1899

Straubing, 10. Jan. Aus München kommt eine Nachricht, welche nicht verfehlen wird, auch hier aufrichtiges Bedauern zu erregen. Es ist dort nämlich der frühere Staatsminister und Gesandte in Wien Graf Otto v. Bray.Steinburg, Mitglied der Reichsrathkammer, gestern Abend 7 Uhr nach mehrtägigem Kranksein sanft verschieden. Er erreichte ein Alter von 91 Jahren. Zur Stadt Straubing stand der Herr Graf von seinem Herrensitze Irlbach aus allzeit in freundnachbarlicher Beziehung.
Quelle: Straubinger Tagblatt 11.01.1899


Gedächtnisrede
Auf den edlen, hochgeborenen
Grafen v. Bray-Steinburg,
gehalten zu Irlbach am 14. Januar 1899
von HH. Pfarrer Zeindl.
Hochansehnliche Trauerversammlung!
Es war ein harter Gang, der uns heute hieher geführt hat, übergaben wir ja der Gruft die irdischen Ueberreste eines hochgeehrten Mannes, und mir liegt die Pflicht ob, einige Worte über ihn an Sie zu richten. Es ist eine schwere Aufgabe, beinahe zu schwer für mich, über den, welchen ich seit nahezu 42 Jahren zu kennen und mit ihm zu verkehren die Ehre hatte, eine Trauerrede zu halten, da mein Herz selbst vom tiefsten Schmerze erfüllt ist. – Dieser hochgeehrte Herr, den wir zu Grabe begleiteten, ist der hochgeborne Herr Otto Camillus Hugo Graf von Bray-Steinburg, königlich bayerischer Kämmerer, Staatsminister und Gesandter a. D., Staatsrath im außerordentl. Dienste, erblicher Reichsrath der Krone Bayern, Kapitular des Hubertusordens, Großkreuz des Verdienst-Ordens der bayerischen Krone und vom hl. Michael, Ehrenkreuz des Ludwigsordens, des griechischen Erlöserordens, des italienischen St. Mauritius- und Lazarusordens, des österreichisch-ungarischen Stephansordens, des österreichischen Leopolds-Ordens, des päpstlichen Gregorius-Ordens, des preußischen rothen Adlerordens und des Kronen-Ordens, des russischen Annen-Ordens und Weißen Adlerordens, des sächsich Ernestinischen Hausordens, des schwedischen Sternordens, des serbischen Weißen Adlerordens, Groß.. des französischen Ehrenlegion, Ritter des souveränen Meh..-Ordens und Majorats-Herr auf Irlbach und Steinburg.
Se. Excellenz Herr Otto Graf von Bray-Steinburg ist geboren am 17. Mai 1807 in Berlin. Er wurde nach vollendeten Gymnasial- und Universitätsstudien schon im Alter von 22 Jahren Gesandtschafts-Atache in Wien. Im Jahre 1932 wurde er Legationssekretär Petersburg, wo er bis zum Jahre 1836 verblieb, dann kam er als Legationssekretär nach Paris. Als solcher vermählte er sich am 9. August 1838 in der Mariä-Himmelfahrtskirche zu … mit der damals 18jährigen Tochter des durchlauchten Fürsten Dentice aus Neapel, Namens Hippolyta. Zu Anfang der vierziger Jahre wurde Graf von Bray Minister-Resident in Athen, wo er jedoch nur 2 Jahre verblieb, da er im Jahr 1843 schon zum Gesandten in Petersburg befördert wurde. Von dort wurde Otto Graf von Bray abberufen, um Minister des Aeußern in München zu werden, er gab aber schon am 13. Februar 1847 seine Entlassung und wurde wieder Gesandter in Petersburg. Im darauffolgenden April 1848 nahm Graf Bray zwar wieder das Ministerium des Aeußern und des kgl. Hauses von neuem über, behielt es jedoch nur bis zum März 1849 und kehrte dann wieder zu dem Gesandtschaftsposten in Petersburg zurück, wo er bis zum Jahre 1858, in welchem Jahre er Gesandter in … wurde. Dort verblieb er bis zum Jahre 1860, in dem Jahre er Gesandter in Wien geworden ist. Nach dem Rücktritte des Fürsten Hohenlohe wurde wieder dem Grafen von Bray im Jahre 1870 das Ministerium des Aeußern und des kgl. Hauses und die Minister-Präsidentschaft übertragen. Dort behielt er sich damals die Rückkehr auf den Gesandtschaftsposten in Wien vor. Als Minister wurde Graf von Bray  nach Versailles gesendet zur Abschließung der Versailler-Verträge. Im Jahre 1871 wurde Graf von Bray wieder Gesandter Wien, wo der als persona gratissima beim kaiserlichen Hofe wurde. Graf von Bray blieb Gesandter dort bis zum Jahre 1895, in welchem Jahre er als Greis von 88 Jahren 7 Monaten in den wohlverdienten Ruhestand trat. Und nun hat ihn der himmlische König am 9. ds. Mts. Abends halb 7 Uhr im Alter von 91 Jahren 8 Monaten zu sich berufen.
Durch den Tod des Grafen von Bray-Steinburg hat Bayern einen der edelsten und besten seiner Söhne verloren. Treu und lange diente er seinem Vaterlande und dessen Fürsten. Hohe Würden bekleidete er, viele Ehren wurden ihm err… ohne daß er sie suchte, er diente seinem Lande ohne Selbst… Doch, hochansehnliche Trauerversammlung! Vernehmen Sie die Worte, welche Seine Königliche Hoheit der Prinzregent in einem allerhöchsten Handschreiben am 14. Mai 1887 an Se. Excellenz Otto Grafen von Bray berichtet hat anläßlich seines 80. Geburtstages. Dort heißt es: „Mein lieber Staatsminister Graf von Bray! Sie blicken auf eine Lebenszeit zurück, welche in der Geschichte der bayerischen Staatsverwaltung vielleicht einzig dasteht. Die wichtigsten diplomatischen Aufgaben sind in diesem langen Zeitraum Ihrer bewährten Obsorge anvertraut gewesen. Dreimal haben Sie, dem Rufe der … folgend, in schwieriger bewegter Zeit die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten Bayerns übernommen. In … Stellungen war Ihre Amtsführung stets durch gewissenhafte Hingebung an die Interessen der Dynastie wie des Volkes gezeichnet, und das uneingeschränkte Vertrauen Ihrer Fürsten hat Ihnen niemals gefehlt.“ Dieses allerhöchste Handschreiben sowie die verschiedenen Auszeichnungen, Ordensverleihungen, Huldbezeugungen Allerhöchster Gnade haben kundgetan, wie sehr die Verdienste Sr. Exc. des Herrn Grafen von Bray-Steinburg geschätzt wurden. Se. Exc. des war jedoch nicht nur ein treuer ausgezeichneter Staatsdiener, sondern auch ein treuer, ausgezeichneter Sohn der hl. Kath. Kirche. Lassen sie uns einen flüchtigen Blick auf die Hauptmomente seines Familien- und kirchlichen Lebens werfen. Wie im Staate offenbarte sich in seiner Familie seine Treue und seine edle Gesinnung. ? Jahre lebte Graf v. Bray in glücklicher Ehe. Am ?. Dezember 1882 wurde ihm jedoch seine fromme Gemahlin durch den Tod entrissen, und nun ruht er an ihrer Seite in der Gruft. Seine Ehe war gesegnet mit einem Sohne, Se. Exc. Hippolyt Graf v. Bray, deutscher Gesandter in Bukarest und 3 Töchtern, Gräfin Marie, vermählt mit Herrn ? Figarolo Grafen von Gropello aus Alessandria in Piemont, dann Gräfin Gabriele, vermählt mit Herrn Johann ? Grafen von Thurn und Valsassina, und Gräfin Klara, vermählt mit Herrn Ludwig Grafen von Lerchenfeld-Köfering, Reichsraths-Präsident, Excellenz. Im Kreise seiner Familie war Otto Graf von Bray am liebsten, wenn die Staatspflichten es erlaubten. Der hochselige Graf hatte einen ? und lebendigen Glauben. Diesen seinen katholischen Glauben zeigte er ohne Menschenfurcht. Nicht nur an Sonn- und Feiertagen wohnte er dem pfarrlichen Gottesdienste bei, sondern täglich, wenn nur immer möglich, wohnte er dem hl. Meßopfer bei und erbaute durch seine Andacht bei demselben. Oefters im Jahre empfing er die hl. Sakramente der ? und des Altars und hat diese 2 hl. Sakramente zum letzten Mal 6 Tage vor seinem Tode empfangen und einige Tage darauf die letzte Oelung. Täglich betete er lange mit Andacht. Strenge bis zu seinem Tod hielt er das kirchliche Fastengebot. Sein Glaube und sein kindlich frommes Gemüth bewogen ihn selbst im Greisenalter noch eine beschwerliche Reise nach Jerusalem und Umgebung zu machen, um jene Stätten zu besuchen, wo unser Herr und Heiland Jesus Christus gelebt, gelehrt, gelitten hat, gestorben und begraben ist. Vor ein paar Jahren noch reiste er in die Hauptstadt der Christenheit nach Rom zu den Gräbern der hl. Apostel Petrus und Paulus und verweilte dort in der ganzen Charwoche und Osterwoche. Wo lebendiger Glaube ist, da ist Liebe, ? Glaube und Liebe üben Werke der Barmherzigkeit. Hochansehnliche Trauerversammlung! Ich will und kann nicht aufzählen, welch gute Werke Herr Graf v. Bray gewirkt hat. Ich beschränke mich auf jene Werke, welche rings um das Gotteshaus als Zeugen dastehen. Dem hiesigen Armenhause wendete Se. Exc. 25000 M. zu, das Mädchenschulhaus ließ er auf seine Kosten erbauen und wendete hiezu 12384 M. auf. Das Benefiziatenhaus ließ er ebenfalls auf seine Kosten erbauen. Zum Baue des hiesigen Knabenschulhauses schenkte er vor einigen Jahren 7000 M. Alljährlich gab Se. Exc. 150 M. zu Kleidungsstücken für Schulkinder als Weihnachtsgeschenk. Wahrlich nach einem solchen Leben kann er mit dem hl. Paulus sagen: Ich habe einen guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. Im Uebrigen bleibt mir die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der gerechte Richter geben wird. Ja, wir hoffen, daß Herr Graf v. Bray nicht nur von Königen und Kaisern dieser Welt geehrt und seine Brust mit Orden geschmückt wurde, sondern daß auch der himmlische König ihm eine Krone gibt, die Krone der Gerechtigkeit. Das ist der Trost für die Hinterbliebenen, welche die sterbliche Hülle heute zu Grabe geleitet haben. Seine Seele sieht sich emporgeschwungen zu den lichten Räumen der Ewigkeit und harret dort unser. Gerecht ist der Schmerz beim Verluste eines so edlen Mannes, wie Graf v. Bray war, aber zugleich voller Hoffnung. Der Tod trennt ja nicht die Seele, sondern nur die Leiber. Die Liebe schwingt sich über das Grab hinweg und hinüber in die andere Welt, bis wir einstens wieder und dann für immer in Liebe vereinigt werden.
Und nun o wahrhaft adelige Seele, obwohl du unseren Herzen eine Wunde geschlagen hast durch dein Scheiden, du hast durch treue Pflichterfüllung deiner Standespflichten, durch dein wahrhaft auferbauliches christliches Leben auch Trost gespendet. Das Andenken wird uns allen Segen sein und bleiben.  Amen.
Quelle: Straubinger Tagblatt 20.01.1899


Steinburg, 18. Jan. In hiesiger Bahnhof-Restauration hat sich neulich eine Zimmerstutzengesellschaft gebildet. Als nun sämtliche Ausschüße ordnungsgemäß gewählt waren, trat dieselbe sofort in Action. Aber Malheur; sämtliche Zimmerstutzen versagten ihren Eigentümern den Gehorsam. Die ienen wollten überhaupt nicht losgehen, die anderen geben ihre Geschoße nicht in der gewünschten Richtung ab. Die armen Dinger wurden so von ihren Herren auf mannigfache Weise mit Hämmern, Eisenstangen u. dgl. Traktirt. Aber alles half nichts, sie wurden deshalb nicht besser, und es mußte die Gesellschaft den Kürzeren ziehen. Die Widerspänstigen wurden daher sofort einer Besserungsanstalt übergeben, und so hoffen sie, daß dieselben das nächste Mal mehr Disziplin bekunden, was wir den verehrl. Schützen von Herzen wünschen.
Quelle: Straubinger Tagblatt 21.01.1899


Pfelling, 27. Jan. Der hieisgen Gemeinde wurde durch Entgegenkommen der hohen kgl. Staatsregierung und des landw. Kreisausschusses ermöglicht, eine Dampf-Dresch- und Getreidereinigungsmaschine, sowie Schrotmühle mit 5pferdiekräftigem Locomobil anzuschaffen. Die ganze Garnitur von der Firma Lanz mit allen technischen Neuerungen ausgestattet, gelangte Dank der Zuvorkommenheit des Herrn Pfarrers Friedl im Pfarrstadl zur Aufstellung und zeigt isch die Freude an der schönen Einrichtung bereits durch die Benützung derselben. Dem Willen der k. Staatsregierung entsprechend, wird die Gemeinde die Wohlthat ihrer neuen Einrichtung auch Landwirten der Umgebung bereitwillig zur Verfügung stellen.
Quelle: Straubinger Tagblatt 29.01.1899


Dankes-Erstattung.
Für die zahlreiche und ehrenvolle Theilnahme am Leichenbegräbnisse und den Trauergottesdiensten unseres nun in Gott ruhenden, unvergeßlichen Gatten, Vaters, Bruders, Schwagers und Vetters
Herrn Johann Hafner,
Viehändlers in Hunderdorf,
sprechen hiemit allen Verwandten und Bekannten, besonders aber dem Hochw. Herrn Pfarrer W. Gruber für die oftmaligen Krankenbesuche und die trostreichen Worte am Grabe, sowie auch dem verehrl. Veteranen- und Krieger-Verein und der Freiw. Feuerwehr Hunderdorf für Erweisung der letzten Ehre den innigsten Dank aus und empfehlen den theueren Verblichenen frommer Erinnerung im Gebete.
Hunderdorf, 31. Januar 1899.
Die tieftrauernde Gattin Barbara Hafner
Nebst ihren 6 Kindern.
Quelle: Straubinger Tagblatt 01.02.1899


Todes-Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, gestern Nachmittags 2 ¼ Uhr unsern innigstgeliebten, treubesorgten Gatten, Sohn Bruder, Schwager und Onkel;
Herrn Joseph Lenz,
Restaurateur in Hunderdorf,
nach längerem Leiden und öfteren Empfang der hl. Sterbsakramante im 33 Lebensjahre in die Ewigkeit abzurufen.
Diese Trauerkunde bringen hiemit zur Anzeige und bitten um stilles Beileid
Hunderdorf, 21. Februar 1899.
Die tiefbetrübte Gattin: Johanna Lenz,
Creszentia Lenz, Mutter,
Cenzi Zollner, Schwester,
nebst den übrigen Verwandten.
Die Leiche wird nach Straubing überführt und findet die Beerdigung Donnerstag den 23. Februar Nachmittags 3 Uhr in St. Michael, der Gottesdienst Freitag 24. ds. Vorm. 9 Uhr in St. Jakob statt. Die übrigen Gottesdienste werden Samstag den 25. Februar Vormittags 9 Uhr in der Pfarrkirche zu Hunderdorf abgehalten.
Quelle: Straubinger Tagblatt 22.02.1899


Zur Bahnfrage Konzell-Miltach.
Sie berichteten in Ihrem geschätzten Blatte über eine am 6. ds. Mts. Vom Bürgerverein Straubing einberufene und zahlreich besuchte, allgemeine Bürgerversammlung bezüglich der Fortsetzung der Bahn von Konzell bis Miltach.
Bei der eminenten Wichtigkeit des Ausbaues dieser noch offenene Strecke einerseits für die volkswirthschaftlichen Interessen des ganzen oberen bayer. Waldes bis an die Grenze von Böhmen, anderseits für die Interessen der Stadt Straubing, insbesondere, und das Flachland jenseits der Donau dürfte es dringend geboten sein, mit aller Wärme und Kraft dafür einzustehen, daß endlich einmal die vollständige Bahnverbindung des bayer. Waldes mit der Donau und dem Flachlande hergestellt werde.
Schreiber dieses als ein Veteran in Eisenbahnangelegenheiten und mit den wirthschaftlichen und lokalen Verhältnissen des oberen bayerischen Waldes und auch über dessen Grenzen hinaus so ziemlich vertraut, glaubt, daß kein Eisenbahnprojekt in ganz Bayern eine so lange Geschichte hinter sich hat, als gerade diese Linie Miltach-Konzell-Straubing. Denn schon in den Sechzigerjahren, als eine Bahnverbindung Cham-Wieshof-Stallwang-Straubing, insbesondere vom damaligen Eisenbahn-Comite Straubing angestrebt wurde, bestebten sich die Comites Bogen, Viechtach und Kötzting schon für die Variante Cham-Miltach-Konzell-Straubing. Damals wurde eine Linie Cham-Stallwang-Straubing insoweit bevorzugt, daß dieselbe durch das Gesetz vom 19. Juni 1869 als bauwürdig festgesetzt wurde und innerhalb von 3 Jahren von der Ostbahngesellschaft hätte erbaut werden sollen. Dieser aber pressirte es als Staat im Staate mit diesem Conkurrenzbahnbau durchaus nicht. Mittlerweile kam noch Umflußes dieses Bautermines die Bahn Eisenstein-Plattling-Landshut zur Geltung und dadurch Cham-Stallwang-Straubing wieder zu Falle, und Straubing wurde, wie Herr Abgeordneter Echinger richtig bemerkte, „aus dem großen Verkehr hinausgeworfen.“
Aber auch dem oberen bayerischen Wald wurde durch die schwierigen Verkehrsverhältnisse in Folge der hohen Berge eine Geschäftsverbindung mit seinem bisherigen Stapelplatze Straubing dem Bahnverkehr gegenüber nach und nach nahezu unmöglich. Durch den Ausbau der Strecke Miltach Konzell würde, wie in der von der Versammlung des Bürgervereins Straubing begutachteten Petition dargelegt ist „der ganze obere bayer. Wald erst erschlossen.“ Es herrscht in den größeren Orten dieses Landstriches in Kötzting, Neukirchen und Lam mit dem ganzen Hinterland der einmüthige Wunsch, es möchte diese Strecke endlich einmal erbaut werden, da der ganze Verkehr sich wie früher wieder nach Straubing hinziehen würde und Bräuer und Bäcker wieder direkt von der Schranne beziehen könnten. Wenn man aus früherer Zeit sich noch erinnert, wie Bräuer, Bäcker und Händler über Cham hinaus und Waldmünchen häufig die Schranne und Viehmärkte in Straubing besuchten, so würde es auch für diese Gegenden sicherlich ebenso erwünscht sein, wenn sie durch eine direkte Bahnverbindung von dort aus einmal nach Straubing gelangen könnten.
Wenn schon angesichts dieses so ausgedehnten Hinterlandes, besonders im Bezirke Kötzting, das unter den früheren, beschwerlichen Verkehrsverhältnissen für seine Bedürfnisse nach seiner Lage nur nach Straubing gravitirt und das nach Herstellung dieses noch fehlenden Verbindungsgliedes Miltach Konzell nach langjähriger Unterbrechung naturgemäß wieder dahin gravitiren wird, – über die Rentabilität dieser Bahn kaum mehr ein Zweifel bestehen kann, so fällt auch noch der weitere Umstand in die Waagschale der Bauwürdigkeit, daß der ganze Landstrich hinter Miltach, über Kötzting und neukirchen hinaus bis an die Grenze Böhmens zum k. Landgericht Straubing gehört, ein Umstand, den die k. Staatsregierung mit Rücksicht auf jene Bevölkerung bei Prüfung der Ausbauwürdigkeit dieser Strecke doch nicht ganz außer Acht lassen dürfte und worauf auch in der Petition des Bürgervereins Straubing mit Recht hingewiesen ist.
Was über die Begründung der Nothwendigkeit dieser fragl. Linie dort vorgebracht wurde, ist und aus dem Herzen gesprochen. Einen Vorschlag jedoch, wie er dort gemacht wurde, können wir nicht unberührt lassen, nämlich, „diese Bahn als Privatbahn auszuführen.“ Wir nehmen hiebei ganz den Standpunkt des schlichten Herrn Oekonomen Maurer von Siegersdorf ein und möchten abrathen, sich mit diesem Gedanken nicht zu überstürzen, selbst wenn auch bei dem im nächsten Herbste zusammentretenden Landtag das Projekt noch nicht in die zu erwartende Eisenbahnvorlage aufgenommen werden würde, da die erste Bedingung hiefür die Aufbringung der Grunderwerbungskosten durch die Interessenten ist. Da diese Angelegenheit weder in der Presse noch sonst bei irgend einer Angelegenheit, überhaupt noch wenig besprochen zu sein scheint, so wissen wir nicht, in wie weit diese Frage schon gelöst ist; und gelöst muß sie vorher sein, denn erst dann kann ein Projekt, wenn noch so bauwürdig, nach dem Gesetze dem Landtag vorgelegt werden.
Ob der Stadt Straubing zu den namhaften Zuschüssen, die sie schon für die Strecke bis Konzell gegeben, auch der vielleicht weitaus größte Teil dieser Kosten für Konzell-Miltach noch zugemuthet werden soll, wissen wir nicht. Aber einen anderen Faktor kennen wir noch, bei dem wir ein gewisses Rechtlichkeits-, möchten fast sagen Pflichtgefühl anzuregen uns erlauben möchten. Es wäre dies die Stadtgemeinde Cham, der es nicht gut anstehen würde, wenn sie sich der Sache ganz entschlagen wollte.
Daß die Stadt Cham durch die zum Falle gekommene Linie über Stallwang einen großen Verlust beklagte, ist wohl denkbar. Die Bestrebungen der Stadtvertretung Cham richten sich z. Zt. dahin, einen Ersatz für dieselbe wieder zu erlangen, der auch durch Konzell-Miltach-Cham wieder erreicht werden würde.
Leider spielt aber auch hiebei die Uneinigkeit wieder eine Rolle, indem die Stadt Cham eine direkte Bahnlinie Konzell-Weihermühl-Cham für ihre Interessen zweckmäßiger erachtet und diese Variante auch verfolgt. Ob für dieselbe auch nur einige Aussicht vorhanden ist, diese Frage möchten wir nach unserem unmaßgeblichen aber objektiven Urtheil aus mehrfachen Gründen entschieden verneinen, nicht weniger aber auch die Frage, ob die gewerblichen Interessen der Stadt Cham, ganz abgesehen von den Kosten für die Grundablösung, die sicherlich größtentheils die Stadt Cham treffen würden, hierdurch wesentlich gefördert würden. Die sich bedeutend höher berechnenden Baukosten selbst, durch Brückenbauten und Ueberschreitung der Ueberflutungsgebietes bei Cham wollen wir nebenbei nur streifen. Selbst wenn auch einiges Bessere sich aus dieser Variante herausnehmen ließe, so könnten bei Eisenbahnanlagen, die in erster Linie nur die volkswirtschaftlichen Verhältnisse im Allgemeinen fördern sollen, nicht ein lokales, sondern die Interessen eines ganzen Landstriches, wie er hier in Frage kommt, ausschlaggebend sein. Mögen diese wohlmeinenden Darlegungen auch noch dem bekannten Sprichwort „Das Bessere ist der Feind des Guten“ noch rechtzeitig verdiente Würdigung finden.
Wir müssen zum Schluße nochmals zurückkommen auf die Aufbringung der Grunderwerbskosten.
Die einschlägigen Bezirke Mitterfels und Kötzting werden nach ihrem Schuldenstand aus Straßen- und Eisenbahnbauten hiezu wenig zu leisten in der Lage sein. Ob die Stadt Straubing den fehlenden Betrag ganz übernehmen wird, ist doch zweifelhaft. Und so könnte es kommen, daß die Gesammtkosten für Grunderwerbung etwa nicht aufgebracht und in Folge dessen die si sehr ersehnte Linie in eine Vorlage für neue Bahnen dem im Herbst dieses Jahres zusammenkommenden Landtag nicht aufgenommen werden könnte, so daß wegen vielleicht nie erreichbaren „Besseren“ das „Gute“ wieder auf mindestens zwei Jahre verschoben würde.
An der Stadt Cham nun ist es, und zwar im eigensten Interesse selbst, für das Erreicgbare einzutreten. Die Frequenz der Stadt Cham hat sich durch die bereits gebauten Zweigbahnen wesentlich gehoben, und es wird dieses wieder der Fall sein und zwar in erhöhtem Maßstabe, wenn die Verbindung Cham-Straubing hergestellt ist.
Die Stadt Cham hat für die Zweigbahnen Waldmünchen und Kötzting nichts oder wenig geleistet; möchte sie nun für Miltach-Konzell thunlichst eintreten.
Quelle: Straubinger Tagblatt 28.02.1899


Bahnbau Konzell-Cham bezw. Miltach. *)
Wenn man die verschiedenen Zeitungsartikel über diesen Bahnbau nur einer oberflächlichen Prüfung unterzieht, so erscheint es unbegreiflich, warum man die Strecke von Konzell nach Miltach so preisen und als die rentabelste von allen Bahnen bezeichnen kann. Was hat denn diese Stecke für Güter zu verfrachten? Getreide ist keines vorhanden, das Holz ist in einigen Jahren abgeschwendet. Es befindet sich zwar unweit Mosbach ein Steinbruch mit sehr weichem Granit, welcher sich nur zu Leichensteinen eignet, nicht aber zu Pflaster verwendet werden kann. Der Personenverkehr auf besagter Strecke ist so viel als Null. Für die etlichen Kandidaten des Kötzinger Gerichtssprengels, welche alljährlich ihrer Abwandlung beim Schwur- oder Landgerichte Straubing entgegenstehen, braucht man keine Bahn zu bauen.
Als rentabel sowohl für den Fracht, als Personenverkehr würde sich die Linie nur dann erweisen, wenn dieselbe von Konzell, vielmehr Menach direkt nach Cham geführt würde. In diesem Falle würde die Linie von Konzell nach Karparzell führen, von dort nach Weihermühl, wo selbe einen Hügel mit gutem Pfahlquarz durchschneidet; von da eine Viertelstunde von Birnbrunn und eine halbe Stunde von Sattelpeilnstein, mit bedeutender Dampfbrauerei entfernt, welcher Ort im Sommer infolge seiner herrlichen Lage der Anziehungspunkt unzähliger Fremden ist, welcher den Wald bereisen und den Personenverkehr schon allein bedeutend vermehren. Von hier aus fährt die Bahn weiter nach Dietersdorf und Holzmühle, an welche der Köpfelsberg mit seinem unermäßlichen Reichthum an Quadern und Platten mit 20 – 30 cm Dicke und 2 – 6 □-Meter Fläche welche nirgends in dieser Größe zu finden sind. Zeugnis von der Güte und Brauchbarkeit dieser Steine gab die Verwendung dersleben in Form von Platten und Quadern zum Baue des kgl. Schloßes Herrenchiemsee, zum Judentempel in Nürnberg, zum Theaterbau in Augsburg und zu vielen Brücken und anderen massiven Bauten. Auch zu Pflaster lassen selbe dem Blauberggranit zwar etwas an Feinheit, jedoch nicht an Härte nach. Von hier würde die Bahn nach der Ortschaft Loh führen,  woselbst wieder ein unerschöpflicher Pfahlquarzfelsen vorhanden, welcher, ausgebeutet, den vorzüglichen Quarz liefert. Von da nach Haidmühle, Schachendorf, Ried, Gutmaning, Hof, Chammünster und Chameregg über den Regen, welcher den einzigen Kunstbau der ganzen Strecke erfordert, dann Einmündung in die Kötzinger Bahn. Sollten gegenwärtige Darlegungen nicht von Erfolg begleitet, so würde mit allen zu Gebote stehenden Mitteln wenigstens die Fortsetzung der Linie von Konzell nach dem Weihermühlthale – welche weit weniger Kunstbauten erfordert als die erstgenannte Linie – und von hier der Anschluß nach Miltach, bei einer kgl. hoher Staatsregierung angestrebt werden, wobei wir sicher auf die Unterstützung unserer Herren Volksvertreter, die nur einigermaßen die Verhältnisse kennen, zu rechnen haben werden.
Möge unsere Nachbarstadt Straubing zu vereinten Vorgehen die Hand uns reichen, es würde ihr sicherlich nicht zum Schaden, sondern nur zum Nutzen gereichen, denn was die Stadt Straubing vor 30 Jahren in Bezug auf Bahnverhältnisse versäumt, läßt sich jetzt nicht mehr und selbst nicht mehr auf Kosten anderer Bezirke erreichen.
*) Nach dem Grundsatze, es werde auch der andere Theil gehört, gewähren wir dem Artikel Aufnahme, bemerken aber, daß die Ausführungen, zumal so weit es sich um die Fortführung der Bahn von Konzell nach Cham handelt, sich weder mit den Wünschen und Interessen der Stadt Straubing noch mit denen des Kötztinger Winkels und seines Hinterlandes decken. Das Bedürfniß seitens des ganzen oberen bayerischen Waldes nach einer direkten Bahnverbindung mit dem Flachland ist doch unbestreitbar, und allein schon durch die Thatsache, daß ein solches Bedürfniß besteht, ist auch schon die Rentabilität einer diese Verbindung vermittelnden Eisenbahn verbürgt. Und diese Thatsache läßt sich durch mir nichts dir nichts wegdisputieren durch eine Redensart, wie: „Für die etlichen Kandidaten des Kötztinger Gerichtssprengels, welche  alljährlich ihre Abwandlung beim Schwur- und Landgerichte Straubing entgegensehen, braucht man keine Bahn zu bauen.“  Die Red.
Quelle: Straubinger Tagblatt 04.03.1899


Bogenberg
Die letzter Tage auf dem hl. Bogenberge stattgefundene Mission erinnerte uns daran, daß früher vor Zeiten fast jahraus jahrein ein reges Leben dort herrschte wie in der jüngsten Gnadenzeit.
Die Chronik von Oberalteich und das Büchlein „der Bogenberg v. Kiefl 1819 Passau“ erzählen uns von 250 Kreuzzügen, die in den Jahren 1520-1530 auf dem Bogenberge sich einfanden. Zur Erinnerung an jene glorreichen Tage der Wallfahrt seien die dort aufgeführten Prozessionen namhaft gemacht:
Abbch Markt und Schloß, Stadt Abensberg, Aholfing (3. Mai), Adlfing, Adldorf, Aholming Schloß (Oktav-Mittwoch des Frohnleichnams-Festes), Aicha (Pfingstdienstag), Aiterhofen (3. Mai), Aitnach (1. Juli), Alburg (Pfingstdienstag), Altenbuch (Oktav v. Frohnl.), Altenthan Schloß, Arrach, Arnbruck (Mittw. d. Okt. v. Frohnl.), Ascha (3. Mai), Aufhausen Schloß (28. Juni), Aufhausen (Passau) ( Samst. v. Jubilate), Auerbach (Passau), Aussernzell (Pfingstmont.), Arnstorf M. und Schl., Atting (3. Mai), Arnschwang Schl., Achslach (Mittw. Prangerokt.) – [Anm: Statt B. siehe auch P. z. B. Biebing, Buchhofen etc.] Bach, Bischofsmais, Cham Stadt (Vorabd. Mar. Geb.), Chamerau (Mittw. Prangerokt.), Conzell (Pfingstmontag), Creuzkirchen b. Mitterfels (Dienst. in der Kreuzw.), Stadt Deggendorf (Mont. n. Dreif.), Stadt Dingolfing (dtto.), Dornach (Pfingstm.), Englmar (Prangerokt.), Etling (Samst. d. Pr. Okt.), Englmannsberg, Eschlkam (Mittw. d. Pr. Okt.), Eichendorf (Pfingstm.), Falkenstein M. u. Schl. (Pf.-Mont.) Fronbach Oberpf., Friburg Ob. Bayern, Frontenhausen (Pf.-Dienst.), Stadt Furth (Pr. Okt.), Galgweis (Exaudi Samstag), Garham (dtto), Geisling (Dreif. S.), Geiselhöring (Exaudisamst.), Geltofing (3. Mai), Geyerstall (Exaudisamt.), Grattersdorf (Pfingstm.), Grafling (Dreif. Mont.), Grafendorf (Passau), Grafentraubach, Griesbach, Habersbach (Eaudidienst.) Haidlfing (Prang.-Mittw.), Haindling, Hainspach, Harbang, Hänkofen, Haibach Schloß (3. Mai), Haselbach (3. Mai), Herrenfehlburg Schloß (8. Sept.), Hartkichen, Hengersberg Markt (Samst. n. Pr. Okt.), Hickersberg, Hirsam (Neuburgisch), Hofkirchen M. (Exaudi-Samstag), Holzkirchen (Pfingstmontag nachm.), Hoffarting (Erding), Hunderdorf (Pfingstdienstag u. 3. Mai).
Ittling (3. Mai), Iggensbach, Illkofen, Irlbach, (Ickerhofen?), Irsham, Isarhofen, Iglbach (Ortenburg) – (Kirchaidtner? [Anm: Kirchaitnach, jezt Baunz.]) Viechtach), Kirchberg, Kirchberg am Kreiming, Kirchdorf b. Hengersberg, Kößnach (3. Mai), Kötzting, Künzing, (Osterhofen), (Köpferding?), Gottfrieding.
Stadt Landshut, Stadt Landau, Laberweinting (Samst. v. M. Heims.) Lalling (Samst. n. Prangerokt.) („Lächling“.), Lamprechtsneukirchen, Langenerling, Loiching, Loitzendorf, Loitzenkirchen, Leonsberg.
Martinsneukirchen, Michaelsneukirchen, Michaelsbuch (Prangerokt.), Stadt Mühldorf, Miltach (Prg. Okt.), Stadt München (unbestimmt), Metten, Mettenhausen, Mamming, Mainburg, Metting, Mintraching, Mosham, Motzing.
(Natterskirch?) Nesselbach, Neuhausen (3. Mai), Neukirchen (Rötz), Neukirchen b. Vilshofen, Neukirchen hl. Blut, Neukirchen (Mitterfels) (Pfingst-Dienstag), Niederalteich (Samst. i. d. Prang.Okt.), Niederhausen (Pf. Mittw.), Niederhöcking (Samst. v. d. Kreuzw.), Nierpörting (Dienst. i. der Prang. Okt), Niederhofen bei Osterhofen, Nittenau (Ob. Pfalz.)
Ober-Alteich Kloster (Mar. Heims. Vormittag), Oberpöring (Samst. nach Prang. Okt.) Stadt Oetting, Ottering (Vorabd. v. Joh. u. Paul), Ortenburg [Anm: Ist lutherisch contribuirt doch zu der langen Stang.], Sadt Osterhofen u. Kloster (Pfingstmontag.), Otterskirchen, Otzing, (Osterkirchen?).
Pfaffenmünster (3. Mai), Parkstetten (3. Mai), (Perach?), Pfelling (3. Mai), Pfatter (Dreif. S.), Pogen (Bogen) Schauerfreitag, Perasdorf (3. Mai), Piebing (Biebing) (3. Mai), Pilweichs, Pilsting, Plattling (Prang. Okt.), Pleinting Markt (Exaudisamst.) Pleibach (Prang. Okt.),  (Pitzling Cham?), Pondorf (Pfingstmont.) 2 Posching, Pösting, Prackenbach (2. Juli), Prennberg Schloß, Pruck (Braunau), Puchhofen (Passau), Stadt Burghausen, Berg? (Mitterfels), Perckhaim (Perkam?), Peilsbach (Vilshofen), Peitenreuth (Ob. Pf.), Prebing (?), Poinglfing (Osterhofen)?
Rainding (Pf.Mont.), Rattenberg (Prg. Okt.), Rattiszell (3. Mai), Markt Regen, Stadt Regensburg (200 Jahr vor 1731 am Oster-Erchtag), Regenstauf, Reibersdorf (3. Mai), Reisbach (3. Mai), Reitzing (2. Mai), Rettenbach (Gerichts Natternberg), Rinschnach, Roding, Ruhmannsfelden, Reichersodrf, Ramsdorf, Riekofen, Raming, soll wohl Ronning heißen.
Sattelpeilstein, Schorndorf, Schambach (3. Mai), Sarching, Schönberg (Donaustauf?), Schneiding (3. Mai), Schwannenkirchen (Pfingst-Montag), Schwarzach Schloß (Schauerfreitag), Schölnach Schloß, Seebach, Sünching, Steinach, Stallwang, Straßkirchen, Straubing die löbl. teutsche Congrgation am Feste des hl. Georg, die Regierungs-Stadt am Fest des hl. Augustin Ep. die alte Oetting Bruderschaft Pfingstmontag Vormittag, (in neuester Zeit der kaht. Männerverein an einem Sonntag im Juni oder Juli) Sallach, Simbach Markt, Sossau, Schwarzach Hengersberg,
(Holz?) Traubach, Traubnbach (Cham), Thurmannsbang (geschr.: Türmanspenk), Thundorf, Tiefenbach, Thumstauf Markt und Schloß, Triftlfing (1. Juli), Viechtach (dtto.), Vilshofen, Vilzing (?), Uttenkofen, (Uttigkofen?), Walchenstorf, Veidkuchen, Waltendorf, Windberg, Waltersdorf, Welchenberg, Menzenbach, Wörth, Wetterfeld, Wetzell, Wetzelsberg, Wiesenfelden, Winzer, Zell [Anm: Elisabethzell (?)], Zwiesel, Winkling, Wallkofen, Zaitzkofen, Windorf, Zechlfing (Zeholfing), Zechnern (?) .
Ferner die „Schiffleuth“ – und die „Siechen“.
In machen Pfarreine werden sich noch Aufschreibungen finden und usnere Angaben bestätigen. Es wäre wünschenserth, kurze Notiz darüber zu erhalten, weil ein beliebter volksthümlicher Schriftsteller (Pr. Mehler) darandenkt, zum Jubiläum 1904 ein Wallfahrtsbüchlein herauszugeben. Nachrichten möge man an das Benefizium in Bogen senden, – oder beim Pfarramte auf dem Bogenberge abgeben.
Quelle: Straubinger Tagblatt 04.05.1899


Bogen, 22. Mai. Anläßlich des Pfingstfestes prangte der Gnadenaltar in der Kirche auf dem Bogenberge im schönsten Schmuck. Wie alljährlich. So trafen auch heuer die Holzkirchener mit ihrer langen, mit Wachs überzogenen Stange ein, von Hochw. Herrn Pfarrer Straub feierlich empfangen. Leider ereignete sich heute Nachmittag gegen 5 Uhr an der nahen Donauüberfahrt ein furchtbares Unglück; Der Förge Deichselberger wollt mit einer an dem Drahtseil laufenden Waidzille – also nicht der gewöhnlichen Plätte – eine Anzahl Keute übersetzten. Da die Sitzbänke in Folge des Regens sehr naß waren, standen die Leute in der Zille. In Folge des starken Windes gingen die Wellen hoch, was viele unruhig machte. In Folge dessen kippte die Zille um. Die meisten Unsassen suchten sich an dem Boot zu halten, zum größten Unglück riß aber noch das Drahtseil, und das Fahrzeug verschwand mit den armen Menschen in den Fluthen. Der Ueberführer und der led. Dienstknecht Joh. Dirrmeier konnten sich durch Schwimmen an’s Ufer retten. Ertrunken sind nach Angabe der Geretteten: 1. Johann Engl, led. Dienstknecht von Bogen, 2. Dessen Bruder Jos. Engl, 3. Rupert Schmiedbauer, led. Knecht von Bogen, 4. Jos. Prechter, led. Knecht von Hermannsdorf, 5. Loibl, verh. Zimmermann von Waltendorf, 6. Franziska Bauer, Dienstmagd, 8. Deren Sohn Jos. Bauer, led. Dienstknecht, 9. Ein Dienstknecht von Schambach (Name unbekannt), 10. Franziska Deschl, Bauerstochter von Breitenweinzier, 11. Johanna Grotz, Dienstmagd von Irensfelden, 12. Gertraud Hagn, led. Dienstmagd von Lintach und noch 2 Frauenzimmer, zur Zeit noch unbekannt. Ausgeschlossen ist nicht, daß noch weitere Personen in der Zille gewesen und mitertrunken sind. Der Dorfhirte Bauer von Sand hat Frau Sohn und Tochter verloren. Eine zweite Tochter wurde noch lebend aufgefangen und nach Bogen ins Krankenhaus verbracht. Die Fama sagt, dieselbe, an Fallsucht leidend, habe in Folge des Schreckens einen epileptischen Anfall bekommen und durch krampfhaftes Verbeißen des Mundes sei sie am Wasserschlicken verhindert worden. Die Leiche der Deschl wurde noch abends bei Pfelling geländet, die übrigen Leichen konnten noch nicht gefunden werden.
Quelle: Straubinger Tagblatt 24.05.1899


Bogen, 2. Juni. Seine K. Hoheit der Prinzregent hat der Zimmermannswitwe Theresia Kronfeldner in Waltersdorf, deren Ehemann am Pfingstmontag der der Hermannsdorfer Katastrophe mit ertrunken ist, einen Geldbetrag von 100 Mk. gespendet. – Die Leiche der Hütersfrau Theresia Bauer in Sand wurde heute in Niederalteich geländet. Im Laufe des gestrigen Tages wurden in Pfelling wieder drei Leichen geländet und zwar die des Bauernsohnes Gotthard Kapfhammer von Schambach, die des Dienstknechtes Joseph Engel von Bogen und die des Hirtensohnes Josef Bauer von Sand. Die Leiche der Dienstmagd Johanna Grotz von Irenzfelden wurde in Waltendorf geländet, uns heute wurde in Pfelling auch die des Dienstknechtes Engelbert Schmiedbauer von Bogen aufgefunden. Es sind nun die sämtlichen Leichen der Verunglückten aufgefunden und kann auch angenommen werden, daß bei diesem Unglück weitere Personen nicht mit ertrunken sind. Möge diese Katastrophe so manchen Ueberführer und manchen Passanten, welche mit der Wasserstraße in Verkehr kommen, zur Warnung dienen und zu steter Vorsicht ermahnen und möge uns Gott vor einem so gleichähnlichen Unglücke beschützen und bewahren.
Quelle: Straubinger Tagblatt 04.06.1899


Hunderdorf, 2. Juni. Heute nachmittags 3 Uhr wurde die sterbliche Hülle der am Pfingstmontag bei Hermannsdorf-Bogen ertrunkenen Dienstmagd Gertraud Hagn von Lintach, welche bei Pfelling ans Land gebracht worden ist, von dort hierher überführt und sogleich zur Erde bestattet.- Die Arbeiten zum Ausbau des hiesigen Kirchturmes haben bereits begonnen, und ist ein solides Gerüst bereits fertig gestellt, so daß mit den Maurerarbeiten in der nächsten Woche begonnen werden kann. Die Ausführung verspricht eine hübsche zu werden, zumal beim Ausbau der frühere Stil beibehalten wird. Es werden auch an allen Seiten des Thurmes Uhrschilder angebracht, was seit langem schon als Bedürfnis empfungen wurde. Die Bauarbeiten liegen in den Händen des jungen Baumeisters H. Schubauer von Bogen, während die Uhrentransferierungsarbeiten Hr. Thurmuhrmacher Wimbauer von Geiselhöring besorgt.
Quelle: Straubinger Tagblatt 04.06.1899


Neukirchen b. Haggn, 15. Aug. Nächsten Sonntag findet dahier die herkömmliche Kirchweihfeier, verbunden mit einem bis Montag Mittag dauernden Jahrmarkte, statt. Es ist das noch ein altes Stück Volksleben, welches sich alljährlich am Sonntag nach Maria Himmelfahrt wiederholt. Der „Neukirchener Kirta“, in unserer Gegend allgemein bekannt, fällt gerade in eine Zeit, wo die Feldfrüchte größtentheils eingeheimst sind und der Landmann daher nach anstrengender Erntearbeit für einige Tage Zeit findet, sich an dem fröhlichen Treiben eines Volksfestes zu betheiligen. Es werden da Verwandte und alte Bekannte eingeladen, und das erste ist, daß die Gäste die in den Scheunen untergebrachte, glückliche Ernte des Gastfreundes sich besehen und mit diesem sich bfreuen. Hierauf folgt das Mittagsmahl, bestehend aus Suppe, Rind- und Schweinefleisch, Kücheln und verschiedenen aus heurigem Waizenmehl hergestelltem Gebäck. Besinders wichtig ist dabei natürlich das „Kirtabier“. Es wird schon 3 bis 4 Wochen vorher berathschlagt, woher dieses zu beziehen ist. Nach eingenommenen Mittagsmahl begibt man sich gemeinschaftlich zum Markt, um die dortigen Herrlichkeiten zu schauen und etwaige Einkäufe zu machen. Kinder freuen sich schon längst auf das „Praterfahren“, und wenn erst gar noch der Hanswurst da wäre. Aber leider mahnt auch der Neukirchener Kirta, daß die schöne Vakanzzeit bald herum ist, denn anfangs September beginnt wiederum die Schule. So vergehen dann die schönen Nachmittagsstunden, während welcher auch noch den Bierlokalen Besuch abgestattet wird. Die Kirtagäste begeben sich dann wiederum nach Hause, mit einem großen Pack Kirtakücheln bewaffnet. Am Montag dauert dann der Makr noch bis Mittag, wo noch von Seite der Pfarrangehörigen mothwendige Einkäufe gemacht werden. Auch der Prater setzt sich nochmals in Bewegung, und  dann ist die Herrlichkeit zu Ende. Jeglich freut sich aber dann schon wieder auf den nächstjährigen „Kirta“.
Quelle: Straubinger Tagblatt 17.08.1899


Oberalteich, 18. Sept. In Rammersberg wurde gestern Abends der Schleifermeister Hagn von Lintach erstochen. Auch der Sohn des Erstochenen ist schwer verwundet. Der Thäter ist Max Hirtreiter von Hunderdorf.
Quelle: Straubinger Tagblatt 19.09.1899


Bogen, 18. Sept. Wie bereits berichtet, wurde in verflossener Nacht im nahen Ramersberg im Hofraume der Karl’schen Wirthschaft in einer Rauferei der verh. 62jähr. Schleifer Ludwig Hagn von Kleinlintach, Vater von 9 bereits erwachsenen Kinder, erstochen. Der Stich wurde demselben in die rechte vordere Schultergeräthe beigebracht, wobei die Schlagader getroffen wurde. Und dies mit einer solchen Wucht, so daß die Breite des Stiches 4 cm betrug. In wenigen Minuten hatte derselbe sein Leben ausgehaucht. Auch dessen Sohn, welcher auch in diese Schlägerei verwickelt war, erhielt von seinen Gegnern durch Stockschläge am Kopfe solche bedeutenden Verletzungen, so daß derselbe auch kaum mit dem Leben davon kommen wird. Er schwebt gegenwärtig in größter Lebensgefahr. Die Thäter, zwei sehr über beleumundete Burschen Max und Franz Hirtreiter, led. Taglöhner von Hunderdorf sitzen bereits hinter Schloß und Riegel und werden ihrer gerechten Strafe nicht entgehen.
Quelle: Straubinger Tagblatt 20.09.1899


Todes-Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unsere innigstgeliebte Gattin, Mutter, Tochter und Schwiegertochter,
Frau Maria Baier,
Bäuerin in Hofdorf,
nach mehrjährigem Leiden und Empfang der hl. Sterbsakramente im 44. Lebensjahre in die Ewigkeit abzuberufen.
Um stilles Beileid bittet
Hofdorf, 20. September 1899.
Der teiftrauernde Gatte
Xaver Baier
Maria Baier, Tochter, Gastwirtin in Hunderdorf,
nebst den übrigen Verwandten.
Die Beerdigung findet statt Donnerstag den 21. September Vorm. Halb 10 Uhr vom Hause aus nach Hunderdorf. Der Siebente und Dreißigste werden am Freitag 22. und Samstag 23. September jedesmal Vormittags halb 10 Uhr in der Pfarrkirche zu Hunderdorf abgehalten.
Quelle: Straubinger Tagblatt 21.09.1899


Bogen, 23. Okt. Die Herbstkontrolversammlungen im Bezirke Bogen werden abgehalten, wie folgt: In Stallwang am 15., in Mitterfels am 16., in Schwarzach am 17., in Bogen am 18. Nov. Und zwar jedesmal vormittags 9 Uhr beginnend. – Im nahen Orte Windberg wurde in verflossener Woche der verh. Bauer Jos. Feldmeier vom Hohenthann gelegentlich eines Excesses mit dem Taglöhner Herman Neumeier von dort mit einem Stein derart an den Kopf getroffen, so daß er einen Schädelbruch erlitt und gegenwärtig lebensgefährlich darniederliegt. Eine Gerichtskommission behufs eidlicher Vernehmung des Verletzten war bereits an Ort und Stelle, – Verflossene Nacht wurde zu Sand in der Geit#schen Wirthschaft beim „alten Bier“ ein Dienstknecht von Moosdorf durch einen Stich in den Unterleib lebensgefährlich verletzt. Als der Thäter wurde der verh. Taglöhner Georg Wolf von Furth festgestellt und noch in gleicher Nacht von der hies. Gendarmerie in die Frohnveste eingeliefert. – Zu gleicher Zeit wurde in der Loibl’schen Wirthschaft zu Waltendorf bei einer Rekrutenabschiedsfeier der Hofbesitzer und Gemeindekassier Josef Vaitl von dort derart gestochen, so daß derselbe todt auf dem Platze blieb. Als Thäter wurde ein Dienstknecht Namens Eckert von Irlbach bezeichnet.
Quelle: Straubinger Tagblatt 24.10.1899


Hunderdorf, 18. Nov. Am 14. ds. Mts. Wurde beim Standesamte Hunderdorf die Ehe eines Taglöhnerehepaares beurkundet. Am nächsten Tage sollte das Paar die kirchliche Einsegnung erhalten. Die hiezu berufenen Personen waren bereits an Ort und Stelle, ihr Warten war jedoch ein vergebliches. „Und sie kehrten nicht wieder bis heute.“ Man sagt, sie seien mit Sack und Pack von dannen gezogen.
Quelle: Straubinger Tagblatt 21.11.1899


Bogen, 30. Nov. Wenn Jemand zur Zeit mit der Lokalbahn Straubing-Konzell zu fahren hat, so kann er seine Freude daran haben, denn er hat etwas für sein Geld, d. h. er kann in Bogen selbst schon eine halbe Stunde auf- und abfahren, ohne vom Fleck zu kommen. Die famose neue Einrichtung, daß die Materialwägen der Bahn selbst mit fahrplanmäßigen Zügen befördert, ein- um- und ausrangirt werden, dann wieder auf offener Strecke an- und ausgehängt werden, nimmt selbstverständlich so viel Zeit in Anspruch, daß man auf die paar Wägen voll Passagiere keine Rücksicht nehmen kann. Zudem kommen die Züge in der Voraussicht eines längeren Aufenthaltes manchmal einige Minuten früher eingelaufen. Das Publikum läuft sich Lunge und Leber aus, um dann etliche 30 Minuten lang in den Wägen erbarmungslos hin und hergeschoben, und gestoßen zu werden. Und das ist nicht ausnahmsweise der Fall, sondern seit einigen Wochen täglich ohne jede Ausnahme! Es kommen dann und wann von oben Erlasse, worin die Bahnbediensteten wegen Unregelmäßigkeiten verwarnt werden, man möge aber an hoher Stelle auch fleißig den Quellen der Unregelmäßigkeiten nachspüren. Solche Zustände, wie die geschilderten, müssen mitunter solche zur Folge haben.
Quelle: Straubinger Tagblatt 03.12.1899

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