1880

Neukirchen b. Haggn, 21. März. Der Mensch denkt, und Gott lenkt. So muß ich unwillkürlich ausrufen beim Anblick meiner schönen Obstbaumpflanzung. Schon seit Jahren habe ich mich bemüht, an einem südlich gelegenen Bergabhange Obstbäume zu pflanzen und habe dieselben mit größtem Fleiß gehegt und gepflegt, so daß ich es endlich dahin brachte, von einigen hievon voriges Jahr die ersten Früchte zu ernten. Wie schön standen diese Bäume noch vor wenigen Monaten! Aber so hoffnungsvoll der Anblick noch vor wenigen Monaten war, ebenso trostlos ist er jetzt; denn der strenge Winter hat diese Bäume alle durch Frost zernichtet. Der ganze Splint, welcher hellgelb sein soll, ist schwarz! In unserer ganzen Gegend hört man allenthalben klagen, daß die schönen Obstbäume, namentlich solche, welche etwas edlere Früchte trugen, sämmtlich erfroren sind, und zwar so erfroren, daß an eine Austreiben nicht mehr zu denken ist. So ist für unsere reich mit Obstbäumen bepflanzte Gegend eine Einnahmequelle auf viele Jahre versiegt. Alle Sachverständigen sind der Ansicht, daß nicht die Kälte allein daran schuld war, sondern vielmehr der rasche Temperaturwechsel am 28. Dez. v. Js. mit darauffolgendem Regenwetter. Der Winter von 1829-30 hat an den Obstbäumen bei weitem nicht den Schaden verurs´acht, wie es bei dem eben verflossenen Winter der Fall war. Deßgleichen haben auch die Bienenzüchter erheblichen  Schaden gelitten, indem viele Stöcke der großen Kälte zum Opfer fielen. Auch das Getreide, namentlich spätgebautes Korn, steht in unserer Gegend ziemlich schlecht, so daß vieles ausgeackert werden muß.
Quelle: Straubinger Tagblatt 23.03.1880


Bogen, 25. März. Am Samstag den 20. lfd. M. wollte der Bauer Martin Bogner von Anning, Pfarrei Pfelling, zur Leiche einer nahen Verwandten nach Parkstetten fahren. Als der hier durchfuhr, wurde er an der Brücke vom Schlag getroffen und war augenblicklich eine Leiche.
Quelle: Straubinger Tagblatt 27.03.1880


Der Steckbrief – keine Erfindung des Wilden Westens!

Steckbrief
Der Bräuknecht Anton Pongratz von Neukirchen heiligen Blut, 28 Jahre alt, 1,67 m groß, seit 17. vor. Mts. hier verhaftet, ist heute Nacht aus dem hiesigen Krankenhause entwichen. Derselbe hat braune Haare, schmale Stirn, braune Augenbrauen, graue Augen, stumpfe Nase, auf geworfenen Mund, rundes Kinn, rundes Gesicht, gesunde Gesichtsfarbe, untersetzte Statur; von den Zähnen fehlen ihm unten die mittleren Schneidezähne, an der rechten Hand hat derselbe eine Schnittnarbe. Derselbe trägt vermutlich graue Hose und Weste und einen unter den Ärmeln zerrissenen Rock von dunkler Farbe, welche Gegenstände er bei seiner Entweichung entwendete.
Derselbe ist im Betretungsfalle festzunehmen und hierher vorzuführen.
Straubing, 27. September 1880   Gehard, k. I. Staatsanwalt.

 

 

 

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