Lippen, der Name unseres Herrn Jesus, der von sich selber sagt „ Ich bin der Weg“ – Der Weg nicht zu irdischem Glück, zu irdischer Lust – nein,  er ist der Weg und das Leben, der Weg zum ewigen Leben, zu ewiger, ungeahnter Glückseligkeit. Darum, der Name des Herrn sei gebenedeit. Trauernder Vater! Öffne dein Herz himmlischem Trost und höre gläubig auf die Stimme des Herrn, der dir sagt: Murre nicht, das Mägdlein ist nicht tot, es schläft ja nur. Ja, der Leib seines Kindes schläft, ruhend im Grabe, seine Seele aber lebt, lebt beim Herrn. Denn er hat sie geprüft im Feuerofen der Schmerzen, und hat die Probe bestanden, Sie hat, ergeben in den Willen des Schöpfers, geheiliget durch Empfang der Sakramente, Ihre junges Leben hingegeben.

Trauernde Versammelte! Zwei Gräber haben sich für uns aufgetan, ernst mahnend an den kommenden Tod. Sehet, hier ruht ein Mädchen, vor kurzem noch voll der Jugendlust und Jugendkraft. Wenige Stunden haben dem Tode genügt, diese Lust und Kraft zu zerstören. Und daneben haben wir eine hochgetagte Mutter hingebettet, eine lebensmüde. Vier Wochen hat hier der Tod sein grausames Spiel getrieben, bis es ihm gefiel dieses flackernde Leben auszulöschen und Erlösung zu bringen, von all dem Leid und Weh, das mit dem Leben verbunden war. Was nun, geehrte Zuhörer, wird der Tod mit uns vorhaben? Wir wissen es nicht, aber schon ist die Stunde festgesetzt in Gottes Rathschluß, wann er kommen wird, unbarmherzig, ohne Rücksicht auf alles Irdische. Wir wissen nicht, ob er kommen wird eilenden Schrittes, oder ob er lange Leidenswochen hindurch an unserem Sterbebett stehen wird. Wohl uns, wenn der Gang mit ihm hinaufgeht zur ewigen Seligkeit. Die Entscheidung hierüber liegt in unserer Hand; ein christliches Leben ist die Voraussetzung eines glückseligen Todes. Die Grundbedingung des christlichen Lebens aber ist die Liebe, die Liebe zu Gott und dem Nächsten. Und hierin nun sind uns die soeben Beerdigten ein schönes Vorbild. Nicht um sie zu loben, sei´s gesagt, den Menschenlob folgt dem Verstorbenen nicht in die Ewigkeit nach, sondern nur wie die Schrift sagt die guten Werke, in Glaube und Liebe vollbracht , sind sie Begleiter zum Throne Gottes. Als denn nun die verstorbene Jungfrau hier schon im Sterben lag und betend Trost suchte und fand, da bat sie plötzlich die Umstehenden, mit ihr ein Vater unser zu beten für ihre verstorbene Mutter und mit Aufbietung aller Kräfte vollendete sie das kindliche Gebiet der Liebe und Dankbarkeit. O himmlisch schöne Kindesliebe! Trauernde Geschwister! Am Grabe eurer Schwester mahne ich euch, daß ihr auch in eurem Herzen nähret und hütet die heilige Flamme der Kindesliebe. Vergesset eure brave Mutter nicht, haltet treu zu eurem schwer geprüften Vater, seid gute, seid dankbare Kinder! –

Trauernd Versammelte! Erzählt uns nun dieses Grab hier von schönster Kindesliebe, so hat jenes Grab dort ein Mutterherz aufgenommen, das nur glücklich war, in der Liebe zu seinem Kinde. Ihr alle habt ja die alte Frau gekannt, sie war eigentlich eine Fremde geworden unter uns. Eines nur hielt sich stets bei uns. Vor fünf Jahren hat man dort , wo sie jetzt selber ruht, ihre Freude, nämlich ihre Tochter, zu Grabe getragen und mit nimmermüder Liebe hat die Mutter das Grab gehütet. Der Tod hat sie nun vereint.

Christliche Zuhörer! Die Beiden, die wir da begraben haben, waren keine Heilige, auch sie haben wie wir alle, in Schwachheit des Fleisches gesündigt, aber eine Liebe hat in ihrem Herzen gelebt, die ein Abglanz jener Liebe ist, von de Ja r geschrieben steht: „ Gott ist die Liebe.“ Darin liegt denn auch ein tröstliches Unterpfand, daß die beiden Verewigten werth befunden wurden der ewigen Seligkeit. Sollte aber der Herr, der ein eifersüchtiger Gott auf die Liebe der Menschen ist, der reine, lautere Liebe, unvermischt mit irdischer Lust, fordert, noch Mackeln an ihnen gefunden und schmerzliche Läuterung im Reinigungsort auferlegt haben, so laßt zu ihrem Troste uns beten. Amen.

R. I. P.


Drechsler Wolfgang, Liepolding, 1873-1928

Worte am Grabe
des ehrengeachteten Herrn
Wolfgang Drechsler
von Liepolding.

Gesprochen von Hochw. H. Pfarrer Simon Straß H er
am 1. April 1928.

Im christlicher Trauer Versammelte!
Der Völkerapostel Paulus schreibt am Ende seines tatenreichen Lebens, seiner ruhmvollen Laufbahn für die Ausbreitung des Evangeliums unter den Heidenvölkern: Ich habe den guten Kampf gekämpft , den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt; im übrigen ist mir die Krone der Gerechtigkeit hinterlegt, welche mir der Herr an jenem Tage geben wird, der gerechte Richter; nicht allein mir sondern allen, welche seine Ankunft lieb haben. II. Tim. 4.7.8.

Möchte doch jeder Christ am Ende seines Lebens so vertrauensvoll und zuversichtlich die Verheißungen des Herrn erwarten können!

Unser Mitbruder, der ehrengeachtete Wolfgang Drechsler, Ökonom von Liepolding, dessen sterbliche Überreste wir soeben der Ruhe des Grabes übergeben haben, hat von des Lebens Mühe, Leid und Kampf ein nicht geringes Maß durchzukosten gehabt.

Nun hat er auch den letzten und schwersten Kampf und Strauß, von dem eigentlich alles abhängt, den Todeskampf, wie wir zuversichtlich hoffen dürfen, siegreich bestanden. Selig der Mann, der die Anfechtung aushält: denn wenn er ist bewährt worden, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott denen, die ihn lieben verheißen hat Jak. 1. 12.

Aus dem Lebenslauf wird es verstorbenen seien der Trauerversammlung folgende Einzelheiten mitgeteilt.

Der Großvater Josef Drechler, von Ainbrach gebürtig, heiratete 1824 die Witwe des Johann Erndl, geborene Edenhofer von Liepolding, Besitzerin von Hausnummer 64. Liepolding ist selbst ein uralter Ort, dessen Gründung auf die Einwanderzeit der Bajuwaren, also bis auf 500 nach Christi Geburt zurückgeht.

Die Sölde gehörte zum Haupthofe Hausnummer 63 Und wurde 1338 von dem Kloster Metten vom Grundherrn, dem Hans von Degenberg angekauft, so dass deren Lehensinhaber bis zum Jahre 1803, woselbst das Kloster Metten aufgehoben wurde, unter dem Abte von Metten standen. Für die Verleihung des Gütleins musste eine geringe Gült geleistet werden.

Genannter Josef Drechsler hatte von seiner Ehefrau 12 Kinder, von welchen der vorletzte geborene Wolfgang , das väterliche Anwesen übernahm und sich am 12. März 1872 mit der Wirtstochter Ursula Piller von Kalteneck verheiratete und mit seiner Ehefrau 16 Kinder erzeugte, von denen allerdings die Hälfte im Kindesalter verstarb. Reicher Kindersegen ist kein Unglück. Die Verarmung und Verelendung so mancher Familien der heutigen Zeit hat ganz andere tiefer liegende Ursachen. Der erstgeborene Sohn, unser Mitbruder Wolfgang, geboren am 14. März 1873, erhielt das väterliche Haus und verheiratete sich am 30. Juli 1907 mit der Wirtstochter Maria Wintermayer von Pfelling. Aus deren Ehe sind 5 Kinder hervorgegangen, von denen die 2 Söhne nunmehr am Grab ihres Vaters stehen.

Bei Ausbruch des Weltkrieges, war Wolfgang Drechsler schwer erkrankt, so daß er mit den hl. Sterbesakramenten versehen werden musste. Alsbald nach seiner Genesung, musste er der seinerzeit beim Infanterieregimente gedient hatte, ins Feld rücken und war im östlichen Kriegsschauplatze.

Während des Krieges, machte sich das alte Darmleiden wieder geltend, so daß er im Lazarette sich einer gefährlichen Operation unterziehen musste. Indes kehrt er nach dem Friedensschluß so ziemlich heil und gesund in die Heimat, zu den Seinen . Seine Heimat liebte der Mann über alles.

Noch bei meinem letzten Krankenbesuche am vergangenen Dienstag lud der Verstorbene als ich mich schon anschickte ihm die Hand zum Abschiede zu drücken ein, nochmals Platz zu nehmen und ihm von der Heimat und seiner Geschichte etwas zu erzählen. Sein Auge leuchtete vor Freude auf, als ich ihm versprach, ihm die reiche Geschichte seines Dörfleins und seines Anwesens, wenn er wieder bei besserer Gesundheit wäre, zum Lesen zu geben. Herr Pfarrer! Sagte er: Wie oft wollte ich Ihnen Schön danken, für ihre Unterweisungen auf der Kanzel. Leider versteht sie ein Teil ihrer Zuhörer nicht und faßen nicht, was sie uns sagen wollen.

Wolfgang Drechsler schien ein ruhiger, verschlossene Charakter zu sein. Er war aber ein tiefgläubiger katholischer Mann. Mit großer Andacht und Erbauung empfing er die hl. Sterbesakramente. Gern wäre er noch ein Jahrzehnt bei seiner Familie geblieben. Aber seien Krankheitszustand verschlimmerte sich derart, daß er nach der Mitternachtstunde des verflossenen Donnerstags, nach kurzem Todeskampfe , nach schweren Leidenswochen, selig wie wir zuversichtlich hoffen können, verschied, nachdem noch mit seinen Familienangehörigen längere Zeit im Gebet zugebracht hatte.

Trauert und klaget nicht allzu sehr ihr Hinterbliebenen, sondern bietet die göttliche Vorziehung an. Der Herr hatte in euch gegeben. Der Herr hat ihn jetzt aus eurer Mitte genommen. Der Wille des Herrn sei gebenedeit! Er hat die ihm so teure irdische Heimat, mit der wahren himmlischen vertauscht. Möge er heute am Palmsonntag, da wir seine sterbliche Hülle der geweihten Erde übergeben haben, seinem Herrn und König, mit allen Heiligen und Seligen haben begrüßen können, mit dem jubelnden Zurufe: Hochgelobt seid der da kommt im Namen des Herrn!

Jetzt aber wollen wir alle unser Fürbittgebet vereinigen für die Seele des Verblichenen und noch an seinem offenen Grabe verrichten ein andächtiges Vater unser samt dem englischen Gruße!

O, Herr gib ihn die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihm!


Edenhofer Anton, Stegholz, 1928-1937

Grabrede
Am Grabe des tugendsamen Schulknaben
Anton Edenhofer
Bauerssöhnchen von Stegholz.
Gestorben am 14. November 1937.
R. I. P.

Christliche Trauerversammlung!
Was war es doch für eine Überraschung als am Sonntag mittag die Totenglocke erklang! Wem gelten die Klagetöne vom Turm zu ungewohnter Zeit? Man wusste ja gar nicht, dass jemand ernstlich krank sei in der Pfarrei. Man dachte vielleicht an diesen oder jene. Aber am wenigsten hätte man wohl gedacht, daß ein junges Leben im Kampfe mit dem Tod die unterlegen sei.
Auch ich war sehr überrascht, als mich am Sonntagmorgen der besorgte Vater zu seinem schwerkranken Kinde rief. Als ich aber sah, wie der todwunde Körper sich bäumte und mit der letzten Kraft des brechenden Herzens sich aufbäumte gegen das zerstörende Gift der heimtückischen Krankheit, da war es für mich klar, d Hallo ass in diesem furchtbaren Ringen der kleine Anton unterliegen musste. Ich konnte ihm noch die Absolution und die Heilige Ölung spenden und nach ein paar Stunden war Anton ruhig geworden, er hatte ausgekämpft und ausgelitten, das Krankheitsgift hatte sein Zerstörungswerk unbarmherzig vollendet.

Am 10. Mai 1928 hatte Anton mit seinem Zwillingsbluter Johann das Licht der Welt erblickt. Von Geburt aus waren die beiden Knaben recht schwächlich. Es bestand wenig Hoffnung, sie am Leben zu erhalten. Aber mit vieler Mühe und Sorgfalt, mit aufopfernder Hege und Pflege, mit vielen schlaflosen Nächten der Eltern und besonders auch der treubesorgten Großeltern, gelang e Wetter , die beiden am Leben zu erhalten. Und so wuchsen sie heran, die Freude und die Hoffnung ihre Eltern.

Und nun, als man glauben konnte Komma an den heranwachsenden Knaben all die aufgewendete Mühe und Arbeit und Sorge belohnt zu sehen, rafft unerwartet und plötzlich eine heimtückische Krankheit den kräftigeren derselben hinweg. Fürwahr ein schwerer Schlag, eine schmerzliche Heimsuchung für die Familie Edenhofer. Und diese Heimsuchung bildet nur ein neues Glied an der langen Kette von Prüfungen und Heimsuchungen, die seit ein paar Jahren über diese Familie hereingebrochen sind.

Gewiss wendet sich die allgemeine Teilnahme der schwer geprüften Familie Edenhofer zu. Die außerordentlich zahlreiche Beteiligung an der Beerdigung ist ja ein sichtbarer Ausdruck dafür. Welch fühlendes Herz könnte auch kalt und teilnahmslos bleiben angesichts so vieler und schwerer Prüfungen?

Wir verstehen es, dass man unter so vielen Schicksalsschlägen aufseufzt, dass man fragt, warum gerade wir, warum so viel? Aber wir wissen auch, ein echter Christ murrt nicht gegen Gott, er betet nicht bloß in glücklichen Tagen, sondern auch in den Tagen der Heimsuchung: Herr, dein Wille geschehe! Für ihn bedeutet das Wort des Heilandes „ Seid bereit! auch die Bereitschaft des Willens zum „Ja“ sagen, wenn Gott ein Opfer verlangt.

Über dem Haus des Patriarchen Abraham schien die Sonne des Glückes. Isaak, der Sohn der Freude war das Licht , das den Lebensabend der Eltern mit goldenen Farben verklärte. Vater und Mutter hegten das Kind mehr als ihren Augapfel. Da zog einst eine einsam schweigende Nacht herauf. Die Sterne des Himmels flammten wie die Augen der ewigen Gottheit , und aus dem Dunkeln rief die Stimme des Herrn: „ Ja Abraham, Abraham!“ Er antwortete: „ Hier bin ich!“ Und Gott sprach weiter: „ Nimm deinen Sohn, den du lieb hast, und Opfere ihn mir auf dem Berge, den ich dir zeigen werde.“ Da stand Abraham des Nachts auf und zog mit seinem Sohne nach dem Berg des Herrn.

Die Vorsehung Gottes führte euch hierher zu diesem Grabeshügel, wo ihr als Opfergabe darbringen müsst das Kleinod eurer Liebe und Sorge. Mit der heiligen stummen Ergebenheit des greisen Patriarchen möget auch ihr sprechen: „ Weil der Liebe Gott diese herbe Entsagung verlangt, geben wir des Himmels verliehene Gabe in die Hand unseres Meisters zurück.

Lasset die Kleinen zu mir kommen, hat der Heiland gesprochen. Und nun hat der den kleinen Anton zu sich gerufen, hat ihn heimgeholt; er hat es sicher gut mit ihm gemeint. Wie viel Böses und Leidvolles mag ihm durch den frühen Tod erspart geblieben sein. Als die Todesschauer ihn erschütterten, da hat er öfter gerufen, ich muss heim. Ja er musste heim, in die ewige Heimat, heim zum Vater im Himmel, in die schönere Heimat, wo es keine Trennung, keinen Schmerz mehr gibt. Vergönnt ihm die ewige Heimat, ihr habt an ihm einen Fürsprecher im Himmel.

Weil er wohlgefällig war dem Herrn, darum hat er ihn weggenommen. Ja, Anton war gut; er war so treuherzig und willig, so bemüht, alles recht zu machen, so dankbar für jedes gute Wort, für jede Anerkennung seines Fleißes und seines guten Willens. Ich glaube, er war auch gut gegen seine Schulkameraden.

Liebe Kinder, die ihr ihm heute das letzte Geleite gegeben habt, seid ihr es auch immer gegen ihn gewesen? Muss sich nicht das eine oder andere sagen, ich hätte noch dies und jenes an ihm gut zu machen? Ich weiß es nicht. Aber das Gute, dass ihr ihm nicht mehr erweisen könnt, erweist es anderen. Seid gut zueinander, kameradschaftlich, hilfsbereit. So schnell kann man ja getrennt werden. Ja, so schnell kann der Tod uns abrufen, auch in jungen Jahren, darum gilt auch für euch das Wort des Heilandes: „ Seit bereit!“ Haltet treu zu Gott! Er ist unser Herr, er wird auch uns einmal abrufen zum Gerichte. Gewiss werdet ihr deswegen, weil der kleine Anton so früh hat sterben müssen, nicht auch alle jung sterben. Jugend will ja leben und ihr sollt leben. Aber lebet so, dass ihr nicht einmal sagen müsst: „ O, wäre ich doch auch mit Anton Edenhofer jung gestorben, es wäre für mich viel besser gewesen.“

Wir wollen den kleinen Tunnel dem empfehlen, der das erste Recht auf ihn hat und der gesagt hat: „ Lasset die Kleinen zu mir kommen und wehret es ihnen nicht.“ Wenn der liebe Tonerl nicht mehr unter uns weilen darf, dann möge er ewig bei Gott glücklich sein. In dieser Absicht wollen wir für ihn und die ganze Edenhofer‘sche Verwandtschaft beten ein andächtiges Vater unser.

R. I. P.

Eidenschink Philomena Sophienhof -1923

Worte am Grabe
der ehrengeachteten Frau
Philomena Eidenschink
Söldnersgattin am Sophienhof

Gesprochen von Hochwürdigen Herrn
Pfarrer Simon Straßer in Pfelling am
4. Oktober 1923.

R. I. P.

In christlicher Trauer Versammelte!

Manus Domini  tetigit me. (Job) Die Hand des Herrn hat mich berührt, so ruft klagend der Dulder Job aus, seiner Herden, seines Reichtums beraubt, seiner Söhne und Töchter durch grausiges Geschick verlustig geworden, er selbst von der Fußsohle bis zum Scheitel mit der Gottesstrafe des Aussatzes behaftet. Manus Domini  tetigit nos. Auch uns, das ganze Volk hat die Hand des Herren geschlagen und ruht von Tag zu Tag schwerer auf jeden einzelnen von uns. Ja, wenn wir nur dessen gewiß wären, daß es die Hand des Herrn ist, welche den Gerechten prüft oder doch die Hand des Herrn, welche den Sünder züchtigt. Es scheint uns aber die Krallenfaust des Geistes der Lüge, des Hasses, der Feindschaft, des Missmutes und der Verzweiflung zu sein, welche auf der gegenwärtigen Generation lastet.

Zu diesem Leiden allgemeiner Natur, kommen noch Unglücksfälle und Schicksalsschläge anderer Art, welche Gemeinden und einzelne Familien heimsuchen.

So ist die Familie Eidenschink von einer schweren Prüfung Gottes getroffen worden. Haben sie doch in der Person der ehrengeachteten Philomena Eidenschink, Söldnersehefrau am Sophienhof, der Mann die beste Ehegattin und 7 Kinder die allzeit besorgte Mutter verloren. Die hl. Schrift preist den Mann glücklich die ein gutes Weib gefunden, er hat einen Schatz gewonnen. Dann hat der Mann, der ein treues Weib verloren, allen seinen Reichtum eingebüßt. Und wenn ein fleißiges Weib die Krone ihres Mannes ist, dann ist mit dem Tode einer strebsamen Hausfrau auch dem Ehemann die Krone vom Haupte genommen. Indes wir wollen mit dem lieben Vater im Himmel nicht richten. Wir kennen Gottes geheime Pläne und Absichten nicht, aber das wissen wir, daß der Herr stets unser zeitliches aber sicher unser überirdisches Beste beabsichtigt. Der Herr hatte alles wohl getan. Als sich die teure Mitschwester am vergangenen Montag mit den hl. Sterbsakramenten versehen hatte, da war mir klar, daß diese bisher von Gesundheit strotzende Frau nur noch kurze Zeit zu leben hat. Eine bange Sorge erfüllte mein Herz, was soll aus ihrer Leibesfrucht werden? Ich sagte darum zum Abschiede, beten Sie für ihr Kind , daß es noch der Gnade der hl. Taufe Teilhaftig wird. Zwei Kindern gab sie noch kurz vor ihrem Tode das Leben des Leibes, dann hörte das Mutterherz auf zu schlagen. Die Lebensaufgabe war vollendet. Vor dem Herrn dürfen wir nicht mit leeren Händen erscheinen. Unsere Mitschwester erschien mit einem durch die hl. Taufte zum Engel gewordenen Kinde auf dem Arme vor dem Richterstuhle Jesu Christi, ein zweites ließ sie auf Erden zurück. Das Weib wird selig, dadurch dass es Kinder gebar. Unsere verstorbene Mitschwester hat die Pflicht als Mutter und Gattin in Treue und Gewissenhaftigkeit stets erfüllt, sie wird auch vom Herrn den Lohn empfangen haben.  Weil sie im Schweren getreu war, wird sie über vieles gesetzt worden sein. Aber Liebe oder Güte könnt ihr Kinder nicht besser vergelten, als durch eifriges Gebet für eure Mutter und durch opferwillige Ergebung in Gottes hl. Willen. Auch ihr geehrte Trauerversammlung wollet auch für die Seelenruhe der Verstorbenen ein andächtiges Vater unser verrichten.

R. I. P.


Franz Josef Pfelling 1875-1947

Worte am Grabe
des ehrengeachteten Herrn
Josef Franz
Austragsland wird von Pfelling

R. I. P.

Gesprochen am 2. Dezember 1947
von H. H. Pfr. Offenbeck, Pfelling.

Christliche Trauerversammlung!

Nach einem herrlichen, fast endlosen Sommer ist es nun wieder Winter geworden. Im Tode erstarrt ist jede Vegetation und ein weißes Leichentuch breitet sich über die Natur. Auch das Menschenleben kennt in seinem Ablauf Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Und Winter ist es wieder geworden für einen müden Erdenpilger und die kalte Todeshand berührte einen Mann, der einen langen Sommer und Herbst voll unermüdlichen Schaffens, ein Leben fruchtbarer erfolgreicher Arbeit hinter sich hatte. Dieser Mann, dessen sterbliche Hülle wie soeben als Saatkorn für eine glorreiche Auferstehung der geweihten Erde übergeben haben, ist der Ehren geachtete Josef Franz, Austragslandwirt von Pfelling, der am vergangenen Freitag nach längerer Krankheit, versehen mit den hl. Sterbsakramenten, im Alter von 72 Jahren ruhig und Gott ergeben entschlafen ist.

Der Verstorbene war geboren im Jahre 1875 in Pomersberg bei Berenried; im Jahre 1898 trat er in den Stand der Ehe und im kommenden Frühjahr hätte er mit seiner nun trauernden Gattin die goldene Hochzeit feiern können. Dem glücklichen Ehebund entsprossen 11 Kinder, von denen 5 schon in der Wiege starben, während die anderen 6 heute trauernd am Grabe ihres guten Vaters stehen. Es war ein guter Vater, der zwar streng war in der Kindererziehung, aber streng, weil er seine Kinder nicht mit Affenliebe liebte, sondern mit echter, christlicher, verantwortungsbewusster Vaterliebe. In Liebe zu seinen Kindern wollte er dieselben nicht nur gut erziehen, sondern sie auch gut versorgen. Diesem Ziele galt sein unermüdliches Mühen, Sorgen und Arbeiten. Er wollte nur geben und niemand zur Last fallen.

Wo immer er auch war, war er ein guter, friedfertiger Nachbar, und mit Genugtuung sprach er es kurz vor seinen Tode noch aus, dass er keinen Feind habe. Selig die Friedfertigen! Friedfertig hat er gelebt. Im Frieden ist der gestorben. Möge er ruhen im ewigen Frieden.

Der Tod kam für ihn nicht überraschend. Der Gedanke an den Tod scheint ihm ja von Jugend auf vertraut gewesen zu sein. Im Alter von 20 Jahren war der lebensgefährlich krank gewesen und er war fest überzeugt, dass er damals schon gestorben sei und die Dinge der Ewigkeit geschaut habe. Es waren wohl Fieberträume im bewusstlosen Zustande, aber was er damals im Geiste geschaut , das prägte sich unauslöslich seinem Gedächtnis ein und gab ihm immer wieder Anlass, an den Tod zu denken und sich bereitzuhalten. Er hat sich auf denselben vorbereitet durch Empfang der hl. Sterbsakramente und durch Geduld im Leiden in dem Gedanken, dass auch die Leiden, ertragen als Sühne für die begangenen Sünden eine Gnade von Gott sei. Einem Sohne, der ihn kurz vor seinem Tode besuchte, sagte er: Ich muss viel leiden und als dieser ihm sagte, er solle alles Gott aufopfern, da erwiderte er: Ja, er schreibt alles auf. In diesem Glauben an Gott, der alles aufschreibt, und alles vergibt, ging er vertrauensvoll hinüber in die Ewigkeit.

Sollen wir ihn betrauen? Nein ich glaube, wir sollen ihn beglückwünschen; er hat vollendet. Für ihn gilt auch die Verheißung Jesu: Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist. Und die andere Verheißung: Selig die Toten, die im Herren sterben. Ihre Werke folgen ihnen nach. Denn der Herr, er schreibt sie auf.

Er schreibt sie auf! Für uns eine Mahnung und ein Trost. Gott schreibt alles auf. Lebe so, dass du nicht zu erschrecken brauchst und nicht beschämt wirst, wenn einmal das Buch aufgeschlagen wird. Werde nicht müde im Gutestun, verliere nicht die Geduld in Leiden, Gott schreibt alles auf und wird ein gerechter Vergelter sein.

Wir hoffen, dass Gott von unserem verstorbenen Mitbruder viel Gutes aufschreiben konnte. Wir wissen aber nicht, ob er nicht auch auf der Schuldseite manche ungesühnte Belastung gefunden hat. Wir wollen ihm deshalb in christlicher Liebe sühnen helfen, indem wir ihm das wertvollste Sühneopfer, die hl. Messe aufopfern und jetzt für seine Seelenruhe beten ein andächtiges Vater unser.


Fruhstorfer Georg 1862-1888

In christlicher Trauer Versammelte!
Die liebevolle Schöpferhand Gottes hat in den Tiefen der Menschenseele geheimnisvolle Saiten ausgespannt. Sie jauchzen und jubeln, wenn freudige Wonne über sie hinstreicht, aber sie klagen auch unsagbar bitter, so wie sterbende Liebe und getäuschte die Hoffnung klagen, wenn herbes Weh sie erzittern lässt. Ein solcher Augenblick ist jetzt eingetreten. Der Krieg, der Weltkrieg hat nun auch hier in unserer Pfarrei wieder ein junges Menschenleben gefordert. Zum 2. Male stehen wir vor der Totenbahre eines unserer Lieben, der sein junges Blut fürs Vaterland, für uns vergossen.
Es ist der ehr- und tugendsame Jüngling Georg Fruhstorfer, dem die heutige Totenfeier gilt. Er war geboren am 20. November 1888, erreichte somit ein Alter von 26 Jahren. Mutig und entschlossen, seinen Gott im Herzen zog er fort in dem blutigen Krieg, seine Eltern tröstend mit einem sicheren Wiedersehen. Wunderbar beschützt von Gott und der lieben Mutter Gottes von Bogenberg beteiligte er sich glücklich an den Schlachten und Gefechten in der Gegend von Toul und Verdun. Doch nicht hier sollte er seinen Tod finden, sondern droben im nördlichen Frankreich bei Vimy traf ihn die tödliche Kugel. Am Arm schwer verletzt verblutete er sich und starb im Feldlazarett zu Vimy. Im dortigen Friedhof liegen auch die sterblichen Überreste des jugendlichen Helden begraben.

In christlicher Trauer Versammelte! Hätte ich auf seinem Heldengrab eine Inschrift zu setzen, so müsste ich kein schöneres Wort als jenes, welches der hl. Paulus am Ende seines tatenreichen Lebens an seinem Schüler Timotheus schrieb: Den guten Kampf hab ich gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewährt, im übrigen ist mir hinterlegt die Krone der Gerechtigkeit. (2. Tim. 4. 7. f.)

„ Den guten Kampf habe ich gekämpft.“ Fürwahr einen guten Kampf kämpft unser Volk und jeder unserer Soldaten, einen Kampf für Deutschlands Freiheit, Glück und Ehre gegen wilde Rachsucht und feigen Krämergeist, denen unser Vaterlandes Größe ein Dorn im Auge ist. An diesen guten, weil gerechten Kampf haben alle deutschen Stämme ihren Anteil, besonders der tapfere Stamm der Bayern, die nach einem Zeugnis aus Feindesmund kämpfen wie die Löwen. An diesem guten Kampf hatte auch unser verstorbener Mitbruder teilgenommen und darum darf er sich rühmen den guten Kampf hab ich gekämpft.

Opferreich freilich ist dieser Kampf für unser Volk und unser Heer. Viele sind schon gefallen auf dem Felde der Ehre. Und auch so manche Kugel, die auf dem Felde getroffen, reißt auch daheim schwere Wunden und gar mancher Vater und manche Mutter müssen klagen: Auch er hat den Lauf vollendet.

Den Lauf habe ich vollendet, so muss auch unser Verstorbener klagen. In der Schlacht ist freilich der Todesenge an ihm vorübergegangen und hat ihn nur mit seinem Flügelschlag gestreift. Aber im Lazarett hat er seine Hand auf ihn gelegt. Schmerzlich war es für unseren Mitbruder, scheiden zu müssen in der Blüte der Jahre, fern vom lieben Elternhaus ohne Seinen Eltern und Geschwistern, seinen Verwandten und Freunden noch einen letzten Abschiedsgruß senden zu können. Eine Todesahnung scheint in doch schon beschlichen zu haben, als er in einem der letzten Briefe seine Eltern und Geschwister in rührenden Worten und Verzeihung bat. Schmerzlich ist der Tod auch für die Angehörigen, die stets der freudigen Hoffnung lebten, ihn wiederzusehen, weil er es verstanden hatte, durch Sittenreinheit, Arbeitsamkeit und Geschicklichkeit zum Liebling der Familie sich zu machen. Schmerzlich ist es auch für uns, die wir in teilnehmender Liebe hierher gekommen: Ja schmerzlich ist es für uns zu sehen, wie manch viel versprechender junger Mann mit all seinen Hoffnungen in fremde Erde gebettet wird. In diesem allgemeinen Schmerz hilft nur eines: Das ist der Glaube und das gläubige Gottvertrauen.

„ Dem Glauben habe ich bewahrt“, dürfte der Verstorbene von sich sagen; Er wusste, daß der Soldat im Felde stets auf den Tod gefaßt sein muss und darum beglich er seine Lebensrechnung mit dem Himmel, bevor er in das Feld zog. Hier auf diesem Platze vor der Rosenkranzkönigin kniete er noch lange, in innigem Gebete, bevor er Abschied nahm von seiner Pfarrkirche, von dieser Gnadenstädte, wo er in der schönen Jugendzeit so viele Gnaden sich geholt. Ja seine Liebe zur Himmelsmutter zeigte er auch nach draußen auf dem Schlachtfelde, in dem er in den Schützengräben laut den Rosenkranz vorbetete. Und er hat gut daran getan, so sich auf den Tod vorzubereiten; denn schneller, als er es geglaubt, ist der Tod gekommen: Unverhofft, aber nicht unvorbereitet hat der Tod ihn getroffen. Darum haben wir die frohe Zuversicht, daß er nun auch mit dem Apostel sagen darf: „ Im übrigen ist mir hinterlegt die Krone der Gerechtigkeit.“

Das sei auch der Trost für Euch, tieftrauernde Angehörige! Soldatentod, ein schöner Tod,  weil Opfertod! Ihm gebührt die Krone der Gerechtigkeit. Eine Krone aus feinstem Gold und edelstem Gestein hat sich auf das Haupt des Totenhelden hernieder gesenkt, wie er sie gleich herrlich durch ein gewöhnliches Christenleben nicht hätte erringen können. Beim Abscheiden war seine Seele nicht bloß schön im Schmucke der heiligmachenden Gnade und der empfangenen Sterbesakramente, sie strahlte dazu noch in einem ungewöhnlichen Glanze. Denn aus freudiger Überzeugung für Thron und Altar stritt und fiel das war eine Tat heldenmütigen Gehorsams gegen Gott, der durch seinen irdischen Sachwalter, dem Kaiser zu Kampf und Tod aufrief; das war eine Tat höchster Liebe, weil er für seine Freunde das Leben hingab. Trauernder Vater, vom Schmerz gebeugte Mutter! Soll euch dieser Gedanke nicht trösten und erheben: Unser Kind ist den schönsten Tod gestorben, den Heldentod fürs Vaterland und mit ihm haben wir unser Teuerstes gelegt auf seinen Altar? Ist es nicht süß zu wissen, daß der Sohn, der Bruder das liebste was man hat, vom großen herrlichen Gott mit herzlicher Liebe geliebt, mit den größten Ehren überhäuft wird? Darum ihr trauernden Angehörigen des Entschlafenen fragt nicht: warum o Gott, warum? Nein saget: Du o Gott hast es gefügt; wie es dir gefallen, so ist es geschehen; dein Name sei gebenedeit.
Darum: Weinet, aber seid fröhlich im Glauben, daß euer Held im überströmende Glückseligkeit eingegangen ist und mit euch in Liebe in der Verbindung bleibt. Die Wunde, die sein Tod euren Herzen geschlagen, wird nie verheilen, sie wird immer wieder von neuen zu bluten anfangen, besonders, wenn die anderen Krieger heimkehren. Das ist so Gottes Willen. Wenn der Schmerz sich gewaltig regt, dann geht zur Mutter der Schmerzen, zu Maria. Sie selbst hat ihr allerliebstes Kind in den schrecklichen Tod geben müssen, darum weiß sie, wie es euch ums Gemüt ist, und sie kann so lind und sanft trösten, wie kein anderer Mensch. Und sie hat am Karfreitag ihr durchbohrtes Mutterherz als Opfer auf den Altar ihres priesterlichen Sohnes gelegt, die angenehmste Gabe, die sie Gott darbrachte. Sie lehrt euch auch euer blutendes Herz ergeben Gott zu opfern. So werdet auch ihr durch viele Trübsale eingehen in das Reich Gottes, in die Gemeinschaft eines verklärten Helden.

Wir aber, in Trauer Versammelte, wollen nicht von dieser hl. Stätte scheiden ohne unser Dankesschuld genügt zu haben. Denn unser tapferer Held ist auch für uns gestorben, damit wir leben, damit wir in Sicherheit leben. Es ist darum unsere heiligste Pflicht, daß wir der Helden, die für unser Vaterland, für uns sterben, recht oft im Gebete gedenken. Deshalb lasst uns jetzt niederknien und den gütigen Gott bestürmen, er möge unseren Heldenjüngling, wenn ihn vielleicht noch ein Fehler in der guten Absicht oder sonst aus dem Leben vom Himmel zurückhalten sollte, recht bald krönen mit der herrlichen Siegeskrone, die ihm für den Heldentod bereitgehalten wird. Amen.

Gebet.

O Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes! Wir empfehlen dir die Seele unseres Mitbruders Georg, welchen du nach deinem unerforschlichen Ratschlüssen aus dieser Zeitlichkeit abgerufen hast. Lass die Mühen, die er während des Krieges auf sich genommen, die Schmerzen, die er nach seiner Verwundung geduldig ertragen, und das Opfer des Lebens, das er in der Verteidigung seines Vaterlandes gebracht hat, im gnädig zur Sünde und Genugtuung gereichen für alle Sünden, die er auf seiner irdischen Pilgerschaft aus menschlicher Schwachheit begangen, und verleih ihm für den Heldenmut, mit dem er für das Vaterland gekämpft,  und für alles Gute, das er je hienieden getan, zum Lohne gnädig die Siegeskrone des ewigen Lebens. Amen.


Hiendl Maria Haag 1927-1943

Trauerrede
am Grabe der tugendreichen Jungfrau
Maria Hiendl
Bauerstochter von Haag
gesprochen
am 15. April 1943
von
Hochw. Herrn Dekan Michael Dirnberger
in Oberwinkling.

Christliche Trauerversammlung!
Der unerbittliche Tod hat in den Blumengarten unserer Pfarrei mit rauer Hand hineingegriffen und eine hoffnungsvolle Knospe sich gepflückt , die erst 16 jährige tugendsame Jungfrau Maria Hiendl, Bauerstochter von Haag. Wen aus uns hat die Kunde von ihren so unerwarteten Ableben nicht überrascht und traurig gestimmt, die wir das blühende, fröhliche Menschenkind das nun eben der Schule entwachsen war, unter uns zu sehen, ihre Stimme zu hören und sie lieb zu haben gewohnt waren. Am Samstag noch verrichtete das fleißige Mädchen Stallarbeit und die Hausarbeit mit Putzen und Scheuern, als sich Kopfschmerzen einstellten, so dass sie abbrechen musste. Darauf folgenden Tages verspürte sie Besserung, versuchte wieder aufzustehen, verlor das Bewusstsein und war schon Montag um Mitternacht eine Leiche. Der herbeigerufene Arzt konnte nur mehr die äußerste Lebensgefahr konstatieren und sie erhielt noch die Absolution und letzte Ölung. Noch blühten die Rosen einige Stunden auf ihren Wangen nach ihrem eingetretenen Tode. Auch die Rosen welken bald, sagt ein altes schwermütiges Volkslied.

Der Schmerz der Eltern und Geschwister geht uns tief zu Herzen und wir reichen Ihnen die Hand voll aufrichtigen Mitleides. Der Verlust des braven arbeitsfreudigen Kindes, das sie in dieser harten Zeit so notwendig hätten brauchen können, ist bitter genug, ist ein schweres Opfer , dass Gott ihnen auferlegt hat. Aber Gott hat es so gefügt. Schon darin liegt immer ein Trost, denn es ist und bleibt eine ausgemachte Wahrheit, was Gott tut, das ist wohl getan wenn wir auch jetzt nicht verstehen können, warum es so kommen musste.

Ein zweiter Trost für euch meine lieben Eltern ist gewiß dieser, Maria war ein braves Kind, eine Lilie rein und unschuldig, voll religiösen Eifers, die mit Freude betete und sang zur Ehre Gottes, die hl. Sakramente liebte und sie eben 14 Tage vor ihren Tode wieder empfangen hatte. Gott offenbar dem Menschen die Stunde seines Sterbens nicht, aber die er lieb hat, bereitet er sich in aller Stille vor, ohne dass sie eine Ahnung davon haben. So war auch diese kleine Mitschwester aufs schönste vorbereitet. Darum ihr lieben Eltern, rufe ich euch mit dem Heiland zu, weinet nicht! Euer Kind lebt im Himmel. Ihr traget Verlust, aber das Kind Gewinn! Unendlichen Gewinn in himmlischer Glückseligkeit!

Du aber liebe Jugend der Pfarrei, prahle nicht mit deinen Wangen, die wie Milch und Purpur prangen! Heute rot, morgen tot predigt dieses Grab.

Der Tod geht nicht bloß im Kriege draußen unter der männlichen Jugend um, auch in der Heimat schleicht er von Haus zu Haus. Hüte dich zartes Blümlein! Haltet auf Reinheit und Unschuld. Ihr Jungmädchen, seid eifrig im religiösen Leben, machet euren Eltern Freude. So will es Gott von der Jugend haben. Lasset Maria Hiendl euch zur Lehre sein! Du aber liebe Maria, singe jetzt im himmlischen Chor vor Gottes Throne das ewige Lied , das niemand sonst singen kann, als wer jungfräulichen Herzens ist. So steht es in der geheimen Offenbarung des Johannes, dem jungfräulichen Liebesjünger des Herrn.

Wie aber beten für dich jetzt noch ein Vater unser und bringen ein Messopfer für dich dar.


Geiger Rupert Pfelling 1882-1947

Priesterwort
am Grabe des ehrengeacht. Herrn
Rupert Geiger
Ausnahmbauer in Pfelling

R. I. P.

Gestorben am 1. Juli 1947

Christliche Trauerversammlung!
Zum ersten Mal in diesem Jahr stehen wir heute am offenen Grabe Komma um einen müden Erdenpilger, der seine irdische Laufbahn vollendet hat, einzusegnen zur letzten Ruhe. Der Mann, dessen sterbliche Überreste wir soeben unter großer Beteiligung von Verwandten, Freunden und Bekannten zum Grabe geleitet haben, ist der ehrengeachtete Rupert Geiger, Austragungsbauer von Pfelling, welcher am vergangenen Montagmorgen, nach längerer Krankheit, jedoch unerwartet schnell im Alter von 65 Jahren, nach wiederholtem Empfang der hl. Sterbesakramente, ruhig und sanft entschlafen ist.

Robert Geiger war geboren im Jahre 1882 als Sohn der Bauerseheleute Josef und Maria Geiger. In der Obhut guter, christlicher Eltern wuchs er zu einem charaktervollen, tüchtigen Manne heran.

Im Jahre 1907 trat er mit seiner nun trauernden Gattin an den Traualtar und übernahm das elterliche Anwesen. Im August dieses Jahres hätte er sein 40-jähriges Hochzeitsjubiläum feiern können. Der Ehe entsprossen drei Kinder, von denen das älteste im jugendlichen Alter starb.

Der verstorbene war ein stiller, unermüdlich fleißiger Mann, bis zum letzten besorgt für das Wohl seiner Angehörigen und ein gläubiger Christ. Man kann von ihm wohl mit Recht sagen, dass er lebte nach dem Grundsatz: Bet und arbeite! Sein ganzes Leben von Jugend auf war ausgefüllt mit Arbeit. Auch als er im Jahre 1937 sein Anwesen seinem Sohn übergab, gönnte er sich nicht die wohlverdiente Ruhe. Als sein Sohn dann im letzten Krieg zu den Waffen gerufen wurde, setzte er seine ganze Kraft ein um seiner Schwiegertochter die schwere Last der Bewirtschaftung des Anwesens zu erleichtern und um seinem Sohne sagen zu können: Um zu Hause brauchst du dich nicht zu sorgen, wir werden treue Sachwalter deines Besitzes sein. Aber die Arbeit und Sorge wurde für ihn immer drückender. Im Ersten Weltkrieg hatte er sich ja ein Lungenasthma geholt, das ihm zeitlebens zu schaffen machte.

Wie froh wäre er nun gewesen, wenn nach Kriegsschluss mit den anderen Soldaten auch sein Sohn nach Hause gekommen und ihm die Arbeit und Sorge abgenommen hätte. Aber er kam nicht. Nach längerer bedrückender Ungewissheit kam endlich die Nachricht, dass er in russischer Kriegsgefangenschaft sei. War diese Nachricht aber eine Erlösung aus banger Ungewissheit, so bedeutete sie für den verstorbenen doch die bittere Gewissheit, dass er zu Hause die Arbeits – und Sorgenlast für eine ungewisse Zeit würde weiter tragen müssen. Er wollte ja seiner Schwiegertochter in dieser schweren Zeit nach besten Kräften die Last und Sorgen tragen helfen. Aber schneller als es sonst wohl gewesen wäre verbraucht er in dieser sorgenvolle Zeit seine Kräfte, und immer größer wurde die Sehnsucht nach der Rückkehr des Sohnes, nach Erlösung von der Sorgenlast. Wie oft stand er am Fenster, wie oft schweiften seine Augen, sein Geist, sein Herz in die Ferne als wollte er den Fernweilenden suchen und mit aller Kraft der Liebe nach Hause ziehen. Es war ihm als müsste er in einmal zur Türe hereinkommen sehen. Wie lebte seine Hoffnung auf, wenn er hörte oder las von Gefangenenentlassung. Diese Hoffnung schien Seine Kräfte neu zu beleben, wäre die Sorge dauernd an seiner Lebenskraft zehrte. Nur einmal wollte er ihn begrüßen, nur einmal ihm sagen: Schau wir haben zu Hause etwas geleistet, nur ein Jahr noch wollte er mit ihm zusammen sein.

Das Gefühl der Trennung wurde für ihn umso schmerzlicher, als er heuer auch unerwartet seinen geistlichen Bruder verlor, und ihm auf seinem letzten Gang nicht einmal das Geleite geben konnte. Unter diesen Umständen nahmen seine Kräfte ständig ab und er rechnete mit der Tatsache, dass ihm die Freude des Wiedersehens nicht mehr beschieden sein würde. Aber in christlichem Starkmut fand es sich auch mit diesem Gedanken ab. „Wie Gott will“, so sprach er oft, wenn man auf diese Dinge zu reden kann. Und nach Gottes Willen sollte ihm die Freude des Wiedersehens auf Erden versagt bleiben.

Gott wollte ihm die schwere Sorgenlast abnehmen und ihn heimführen ins Vaterhaus. Aber der Heiland, der auch die Freuden des Wiedersehens kannte, der wiederholt von der Freude des Wiedersehens sprach, wollte gewiss auch uns die Freude des Wiedersehens nicht rauben, sondern uns ein schöneres, ungetrübteres Wiedersehen im Himmel bereiten als es auf Erden jemals möglich wäre.

Unser lieber Mitbruder ist in Frieden mit Gott und den Menschen aus diesem Leben geschieden. Die Liebe Gottes hat ihn aufgenommen, aber auch wir wollen ihm in Liebe nahe bleiben und in liebender Fürbitte seiner Gedenken beim hl. Messopfer und jetzt am offenen Grabe mit einem andächtigen Vater unser.

R. I. P.


Graf Martin, Schoppiehl, 1847-1924

Trauer -Ansprache
am Grabe
des ehrengeachteten
Herrn Martin Graf
Ausnahmssöldner vom Schoppiehl.

Gestorben am 28. Juli 1924.

Gesprochen von Hochw. Herrn
Josef Brettner, Pfarrer in Mitterfels,
am 31. Juli.

Andächtige in Christus dem Herrn!
Wir stehen am offenen Grabe des ehrengeachteten Ausnahmssöldner Herrn Martin Graf von Schoppiehl, eines der letzten Ueberlebenden des Feldzuges 1870/71.

Der Verlebte ist am 28. Juni nachmittags ½ 1 Uhr nach andächtigem Empfang der hl. Sterbesakramente hinübergegangen in die andere Welt. Dem Tod war nur eine kurze, aber sehr schmerzliche Krankheit vorausgegangen und unser Mitbruder hatte dabei doch die besondere Gnade, in den letzten lichten Augenblicken die hl. Wegzehrung empfangen zu können.

Martin Graf war geboren am 8. Januar 1847 auf Schoppiehl als der älteste Sohn braver, christlicher Söldnereheleute.
Im Alter von 13 Jahren verlor er bereits seinen Vater. Die Mutter fand an ihrem Martin bald eine verlässige und unermüdliche Hilfe in der schweren Arbeit. Bis in das hohe Greisenalter hinein bewirtschaftete er dann mit nimmermüden Fleiße das mühsame Anwesen und erhielt es bei seinem nüchternen und sparsamen Sinn in gutem Stand. Seine Tätigkeit wurde nur durch die Einberufung zum Militärdienst und später zum deutsch-französischen Feldzug 1870/71 unterbrochen. Er hat im ersten Infanterie Regiment den Siebziger Krieg von Anfang bis zum glorreichen Ende durchgemacht, er hat an allen Kämpfen und Schlachten seines Regiments mit vorbildlicher Tapferkeit und Treue teilgenommen. Er war auch beim Einzug der deutschen Truppen in Paris beteiligt und durfte zuletzt mit der wackeren bayerischen Armee in die Landeshauptstadt München im Triumphweg einziehen.

Am 18. Mai 1875 verheiratete er sich mit der Bauerstochter Jungfrau Katharina Wintermeier von Kreuzkirchen, die ihm in langer, glücklicher Ehe 10 Kinder schenkte.

Mehr als 60 Jahre lang hat er im Friedhof zur Mitterfels die Toten zur Ruhe bestattet. Wie viele Gräber hat er wohl in diesen vielen Jahren ausgehoben und wieviel Leid hat der mit der Scholle zugedeckt! Erst als er altersschwach geworden war, legt er den Spaten zur Seite – und nun hat ihm ein anderer die letzte Ruhestätte geschaufelt.

Mehr als 60 Jahre lang hat er in der Pfarrei die Stelle eines Kirchendieners mit aufrichtiger Frömmigkeit und Gewissenhaftigkeit größtenteils um Gotteslohn versehen, bis ihm die zunehmende Schwerhörigkeit bestimmte, auch diesen ihm so lieb gewordenen Dienst niederzulegen.
Unser Mitbruder war ein Mann mit ernsten sittlichen Grundsätzen und von einer seltenen Charakterfestigkeit. Stets hielt er treu zu seiner Kirche und zu seinen Seelsorgern; er Ja gab in Gemeinschaft mit seiner frommen Ehefrau das Beispiel christlichen Familienlebens in der Pfarrei.

Seinen Kindern war er ein Vater nach alter Sitte, sozusagen vom alten Schlag aus der guten, alten Zeit, da man die Kinder schon von früher Jugend an für den Ernst des Lebens erzog und sie zur Arbeit, Sittenreinheit und Frömmigkeit mit Wort und Beispiel anhielt. Leider werden solche Väter und Mütter immer seltener; deshalb verlieren die meisten Eltern unserer Tage zu rasch den Einfluß auf ihre Kinder, deshalb müssen wir fast überall eine immer größer werdende Zügellosigkeit unserer Jugend beklagen. Es ist eine irrige Meinung, die immer nur den Kriege und den Kriegsfolgen die Schuld an der Verwahrlosung unserer Jugend beimißt. Die Hauptschuld liegt vielmehr darin, daß unsere gegenwärtige Jugend recht arm und schwach an religiös-sittlichen Grundsätzen das Elternhaus verläßt. W Ja äre das Fundament tiefer, wäre es namentlich religiös mehr gefestigt, so würde das ganze Erziehungsgebäude auch den stärksten Stürmen trotzen können.

Unser Mitbruder war ein ganzer Mann, ein ganzer Christ und ein ganzer Vater. An ihm war nichts Halbes und wandelbares. Daher konnte er ruhig sein Haupt zum Sterben niederlegen, – er hatte ja seine Lebensaufgabe erfüllt und mit bestem Wissen und Gewissen. Trotz aller Trauer um seinen Verlust mag diese schöne Beispiel nicht bloß den Kindern, sondern auch uns ein stiller Trost sein! So oft wir an dieses Grab treten und für die Seelenruhe unseres Mitbruders ein Vaterunser zu beten, wollen wir eingedenk sein, daß hier ein Ort der Ruhe und des Friedens, der Hoffnung und einer seligen Auferstehung ist. Gebe Gott, daß auch uns einmal ein solches Ruheplätzchen beschieden sein möchte. Amen.

R. I. P.


Günther Eugen, Bogen, 1884-1912

Worte des Trostes
am Grabe des
ehrengeachteten Herrn
Eugen Günther,
Konditorsohn von Bogen
,
gesprochen am 29. Februar 1912
von Hochw. Herrn Kooperator Graf.

In christlicher Trauer Versammelte!
„ Mach mir zu wissen, o Herr, mein Ende und die Zahl meiner Tage, wie groß sie ist.“ (Ps. 38, 5), so hat einst der König David in einem seiner hl. Psalmen gebetet – und vom Geiste Gottes erleuchtet gab er sich darauf selbst die Antwort: „ Siehe kurz bemessen hast du meine Tage, und mein Dasein ist nichts vor dir; Nichtigkeit ist alles, jeder Mensch der lebt, wie ein Schattenbild geht der Mensch dahin.“ (Ps. 38, 6u. 7) Wie oft bewahrheitet sich doch dieses Wort. In der Tat kurz bemessen sind die Tage, die der Mensch auf Erden zu leben hat, wie ein Schatten eilt er dahin auf der kleinen Strecke Weges, der von der Wiege zum Grabe führt. Gilt dieses schon von dem denkbar längsten Menschenleben, so tritt uns diese Wahrheit in ganz besonders grellem Lichte vor Augen, wenn wir ein junges Menschenleben ins Grab sinken sehen, wie das heute wieder der Fall.
Wir stehen ja heute am Grabe eines jungen Mannes, den Gott Herr schon nach einem Alter von 28 Jahren zu sich abgerufen hat. Es ist das
Herr Eugen Günther,
Konditorssohn von Bogen.
Als der jüngste Sohn einer achtbaren alten Bürgersfamilie von Bogen ist der selber am 29. Februar 1884 geboren. Still und ruhig verliefen die Tage seiner Kindheit, bewacht und behütet von treu besorgten, guten Eltern. Der Schule entwachsen ging er daran das Geschäft seines Vaters zu erlernen. Und Herr Günther war, das müssen wir ihm alle nachrühmen – geschickt und unermüdlich in seinem Berufe – beliebt bei seinen Kunden, beliebt bei dem ihm unterstellten Personal. Ein allzeit heiterer Charakter war er auch gerne gesehen im Kreise seiner Freunde und Kameraden. Die liebste Stätte war aber dem Verstorbenen doch das Elternhaus. Kindliche Ehrfurcht gegen seine Eltern und zarte Anhänglichkeit an seine Geschwister und seinen Onkel, war ja wohl der hervorstechendste Zug im Charakter des Verblichen. Begreiflich deshalb, daß der Gedanke, sich von denen trennen zu müssen, die er so inne liebte, für ihn ein schrecklicher war. Und doch konnte Herr Günther schon seit längerer Zeit giesem Gedanken nicht mehr recht ausweichen. Schon seit einem Jahr fühlte er ja, daß die frühere Kraft und Rüstigkeit mehr und mehr in verlasse. Lange verschwieg er seinen Zustand, um seine Angehörigen nicht zu erschrecken – bis ihn schließlich die immer heftiger werdenden Schmerzen eines tückischen Nierenleidens zwangen, die ärztliche Kunst in Anspruch zu nehmen. Zwar bot man alles auf, das teure Leben zu erhalten. Der Kranke suchte Heilung im Bade Brückenau und suchte sie in München: nirgends hat er sie gefunden. Immer mehr mußte er da mit der Möglichkeit rechnen, daß seine Tage gezählt seien. Und er tat es , in christlicher Weise. Mit Rührung und Andacht empfing er am 9. Januar die hl. Sterbesakramente und noch einmal vereinigte er sich vor 14 Tagen mit seinem Heiland in der hl. Kommunion. Mit Mannesmut und christlicher Ergebung trug er die Schmerzen seiner qualvollen Krankheit, er trug sie zur Sühne für das, was er im Leben gefehlt. Oftmals war ich Zeuge seiner Schmerzen, Zeuge einer Klage bin ich niemals geworden. In letzter Zeit schien sein Lebenslichtlein noch einmal aufzuflackern aber nur um anzuzeigen, daß hier eine Hoffnung auf Besserung nicht mehr möglich ist.
Und so hat denn der Tod Herrn Günther am vergangenen Montag von seinem langen schmerzvollen Leiden erlöst. Würde er noch unter uns weilen, so könnte er heute seinen 28. Geburtstag, es wäre das aber doch nur ein Schmerzenstag für  ihn. So aber hoffen wir, daß er heute seine Geburtstag im Himmel feiern darf an der Seite seine seligen Vaters, der ihm vor 4 Jahren im Tode vorausgegangen ist. Freilich, für die überlebende Mutter und die trauernden Geschwister ist es umso härter, dem teuren Sohn und Bruder gerade an seinem Geburtstage ins Grab schauen zu müssen. Wir alle fühlen die Größe des Opfers, das Gott von ihnen verlangt. Ich weiß der trauernden Mutter und den weinenden Geschwistern keinen anderen Trost zu spenden als daß ich sie im Geiste unter das Kreuz führe; zum Gekreuzigten hat der Verstorbene immer wieder gerufen, wenn seine Schmerzen besonders arg waren und hat bei ihm Trost gefunden.
Unter dem Kreuz sehen wir ja eine Mutter, eine tief betrübte Mutter, der Gott den einzigen vielgeliebten Sohn nach einem furchtbaren blutigen Martyrium genommen. So verfuhr Gott mit der hochgebenedeiten Mutter seines eigenen Sohnes, solche Trübsal ließ er über jene Frau kommen, die er unter allen Geschöpfen am innigsten liebte. Hier unter dem Kreuze, an der Seite der schmerzhaften Gottesmutter ist also der Platz, wo auch die tiefbetrübte Mutter des Verstorbenen, wo seine trauenden Geschwister Trost in ihrem schweren Leid finden können. Und der Heiland am Kreuze ist es ja, der, wenn erst mit der einen Hand Wunden schlägt in der anderen Hand auch schon den heilenden Balsam seine Gnade und seines Trosses bereithält. Der Gekreuzigte ist es endlich auch, der gerade deshalb das Kreuz bestiegen hat, damit er uns einmal ewig im Verein mit unseren lieben Angehörigen an seinem Herzen eine süße Ruhestätte bereiten kann. Zum Gekreuzigten wollen wir jetzt alle aufblicken und ihn anflehen er möge – sollte es noch nicht geschehen sein, – auch die Seele unseres lieben Mitbruders recht bald einführen in den Ort der Erquickung, des Lichtes und des Friedens. Laßt uns darum beten ein andächtiges Vater unser samt dem englischen Gruß!

R. I. P.


Heigl Michael Pfelling 1857-1929

Worte am Grabe
des ehrengeachteten Herrn
Michael Heigl
ehemaliger Schuhmachermeister von Pfelling

Gesprochen von Pfarrer Simon Straßer am 6. Februar 1929

Christkatholische Trauerversammlung!
Ein rechtschaffener Mann verdient vieles Lob, sagt die hl. Schrift. Einen rechtschaffenen Mann haben wir zu Grabe getragen, den ehrengeachteten Michael Heigl, vormaligen Schuhmachermeister von Pfelling, welcher am vergangenen Sonntag abends 6 Uhr nach mehrwöchentlicher schwerer Krankheit, versehen mit den hl. Sterbesakramenten und durch einen frommen christlichen Wandel auf den Tod vorbereitet, selig wie wir hoffen können im Herrn entschlafen ist.

Michael Heigl entstammte einer alteingesessenen Handwerkerfamilie. Der Vater, Franz Heigl, war Schneider, der eine neunköpfige Familie zu ernähren hatte.

Michael, der dritte Knabe, geb. am 1. Sept. 1857, lernte die Schusterei, erwarb das Buchner‘sche Ausnahmhäuschen und verheiratete sich am 26. Juni 1881 mit Helena Bauer von Hunderdorf. Aus der Ehe sind 11 Kinder hervorgegangen, von denen 9 am Leben geblieben sind. Der Vater ernährte dieselben redlich und ehrlich und durch Fleiß und Sparsamkeit konnte er sich im Laufe der Zeit einige Tagwerk Grund und Boden erwerben.

Wenn ihr Kinder, die ihr dieses Grab umsteht, draußen in der Welt euer Fortkommen gefunden, so verdankt ihr dies ohne Zweifel euerem zwar strengen, aber auch für euch besorgten Vater.

Nicht Kinder machen die Eltern arm. Ich sah, sagte Schrift, den gerechten Mann nie nach Brot betteln.

So haben wir den in der Person des Michael Heigl einen guten, arbeitsamen Haus- und Familienvater zu Grabe getragen, der seinen Kindern im Glaubensleben das schönste Beispiel gab.

Wer für sich und die Seinigen keine Sorge trägt, der ist schlechter, denn der Heide.

Wie schwer trifft dieser Vorwurf heut zu Tage so Ja manchen Haushe, der sich um das Seelenheil der Untergebenen nicht kümmert, wenn er nicht gar durch seine Lauheit und Gleichgültigkeit im religiösen Leben zum Ärgernisse dient.

Wo es aber in einem Hauswesen an Glaubensleben fehlt, mangelt es auch an der sittlich guten Führung, da weicht der Segen Gottes, da geht es in jeder Beziehung den Krebsgang.

Vergeblich arbeiten die Bauleute, heißt es, wenn nicht der Herr das Haus baut.

Großen Kummer, Sorge und Leid brachte, wie in so vielen Familien, so auch für die Familie des verschiedenen der leidlichen Krieg.

Alle Söhne wurden der Reihe nach eingezogen. Michael, der tüchtigste, ein zu allem brauchbarer Mensch, zog sich in den serbischen Steppen den Todeskeim zu, und starb in das heimatliche Lazarett nach Osterhofen verbracht. Er ruht in dem heimatlichen Friedhof, wohin die Eltern verbringen ließen, den Tage der allgemeinen Auferstehung entgegensehend. Schuhmachermeister Michael Heigl war ein wahrhaft frommer, tiefgläubiger Mann, dem die Erfüllung seiner Christenpflichten ein wahres Herzensbedürfnis war. Jeden Sonn- und Feiertag besuchte er vor- und nachmittags den Pfarrgottesdienst und fand sich jedes Jahr über öfter am Tisch des Herrn ein.

Der Gerechte lebt ja aus dem Glauben. Bei so vielen ist der katholische Glaube nur mehr ein Anhängsel. Sie gleichen einem alten Weidenstumpf, dessen Wurzel unterspült sind und der jeden Augenblick, morsch, wie er ist und durch und durch faul im Innern, zusammenbrechen kann.

Michael Heigl war ein Mann von gediegenem Charakter. Leider werden heutzutage solche Männer immer seltener. Was soll aber aus unserem Jungmännern werden, wenn sie so wenig gutes Beispiel an den Alten sehen. Die Alten sollen den Jüngeren Stab sein, an welchen sie sich halten, auf welchen Sie sich stützen können.

Der Wanderer, der den Stab und damit die Stütze verloren hat, wird stürzen und sich nicht mehr aufrichten können.

Unser Mitbruder Michael Heigl war ein rüstiger Greis bis in die letzte Zeit. Ein Fall auf den Hinterkopf und vermutlich eine Verletzung des Gehirns warf ihn auf ein schweres Krankenlager und war die Ursache seines Todes.

Rechtzeitig empfing er mit Andacht und Ergebung in den Willen Gottes die hl. Sterbsakramente und entschlief ruhig im Herrn.

Möchte er in der besseren Ewigkeit den Lohn empfangen haben, welchen Christus der Herr dem treuen Diener verheißen hat: „Wohlan du guter und getreuer Knecht, weil du in wenigen getreu warst, will ich dich über vieles setzen, geh ein in die Freude deines Herrn!“

Ehe wird dieses Grab verlassen, lasst uns noch für die Seelenruhe unseres verstorbenen Mitbruders ein andächtiges Gebet verrichten:

O Herr gib ihm die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihm. Amen.

R. I. P.


Heigl Michael Pfelling 1888-1918

Worte am Grabe
des tugendsamen Jünglings
Michael Heigl
Feldzugssoldaten
und Schuhmacherssohn von Pfelling
gesprochen
am 31. Oktober 1918
von Hochw. Herrn Pfarrer Simon Straßer
von Pfelling.

In christlicher Trauer Versammelte!

Während sich in diesen Tagen überall fleißige Hände regen, um auf dem christlichen Friedhöfen die Grabeshügel der verstorbenen Angehörigen zu schmücken und zu zieren, hat sich auf unserem Kirchhofe kurz vor dem Gedächtnistage aller armen Seelen noch ein frisches Grab aufgetan, um ein Opfer dieses furchtbaren Weltkrieges zu bergen.

Der Tugendsame Jüngling Michael Heigl, Schuhmacherssohn ist im 31. Jahre seines Lebens nach kurzem Aufenthalt im heimatlichen Vereinslazarette zu Osterhofen am 29. Oktober Morgens 2 Uhr, selig wie wir hoffen dürfen, verstorben.

Seit Kriegsausbruch unter den Waffen stehend war er in den letzten verflossenen Jahren einer Tragtierkolonne in der mazedonischen Front zugeteilt gewesen. Das heiße, ungewohnte Klima, die furchtbaren Mühen und Beschwerden in unwirtlichem Gegenden, von welchen die allermeisten in der Heimat kein richtige Vorstellung haben, zehrten an den Lebenskräften unseres Mitbruders und zuletzt erkrankt erwies so viele Hunderte und Tausende seiner Kameraden an der Ruhr. Er lag lange Monate in einem Feldspitale. Da kam wider Erwarten der Zusammenbruch der deutsch-bulgarischen Front in Mazedonien und die Verwundeten mussten eilends vor dem nachrückenden Feinde abtransportiert werden.

Tausende seiner Kameraden werden wohl dort in jenen öden und verlassenen Gegenden Mazedoniens und Serbiens ihr Grab gefunden haben.

Michael Heigl ruht jetzt von allen Mühen dieses beschwerlichen Kampfes im stillen Friedhof für seines Heimatdörfchens aus. Vor seinem Tod war es ihm vergönnt, wenn auch nur für kurze Tage noch einmal seine Heimat zu sehen.

Er unterbrach die lange und beschwerliche Eisenbahnfahrt nach Osterhofen, um wenigstens für wenige Stunden bei den Seinen verweilen zu können.

Todesmatt kam er hier an. Wenn er nicht zuvor noch auf dem Wege vollständig zusammengebrochen, so war das sicher eine Wirkung der freudigen Hoffnung gewesen, dass er noch einmal die liebe Heimat wiedersehen könne, noch einmal das teure Vaterhaus werde betreten dürfen, noch einmal vielleicht zum letzten Male den lieben Eltern und Geschwistern die Hand zum Willkomm- und Abschiedsgruße zugleich reichen zu dürfen.

Und der Todesengel der schon seit Wochen seine Hand auf sein Haupt gelegt, er sprach: „ Ich will mit dir Mitleid und Erbarmen haben, was ich Tausenden versagt, sei dir, noch einmal gestattet.“ Das Wünschen und Sehnen deiner Seele sei erfüllt, aber dann, aber dann musst du mir folgen ins Grab. Nach wenigen Tagen der Erholung und Pflege im Vereinslazarett zu Osterhofen trat rasch der Tod ein.

Ich weiß es meine lieben Angehörigen, ihr habt viel, viel um Eugen Sohn und Bruder gebetet. Mehr noch als für den Lebenden, betet nunmehr um den Verstorbenen; betrachtet es als Glück und eine Quelle des Trostes, dass er wenigstens tot in eurer Nähe ruht. Tausende ja Hunderttausende von Vätern und Müttern kennen nicht die letzte Ruhestätte ihrer gefallenen Söhne. Wie bald werden die Gräber in Feld, Wiese und Wald im Feindeslande gelegen, vergessen sein. Das schlichte einfache Holzkreuz, welches die Hand eines lieben Kameraden dem gefallenen Freunde aufgerichtet, wird bald von Wind und Wetter eingestürzt am Boden liegen. Oder aber, es wird es die eine rohe Hand in ihrem Hasse aus der Erde reißen. Und die vielen Grabeshügel in Feld und Flur werden dem Bauersmann als angenehme Hindernisse erscheinen und er wird den Pflug darüber hinweg führen und mit der Schaufel sie einebnen. Ein Glück ist darum für den Krieger, der in seiner Heimat schlummert.

Für die ganze Pfarrei aber soll dieses Grab eine Ehrenstätte sein und bleiben, an welchen wir oft beten für die Seelenruhe des Dahingegangen, wie auch für alle anderen gefallenen Söhne unserer Pfarrei, deren Leiber draußen im fernen Lande vermodern, leider auch von ihren Angehörigen in der Heimat vielleicht bald vergessen. Was soll ich zum Schlusse zum Lobe des Michael Heigl am Grabe sprechen? Sein frommer, christlicher Lebenswandel, wie es sich vor unser aller Augen vollzog, ist das schönste Lob. Er war ein junger Mann von tiefem Verständnis, geschickt in allem, ruhig und stets freundlichen Sinnes. Er wäre sicher einer der besten Bürger der Gemeinde geworden. Doch die Schrift sagt: Nicht der ist etwas welcher sich selbst lobt, noch der, welcher von Menschen gelobt wird; unser Lob sei von Gott. Wir können zuversichtlich hoffen, dass auch Gott der Herr ihm die Anerkennung und das Los nicht wird vorenthalten haben, dass er ihn empfangen mit den Worten: Komm du guter und getreuer Knecht, weil du mit wenigem getreue warst, will ich dich über vieles setzen, geh ein in die Freude deines Herrn!

Die Kirche mahnt uns in diesen Tagen eindringlicher denn sonst für den Verstorbenen zu beten. Unsere Gebete sollen insbesondere gelten jenen, die für das Vaterland Blut und Leben hingeopfert haben, damit ihnen der Herr schenke den ewigen Frieden und die ewige Ruhe. Und so wollen wir auch gleich am offenen Grabe unseres verstorbenen Mitbruders ein andächtiges Vater unser samt den englischen Gruß verrichten.


Heigl Rupert München 1884-1928

Einige Gedanken
am Grabe des
Herrn Rupert Heigl,
Hilfsarbeiter.
Gesprochen von
Hochw. Hrn. Stadtkaplan
Jakob Kasparschuster
von St. Michael, Berg a. L.
am 22. Juni 1928.

Andächtige Trauerversammlung!

Tieftraurig, erschütternd ist, was uns heute die Trauerglocken künden. Mit dem Propheten Jeremias möchten wir klagen: „ Ihr alle, die ihr vorübergehet, schauet, ob ein Schmerz ist gleich meinem Schmerze“. Herr Rupert Heigl, Hilfsarbeiter, 44 Jahre alt, ist nicht mehr. Gesund ging er am Morgen an seine Arbeitsstätte. Dann kam die Trauerkunde: Er wurde durch die Betonmaschine erdrückt. Ein Familienvater ist so schnell und unerwartet aus dem Leben gerissen worden. Die Gattin und 2 unversorgte Kinder und die alten Eltern stehen nun an seinem Grabe in tiefstem Schmerz. Doch nicht zum Klagen sind wir hierher gekommen. „ Tröstet euch, mein Volk, tröstet euch“ spricht der Herr. Wo aber Trost finden? Woanders, als beim Quell alles Trostes, bei jenem, der alle Tränen trocknen kann, bei Gott dem Herrn. Er hat den Tobias in seiner Blindheit getröstet und ihm Heil widerfahren lassen; er hat den Petrus im Gefängnis getröstet, er hat dem Heiland auf dem Ölberg einen Enkel gesandt, daß er ihn tröste und stärke. Er sagt beim Propheten: „ Ich selbst will dein Trost sein.“ Er ist ja der gute Vater im Himmel, der jedes seiner Kinder liebt und für jedes sorgt. Er lässt nichts über uns kommen, was nicht zu unserem besten wäre. Und wenn er den Vater so schnell hinweggenommen hat, so können wir uns sagen: Gott hat ihn weggerufen, er wird wissen, warum ihr ihn gerade damals zu sich genommen hat. Nicht um ihn zu strafen. Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern, daß es sich bekehre und lebe. Wer weiß, ob nicht der Vater gerade damals in der besten Verfassung war, in der ihn Gott für den Himmel brauchen konnte. Der Verstorbene sagte ja selbst einmal in der letzten Zeit: Ich lebe nicht mehr lang. Und gerade in der letzten Zeit war er mehr als sonst in der Familie daheim. Wir brauchen darum um sein Seelenheil nicht zu sehr zu bangen. Er steht in Gottes Hand. Freilich für die Hinterbliebenen fehlt der Gatte und Vater. Und auch hier müssen wir sagen: Es ist am besten so, wie Gott es gefügt. Wer weiß, was aus den Kindern geworden wäre, wenn der Vater für sie gesorgt. Jetzt sind Sie auf ihre eigene Arbeit angewiesen. Und gerade wer von Jugend auf im Kampf für das Leben und das tägliche Brot gestanden, der lernt Gottes Gaben recht schätzen, der lernt auch gut zu arbeiten. Und wenn Ihr hier auf Erden keinen Vater mehr habt, so denke umso mehr an euren Vater im Himmel, der keine seiner Kinder verlässt. Und Sie, leidgeprüfte Gattin, Sie können mit Jeremias sprechen: „ Sehet, ob ein Schmerz ist gleich dem meinem.“ Jene Hand, die sie einst zu liebend gefaßt, sie ist erkaltet. Abschied nehmen heißt es hier am Grabe. Der Tod hat die Familie getrennt, aber nicht für immer nicht für ganz. Unser Glaube sagt uns ja: Einmal gibt es ein Wiedersehen, gibt es eine Auferstehung. Und auch jetzt können wir uns im Gebete mit dem Verstorbenen verbinden. Und wenn er noch im Fegfeuer zu leiden hat, so können wir ihm zu Hilfe eilen durch das Fürbittgebet und besonders beim hl. Messopfer. Wenn da Christus in der hl. Wandlung seinen Leib dem himmlischen Vater darbringt und bittet: Vater, um meiner Wunden willen, verzeih ihm, für den wir bitten. Kann den der Vater wohl eine solche bitte abschlagen? Bitten wir darum gerade morgen bei der hl. Messe in der Sankt Stephanskirche in Berg am Laim zum Herrn, der alle Tränen trocknet, daß er auch den Vater tröstet. Auch hier am Grabe wollen wir unser Gebet vereinigen und für den Verstorbenen sprechen ein andächtiges Vater unser samt dem englischen Gruß.

O Herr, gib ihm die ewige Ruhe!


Hirtreiter Josef Straubing 1913-1943

Gedenk-Rede
anlässlich des Trauergottesdienstes für den
im Kriege gefallenen Cooperator
Josef Hirtreiter
gesprochen von Studienprofessor Dr. A. Adam
am 6. April 1943 in der Schutzengelkirche
in Straubing.

Christliche Trauerversammlung!
Fast genau 4 Jahre sind verflossen – nur wenige Tage fehlen noch davon – da konnten wir in diesem Gotteshaus eine freudige Feier begehen: Ein neugeweihter Priester zog ein, begleitet von lieben Eltern und Verwandten, umringt von vielen priesterlichen Freunden, begrüßt von der ganzen Pfarrgemeinde Sankt Peter, um hier auf diesem Altar sein erstes hl. Messopfer darzubringen. Ich hatte damals die große Freude, meinem langjährigen Schüler und guten Freunde von dieser Kanzel aus die Primizpredigt halten zu dürfen. Es war der 2. Sonntag nach Ostern, an dem das Evangelium vom guten Hirten traf. Wer von allen damaligen Festteilnehmern hätte wohl gedacht, dass schon 4 Jahre später dieselbe Kirche von einer Trauergemeinde gefüllt werden würde und dass man demselben Primizianten sobald schon das Requiem aeternam in sein allzu frühes Grab nachrufen müßte? Wer hätte damals gedacht, daß schon nach 4 Jahren der junge Priester in die fremde Erde Rußlands gebettet würde, er, der damals in der Vollkraft seiner jungen Jahren vor uns stand, erfüllt von jeiliger Begeisterung für seinen erhabenen Beruf, durchglüht vom ernsten Willen, möglichst vielen unsterblichen Seelen ein guter Hirte zu sein?

Unser lieber Freund, Herr Josef Hirtreiter, wurde in Straubing am 26. Oktober 1913 geboren als Sohn des Oberwachtmeisters Herrn Hans Hirtreiter und seiner Ehegatten Rosa, geb. Leibl. Am hiesigen Gymnasium, wo er seine Studien machte, gehörte er stets zu den fleißigsten und bravsten Schülern. Noch sehe ich ihn in den Bänken des Gymnasiums sitzen mit seinem für alle Wahrheit, für alles Gute und Dchöne begeisterten Herzen, voll ruhigen Fleißes, vor gewissenhafter Pflichttreue, von untadeligen Benehmen, beliebt bei seinen Lehren und Kameraden. Im Jahre 1932 absolvierte er mit vorzüglichem Erfolge. Gründlich und gewissenhaft, wie alles, was er angriff, nahm rt auch seine Berufswahl. Anfänglich widmete er sich dem Studium der alten Sprachen; in seiner Münchner Universitätszeit schloss er sich dem katholischen wissenschaftlichen Studentenverein Unitas an. Aber trotzdem ihm dieses Studium die besten Erfolge brachte, zog ihn doch eine geheime Sehnsucht nach dem Priestertum, so dass er sich dem theologischen Studium zuwandte. Am 10. April 1939 empfing er im hohen Dome zu Regensburg die Priesterweihe. Hatte er vorher in gerade zu ängstlicher Gewissenhaftigkeit geschwankt, so umfing er jetzt seinen heiligen Beruf mit alter Liebe und Begeisterung, der sein junges Herz fähig war. Die Liebe Christi drängte ihn und ließ ihn nicht mehr los bis zur letzten Stunde seines Lebens. Nach kurzer Seelsorgsarbeit in Oberschneiding und Dingolfing, berief in sein Oberhirte nach Gangkofen, wo er als Kooperator seit 1. August 1939 wirkte, bis zu dem Tage, wo auch an ihn der Ruf des Vaterlandes erging. Er zog den priesterlichen Talar aus und vertauschte ihn mit dem feldgrauen Ehrenkleide; aber die priesterliche Liebe, das Herz des guten Hirten, die Freude an seinem priesterlichen Berufe hat er niemals ausgezogen. Als Soldat erfüllte er treu, über die Anforderungen seiner Pflicht hinaus, seine Obliegenheiten im Sanitätsdienst, aber er vergaß dabei seines eigentlichen priesterlichen Berufes niemals. Alle seine Briefe, die er von der Front schrieb, sind erfüllt von jenem heiligen Idealismus, der “allen alles werden will, um alle für Christus zu gewinnen.“ (I. or. 9,20.) Auch seine Kameraden im Felde wollte er der gute Hirte sein und unermüdlich sorgte er nicht nur für ihr körperliches Wohlergehen, er fühlte sich auch verantwortlich für ihre Seele. Soweit es ihm die Umstände erlaubten, half er in der Feldseelsorge mit und feierte oft in vorderster Front in irgendeinem Unterstand der hl. Opfer. Er verstand es, seinem Vaterlande und seinem Gott in gleicher Weise zu dienen.

„Ich bin der gute Hirt und gebe mein Leben für meine Schäflein“ (Jo 10,11), ja auch dieses Wort ging an ihn wörtlich in Erfüllung. In selbstlose Opferbereitschaft gab er schließlich auch sein letztes, sein Herzblut hin für seine Kameraden. Wie sein Kompanieführer schrieb, erfüllte er auf dem Verbandsplatz im gefährlichsten Maschinengewehrfeuer unerschrocken seine Samariterpflicht und während er einen verwundeten Kameraden verband traf ihn die tödliche Kugel. Ein schöner, ein heldenhafter Tod für einen jungen Priester! Und so schmerzlich uns auch die Trauer erfüllt, so sehr erhebt uns der Gedanke, dass unser lieber Freund von Gott die Gnade erhielt, den schönsten Tod zu sterben, im wahrsten und letzten Sinne des Wortes der gute Hirte zu sein zu dürfen, der seine Lebensenergie, die jugendliche Begeisterung seines Herzens, seine Tatkraft und Arbeitsfreude und schließlich sogar sein Herzblut verströmen lassen durfte für seine Freunde. Ja, „ eine größere Liebe hat niemand, als der sein Leben hingibt für seine Freunde“ (Jo 15,1 3.)

So darf uns die Trauer nicht niederdrücken, mag sie noch so tränenschwer sein. Der Gedanke an solch heiliges Sterben mag auch seine tiefgebeugten Eltern trösten, die an ihren priesterlichen Sohn Stütze und Stab ihres Alters erhoffen durften und jetzt nicht einmal an seinem Grabe im Heldenfriedhof von Littisch stehen können. Er mag seine Angehörigen, Verwandten und Freunde trösten, alle, die an seinem priesterlichen Leben und noch an seinem priesterlichen Sterben sich erbauen und erheben durften, die ganze Pfarrgemeinde von St. Peter, die stolz sein darf, einen solchen Priester als Marther seines Berufes und seiner Liebe im dauernden Gedächtnis zu bewahren.

“Früh vollendet, habt ihr viele Jahre erreicht“ – sein edles Leben und sein heldischer Tod soll uns allen eine Verpflichtung sein, seiner immerdar zu gedenken!

Amen.

R. I. P.


Hirtreiter Rosa, Straubing, 1877-1943

Ansprache
am Grabe
der ehrengeachteten
Frau
Rosa Hirtreiter
Oberwachtmeistersgattin in Straubing
,
gestorben am 23. Dezember 1943.

Gesprochen am 26. Dezember 1943
von HH. Stadtpfarrer Kraus
in St. Peter.

Christliche Trauerversammlung!
Was ein Jahr in seinem Schosse birgt, wir Menschen wissen es nicht. Wir wünschen und hoffen immer das Beste; aber was kommt, entspricht nicht immer unserem Wünschen und Hoffen; gar oft ist es bitteres Weh. Wie viel solch bitteren Wehes brachte das abgelaufene Jahr in die Familien! Der Krieg fordert seine Opfer und alle deutschen Graue beklagen ihre Toten, die ihr Leben eingesetzt im Kampfe gegen die Feinde unseres Volkes. Wie mancher Verlust hat schon weitere Verluste in der Heimat nach sich gezogen. Das kann auch der Fall sein bei Frau Rosa Hirtreiter, Oberwachtmeistersgattin von hier, der wie heute das letzte Geleite geben.
Ihr ganzes Herz hing an ihrem Sohn Josef. Welche Freude für Sie, ihn am Altare Gottes zu sehen! Welche Freude für Sie, von seiner ersprießlichen Wirksamkeit in der Seelsorge zu hören! Welcher Schrecken aber auch für das Mutterherz, die Todesnachricht zu vernehmen! Sie war untröstlich; sie konnte es nicht fassen. Es mag wohl sein, dass dieser Schlag Ihre Nervenkraft überstieg und auch zum körperlichen Zusammenbruch beitrug. 3 Monate schwerkrank ist sie nach 9 Monaten ihrem Sohn, der sein Leben auf den Schlachtfeldern Russlands opferte, im Tode gefolgt. Hat der Sohn die Mutter geholt? –

Die Verstorbene war geboren am 1. April 1877 In Straubing als Tochter der Gärtnersfamilie Leibl, hat mit 29 Jahren am 6. August 1906 den Ehebund geschlossen, 37 Jahre in glücklicher Ehe gelebt und ein Alter von 66 Jahren 8 Monaten erreicht. Ein echter und rechter Familiensinn zeichnete sie aus, das bewies sie nicht bloß in der sorgsamen Betreuung der eigenen Familie; auch das Elternhaus und die Geschwister haben ihn erfahren. Neben dem eigenen Heim hat sie noch das Elternhaus mit versorgt, dort gearbeitet und geschafft, unter Mitarbeit ihrer Schwester in Abwesenheit der Brüder im Kriege eine gesunde Fortführung ermöglicht. – In ihrem religiösen Sinn war sie ein Vorbild für ihre Umgebung. Jeder Tag so sie in der hl. Messe. Ruhig sah sie dem Tod ins Auge, bauend auf den Herrn, den sie in den hl. Sterbsakramenten empfangen.
Nun ist sie dahin. Wir betten Sie in die kühle Erde  – ist es ein Zufall, ist es menschlich Tragik? – Genau an dem Tag, wo ihr priesterlicher Sohn seinen ersten und letzten Urlaub beendete und fortfuhr, um nicht mehr wiederzukehren. Dieser Tag wird dem schwer heimgesuchten Vater unvergesslich bleiben sein Leben lang! Er hat ihm das Liebste und Beste geraubt. Aber es ihr trägt es im Verein mit seinem zweiten Sohn als man und als Christ, der weiß: unser Leben steht in Gottes Hand; der weiß, die Erde und das Erdenleben sind nur der Weg zum Himmel und zum ewigen Leben. – Amen! –

R. I. P.


Iglberger Rupert Pfelling 1859-1914

Worte am Grabe
des ehrengeachteten Herrn
Rupert Igelberger,
Hofbesitzer in Pfelling,
gesprochen am sechsten. April 1914.

In christlicher Trauer Versammelte!

Bestelle dein Haus, denn du musst sterben! Mit diesen Worten trat der Prophet Isaias in den Palast des Königs Ezechias. Da wandte sich der fromme König in Gebet und mit Tränen zum Herrn über Leben und Tod und es wurden ihm noch 15 Jahre des Lebens weiter geschenkt. So christliche Trauerversammlung war der ehrengeachtete Rupert Igelberger, Hofbesitzer dahier bereits vor 4 Jahren dem Tode geweiht, aber das Gebet der Seinigen, wie ich glaube, hat ihn wider Erwarten Genesung aus schwerer Todeskrankheit verschafft. Desto bestimmter erging nun der Ruf an ihn: „ Bestelle dein Haus, denn du musst sterben und kannst nicht mehr leben.“ Diese Sterben müssen doch auch für den Menschen solchen Schrecken in sich; und doch, der Tod ist unerbittlich. Er nimmt ginweg den Gelehrten von seinem Lehrstuhle, er ruft den Priester ab von der Kanzel und Altar, er reißt hinweg den Handwerker von seiner Werkbank und holt es den Bauersmann vom Pfluge und unbestellten Saatfelde weg. Christliche Männer, die ihr das Grab des euch wohl bekannten umsteht, möchtet ihr doch die Folgerung aus dieser ersten Wahrheit ziehen und die Vorbereitung auf den Tod nicht vergessen, möchtet ihr doch nicht einmal, sondern öfters im Jahr die heil. Sakramente empfangen. Das wird auch das Sterben erleichtern. Der Verlebte erreichte ein Alter von 55 Jahren, 5 Monaten. Er war ein Mann, der zäh am Althergebrachten festhielt. Mit einem solchen Charakter verbinden sich manche Vorzüge aber auch schwächen. Der umsichtige Landmann war wird indessen mit den geänderten Zeitverhältnissen zu rechnen wissen. Mit verständigem Sinne wird er das erprobte Alte mit dem sich bewährenden Neuen verbinden, damit ihn nicht die vorwärts strebende Zeit überholt. An einem wird der christliche Bauersmann unentdeckt festgehalten, an den renien Sitten und den ererbten Glauben, an der alten Treue in seinem Berufe, an der Liebe zur Heimat, zu Haus und Familie. Fest wie die Mauern seines Gehöftes, unverrückbar wie die Grenzsteine seines Besitztums müssen den christlichen Landvolke bleiben, soll es nicht auch untergehen im Strudel verkehrter und Gott entfremdete Anschauungen, die Gebote und Vorschriften seines Glaubens.

Unser verstorbener Mitbruder hat in dieser Beziehung seinem Hause und den Männern der Gemeinde ein gutes Beispiel gegeben. An allen Sonn- und Festtagen wohnte er dem pfarrlichen Gottesdienste bei, und wenn ihn nicht dringende Arbeiten zu Hause oder auf dem Felde zurückhielten, besucht er auch an Werktagen fleißig die hl. Messe.

Möchte doch die schöne Sitte, dass wenigstens eines aus der Familie, sei es der betagte Vater, oder die gute Mutter, oder eines der Kinder täglich der hl. Messe beiwohnt, erhalten bleiben. O wie viel Segen strömt vom Altare aus auf Haus und Hof, auf Stall und Feld zurück. Und wer braucht mehr den Segen Gottes als gerade der Landmann.

Aus der glücklichen Ehe unseres verstorbenen Mitbruders mit seiner Gattin sind 6 Töchter und ein Sohn entsprossen. Sie haben ihrem Vater keinen Schmerz und Kummer , und wie es vielfach geschieht keine Schande bereitet. Ihr Kinder, die ihr das Grab eures Vaters umstehet, mögt ihr euch auch bisweilen ernst und streng geschienen haben, bedenket sein Herz war gut gegen die Seinen. Bewahret darum eurem Vater die Liebe und vergesset seiner nicht im Gebete, ehret sein Andenken durch einen sittenreinen Lebenswandel.

Noch hatte er die Gnade mit allen hl. Sterbsakramenten versehen in die Ewigkeit hinüberzugehen und unter den Gebeten der Kirche ist er nach kurzem Todeskampf entschlummert.

Christliche Trauerversammlung! Wir stehen in der Karwoche; unser Hoffen ist auf den Auferstandenen gerichtet. Möge für den Verstorbenen und für uns alle anbrechen ein seliger Auferstehungsmorgen! Er, der ihn auferweckt, wird auch uns der einst auferwecken aus dem Staube des Grabes.

Unterdessen fleht uns der verstorbene Mitbruder aus dem düsteren Reinigungsorte an um Gebet und Ablässe. Wollen wir für die abgeschiedene Seele noch verrichten ein andächtiges Vater unser samt dem englischen Gruß.

R. I. P.


Kalm Maria Breitenweinzier  -1912

Worte am Grabe
der ehrengeachteten Frau
Maria Kalm,
Bauerswitwe von Breitenweinzier
,
gesprochen von Sr. Hochwürden Herrn Cooperator
Josef Graf von Bogenberg
am 21. September 1912.

In christlicher Trauer Versammelte!
Es sind gerade 4 Monate, da haben wir ganz genau den gleichen Weg zu dieser Stätte des Todes unternommen. Groß und allgemein war damals die Teilnahme, groß und allgemein auch die Trauer: Galt sie ja einem von allen geachteten Bürger unserer Gemeinde, einem treuen Gatten, einem braven Sohn und Bruder: Dem ehrengeachteten Herrn Georg Kalm aus Breitenweinzier, den der Tod unerwartet rasch, in den besten Jahren, den Seinigen entrissen hatte. Heute aber ist der Schmerz und die Trauer geradezu namenlos und kennt schier keine Grenzen, damals sind wir wenigstens mit dem Troste vom Grabe gegangen, daß der Verstorbene eine schaffensfreudige Gattin, eine treu besorgte Mutter dem armen Waislein hinterläßt, die noch in der Vollkraft der Jahre stehend, durch verdoppelten Fleiß, durch verdoppelte Liebe, die große Lücke ausfüllen würde, die der Tod des Vaters in die Familie gerissen. Heute aber ist uns auch diese Hoffnung genommen. Soeben haben wir ja auch die Gattin und Mutter zur letzten Ruhe gebettet: Die achtbare Frau Maria Kalm, Bauerswitwe von Breitenweinzier. Sie ist gestorben in der Stunde, da sie das letzte sichtbare Andenken an ihren Gatten, das letzte, lebende Unterpfand seiner Liebe in Empfang nehmen sollte, sie ist gestorben in treuer Erfüllung der schwersten Pflicht, die einem Weibe auferlegt werden kann. Für die Verstorbene bedeutet dieser Tod allerdings eine Erlösung, unsere Mitschwester hat sicher keinen schlechten Tausch gemacht, sie hat ja jetzt ausgelitten, das schwere Kreuz, das gerade in letzter Zeit doppelt schwer ihre Schultern drückte, ist ja abgenommen worden. Mit demjenigen, um den sie seit 4 Monaten getrauert und geweint, ist sie, wie wir hoffen zu ewiger Liebe im Himmel vereinigt worden. Als Christin, als Heldin, ist sie ja in den Tod gegangen. Mit blutenden, aber Gott ergebenen Herzen hat sie, das schwere Opfer, für sie doppelt schwer im Hinblick auf ihre zwei armen Waislein, das Opfer ihres Lebens Gott dem Herrn gebracht. Sie ist verschieden, wohlversehen und gestärkt durch alle Tröstungen unserer hl. Religion. Und sie braucht uns nicht bange zu sein, ihr wollen wir denn auch gerne die ewig Ruhe, den ewigen Frieden und die ewige Freude an der Seite ihres Gatten und am Herzen Gottes gönnen. Unser ganzes Mitleid aber wendet sich den beiden Waislein zu, die die Verstorbene zurückgelassen. Noch ehe sie den süßen Namen „ Vater, Mutter“ stammeln können, gilt ihnen das schrecklich harte Wort: „ Sie haben keinen Vater, keine Mutter mehr.“ An ihrer Wiege wacht kein sorgsames Mutterauge, die kräftige Hand des Vaters vermag den Pfad ihrer Kindheit nicht zu schützen. Die Armen, sie haben eben keinen Vater und keine Mutter mehr!

Christliche Trauerversammlung! Gar mancher möchte da, angesichts eines so schrecklichen Trauerfalles versucht sein zu fragen: wie ist es möglich wie kann der gute Gott so etwas zulassen, wie kann er so grausam sein, gegen zarte, unschuldige Kinder? Meine lieben Christen! Vergessen wird da nicht das Wort der ewigen Wahrheit, die da spricht: „ Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, meine Wege sind nicht eure Wege“ und jenes andere Wort, das der Apostel schreibt: „ Wie unbegreiflich sind die Gerichte Gottes und wie unerforschlich seine Wege“; – Wer hat den Sinn des Herrn erkannt,  oder wie er ist sein Ratgeber gewesen. Aus ihm und durch ihn ist alles, – ihm sei Ehre in Ewigkeit! Ja, vergessen wird dieses Wort nicht. Sicher ist, Gott hat auch hier seine weisen Absichten, Gott ist auch hier noch im Stande, alles recht zu machen. Nicht umsonst nennt er sich ja auch den besonderen Beschützer der Waisen, nicht umsonst hat der göttliche Heiland seine besondere Liebe den Kindern zugewendet. Wenn schon jedes Kind Anspruch hat auf des Heilands Liebe, auf des Heilands Schutz, dann erst recht ein Kind, das Vater und Mutter verloren. Dem göttlichen Kinderfreund wollen wir also die beiden Waislein recht empfehlen, damit er sie unter seinem ganz besonderen Schutz nehme und sie segne und sie glücklich einst den verstorbenen Eltern übergebe. Unserer verstorbenen Mitschwester, der wir heute soviel Teilnahme bezeugt, wollen wir unsere Liebe auch für der fürderhin zuwenden, durch unser Gebet, damit, wenn Gottes strenge Gerechtigkeit sie noch der Pein des Fegfeuers hätte überliefern müssen, sie recht bald eingehen darf, in die ewigen Freude des Himmels.

In diesem Sinne wollen wir gleich jetzt am offenen Grabe beten, ein andächtiges Vater unser samt engl. Gruß.

R.I. P.


Müller Bartholomäus Pfelling 1902-1945

Trauerrede
für Herrn
Bartholomäus Müller
Schiffer von Pfelling

R. I. P.

Gesprochen am 30. November 1945 von Hochw. Herrn Pfarrer Offenbeck, Pfelling.

Der Tod ist so alt wie die Menschheit, er ist unser ständiger Begleiter und doch wird er uns nie vertraut. Der Gedanke an den Tod erfüllt uns, die wir doch leben wollen, die wir für das Leben geschaffen sind, auch für das ewige Leben, immer mit einem gewissen Schauder, und das umso mehr, wie unerwartet er uns überfällt. Auf den Tod folgt ja das Gericht, das entscheidet über die ganze Ewigkeit. Wie unverantwortlich gleichsinnig wäre doch ein Mensch, der sich auf eine wichtige Prüfung nicht mit bestmöglicher Sorgfalt vorbereiten würde. Wie ungleich frevelhafter und leichtsinniger aber wäre es, unvorbereitet dem ewigen Richter gegenübertreten zu wollen. Glückselig aber die, dessen Leben eine Vorbereitung auf den Tod war, glückselig der Knecht, den der Herr, wenn er kommt, wachend findet, der stets eingedenk war der Mahnung des Herrn: „Seit bereit, ihr wisst nicht wann der Herr kommt; er kommt wie ein Dieb in der Nacht!“

Unerwartet schnell hat der Tod sich ein Leben aus unserer Pfarrgemeinde geholt. Als vorgestern um diese Zeit das Scheideglöckchen ertönte, da fragte sich wohl jeder überrascht: wer ist denn gestorben? Niemand dachte wohl daran, dass diese Klagetöne eine Manne mit erst 43 Lebensjahren gelten würden, niemand dachte daran, dass der Tod mit rauer Hand ein glückliches Familienband zerrissen, einer Frau den liebenden Garten, 4 unmündigen Kindern den guten, unermüdlich sorgenden Vater geraubt habe. Man hatte für den schwerkranken Mann den Priester und den Arzt geholt aber schneller als Priester und Arzt zwar der Tod. Und von Mund zu Mund, für alle überraschend flog die Trauerkunde: der Müller Barthl ist gestorben.

Bartholomäus Müller, Schiffer von Pfelling, dessen allzu frühes Hinscheiden wir mit seinen Angehörigen beklagen, war geboren im Jahre 1902. Er hatte nicht das Glück seine Mutter kennenzulernen. Bevor es im bewusst wurde, was es heißt, eine Mutter zu haben, war er Waise geworden. Aus Waisenkind fand die Aufnahme bei einer kinderlosen Ehepaar in Windberg. Sein Los war von Jugend auf: Arbeit unter fremden Menschen. Aber die harte Schule des Lebens hat ihn zu einem guten, schaffensfreudigen Menschen geformt.

Im Jahre 1928 trat er mit der Bauers- und Förgenstochter Katharina Schreiber an den Traualtar. Dir Ehe war gesegnet mit 4 Kindern. Er, der selbst nicht das Glück eines trauten Familienlebens kennengelernt hatte, sah seine Aufgabe darin, seine Familie glücklich zu machen, ihr, wenn auch ein kleines, so doch ein glückliches trautes Heim zu bereiten. Sein Leben gehörte seiner Arbeitsstätte und seiner Familie. Unermüdlich hat er für sie gearbeitet, geschafft und gespart. Und obwohl seine Gesundheit von Jugend auf nicht die Beste war und sich besonders in den letzten Jahren immer mehr verschlechterte, hatte sich doch nicht geschont und in der Sorge für die seinen buchstäblich seine letzte Lebenskraft geopfert. Er war sich bewusst, dass er kein hohes Alter erreichen würde, aber gerne hätte ja so lange gelebt, bis er seine Kinder versorgt gesehen hätte. Aber Gott hat es anders gefügt. Er hat den Seinen den Abbrechen Annemarie guten Vater genommen. Mutter und Kinder stehen in dieser schweren Zeit allein. Ein harter Schlag, wir fühlen es alle mit. Aber gerade in dem Schmerz über den Verlust des guten Vaters liegt auch der tröstliche Gedanke, dass dieser gute Vater auch beim Gerichte Gottes eine gnädige Aufnahme gefunden hat, dass auch ihm die Worte des himmlischen Hausvaters gegolten haben: „Du guter und getreuer Knecht, weil du über weniges getreu warst, will ich dich über vieles setzen, geh ein in die Freude deines Herrn.“

Ja ich glaube, Müller war auch getreu gegen Gott. Er führte ein christliches Familienleben, in Gebet, Erfüllung der Sonntagspflicht und Sakramentenempfang. Er hat auch für die zahlreichen Bedürfnisse unseres Gotteshauses immer seinen redlichen Anteil beigetragen. Seine Mitgliedschaft bei der marianischen Männerkongregation Straubing und bei unserer Bruderschaft von den 7 Schmerzen Mariä Ja und wenn er das tägliche Bruderschaftsgebet, ein Vaterunser zu Ehren der schmerzhaften Mutter Gottes und um eine glückliche Sterbestunde gebetet hat, dann wird sie ihn auch im Sterben nicht verlassen haben, dann war ja sein Leben eine Vorbereitung auf ein gutes Sterben. Und wenn er auch nur die hl. Ölung bedingt empfangen konnte, so hat er doch genügend Zeit, sich durch die vollkommene Reue mit dem Vorsatz, wenn möglich noch zu beichten, sich von Sünden zu reinigen. Und so hoffen wir, wie es im Kirchengebet heißt, dass er, wie auf Erden der Schar der Gläubigen angehört hat Abbrechen Annemarie, auch im Himmel bei den Engeln und Heiligen Aufnahme finden möge. Um dieses wollen wir für ihn beten beim hl. Seelengottesdienst und jetzt am offenen Grabe.


Müller Johann Pfelling 1866-1948

Worte am Grabe
des ehrengeachteten Herrn
Johann Mueller
Austragslandwirt von Pfelling
R. I. P.
Gesprochen am 3. Januar 1948
von H. H. Pfarrer Offenbeck, Pfelling

Christliche Trauerversammlung!

Die meisten Menschen schätzen sich glücklich, wenn sie wieder ein neues Jahr erleben dürfen. Soeben haben wir einen Mann zu Grabe getragen, der knapp an der Schwelle des neuen Jahres aus diesem Leben geschieden ist, der nichts mehr hörte von den vielen Glückwünschen zum neuen Jahre. Und doch glaube ich, dass er glücklicher ist, als alle, welche die Schwelle des neuen Jahres überschreiten durften. Das neue Jahr hätte ihm ja doch nur neue Leiden gebracht, während ihm der Tod ein heißersehnter Erlöser aus dem Fegefeuer einer langen, schmerzlichen Krankheit war.

Der Mann, dessen sterbliche Überreste wir soeben der Ruhe des Grabes übergeben haben, ist der ehrengeachtete Johann Müller, Austragungslandwirt von Pfelling, der am Sylvesterabend abends 9 Uhr, nach mehrjähriger, schmerzlicher Krankheit wiederholt versehen mit den hl. Sterbesakramenten, sanft verschieden ist. Der Verstorbene war, wie man so sagt, noch ein Mann vom guten alten Schlage, und wenn sein Leben auch nur das eines einfachen, schlichten Landmannes war, von dem die Welt wenig Notiz nimmt, so war es vielleicht doch wertvoller und inhaltsreicher als das Leben manches Menschen, der geräuschvoll durch durch diese Welt geht. Man könnte sein Leben vielleicht kurz mit 3 Worten kennzeichnen: Ein ganzer Christ, ein unermüdlich schaffender Hausvater und ein duldender Job. Für ihn war der Sonntag Sonntag und der Werktag Werktag. Er hat den Sonntag geheiligt durch Treueerfüllung der religiösen Pflichten. Er hat sich noch in die Kirche geschleppt, solange es ihm sein schwerkranker Zustand noch irgendwie ermöglichte und es war ihm ein schmerzliches Opfer, als es ihm nicht mehr möglich war, zum Gotteshause zu kommen, zu dessen Verschönerung er sein redliches Scherflein beigetragen hatte. Von Jugend auf war er ein treuer Verehrer Mariens, über 50 Jahre gehört er der Marianischen Männerkongregation in Straubing an, wie ihm heute aus Jubelsodalen die Ehre einer Fahnendeputation erwiesen hat. Seit dem Jahre 1897, also genau 50 Jahre, war auch Mitglied unserer Bruderschaft von den 7 Schmerzen Mariä.

Mit echter christlicher Frömmigkeit verband sich bei den verstorbenen eine Arbeitsfreudigkeit, wie man sie wohl selten antrifft. Seine Werktage waren im buchstäblichen Sinne “Werktage“, Tage unermüdlichen Wirkens und Schaffens. Bis in die letzte Zeit, bis zur Erschöpfung seiner letzten Lebenskraft suchte er sich durch Arbeit nützlich zu machen. Durch ehrliche Arbeit, durch nimmermüden Fleiß und Sparsamkeit hatte es zu Wohlstand gebracht und sein Anwesen verbessert und vergrößert, zu einer Zeit, wo man jeden Pfennig sauer verdienen musste. Solch erfolgreiches Schaffen gewährt Befriedigung und das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit und verschafft Ansehen und Achtung, nach dem Wort des Dichters: Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis. Ehrt den König seine Würde, ehret uns der Hände Fleiß.

Durch sein rastloses Schaffen hätte sich der verstorbene schon längst einen ruhigen, sorgenfreien Lebensabend verdient. Aber es kann nicht dazu. Einerseits wollt er selbst nicht von den liebgewonnenen, gewohnten Arbeit lassen, andererseits wollte ihn Gott noch prüfen in einer harten Lebensschule. Eine böse, unheilbare Alterskrankheit beschlich ihn, umgarnte ihn, eine Krankheit, deren Namen man den davon betroffenen Befallenen nicht gerne nennt, um ihnen nicht jede Hoffnung auf Genesung zu rauben. Er kannte ihren Namen, er wusste, dass er derselben erliegen werde. Er sah, wie sich die Beschwerden und die Schmerzen ständig und zuletzt bis zur Unerträglichkeit steigerten. Ungleich länger als es sonst der Fall zu sein pflegt, leistete sein gutes, gesundes Herz den Leidensstürmen Widerstand. Aber im christlichen Bußgeist duldete seine glaubensstarke Seele, bis der Herr über Leben und Tod sein Flehen um Erlösung erhörte. Als wir bei der Jahresschlussfeier für diejenigen beteten, welche Gott im kommenden Jahre zu sich rufen würde, da dachte ich an den schwer geprüften Müller. Aber auch Gott hat an ihn gedacht und ihn nach wenigen Stunden heimgeholt in die ewige Wohnung, wo es keine Tränen und keine Schmerzen mehr gibt. Wer wird der nächste sein? Werde ich es sein oder eines der Umstehenden? Wir wissen es nicht, nur Gott weiß es. Daran halten wir uns bereit, damit der Herr, wenn er kommt, uns wachend findet.

Unser lieber verstorbener Mitbruder war bereit und hat sein Kommen ersehnt. Wir hoffen, dass er beim wirklichen Richter den beglückenden Freispruch vernommen hat: Du guter und getreuer Knecht, weil du über weniges getreu warst, will ich dich über viele setzen, geh ein in die Freuden deines Herrn. In diesem Sinne wollen wir für den Verstorbenen auch das hl. Messopfer darbringen und jetzt für ihn beten ein andächtiges Vater unser.

R. I. P.


Nießlbeck Franziska Alkofen 1887 -1951

Trostworte
am Grabe der ehrengeachteten Frau
Franziska Niesßlbeck
Bäuerin von Alkofen
gestorben am 5. Oktober 1951
R. I. P.
Gesprochen am 8. Oktober 1951 von
H. H. Otto Rauscher, Pfarrer in Waltendorf

Christliche Trauerversammlung!
Gestern feierten wir das Fest des hl. Rosenkranzes. Eine Frau aus unserer Pfarrei aber konnte ihn nicht mehr beten hierauf Erden, den hl. Rosenkranz; denn sie lag auf der Totenbahre und trug den Rosenkranz um ihre erstarrten Mutterhände, die Bäuerin Franziska Nießlbeck von Alkofen. Der Rosenkranz hatte eine große Bedeutung in ihrem Leid geprüften Leben. Seit sie am 3. Juni 1887 als Tochter der Bauerseheleute Josef und Franziska Danner in Alkofen das Licht der Welt erblickte. Am sorglosesten waren noch ihre Jugendjahre, die sie als brave Jungfrau im Elternhaus erlebte. Gewiss hat sie damals schon gern den Rosenkranz gebetet und konnte so unter dem Schutz der seligsten Jungfrau ein reines Jugendleben führen.

Nach dem frühen Tod ihres Vaters übernahm sie das elterliche Anwesen und trat im Juli 1911 mit dem Bauerssohn Alois Nießlbeck aus Perkam an den Traualtar. Sie trug als Braut den Rosenkranz um ihre Hand, aber sie ahnte in ihren jungen Glück gewiss nicht, wie notwendig sie diesen Rosenkranz im Ehestand brauchen werde; denn wenn schon jeder Ehestand ein kleiner Wehestand ist, so wurde er es für Franziska Nießlbeck doppelt und dreifach. Kaum waren die ersten Jahre des Eheglücks vorbei,  da mußte der junge Mann hinausziehen in den Krieg. Daheim aber schaffte und arbeitete die junge Frau, damit alles in Ordnung sei in Haus und Hof, und sie betete den Rosenkranz um glückliche Heimkehr des Mannes.

Und dann lastete ein anderes Kreuz oft und fiel auf der Familie, das große Kreuz der Krankheit. Wie oft mußte der Arzt in diesem Hof fahren, die 40 Jahre, die die Verstorbene verheiratet war! Krankheit der Mutter, eigene Krankheit und Krankheit des Ehemannes wechselten miteinander ab, damals schon, als die Verstorbene noch in den besten Jahren stand. Da mußte der Rosenkranz immer wieder trösten, da mußte der Rosenkranz tragen helfen. Und nach harten Arbeitstagen griff die Verstorbene als Mitglied des Lebendigen Rosenkranzes wieder zum Rosenkranz, der sie stärkte in ihrem Beruf als Hausfrau und Bäuerin und als Mutter ihrer 3 Kinder. Und in der Maienzeit betete sie als christliche Frau täglich mit ihrer Familie einen Teil des Rosenkranzes als Maiandacht.

So vergingen die Jahre in Arbeit und Gebet, in Leid und Sorge, bis der Zweite Weltkrieg kam. Dieser rief den braven, fleißigen Sohn Hermann Weg von den Eltern, H die ihn als Stütze für ihre alten Tage so notwendig gebraucht hätten. Und dann traf eines Tages die schmerzliche Nachricht ein: „ Vermisst“! und die Eltern waren beide nicht mehr gesund. Wer sollte das Anwesen recht bewirtschaften in der schweren Zeit und bei dem Mangel an Dienstboten? Zumal auch der Schwiegersohn als vermisst gemeldet wurde. Wie mag dort die Mutter zum Rosenkranz gegriffen haben, damit sie alles Kreuz in Geduld und ohne Murren tragen könne nach dem Vorbild des göttlichen Kreuzträgers und seiner schmerzhaften Mutter.

Allmählich versagte das Herz der Verstorbenen mehr und mehr, nicht in der Liebe und Sorge für die ihrigen, aber es wurde krank und schließlich, seit fast einem Jahr musste der Arzt wieder alle 2 -3 Tage bei Nießlbeck einkehren, um das Herz der Mutter immer wieder durch eine Spritze etwas anzuregen. Da kam im letzten Winter noch ein neuer Schlag über die Familie, als die Schneelast die Scheune des Anwesens eindrückte. Was hat die kranke Mutter unter dieser neuen Heimsuchung gelitten.

Nun aber hat ihr Mutter Herz ausgelitten. Und als Sie am Freitag Mittag in ihrem 65. Lebensjahr Abschied nahm von dieser Erde, da lächelte sie im Sterben, als sei sie froh, dass dieser Erdenkampf vorüber ist. Und sie konnte lächeln im Sterben, denn sie brauchte den Tod nicht mehr zu fürchten. Sie war ja vorbereitet durch ein christliches Leben, durch ein langes Leiden und durch öfteren Empfang der hl. Sterbesakramente. Am Tage vor ihrem Tode hat sie dieselben noch einmal empfangen, dann sah sie ruhig und gefasst den Tod herankommen. Möge sie nun in ihrer Muttersorge drüben im Lande der Ewigkeit bei Gott und seiner hl. Mutter Fürbitte einlegen für ihre Angehörigen und ihnen Trost und Hilfe erflehen. Uns aber sei dieses Muttergrab und die sie erstarrten Mutterhände, vom Rosenkranz umschlungen, eine ernste Mahnung, dass auch wir fleißig den Rosenkranz beten, damit auch wir Freud und Leid des Lebens gottgefällig tragen können und damit auch wir einst den letzten Kampf siegreich bestehen können. Mögen insbesondere auch unsere Frauen und Mütter, die alten und die jungen Frauen, fleißig beten, denn eine Frau, die den Rosenkranz nicht betet, ist nicht die rechte Frau und Mutter.

Für die Verstorbene wollen wir nun die beiden hl. Hallo Ämter aufopfern und zuvor wollen wir für ihre Seelenruhe noch ein andächtiges Vater unser beten.

O Herr, gib ihr …    Vater unser …

R. I. P.


Obermeier Anton Welchenberg 1882-1942

Trauerrede
am Grabe des ehrengeachteten Herrn
Anton Obermeier
Bauer von Welchenberg
gesprochen
am 29. Mai 1942
von
Hochw. Herrn Geistl. Rat Michael Dirnberger in Oberwinkling

Christliche Trauerversammlung!
Der Mensch weiß wohl, daß er sterben muß, aber das wann und das wo und das wie ist das undurchdringliche Geheimnis Gottes, der Herr ist über Leben und Tod.

Der brave Mann, an dessen Grab wir stehen, der ehrengeachtete Herr Anton Obermeier, Bauer in Welchenberg, zog am Morgen wohlgemut zur Arbeit auf´s Feld und wurde dort als ein Sterbender gefunden und heimgebracht. Es konnte ihm nur noch die Absolution und die hl. Ölung gespendet werden. Aber der Heimgegangene war ein eifrig praktizierender Katholik, dem Religion nicht bloß Glaube, sondern Leben war. Als Mitglied der Mauritiusbruderschaft wollte er am folgenden Sonntag die hl. Sakramente der Buße und des Altares wieder empfangen, sein Wille galt vor Gott als Werk. Sein arbeitsreiches Leben war zu Ende.

Wie sich der Unglücksfall abgespielt hat, davon kann uns kein Augenzeuge etwas genaues berichten.

Herr Anton Obermeier war geboren am 11. März 1882 in Welchenberg, stand also im 61. Lebensjahre. Am 31. August 1904 schloß er eine glückliche Ehe, deren 5 Kinder entsprossen, davon eines früh verstarb, die anderen 4 mit der Mutter über den allzufrühen und auf so tragische Weise erfolgten Tod des guten schaffensfreudigen Vaters schmerzvoll trauern. Möge ihnen unsere aufrichtige Teilnahme an ihrem herben Schmerz einen kleinen Trost bieten. Der beste Tröster aber ist der Heilige Geist, in dessen Festoktav wir stehen, den der Heiland Jesus Christus als Tröster versprochen und gesandt hat. Er lehrt uns die Wahrheit, daß nichts von ungefähr geschickt, sondern in allem unser Herrgott seine weise und gütige Hand zum ewigen Besten des Menschen im Spiele hat, daß er die Wunden, die er schlägt, auch wieder zu heilen weiß, daß seine Gnade mit der Kraft von oben erfüllt, damit wir den Mut nicht verlieren, sondern in standhafter Entschlossenheit sprechen: Herr, dein Wille geschehe, und tut er auch noch so weh. Das ist der glückliche, in sich sichere Mensch, der sich in Gottes Willen zufügen weiß, er trägt den Frieden der Kinder Gottes in sich, er verdient sich den Himmel, den ewigen Frieden bei Gott.

Wir dürfen ihn sicher für unseren heimgegangenen Mitbruder erhoffen, denn Anton Obermeier hat lebenslang aufrichtig zu Gott gebetet: Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden, hat ihn selber gewissenhaft zu erfüllen sich bemüht in christkatholischem Leben, in treuer Liebe und Sorge für die Seinigen.

Ich denke so: nun immer seine Lebensaufgabe vor Gott erfüllt darum rief ihn der Herr heim: wohlan du guter und getreuer Knecht, geh ein in die Freude!

Wir aber wollen unseres christlichen Mitbruders nicht vergessen und beten jetzt für ihn noch ein Vater unser an seinem offenen Grabe.


Oischinger Anna Liepolding 1834-1919

Worte am Grabe
der ehrengeachteten Frau
Anna Oischinger,
Ausnahmbauerswitwe von Lippolding.
Gesprochen von H. H. Pfarrer Simon
Straßer am 16. Oktober 1919.
R. I. P.

Christliche Trauerversammlung!

Eine Ehrenkrone ist das Alter, sagt die hl. Schrift, auf dem Wege der Gerechtigkeit wird es gefunden. Sp. 16,11.

Mit dieser Ehrenkrone eines hohen gesegneten Alters von 85 Jahresumläufen war unsere nunmehr dahingegangene Mitschwester die ehrengeachtete Anna Oischinger, Ausnahmbauerswitwe von Liepolding, begnadet. Freilich war diese Ehrenkrone für dieselbe auch eine Dornenkrone, in dem sie ja seit mehr als einem Jahrzehnte nicht mehr aus dem Hause konnte und zu ihrem Leidwesen auch den Gang zur Kirche und zum öffentlichen Gottesdienste nicht mehr machen konnte; dafür empfing sie wiederholt im Jahre zu Hause die hl. Sterbsakramente und insbesondere unterließ sie deren Empfang niemals in der Armenseelenoktav, um so des Ablasses teilhaftig zu werden. Gewiss wird sie an den befreiten armen Seelen, jetzt, da sie selbst noch im Reinigungsorte zu leiden hat, dort beim Richterstuhl Jesu Christi selige Fürbitte gefunden haben, die das Strafurteil im vornhinein schon gemildert haben.

Der Katholische Christ kann sich für ein gnädiges Gericht keine besseren Sachwalter bestellen als die armen Seelen des Fegfeuers. Heißt es jedoch im Gebete der Kirche: “ Wer hier durch Gebet und fromme Ablässe den verstorbenen zu Hilfe kommt, wird gleichfalls in der Ewigkeit fromme Fürbitter finden.“

Möchten nach dem Beispiele unserer Verstorbenen mit Schwester alle Gläubigen in der kommenden aller Seelenzeit durch würdigen Empfange der hl. Sakramente und durch Gewinnung des Ablasses sich im Eifer für die Andacht zu den armen Seelen aufs neue bestärken lassen. Selig sagt die Schrift sind die Barmherzigen, denn sie werden auch selbst Barmherzigkeit finden. Das gilt in höherem Maße wie für die leiblichen. auch für die geistlichen Werke der Barmherzigkeit. Wenn auch unsere Mitschwester im Alter leiblich schwach und gebrechlich geworden war, ihr Geist blieb frisch und gesund. Ruhig waren die Reden, abgewogen die Worte, klug das Urteil, gerade und offen das ganze Wesen dieser Frau.

Als ich zum ersten Mal vor 8 Jahren das Oischinger’sche Haus in Lippolding betrat, fand ich die gute Großmutter sitzend auf dem Kanapee, zu ihren Füßen die zwei jüngsten Knaben in der Wiege liegend, das Strickzeug in der Hand. Müssig waren ihre Hände niemals. Wie viel häusliche Sorgen nahm sie also der Familie ihres Sohnes ab durch Pflege und Aufsicht, welche sie unermüdlich ihren Enkelkindern zuwendete! Ihr Kinder vergesset darum nie die Liebe und Sorgfalt, welche eure Großmutter bis in die letzten Tage ihres Lebens euch hat angedeihen lassen! Vergesset sie niemals in euren täglichen Gebeten und behaltet auch in eurem zukünftigen Leben die heilsamen Lehren und Unterweisungen unvergesslich in euren Herzen!

Der Tod erwartete unsere verstorbene Mitschwester mit Ruhe und Ergebenheit. Als ich derselben nach Spendung der hl. Sterbsakramente am vergangenen Sonntage unter Mahnung zur Ergebung in den hl. Willen Gottes die Hand zum Abschied reichte, sprach sie: „ Ich bin bereit, wenn es nur bald zu Ende ginge.“

Ihren Wunsch hat der Herr erfüllt. Schon am darauffolgenden Dienstag entschlummerte sie in den ersten Tagesstunden selig, wie wir hoffen im Herrn. Möge der gerechte Richter im Himmel ein reichlicher Vergelter all des Guten ihr geworden sein, das sie auf Erden hier gewirkt hat!

In christlicher Liebe lasst uns jetzt zum Abschiede an ihrem offenen Grabe ein andächtiges Vater unser noch beten.

R. I. P.


Petzenhauser Anna Pfelling 1853-1917

Worte am Grabe
der ehrengeachteten
Frau
Anna Petzenhauser
Gastwirtswitwe
von Pfelling.

Gesprochen am 21. März 1917
v. H. H. Pfarrer Simon Straßer.

Christliche Trauerversammlung!

Zahllos sind die Opfer an Menschenleben, welche dieser furchtbare Krieg tagtäglich fordert. Wieviele Hunderttausende von Männern in der Vollkraft der Jahre und von Jünglingen in der Blüte des Lebens haben auf den Schlachtfeldern verblutet, sind in den Lazaretten ihren Wunden erlegen oder siechen in den Spitälern dahin!

Aber auch in der Heimat fordert der Krieg in grausamer Weise seine Todesopfer aus der Mitte von Frauen und Müttern, welche die fortwährende Sorge und der Kummer um Gatte oder Söhne, die fern von Weib und Kind, von Mutter und Geschwistern kämpfen das Herz schwer drückt, oder aber auch deren Lebenskraft die Trauer und Schmerz um die gefallenen aufzehrt.

Als ein solches Kriegsopfer möchte ich bezeichnen die ehrengeachtete Frau Anna Petzenhauser Gastwirtswitwe von hier, welche am vergangenen Samstag abends 6 Uhr nach kurzer Krankheit im 64. Lebensjahre selig, wie wir hoffen, im Herren verschieden ist, und deren sterblichen Überreste wir soeben der Grabesruhe übergeben haben.

Kreuz und Leiden sind der Verstorbenen in ihrem Leben im reichsten Maße zuteil geworden. Nach wenigen Jahren der ersten Ehe verlor sie ihren Mann und sah sich gezwungen mit ihren 3 unmündigen Kindern das Geschäft und den Ökonomiebetrieb unter den schwierigsten Verhältnissen fortzuführen.

Um den Kindern wiederum einen Vater und dem Hause einen Wirt und Herrn zu geben, verehelichte sich die Verlebte nach 5jähriger Witwenschaft am 20. Juni 1888 zum zweitenmale mit Michael Petzenhauser und entsprossen dieser Verbindung 3 Söhne und eine Tochter.

Nachdem diese großgezogen, konnten die Petzenhauserchen Gastwirtseheleute in ihren alternden Tagen auf deren fleißige und arbeitswillige Mithilfe rechnen.

Aber der Ausbruch des Krieges hatte mit einem Schlage alles geändert. Wer beschreibt den Schmerz und Kummer der Mutter als sofort der älteste Sohn Hermann, die rechte Hand und die ganze Stütze des Hauses in den Krieg ziehen musste mit dem zweitältesten Sohne und als zuletzt ihre 4 Söhne im Feld gestanden um im vorderster Linie zu kämpfen.

Dazu ein neuer Schlag! Gegen Ende des Jahres 1914 starb der Gatte und so stand die Verlebte neuerdings wie vor 30 Jahren ihrer Hauptstützen beraubt da.

Die Verhältnisse waren jedoch weit schwieriger. Aus der damaligen jungen Witwe war eine gebrechliche und mit schwerem körperlichen Leiden behaftete Frau geworden, an deren Lebenskraft der ??? Kummer und Sorge und Unruhe um ihre im Felde stehenden Söhne zehrte, von denen der Älteste und Jüngste weder Vater noch Mutter, wieder Bruder noch Schwester wiedersehen durften.

Der jüngste Sohn Gottfried sank am 18. Mai 1916 im 22 Lebensjahr von feindlicher Kugeln durchbohrt in die Arme der Kameraden seiner Heimat, und etwas über einen Monat darauf traf die nach schmerzvollere Trauerkunde ein, Ja dass der älteste, Hermann, bei den Kämpfen um Verdun den Heldentod fürs Vaterland erlitten habe.

Diesen Schlag musste man sich sagen, wird die Wirtsmutter nicht überleben.

Das war sicher. Die Kugel, welche die Brust ihrer Söhne durchbohrt hatte, hatte auch ihr Herz tödlich getroffen. Wohl erfüllte sie vor wie nachher ihre Pflicht als Hausfrau und Wirtin, aber sie war gebrochen an Geist wie an Leib, an Seele wie an Körper.

Dass sie sich aufrecht zu erhalten vermochte, diese Kraft schöpfte sie aus dem Glauben, aus dem Gebete und aus dem hl. Opfer, welchen sie, wenn nur immer ihr Zustand es erlaubte, tagtäglich anwohnte.
Meine lieben Christen! Für den wahren Jünger Christi sind Kreuz und Leiden ein Mittel um ihn noch inniger mit Gott zu verbinden, ihn der Welt zu entfremden und dem Himmel näher zu bringen. Im Kreuz ist heil! Nicht bloß Heil sondern Ruhm und Ehre, Glück und Seligkeit; darum schreibt die Apostel: ich rühme mich in nichts anderem als in dem Kreuze; Gal. 6.14.

Geliebte! Wenn wir mit Recht auf die Gräber unserer gefallenen Helden unverwelkliche Lorbeergrenze niederlegen, dann verdient auch diese Kriegermutter einen unvergesslichen Dankeskranz.

Möge der allgerechte Gott sie zur seligen Vereinigung mit ihren geliebten Söhnen geführt haben, zum ewigen Frieden.

Jetzt aber wollen wir für die Seelenruhe der Verlebten verrichten ein andächtiges Vater unser samt dem englischen Gruß.


Petzenhauser Gottfried Pfelling 1894-1916

Gedächtnis -Worte
bei dem Seelengottesdienste
für den tugendsamen Jüngling
Gottfried Petzenhauser,
Gastwirtssohn von Pfelling,
Feldzugssoldaten des 21. bayer.
Reserve-Infanterie-Regiment.

von Pfarrer Simon Straßer
am 27. Mai 1916.

Meine lieben Feldzugssoldaten!
Andächtige Trauerversammlung!

Es zieht ein stiller Engel durch dieses Erdenland –
Zum Trost für Erdenleiden ist er von Gott gesandt –
In seinem Blick ist Frieden und milde sanfte Huld,
O, folg im stets hienieden, dem Engel der Geduld!

Wer ist denn dieser himmlische Bote, dessen stilles Wirken der Sänger in den eben angeführten Strophen seines begeisterten Liedes preist? Du kennst ihn nicht den Gottesboten? Und doch zieht er jetzt sichtbar und mit lautem Flügelschlage durch die Lande! An so manchen Häusern steht er sinnend stille, tritt leise ein und flüstert seinen Bewohnern zu: „ Ich bringe euch Botschaft vom höchsten Herrn: „ Euer Vater, euer Sohn, euer Bruder, euer Freund hat vollendet, er ist gefallen im Kampf für Gott, König und Vaterland.“ Doch habet Trost! Ich bin die Geduld. Er lebt im Herrn.

O, wie nahe stehen sich in diesen Tagen der allgemeinen Heimsuchung Gottes Freude und Schmerz! Die Freude, ob des unerwarteten Wiedersehens nach so manchen Monaten harter Trennung; der Schmerz ob des schnellen Scheidens, vielleicht für lange Zeit, für immer.

Wie nahe, ja unverbunden, Ja sind nicht oft Freuden- und Trauernachrichten in diesen Tagen! Mit der Morgenpost vom vergangenen Montag kamen aus der Front die letzten Nachrichten und Grüße unseres Gottfried Petzenhauser an, in welchen er mitteilte, dass er sich ganz wohl befinde aber gleichzeitig traf ein Brief seiner heimatlichen Kameraden ein mit der schmerzlichen Trauernachricht , dass er in den Morgenstunden des 18. Mai den Heldentod gestorben.

Das amtliche Schreiben vom nächsten Tage bestätigte leider diese Mitteilung. Kurz, aber inhaltsschwer ist der Inhalt: der Infanterist Gottfried Petzenhauser wurde am 18. Mai l. J. morgens 2 Uhr bei Ausbau der Stellung von einem feindlichen Infanteriegeschosse getroffen und war sofort tot. Sein Leichnam wurde mit allen militärischen und kirchlichen Ehren im Soldatenfriedhof zu B… das ist in Beaucamps beigesetzt.

So hat dieser entsetzliche und furchtbare Krieg aus unserer kleinen Pfarrgemeinde eine lebensfrohen, hoffnungsvollen Jüngling im Alter von 21 Jahren 8 Monaten neuerdings zum Opfer gefordert. – Möchte es das letzte Mal sein! und möchte es Gott der Herr in seiner Gnade und seinem Erbarmen fügen, dass alle Männer und Jünglinge, welche draußen vor dem Feinde stehen, oder wiederum demnächst in die Front zurückkehren müssen, gesund und heil alsbald die Heimat wiedersehen.

Im vorigen Jahre wurde unser Gottfried Petzenhauser in den Champagnerkämpfen verwundet. Er wurde durch eine Sprengung in die feindliche Linie geschleudert, lag mehrere Stunden bewußtlos da, und als er aus der Betäubung erwachte, sah er die Franzosen um sich stehen, welche Miene machten, ihm den Garaus zu bereiten.

Seiner Schwester Maria teilte er es mit mit den Worten:

Ich war einen halben Tag in französischer Gefangenschaft. Da kannst du dir denken, wie mir war. Ich habe geglaubt, ich sehe die Heimat nicht mehr. Ich habe die Hände über meinem Kopf zusammengeschlagen und die liebe Frau vom Bogenberge angerufen. Sie soll mir helfen, sonst wäre ich nicht mehr am Leben. So ist es, wenn man das Gebet nicht vergisst. Ich bete alle Tage zu Ehren unserer lieben Frau.

Vernehmet es wohl, ihr Männer und Jünglinge! So schreibt ein Krieger vom Felde in die Heimat über den Wert des Gebets.

Als Verwundeter kann Gottfried Petzenhauser alsbald in das Lazarett nach Straubing und brachte zu Weihnachten vorigen Jahres den Erholungsurlaub im väterlichen Hause zu. Genesen, mußte er zum zweiten Male vor die feindliche Front ziehen.

Er hat Heimat, Vaterhaus, Mutter und Geschwister verlassen, in der sicheren und festen Hoffnung, dieselben wiederzusehen. Gott der Herr hat es in seiner weisen Vorsehung anders gefügt. Er ist vor dem Feinde geblieben.

Sterben ist nun einmal aller Menschen Los. – Eines schnellen Todes sterben est beneidenswertes Kriegerlos. Wie H so mancher hat nur den einen stillen Wunsch in seinem Herzen und das heiße Gebiet auf seinen Lippen: Lieber Gott , wenn ich nun einmal fallen muß, so lass mich nicht verbluten, vielleicht zerfleischt und zerrissen, nach Stunden qualvollsten Leidens, sondern lass mich hinsinken von sicherer Kugel getroffen. Wir können darum sagen mit den Worten der Schrift: Ein herrlich Los ist ihm gefallen. Früh vollendet hat er viele Jahre erreicht. – Lasst das Klagen, lasst das Hadern! Betet an Gottes hl. Willen. Mit dem vom Schicksal schwer heimgesuchten Dulder Job wollet sprechen: „ Der Herr hat ihn gegeben; der Herr hat ihn genommen. Der Wille des Herrn sei gebenedeit!“  –

Was wir nicht ändern können, das müssen wir ertragen. Und wir sollen nicht beten, daß der Herr uns das Kreuz abnehme, sondern dass er uns Kraft verleiht, es willig zu tragen. – Das gilt von allen Wechselfällen des Lebens und insbesondere von den schweren Heimsuchungen, welche nun einmal dieses Kriegs- und Leidenszeit mit sich bringt.

Vom Schmerz und Leid gebeugte und von Kummer und Sorge gedrückte Mutter, stelle dich mit der Schmerzensmutter Maria unter dieses Kreuz! Oh Schmerzensreiche göttliche Mutter und Jungfrau, nimm sie alle unter deinen Schutzmantel die Tausenden und Tausenden von christlichen Müttern, welche dieser Krieg einen oder mehrere, vielleicht den letzten Sohn geraubt hat! Lass sie alle Trost finden und sie nicht vergeblich flehen: Maria, du Trösterin der betrübten, bitte für uns!

Bitte auch beim Throne deines göttlichen Sohnes, dass alle jene, welche in diesem blutigen Völkerkriege noch fallen werden, sterben in seine Liebe und Gnade.

Dass sie fallen im blutigen Kampfe, das mag schmerzlich sein für ihre Lieben in der Heimat. Wenn wir aber hoffen können, daß ihr Tod und Ende ein gutes und seliges war, dann muss uns dieses tröstliche Bewusstsein hinweghelfen über allen Schmerz; denn die Trennung bedeutet dann nur eine kurze Spanne der Zeit, die selige Vereinigung in der Freude des Himmels wird unser Leid in Wonne verwandeln.

Wir können die Hoffnung und Zuversicht hegen, dass unser gefallener Held in den letzten Augenblicken seines Lebens durch die Gnade aufrichtiger Reue getilgt und durch willige Hinnahme des Todes gesühnt hat, was er aus menschlicher Schwäche und Hinfälligkeit vor den Augen des allwissenden und gerechten Gottes gesündigt haben mag. Mit dem Ausrufe: O mein Gott! sank er sterbend in die Arme des Kameraden seiner Heimat. Und so möge in Gnade und Liebe und Erbarmen dessen Seele in seine Vaterarme aufgenommen haben der Vergelter alles Edlen und Guten und nach des Lebens Kampf und Streit im geschenkt haben seinen himmlischen Frieden. – Jetzt aber wollen wir hintreten im Geiste an sein fernes Grab, wo er mit so vielen seiner Kameraden entgegenschlummert dem Tage der allgemeinen Auferstehung und mit Andacht sprechen zur Ruhe und zum Frieden seiner Seele ein andächtiges Vaterunser samt dem Englischen Gruße.

R. I. P.


Petzenhauser Herman Pfelling 1889-1916

Gedächtnis -Worte
bei dem Seelengottesdienste
für den ehrengeachteten
Hermann Petzenhauser,
Gastwirtssohn von Pfelling,
Feldzugssoldat beim 13. Infanterie-Regt.

Gesprochen
von Pfarrer Simon Straßer
am 13. Juli 1916.

Christliche Soldaten!
In tiefer Trauer Versammelte!

Am 27. Mai ds. J. hatte sich in hiesigem Gotteshause eine große Schar Leidtragender zusammengefunden, um einem wackeren Jüngling der Pfarrei die letzte Ehre zu erweisen.

Sie galten damals dem Gastwirtssohn Gottfried Petzenhauser, der auf dem Felde der Ehre geblieben.

Ich habe bei diesem Anlasse die Hoffnung ausgesprochen: Es möge dies das letzte Blutopfer sein, welches dieser mörderische Krieg von unserer Gemeinde gefordert, und Gott der Allmächtige wolle es in seiner Gnade und Barmherzigkeit fügen, dass alle Männer und Jünglinge, welche vor dem Feinde stehen oder demnächst wieder in die Front zurückgehen, wohlbehalten wieder in die Heimat zurückkehren können.

Doch das Wort des Herrn hat sich bewahrheitet: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und meine Wege sind nicht eure Wege.

Nach kurzen Wochen hat der Schlachtenengel wiederum einen blutbefleckten Lorbeerkranz an der Schwelle des nämlichen Hauses niedergelegt und seine Schleife trägt in goldenen Lettern die Aufschrift: Dem Andenken des tapferen Hermann Petzenhauser, der vor Verdun am 27. Juni 1916 den Heldentod für Gott, König und Vaterland erlitten. –

Geboren am 2. April 1889 ist derselbe im Alter von 27 Jahren und 2 Monaten den Seinen entrissen worden.

Gleich nach Ausbruch des Krieges rückte er als Reservist mit dem 13. Infanterieregimente an die französische Grenze und nahm an den harten Kämpfen in den Vogesen mit Anteil.

Im ersten Kriegsjahre noch erkrankte er im Felde schwer an einer Darmentzündung und brachte mehrere Wochen in der Universitätsklinik zu Heidelberg zu. Nach kurzem Erholungsurlaub in seiner Heimat musste er alsbald in die Front zurückkehren. In den schweren Kämpfen in Flandern bei Arass-Bimy und anderen Orten stand der in den vordersten Reihen. Bis zuletzt für längere Monate das Regiment Stellung in der Umgebung von St. Mihiel bezog. Alle Mühen und Beschwerden des Stellungskrieges gegenüber einem stets wachsenden und angriffslustigen Gegner hatte er reichlich gekostet. Dazu aus der Heimat die traurigsten Nachrichten! Der Vater tot, ein Bruder am Bein schwer verwundet , die Mutter gefährliche erkrankt, der jüngste Bruder zur Fahne einberufen und von feindlicher Kugel durchbohrt auf dem Felde der Ehre gefallen. Wahrhaftig, nicht bloß des Krieges hartes Los, nein auch des Erdenlebens Sorge und Kummer hat unser Hermann Petzenhauser mehr als genug gekostet. In der Tat für das Herz eines noch so starken Kriegers so viel des Leides und der Bitterkeit! Doch er verzagte nicht. Alles so schrieb er mir seinem Seelsorger will ich aus Gottes Hand hinnehmen im Geiste der Buße für begangene Fehler.

Dieses felsenfeste und unerschütterliche Gottvertrauen leuchtet aus allen Briefen und Karten, welche er an mich seinem Nachbar und Seelsorger sowie an die Seinigen gerichtet erfuhr. So ersucht er mich das Amt in der Heiligen  Christnacht 1914 nach Meinung und für die Kameraden seiner Heimat aufzuopfern. Es wird mir zur großen Freude sein, wenn ich vielleicht in der kommenden hl. Christnacht vor dem Feinde auf Posten stehe, zu wissen, in dieser Stunde wird meiner gedacht beim nächtlichen hl. Opfer.

Hermann Petzenhauser war überhaupt eine tief religiös angelegte Natur. – Auch im Feld der empfing er so oft ihm die Gelegenheit geboten die hl. Sakramente. Allerheiligen 1915 hier , so schreibt er aus Nordfrankreich, eine traurige Zeit! Für mich eine Freudenzeit, denn ich hatte Gelegenheit zu beichten und die hl. Kommunion zu empfangen und im Gebete meiner gefallenen Kameraden und der lieben Heimat zu gedenken. Bis jetzt verdank ich es dem Gebete, dass ich verschont geblieben bin und meiner Anrufung der Mutter Gottes vom Bogenberg und Altötting. Sehet, christliche Männer und Jünglinge, so urteilt ein Krieger über den Wert der Gnadenmutter unserer hl. Kirche! Ihm sind die Freude und das Glück, Trost und Zuversicht im Stürmen und Tosen des Schlachtengewühls.

In die Hände seines Feldgeistlichen hat derselbe folgendes Versprechen abgelegt und seinem heimatlichen Seelsorger gleichsam als Hüter und Wächter und treuer Erfüllung in der Zukunft übermitteln lassen:

Um mir Gottes Schutz und Hilfe in diese großen Kriegsgefahren durch das Beste und wirksamste Mittel zu sichern, verspreche ich im ernstlich und fest bei meiner Krieger- und Mannesehre mein Leben lang wenigstens alle Monate einmal die hl. Sakramente der Buße und des Altars gut zu empfangen.
In Felde am 10. April 1916
L. U. Hermann Petzenhauser.

Den Tod täglich und stündlich vor Augen in der furchtbarsten Gestalt hatte der tapfere längst schon mit diesem Leben abgeschlossen und seine Gedanken nur noch in die Ewigkeit gerichtet nach dem Worte und der Mahnung der Schrift: „ Gedenke, o Mensch der letzten Dinge und du wirst in Ewigkeit nicht sündigen“. –

Nicht bloß ein unbestimmtes Todesahnen, nein volle Todesgewissheit spricht aus seinen letzten Briefen an die Lieben in seiner Heimat:
Frankreich, den 11. Juni 1916.
Meine Lieben!
Möchte euch allen noch von hier aus ein Brieflein zukommen lassen. Allem Anscheine nach kommt jetzt Schweres. Gott der Allmächtige möge mich beschützen und wieder zu euch führen! Eine Bitte noch. Sollte ich nicht mehr zurückkehren, so macht euch deshalb das Herz nicht gar zu schwer. Es wollte es dann der liebe Gott, dass ich meinen lieben Vater und Bruder folge. Wir kommen fort; wohin weiß man nicht. Hoffen das beste. Bin bereit auch zum schwersten Opfer.

In diesem Briefe der gleichsam sein Testament darstellt, trifft er Weisungen und Anordnungen an seine Angehörigen. Sollte ich den Heldentod erleiden müssen, so bitte ich meine lange Kriegszeit und die Vogesenkämpfe in Erwähnung bringen zu lassen. Seinen letzten Wunsch habe ich als Seelsorger hiermit erfüllt. Haltet auch ihr lieben Angehörige seine Worte hoch und heilig! Geradezu ergreifend ist sein letzter Brief, wenige Tage vor seinem Tode. Er lautet:

Bei Verdun, am 21. Juni 1916.
Meine Lieben!
Möge euch noch mein letztes Brieflein zu kommen lassen. Wir sind abgelöst und stehen vor Verdun. So viel ich weiß greifen wir die 11. Infanteriebrigade, im Sturm Verdun an. Haben wenig Hoffnung mehr durch zu kommen. Nach dem Aussagen unserer Kameraden hier, ist es mit einem Worte furchtbar. Es gibt Täler voll Leichen; eine sogenannten Totenschlucht und durch diese müssen wir durch. In Gottes Namen, es wird schon gehen. Vergesst mich nicht im Gebete! Sollte ich nicht mehr kehren auf Wiedersehen beim Vater im Himmel! Wir stehen vor dem Weltschlachthaus. Dieser Brief kommt durch einen Kameraden in eure Hände: der kommt ins Lazarett. Grüßt mir noch die ganze Verwandtschaft und alle Pfellinger! Meinen letzten Gruß Euch allen! In Trauer:
Hermann.

Sechs Tage darauf entsinkt der Hand, welche die letzten Grüße seiner Heimat geweiht, die Waffe, welche er 23 Monate zur Wehr und zum Schutz des Vaterlandes geführt.

Ich sterbe ja gerne für mein deutsches Vaterland für meine liebe Heimat, sprach er zu mir beim letzten Abschiede.

Bei Abwehr eines feindlichen Angriffes wird er am 27. Juni laufd. Js. abends 6 Uhr von einer Maschinengewehrkugel durch den Kopf getroffen und ist sofort eine Leiche nach dem näheren Mitteilungen eines Kameraden seiner Heimat.

Schlafe wohl, edler Hermann, dort in fremder Erde, benetzt mit den Tropfen Blutes aus deiner Todeswunde. Schlaf wohl im ewigen Frieden der Himmelsheimat! Du kannst in voller Wahrheit sagen mit dem Apostel Paulus: Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Glauben bewahrt. Im übrigen ist mir die Krone der Vergeltung hinterlegt, welche mir geben wird Gott, der gerechter Richter. Amen.

R. I. P.


Petzenhauser Michael Pfelling 1853-1914

Worte am Grabe
des ehrengeachteten Herrn
Michael Petzenhauser,
Gastwirt vom Pfelling,
gesprochen von Sr. Hochw. Herrn Pfarrer Straßer
von Pfelling
am 20. Dezember 1914.

Christliche Trauerversammlung!

Ich will schlagen spricht der Herr die Starken in Israel. Dieses Wort der Schrift scheint sich gar sehr zu bewahrheiten. In unsere kleinen Pfarrei haben wir in diesem Jahr den fünften Mann begraben und mit Ausnahme eines Greises standen diese Todesopfer noch in keinem hohen Mannesalter.

Der ehrengeachtete Herr Michael Petzenhauser, Gastwirt dahier war geboren am 28. August 1853 in Steinach. Am 20. Juni 1888 verehelichte er sich mit der Gastwirtswitwe Anna Wintermeier in Pfelling. Aus dem Ehebunde sind noch 3 Söhne und eine Tochter hervorgegangen, die nunmehr den Verlust eines edlen treu besorgten Vaters beklagen.

Der Verlebte war ein starker, kräftiger und hoher Mann. Seit mehreren Jahren aber zehrte an seiner Lebenskraft ein schweres inneres Leiden, das ihm viele schlaflose Nächte bereitete. Wohl konnte er sich schonen, denn seine erwachsenen Kinder besorgen mit Fleiß und Verständnis die Fortführung des Geschäftes. Aber da kam der Ausbruch des Krieges. Der älteste Sohn musste sofort zu den Fahnen eilen, der zweite diente ohnehin schon und rückte ins Schlachtfeld. Nun sollte der kranke Vater die ganze Last und Sorge des Landwirts und des Geschäftsmannes wieder auf seine Schultern nehmen und er tat es. Er wankte und schwankte umher in Feld und Haus. Neben der Arbeit und Krankheit noch die tägliche Kummer, Angst und Sorge um die in blutigen Schlachten kämpfenden Söhne, von welchen der eine am Beine schwer verwundet im Lazarette lag, der andere schwere krank wochenlang zwischen Leben und Tod schwebte und kaum genesen nach einigen Tagen des Urlaubs in der Heimat wiederum auf die Schlachtfelder Frankreichs zurückzukehren. Zuletzt musste sie auch der Dritte und letzte Sohn beim Militär einrücken. Das war zuviel für den kranken Mann. Eine Verkältung, die er sich in Straubing noch zugezogen, warf in förmlich aufs Krankenlager. Diese schweren Heimsuchungen waren ihm sehr heilsam und zur Belehrung. Willig wie ein Kind hat er die Ratschläge, wurde und Zusprüche seines Seelsorgers zuletzt entgegengenommen und nach schweren Todeskampf wohl vorbereitet durch würdigen Empfange der hl. Sterbesakramente den Lauf vollendet.

In dieser der allgemeinen Heimsuchung Gottes d H urch den schrecklichen Völkerkrieg berühren wir aber auch ein leidensstarkes männliches Herz, besonders Väter und Mütter. O wie manches bekümmertes Vaterherz und besorgtes Mutterherz wird unter der Last des Kummers und des Leides zusammenbrechen. Leidensstark wird auch ein Menschenherz bloß dann sein, wenn es glaubensstark ist. In dieser Glaubensstärke müsst auch ihr lieben Angehörigen des verstorbenen Gatten, Vaters und Bruders den Verlust ertragen. Diese Leidens- und Glaubensstärke wird vielleicht uns alle noch auf die Probe stellen. Darum befolgt was die Schrift sagt: „Handelt männlich und lasset stark werden euer Herz. Für alle, die ihr hoffet auf den Herrn.“ (B. 30.25)

In diesem Glauben, in der Hoffnung und Liebe ist unser Mitbruder auf dieser Welt geschieden und in die Ewigkeit hinübergegangen. Wir können erwarten, dass er auch dafür den Lohn der Verheißung empfangen hat . Sollte aber seine Seele für so manche menschliche Schwäche, Fehler und Sündhaftigkeit erst dort im Fegfeuer die Läuterung und Reinigung fortsetzen müssen, so wollen wir sie zu erleichtern suchen durch unser Gebet und gleich jetzt noch am offenen Grabe verrichten ein andächtiges Vater unser samt dem englischen Gruße.

R. I. P.

Nachruf
am Grabe des Verstorbenen Herrn
Michael Petzenhauser, Gastwirt vom Pfelling
vom Vorstand der freiw. Feuerwehr H. Heinrich. Schmidhuber.

Liebe Mitbürger und Feuerwehrkameraden!
Hochgeehrte Freunde und teure Angehörige des Verstorbenen!

Auf den schönen Geiersberg bei Deggendorf steht am Wege ein herrliches Monument. Das Kalvarienkreuz dem lieben Heiland geweiht, welches sein letztes Tröpflein Blut zur Rettung und zum Heile der Menschheit zum Opfer gebracht.

Am Postamente dieses uns Christen so teuren Denkmals und in goldenen Buchstaben die Worte des hl. Johannes angebracht: „Lasset uns einander lieben, wie er uns geliebt hat.“

Ja deutsches Vaterland! Ja liebes Heimatland Bayern du darfst deine Familienväter lieben, wie sie dich lieben in dieser furchtbar ernsten Zeit, wo so viel teures Menschenblut fließt. Unser teurer Verstorbener hat auch seine 3 Söhne hingestellt zu jener großen Schar so viel tausend und tausend junge Männer, welche im hl. Kampfe, im Ringen auf Leben und Tod gegen eine ungeheuer große Zahl ruchloser Feinde kämpfen und das Vaterland, um unser Heim von dem Verderben zu retten. Die die Liebe geht hinüber über das Grab. O wie schön die 3 Söhne des teueren dahingeschiedenen Mitbürgers werden sich gewiß die brüderliche Heldenhand reichen hat es uns schwer Blut und Opfer gekostet. Dieses Opfer sei der Liebe dem Andenken unseres teuren Vaters im Jenseits geweiht. Ja, die Liebe geht hinüber über das Grab. Dort, wo keine Träne mehr weint, dort werden wir uns in herrlichster Siegesfreude wieder sehen. Lasset uns einander lieben wie er uns geliebt hat. Dies sei das letzte Abschiedswort an dem noch offenen Grabe unseres teuren Verstorbenen.

Unser Gebet zu einem herrlichen Wiedersehen.


Prebeck Max Pfelling 1889-1931

Worte am Grabe
des ehrengeachteten Herrn
Max Prebeck
Hofbesitzer in Pfelling

Gesprochen von H. H. Pfarrer
Simon Straßer am 27. März 1931

In christlicher Trauer Versammelte!

Der Mensch kennt wieder seinen Eingang in diese Welt, noch seinen Ausgang aus derselben. Er bleibt unseren Augen verborgen.

Nur einer wusste seinen Eingang; und das war der allwissende Gottessohn. Er spricht mit voller Gewissheit: Ich bin vom Vater ausgegangen und in diese Welt gekommen. Vor seinem geistigen Auge stand mit voller Klarheit das Kreuz und all die Marter und Pein des Ölberges und der Golgathahöhe. Von Christum den Herrn schreibt der Evangelist: „Er wusste es, welchen Ausgang es mit ihm in Jerusalem nehmen sollte.“

Uns allen hat aber der Herr über Leben und Tod, wir können sagen in seiner Weisheit, ja sogar in seiner Liebe und Barmherzigkeit Jahr und Tag, Art und Weise des Sterbens verborgen.

Ein denkender Mensch, ein gläubiger Christ sollte darum öfters, ja ich sage täglich an seine letzte Stunde denken und täglich das schöne Erinnerungsgebetchen verrichten: Ich muss sterben, und ich weiß nicht wann, nicht wo und nicht wie. Nur das eine weiß ich, wenn ich in einer Todsünde sterbe, bin ich verloren auf immer und ewig. Zwischen Zeit und Ewigkeit ist oft nur ein Augenblick.

Zwischen mir und dem Tode, sagt die hl. Schrift (I. Könige 20.30) ist nur ein Schritt. Ja, bei den heutigen zahllosen Unglücksfällen, verursacht durch unbedachtsame oder auch gänzlich unvorhergesehene Zufälle von Motoren aller Art häufen sich täglich solche traurige Ereignisse, wie ein solches am vergangenen Mittwoch nachmittags in unseren kleinen Dörflein sich zugetragen, Leider immer mehr.

Der Segen, welchen unsere so hoch entwickelte Technik gebracht hat, ist zum Unsegen geworden. Da Sterben vollzieht sich heutzutage viel schneller und unerwarteter als in früherer Zeit. Die rasende Maschine vollführt ihr Werk in einem Augenblicke. Der Sensenmann Tod hat in der Maschine einen willfährigen Mitarbeiter gefunden, der das Werk viel schneller, aber auch unbarmherziger und grausamer besorgt, als er es nach dem natürlichen Verlaufe vollbringen könnte.

Wenn uns nicht der Sarg, welchen wir soeben in die Erde gesenkt haben, es zur traurigen Gewissheit machte, was sich zugetragen, so könnte weder ich, noch die beweinenswerte Familie, noch alle, welche unseren verstorbenen Mitbrüder gekannt haben, es fassen.

Unser Mitbruder, der ehrengeachtete Herr Max Prebeck, Hofbesitzer, stand im 42. Lebensjahre in der Vollkraft des Mannesalters. Im Jahre 1920 übernahm er den väterlichen Hof, der schon in den Urkunden des berühmten Klosters Niederalteich im Jahre 741 erwähnt ist und verheiratete sich mit der Hofbesitzers der Anna Kiefl von dem ebenso alten Albertskirchen. Der selige hochwürdige Domdekan Kiefl von Regensburg hat seinerzeit das Brautpaar eingesegnet. Der grausame Tod hat dieses Band zerschnitten.

Was soll ich zum Troste der schwergeprüften Witwe und der Angehörigen sagen? Wo menschliche Worte nicht hinreichen, muss der gläubige Christ im Willen des allerhöchsten Gottes seine Kraft holen . Der Herr hat in euch gegeben, der Herr hat in euch genommen, der Wille des Herrn sei gebeneidet! Der, welcher Wunden schlägt, heilt sie auch wieder.

Was soll ich am offenen Grabe zum Lobe des Verstorbenen sagen?

Die zahlreiche Schale der Leidtragenden, die aus nah und fern herbeigeeilt sind, ist auch schon ein sprechender Beweis von der Beliebtheit des Hofbesitzers Max Prebeck. Ich sage bloß: er war ein ganzer Mann, nach allen Richtungen betrachtet.

Ein offener aufrichtiger, freundlicher, dienstbereiter Charakter. Ein gläubiger kath. Christ, der seine religiösen Pflichten jederzeit getreu erfüllte.

Über sein ewiges Heil, glaube ich brauchen wir nicht besorgt zu sein. Er hatte noch die Gnade das hl. Sakrament der letzten Ölung zu empfangen und unter den Gebeten des Priesters hat er seine Seele ausgehaucht. Um was er uns aber bittet, das ist das Gebet und sein ausgesprochener Wille: Ergrbt euch in den anbetungswürdigen Willen Gottes, wie auch ich in einer glückseligen Ewigkeit den Vater im Himmel preise. Der Wille des Herrn sei gebenedeit von nun an bis in Ewigkeit.
Amin

Nun lasst uns noch am offenen Grabe für den Verstorbenen verrichten ein andächtiges Vater unser samt dem englischen Gruß!

O Herr gib ihm die ewige Ruhe!


Probst Therese Liepolding 1873-1922

Worte am Grabe
der ehrengeachteten
Theres Probst,
Bäuerin von Liepolding.

Gesprochen am 13. Januar 1922 von
Pfarrer Simon Straßer, in Pfelling.

R. I. P.

Christliche Trauerversammlung!

Wer den Herrn fürchtet, den wird es wohl ergehen an seinem Ende und er wird gesegnet sein am Tage seines Hinscheidens. Sir. 1. 13. Dieses Wort der hl. Schrift möchte ich anwenden auf das Leben und den Tod der ehrengeachteten Theres Probst, Bäuerin von Liepolding, deren sterblichen Überreste wie soeben bestattet haben.

Die Verlebte war geboren am 26. März 1873 als die Tochter der Müllerseheleute Josef und Therese Bachl von Niedermenach. Als 22jährige vermählte sie sich im April 1895 mit dem Bauersohn Josef Brunner von Liepolding. Aber schon nach 4 Jahren zerriss der Tod das Eheband und die junge Witwe war gezwungen sich wieder zu verheiraten am 16. Mai 1900. –

Der hochbetagte Vater, der schmerzgebeugte Ehemann, ein Sohn aus erster und 6 Kinder aus zweiter Ehe beweinen nun an der Dahingeschiedenen, die beste Tochter, die treubesorgte Gattin und Hausfrau, die unvergessliche stets um das geistige und leibliche Wohl ihrer Kinder bekümmerte Mutter.

Wie mir die Verlebte auf ihrem Krankenlager mitgeteilt, war sie in ihrem Leben stets frisch und gesund gewesen. Da beschlich sie im Herbst die vorigen Jahres ein tückisches Leiden der Atmungsorgane, welche sie monatelang auf das Krankenlager warf.

Zwar hoffte sie nach der ersten überstandenen schweren Erkrankung auf Besserung aber dieselbe hielt nicht an. Die Körperkräfte der ohnehin kleinen und schwachen Person wurden buchstäblich bis zum letzten Reste aufgezehrt.

Am vergangenen Dienstag, abends 8 Uhr, verschied sie sanft und ruhig, wiederholt versehen mit den hl. Sterbsakramenten, selig wie wir zuversichtlich hoffen und erwarten können im Herrn.

Das Herz der besten Mutter hat aufgehört zu schlagen und ihr stets wachsames Auge hat sich für immer geschlossen. Freilich noch allzu früh. –

Aber deshalb treue Angehörige wollet ihr dem Vater im Himmel nicht zürnen oder allzuviel klagen. Betet vielmehr in seinem hl. Willen.

Ihr Kinder wandelt vielmehr alle Tage eures Lebens nach den Lehren und Unterweisungen, welche euch eure gute Mutter gegeben und ahmet vor allem nach ihr Beispiel, dann wird sich dieselbe auch in der Ewigkeit noch über euch freuen können nach den Worten der Schrift: „Keine größere Freude habe ich als dass meine Kinder wandeln, in der Wahrheit.“ Job. 4.

Beweiset eure Dankbarkeit vor allem durch das Gebet für eure verstorbene Mutter. Wohltaten soll man mit Wohltaten vergelten. Wohltätigkeit ist allen Lebenden angenehm aber versage sie auch einen Toten nicht. Sir. P. 37.

Kinder sollen stets eingedenk sein, das die größten Wohltäter in ihrem Leben ihre Eltern und Erzieher gewesen und sie dürfen wie es leider so oft geschieht nicht vergessen für dieselben zu beten namentlich nach deren Tod.

Die Verlebte hat nicht bloß ihrem Hause sondern der ganzen Pfarrgemeinde das Beispiel eines gottesfürchtigen und frommen Lebens gegeben. Trotz ihrer häuslichen Arbeiten fand sie auch am Sonntagnachmittagen den Weg zum Gotteshause und am Festtagen empfing sie mit ihren Kindern die hl. Sakramente.

Die Missionen in den Nachbarspfarreien Degenbach, Schwarzach und Oberwinkling im verflossenen Jahr hat sie alle mitgemacht, denn so sagte sie zu mir, man muss die Gnadenzeiten benützen solange man noch gesund ist und gehen kann.

Für alles Gute, das sie durch Wort und Beispiel in ihrem Leben gegeben, wird sie sicher ihren Lohn in der Ewigkeit erhalten. Ihr Andenken wird, wie ich eingangs gesagt, ein gesegnetes sein.

Wir aber wollen sie nicht vergessen i Wahnsinn m Gebete und jetzt gleich für ihre abgeschiedene Seele ein andächtiges Vater unser verrichten.

R. I. P.


Riedl Johann Pfelling 1880-1930

Worte am Grabe
des ehrengeachteten Herrn
Johann Riedl
Gütler in Pfelling
Gestorben am 18. November 1930.
Gesprochen von Hochw. Herrn Pfarrer
Simon Straßer.

R. I. P.

Christliche Trauerversammlung!
Ein Kampf ist es Menschen Leben auf Erden, Job 7. 1.; so spricht der vor allem Leid geprüfte Dulder Job. Aber auch jeder Christ, ohne Unterschied des Alters, des Standes und des Geschlechtes muss um Christus seinem Herrn und Meister ähnlich zu werden, Leidensprüfungen bestehen.

Das Himmelreich leidet Gewalt H, das heißt, es will erstritten sein. Ja Niemand empfängt die Krone des Lebens, schreibt der Apostel Paulus, wenn er nicht um den Siegeskranz gesetzmäßig gekämpft hat.

Diesen Kampf des Lebens hat nun vollendet unser lieber Mitbruder, der ehrengeachtete Johann Riedl, Gütler von hier.

Johann Riedl wurde geboren am 21. Juli 1880, diente als aktiver Soldat 2 Jahre beim 11. Infanterie-Regiment „von der Tann“ und wurde am 1. April 1902 wegen häuslicher Verhältnisse entlassen.

Am 11. Mai 1910 verehelichte er sich und übernahm das elterliche Anwesen.

Alsbald nach der Mobilmachung im August des Jahres 1914 wurde er einberufen und am 20. Oktober 1916 Als Nachersatz zum 21. Infanterie-Regiment ins Feld abgestellt.

Johann Riedl beteiligte sich in Flandern an sieben Gefechten. Zuletzt wurde er am 2. September 1917 in den Kämpfen bei Warneton schwer verwundet, so dass ihm der rechte Arm abgenommen werden musste.

Zwei Kriegsauszeichnungen: das Eiserne Kreuz und der Militärverdienstorden II. Klasse schmückten die Brust unseres Helden.

Es war nun ein Jammer mit anzusehen, wie der sonst kräftige Mann mit Zuhilfenahme eines künstlichen Armes die schweren Arbeiten zu Hause und auf dem Felde zu verrichten suchte.

Aber er war damit zufrieden; war er ja doch wieder in der Heimat bei seiner Familie.

Da drauf vor Jahresfrist den armen Manne eine neue, noch schwere Heimsuchung.

Es musste ihm auch der rechte Fuß im Krankenhaus zu Straubing abgenommen werden. Doch auch diese Amputation überstand er. Monatelang freilich saß er hilflos im Lehnstuhle.

Die Krankheit verzog sich nun in die inneren Organe. Johann Riedl litt rettungslos an einem Sarkom der Lungenflügel. Ärztliche Kunst suchte so lange als nur immer möglich, den Mann am Leben zu erhalten. Immer hoffte er noch auf Heilung. Er wäre ja so gerne noch ein paar Jahre bei seiner Familie geweilt.

Der Herr hat es nun anders gefügt. Wir müssen uns dem Willen Gottes jederzeit fügen. Der Wille des Herrn sei gebenedeit.

Nach wiederholtem, andächtigen Empfange der hl. Sterbsakramente ist Johann Riedl am vergangenen Sonntag, morgens 5 Uhr, nach kurzem Todeskampfe verschieden.

Er war in braver christkatholischer Mann. Ein langes und hartes Fegefeuer hat er auf Erden durchgemacht. Wir können hoffen, dass für ihn das Fegfeuer in der Ewigkeit hiedurch verkürzt werden wird. Darum wollen wir Gott bitten.

Ihr lieben Kriegskameraden, die ihr durch wiederholten Besuche euren Freund zu trösten und zu erhalten versuchtet, vergesset denselben nicht im Gebete in der Zukunft.

Jetzt aber wollen wir alle miteinander für die Seelenruhe unseres verstorbenen Mitbruders gleich ein andächtiges Vater unser samt dem englischen Gruß verrichten.

R. I. P.


Riedl Maria, Pfelling, 1885-1945

Worte am Grabe
der ehrengeachteten Frau
Maria Riedl
Landwirtswitwe von Pfelling
Gestorben am 11. August 1945
Gesprochen von Hochw. H. Pfarrer Alois Offenbeck.

Wieder ist eine müde Erdenpilgerin auf ihrem Kreuzwege an der letzten Station angelangt. Wir haben sie soeben ins Grab gelegt, ins Grab gelegt die Überreste unserer christlichen Mitschwester, der ehrengeachteten Frau Maria Riedl, Ja Landwirtswitwe von Pfelling, welche am vergangenen Samstag nach längerem Leiden, versehen mit den hl. Sterbesakramenten, im Alter von 60 Jahren, wie wir hoffen, selig im Herrn verschieden ist.

Homo, natus de muliere, repletur multis miseriis. D. h. Der Mensch, vom Weibe geboren wird mit vielem Leid erfüllt. Diese Worte des Dulders Job können wir auch auf unsere christliche Mitschwester anwenden.
Die Verstorbene hat das Licht der Welt erblickt im Jahre 1885 als Kind echt christlicher Landwirtseheleute in Schopbühl bei Mitterfels. Im Jahre 1910 trat sie mit dem Landwirt Johann Riedl von Pfelling an den Traualtar. Aus dieser Ehe waren 8 Kinder, von denen 5 schon im frühen Kindesalter starben, hervorgegangen. Das glückliche Beisammensein dauerte leider nicht lange. Riedl musste schon nach einigen Jahren, im Jahre 1914 ausziehen zur Verteidigung des Vaterlandes und kehrte nach längerem Kriegsdienste mit dem Verluste eines Armes und erschütterter Gesundheit in die Heimat zurück. Nachdem im Jahre 1928 eine Beinamputation durchgemacht hatte, musste er im Jahre 1930 für immer von seiner Familie Abschied nehmen und ließ seine schmerzgebeugte Gattin mit 3 unmündigen Kindern zurück. Waren schon die vorausgegangen Jahre seit Beginn des Ersten Weltkrieges mit all ihrer Arbeit und Mühe und Sorge um Mann und Kinder und Anwesen für die nun verstorbene Frau Riedl schwer genug, so waren die Jahre ihres Witwenstandes bestimmt nicht leichter, lastete ja nun alles auf ihren Schultern.
Ein herber Verlust traf die Verstorbene noch im Jahre 1936 durch den Tod des Sohnes Josef im Blütenalter von 16 Jahren. So war ihr Lieben reich und Sorge und Arbeit, aber auch reich und Güte und sorgende Liebe für Gatte und Kinder und reich an Prüfungen und Leiden. Besonders die letzte Zeit, die Jahre und Monate ihrer Todeskrankheit, waren für sie eine schwere Leidenszeit, ein harter Kreuzweg. Aber sie trug ihr Kreuz mit christlichen Geduld und mit ruhiger Ergebenheit sah sie den Tode der entgegen. Nur einen Wunsch, nur eine Bitte hatte sie noch, nur eine Sehnsucht hielt sie noch aufrecht, die Sehnsucht ihren bei der Wehrmacht stehenden Sohn noch einmal zu sehen und mit ihm sich aussprechen zu können. Viele Mütter halten in diesen Tagen und Monaten sehnsüchtige Ausschau nach ihren Söhnen oder Gatten, aber vielleicht wenige mit solcher heißer Sehnsucht wie Frau Riedl, die ja wusste, dass ihre Tage gezählt waren. Ja, es hatte den Anschein, als ob diese Mutterliebe, diese heiße Sehnsucht die schwindenden Kräfte, Ja das fliehende Leben noch aufhalten könnten, als ob sie nicht sterben dürfte bevor sie noch den Sohn wieder gesehen hatte. Und auch der Sohn hatte in diesen Tagen keine Ruhe mehr, es war ihm als ziehe ihn etwas nach Hause und alle Hindernisse überwindend strebte er der Heimat zu um Mutter und Schwester begrüßen zu können. Aber was er fand war eine Tote! Eine Stunde vorher hatte die Mutter die Augen geschlossen. Ein tragisches Geschick!

Die Verstorbene war eine tiefreligiöse Frau und Glauben um Gottvertrauen gaben ihr die Kraft, all das mit christlicher Starkmut zu tragen, was die Vorsehung ihr sandte. Auf dem Sterbebett sagte sie mir, als ich von Gebet und Gottvertrauen zu ihr sprach: ja, Gebet und Gottvertrauen hat mich meine Mutter schon gelehrt. Glücklich der Mensch, der so sprechen kann, der im Sterben noch Kraft und Trost schöpfen kann aus dem religiösen Fundament, das eine christliche Mutter ins Kinderherz gelegt hat.

Das religiöse Fundament wurde durch Leiden und Prüfungen nicht erschüttert sondern noch mehr befestigt. Die Heimsuchungen waren für sie wirklich Heimsuchung – Führung zu Gott. Darum sah man Sie auch jeden Herz-Jesu-Freitag an der Kommunionbank, darum hat sie sich auch von Anfang an der Mutter der Schmerzen in unserer Bruderschaft geweiht, darum war sie auch eine eifrige Förderin des lebendigen Rosenkranzes. Kann es uns da jemand übel nehmen, wenn wir in der Tatsache, daß ein Samstag, der Tag der Mutter Gottes, ihr Sterbetag war, dass sie am Vorabend von Maria Himmelfahrt ins Grab gebettet wurde, eine Vorbedeutung sehen wollen, dass die liebe Gottesmutter ihr Kind, das ihren Namen getragen, das sie so viel verehrt und so viel zu ihrer Ehre getan hat und das ihr auch im Leiden ähnlich geworden ist, dass sie dieses ihr Kind unter ihrem Schutz genommen hat, dass sie es ihrem Sohn empfohlen hat, ihren Sohne vorgestellt hat, daß sie ihm bei ihrem Sohne Mittlerin und Fürsprecherin geworden ist. Von ihr gilt ja auch das Wort des Herrn: selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. Diese Gedanken mögen für die Hinterbliebenen ein Trost sein in ihrem Schmerze, für uns aber eine Mahnung in Kreuz und Heimsuchungen nicht zu wanken sondern auszuharren in Geduld und Gottvertrauen nach der Verheißung des Heilandes: wer ausharrt bis zum Ende, der wird gerettet werden.

Für unsere Liebe mit Schwester wollen wir die hl. Seelengottesdienste aufopfern und jetzt für sie beten ein andächtiges Vaterunser.
R. I. P.


Rothammer Ludwig, Ainbrach, 1875-1934

Trauerworte
am Grabe des Ehrengeachteten Herrn
Ludwig Rothammer
Mühlenbesitzer in Ainbrach.
Gesprochen am 19. Dezember 1934 von H. H. Pfarrer Giedl in Schambach.

Christliche Trauerversammlung!
Beim Einzug eines Leichenbegängnisses in den Friedhof betet der Priester: „Mögen die Engel Gottes dich ins Paradies geleiten, bei deiner Ankunft mögen dich aufnehmen die Märtyrer und führen in die himmlische Stadt Jerusalem, der Engelchor möge dich empfangen und mit dem armen Lazarus mögest du im Besitz nehmen die ewige Ruhe.“ Bei jedem Leichenbegängnis betet das der Priester und wünscht von ganzem Herzen die Erfüllung dieser Bitte. Werden die Engel- und Heiligenchöre heute nicht ganz besonders gerne diese Bitte erhöhren, wo wir einen Mann zu Grabe geleiten, der einer der Besten unter uns war, aus dessen milden Augen stets das Licht der Gottesliebe und Nächstenliebe leuchtete, der darum allen ein Vorbild war, aller Zuneigung besaß?

Unser verstorbener Mitbrüder, Ludwig Rothammer, Mühlbesitzer von Ainbrach, wurde geboren am 12 August 1875 in Grünbühl, Pfarrei Schwarzach. Seine Eltern verkauften ihr dortiges Anwesen und erwarben das Mühlanwesen in Ainbrach. Am 10. Mai 1907 übernahm Ludwig dieses elterliche Anwesen und verheiratete sich mit der Jungfrau Maria Petzendorfer von Entau. Der glücklichen Ehe entsprossen 13 Kinder von denen 6 den Eltern in die Ewigkeit vorausgingen. Die übrigen 7 stehen in tiefstem Schmerz am Grabe ihres innigstgeliebten Vaters. Ich glaube, es ist uns allen zu Herzen gegangen, als wir die Trauerkunde vom Tode dieses lieben guten Mannes erfahren haben.

Dieser Mann hat sich geplagt in früher Jugend schon und über seine Kräfte, so dass er an den Folgen davon zeitlebens zu tragen hatte. Die Früchte seiner Arbeit hat er nicht verschwendet, aber auch nicht in Geiz zusammengehalten. Jedem, der mit einer Bitte sich im nahte, Ja hat er geholfen; keinem Hilfsbedürftigen schickte er unbeschenkt fort. Trotz seiner großen Wohltätigkeit litt sein Anwesen keinen Schaden; im Gegenteil, Wohltaten spenden bringt eben Zinsen von oben, den Segen Gottes.

Wie er keine Hilfe überweigern konnte Komma so konnte er keinem Feind sein. Er war ein friedliebender, gütiger, wohlwollender Charakter, der nichts von Stolz und Anmaßung an sich hatte. Er hat keinen Großen beneidet und keinen Armen verachtet. Er war ein Ehrenmann durch und durch. Darum haben ihn alle gern gehabt und jedem tat es wohl in seiner Gesellschaft; und es dürfte ihm kaum zu hoch gegriffen sein die Behauptung: Dieser Liebling seiner Mitmenschen war auch ein Liebling Gottes. Weil er Gott liebte, gerne betete, gerne in die Kirche ging und oft die hl. Sakramente empfing, darum hatte er auch die Kraft, eine Reihe schöner Tugenden fortwährend zu üben.

Seine Religiösität hatte nichts Aufdringliches, war still, aber echt und fest. Er hing mit Liebe an Gott, an seiner Kirche und ihren Priestern und hat nie etwas auf sie kommen lassen. Aus seiner religiösen Überzeugung hat er nie einen Hehl gemacht, darum wird ihn auch Jesus als seinen Jünger bekennen vor seinem himmlischen Vater. Wie er selbst ein guter katholischer Christ war , so suchte er auch seine Kinder zu tauglichen Menschen und guten Christen zu erziehen; und er hat mit der verantwortungsvollen Erziehungsarbeit auch schönen Erfolg gehabt. Seine Kinder können ihm ins Grab nachrufen: “Vergelt‘s Gott, lieber Vater, für das Beste, das du uns gegeben hast, dass du uns zu ordentlichen Menschen und Christen gemacht hast und den Grund gelegt hast, dass auch wir einmal zu dir ins himmlische Paradies kommen können.“

Als richtiger Christ verstand unser lieber verstorbener Mitbruder, auch das Kreuz in rechter Weise zu tragen. So habt er nebst dem täglichen Kreuz das Kreuz der geduldigsten und hingebendsten Pflege seine jahrelang kranken Frau getragen, bis sie vor 1 ½ Jahren der Tod erlöste. Es mag wohl sein, dass dieses Kreuz für seine Schultern doch etwas zu schwer war; denn seitdem ging es nicht mit seiner ohnehin schwachen Gesundheit immer mehr abwärts, immer Ärger wurde sein Herzleiden, verbunden mit Asthma. Aber auch dieses Kreuz der Krankheit trug er still und ergeben, des öfteren Stärkung suchend im Empfang der hl. Sterbesakramente, bis der Herr, der alles gesehen, ihm alles Kreuz abnahm und ihn zu sich ins bessere Jenseits berief.

Lieber, guter, verstorbener Mitbruder, du hast das schwerste gut überstanden. „Selig sind die Toten, die im Herren sterben; von nun an, spricht der Geist, sollen sie ausruhen von ihren Leiden und ihre Werke folgen ihnen nach,“ Wie schön und trostreich klingen diese Worte an diesem Grabe. Dein Leiden, guter Mann, ist vorüber und der überreiche Lohn für alle deinen guten Werke, für alle deine Tugenden und für all dein Kreuz ist dir zuteil geworden. Haben dich deine Mitmenschen zu schätzen gewusst, noch mehr hat dein Gott und Herr dich gekannt und geschätzt und belohnt.

Sollte aber das allsehende Auge noch einiges, der Reinigung bedürftiges, an dir entdeckt haben, deine Kinder und alle, die dich kennen und lieben gelernt haben, werden dich nicht vergessen und dir so ausgiebig als möglich helfen, damit du baldigst deinen hohen Platz im Himmel einnehmen darfst. Von Herzen gern wollen wir alle jetzt für deine Seelenruhe beten ein andächtiges Vaterunser und den englischen Gruß.

R. I. P.


Rothammer Maria Ainbrach um 1880-1920

Grabrede
bei der Beerdigung der achtbaren Frau
Maria Rothammer
Mühlbesitzergattin
von Ainbrach

gehalten von Hochw. Herrn Pfarrer
Johann Baptist Gietl.

R. I. P.

Christliche Trauerversammlung!

Der Tod, der unsere Natur zerstört, Leib und Seele voneinander trennt, ist der mächtige, vor dem alles zittert, dem alle zu entfliehen suchen. Alle? Nein, nicht alle. Es gibt manche, die den Tod herbeisehnen als alleinigen Erlöser von langen und fast unerträglichen Schmerzen.

Ein Erlöser ist der Tod auch gewesen für unsere Verstorbene Mitschwester, die achtbare Frau Maria Rothammer, Mühlbesitzersgattin von Ainbrach.

Wer kannte sie nicht, und mit bemitleidete sie nicht aufs innigste, die Schmerzensfrau von Ainbrach, die seit 10 Jahren das kostbare Gut der Gesundheit verloren hatte, die ein äußerst schmerzhaftes Gichtleiden langsam, Ja aber unaufhaltsam dem Tode entgegenführte?

Anfangs hoffte die kaum vierzigjährige Frau auf Wiederherstellung der Gesundheit. Sie konnte es nicht glauben, daß Ja man so früh schon dem Tod entgegengehen müsse. Sie suchte ärztliche Hilfe, suchte Hilfe im Gebet und ließ beten, daß Sie wieder gesund werde. Aber statt der erhofften Genesung ging es immer und immer abwärts. Wie schwer kam es hier an, daß sind nicht mehr aufs Feld konnte, daß sie nicht mehr ihre häuslichen Arbeiten verrichten konnte, während andere, gleichaltrige und ältere Leute gesund ihren Arbeiten nachgehen konnten. Doch als sie erkannte, daß nichts mehr ihr helfen könne, daß es Gottes Wille sei, nach langem Schmerzenslager in die Ewigkeit hinüberzugehen, da brachte sie das große, schwere Opfer, sie ergab sich in Gottes Willen. Sie suchte Trost und Kraft zur Ertragung ihrer harten Leiden durch öfteren Empfang der hl. Sakramente, durch Gebet und Betrachtung der Heilswahrheiten; daß alle Leiden nur kurze Zeit dauern Ja, der Lohn aber ewig sei, daß alle Leiden dieser Zeit nicht zu vergleichen seien mit der kommenden Herrlichkeit, daß Gott abwischen wird jede Träne von den Augen der seinen. So trug sie ihr schweres Leiden Gott zuliebe und brachte es so weit, auch in den Schmerzen noch zu beten: Herr, schneide, brenne, kreuzige in diesem Leben, wie du willst , nur schone in meiner in der Ewigkeit! Wahrlich ein langes, schweres Fegfeuer auf dieser Welt musste unsere verstorbene Mitschwester durchmachen; und wir wollen hoffen, daß diese hart geprüfte gleich nach ihrem Hinscheiden ins himmlische Vaterhaus einziehen durfte. „ Selig sind die Toten, die im Herren sterben, von nun an, spricht der Geist, sollen sie ausruhen von ihren Leiden und ihre Werke Folge ihnen nach.“ Das ist der beste Trost für Gatte und Kinder: Unsere Mutter hat durch einen langen, harten Kreuzweg einen schönen Himmel sich verdient. Doch dürfen wir nicht vergessen die Wahrheit, daß das Auge des ewigen Richters ein sehr scharfes ist und auch die kleinsten Fehler und Mängel entdeckt. Und wer ist so rein wie ein Engel, daß er gleich bei seinem Tod in den Himmel einziehen kann? Darum mahnt uns die Kirche, den Verstorbenen zu Hilfe zu kommen durch Gebete, Opfer und gute Werke, um ihre Reinigungszeit abzukürzen. Diesen letzten Liebesdienst wollen wir im Verein mit ihren Angehörigen unserer Verstorbenen Mitschwester erweisen, ihr zu Hilfe kommen, wenn Sie Hilfe braucht, durch unser andächtiges Gebet.

Vater unser . . .

R. I. P.


Schmidhuber Heinrich Pfelling 1848-1925

Worte am Grabe
des ehrengeachteten Herrn
Heinrich Schmidhuber
ehemaliger Schmiedmeister
von Pfelling.

Gesprochen von Hochw. Herrn Pfarrer
Simon Straßer am 4. Februar 1925.

R. I. P.

In christlicher Trauer Versammelte!

Die große Zahl der Leidtragenden, welche sich aus allen Schichten der Bevölkerung von nah und fern sich in dieser Stunde in unserem kleinen Pfarrdorfe zusammenfanden ist schon allein Beweis genug von dem Rufe und der Bedeutung des Mannes, welchen wir soeben unter den Gesängen und Gebeten unserer hl. Mutter der Kirche der Grabesruhe übergeben haben. Es würde sich dennoch eine eigentliche Grabrede erübrigen. Indes verehrte Trauergäste selbst auf die Gefahr hin, daß ich dem schlichten und bescheidenen Sinne unseres Verlebten Mitbruders etwas zu nahe treten muss, kann ich es nicht unterlassen, in etwas längerer Ausführung den Lebensgang und die öffentliche Tätigkeit des ehrengeachteten Heinrich Schmidhuber, ehemaliger Schmiedmeisters und Privatiers, dahier, zu schildern. Ehre wem Ehre gebührt, gilt sowohl im Leben als auch am Grabe.

Heinrich Schmidhuber war geboren am 24. Juni 1848 als der einzige Sohn der Schmiedeheleute Thomas Schmidhuber und seiner Ehefrau Walburga. Der Knabe zeigte außerordentliche Begabung und kam nachdem er durch den Ortspfarrer hier Vorbereitungsunterricht erhalten hatte, in die zweite Klasse des Gymnasiums in Metten.

Aber schon nach einem Jahre musste derselbe die Studiumlaufbahn wieder aufgeben und in das Haus seines Vaters zurückkehren, um das Schmiedehandwerk zu erlernen.

Dessen die Kenntnisse, welche er sich erworben und die er durch eifriges Selbststudium erweiterte, befähigten ihn zu den verschiedenen Ämtern und Stellungen, welche er im öffentlichen Leben bis in das Greisenalter mit bewundernswertem Eifer und seltener Tatkraft innehatte.

Er war langjähriger Schätzmann der staatlichen Hagelversicherung und die Werbevorträge welche er hielt, führten ihn in verschiedene Gegenden Niederbayerns bis tief hinein in den bayerischen Wald. Als Rechner der hiesigen Vieh- und Pferdeversicherungsvereins hat er namentlich viel Gutes gewirkt. Er ging Tag und Nacht, wenn ein Unglücksfall eingetreten war, und bemühte sich auch in höchst zweifelhaften Fällen die Versicherungs-Summe zu erhalten. Der hiesigen freiwilligen Feuerwehr war er lange Jahre Vorstand und eifriger Gönner. Dem Darlehenskassenverein Pfelling gehört er als Gründungsmitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrates bis zum Tode an. Während der unseligen Kriegszeit führte er auch noch die Gemeindeschreiberei.

Man muss die Vielseitigkeit Uund die Arbeitskraft des Mannes bewundern, seinen Opfersinn und seine Uneigennützigkeit, da er viele Stunden der Nacht im Dienste der Allgemeinheit zugebracht.

Die Behörden wussten wohl die Tätigkeit dieses Mannes einzuschätzen und seine Verdienste zu würdigen

Das Verdienstkreuz und das König-Ludwig-Kreuz schmückten die Brust des einfachen Mannes aus dem Volke.

Er war ein treuer anhänglicher und ergebener Untertan seines angestammten Herrscherhauses. Aber er war noch weit mehr, er war noch mrhr seiner Kirche und seinem Gott treu. Heinrich Schmidhuber war ein ganz und gar katholischer Mann.

Er besaß eine tiefe gründliche Kenntnis der Lehren unserer hl. Kirche, rin hohes Verständnis von der Bedeutung des Ritus und der Ceremonien, wie man sie äußerst selten bei einem Laien antreffen mag. Eine musterhafte Hingabe und das von Christus gesetzte Oberhaupt der den Papst zeichnete ihn aus; Unterordnung unter den Bischof und den Priester, in deren Gesellschaft er gern verkehrte. Aus dieser Glaubens-Erkenntnis erwuchs seine Gewissenhaftigkeit in Erfüllung seiner Christenpflichten. Seine religiöse wie politisch Überzeugung war eine unerschütterliche und keine schwankende und wankende, wie das heutzutage leider bei so vielen sogenannten Namenskatholiken der Fall ist, die sich einem gewissen äußerlichen und oberflächlichen Scheinchristentum begnügen und wenn es gilt, die Rechte der Kirche zu verteidigen sicher auf die Seite stellen oder gar mit den offenen und versteckten Kirchenfeinden verbinden.

Uneingedenk des Wortes des Herrn: „Wer mich vor den Menschen bekennt, den werde ich auch bekennen vor meinem Vater der im Himmel ist; wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich verleugnen vor meinem himmlischen Vater.“ Welch furchtbares Weh wird der göttliche Richter über solche einst aussprechen. Weichet ihr Verfluchte in das ewige Feuer, das dem Teufel bereitet ist, ich kenne euch nicht! Und dabei berufen sich wohl solche Namenskatholiken auf eine vermeintlich Gewissensfreiheit, als ob es einem katholischen Christen freistünde, zu glauben und zu tun was ihm beliebe oder was eben den modernen und wechselnden Anschauungen der sogenannten Weltmenschen entspricht. Nein, nicht etwa die Überzeugung ist es, als ob sie sich im Irrtum befänden. wenn sie sich ganz oder gar nach den Vorschriften und Gebräuchen der Kirche richten. Nicht zartes Gewissen ängstigt sie, sondern schuldbeladenes Gewissen drückt sie. Der Heide Cicero hat ein für alle mal solche charakterschwachen Menschen gekennzeichnet, er nennt sie „Menschen ohne alle Treu und Glauben“.

Anders dachte, redete und handelte unser verstorbener Mitbruder. Aus seiner tiefen katholischen Glaubens- und Lebensauffassung entsprang das kindlich fromme Leben. Der Gerechte lebt ja aus dem Glauben, sagt die hl. Schrift. Mehr als 15 Jahre hindurch versah Heinrich Schmidhuber zu seinen vielen Diensten auch noch das Amt des Mesners im hiesigen Pfarrdorfe und was er zum Schmucke des Altars, zur Zierde des Gotteshauses und des hl. Grabes in der Osterwoche getan, ist wohl unvergesslich im Gedächtnis aller Pfarrangehörigen. Als kindliche Verehrer der Gottesmutter, empfing er gerne an ihren Festtagen die heiligen Sakramente. War Mitglied und Jubelsodal der Marianischen Kongregation und versäumte während 55 Jahren nur 2mal, durch häusliche Verhältnisse gezwungen, das Hauptbruderschaftsfest in Straubing. Die Pilgerzüge nach der uralten marianischen Kultstätte nach Altötting machte er in seinen Greisenalter noch wiederholt mit.

Das wäre in kurzen Umrissen das Lebensbild eines Mannes, dessen Andenken in der Geschichte unseres Heimatdorfes unvergesslich bleiben soll und dessen verdienstvolles Wirken auch in weiteren Kreisen ein gesegnetes war. Nun hat der Herr ihn zu sich berufen, nachdem er noch des Greisenalters Mühe, Beschwerde und Leiden bitte empfinden musste. Nach kurzer Krankheit ist der wohl versehen mit den Gnaden-Mitteln unserer hl. Mutter der Kirche entschlafen.

Möge er die Einladung des göttlichen Richters vernommen haben: Wohlan du guter und getreuer Knecht, weil du in wenigen getreu warst, will ich dich jetzt über vieles setzen. Geh ein in die Freuden deines Herrn. Sollte aber wegen mancher Fehler und Unvollkommenheiten, wie sie nun einmal jeden Menschen anhaften seine Seele noch der Reinigung im Fegfeuer unterworfen sein, so wollen wir dem Verstorbenen Mitbruder aufopfern das Gebet und an seinem offenen Grabe noch verrichten ein andächtiges Vater unser samt dem englischen Gruß.

R. I. P.


Schmidhuber Josef Pfelling 1876-1957

Trostesworte
am Grabe des ehrengeachteten Herrn
Josef Schmidhuber
Schmiedemeister von Pfelling

R. I. P.

Gesprochen am 25. 3. 1957.

Christliche Trauerversammlung!

Die Apostelgeschichte berichtet in 20. Kapitel ein ergreifendes Erlebnis. Der Völkerapostel Paulus hatte die Ältesten der Kirche von Ephesus versammelt und hielt an sie eine kurze, aber aus den Tiefen des Herzens kommende Abschiedsrede. Zuerst weist er sie daraufhin, wie er in Demut und Tränen und Prüfungen Gott den Herrn diente indem er Zeugnis gab vom Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, und schließt dann mit den Worten: „Und nun siehe, ich weiß, dass ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, ihr alle, unter denen ich dahin gezogen bin, das Reich Gottes zu verkünden. Und nun empfehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade“. Und nachdem er dies gesagt hatte, kniete er nieder und betete mit ihnen allen. Es erhob sich aber ein lautes Weinen von allen. Sie fielen Paulus um den Hals und küssten ihn. Am meisten aber waren sie betrübt über das Wort, das er sagte, sie würden sein Angesicht nicht mehr sehen. Und sie geleiteten ihn an das Schiff.

Wir haben heute einem lieben Mitbruder, dem ehrengeachteten Herrn Altmeister Josef Schmidhuber von Pfelling mit Trauer und Klage das Geleite gegeben bis an das Gestade. Denn der Rand des Grabes ist das Ufer einer anderen Welt und der Sarg ist wie ein Schiff, das kostbare Fracht sorgsam behütet und durch die Sturmflut der Zeit trägt. Ein leichter Schlaganfall hat ihn an seinem 81. Geburtstag von Esse und Amboss gerufen und ihm Feierabend geboten. Und wie St Paulus sprach der charaktervolle Mann sanft und ergeben zu den Seinen: ich weiß, dass ihr mein Antlitz nicht mehr sehen werdet. Mit Andacht und Ergebung empfing er wiederholt die hl. Sterbesakramente und unter Gebet und Tränen geleiteten im Gattin und Kinder in den ersten Morgenstunden des vergangenen Freitages an das Schiff.

Als Vorbild in Leid und in Trauer haben wir den Gottessohn, der im Geiste erschauerte, als man ihm den Tod seines Freundes Lazarus meldete. Der König der Liebe weint am Grabe seines Freundes. Mit Christus aber wollen wir mitten im Herzeleid zum himmlischen Vater emporschauen und in bitten. Es ist kein Herz zu arm und so elend, dass es nicht Trost finden könnte im Wort die Gottes.

Ein christlicher Charakter ist mit unserem Mitbruder aus dem Leben geschieden. Eine Paulusnatur wirkte in seinem Herzen. Das Reich Gottes aufzurichten im eigenen Herzen, in der Familie, in der Umgebung, im öffentlichen Leben: diesem Hochziel galt sein Denken. Ja Dieser edlen Aufgabe widmete er die Kräfte seines Leibes und seiner Seele. Schon vom Elternhaus her hat unser Bruder eine tüchtige religiöse Mitgift auf den Lebensweg als Ahnenerbe mitbekommen. Dieses Erbe bewahrte er durch eine ernste Jugendführung und hielt es ….[Fehlstelle]


Schmidhuber Rosina Pfelling 1885-1957

Trostesworte
am Grabe der ehrengeachteten Frau
Rosina Schmidhuber
Schmiedemeistersgattin von Pfelling
R. I. P.

Gesprochen 18. 4.1957

Christliche Trauerversammlung!
Als Jesus gekreuzigt wurde, lagerte sich vor der 6. Stunde eine dichte Finsternis über die ganze Erde bis zur 9. Stunde. Da rief Jesus mit lauter Stimme und gab seine Geist auf. Und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei, die Erde bebte und die Felsen zersprangen, Gräber öffneten sich und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf.

So trauerte die Natur beim Tode Jesu.

Wo immer ein Kreuz aufgerichtet wird vor den Augen der Christen, da wiederholt sich in ähnlicher Weise die Trauer der Natur. Da umflort und verdunkelt sich der Blick in tiefer Trauer, da bebt das Herz in hartem Weh, da geht ein schmerzlicher Riss durch alle Bande der Familie. Denn das Leben und der Tod der Christen hat in jedem einzelnen Augenblick Ähnlichkeit mit dem Leben und Tod dessen, von dem wir Jünger und Jüngerinnen des Herrn den Namen tragen.

Gottes Vorsehung hat ein neues Kreuz – das zweite innerhalb 3 Wochen – aufgerichtet an diesem Grabhügel. Die ehrengeachtete Frau Rosina Schmidhuber hat sich in wochenlanger aufopfernder Pflege ihres Gatten den Todeskeim geholt. Gottergeben und versehen mit allen heiligen Sterbesakramenten ist sie im Alter von 71 Jahren während der Heiligen Messe, die sie in gesunden Jahren täglich besuchte, ebenso aufopfernd und selbstlos von ihren Kindern gepflegt, am Dienstag früh gestorben. Geboren am 30.10.85 in Pfelling, verheiratete sie sich am 7.6.1905 mit Herrn Josef Schmidhuber. 8 Kindern hat sie das Leben geschenkt. Auf dem Boden des Glaubens stehend hat sie gelernt Opfer zu bringen. Und weil sich eine christliche Mutter als Weckerin und Hüterin des übernatürlichen Lebens fühlt, so scharte sie ihre Kinder um das Kreuz und lehrte sie mit dem Hauptmann auf Golgatha in Wort und Tat das Bekenntnis abzulegen: „ Wahrhaft dieser war Gottes Sohn.“ Und diesem Gottessohn hat sie auch gerne eine Tochter im Ordensstande geopfert.

Aus der Heiland am Kreuze gestorben war, also das Opfer seines Lebens vollendet und ausgelitten hatte, da wich allmählich das Dunkel und die Sonne strahlte wieder im alten Glanze. Der Trauerzug bewegte sich nach Hause. Herzeleid und Weh begleiteten die Schar der Getreuen bis in die Räume ihrer Wohnungen.

Ähnlich mag es auch euch ergehen, ihr gottgeprüften Kreuzträger, die ihr Vater und Mutter so schnell verloren habt. Aber vergesset in diesen dunklen Stunden nicht die Siegeskunde des Christentums: Christus ist auferstanden von den Toten. Im Boden schlummert das Saatkorn, es trägt eine Verheißung in sich und diese Verheißung trügt nicht. Im Sarge schlummert ein Saatkorn und wir schauen im Glauben einen Frühling, wo H der Leib auferstehen wird zu ewiger Herrlichkeit. Fünf Sonnenstrahlen dringen aus den 5 Wunden des Gekreuzigten und diese 5 Sonnenstrahlen trocknen alle Tränen des Abschiedes und der Trennung. Diese fünf Sonnenstrahlen zeigen ein leeres Grab und predigten uns von der Auferstehung.

So lasst uns Abschied nehmen von diesem heiligen Elterngrab mit dem frohen Bekenntnis: Ich glaube an die Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben.
Amen.


Schreiber Rosina Pfelling 1888-1940

Worte am Grabe
der ehrengeachteten Frau
Rosina Schreiber
Förgensgattin in Pfelling

Gesprochen von H. H. Pfarrer Offenbeck
am 26. Juni 1940.

R. I. P.

Christliche Trauerversammlung!

Tiefe Trauer ist eingekehrt in der Förgensfamilie in Pfelling. Die Gattin und Mutter ist unerwartet schnell gestorben. Vor kaum 8 Tagen war sie selbst noch bei einer Beerdigung in Bogen nicht ahnend , dass man sie selbst so bald auf diesen letzten Gang begleiten werde. Frau Rosina Schreiber, Bauers- und Förgensgattin von Pfelling, deren sterbliche Überreste wir soeben der geweihten Erde übergeben haben, ist geboren am 21. Januar 1888 zu Höhenberg. Als Kind von 5 Jahren verlor sie schon ihre Mutter und nicht lange Zeit darauf auch ihren Vater. Sie kam zu fremden Leuten und musste sich bald selbst ihr Brot verdienen. Im Jahre 1909 trat sie mit den Förgenssohn Franz Schreiber zu Pfelling an den Traualtar.

Die Ehr war gesegnet mit 9 Kindern. 2 davon starben schon im Kindesalter, 6 stehen tieftrauend am Grabe ihrer lieben Mutter. Einer steht draußen an der Westfront zum Schutze des Vaterlandes; er konnte seine liebe Mutter nicht mehr sehen. Vor 26 Jahren mußte ihr Mann ins Feld ziehen und die junge Frau mit 5 unmündigen Kindern in der Heimat zurücklassen. So hat sie auch in 2 Kriegen für das deutsche Vaterland gelitten und geopfert. Vor 2 Jahren ist sie ernstlich erkrankt . Sie machte das Gelübde zur Mutter Gottes in Weißenberg zu wallfahren, falls sie wieder gesund würde. Ihre Gesundung machte erfreuliche Fortschritte und vor etwa 14 Tagen hat sie durch eine Wallfahrt nach Weißenberg ihr Versprechen eingelöst. Von langer Krankheit und Siechtum hat sie Gott befreit, sie glaubte sich am Ziele ihrer Sehnsucht nach Gesundheit und nun hat sie Gott schnell und unerwartet heimgeholt für ein besseres Leben, wo es keine Krankheit und Leiden mehr gibt.

Obwohl sie bei ihrer Erkrankung vor 2 Jahren die Hoffnung auf Wiedergenesung nicht aufgab, so war es doch für sie eine Mahnung, sich bereitzuhalten für die letzte Stunde, einer Mahnung, die sie wohl nicht mehr vergaß. Vielleicht hat sie auch dieser Umstand im Jahre 1938 bewogen unserer Bruderschaft von den 7 Schmerzen Mariä beizutreten um in ihrem eigenen Leib ein Vorbild, eine Trösterin und Schützerin zu haben. Vielleicht hat es die Gottesmutter besser für Sie gemeint, indem Sie ihre Schützerin wurde für einen guten Tod. Am Samstag nachts wurde sie plötzlich schwerkrank, ihr Zustand war sofort lebensgefährlich, Sie empfing die hl. Sterbesakramente und nach einem zweitägigen qualvollen Schmerzenslager ist sie unter dem Beistand und den Gebeten des Priesters bei klarem Verstande ruhig und gottergeben verschieden.

Sie ist uns vorangegangen, über kurz oder lang werden wir alle ihr nachfolgen. Wir sind zu beschäftigt und haben so viel Wichtiges zu tun und so viele Pläne zu schmieden, dass wir gar leicht auf das eine notwendige vergessen, auf unsere unsterbliche Seele. Aber wenn man so an einem Sterbebett steht, da wird so manches Wichtige ganz unwichtig und klein und unbedeutend, dagegen tritt in seiner vollen Schwere und Bedeutung das Wort der ewigen Wahrheit vor unser Auge: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Stelle schaden leidet?“

Wir sind Pilger hier auf Erden, wir haben hier keine bleibende Stätte, wir suchen die Zukünftige, wir streben nach neuen Ufern. Es wird oft schon schwer empfunden, an diesseitigen Ufern warten zu müssen! Wie schwer wird es erst sein, das Warten am jenseitigen Ufer, das uns trennt von der glücklichen Vereinigung mit Gott, das es zurückhält am Reinigungsorte.

Möge es unsere christlichen Mitschwester beschieden sein, nicht lange am jenseitigen Ufer warten zu müssen, sondern recht bald in die ewige Heimat zu gelangen, wo es keine Leiden, keinen Schmerz, keine Trennung mehr gibt. In diesem Sinne wollen wir für sie die hl. Messopfer aufopfern und gleich jetzt für Sie beten ein hl. Vater unser.

R. I. P.


Stadler Jakob Seiderau 1880-1914

Grabrede
gehalten zu Waltendorf
am 30. Dezember 1914
bei Beerdigung des Krieges
Jakob Stadler
von Seiderau,

Gefreiter im 3. Fuß-Art.-Rgt.

Christliche Trauerversammlung!

In seinem Rundschreiben an alle katholischen Kirchenfürsten der Welt hat der neue Papst Benedikt XV. – vor wenigen Wochen – auch seinen Schmerz über die Trübsale der Kriegszeit Ausdruck gegeben. Und er sagt, daß sein Herz brechen möchte bei dem Schauspiel, welches Europa – und mit ihm die gesamte Welt gewährt. Das grausigste Schauspiel, und das schmerzlichste vielleicht in der Geschichte der Zeiten. „ Wahrlich, es scheinen jene Tage gekommen zu sein, von denen Christus vorhersagte: „ Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören . . . Denn es wird Volk wider Volk aufstehen, und Reich gegen Reich! (Math. 24,6.7) Das entsetzliche Gespenst des Krieges herrscht allenthalben, und fast kein anderer Gedanke beschäftigt den menschlichen Geist. Große und blühende Nationen sind dort auf der Schlachtfeldern. Was Wunder, wenn sie (gut ausgerüstet, wie sie sind) mit den schrecklichen Mitteln, welche der Fortschritt der militärischen Kunst erfunden hat, in ungeheuerlichen Gemetzeln aneinandergeraten? Die Ruinen, die Blutbäder sind ohne Grenzen; täglich bedeckt sich die Erde mit Toten und Verwundeten. Sollte man glauben, daß diese Völker, daß eine bewaffnet gegen das andere, alle von einem Urvater abstammen? Daß sie alle derselben Natur sind – und Teile derselben menschlichen Gesellschaft? Wer würde in ihnen Brüder wiedererkennen: Söhne eines einzigen Vaters, der im Himmel ist? Und inzwischen, während man von der einen und der anderen Seite mit unermeßlichen Heeren kämpft, seufzend die Völker, die Familien, die Einzelpersonen in Schmerz und Elend; den traurigen Folgen des Krieges. Im Übermaße mehrt sich Tag und Tag die Schar der Witwen und Waisen; in Folge der unterbrochenen Verkehrswege stockte Handel . . . In Angst sind die Wohlhabenden; die Armen verlassen; alle in Trauer.“

Das ist das Bild des Krieges; da ist der Gräuel des Krieges; dies das Weh des Krieges.

Eine Witwe in den schönsten Jahren klagt heute um den verlorenen besten Gatten Mit dem sie in glücklicher Ehe gelebt; ein liebender Vater schaut dem teuersten Sohne ins frühe Grab: Wehmutsvoll zugleich des anderen Sohnes (Anton) gedenkend, der noch im Felde steht und kaum weiß, daß sein Nachbar-Bruder heute hier in die Friedhofserde gesenkt wird; und die Kinder-Waisen aus dieser so jäh zerrissenen Familie werden noch oft und oft fragen: „ Mutter, warum dürfen wir denn unseren guten Vater nicht mehr wiedersehen?“

Wir betrauern als zweites Kriegsopfer aus unserer Pfarrei den ehrengeachteten Jakob Stadler, Söldner von Seiderau. Unverweilt hat er einrücken müssen, als so unverhofft mobil gemacht wurde: er war einer von den ersten.

Am 6. August starb ihm bekanntlich sein Söhnchen Jakob im Blütenalter von sieben einhalb Jahren; und da hätte der Vater begreiflicherweise noch gerne auch der Beisetzung des Knaben angewohnt; aber es wurde ihm der Bescheid: „ Und wenn es selbst die Ehegatten wäre, dürfte er an der Leichen feiert sich nicht mehr beteiligen.“ Der kleine Jakob wurde demnach in Abwesenheit des abberufenen Vaters beerdigt. Welch ein Schmerz für das Vater- und Mutterherz! (Das Verslein auf dem netten Grabstein des Knaben deutet diesen Schmerz mit wenigen Worten an) „ Vielleicht,“ so meinte unser gefallener Krieger, also noch im Pfarrhof die Leiche ansagte: „ Vielleicht soll ich an ihm einen fürbittenden Engel im Himmel haben.“ Lange auch war unser Stadler, von den vielfältigen Strapazen abgesehen, glücklich durchgekommen, bis ihm am 17. Dezember unerwartet das herbe Los ereilte. Noch am 30. November hatte er aus Frankreich mir geschrieben (am 10. Dezember erhielt ich den Brief): daß es nun doch so weit sei, daß er nicht mehr unter freiem Himmel, sondern in einem Stalle auf Streu sein nach Lager habe. Dafür wolle er dem lieben Gott im Himmel danken. Er sei noch gesund, und hoffe die Heimat wieder zu erreichen. Er bitte, seiner im Gebete zugedenken (usw.) Die Heimat hat er wirklich erreicht, sonst würden wir jetzt nicht an seinem Grabbe stehen. Das kann als besondere Gnade angesehen werden, die Gott unserem Freunde angedeihen ließ, wenn er auch dessen Leben forderte fürs Vaterland.

Ein Tropfen Süßigkeit ist es zu dem Bitterkeitskelch, den die Gatten leeren muß; eine Ehre für uns, daß wir jetzt auch ein Kriegergrab in unserem Gottesacker besitzen.

Am Morgen des 17. Dezember, wie gesagt war es – bei Chalons (in Nordfrankreich); da gab Ist unvermutet ein Granatenkrach, das unseren Gefreiten Jakob Stadler mit seinen Kameraden bei ihrer ihren Pferden aufhorchen machte. Da – nochmals ein Gekrache: und unser christlicher Mitbruder sank zusammen, in Schulter und Rücken getroffen; und seine vier Pferde wälzten sich im eigenen Blute. Das weitere zu schildern sei mir erlassen! Am 21. Dezember traf der schwer Verwundete in München ein; am 23. Dezember wurde noch eine Operation an ihm vorgenommen; und am vergangenen Sonntag (27. Dezember) gegen 10 Uhr mittags hauchte er – nach Empfang der heiligen Sakramente – seine Seele aus. Das war Weihnachten 1914 für die Ehefrau und den Vater des Verblichenen, die ihn noch besuchten im Lazarett; und denen er, vom reichlichen Blutverlust erschöpft, mit matter Stimme noch einige dankbar-freundliche Worte zuflüsterte, ehe er verschied. Auf 34 ½ Jahre war so durch den leidigen Krieg – und durch die Fügung Gottes das Leben dieser kräftigen Gestalt abgekürzt. Ein braver Christ; ein besonnener, nüchterner, arbeitsfreudiger, charaktervoller Mann; ein treuer Ehegefährte ist mit ihm dahin gegangen. Hadern wir nicht mit Gott: Was Er tut, ist wohl getan!

Oft wird unser Jakob Stadler in den tausenfältigen Kriegsgefahren zum Himmel hinauf geseufzt haben, wie der Schlachtendichter Theodor Körner solchen Ruf in Reime gefaßt hat:

Vater, ich rufe dich!
Brüllend umwölkt mich der Dampf der Geschütze;
Sprühend umzucken mich rasselnde Blitze.
Lenker der Schlachten, ich rufe dich:
Vater, Du führe mich!
Vater, Du führe mich!
Führ´ mich zum Siege! Führ mich zum Tode!
Herr, ich erkenne deine Gebote.
Herr, wie du willst, so führe mich!
Gott,  ich erkenne dich.

Wie hat der Vater ihn geführt? In seinen Bayern-Heimatland führte er aus Feindesland den gottesfürchtigen Krieger zurück; mit den heiligen Sakramenten begnadigte er den Sterbenden; Gattin und Vater ließ er ihn noch sehen; in die Heimatpfarrei ließ er ihn gelangen, was sehr wenigen Kriegern zuteil wird; und neben seinem lieben kleinen Jakob soll er hier die Ruhestätte haben bis zum Tage der allgemeinen Auferstehung. Das mag der kleine Jakob ihm erwirkt haben, auf dessen Grabmal steht;  „Mutter, sagst dem weinend nach mir fragenden Vater, daß ich im Himmel bin!“ Ja, in den Himmel hat der Kleine seinen Vater hinauf gebetet; in den Himmel, hoffen wir, hat der ewige Vater den entschlummerten Krieger aufgenommen. Er hat sein Leben fürs Vaterland – für uns eingesetzt, und uns damit – seinen Volksgenossen die größte Wohltat erwiesen: das lohnt ihm der liebe Gott mit dem Himmel. Der treue Gott, der hält, was er verspricht, lohnt ewig. Wir können denen, die ihr Leben für uns einsetzen, das nicht bezahlen: Da tritt Gott ein, der schon den Wassertropfen lohnt, aus Liebe zu Ihm dem Nächsten gereicht. Gottes Güte schenke allen, die in diesem heiligem Streit für das Vaterland gefallen, Himmelsfreud und Seligkeit! Gottes Güte wische denen, die hier trauern, ab die Tränen; tröste sie in ihrem Leid! Immerhin aber lasset uns nun und fürder dem Entschlafenen die Liebesgabe frommen Fürbittgebets schenken.


Staudinger Johann Welchenberg 1890-1915

Trauerrede
zum Andenken an den ehr -und tugendreichen
Jüngling
Johann Staudinger,
Oekonomenssohn von Welchenberg,

Gefreiter im 13. B. Ref.-Inf.-Rgt. 8. Komp.
Student und Mariensohn der Salesianer in Wien
welcher am 14. Juli 1915 bei Maslometz in Rußland
den Heldentod fürs Vaterland gestorben ist.
Gewidmet von Hochw. Herrn Pfarrer Dürnberger
von Oberwinkling.

Christliche Trauerversammlung!
Viel Jammer und Tränen bringt der lange blutige Krieg in die Häuser und Familien. Schwerste Opfer fordert er von unseren braven Kriegern und den sorgenvoll daheim wartenden Eltern, Geschwistern, Gattinnen. Mit jähem Aufschrei bricht die tröstliche Hoffnung des Wiedersehens zusammen unter der Wucht der Trauerbotschaft: er ist gestorben auf blutgetränktem Schlachtfelde. Ob das furchtbare weh tut für liebende Herzen? wer wagte es zu bezweifeln? Aber doch dürfen die Herzen nicht vollends dabei zusammenbrechen, das wäre nicht die Stärke Christi unseres Vorbildes. Das große Opfer muss Gott ergeben gebracht werden. Jeder Vater muss ein Abraham sein, der bereit ist seinen Sohn als Schlachtopfer hinzugeben, wenn es Gottes Wille ist; jede Mutter muss wie Maria unter dem Kreuze aufrecht stehen, wenn auch in Tränen und bitterem Weh im Herzen über des geliebten Sohnes Tod. Jede Gattin soll den frommen Martyrerfrauen gleichen, von denen uns die christliche Überlieferung erzählt, daß sie ihre Männer in den Tod für den Glauben begleiteten, ohne eine Klage gegen Gottes Willen und Zulassung. Der ehr- und tugendreiche Jüngling Johann Staudinger, Gefreiter beim 13. bayr. Reserve Infanterie-Regiment 8. Komp., Student und Mariensohn der Salesianer Kongregation in Wien, Ökonomssohn von Welchenberg, welcher am 18. April 1890 geboren ist, hat das große Opfer seines Lebens am 14. Juli 1915 um ½ 2 Uhr morgens auf den russischen Schlachtfeldern in würdiger Weise mit seinem Heldentod fürs Vaterland abgeschlossen. Ein Infanterieschuß ins Herz beendete schnell sein junges 25jähriges Leben. Johann war schon als Knabe recht gewissenhaft und gottliebend; er war in allen recht bescheiden und anspruchslos. Friedliebend wie er war, floh er allen Zank und Streit, auch mied er sorgfältig alle weltlichen Freuden und Vergnügungen, und gab sich am liebsten der Einsamkeit und Zurückgezogenheit hin. Geweckten Geistes las er gerne in Büchern, diese waren seine liebste Beschäftigung, besonders Martyrergeschichten entzückten ihn. Der Schule entwachsen unterstützte er die Eltern bei der Arbeit mit besonderem Fleiße, mit Gehorsam und mit Liebe hing er an ihnen.

Da erfasste den 18jährigen Jüngling ein unwiderstehlicher Drang, dem lieben Gott sein Leben im Priesterstande zu weihen. Mit der ihm eigenen eisernen Entschlossenheit und Ausdauer überwand er alle ihm entgegenstehenden Hindernisse und Schwierigkeiten. Auch die bevorstehende Militärpflicht konnte ihn in seinem Vorhaben nicht wankend machen. Nachdem er ihr genügt und die Kaserne wieder verlassen hatte, tat hat er sogleich die nötigen Schritte, seinen Entschluß auszuführen, und war glücklich als er die Aufnahme in die religiöse Genossenschaft der Salesianer in Wien gefunden hatte.

Jetzt setzte sich der 23jährige Jüngling wieder auf die Schulbank und begann von vorne mit zähem Fleiße die Gymnasialstudien zur Vorbildung des Priestertums. Auch eine schwere Krankheit konnte seinen heiligen Eifer nicht Einbuße tun.

Der Krieg rief von seinem Büchern weg ins tobende Schlachtfeld. Und das gibt Zeugnis von seinem Eifer für das Studium, das ihn seinem Ziele entgegenführen sollte, daß er sich sogar in den Schützengraben hinaus Studienbücher nachschicken ließ. Nachdem er nun durch elf Monate die furchtbaren Strapazen des Krieges freudig getragen, und in allen Fügungen Gottes Willen erkannte, erfüllte er auch hier gewissenhaft seine Pflicht. Er hatte schwere Lebensgefahren glücklich durchgemacht und ist nun ein Opfer des Krieges geworden. Er war ein ebenso tapferer Soldat als auch ein liebenswürdiger Kamerad – und wie fromm war er!

Eine seiner Kameraden schreibt mir in der Todesnachricht: „ Ich habe durch ihn einen meiner bravsten und liebsten Kameraden verloren. War doch Johann stets bestrebt, hilfreich zu sein, wo es nur Hilfe galt, als ein mustergültiger Soldat. Wir beteten unzähligemal den Rosenkranz, die ganze Gruppe gemeinschaftlich, ja sogar noch vor zwei Tagen im Schützengraben und am Vorarbende seines Todes betet er ihn noch mit einigen Kameraden, wo Johann stets als Vorbeter bereit war. Seine Morgen- und Abendgebete verrichtete Hans immer mit innigster Andacht und Ehrfurcht, auch unterm größten Schlachtengetümmel, kein Donner der Kanonen noch sonst irgend jemand konnte ihn dabei stören.“

Wie herrlich er sein Opfer vollendete!

Mit Aufblick zum Vater und unter Anrufung des heiligsten Herzen Jesu und der allerseligsten Jungfrau Maria starb Johann ruhig und gottergeben. Ein Gruß noch an seine Lieben in der Heimat und ein freudiges Wiedersehen im Himmel waren seine letzten Worte. Heilige könnten nicht anders sterben. Seht, er gedachte dem Herrn das unblutige Opfer des neuen Bundes dar zu bringen, Gott aber verlangte von ihm das blutige Opfer seines Herzens und Lebens. Er sollte Jesum ganz ähnlich werden, es sollte das blutige Opfer bringen wie sein Heiland und Meister und er war auch bereit dazu.

Trauen die Eltern und Geschwister! Eine Gruß hinterließ er euch und was ist ein Gruß? Ein Gruß ist zugleich eine Einladung, ihm zu folgen, eine Einladung zum Wiedersehen im Himmel. Wir müssen uns deshalb bestreben, so zu leben, daß wir uns einst eines Wiedersehens im Himmel erfreuen dürfen. Das Himmelreich aber leidet Gewalt, und nur die, die diese Gewalt gebrauchen, werden es an sich reißen. Und Johann hat es im vollsten Sinne an sich gezogen. Es ist vor allem die Gewalt gegen uns selbst, die Selbstüberwindung, der Opfergeist, den der Heiland da meint; das innerste Wesen des Christentums ist Opfer. „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!“ Und wie vollständig dieses Opfer sein muss! „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.“ Bei aller Liebe zu Sohn und Bruder gilt Christus höher, dessen Speise es ist, den Willen des himmlischen Vaters zu erfüllen.

Freilich der Krieg zerstört viel Familienglück und manche frohe Hoffnung. – Gottes Wege sind unerforschlich. –

Dass Evangelium erzählt uns von einer Mutter, die mit einer Bitte zum Heiland kam. Es war die Mutter der Zebedäiden Jakobus und Johannes. Sie tritt mit ihren beiden Söhnen vor den Messias: „Herr mach, daß diese beiden Söhne in deinem Reiche, der eine zu deiner rechten, der andere zu deiner Linken sitzen.“ Und was sagte der Heiland? „Nicht um irdische Ehrenstellen handelt es sich in meinem Reiche, sondern könnt ihr den Kelch der Bitterkeit trinken, den ich trinken werde?“ Possomus, wir können es, wir wollen es, sprachen die Söhne. Nun Ja seht diese starke Mutter! Sie spricht in ihrem Herzen das Wort der Entsagung mit und opfert dem Heiland die beiden Söhne in den Tod.

Auch unser Held sprach das Wort „ Possomus“ ich kann es bringen, dieses Opfer, das Opfer meines Lebens. Und er brachte es auch. Hunderttausende von unseren Kriegen haben das Wort Possobus zum Heilande gesprochen. Auch ihr daheim liebe Eltern und Geschwister müsst dieses Wort sprechen, wir können es. Das Himmelreich fordert diese Gewalt, dann auf Wiedersehen mit eurem Heldensohne im Himmel.

Johann, du wolltest Priester werden, du wolltest das hochheilige Messopfer darbringen für Lebende und Verstorbene. Gott hatte es anders gefügt. Er hat dich hinweggenommen von diesem Tränenthale und hat dir die herrliche Krone gegeben, die du, die durch dein Kreuzesleben und durch deinen blutigen Märtyrertod auf dem Kalvaria des Schlachtfeldes erworben hast. Mit des Heilands Blut, opfern wir dem himmlischen Vater zugleich auch dein Blut auf, das du wie Christus für deine Brüder vergossen hast. Alle Makel deines Lebens wird darin Sühne finden und deine Seele wird vor Gottes Altar im Himmel treten, der deiner Jugend Freude war auf Erden. Amen.

R. I. P.

Im Feindesland musst du dein junges Leben lassen,
Groß ist der Schmerz, wir können es kann fassen;
Drum ruhe sanft in jener fremden Erden
Bis wir uns einstens wiedersehen werden
Du warst so gut, starbst viel zu früh,
Solch teures Herz vergisst man nie.


Weigl Alfons Maria Langquaid 1903-1990

Ansprache beim Requiem
für H. H. Bischöfl. Geistl. Rat
Alfons Maria Weigl
Pfarrer i. R.
am 14. August 1990 in der Pfarrkirche Langquaid
von H. H. Pfarrer Konrad Nesner

Liebe Mitbrüder im priesterlichen Amt,
verehrte Verwandte,
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Der 1988 seliggesprochene Redemptoristenpater Kaspar Stanggassinger hat diese Worte notiert: „Wie gut stirbt ein getreuer Priester. Das Sterbebett ist der Altar, auf welchem er sich selbst zum Opfer bringt, nachdem er so oft seinen himmlischen Sohn dem Vater aufgeopfert hatte. Wie gut ist es, sich ganz für die Ehre Gottes und das Heil der Seelen aufgearbeitet zu haben.“
Diese Worte lassen sich als Vermächtnis über Leben und Wirken und über das Sterben von Pfarrer Weigl schreiben. Für ihn war buchstäblich das Kranken- und Stebebett der Altar auf dem er sich selbst zum Opfer brachte — 37 Jahre lang. Pfarrer Weigl’s Priesterleben begann am Peter- und Paulstag 1927.
Vor 63 Jahren hat er Sein „Ich bin bereit“ gesprochen.
Er hat es nie bereut und nie zurückgenommen. Es wurde zum Inhalt seines Lebens. Wer den Ruf der priesterlichen Nachfolge verspürt und einwilligt, der wird in seiner Personmitte getroffen. Er bleibt gezeichnet. Priestertum ist kein Job, den man mit 40 oder 38 Wochenstunden ableistet, um nebenher ein Privatleben zu führen. Priestertum ist Ganzhingabe, persönliche Bindung an den einzigen und wahren Hohenpriester des Neuen Bundes, an Jesus Christus.
Priestertum steht und fällt mit dem persönlichen Verhältnis zu dem einen Herrn. Pfarrer Weigl hat dieses Freundschaftsverhältnis nie in Frage gestellt.
Lebendiger Glaube, tiefe Frömmigkeit und Seeleneifer waren ständige Begleiter während seiner aktiven Seelsorgetätigkeit als Kaplan in Marktredwitz.
1933 ernannte ihn Erzbischof Buchberger zum Diözesanpräses des Kath. Jungmännerverbandes. Es war das Jahr der Machtergreifung Hitlers und der beginnenden Aktivitäten der HJ-Gruppen. Als begeisterter junger Priester konnte Pfarrer Weigl junge Menschen begeistern und sie immer wieder motivieren zum Zeugnis für Christus und zur treuen Gefolgschaft für IHN.
In Jugendbekenntnisfeiern, wenn auch zunehmend unter erschwerten Bedingungen, wurde Glaubensfreude und Glaubensmut in dunkle Zeiten hineingetragen. Dieses Feld der Jugendarbeit hat Pfarrer Weigl auch bestellt, als er 1937 Direktor des Exerzitienhauses in Werdenfels wurde. Sicher, er hatte seinen eigenen Stil und seine eigene Art. Was soll’s! Jedenfalls hat er vielen jungen Leuten solide religiöse Kost geboten und ihnen Rüstzeug fürs Leben mitgegeben. Darum geht es letztlich und nicht um Methodenstreit.
Im Grunde seines Herzens war und blieb Pfarrer Weigl Seelsorger. Mit dem Erfahrungsschatz von Höhen und Tiefen der Jugendarbeit machte er sich auf den Weg nach Wallersdorf, zu seiner ersten und zugleich letzten Pfarrstelle von 1945 bis 1957. In einer alten Inschrift heißt es: Ein Priester muß sein ganz groß und ganz klein, vornehmen Sinnes wie aus Königsgeschlecht, einfach und schlicht wie ein Bauernknecht.
Ich meine, so war er auch.
In schlichter und einfacher Art ist er auf die Menschen zugegangen und hat ihnen gerne seine seelsorgerliche Nähe geschenkt. Und die Menschen haben verstanden, daß er es gut meint und so ist das Maß des Vertrauens und der Liebe in gegenseitigem Annehmen, im Mitfreuen und Mitleiden zu einem unverwechselbaren Kennzeichen zwischen Seelsorger und Gemeinde herangereift.
Weil Pfarrer Weigl ein tieffrommer Priester War, deshalb hat er sich niemals als Funktionär verstanden, der mit rastloser Geschäftigkeit einen kirchlichen Betrieb aufrecht erhält. Er wollte kein Spezialist für theologische und religiöse Probleme sein, sondern einer, der sein eigenes Herz zum Pfande gibt.
Und das war echt an ihm, weil er eben zutiefst verwurzelt war in Jesus Christus, dem ewigen Hohenpriester.
Und das meinte Pater Stanggassinger, wenn er sagt: „Wie gut ist es, sich ganz für die Ehre Gottes und das Heil der Seelen aufgearbeitet zu haben.“ Pfarrer Weigl hat sich aufgearbeitet. Er mußte aus Gesundheitsgründen die Pfarrei Wallersdorf 1957 aufgeben.
Aber er war noch lange nicht am Ziel angekommen.
Beten — Sühnen — Leiden — Segnen
könnte man die nun beginnenden Jahre beschreiben. Da bleibt vieles ein Geheimnis und so sollten wir es auch stehen lassen. Die Stationen dieses Weges waren für ihn als Kommorant: Piegendorf, vor allem Oberroning und seit 1984 seine Heimatgemeinde Langquaid.
Pfarrer Weigl ging es nicht in erster Linie um das eigene Seelenheil.
Als einer, der das „sentire cum ecclesia“, das Fühlen, ja das Leiden mit der Kirche ungemein erst nahm, setzte er sich ganz ein für die Rettung der Seelen, für das Heil der Menschen, für Stärkung im Glauben und Trost aus dem Gebet. Manche Erscheinungsbilder der Kirche haben ihn mit Sorge erfüllt.
Darin ist auch die Triebfeder zu sehen für sein weitverzweigtes Schriftenapostolat. Mit seinen zahlreichen Kleinschriften hat er vielen Menschen Trost und Glaubenszuversicht geschenkt. Oft und teilweise aus dem ganzen Bundesgebiet und darüber hinaus, haben Menschen per Telefon mit ihm das priesterliche Gespräch gesucht, das stets mit seinem Segenswort endete.
In Pfarrer Weigl’s Krankenstube gingen viele ein und aus.
Als die Krankheit sich verschlimmerte, seine körperlichen und geistigen Kräfte zusehends verfielen, die Sprache versagte und ein eigenartiger Blick der Augen auf einen gerichtet war, da wurde man auch als gesunder Besucher recht hilflos und nachdenklich an diesem Krankenbett.
Ich durfte ihm fast täglich die Kommunion reichen.
Dank gebührt den Patres vom Kloster Rohr, die gerne und bereitwillig gekommen sind, um ihm die Krankenkommunion zu spenden und ihm in seinem Todeskampf beizustehen.
Der Ausdruck „Opferseele“ ist heute kaum mehr gefragt. Dabei ist das, was damit gemeint ist, ein hoher Wert und unbezahlbar. Und das trifft auf Frau Maria Alkofer zu, die Haushälterin des Verstorbenen. Sie hat ihn auf seinen Seelsorgestationen begleitet, und in den Jahren seiner Krankheit mit unermüdlicher Geduld gepflegt und umsorgt.
Ein Außenstehender macht sich keinen Begriff, was an Kraft, Zeit und Mühe aufzuwenden ist, um einen kranken und pflegebedürftigen Menschen zu versorgen. Wie wertvoll erweist sich als Ergänzung dieser häuslichen Pflege die Einrichtung einer Sozialstation.
Frau Maria Alkofer verdient Dank und Bewunderung für das, was sie in Jahrzehnten geleistet hat. Sie ist mit ihrem Pfarrer den Leidensweg mitgegangen bis zum letzten Atemzug.
Der heutige Beerdigungstag ist der Gedenktag des heiligen Paters Maximilian Kolbe und zugleich Vortag vom Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel. Drei Ereignisse, die das Ende eines Erdenweges in je verschiedener Weise kundtun, die jedoch in dasselbe Ziel einmünden: Pater Kolbe hat sein weitverzweigtes Presse- und Schriftenapostolat unter den besonderen Schutz der unbefleckt empfangenen Gottesmutter Maria gestellt und er hat sich schließlich am 14. August für einen Familienvater im Konzentrationslager Auschwitz geopfert.
Hier wird deutlich: echte Marienverehrung macht gehorsam und fügsam, den Weg des Opfers und der Hingabe bis zur letzten Konsequenz zu gehen, so wie Maria es vorgelebt hat.
Pfarrer Weigl war bekanntlich auch ein großer Marienverehrer.
Er war es in einer Weise, die vielleicht manchem etwas überzogen vorkam. Aber wenn man weiß, wie er gelebt, gelitten und geopfert hat, dann schälte sich ein echter und segenbringender Kern dieser Marienfrömmigkeit heraus.
Im christlichen Sprachgebrauch wird der Tod Mariens bzw. ihre Aufnahme in den Himmel auch gern als „Heimgang Mariens“ bezeichnet.
Damit steht das Ziel vor unser aller Augen: Heimgehen zu Gott! Warum nicht unter dem fürbittenden Geleit der Mutter des Herrn?
Ob als Heiliger oder als armer Sünder, für uns alle kommt es darauf an, daß wir heimkommen.
Ich höre es noch deutlich, wie Pfarrer Weigl diese Worte aussprach: Es geht heim! Heimwärts. Wir hoffen und beten für ihn, daß dieses Sehnen, Hoffen und Bangen zur beglückenden Erfüllung wird.
Ich habe meine Predigt zu seinem diamantenen Priesterjubiläum am 28. Juni 1987 beendet mit den Worten: Wir wollen Gott bitten, daß er seinem treuen Diener die Gnade der Beharrlichkeit schenke und an ihm sich das Wort Jesu erfülle: „Wo ich bin, dort soll auch der sein, der mir dient.“
Was damals als Bitte ausgesprochen wurde, das möge ihm nun zur seligmachenden Gewißheit werden. Amen.
R. I. P.


Wolf Theres Pfelling 1899-1919

Worte am Grabe
Grabe der tugendsamen Jungfrau
Theres Wolf,
Söldnerstochter von Pfelling.

Gesprochen von H. H. Pfarrer Simon
Straßer am 21. September 1919.

R. I. P.

In christlicher Trauer Versammelte!

Das heutige Sonntagsevangelium erzählt uns, dass sich der Herr den Toren eines Städtchens mit Namen Naim näherte, als man gerade die Leiche eines Jünglings daher trug, der der einzige Sohn einer Mutter war, die noch dazu Witwe ist. Was wird der Herr mit seinen Jüngern tun? Er tritt zur Seite und lässt den Leichenzug vorbeigehen. Da kommt die Mutter schmerzgebeugt und in Tränen aufgelöst daher. Auf diesen Augenblick hat der Herr gewartet. Er tritt zu ihr hin, sieht sie an mit einem Blicke voller Mitleid und Erbarmen. Dann spricht er das Wort: „Mutter weine nicht!“ Den Trägern der Leichenbahre befiehlt er stille zu stehen. Dem Toten aber ruft ihr laut die Worte zu: „Jüngling, ich sage dir, stehe auf.“ Und der Tote richtet sich auf. Jesus führt ihn in die Arme der beglückten Mutter. Alles Volk lobpreist den Herrn! Welche eine Fülle von Gedanken dringt in gegenwärtiger Stunde wie von selbst uns allen sich auf. Wiederholte sich hier alles was im Sonntagsevangelium berichtet wird. Durch die Straße des Dörfchens bewegte sich soeben eine große Schar teilnehmender Pfarrangehöriger, Bekannte und Verwandte, um die Leiche einer Jungfrau von 20 Jahren, der tugendsamen Jungfrau Theres Wolf, Söldnerstochter von Pfelling zur letzten Ruhe zu bestatten. Aber ich möchte an diesem Grabe Trauer, Klage und Schmerz verbannt wissen.

Christliche Eltern! Ich bin im Laufe meines 27jährigen Priesterlebens wiederholt am Grabe jugendlicher Personen gestanden, indes hat dieser Schmerz, Angst, Furcht und Hoffnungslosigkeit mein Herz erfüllt, weil der frühe Tod nur das Strafurteil eines in Sünde dahingebrachten verlorenen Lebens gewesen war. Das war Anlass zum Weinen und Klagen. Nur dass solches Klagen und Weinen dann unnütz und fruchtlos ist, den verlorene Unschuld und selbst vernichtetes Glück kehrt niemals wieder. Ist es für den Seelsorger nicht unendlich traurig, ja trostlos, wenn er sehen muß, dass der junge Mensch, das junge Mädchen kaum der Schule entwachsen, einen sittenlosen Lebenswandel führt, wenn alle guten Lehren und Unterweisungen im Tummel der Leidenschaften vergessen sind. Schmerzlich ist solche Enttäuschung für den Seelsorger, sieht er jedoch eine Teil seiner eigenen Lebensaufgabe zunichte gemacht. Hoffnungslos steht ihr am Grabe einer solchen jugendlichen Person, da in bange Furcht beschleicht, es möchte diese ihm anvertraute Seele die ganze Ewigkeit hindurch verloren sein. Gott sei Dank! Wie getrost stehe ich am Grabe dieser Jungfrau, welche Glaube, Tugend und Unschuld sich bewahrt und was bei einem jungen Mädchen von besonderer Wichtigkeit ist, in ihrem Herzen eine kindliche Liebe und Verehrung zur Gottesmutter Maria getragen hat.

Kostbar sagt die Schrift, ist in den Augen Gottes der Tod seiner Heiligen. Aber sagst du, so jung und schon tot! In der Blüte des Lebens dem Grabe und der Verwesung geweiht! Es gibt einen Tod in der Jugend, der sehr beklagenswert ist, das ist der Tod in der Sünde und nach der Sünde. Es gibt aber auch eine Tod in der Jugend, welchen die hl. Schrift aus Vorzug, gleichsam als Lohn der Tugend preist. Der Gerechte, sollt er auch vor der Zeit sterben, wird doch Frühling haben. Da er Gott wohlgefiel, ist er zum Lieblinge geworden und da er unter Sündern lebte, wurde er hinweggenommen. Er ward hinweg gerafft, damit die Bosheit nicht seinem Verstand verkehre noch ersonnene Lehre seine Seele betrüge; früh vollendet habt ihr viele Jahre erreicht, denn seine Seele war Gott wohlgefällig, darum eilte er, ihn aus der Mitte der Laster hinweg zunehmen. Weish. 3. 14. 15.

Zu früh vollendet hat unsere christliche Mitschwester viele Jahre erreicht, die ewigen Jahre, nämlich der glückseligen Vereinigung mit Christus, dem Bräutigam alle Jungfräulichen Seelen.

Darum sage ich euch ihr lieben Eltern und Geschwister, was der Herr zu Mutter des Jünglings zu Naim heute gesprochen: weinet nicht über den Tod eurer guten Tochter, eurer braven Schwester! Klaget nicht, freut euch viel mehr mit ihr. Wenn es für uns Überlebende einen rechten Neid gibt, so ist es der, diejenigen zu beneiden oder vielmehr ihnen aus ganzem Herzen Glück zu wünschen, welche nach einem unschuldigen und Gott wohlgefälligen Leben, unberührt vom Gifthauche einer lüsternen, sittenverdorbenen und glaubensleeren Welt, wenn auch früh vollendet Komma die Krone der Auserwählung erhalten haben Punkt Von ihnen gilt das Wort welches die Schrift auf dem Tod jedes Gerechten im allgemeinen anwendet, noch in besonderer Weise: Selig die Toten, die im Herren sterben.

Stets gehorsam ihren Eltern, glücklich die Tage ihrer Krankheit im Kreise ihrer Familie zu bringen zu können, ist unsere Mitschwester nach erbaulichen Empfange der hl. Sterbsakramente ruhig und ergeben in den Willen Gottes in die Ewigkeit hinüber geschlummert.

Sie lebt nunmehr unter der Schar der heiligen Jungfrauen bei Christus ihren Bräutigam, folgend dem Lamme, wohin es geht und singt ein neues Lied, dass die übrigen nicht singen können. Sollte ihre Seele noch unberührt worden sein von den läuternden Flammen des Fegfeuers, so wollen wir sie besprechen mit dem kühlenden Wasser christlicher Fürbittgebete und jetzt an ihrem offenen Grabe verrichten ein andächtiges Vater unser samt dem englischen Gruße!

R. I. P.

Aus alten Zeitungen und Druckwerken