Kirchen – Kapellen – Kreuze in der Pfarrgemeinde Hunderdorf

Vorwort

Kirchen und Kapellen, aber besonders an den aufgestellten Kreuzen und Totenbrettern kann man die Frömmigkeit einer Region erkennen. In der Pfarrgemeinde Hunderdorf fehlt es an diesen Zeichen christlichen Glaubens nicht, wenn auch die meisten Feldkreuze älteren Datums sind. Aber auch in jüngster Zeit wurden neue Kreuze errichtet, die sich gut im Bild unserer Heimat ausmachen. Dieses nun vorliegende Büchlein soll uns einen geschichtlichen Einblick in das Werden der christlichen Kultur in unserer engsten Heimat verschaffen und aufzeigen, daß unsere Vorfahren ihre christliche Tradition zu pflegen und zu erhalten wußten.
Auf dem Gebiet der heutigen Pfarrei Hunderdorf stehen Kirchen in Hunderdorf (kath. u. evang.), Au vorm Wald, Hofdorf und Steinburg. Die Kirche in Gaishausen wurde schon vor 200 Jahren exsekriert. Kapellen finden wir in Sollach, Lintach, Grub, Rammersberg, Riglberg und im ehemaligen alten Friedhof. Feldkreuze stehen zerstreut in der ganzen Pfarrgemeinde an Wegen, Häusern und Scheunen. Totenbretter wurden in Sollach, Hoch und Wegern aufgestellt. Der Bayerwaldverein Hunderdorf und der Heimat- und Fremdenverkehrsverein Steinburg führen die alte Tradition fort und stellen Totenbretter für ihre verstorbenen Mitglieder auf.
Wenn auch vereinzelt alte Feldkreuze entfernt werden und verschwinden, so werden solche auch immer wieder erneuert und neu aufgestellt.
Hunderdorf im Jahre 1998
K. Klar
Chronist u. Heimatpfleger

Aus der wechselvollen Geschichte der Pfarrei Hunderdorf

Der bayerische Herzog Odilo holte 741 Mönche ins Land, die von Niederalteich aus den Wald rodeten und dort christliche Gemeinden ansiedelten. Es wird angenommen, daß auch Hunderdorf eine Gründung des Klosters Niederalteich Ist und schon damals eine Holzkirche besaß. Daß hier schon sehr früh eine Kirche stand, bezeugen die beiden Kirchenpatrone St. Nikolaus und St. Stephanus.
Mit der Entstehung des Klosters Windberg in der ersten Hälfte des 12.Jahrhunderts übernahmen die Mönche des Konvents die Seelsorge in Hunderdorf. So war ein Windberger Chorherr namens Pabo Pfarrherr in Hunderdorf, im Ort, der gleichsam zu Füßen des Klosters liegt. Aber das war eine Ausnahme. Am 13.Mai 1598 ist der Pfarrherr von Hipderdorf, ein Magister Heinrich Sutorn. gestorben, und 1611 wird ein Pfarrer Schäffel in Hunderdorf genannt, der den Flachszehent von Pürgl einforderte.
Die Pfarrei Hunderdorf gewann immer mehr an Bedeutung. So war Neukirchen eine Filiale von Hunderdorf, Pürgl war der Pfarrei zehentpflichtig und das Schloßbenefizium von Steinburg gehörte auch zu Hunderdorf. Vom Jahre 1359 stammt der älteste nachweisbare Kirchenbau. Der Turm dieser Kirche wurde erst 1936 abgerissen, überdauerte also eine Zeit von fast 600 Jahren. Zuletzt wurde dieser Turm 1900 um vier Meter erhöht und renoviert. Bemerkenswert an ihm waren die Treppengiebel, wie sie heute noch am Amtshaus in Windberg zu sehen sind.
Bereits 1438 hatte Hunderdorf einen Pfarrherrn, einen Hilfspriester und einen Benefizianten für das Schloß Steinburg. Aus dem Jahre 1612 stammt das älteste Taufbuch der Pfarrei.

Ehemalige Kirche von Hunderdorf, Westansicht. Rechts neben dem Turm die noch stehende Seelenkapelle

1616 erhielt das Kloster Windberg im Tausch gegen die Pfarrei Viechtach die bis dahin selbständige Pfarrei Hunderdorf. Der Abt des Klosters wollte seine Patres mehr in seiner Nähe haben, wo er sie besser überwachen konnte. Zwei Jahrhunderte lang wurde die Pfarrei von den Mönchen des Klosters Windberg betreut.
Im 30jährigen Krieg (1618-1648) plünderten die Schweden den Pfarrhof. Der Volksmund will wissen, daß die letzte Reiterschlacht dieses unheilvollen Krieges auf dem Rammersberg stattgefunden haben soll.
Unter Pater Petrus Winger (1696-1700) wurde das Kirchenschiff in barockem Stil neu erbaut. 1653 erhielt die Kirche eine neue Glocke mit der Inschrift: Deo, Dei parae, Se patronis Stephano et Nicolao Hunderdorf.- Um den Bau der neuen Kirche, die Abt Franz Knod am 17.10.1700 einweihte, gab es jahrelangen Rechtsstreit. Das Gotteshaus war so baufällig geworden, daß das arme Hunderdorf sich von 1690 bis 1699 in ständigen Bittgesuchen an Seine Königliche Hoheit Maximilian Emanuel wandte, wegen Erbauung eines Gotteshauses. Der Landesfürst antwortete zwar recht huldvoll, aber der erbetene Zuschuß ließ auf sich warten.
Inzwischen war Hunderdorf dem Dechanat von Deggendorf zugeteilt worden. Dieses fühlte sich verpflichtet, 1695 beim Landrichter für die Hunderdorfer einzutreten und wies in einem Schreiben an denselben darauf hin, daß das 1359 errichtete Gotteshaus zu Hunderdorf so baufällig sei, daß zu befürchten sei, es stürze ein. „Curatus Religoso getraute sich nicht mehr die Kanzel zu besteigen und kann auch vor dem Altare das Wort Gottes nicht ohne Lebensgefahr vortragen. Es wird gebeten ohne längeren Verschub Hand anzulegen, wenn die Kirche nicht erst augenscheinlich einfallen soll.“

Der Kirchenbau aus dem Jahre 1700, links das alte ehem. untere Schulhaus, rechts die Seelenkapelle. Um die Kirche der alte ehemalige Friedhof.

Neun Jahre verstand Seine Königliche Hoheit den Bau hinauszuzögern. Mannshohe Aktenstöße hatten sich inzwischen angehäuft.
Den Grundstein zur neuen Kirche legte am 13.7.1698 der Hofrichter Gabriel Erdl von Mitterfels. Der alte gotische Turm blieb stehen. 1665 hatte die Kirche drei Altäre: 1. Hl. Stephan und Nikolaus, letzterer galt als Kirchenpatron, 2. Hl. Kreuz und 3. Maria Verkündigung. Der Besitz der damals armen Pfarrei war 1724 ein Pfarrwiddumhof mit 33 Tagwerk und 120 Tagwerk Wald. Die Einkünfte daraus und aus den Kapitalien, die ganze 400 Gulden ausmachten, waren 33 Gulden jährlich.
Die Pfarrei Hunderdorf hatte früher Filialen in Neukirchen, Hofdorf, Au vorm Wald und Steinburg. Neukirchen, von alters her mit den Nebenkirchen Sparr und Pürgl, wurde seit 1616 aus „Gefälligkeit“ von einem eigenen Vikar aus dem Kloster Windberg betreut. Die Kirche in Hofdorf war ursprünglich den hl. Thomas und Sixtus geweiht, jetzt ist der Patron St. Edigna. In Au ist die Kapelle St. Valentin ans Schloß angebaut, das jetzt in bäuerlichem Besitz ist. Die Kapelle St. Johannes in Steinburg ist mit dem früheren Schloß verschwunden. Aus dem ehemaligen Pferdestall ist die jetzige Kapelle geworden, die zur Zeit allerdings nicht benutzbar ist.
Gaishausen war früher Dienstmannensitz ohne Schloß, doch mit einer Kirche, die Apian auf seiner Landkarte von 1559 abgebildet hat.
Das dem hl. Georg geweihte Gotteshaus wurde im Vorfeld der Säkularisation 1792 exsekriert, versteigert und in ein Wohnhaus umgebaut. Abt Bernhard Strehlin hat noch wenige Jahrzehnte vorher das Innere der Kirche neu eingerichtet, so zog das Rokoko in Gaishausen ein. Von alledem waren im 19. Jh. Noch Gegenstände in den Häusern vorhanden, heute ist nichts mehr zu finden.
In den beiden Schloßkapellen haben die Windberger Patres zu allen Zeiten fleißig mitgeholfen.
1655 behauptete das Ordinariat Regensburg, daß auf der Pfarrei Hunderdorf von jeher das Servitut (Dienstbarkeit, Grundlast) geruht hätte, jährlich 40 Gulden zu zahlen. Also sollte der Abt das von nun an tun und zudem das seit 1616 ausständige Geld nachzahlen. Der Abt erwiderte darauf, davon hätte er nie etwas gehört und das sei noch nie vom Kloster verlangt worden. Er bitte der großen Armut des Klosters wegen um Nachlaß. 1657 fuhr Abt Michael zum Generalkapitel nach Premontre, wo die „Hunderdorfer Frage“ auch zur Sprache kam. In Hunderdorf selbst waren noch im 19. Jh. nur arme „Inwohner und Häuslleut“ – meist Bürstenbinder und Hausierer – die großen Bauern saßen in Hofdorf, Stetten, Röhrnau, Hoch und anderen Orten.

Ehemalige Kirche von Hunderdorf, Ansicht von Norden

Als nach 1616 Hunderdorf zum Kloster Windberg kam, fanden sich die Pfarrangehörigen mit der Tatsache keineswegs ab, daß sie nun keinen am Ort residierenden Pfarrherrn hatten. Umso mehr, als der Abt die exkurierenden Pfarrer zu oft nach Belieben wechselte. Für die Kooperatoren erfolgten zwar feste Ernennungen, aber praktisch tat meist derjenige Dienst, der gerade Zeit hatte. Im 30jährigen Krieg war es mit den Pfarrern nicht besser gewesen. Zwar schreibt Abt Michael Fuchs 1634 an den Bischof: „Es sind in den traurigen Kriegsjahren soviel Patres draufgegangen, daß ich nicht weiß, wenn ich auf die Pfarreien schicken soll.“ – Die Hunderdorfer machten ein Gesuch um das andere an den Kurfürst und Bischof, daß die Mißstände abgestellt und das Kloster gezwungen würde, in Hunderdorf einen Pfarrhof zu bauen und einen Geistlichen dort unterzubringen, aber es half nichts. 1688 bis 1703 prozessierte die Pfarrgemeinde deshalb gegen das Kloster.

Die Pfarrherren in Hunderdorf

Von Anfang an bis zur Aufhebung des Klosters 1803 sind folgende Pfarrherren in Hunderdorf bekannt: Pabo im 12. Jh., Johann N. um 1460, Johann Molitoris, gest.1466, Johann Peterlein, gest.1488, Heinrich Sutorn um 1598„ N. Schäffel um 1611, Sebastian Aicher 1616-20, Sabinus Aigenmann 1620-23, Johann Zänckl 1623-28, Georg Grabmeier 1628-30, Hieronymus Rieck 1630-34, Philipp Schotterer 1635-44, Norbert Flieger 1644-47, Hugo Singer 1647, Wilhelm Frühemann 1647/48,Gregor Kirchmayer 1648-52, Max Schlager 1651, Hermann Schiele 1652, Sebastian Fuchs 1652-54, Norbert Böhm 1656-59, Gregor Kirchmayer 1659-73, Jakob Gahr 1673-82, Augustin Schmidbauer 1682-83, Franz Knodt 1683-84, Wolfgang Dachauer 1684-86, Wilhelm Seiller 1686-96, Petrus Winger 1696-1700, Wilhelm Seiller 1700-01, Petrus Winger 1701-08, Sabinus von Auer 1708-22, Felix Fiechter 1722-27, Wilhelm Miller 1733-36, Paul Dachauer 1736-42, Augustin Diez 1742-43, Paul Dachauer 1743-51, Norbert von Barth 1751-55, Sabinus Leitner 1755-67, Joseph von Planck 1767-73, Anton Schweizer 1773-83, Hermann Häring 1783-84, Florian Schönhöfer 1784-86, Franz Rausch 1786-90, Jakob Pecker 1790-1801, Sabinus Blaim 1801-1817.
(Aus „Kloster Windberg“ v.P.Norbert Backmund)

Die Zeit nach der Klosteraufhebung 1803

Nach der Säkularisation 1803 blieb Pater Sabinus Blaim bis 1817 als Pfarrer in Hunderdorf tätig. In der Inventarliste über die Realitäten der Pfarrei Hunderdorf vom 3.5.1803 lesen wir: Das Pfarrhaus ist zweigadig, ganz aus Holz, höchst baufällig, einstweilen noch bewohnbar (taxiert zu 50 fl. = Gulden). Der Wiedenbauhof mit Kuhstall, ganz aus Holz, noch baufälliger (50 fl.). Der Pferdestall ist gemauert, hat aber ein ganz baufälliges Schindeldach (30 fl.). Der strohgedeckte Getreidestadel ist sehr baufällig (45 fl.). Der Pfarrgarten ist gleich hinter dem Pfarrhof und der Trift (1 1/2 Ausspann). Der Heckengarten hinter dem Pfarhofspferdstall zwischen dem Apoigerweg und der Pfarrwiese (1 Ausspann). Ein weiterer Pfarrergarten stößt im Osten an Thaddä Södners Grund, Süden an die Gasse nach der Bauernwiese, Westen an den Weiher, Norden an den Wiedengrund (1 Ausspann).
An Einkünften sind zu verzeichnen: Stolgebühren 372 fl., Zehent 625 fl., Erträgnisse aus dem Pfarrwiddum 625 fl. und von den neun Untertanen 28.f 1. 44,2 Kr. Summe: 1600 fl. 44,2 Kr. im Jahr.
(Aus „Windberger Schriftenreihe Bd.2)
Von 1803 an ist die Kirche in Hofdorf Filiale der Pfarrei Hunderdorf. Vorher betreuten sie die Patres vom Kloster, da Hofdorf eine Hofmark von Windberg war.
1835 ließ Pfarrer Franz Xaver Maßl den aus Holz erbauten Pfarrhofniederreißen und den noch heute stehenden Bau errichten. Auch die schon sehr baufällige Kirche wollte er renovieren lassen. Dieses Vorhaben war auch das Ziel seines Nachfolgers, des Pfarrers Luschner. Ihm war es 1856 vergönnt, die Kirche nach Westen zu verlängern. Drei Jahre später erhielt das Gotteshaus eine neue Glocke. Luschner war einer der emsigsten und umsichtigsten Pfarrherren seiner Zeit, er war ein Wohltäter der Kirche und der Armen. Als er 1870 starb, hinterließ er die Luschnersche Stiftung, deren Zweck es war, armen Schulkindern eine Schulsuppe in der Mittagspause zu ermöglichen.
1866 wurde Hunderdorf königliche Pfarrei.
Pfarrer Wolfgang Gruber ließ um die Jahrhundertwende den alten Kirchturm um 4 Meter erhöhen. Einige Jahre später wurde eine neue 43 Zentner schwere Glocke in den Kirchturm gehoben. Gruber trug sich mit dem Gedanken, zwei Seitenschiffe anzubauen, da das Kirchenschiff zu klein war, um die Gläubigen zu fassen. Dazu verweigerten ihm aber die Behörden die Zustimmung Am 3.August 1919 wurde nach dem unheilvollen Ersten Weltkrieg das Kriegerdenkmal eingeweiht.
In den Kunstdenkmälern von Bayern vom Jahre 1929 finden wir eine Geschichte und die Beschreibung der alten Kirche, die 1935/37 abgerissen wurde:
KATH. PFARRKIRCHE ST. NIKOLAUS
1245 überläßt Mathilde von Gmunden dem Kloster Windberg ein Gut in Hunderdorf. 1295 verleiht Bischof Heinrich II. von Regensburg demselben Kloster den großen Zehent von Hunderdorf, 1297 wiederholt Bischof Konrad die Schenkung. 1438 sind ein Pfarrer und ein Hilfspriester in Hunderdorf. 1616 erhält Windberg die Pfarrei. Bei der bestehenden Kirche ist der Turm spätgotisch, mit Veränderungen von 1899. Das Chorjoch, die drei östlichen Langhausachsen und die Sakristei sind Barock, von einem der Matrikel zufolge 1699 aufgeführten Neubau; der Chorschluß und der Westteil des Langhauses stammen aus den Jahren 1857-59. 1922 Restauration.
Beschreibung: Der nicht ganz um Mauerstärke eingezogene Chor hat ein Joch und Schluß aus fünf Seiten des Achtecks. Gotisierendes Kreuz- bzw. Kappengewölbe auf dünnen Wandsäulchen, um 1858. Chorbogen einspringend, rund, beiderseits gefast; vielleicht aus der Spätgotik zurückgehend und nur barock verändert. Langhaus zu sechs Fensterachsen. Die Ostecken sind innen abgeschrägt. An der nordöstlichen Schrägseite befand sich ehemals die Kanzel.

Inneres der Pfarrkirche Hunderdorf

Zum Vergleich: Oben Kirchturm vor der Turmerhöhung mit 6 Treppen am Giebel. Unten Kirchturm nach der Erhöhung mit nur 4 Treppen am Giebel.

Flachdecke. Fenster in Chor und Langhaus rundbogig. Portale im neuen Westteil des Langhauses. Die Verbindungstüren zu Sakristei und Turm haben geraden Sturz.
Der Turm steht an der Südseite des Chorjoches, er ist quadratisch, ca. vier Geschosse hoch und ungegliedert. Im Erdgeschoß ein barockes Kreuzgewölbe. Westlich ein spitzbogiges Portal der Spätgotik. Einige Lichtschlitze mit einfach gekehltem Schräggewände. Die unteren Schallöffnungen im dritten Geschoß sind gekuppelt; auf der Nordseite spitzbogig, auf den drei anderen Seiten rundbogig; ihre Wände ist gekehlt. Das Trennungssäulchen der Südseite hat eine derbe Wulstbasis. An den drei anderen Seiten steht statt eines Säulchens ein gefaster Pfeiler. Die Schallöffnungen sitzen innen in stichbogigen Nischen. Früher erhob sich über dem dritten Geschoß ein Satteldach zwischen sechsstufigen Treppengiebeln an der West- und Ostseite. 1899 wurde der Turm um 4 Meter erhöht. Die neuen Treppengiebel zeigen drei gekuppelte Schallfensterchen und nur mehr vier Stufen. Durch diese Veränderung wurde die künstlerische Wirkung der sehr hübsch am Dorfrande gelegenen und das Landschaftsbild stark mitbestimmenden Kirche etwas beeinträchtigt. Die Sakristei liegt an der Nordseite des Chorjoches. Sie ist quadratisch und zweigeschossig. Im Erdgeschoß ein barockes Kreuzgewölbe, im Obergeschoß eine Flachdecke. Fenster rechteckig mit seitlichen Ausbuchtungen; Schräggewände. Im Obergeschoß korbbogige Oratoriumsöffnung. In der Südwestecke ebenda ein in der Stichbogentonne gewölbter Durchgang zur Nordostecke des Langhauses, wo sich die Kanzel ehedem befand.
Altäre neuromantisch.
Kanzel spätbarock um 1710. Am polygonen Korpus gerade, korinthische Ecksäulchen auf Konsolen. In den Feldern gänzlich erneuerte Gemälde der Evangelisten. Spärliche Laub- und Bandwerkschnitzereien. Am Beginn der Aufgangsbrüstung ländliche Volutenpilaster.
Holzfiguren.
1. Im Chorjoch an der Südwand. St. Dorothea in schön stilisiertem Mantel, dessen Saum um das vom Himmel gesandte Knäblein zu ihrer Linken gelegt Ist. Spätgotisch gegen 1500.
2. Chorbogenkruzifix. Spätbarock vom Anfang des 18. Jahrhunderts.
Geräte.
Monstranz. Kupfer, vergoldet. Originelle Spätrokokoschöpfung. Am Fuß getriebene Rocaillen und aufgelegte Muschelwerkkartuschen. Vorne das Wappen der Freiherrn von Schuß, die damals Schloßherren zu Steinburg waren, rückseits in Kartusche die Jahreszahl 1773. Nodus vasenförmig, vierkantig. Die Sonne um die herzförmige Schauöffnung ist mit Gitter- und Muschelwerk und bunten Glaspasten geschmückt; dazwischen getriebene Silberreliefs: Christus am Ölberg, der Judaskuß, die Geißelung, Dornenkrönung und die Begegnung mit Veronika. Oben Gottvater unter einem Baldachin, darüber die hl. Taube.
Kreuzpartikel. Kupfer, vergoldet. Der Fuß, aus der Zeit um1720, zeigt getriebene Blumensträußchen, die Sonne Muschelwerkdekor um 1760. Glocke. Halsumschrift zwischen Reifen: DEO DEIPARAE ET PATRONIS SS. STEPHANO ET NICOLAO IN HVNDERDORFF MDCLIII (=1653). Darüber: GEORG SCHELCHSHORN VON REGENSBURG GOSS MICH.
Unter der Halsumschrift ein Fries aus Engelsköpchen und Fruchtgehängen. Durchmesser 0,88 m.

Blick vom neuen Kirchturm 1936 auf die noch stehende alte Kirche, die damals vom Friedhof umgeben war. 1. Kirche mit Kirchturm, 2. altes Feuerwehrhaus, 3. Spenglerei Steckler, 4. Unteres ehemaliges Schulhaus, 5. Schreinerei Härtenberger.
Ehemalige alte Kirche, Ansicht von Osten. Rechts das ehem. alte Schulhaus, dahinter das Gasthaus Georg Baier
Bau der neuen Kirche

Erst Pfarrer Betthausen gelang es dann, was seinen Vorgängern vorenthalten war, nämlich der Bau einer neuen Kirche hinter dem Pfarrhof. Er gründete einen Kirchenbauverein, der sich tatkräftig um den Kirchenbau bemühte. Am 26. Dez. 1934 wurde eine Satzung herausgegeben:
§ 1. Zweck des Vereins ist, Mittel zu gewinnen für die Erbauung einer neuen katholischen Kirche im Pfarrdorf Hunderdorf. Sitz des Vereins ist Hunderdorf. Der Verein soll in das Vereinsregister eingetragen werden.
§ 2. Mitglied des Vereins kann jedermann werden. Über die Aufnahme entscheidet der Vorstand. Der Austritt kann jederzeit erfolgen durch schriftliche oder mündliche Anzeige beim Vorstand.
§ 3. Die Höhe der Beiträge und die Zeit ihrer periodischen Ablieferung ist dem freien Ermessen der Mitglieder überlassen.
§ 4. Organe der Vereine sind a) der Vorstand, b) der Ausschuß, c) die Generalversammlung.
§ 5. Vorstand im Sinne des § 26 des Bürgerlichen Gesetzbuches ist der jeweilige Inhaber der Pfarrei Hunderdorf.
§ 6. Dem Vorstand steht beratend ein Ausschuß von 4 Mitgliedern, nämlich ein Schriftführer, ein Kassier und 2 Beisitzer, zur Seite.
§ 7. Die Generalversammlung wird alljährlich durch Anschlag an der Kirchentafel und durch Verkündigung von der Kanzel einberufen. Eine außerordentliche Generalversammlung beruft der Vorstand durch Beschluß der Vorstandschaft. Die Beschlüsse der Generalversammlung werden in einem Protokollbuch niedergelegt und vom Ausschuß unterzeichnet. Beschlußfähig ist die Generalversammlung, wenn mindestens die Hälfte der Mitglieder vertreten ist. Die Beschlüsse werden mit einfacher Stimmenmehrheit gefaßt; bei Stimmengleichheit entscheidet der Vorstand.
§ 8. Der Vorstand hat die in der Generalversammlung gefaßten Beschlüsse auszuführen, ferner Rechtshandlungen die Werte von 500 Reichsmark ohne vorherigen Beschluß der Generalversammlung vorzunehmen. Bei unverbindlichen Schenkungen ist der Annahme durch den Vorstand keine Grenze gesetzt.
§ 9. Der Ausschuß wird durch die Generalversammlung mit einfacher Stimmenmehrheit gewählt auf die Dauer von 2 Jahren.
§ 10.Die Auflösung des Vereins erfolgt nach Erreichung des Vereinszweckes, wenn diese Erreichung durch Beschluß der Generalversammlung festgestellt ist. Außerdem kann der Verein nur aufgelöst werden, wenn in einer Generalversammlung bei Anwesenheit von 3/4 des jeweiligen Mitgliederstandes die Auflösung mit 2/3 Mehrheit beschlossen wird.
§ 11. Wenn der Vereinszweck erfüllt und dadurch die Auflösung des Vereins bedingt ist, geht das Vereinsvermögen auf die Pfarrkirchenstiftung über.
Die Unterzeichnenden: Friedrich Betthausen, Pfarrer; Alois Frankenberger, Bürgermeister; Alfons Steckler, Josef Graminger, Max Deinböck, Josef Axinger, Ludwig Poiger, Jakob Schneider, Maria Poiger, Anna Dorfner, Johann Dietl und Karl Härtenberger.

Planungen mit Hindernissen

Die erste Eingabe aus dem Jahre 1934 an das Landesamt für Denkmalpflege wurde zunächst zu den übrigen Akten gelegt. Erst als der verantwortliche Architekt in München vorstellig wurde, kam es zur Bearbeitung der eingereichten Bauvorschläge. Das „hohe Amt“ war mit den gemachten Planungen nicht einverstanden. Der Turm der alten Kirche sollte erhalten bleiben und das neue Kirchenschiff an der Stelle des alten erbaut werden. Auf den eingereichten Fotos der alten Kirche glaubte das Bauamt genügend Platz zu finden, einen Neubau auszuführen. Weitere Fotos mußten überzeugend beweisen, daß eine Erweiterung nach Westen nicht möglich war. Der Einwand des Architekten, daß der alte Turm neben der neuen Kirche verschwinden würde, wurde mit dem Argument abgetan, daß man dann eben eine kleinere Kirche bauen müsse. Da es zu dieser Zeit viele Arbeitslose in Hunderdorf gab, sollte das Argument der Arbeitsbeschaffung für diese Menschen in die Waagschale geworfen werden. Interessant ist dabei, daß der damalige Truppführer der NSDAP in seiner Vorschlagsliste nur Männer der SA als Arbeitslose angeführt hatte und sie zur Arbeit anbot. Er versicherte gleichzeitig, daß 60 SA-Männer einen Tag beim Graben des Grundfestes kostenlos arbeiten würden.

Lageplan: A= neue Kirche, Bake Kirche, C Pfarrhof, D obere Schule, E Schreinerei Härtenberger

Pfarrer Betthausen und der Kirchenbauverein wollten das neue Gotteshaus auf dem 1,42 Tagwerk großen Pfarracker erbauen, das im Tausch gegen die Kirchenwiesen in Apoig erworben worden war. Es fehlte nur noch die Zustimmung der Regierung von Niederbayern-Oberpfalz.
In einer weiteren Eingabe vom 22.Februar 1935 wurden nachstehende Punkte zur Berücksichtigung angeführt:
1. Der Platz bei der alten Kirche sei zu klein.
2. Der Turm sei viel zu nieder und verschwände neben dem neuen Schiff.
3. Die neue Kirche müsse 800 Sitzplätze aufweisen.
4. Das Innere der Kirche müsse mindestens 10 m hoch sein.
5. Teile der alten Kirche könnten nicht benützt werden. da sie viel zu niedrig sei.
6. An eine Friedhoferweiterung könne nicht gedacht werden.
7. Der Platz für die neue Kirche könne landschaftlich als ideal bezeichnet werden.
Weiter wurde argumentiert, daß viele Gräber verlegt werden müßten, eine Turmerhöhung aber wegen seiner geringen Breite im Mißverhältnis zur Höhe stünde. Dr. Pfister vom Landesamt für Denkmalpflege wurde gebeten, sich an Ort und Stelle die Lage anzuschauen. Ein weiterer Besuch des Architekten in München war mit dem Erfolg gekrönt, daß gegen den Abbruch der alten Kirche keine  Bedenken mehr bestanden. Dem Pfarramt aber wurde zur Auflage gemacht, die wenigen alten Stücke der Ausstattung müßten in der Friedhofkapelle oder der neuen Kirche untergebracht werden. Die Friedhofkapelle müßte erhalten bleiben.

Rohbaubeginn an der neuen Kirche, im Hintergrund der Turm und das Dach des alten Gotteshauses

Die inzwischen angefertigten Baupläne bedurften aber noch der Genehmigung des „Baukunstausschusses beim Ministerium des Innern“. An 8.März 1935 kam dann folgendes Schreiben nach Hunderdorf zurück: „Im allgemeinen besteht gegen den Entwurf vom Dezember 1934 keine Erinnerung; im einzelnen sind die Verbesserungen, die in den Plänen mit Blaustift angegeben sind, bei der Ausführung zu beachten.“
Zwei Wochen später, am 22.März 1935 wurde der Kirchenverwaltung mitgeteilt, daß dieser vorläufige Bescheid nicht zum Beginn der Bauarbeiten berechtige. Die Pläne müßten über das Bezirksamt Bogen auf dem Dienstwege dem Staatsministerium für Unterricht und Kultus zur Genehmigung vorgelegt werden.
Am 16.April 1935 wurde von der Kirchenverwaltung Hunderdorf und dem Architekten Wirthensohn ein Vertrag unterschrieben, der ihm 6% der Baukosten, zahlbar in Monatsraten von 300 RM, zusicherte.
Bald nach Einsichtsnahme der Pläne durch die Bevölkerung von Hunderdorf kamen die ersten Einwände. So vermißten, besonders die nördlichen Anlieger des Dorfes und die Bewohner von Gaishausen, Thananger, Rammersberg usw., einen Stufenaufgang vom unteren Dorfe her. Sie beauftragten deshalb einige Mitstreiter, ihre Forderungen bei der Kirchenverwaltung durchzusetzen.
Am 9.Mai 1935 kündigte Architekt Wirthensohn an, daß man nun mit dem Bau des Sockels beginnen könne.

Bau der neuen Kirche

Am 11.Mai traf ein Schreiben des Bayer.Staatsministeriums für Unterricht und Kultus ein, das die Pläne in „schönheitlicher Beziehung“ genehmigte.

Feier der Grundsteinlegung

Am Sonntag, 29.Juni, konnte die Grundsteinlegung stattfinden. Die Weihe und die Predigt hielt Geistlicher Rat M. Dirnberger von Oberwinkling. Bischof Michael von Regensburg, der wegen einer Firmung in Marktredwitz zu Teilnahme verhindert war, übermittelte seine Grüße und wünschte Gottes Hilfe zu diesen „großen Werk“. Er spendete dazu den bischöflichen Segen.
Gegen die Beteiligung der katholischen Vereine an der Grundsteinlegung mit einer Fahne hatte das Bezirksamt keine Erinnerung. Ausgenommen wurde das Tragen einer einheitlichen Kleidung und das Tragen von Abzeichen und Fahnen durch den kath. Burschenverein.
Für die Tauschgenehmigung mit der Pfarrgründestiftung wurde vom Finanzamt Straubing eine Grunderwerbssteuer von 34,20 RM festgesetzt.
Um dieses große Werk finanzieren zu können, war die Kirchenverwaltung und der Kirchenbauverein auf Spenden angewiesen. Da diese Maßnahme genehmigungspflichtig war, mußte eine Eingabe an die Regierung von Niederbayern-Oberpfalz gemacht werden. Am 19.Juni 1935 kam dann ein Schreiben dieser Stelle mit folgendem Bescheid: „Die Vornahme einer öffentlichen Sammlung durch das kath. Pfarramt Hunderdorf zum Zwecke des Kirchenbaus kann nach Benehmen mit der Gauleitung der NSDAP nicht genehmigt werden, da ein hinreichendes Bedürfnis nicht besteht. Dem Pfarramt steht es jedoch frei, für diesen Zweck Sammlungen bei Gottesdiensten und in kirchlichen Versammlungen zu veranstalten.“
Diese Anordnung hinderte aber Pfarrer Betthausen nicht, unter seinen Pfarrangehörigen für diesen guten Zweck zu sammeln. Auf einer Liste sind rund 150 Spender angeführt. Beträge von 0,50 RM bis 60 M sind darin zu finden, die bei Baubeginn, bei Baubeendigung, in monatlichen Raten und als einmalige Zahlungen ausgewiesen sind. Andere erklärten sich bereit, Hand- und Spanndienste zu leisten.

Kreuzaufrichtung an der Altarstelle

Bei einer diesbezüglichen Erhebung wurde festgestellt, daß es in der Gemeinde Hunderdorf 24 Besitzer von Pferden und 26 Ochsengespanne gab. Pfarrer Betthausen aber richtete viele Bittbriefe an zahlungskräftige Gläubige auch außerhalb seines Pfarrbezirkes. Doch nicht immer fand er offene Hände. Einem Schreiben entnehmen wir folgenden Inhalt: „Zu meinem lebhaften Bedauern muß ich Ihnen leider eine Enttäuschung bereiten. Ich bin leider mit dem besten Willen nicht in der Lage, den beabsichtigten Kirchenbau namhaft zu unterstützen, da meine Verhältnisse von denen des Grafen B durchaus verschieden sind…“ Weiter führt der Schreiber an, daß er nur 8% schlagbares Holz besitze und schon für die Erhaltung einer großen Kapelle in unserem Raume aufkommen müsse. Es fanden sich aber auch spendenfreudige Pfarrangehörige, die das Geld für ein Fenster, für den Taufstein oder andere Teile der Kirche aufbringen wollten.
Über den weiteren Bauverlauf lesen wir im „Heimatbuch der Gemeinde Hunderdorf“: „Für die damalige Zeit ging der Bau überraschend schnell vonstatten. Schon am Abend des 28.Juni konnte das Kreuz an der Stelle errichtet werden, an der dann der Hochaltar stehen sollte. Am 29.Juni wurde im Rahmen eines Festgottesdienstes der Grundstein eingemauert. Zuerst wurde er in feierlicher Prozession durch das Dorf getragen. Die Sorge um den Kirchenbau schwächte das ohnehin kranke Herz des Pfarrherrn. Bei einer Kur in Bad Reichenhall starb er am 3.0kt.1935, ohne die Fertigstellung des von ihm begonnenen Werkes mitzuerleben. Der Rohbau war inzwischen gewachsen. Das Dach war ungedeckt, der Turm vor der Vollendung. Auf Anordnung der bischöflichen Behörde sollte der Bau ruhen, bis ein neuen Pfarrherr ernannt ist. H. Kooperator Lecker, der mit dem Tode des Pfarrers Provisor geworden war, ließ auf eigene Verantwortung das Dach decken und den Turm vollenden.

Feier bei der Kreuzerhebung

Arbeiten am Dach und Turm der neuen Kirche

Am 1.Februar 1936 zog Herr Pfarrer Kiermaier ein. Sofort machte er sich überall bekannt, nahm Verbindung mit den Firmen auf und schon am Peter- und Paulstag konnte die Kirche die Weihe durch Hochw. Herrn Bischof Michael Buchberger empfangen. Hier die Weiheurkunde:

Unter festlichem Geläute zog der Oberhirte am 28. Juni 1936 in die Pfarrei ein. Noch am Abend begannen die Zeremonien. Der Altarstein mit den Reliquien wurde die Nacht hindurch in der Seelenkapelle zur Verehrung ausgestellt. Die Weihefeierlichkeiten fanden am 29.Juni statt, und am darauffolgenden Tag wurde zum ersten Male in Hunderdorf das Sakrament der Firmung gespendet.
Von der alten Kirche waren die Glocken, verschiedene Heiligenfiguren, so St. Nikolaus und Stephanus, die beiden Patrone, und die Einrichtung der Sakristei in die neue Kirche übernommen.

Nur kurze Zeit standen 1936 in Hunderdorf zwei kath. Gotteshäuser

Für die Hand- und Spanndienste erstellte Pfarrer Betthausen eine Liste der in der Pfarrgemeinde wohnenden Fuhrwerksbesitzer.
Pferdebesitzer waren: Johann Baier, Ludwig und Johann Hornberger, Otto Edbauer, Alois Schöfer, Max Hafner, Josef Bogner, Johann Fellinger, Xaver Fruhstorfer, Franz Neumaier, Georg Bielmeier, Josef Poiger, Xaver Baier, Xaver Groß, Ludwig Meier, Josef Steinbauer, Rupert Kringschneider, Max Kronfeldner, Ludwig Spranger, Fanny Deschl, Otto Weinzierl, Josef Blasini, Alois Ecker und Xaver Seitz, Alois Ecker.
Ochsengespanne hatten: Max Wittmann, Jakob Bugl, Hans Falter, Karl Simeth, Johann Bräuherr, Johann Wanninger, Josef Weber, Theres Altmann, Xaver Hien, Karl Englmeier, Georg Gütlhuber, Johann Kastl, Xaver Hornberger, Sebastian Schindlmeier, Wolfgang Bergbauer, Allois Maier, Xaver Barth, Ludwig Weinzierl, Josef Hobmeier, Josef Schröttinger, Johann Zitzelsberger, Andreas Maier, Xaver Müller, Johann Kerscher, Anton Bugl und Xaver Karmann.
Nach den noch vorhandenen Rechnungen haben nachstehende Firmen am Bau der neuen Kirche gearbeitet:
Beton-, Mauerer-und Verputzarbeiten: Josef Helmbrecht von Oberalteich
Spenglerarbeiten: Georg Hofmarksrichter von Straubing
Fensterverglasung: Hans Schwarzmayr von Regensburg
Turmdach-Eindeckung: Otto Zech von Straubing
Schmiedearbeiten: Alois Beck von Hunderdorf
Treppenarbeiten: Georg Wührl von Bogen
Turmtreppe und Turmjalousien: Ludwig Stettmeier von Lintach
Schreinerarbeiten: Karl Härtenberger von Hunderdorf und Georg Huber von Steinburg

Im Winter 1936/37 wurde die alte Kirche abgebrochen
Blick in die neuerbaute Kirche

Das Foto unten zeigt die Ausstattung der neuen Kirche im Jahre 1937. Vieles hat sich im Laufe der Zeit darin verändert:
Die Kanzel (Predigtstuhl) ist dem Ambo gewichen, von den beiden Seitenaltären ist nur der Marienaltar links geblieben. Die Wandfresken über den beiden Seitenaltären sind übertüncht worden. Vor dem Hauptaltar steht heute der Volksaltar. Die Kreuzwegbilder wurden durch moderne Reliefs ersetzt. Die Heiligenfiguren am Chorbogen und neben dem Altar haben ihre Plätze gewechselt oder sind ganz entfernt worden. Auch die kugelförmigen Leuchtkörper sind durch moderne Leuchter ersetzt worden.

Die modernisierte Pfarrkirche

Im Jahre 1987 gab Pfarrer Anton Högner eine Broschüre über die Pfarrkirche in Hunderdorf heraus, der wir die nachfolgende Beschreibung entnehmen. Dem rechteckigen Längsschiff mit flacher Kasettendecke ist östlich der Turm vorgelagert, der den Chorraum bildet. Die Wände des Schiffes sind mit Pilastern gegliedert, der rechteckige Chor ist durch einen Bogen abgeschnitten. Die Kirche ist ca. 42 in lang, 14 in breit und bietet ca. 540 Sitzplätze. Günter Mauermann, Weiden, hat in den 80er Jahren den Altarraum nach den gebotenen liturgischen Richtlinien gestaltet: Altar, Ambo und Taufstein wurden aus Kelheimer Marmor geschlagen. Der Altar zeigt das apokalyptische Lamm: „Das Lamm in der Mitte wird sie weiden und zu den Quellen des Lebens führen.“ Der Ambo zeigt das Symbol des Heiligen Geistes, die Taube, und der Taufstein gibt die Bewegung des Wassers wieder.
Bischof Manfred Müller, Regensburg, hat am Kirchweihsonntag, 17.10.1982 den Altar konsekriert und Reliquien des Heiligen Albertus Magnus und des Märtyrers Timotheus im Altar eingemauert.
Der ursprüngliche Altar wurde zum Tabarnakel. Der Pelikan, ein altes Christussymbol, bekrönt ihn. Engel tragen Kerzen und verehren Christus in der Eucharistia. Das Chorbild von E. Schöppl, Regensburg 1936, zeigt Christus.
Die Farbfenster im Altarraum, gestaltet von der Firma Schwarzmayr in Regensburg, nach Entwürfen von Heinrich Diermeier, Gilching, zeigen: Maria, auf ihrem Schoß das Christuskind. Es gibt an den hl. Dominikus den Rosenkranz, rechts steht die hl. Theresa von Avila.

St. Georg und St. Sebastian

 

St. Anna mit Maria

Die Farbfenster links im Schiff: Mutter Anna mit Maria, Barbara und Theresia vom Kinde Jesu, Monika und Agnes.
Die Farbfenster rechts im Schiff: Jesu mit den Kindern, Georg mit Sebastian Wendelin und Bruder Konrad.
Die Heiligenfiguren, Holz gefaßt, aus der alten Pfarrkirche sind: Bischof Nikolaus von Myra, Patron der Pfarrkirche mit drei goldenen Kugeln auf dem Buch, der Märtyrer Stefan, Nebenpatron der Kirche mit drei Steinen, Sebastian mit dem Pfeil und Florian mit dem Wassereimer.
Mauermann-Vater schuf 1964 den Kreuzweg für die Pfarrkirche, 1980 schnitzt von Zülow, Bodenmais, die Immakulata.
Die Firma Georg Jann, Allkofen, schuf 1982 die Orgel. Sie hat 18 klingende Register und zwei Manuale.
Der Turm mit seiner Höhe von 44 Metern (einschließlich Kreuz) trägt fünf Glocken der Firma Gugg von Straubing.
Zwei Kostbarkeiten seien abschließend erwähnt: eine gotische Figur der heiligen Dorothea oder Elisabeth in der ehemaligen Taufkapelle und eine kupfergetriebene Monstranz, ein Geschenk der Grafen Schuß von Steinburg aus dem Jahr 1773. Soweit Pfarrer Högner.

St. Dominikus, St. Maria, St. Theresia

 

St. Barbara, St. Theresia

 

St. Wendelin, St. Bruder Konrad

 

St. Monika, St. Agnes
60 Jahre Kirche Hunderdorf – Chronik

Pfarrer Friedrich Betthausen (1931-35) hat nach vielen Schwierigkeiten mit dem Bau der neuen Kirche begonnen. Nach seinem plötzlichen Tod führte das begonnene Werk sein Nachfolger Pfarrer Johann Kiermaier (1936-62) fort. In der Folge waren als Pfarrherren in Hunderdorf tätig: Georg Ruß (1962-74), Johannes Vilsmeier (1974-76), Franz Xaver Reitinger (1976-81), Anton Högner (1981-89), Herbert Gerstl (1990-93) und Wolfgang Vos (ab 1993).

Alle Geistlichen waren zu ihrer Zeit bemüht, das übernommene Erbe zu erhalten und den Nachfolgern die Baulichkeiten in würdigem Zustand zu übergeben. Darüber hinaus haben sie vieles modernisiert und Neubauten für die Gemeinde errichtet.
1935/36 Bau der neuen Kirche; Abbruch des alten Gotteshauses; die Glocken der alten Kirche werden in den Neubau übernommen
1948/49 Neue Glocken werden angeschafft und elektrisch betrieben, Lieferung durch die Glockengießerei Gugg-Straubing
1950 Die Seelenkapelle wird zum Leichenhaus
1953 Die seit 1944 geplante Orgel kann gekauft und installiert werden. Das Orgelkonzert trägt Studienassessor Behner aus Straubing vor
1961 Anlage eines neuen Friedhofs
1962 Renovierung des 130 Jahre alten Pfarrhofes
1963 Innenrenovierung der Pfarrkirche mit der Neugestaltung des Kreuzweges durch Halbreliefs
1964 Den liturgischen Forderungen entsprechend wird ein freistehender Volksaltar im Chorraum errichtet; Erneuerung des Chorgestühls im Altarraum
1965 Erbauung der neuen geräumigen Leichenhalle im neuen Friedhof
1966 Abriß des alten Pfarrstadels und Bau des neuen Jugendheimes
1967 Umgestaltung der Sakristei durch die Fa. Karl Härtenberger
1968 Die schon beim Bau geplante Heizung wird installiert und in Betrieb genommen; die durch einen Sturm entstandenen Schäden am Kirchturmdach werden ausgebessert
1969 Orgalbauer Plößl gestaltet die Kirchenorgel durch Einsetzung von klangvollen barocken Registern um
1971 Außenrenovierung des Gotteshauses, das Kirchendach erfährt eine Bedachung mit Eternit-Schieferplatten
1980 Bei der Innenrenovierung des Kirchenschiffes werden die Fresken über den beiden Seitenaltären übertüncht, über dem Marienaltar wird eine Statue Maria-Immakulata, eine kunstvolle Holzplastik, angebracht; über dem rechten Seitenaltar wird ein großes Holzkreuz aufgehängt; im Zuge des 2. Bauabschnitts wird der Altarraum mit dem neuen Altar, Ambo, Taufstein und der Kredenzplatte aus Kelheimer Auerkalk neu gestaltet
1982 Am Kirchweihsonntag wird die neu errichtete Orgel von Bischof Manfred Müller eingeweiht
1985 Die graue Farbe der Holzdecke im Kirchenschiff wird abgebeizt und erhält ihre natürliche braune Holzfarbe
1986 Der Kirchturm erhält einen neuen Außenverputz, dabei werden zwei alte Grabtafeln entfernt; die Betonzwischendecken des Turms werden erneuert; der Friedhof wird nach Süden erweitert
1987 Am Pfarrhof wird der Außenputz zum Teil erneuert und getüncht; Frater Anselm Scholz erhält die Diakonweihe
1993 Die von Pfarrer Gerstl geplante Außenrenovierung der Kirche und die cNeugestaltung des Kirchenvorplatzes wird von Pfarrer Vos in die Wege geleitet
1996 Renovierung und Neugestaltung der Seelenkapelle
1997 Primizfeier für Franz Baumgartner von Ebenthann

Freier Blick auf die kirchlichen Anlagen 1970
Kleine Orgelgeschichte

Die älteste aus schriftlichen Unterlagen bekannte Orgel stammt aus der Zeit vor 1850. Unter Kooperator J. Zeindl wurde im Jahre 1866/67 eine neue Orgel gebaut. In einem Kostenvoranschlag über die neue Orgel des Orgelbauers Anton Ehrlich aus dem Jahre 1865 heißt es:“Die gegenwärtige alte Orgel wird vom Unterzeichneten um 70 Gulden angenommen; jedoch überläßt er es der hochlöblichen Kirchenverwaltung zur Verfügung, im Falle diese Orgel in der Pfarrei bleiben soll.“
Am 23.0ktober 1866 wird von Kooperator Anton Ebenhoech eine Abschlagszahlung von 800 Gulden geleistet. Der Rest von 150 Gulden wurde im Dezember 1867 entrichtet. Auch damals haben die Gläubigen der Pfarrei Hunderdorf durch freiwillige Spenden zum Gelingen dieses Werkes beigetragen, was in einer Sammelliste bezeugt wird.
Pfarrer Michael Gebhard, in Hunderdorf von 1922 bis 1931, ließ im Jahre 1921 von der Firma Michael Weise, Plattling, eine neue Orgel erbauen, wobei die brauchbaren alten Pfeifen Verwendung fanden. Das im Oktober gleichen Jahres erstellte Gutachten eines vereidigten Orgelfachmannes hatte unter anderem folgenden Inhalt: „Ein Orgelwerk mit 7 Registern mit den Oktavkoppeln erscheint hinreichend, um den Raum mit der nötigen Tonfülle zu versehen. Der Orgelbauer hat es auch verstanden, die Register der Orgel so zu intonieren, daß sie ohne Schaden der charakteristischen Schönheit den Kirchenraum nicht nur ausfüllen, sondern auch mit erhabener Majestät den Zuhörer ergreifen. – Das Gebläse ist ein schon gebrauchtes aber gut renoviertes Magazingebläse. Es hat eine leicht zu handhabende Trittvorrichtung und liefert auch für das volle Werk genügend Wind. Die Relais sind sehr sauber aus trockenem Holz gefertigt und funktionieren gut. Eine Pfeifenprobe zeigt, daß die nötige Zahl der Holz-, Zink- und Zinnpfeifen vorhanden ist…“ Am Schluß heißt es noch: „Möge das herrliche Orgelwerk in seiner jetzigen Güte immer erhalten bleiben. Bei guter Pflege wird es auch in fernste Zeiten nicht nur seinem erhabenen Zwecke das Lob des Allerhöchsten, es wird auch das Lob seines Erbauers singen, des aufstrebenden Orgelbauers Michael Weise, den wir zu seine schönen Werke beglückwünschen.“ – Die Kosten betrugen damals 17.500 Mark.
1935 erhielt Hunderdorf ein neues Gotteshaus. Bereits im Jahre 1944, also kurz vor Kriegsende, trug sich Pfarrer Kiermaier mit dem Gedanken, eine neue Orgel errichten zu lassen. Zu diesem Zwecke mußte er einen Meldebogen über die vorhandene Orgel bei der zuständigen staatlichen Stelle einreichen. Die Kriegswirren ermöglichten jedoch zu diesem Zeitpunkt keinen Neubau. 1947, das Geld hatte keinen Wert, wurde für die neue Orgel eine Holzsammlung durchgeführt, die 9,5 cbm. einbrachte. Im Juli holte Orgelbauer Hiendl von Passau das Holz bei Eiber in Ehren ab, nachdem dieser es unentgeltlich geschnitten hatte. In den vorangegangenen Jahren wurde die Orgel immer wieder notdürftig repariert und verschlang viel Geld. Pfarrer Kiermaier hatte in vielen Bittbriefen die Waldbesitzer, auch über die Gemeindegrenzen hinaus, um Holzspenden angeschrieben. Ein jahrelanges Tauziehen um die neue Orgel begann. Erst im Jahre 1950 wurde mit der Firma Josef Hiendl & Sohn ein Vertrag geschlossen. Im Jahre 1952 ging die genannte Firma an Oswald Scheer über, die das begonnene Werk weiterführte. Die Verhandlungen zogen sich dahin. Ende 1953 war es dann soweit.
Pfarrer Kiermaier war bekannt, daß er nie lange um den heißen Brei herumredete und immer seine Meinung offen darbrachte. In einer Predigt an seine Pfarrkinder hat er im Zusammenhang mit dem Bau einer neuen Orgel folgendes mitgeteilt:
„Nun hat er schon wieder was angefangen, der Herr Pfarrer. Kaum daß das Leichenhaus fertig ist, läßt er die alte Orgel abbrechen und eine andere hinstellen. Da wird es wieder anonyme Briefe geben, für was wir eine neue Orgel brauchen täten, für was wir ein Leichenhaus brauchen täten! Ich könnte auch fragen, für was der oder jener ein neues Fahrrad brauchen täte, dieser oder jener ein Motorrad oder eine neue Sämaschine, einen neuen Stadel, dieser oder jener jeden Sonntag seinen Rausch und in der Woche dazwischen auch einen, für was diese oder jene den oder den Ausflug und jene Fahrt machen müßte, ist doch alles Luxus. – Meine Lieben, ob ihr es glaubt oder nicht, ein Luxus ist eine andere Orgel nicht, denn für die alte Orgel werden jedes Jahr Hunderte von Mark ausgegeben, daß man wieder einigermaßen darauf spielen kann, und doch hat sie immer wieder gepfiffen, weil das ganze Werk aus der Inflationszeit war und jeder Hunderter daran umsonst ausgegeben war. Darum habe ich seit Jahren an eine neue Orgel hingespart und der Orgelbaumeister, Herr Hiendl von Passau, hilft mit, indem er diese Orgel ohne jeden persönlichen Gewinn erstellt, nur um seiner Heimat, wo er seine Kinderjahre als armer Hütbube gelebt hat, ein Werk zu seinem Andenken zu bauen. So wie die Orgel in 14 Tagen dastehen wird, kommt sie auf rund 9000 Mark. Da werdet ihr erschrecken! Aber zu eurer Beruhigung kann ich sagen, daß die Kosten bis auf einige hundert Mark schon gedeckt sind. Zu einer Zeit, da euch das Geld für kirchliche Dinge noch locker in der Tasche saß und nicht so fest wie jetzt, weil ihr mit euren großen Geldscheinen nichts anzufangen wußtet, haben doch viele 20 und 50 Mark gebracht für meine Verfügung. Die Aufwertung hat mir soviel übriggelassen, daß die Orgel zum großen Teil gebaut werden konnte. Es gibt eben zweierlei Menschen: solche, die meinen, alles getan zu haben, wenn sie am Sonntag doch in die Kirche gehen mögen und solche, die wissen, daß man auch Verpflichtungen hat für die materiellen Bedürfnisse der Pfarrkirche. Ich möchte euch aber verraten, daß ich ein redliches Teil dazu beigetragen habe, und es bleibt immerhin noch ein gutes Stück übrig, um die Orgel so auszubauen, wie sie sein sollte und wie sie unserer Kirche entsprechen müßte. Kommende Jahre werden das Werk mit Hilfe von verständigen Wohltätern schon noch zum Abschluß bringen, ein paar tausend Mark sind immerhin noch notwendig, daß Hunderdorf auch eine Orgel hat, die sie für ihre Kirche braucht. Sollte es mir nicht beschieden sein, so kann mein Nachfolger das Werk vollenden, jedenfalls braucht er nicht mit so ängstlichen Gefühlen ans Werk gehen wie ich, als ich hier nichts vorfand als eine angefangene Kirche und 76.000 Mark Schulden. Es ist dies bestimmt mein letztes Vorhaben, was ich für euch tue.“

An einem Sonntag nachmittag wurde die Orgel ihrer Bestimmung übergeben. Dekan Kiermaier konnte mit Genugtuung feststellen, daß die Orgel zum Gesamtbild der Kirche paßte. Das Werk wurde von 7 auf 20 Registern erweitert. Die größte Prinzipialpfeife war etwa 7 Meter hoch. In der Klanggestaltung war sie zu einer typischen Barockorgel geworden. Sie gehörte nicht nur zu den schönsten, sondern auch zu den größten Instrumenten im Landkreis. Allgemein überraschte, daß die Orgel schon bezahlt war. Der kirchlichen Weihe folgte ein Orgelkonzert vorgetragen von Studienassessor Heinz Behner aus Straubing. Für Hunderdorf war dies ein seltenes Ereignis.
Im Jahre 1977 wurde vom Orgelsachverständigen Eberhard Kraus von der Diözese Regensburg ein Gutachten über die Orgel an der Pfarrkirche zu Hunderdorf erstellt, da diese unter jahreszeitlichen Temperaturschwankungen sehr gelitten hatte und nicht mehr den gestellten Anforderungen entsprach. Pfarrer Reitinger, Seelsorger seit 1976, bemühte sich um die Anschaffung einer neuen Orgel. Diesem Vorhaben ging eine Neukonzipierung des Altarraumes voraus. Da-nach sollte die Orgel ihren Platz an Stelle des rechten Seitenaltars finden. 1979 wurden 160.300 DM an Orgelspenden gezeichnet, die in drei Jahresraten einzuheben waren. Die erste Planung wurde bald wieder verworfen und die Empore als Platz der neuen Orgel bestimmt. Der Planungsgutachter bezifferte die Kosten auf 120.000 DM.
Über die alte Orgel wurde folgender Bericht erstellt, den wir auszugsweise wiedergeben: „Der Pfeifenbestand entstammt verschiedenen Zeiten. Ein Teil der alten Pfeifen dürfte um die Jahrhundertwende gebaut worden sein und aus alten Orgeln stammen. Sie wurden zum Teil wesentlich verändert und abgeschnitten. Das Gros machen Zinkpfeifen aus dem Umbau des Jahres 1950 aus. Außerdem sind auch neue Zinkpfeifen in dem Werk enthalten. Klanglich ist das Instrument so buntscheckig wie seine Baugeschichte und sein Pfeifenbestand. Es sind durchaus schöne Register enthalten. Insgesamt aber hat das Werk wenig Kraft, und leidet zudem an technischen Mängeln. Darauf folgt, daß in dieses Instrument nicht mehr viel an Kosten gesteckt werden sollte. Eine bleibende Verbesserung ist nicht mehr zu erwarten. Vielmehr muß mit einer laufenden Zunahme der Störungen gerechnet werden. Die Akustik und die Größe der Kirche verlangen ein Instrument von etwa 20 bis 24 Register….“
1979 holte Pfarrer Reitinger bei verschiedenen Orgelbauern Angebote ein. Nachdem Lieferzeiten von zweieinhalb Jahren in Kauf genommen werden mußten, konnte man erst 1982 mit der Aufstellung der Orgel beginnen.
Der Kirchweihsonntag war für die Pfarrei Hunderdorf ein besonderer Festtag. Bei einem feierlichen Pontifikalgottesdienst weihte Bischof Manfred Müller neben dem neuen Altar auch die neu erstellte Kirchenorgel, die beim „Gloria“ den Kirchenraum mit ihren gewaltigen Klängen erfüllte. Zum Abschluß des großen Festtages gab es ein Orgelkonzert mit dem Domorganisten Eberhard Krause aus Regensburg. So konnte der neue Pfarrherr Anton Högner vollenden, was sein Vorgänger Franz Xaver Reitinger geplant und in die Wege geleitet hatte.

Zu den hohen Gästen zählten als Senior Dekan M. Schedlbauer, Pfarrer Johann Vilsmeier, Pfarrer Franz Reitinger, Pater Gabriel Kübrich, die Patres Wolfgang Vos und Johannes Sinot aus dem Kloster Windberg, bischöflicher Sekretär Jakob Wiesbeck, akademischer Bildhauer Günther Mauermann, Orgelbauer Georg Jann, Gemeindereferentin Angela Amann, sowie die Schwestern Bonaventura Härtenberger, Christine Bergbauer und Raymunda Stegbauer.
In einem Triduum hatte Pater Gabriel vom Karmelitenkloster Straubing an drei Abenden die Gläubigen auf den Festtag eingestimmt. Unter feierlichem Glockengeläute zogen die Geistlichen mit Bischof Manfred in Begleitung des Gemeinderates mit Bürgermeister Härtenberger, der Pfarrgemeinderat und die Kirchenverwaltung und die Fahnenabordnungen verschiedener Vereine am Sonntag in die Pfarrkirche St.Nikolaus ein.

Im Bayerwaldheft Nr.4/1912 erschien nachstehender Bericht:


Die Glocken der Pfarrei Hunderdorf.

Der Glockenturm in Hunderdorf stammt aus dem 15. Jahrhundert, die Kirche wurde 1699 neu gebaut, 1859 verlängert. Der alte Sattelturm wurde 1899 um 4 Meter erhöht, wobei die Form des Sattels beibehalten blieb; der Turm bietet sich jetzt dem Blicke sehr gefällig dar.
Die große Glocke wurde von Wohltätern beschafft (1904) und ist geweiht den Herzen Jesu und Mariä. Inschrift: Meine Liebe – meine Rettung! Gegossen ist sie von Max Gugg in Straubing: Nr. 229; sie hat eine Höhe von 160 cm mit Krone und einen Durchmesser von 158 cm, Ton: h. Gewicht 43 Zentner. Sie wird geläutet an den höchsten Festtagen, Donnerstag abends und Freitag um 11 Uhr, bei besonderen Anlässen und bei einem Brande innerhalb der Pfarrei. Man hört sie bis in die Gegend von Englmar und Schwarzach. Sie ist die zweitgrößte Glocke, die aus der Firma Gugg hervorging – die noch größere ist für die neue Stadtpfarrkirche in Weiden gegossen worden und hat 62 Zentner.
Die zweite Glocke heißt St. Wolfgang – St. Joseph, mit deren Bildern als Schmuck. Inschrift: Si Deus pro nobis, quis contra nos? (= Wenn Gott für uns (ist), wer (ist dann) gegen uns?) Nr. 167, ebenfalls ein Werk des Herrn Max Gugg in Straubing (1896). Gewicht 20 Zentner; Durchmesser 121 cm, Höhe l10 cm, Ton: dis. Sie wird geläutet an gewöhnlichen Sonntagen. Eiserner Stuhl und gleiche Armatur.
Die dritte Glocke, Ton: fis, gegossen 1859 von Xaver Gugg in Straubing. Durchmesser 110 cm, Höhe 1. m, 13 Ztr. Sie schmücken die Bilder: Maria mit dem Kinde und 1 Kreuz. Amt- und Aveglocke an Werktagen.
Die vierte Glocke ist gegossen 1653 von Florido in Passau. Ton a, 8 Zentner, 90 cm hoch und 90 cm Durchmesser. Inschrift: Deo, Deiparae, Ss. Stephano et Nicolao, Patronis de Hvnderdorf – ohne Bild; sie wurde 1813 umgehängt und ist jetzt die Meßglocke.
Die fünfte Glocke, mit Ton c und im Gewichte von 4 Zentnern, ist dem hl. Joseph als Sterbpatron geweiht; deshalb Provisur- und Sterbglocke; 1884 gegossen von Max Gugg in Straubing.
Das Gesamtgewicht aller Glocken ist 88 Zentner. Die drei kleineren hängen in einem hölzernen Stuhle über den zwei großen.
Zwei alte Glöcklein wurden 1884 in die Ortschaftskirche von Hofdorf übergeführt, eine alte eiserne Glocke von dort kam 1910 in das neue Bezirksmuseum in Bogen. Ebenso hängen in den Schloßkapellen zu Au und Steinburg je zwei kleine Glöcklein, welche zum Aveläuten verwendet werden und als Meßglöckchen dienen sowie bei Aussegnung von Leichen aus diesen Orten geläutet werden.
Das Hunderdorfer Geläute wird nur vom Bogenberger übertroffen. Die großen Glocken in Oberalteich und Windberg haben nur 38 bzw. 37 Zentner mit Ton c. Die in Mitterfels, Oberwinkling und Neukirchen b. Haggn haben Ton eis, die in Schwarzach und Haselbach Ton d. Alle diese erwähnten Glocken stammen, mit Ausnahme derer von Winkling und Neukirchen, aus der Firma Gugg in Straubing, ebenso sind zwei Glocken in Degernbach mit Ton e und h und zwei in Bernried e und a von dieser Firma. Herr Gugg ließ vor mehreren Jahren den Ofen neu aufbauen, so daß die Geläute einen vorzüglichen Guß und einen reinen und wohlklingenden Ton erhalten.
Dekan Gruber, Hunderdorf


Von der alten Kirche waren die Glocken 1936 in die neue Kirche übernommen Zwei Kriege haben die meisten abgefordert. 1917 und 1918 mußte je zwei Glocken abgeliefert werden. Am 12.11. 1948 holte das Lastauto Berger Steinburg aus der Glockengießerei Gugg in Straubing die neuen Glocken ab. Am 16.Dezember 1949 ertönten die Glocken zum ersten Male mit elektrischem Geläut.
Die größte Glicke mit einem Gewicht von 48 Zentnern wurde 1953 angeschafft. Dekan Kiermaier und Kooperator Gschlößl erwarteten zusammen mit den Schulkindern, ihren Lehrkräften und zahlreichen Gläubigen die reich mit Tannengrün verzierte Zugmaschine des Bauern Ludwig Hornberger, der die schwere Glocke aus der Gießerei Gugg in Straubing abholte.
Chorgesang und Chorsprüche der Kinder leiteten die Glockenweihe ein. Damit war das Geläute der Hunderdorfer Kirche vollständig. Nach der Weihe begannen die Arbeiten zum Aufzug der Glocke, die unter Leitung des Glockengießers Gugg vorgenommen wurden. Wie Herr Gugg dabei verlauten ließ, hatte es mit den Baßglocken von Hunderdorf eine besondere Bewandtnis. Schon die Vorgängerin dieser Glocke, die damals noch auf den Turm der alten Kirche aufgezogen wurde, war das Gesellenstück des Herrn Gugg senior. Auch jetzt wurde die Hunderdorfer Glocke wieder ein Gesellenstück, und zwar für den Sohn.
Die 48 Zentner schwere Glocke und der fast 2 Zentner schwere Schwengel wurden sicher in den Turm gehoben. Bald danach mischte sich das wuchtige b in das c, d, f und g ihrer Gefährtinnen. Seit 50 Jahren sind die Hunderdorfer Glocken Rufer und Mahner, aber auch Boten und Tröster. Sie läuten uns den Tag an und rufen zum Abendgebet. Seit über 50 Jahren sind sie Verkünder des Friedens.

Von links: Oberes Schulhaus, unteres Schulhaus, Pfarrkirche vor 1900, Pfarrhof

 

1927

 

1948

 

1948
Moderne Kreuzwegstationen

1963 konnte Pfarrer Georg Ruß die Pfarrei übernehmen. Nachdem der schon sehr veraltete Pfarrhof erneuert und modernisiert worden war, richtete der neue Pfarrherr sein Augenmerk auf die Restaurierung der Pfarrkirche. Nur ein gutes Jahr nach seiner Installation war der erste Teil dieses Vorhabens abgeschlossen. So bot die Kirche einen würdigen Rahmen bei der Firmung, die Se. Exz. Weihbischof Hiltl für 235 Firmlinge spendete.
Zur Renovierung der Kirche gehörte auch die Neugestaltung des Kreuzweges, der am Sonntag, 19. Juli 1964 durch Prälat Kuffner eingeweiht wurde.
In alten Kirchen fand man bis dahin vorwiegend Kreuzwegstationen in Hinterglasmalerei oder als Farbdrucke in mehr oder weniger passenden Holzrahmen. Hunderdorf macht nun eine Ausnahme. Die etwa 60 mal 30 cm großen Halbreliefs des Bildhauers Mauermann fügen sich unauffällig in das Gesamtbild der modern wirkenden Pfarrkirche von Hunderdorf. Der Künstler hat zu seinen Kunstwerken englischen Zement verwendet, der sich durch Farbe und Haltbarkeit auszeichnet. Der Grundton der Arbeiten in hellem Grau bekam durch besondere Verarbeitung eine Art Schattierung, die die Figuren des Halbreliefs sehr plastisch erscheinen lassen. Die einzelnen Stationen zeigen nur Figuren ohne schmückendes Beiwerk. Trotzdem wirken sie nicht monoton, was der Vielseitigkeit des Künstlers zuzusprechen ist.
In der Nachmittagsandacht weihte Prälat Kuffner den neuen Kreuzweg ein. In seiner Predigt sprach er über die Bedeutung des Kreuzweges Christi für die Menschheit. Viele Heilige hätten das Leiden und Sterben des Herrn als Vorbild für die eigene Buße und als Sühne für die Sünden der Menschheit betrachtet.

Heilige in unserer Kirche
  1. Albertus Magnus

Am 15.November ist der Festtag des Albertus Magnus, dessen Reliquie Bischof Alfred Müller am Kirchweihsonntag 1980 in den neuen Altar der Pfarrkirche zu Hunderdorf einmauerte.
Albertus Magnus bedeutet „Albert der Große“. Er stammte aus dem Rittergeschlecht von Bollstädt zu Lauingen an der Donau. Als Student trat er in Padua/Italien in den Dominikanerorden ein. Er lehrte an zahlreichen Ordensschulen, so auch In Paris und Köln. In Köln verbrachte auch er die meiste Zeit seines Lebens und starb dort 1280, hochbetagt. Er wurde in der Andreaskirche zur ewigen Ruhe bestattet. Da es zu seinen Lebzeiten um die Kirche im Bistum Regensburg sehr schlecht bestellt war, ernannte ihn Papst Alexander IV. zum Bischof mit der Aufgabe, beim Klerus Ordnung zu schaffen und die Kirche beim Volke zu hohem Ansehen zu bringen. Dies erledigte er in weniger als zwei Jahren. Dann ließ er sich wieder zu Gunsten seines Ordens entlassen.
Als Kreuzprediger durchwanderte er alle deutschsprachigen Gebiete und predigte leidenschaftlich über die Kreuzzugidee. Er erwarb sich als vielseitiger Wissenschaftler hohes Ansehen und lehrte in Würzburg Straßburg und in Böhmen. Die letzten Jahre seines ruhelosen Lebens verbrachte er in Köln, wo er auch verstarb.
In Paris lernte er seinen berühmten Schüler Thomas von Aquin kennen. Zusammen legten sie den Grundstein zur Errichtung des Kölner Domes 1248 und errichteten dort eine Ordensschule. Albertus Magnus war ein Wanderprediger. Als Ordensoberer der Dominikaner durchwanderte er inspizierend die Dominikanerprovinzen in Deutschland und visitierte die Ordensklöster.
Dargestellt wird Albertus Magnus als Bischof mit Buch und Schreibfeder, manchmal hinter einem Schreibpult stehend. Papst Pius XI. nahm ihn in den Kreis der Heiligen auf, Papst Pius XII. erklärte ihn zum Kirchenlehrer. Er ist der Schutzpatron der Naturforscher, der Geistes- und Naturwissenschaftler.

  1. Der Apostelschüler Timotheus

Bei den am Kirchweihsonntag von Bischof Alfred Müller 1980 eingemauerten Reliquien im neuen Volksaltar waren neben denen des hl. Albertus Magnus auch die des Märtyrers St. Timotheus.
Timotheus bedeutet „der Gottesfürchtige“. Er und der hl. Titus waren Lieblingsschüler des Apostels Paulus. Timotheus stammte aus Lystra in Kleinasien und wurde von Paulus für das Christentum gewonnen. Er begleitete den Völkerapostel auf seinen Missionsreisen. Den gelehrigen Schüler setzte Paulus zum Bischof von Ephesus ein. Dort trat er unerschrocken gegen das schamlose Treiben bei heidnischen Festlichkeiten ein.
Dies sollte ihm aber zum Verhängnis werden. Im Jahre 97 wurde er auf unmenschliche Weise erschlagen. Seine Reliquien werden in der Kirche St. Giovanni in Rom verehrt, sein Namenstag wird am 26. Januar gefeiert.

Der Volksaltar in der Kirche zu Hunderdorf, in dem die Reliquien des Apostelschülers St. Timotheus und des hl. Albertus Magnus eingemauert sind
  1. St. Nikolaus, Patron der Pfarrkirche

St. Nikolaus ist ein im Morgen- wie im Abendland gleich hochverehrter

St. Nikolaus

Heiliger. Die von der Legende geschaffene Gestalt knüpfte an zwei Persönlichkeiten an: an einen Bischof Nikolaus von Myra (Lydien), wahrscheinlich am Anfang des 4. Jahrhunderts, und an einen Abt Nikolaus von Sion, gestorben 10.12.546 als Bischof von Pinara (Lykien). In Deutschland wird er seit dem 10. Jahrhundert verehrt. Er gilt als Patron der Schiffer, Kaufleute, Bäcker und anderen. – St. Nikolaus galt als Waldheiliger, als Herrscher über die bösen Geister, nach Erklärung seines Namens, weil „nike“ auf griechisch „Sieg“ bedeutet. Als im Jahr 1087 Kaufleute den Leib des hl. Nikolaus nach Bari in Unteritalien brachten, soll bei der Rückfahrt derselben ein fürchterlicher Seesturm auf Anrufung des Hl. Nikolaus sofort gestillt worden sein. St. Nikolaus galt deshalb von diesem Zeitpunkt an als Patron der Schiffer und Flößer.
An der Isar gibt es noch heute viele Nikolauskirchen. Auch Orte, die viel durch Überschwemmungen zu leiden haben, wählten St. Nikolaus als Kirchenheiligen, wie z.B. Hunderdorf.
Am Nikolaustag, 6. Dezember, bringt der Heilige, begleitet von Knecht Ruprecht (Hans, Muff, Nickl, Krampus, Habergeiß) besonders Äpfel und Nüsse. In neuerer Zeit hat sich die Heiligengestalt zum Weihnachtsmann gewandelt.

  1. St. Stephanus, 2.Patron der Pfarrkirche

Der hl. Stephanus war der erste Märtyrer, der für den christlichen

St. Stephanus

Glauben den Tod fand. Als einer der sieben Diakone und Almosenpfleger von Jerusalem vertrat er die Lehre Christi in Predigten und bei Streitgesprächen. Die Juden legten seine Worte als Lästerung Gottes aus und zitierten ihn vor den Hohen Rat. In einer flammenden Rede hielt Stephanus Rückblick über das Leben und Wirken der Propheten. Das war den Juden zuviel.
Sie zerrten den Prediger vor die Stadtmauer von Jerusalem und steinigten ihn zu Tode. Seine letzten Worte waren: „Herr, rechne ihnen dies nicht zur Sünde an!“ Sein ärgster Feind Saulus, der später bekehrte Paulus, hielt dabei seine heruntergerissenen Kleider.
Sein Leichnam fand auf dem Landgut des Gesetzeslehrers Gamaliel die letzte Ruhe. Erst 415 wurden seine Gebeine wieder aufgefunden und Teile der Reliquien gelangten über Konstantinopel nach Rom. Stephanus und Laurentius werdenals Stadtpatrone von Rom verehrt. So ein Heiliger mußte natürlich zum Patron vieler Länder, Städte und Berufsstände werden. Stephanus wird von Böttchern, Webern, Schneidern, von Maurern, Zimmerleuten und Steinmetzen angerufen. Besondere Verehrung findet er bei Kutschern, Pferdeknechten und Pferdezüchtern. Er zählt zu den ältesten Pferdepatronen. Lange vor dem hl. Leonhard war er ein Bauernheiliger. Heute noch finden an seinem Namenstag an vielen Orten Pferdeumritte mit Pferdesegnungen statt, so auch in Stephling bei Degernbach. – Dargestellt wird der hl. Stephanus im Ornat eines Diakons, in den Händen einen Palmzweig oder ein Evangelienbuch tragend. Viele rufen ihn bei Kopfschmerzen, Besessenheit und Seitenstechen an. Im Bauernleben war Stephanitag ein hoher Festtag mit Gesindeumzügen. An seinem Namenstag bekamen die Pferde Salz und reichlich Hafer.

  1. St. Sebastian

Die Statue des hl. Sebastian ist in der Kirche von Hunderdorf von

St. Sebastian

Uneingeweihten nicht leicht zu erkennen, da sie in den meisten Fällen entblößt, von Pfeilen durchbohrt und an einen Baum gebunden dargestellt wird. Die Figur in Hunderdorf ist bekleidet und nur mit dem Attribut Pfeil ausgestattet.
Der hl. Sebastian soll in Narbonne/Frankreich geboren worden sein. In Mailand, der Heimatstadt seiner Mutter, ist er aufgewachsen. Hier lernte er das Christentum kennen und wurde ein eifriger Anhänger der Lehre Christi. Er war Befehlshaber der Prätorianischen Leibwache des Kaisers. Als unter Kaiser Diokletian eine neue Welle von Christenverfolgungen ausbrach, wurde er wegen Aufreizung zum Widerstand gegen die Staatsgewalt angeklagt und zum Tode verurteilt.
Afrikanische Bogenschützen entkleideten ihn, banden ihn nahe dem Flavischen Theater an einen Baum und durchbohrten seinen Leib mit Pfeilen. Die abziehenden Soldaten merkten nicht, daß er noch nicht tot war. Die Witwe des Märtyrers Kastulus pflegte den geschundenen Leib, bis St. Sebastian wieder genesen war. – Nochmals trat er mutig vor den Kaiser und klagte ihn wegen der Grausamkeiten bei den Christenverfolgungen an. Entrüstet über die Dreistigkeit des „Wiedererstandenen“ erschlugen ihn die Häscher mit Knüppeln und warfen den Leichnam in eine Kloake.
Die Christin Lucina barg die sterblichen Überreste und begrub sie an der Via Apia. An der Stelle entstand 367 eine der sieben Hauptbasiliken Roms, die heutige Kirche San Sebastiano.
Seit den vielen Pestwellen des Mittelalters wird St. Sebastian als Pestpatron angerufen. Auch die Soldaten und Schützenvereine haben ihn zum Schutzheiligen gemacht. Sogar bei Viehseuchen wird der Heilige angefleht. Seinen Festtag feiern die Christen am 20. Januar. Das Datum gilt auch als Tag, an dem der Saft in die Bäume steigt. Früher durfte ab diesem Zeitpunkt kein Nutzholz mehr geschlagen werden.

  1. St. Florian

Auf der Frauenseite in der Kirche von Hunderdorf erblicken wir noch

St. Florian

eine Heiligenfigur mit einer Fahne in der linken und einem Wasserkübel in der rechten Hand. Ein brennendes Haus, das vom Heiligen gelöscht wird, läßt uns die Figur des heiligen Florian erkennen, einen Volksheiligen, der besonders bei Feuersnöten angerufen wird und daher auch Patron der Feuerwehren ist. In der Schwedenkapelle in Rammersberg und in der Kirche zu Windberg sind ähnliche Figuren aufgestellt. St. Florian ist auch der Patron der Bogener Stadtpfarrkirche.
Florian, ein Heiliger und Märtyrer, war Vorstand des römischen Statthalters in Norikum, einem Gebiet in den Ostalpen, östlich des Inn in Österreich. Er gilt noch heute als der Schutzheilige Oberösterreichs. Die Legende bezeichnet ihn als römischen Heeresbeamten, der als Christ nach Lauriacum zieht, um die dort gefangenen Christen zu befreien, die unter dem röm. Kaiser Diokletian verfolgt wurden. Dabei wird er selbst gefangen und 304 mit einem Mühlstein am Halse in den Fluß Enns geworfen. Wie durch ein Wunder wurde seine Leiche auf einen Felsen gespült und von einem Adler bewacht. Eine fromme Frau findet die Leiche und bestattet sie an der Stelle, wo später das Stift St. Florian errichtet wird. Seine Gebeine ruhen jetzt in der Stiftskirche der Augustinerchorherren St. Florian bei Linz. Sein Namenstag wird am 4. Mai gefeiert.
Schon als junger Mensch soll er ein brennendes Haus durch sein Gebet gerettet haben. Aber erst seit dem 15. Jahrhundert werden ihm der Wasserkübel und das vom ihm gelöschte brennende Haus zu seinem Erkennungszeichen. Er wird oft in ritterlicher Rüstung (Rammersberg) mit Schild und Banner, oft auch mit Mühlsteinen am Arm dargestellt.

  1. Maria Immakulata

Über dem Marienaltar schwebt die Statue Maria Immakulata, die Pfarrer Reitinger im Jahre 1980 errichten ließ. Die lebensgroße Marienstatue ist eine kunstvolle Holzplastik mit prachtvoll leuchtenden Farben. Sie steht auf einer Weltkugel, um die sich eine Schlange krümmt. Das Haupt Mariens ist umgeben von einem Kranz Rosen. Der Blick Mariens ist zu Gott gerichtet, als wiederholte sie die Worte bei ihrer Empfängnis: “ Siehe ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinem Worte.“

160 Jahre Pfarrhof Hunderdorf

Noch um die Jahrhundertwende stand das Pfarrhaus und weiter dahinter das obere Schulhaus einsam auf der Höhe, von Wiesen und Feldern umgeben.
Der jetzige Pfarrhof darf auf ein stolzes Alter von über 160 Jahren zurückblicken. 1835 wurde anstelle eines hölzernen Pfarrhauses ein Ziegelbau errichtet. Schon sehr früh muß Hunderdorf ein provisorisches Haus als Unterkunft der Patres aus dem Kloster Windberg gehabt haben, das 1633 weimarische Truppen ausgeplündert haben. Dieses „Pfarrhaus“ muß später verfallen sein, denn die Pfarrgemeinde forderte immer wieder das Kloster auf, ein neues Pfarrhaus bauen zu lassen und einen Pater zu bestimmen, der in Hunderdorf seinen festen Wohnsitz nehmen sollte. 1688 bis 1703 prozessierte die Gemeinde deshalb gegen das Kloster.
Erst 1835 ließ Pfarrer Maßl den inzwischen erbauten hölzernen Pfarrhof abreißen und erbaute an gleicher Stelle den heutigen Bau.
Geistlicher Rat Kiermaier, der von 1936 bis 1963 Pfarrherr in Hunderdorf war, hatte in der Gemeinde so viel gebaut, daß er dabei das Haus, in dem er wohnte, ganz vergessen und vernachlässigt hatte. Nach seinem Tode wurde das Gebäude vollständig saniert und zum Teil umgebaut und verändert, ehe der neue Pfarrherr Georg Ruß dort einzog.

Pfarrer Gruber mit seiner Wirtschafterin vor dem Pfarrhof um 1900

 

Der Pfarrhof im Jahre 1982
Ehem. Pfarrstadel, jetzt Jugendheim

Seit jeher gehörte zum Pfarrhof ein Pfarrstadel. bis 1965 erinnerten

ehem. Pfarrstadel,  Straßenansicht

 

ehem. Pfarrstadel,  Hofansicht

 

ehem. Pfarrstadel,  Abbruch 1965

Pfarrstadel und Pfarrerweiher an die Zeit, da der Geistliche auch Bauer war. Dieser mußte von seiner Pfründe leben. Die Pfarrpfründe waren Grundstücke, die der Staat der Pfarrei nach der Säkularisation 1803 vom Pfarrwiddum (Pfarrgut) überließ. Inzwischen waren noch einige Tagwerkaus Stiftungen dazugekommen Der Staat hatte bei der Umorganisation nach 1803 die Verpflichtungen zur Erhaltung der Ökonomiegebäude übernommen, so ließ er 1884 den Stall für drei Kühe und den Stadel im Pfarrgarten errichten.
In den letzten Jahrzehnten hatten Stall und Stadel keine Verwendung mehr.
Die verschiedenen Gruppen der Pfarrjugend hatten in einem der alten Schulzimmer im ehem. oberen Schulhaus einen Raum zur Verfügung bekommen, in dem sie ihre Zusammenkünfte gestalten konnten. Dieser Raum wurde auch von der Gemeinde benötigt und war auch von der Größe her nicht ausreichend.
Kooperator Gschlößl und Dekan Kiermaier trugen sich daher mit dem Gedanken, der Jugend ein würdiges Heim zu geben. Verschiedene Umstände standen diesem Vorhaben im Wege.
Dieser Plan wurde erst von Pfarrer Georg Ruß verwirklicht. Er wußte, daß eine erfolgreiche Jugendarbeit nur möglich war, wenn für die jungen Leute eine für sie bestimmte feste Stätte geschaffen wurde. Ein solches Haus war auch für außergottesdienstliche Anlässe geeignet. Unter Verwendung einiger alter Mauern begann dann auch der Bau des neuen Jugendheimes. 1966 konnte das Gebäude auf den Namen St. Wolfgang geweiht und seiner Bestimmung übergeben werden. In den geschaffenen Räumlichkeiten ist nun eine moderne Seelsorge möglich.
Um dem Pfarrhof ein Wirtschaftsgebäude zu erhalten, wurde gegenüber vom Jugendheim ein Bau mit Waschküche, Garage, Holzschuppen und mit einem Nebenraum errichtet. Gleichzeitig wurde auch der Zufahrtsweg durch den Pfarrgarten geteert.
Als Ende der sechziger Jahre das Schulgebäude zu klein wurde, diente der Saal des Jugendheimes vorübergehend als Klassenzimmer für den neu eingeführten 9. Schülerjahrgang der Volksschule Hunderdorf. Aber auch der Kindergarten fand schon für kurze Zeit darin eine Unterkunft.

Das neue Jugendheim 1982
Hunderdorfer Pfarrherren seit 1803

Mit der Auflösung des Klosters Windberg im Jahre 1803 wurde Hunderdorf selbständige Pfarrei. In der Folge waren nachstehende Seelsorger in Hunderdorf tätig:
Sabinus Blaim (1801-17) war der letzte Seelsorger, den das Kloster für die Pfarrei Hunderdorf abstellte. Er blieb nach der Säkularisation 1803 bis 1817 auf seiner Pfarrei in Hunderdorf. Er wurde am 28.6.1772 als Bauerssohn in Straubing geboren. 1789 trat er ins Kloster Windberg ein und wurde 1796 zum Priester geweiht. 1801 war er kurz Vikar in Neukirchen und dann Pfarrer in Hunderdorf. 1917 übernahm er die Pfarrei Ruhmannsfelden und starb am 21.4.1821.
Theodor Lehr (1817-34) war unter Pfarrer Blaim Kaplan in Hunderdorf und übernahm nach dessen Abgang die Pfarrei, die er bis 1834 seelsorgerisch betreute.
Dr. Franz Xaver Maßl (1835-43). Ihm ist eine Gedenktafel an der Seelenkapelle gewidmet. Er gilt als Erbauer des noch stehenden Pfarrhofes. Von Anfang an war ihm auch die Renovierung der Pfarrkirche ein Anliegen. Später wurde er Dompfarrer von Passau.
Josef Luschner (1843-70) war es gegönnt, die alte Kirche zu verlängern. 1859 schaffte er eine neue Glocke an. Er muß ein Original gewesen sein, was sich in den schriftlichen Unterlagen aus seiner Feder widerspiegelt. Mit Eifer kämpfte er gegen die Sittenlosigkeit in seiner Pfarrei. Er war aber auch ein Wohltäter der Kirche und der Kinder. Er hinterließ die Luschner’sche Stiftung, eine Schulsuppe für arme Kinder. Er starb 1870 und wurde in Hunderdorf begraben.
Johann Nepomuk Zeindl, Pfarrer und Kammerer, wirkte von 1870 bis 1885 in der Pfarrei Hunderdorf.
Joseph Rädlhammer war von 1885 bis 1894 Seelenhirte in der Pfarrei Hunderdorf. 1892 ließ er die alte Kirche ausmalen. Die Kosten von 1200 Gulden trug ein gewisser Leibl aus Au, der 1895 in Straubing verschieden ist.
Wolfgang Gruber war seit 1884 Seelsorger der Pfarrei Hunderdorf. 22 Jahre lang war er ein eifriger Seelenhirte der Pfarrgemeinde. Im Sommer 1899 ließ er den uralten Kirchturm der alten Kirche um vier Meter erhöhen. 1907 trug er sich mit dem Gedanken, die zu klein gewordene Kirche zu erweitern. Die Abgeordnetenkammer lehnte jedoch sein Gesuch ab. 1912 feierte er sein 25jähriges Priesterjubiläum und 1913 wurde er zum Geistlichen Rat ernannt. 1916 verließ er Hunderdorf und wurde Pfarrer in Biburg.
Leonhard Hirtl (1916-20) übernahm am 11.Juni 1916 die Pfarrei. Er wurde 1900 zum Priester geweiht und wirkte zuletzt in Amberg. Pfarrer Hirtl teilte die Not und das Leid der Kriegsjahre mit seiner Pfarrei. 1919 war es ihm vergönnt, das neue Kriegerdenkmal einzuweihen. Pfarrer Hirt starb, erst 45 Jahre alt, am 2. November 1920 in Hunderdorf.
Michael Gebhard (1920-31) war vom 9.4.1921 bis zum 26.1.1931 Pfarrer in Hunderdorf. Er war darüber sehr betrübt, daß die Kirche nur über drei Glocken verfügte, darunter eine aus dem Jahre 1653. Nach langem Schriftwechsel mit der Glockengießerei Hahn & Sohn gelang es ihm, 1927 zwei weitere Glocken zu einem Preis von 3300 Reichsmark, die er bar bezahlte, zu erwerben.
Friedrich Betthausen (1932-35) war es vergönnt, was seinen Vorgängern nicht gelungen ist, den Bau einer neuen Kirche durchzusetzen. Er gründete einen Kirchenbauverein und setzte sich trotz vieler Absagen der Behörden durch, um seiner Pfarrgemeinde ein würdiges Gotteshaus zu schenken. Am Josefitag 1935 fand der erste Spatenstich statt. Die ganze Pfarrei leistete Hand- und Spanndienste. Am 29. Juni wurde der Grundstein gelegt. Die Sorge um den Kirchenbau schwächte das kranke Herz des Pfarrherrn. In Bad Reichenhall wollte er sich wieder erholen. Von dort kehrte er jedoch nicht mehr zurück. Am 3. Okt. verstarb er und wurde in seiner Heimatpfarrei Reinhausen bestattet. Den Kirchenbau vollendete sein Nachfolger Johann B. Kiermaier.
Johann Baptist Kiermaier (1936-62). Kein Pfarrer vor ihm hat es so lange in Hunderdorf ausgehalten. Bei seiner Versetzung nach Hunderdorf stand der Kirchenneubau im Anfangsstadium. Alm war es vorbehalten, das begonnene Werk zu vollenden, was ihm auch bestens gelang. Pfarrer Kiermaier verdankt die Pfarrgemeinde auch die Erstellung eines Leichenhauses in der Seelenkapelle 1950 und die Anlegung eines neuen Friedhofes 1961. 1948 und 1954 kaufte er neue Glocken, die er mit elektrischem Läutwerk versehen ließ. 1953 schenkte er der Kirche eine neue Orgel. Kurz vor seinem Tode wurde er zum Geistlichen Rat ernannt. Er war ein wohlwollender und gütiger Pfarrherr, der aber auch sehr streng sein konnte und seine Meinung offen aussprach.
Am 1. August 1962 erlitt er einen Schlaganfall und verstarb.
Georg Ruß (1962-74) kam nach Hunderdorf, nachdem er sich einer Augenoperation unterzogen hatte. Die Jahre in Hunderdorf waren ausgefüllt von rastloser Tätigkeit. Der Umbau des Pfarrhofes und der Neubau des Pfarr- und Jugendheimes waren seine ersten Aufgaben. Die innere Renovierung des Gotteshauses folgte und brachte der Kirche neuen Glanz. Der neue Kreuzweg ist auch sein Werk. Die Fertigstellung des Leichenhauses, der Einbau einer Kirchenheizung und die Umdeckung des Kirchenschiffes waren weitere Aufgaben, die er sich gestellt und energisch durchgeführt hat. Daneben bemühte er sich um die Aktivierung des kirchlichen Lebens durch Missionen und rel. Familienwochen. Fast erblindet verließ Geistlicher Rat Ruß nach 12 Jahren seelsorgerischer Tätigkeit Hunderdorf.
Johannes Vilsmeier (1974-76) war ein sehr eigenwilliger Priester, dem es nicht gelang, mit den Pfarrangehörigen ein vertrauensvolles Verhältnis herzustellen. So schied er schon nach zwei Jahren von Hunderdorf Er wurde am 17.November 1932 in Kiefenholz geboren und am 29.Juni 1963 zum priesterlichen Dienst geweiht. Am 17. Juli 1995 nahm ihn Gott zu sich. Seelsorglich wirkte er als Kaplan und Pfarrer an verschiedenen Stellen, insbesondere in Sandsbach von 1981 bis 1990. Seit 1993 war er in Lederdorn im Ruhestand.
Franz Xaver Reitinger (1975-81) lag neben der seelsorglichen Tätigkeit auch ein enger Kontakt zur Pfarrgemeinde und zu den Vereinen besonders am Herzen. Ihm verdankt Hunderdorf die Kirchenrenovierung und die Neugestaltung des Altarraumes durch Altar, Ambo und Taufstein. Der Altarbereich erhielt eine Fußbodenheizung, die Kinderbänke mußten dem Scholaraum weichen. Die Fresken über den Seitenaltären ließ er übertünchen und gab die Statue „Maria Immaculata“ in Auftrag, die über dem Marienaltar zur Verehrung angebracht wurde. Er bemühte sich auch um die Erstellung einer neuen Orgel. Doch noch vor ihrer Fertigstellung der beliebte Pfarrherr aus gesundheitlichen Gründen Hunderdorf verlassen.
Anton Högner (1981-1989) war seit 1981 Seelsorger der Pfarrei Hunderdorf. Ihm war es vorbehalten, den Einbau der neuen Orgel zu vollenden. 1982 konnte er den Neubau des Kindergartens St. Joseph durchführen. Hofdorf verdankt Pfarrer Högner die Renovierung der Kirche St. Edigna. Der stark mitgenommene Kirchturm von Hunderdorf mußte 1986 innen und außen saniert und der Friedhof nach Südwesten erweitert werden. 1987 ließ Pfarrer Högner den Pfarrhof trockenlegen und neu verputzen.1989 wurde das Pfarr- und Jugendheim einer Erneuerung unterzogen. Eine weitere Garage mit der Zufahrt von Westen her ließ er erbauen. Bei der Dreißigjahrfeier des Kindergartens wurde dieset.in Kindergarten „St. Nikolaus“ umgetauft. Ende 1989 verließ Pfarrer Högner wieder Hunderdorf und zog nach Landshut.
Herbert Gerstl (1990-1993). Nur drei Jahre konnte Pfarrer Herbert Gerstl die Pfarrei seelsorgerisch betreuen und mußte aus gesundheitlichen Gründen die Pfarrgemeinde verlassen. In diesen drei Jahren schuf er die Voraussetzungen zur Renovierung der Kirche und zur Neugestaltung des Kirchenvorplatzes. Er war auch um die Erweiterung des Kindergartens und die Neugestaltung des alten ehem. Friedhofes bemüht. Auch die Renovierung der Seelenkapelle lag dem scheidenden Priester am Herzen. Er fand im Krankenhaus Deggendorf eine neue Wirkungsstätte.
Pater Wolfgang Vos (seit 1993) wurde am 15.Mai 1930 in Arle Rixtel/Holland geboren. 1950 trat er in den Orden der Prämonstratenser ein und empfing 1956 die Priesterweihe; 1957 kam er ins Kloster Windberg. 1961 bis 1965 war er Kooperator in der Pfarrei Hunderdorf. In den folgenden Jahren half er immer wieder in der Pfarrei aus, wenn Not am Mann war. Von 1971 bis 1976 war ihm das Amt des Priors im Kloster Windberg anvertraut. Nach dem Abschied von Pfarrer Gerstl 1993 beauftragte Bischof Manfred Müller den bereits allseits bekannten und beliebten Pater Wolfgang, diese Stelle anzunehmen. Mit Feuereifer ging Pfarrer Vos an die Arbeit, um die von Pfarrer Gerstl begonnenen Vorhaben zu verwirklichen. Die Außenrenovierung der Kirche und die Umgestaltung der Kirchenanlagen wurden von ihm erledigt. Auch die verwahrloste Seelenkapelle wurde durch die Sanierung wieder ihrem Zweck zugeführt.

Kooperatoren in der Pfarrei Hunderdorf

Seitdem Hunderdorf eine selbständige Pfarrei ist, waren eine ganze Reihe von Kooperatoren hier tätig:
Michl Schwarzensteiner 1805- Aug.1809
Josef Heitzer 2.1.1810-3.9.1810
Johann Altmann 17.12.1810-22.1.1811
Theodor Lehr 20.2.1811-22.9.1815
Wolfgang Weiß 8.11.1815-18.2.1816
Franz Deindl 27.3.1316-23.8.1816
Roman Schmitzer 8.11.1816-8.12.1821
Michael Karl 26.3.1821-15.10.1823
Anton Seehan 23.10.1823-3.12.1824
Michael Rödig  17.5.1825-5.10.1825
Sebastian Zenger 19.11.1825-14.6.1826
Georg Albrecht 5.7.1826-21.12.1834
Carl Püttinger 11.1.1835-18.3.1835
Alois Schönberger 31.3.1835-21.7.1835
Martin Fuchs 12.8.1835-30.11.1835
Josef Hausladen 18.12.1835-31.1.1838
Johann Nepomuk Neresheimer 23.3.1838-30.7.1839
Sebastian Prößl 25.8.1839-25.9.1839
Johann Evang. Griesbeck 6.10.1839-13.7.1843
Johann Evang. Zollner 28.8.1843-1.12.1843
Joh.Evang. Griesbeck 1.12.1843-7.7.1844
Johann Ott 15.7.1845-17.7.1849
Lorenz Schneider 1.8.1849-1.7.1850
Franz Xaver Well 8.7.1850-1.9.1852
Joseph Kammermeier 24.9.1850-20.10.1856
Xaver Freilinger 22.11.1856-30.4.1857
Johann Nepomuk Zeindl 24.6.1857-15.7.1866
Anton Ebenhöch 25.7.1866-25.6.1869
Johann Fellner 4.7.1869-4.9.1870
Gustav Wegscheid 18.8.1875-11.1.1876
Sebastian Danner 30.1.1876-20.9.1876
Friedrich Fendl 12.11.1876-4.5.1878
Joseph Schindler 29.6.1878-20.2.1880
Nikolaus Pretschner 21.8.1881-3.11.1882
Stanislaus Rupprecht 15.11.1882-12.1.1886

Pater Johannes Sinot

 

Pater Anselm Scholz

 

Pater Dominik, Dr. Daschner

Max Bauer (Hauer) 20.7.1904-10.11.1907
Alois Wiesner 30.11.1907-10.7.1909
Heinrich Senft 17.7.1909-1.2.1912
Josef Kolmer 1920-26
Franz Xaver Radlbeck 1925 (Primiz)
Pater Norbert Backmund 1932
Lecker 1934, 1935 Pfarrprovisor
Herzog 1936
Klankermeier 1938-1948
P. Cyriacus Hollender 1948-1950
Gschlößl 1950
Holmeier
Stelzl
Schödlbauer
Lobinger
Josef Schmaißer 1956
Karl Gregori 1957
Siegfried Armann 1957
Otto Krottenthaler 1959
Pater Wolfgang Voß 1961
Pater Laurentius, Aushilfspriester 1965
Pater Johannes Sinot, Aushilfspriester 1966
Pater Wolfgang Vos 1969
Pater Rainer Rommens 1971
Pater Anselm Scholz, Pastoralreferent 1.9.1984
Pater Wolfgang Vos, Pfarradministrator 1990
Pater Dominik Daschner 1997.
Diese Liste ist sicher nicht vollständig und muß noch ergänzt werden.

Richard und Anna Ebner

 

Hildegard Stanglmayr

 

Silvia Fuchs

Seit 1982 stehen der Pfarrei weltliche Aushilfspersonen zur Verfügung:
1.9.1982 Marieluise Speckner, Gemeindereferentin
1.9.1983 Gisela Kraft, Gemeindereferentin
1.9.1986 Anna Ebner, Gemeindereferentin
1.5.1889 Richard Ebner, Pastoralassistent
1.9.1990 Hildegard Stanglmayr, Gemeindereferentin
1.9.1996 Silvia Fuchs, Gemeindeassistentin, bis 22.8.1997

Priester aus der Gemeinde Hunderdorf

Josef Plendl von Gaishausen, 29.6.1897 zum Priester geweiht, 7.7.1897 Primiz in Hunderdorf.
N. Häusler von Haselquanten, 1906 zum Priester geweiht, Er verunglückte 1945 auf dem Flughafen in Kansas/Amerika.
Josef Radlbeck von Oberhunderdorf zog 1915 als Neupriester in Hunderdorf ein. Er starb 39jährig am 22.12.1929. Er wurde in seine Heimat überführt und neben dem Missionskreuz im alten Friedhof bestattet.
Franz Baumgartner von Ebenthann wurde am 28.6.1997 im Dom zu Regensburg zum Priester geweiht. Am 6.Juli feierte er in Hunderdorf seine Primiz.

Der Friedhof, letzte Ruhestätte

Von alters her war es üblich, die Verstorbenen in unmittelbarer Nähe der Pfarrkirche zu bestatten. Rund um das Gotteshaus erhoben sich die Grabsteine der Verstorbenen. Als dann die Friedhöfe überfüllt waren, gab es meistens keinen Platz mehr für eine Friedhofvergrößerung. So kam es, daß der Gottesacker außerhalb der menschlichen Siedlungen an Rande einer Stadt oder eines Dorfes angelegt wurde.
Wenn früher jemand starb, so wurde in einem Raum des Hauses bis zur Beerdigung der Tote aufgebahrt. Nach dem letzten Krieg begann man allerorts Leichenhäuser zu errichten, wohin die Verstorbenen zur Aufbewahrung gebracht wurden. 1936/37 wurde in Hunderdorf die alte Kirche mit dem gotischen Turm abgerissen, weil man in der Nähe eine neue Kirche errichtet hatte. Der alte Friedhof hinter der Gastwirtschaft Baier/Edbauer blieb aber erhalten. So finden wir heute bei der neuen Kirche keine Gräber.
Erst im Jahre 1950 wurde die alte Friedhofkapelle zu einem Leichenhaus umgebaut. Die Friedhofkapelle, auch Seelenkapelle genannt, war seit Jahren immer mehr und mehr verfallen. Ihrer Erhaltung wegen, und um einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen, kam Pfarrer Kiermaier auf den Gedanken, sie zu einer Leichenhalle umzugestalten. Die ersten Schwierigkeiten bereitete das Amt für Denkmalpflege, das von einer baulichen Veränderung nichts wissen wollte. Über das Landesamt hinweg wurde mit Unterstützung des Kreisbauamtes Bogen doch an die Arbeit gegangen. Maurermeister Josef Helmbrecht von Oberalteich entwarf auf Angaben des Pfarrers hin den Plan. Nach Fronleichnam begannen die Arbeiten. Maurer Josef Länger von Rammersberg hat mit dem Hilfsarbeiter Johann Scheibenthaler von Hunderdorf in sechs Wochen Arbeit den Bau vollendet.

Der alte Friedhof mit dem Leichenhaus

1949 mußte die Gemeinde die eingefallene Friedhofmauer an der Straße wieder aufbauen. Die Grundbesitzer der Gemeinde wurden bei dieser Baumaßnahme zur  Kasse gebeten. Die Ausführung der Arbeiten wurde dem Mauerermeister Josef Altschäffl von Stippich übergeben. Die Kosten beliefen sich auf 6600 DM, welche durch Einhebung einer Umlage von Seiten der Pfarrangehörigen bestritten werden sollte, da festgestellt wurde, daß nicht die Gemeinde, sondern die Kirchenverwaltung für die Instandsetzung aufzukommen hatte. Die Friedhofmauer bekam einen dritten Ausgang beim alten Feuerwehrhaus zur Dorfstraße hin.
1954 machte Pfarrer Kiermaier die Gemeinde auf den schlechten Zustand des Friedhofs aufmerksam. Die Anlage reichte in ihrer damaligen Größe nicht mehr aus, so daß eine Erweiterung bzw. Neuanlage notwendig wurde. Eine Erweiterung hätte große Kosten verursacht, da eine Aufschüttung nach Norden bis zu 8000 cbm Erde erfordert hätte. Als einzige,4,ösung konnte deshalb nur eine Neuanlage sein. Gemeinderat Baier schlug vor, den neuen Friedhof am Ortseingang in Richtung Bogen anzulegen. Bei einer Versammlung der Pfarrgemeinde zeigte sich, daß es viele Meinungen zu diesem Thema gab. Während Bürgermeister Reiner für einen Friedofneubau eintrat, sprachen sich Bürgermeister Stumhofer von Steinburg und die Gaishausener energisch für die Erweiterung des Friedhofes aus. Ihre Argumente stützten sich darauf, daß durch einen Neubau der Friedhof von der Kirche weit abgelegen wäre. Außerdem würde sich der Weg der Pfarrangehörigen aus Steinburg und Gaishausen zum neuen Friedhof noch vergrößern.
So wurde die Aufstellung eines Ausschusses angestrebt, der sich mit dieser Angelegenheit näher befassen sollte. Ihm sollten die jeweiligen 1.u.2. Bürgermeister und je ein Gemeinderatsmitglied angehören.

Gräber im ehemaligen alten Friedhof

Bürgermeister Reiner brachte dann in Erfahrung, daß die Friedhoffrage nicht eine Angelegenheit der Gemeinde sondern der Kirchenverwaltung sei und daher von ihr in Angriff genommen werden müßte.
Vermutlich als Folge des starken Frostes stürzte 1956 die Umfassungsmauer des Friedhofs zum Schulgarten hin auf der Nordseite ein. Erst 1959 war die Angelegenheit soweit, daß mit einem Neubau begonnen werden konnte. Geistlicher Rat Kiermaier hatte ein der Kirchenverwaltung gehöriges Grundstück in Richtung Bauernholz dafür ausersehen. Nach der Entwässerung konnte mit dem Planieren begonnen werden. Die tiefer liegende Straße, die oft überschwemmt war, wurde mit dem überschüssigen Erdreich aufgefüllt und eine ausreichende Kanalisation wurde geschaffen. Von der Firma Altschäffl wurde eine 50 m lange Mauer aus Natursteinen errichtet. Auch einen Platz zum Parken der Fahrzeuge hatte man eingeplant.
Ein Jahr später wurde in der Mitte des Gottesackers ein 5 m hohes Kreuz aufgestellt. Der Christuskörper stammte aus dem alten Friedhof und wurde von der Firma Netsch in Straubing kostenlos restauriert. Am Firmungstag des Jahres 1961, es war der 7.Juni, fand gegen 19 Uhr die Weihe des Friedhofes durch Herrn Weihbischof Josef Hiltl statt. Noch im gleichen Jahr gab die Kirchenverwaltung eine Friedhofsatzung heraus, nach der jede Aufstellung eines Grabmals der Genehmigung unterlag. Nach ihr dürfen keine ausländischen Gesteinsarten, polierte Hartgesteine, blendend schwarze und weiße Steine, Glas oder Porzellan verwendet werden. Dagegen sollten hölzerne und schmiedeeiserne Kreuze Beachtung finden. Wie wenig diese Anordnungen beachtet wurden, zeigt ein Gang durch den Friedhof heute!
1964 begann man mit dem Bau eines Leichenhauses im neuen Friedhof. Die Seelenkapelle im alten Friedhof, die seit 1950 als Leichenhalle gedient hatte, war zu weit entfernt, um bei Beerdigungen dienlich zu sein.

Die Seelenkapelle als Leichenhaus

1965 konnte die neue Leichenhalle eingeweiht werden. Ende der sechziger Jahre wurde der alte Friedhof aufgelassen. Die Grabsteine verschwanden allmählich, heute ist der ehemalige Friedhof Spielplatz der Kindergartenkinder.
Die wachsenden Einwohnerzahlen und die damit verbundenen vermehrten Sterbefälle machten in den achtziger Jahren eine Erweiterung des Friedhofes unumgänglich. Umfangreiche Erdbewegungen waren notwendig, ehe an der Südwestecke des bestehenden Friedhofes die Planierungsarbeiten durchgeführt werden konnten.  Über 300 000 DM brachte die Gemeinde auf. 196 Zweier-Grabstellen und 44 Einzelgräber wurden neu geschaffen. 1987 weihte Pfarrer Högner die neuen Grabstätte ein.

Weihe des neuen Friedhofes

 

Die neue Leichenhalle
Die Seelenkapelle, ehemalige Friedhofskapelle

Im ehemaligen Friedhof, hinter der Gastwirtschaft Baier/Edbauer steht die frühere Friedhofskapelle, genannt Seelenkapelle.
Der Bau stammt aus dem 18. Jahrhundert. Eine ehemals im Pflaster liegende Platte mit der Inschrift „Erbaut 1860“ kann nach den Kunstdenkmälern Bayerns nur auf eine Restauration Bezug nehmen.
Nach dem Abbruch der alten Kirche 1936/37 blieb die Kapelle im dortigen Friedhof stehen. Beim Bau der neuen Kirche 1935/36 wurden viele Grabdenkmäler adeliger Herren vom Schloß Au v. Wald aus dem Pflaster gerissen und an den Außenwänden der neuen Kirche angebracht.
Ab 1950, nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten diente die Kapelle als Leichenhaus. Der Altar wurde in der Taufkapelle der neuen Kirche aufgestellt. Nach dem Bau der neuen Leichenhalle und dem Auflassen des alten Friedhofs 1967/68 blieb die Kapelle leer und diente als Rumpelkammer.
Erst 1995/96 wurde unter Pfarrer Wolfgang Vos die Seelenkapelle restauriert. Sie ist zur Hauskapelle des Kindergartens geworden.

Die Seelenkapelle vor und nach der Renovierung

Zur Erinnerung an den Standort des früheren Friedhofs wurde neben der Kapelle ein Gedenkstein errichtet. Inschrift: „Zum Gedenken an die Verstorbenen, die hier warten auf den Tag, bis ER kommt in Herrlichkeit.“
1929, also vor dem Bau der neuen Kirche, wurde die Seelenkapelle in den Kunstdenkmälern Bayerns wie folgt beschrieben:
SEELENKAPELLE. An der Südseite des Friedhofes, nach Süden gerichtete Rechteckanlage des 18. Jahrhunderts. Die Südecken sind abgeschrägt. Flachdecke mit schlichtem Rahmenstuck. Je ein Fenster östlich und westlich, in wenig eingezogenen Rundbogen schließend. Nordportal mit geradem Sturz. Putzbau mit Satteldach.
Altar. Schöne Spätbarockschöpfung vom Beginn des 18. Jahrhunderts. Zwei übereck gestellte, korinthische Säulen flankieren eine Muschelnische, die im frühen Rokoko eingebaut wurde und von zierlicher Laub- und Bandwerkschnitzerei eingefaßt ist. Darin eine moderne Statuette (unser erstes Bild zeigt statt deren die Dorotheafigur aus der Pfarrkirche). Seitlich der Säulen spätbarockes Akanthusschnitzwerk. Der Aufzug zwischen Giebelschenkeln, wiederholt die Säulenstellung des Hauptgeschosses. Oberbild St. Anna mit der kleinen Maria und einer weiteren Heiligen. Den Aufzug bekrönt ein geschnitztes Monogramm Mariä. Der Altar ist neu in Schwarz gefaßt, die Zieraten sind vergoldet.

Der Altar der Seelenkapelle 1929 und jetzt

Grabsteine im Pflaster. Sämtlich aus Kalkstein.
1. Johannes Ignatius Freiherr von Schrenk und Notzing, Chorherr zu Berchtesgaden, + 10. Mai 1724. Unten sein Wappen in Relief, Rautenförmig.
2. Maria Anna Theresia Mässin, geweste Verwalterin zu Steinburg, + 21. Januar 1722. Unten ihr Wappen. Rautenförmig.
3. Ferdinand Franz Ammon von und zu Au, Herrnfehlburg und Rattiszell, +25. März 1665. Unten das Reliefwappen in Rundblende.
4. Clara Adelheid Regina von Schrenk und Notzing auf Au, + 1706, 17 Tage alt. Unten das Wappen. Quadratisch.
5. Maria Esther Genoveva Freifrau von Schrenk und Notzing, geb. Ammon von Au, + 5. März 1727. Unten Ehewappen. Rautenförmig.
6. Johann Wilhelm Ammon von und zu Au, + 29. Nov. 1709, 69 Jahre alt. Unten sein Wappen. Rautenförmig.
7. Maria Esther Franziska von Schrenk, + 1717, 9 Tage alt. Rautenförmig.

Grabsteine des Johann Zacharias Freiherrn v. Voith und des Ferdinand Fr. Ammon

An der äußeren Nordwand:
8. Johann Zacharias Reichsfreiherr von Voith von Voithenberg auf Herzogau und Au, kg1. bayer. Regierungsrat zu Straubing in 50. Jahr, Inhaber der Hofmark Au vorm Wald im 46. Jahr, seines Alters im 86. Jahr, + 13. Juli 1808. In den Ecken Rosetten. Oben das Reliefwappen des Verstorbenen in Rundblende.
An der Außennordwand:
9. Johann Baptist Freiherr von Schleich von Schönstätt und Stephanskirchen, quieszierender Oberlieutnant beim Leibregiment Pius und vormaliger Gutsbesitzer von Au, gb. 1771, + im Oktober 1818. Oben sein graviertes Wappen.
10. Maria Anna Johanna Reichsfreifrau von Schuß und Sattelpeilnstein (auf Steinburg), geb. Freiin von Schönbrunn, + 30. Jan.1753 im 34. Lebensjahr. Oben in zwei Blenden die guten Reliefwappen der Schuß und Schönbrunn.
11. Maria Magdalena Ammon, geb. Hoiraus zu Au, + am Abend Mariä Himmelfahrt 1563. Seitlich gravierte Renaissanceornamente mit Blumenvasen. In den Ecken die Wappen der Ammon, Hoiraus, Schmidinger und Gundelsheim.
Diese Grabsteine wurden z.T. an der Außenwand der neuen Kirche angebracht, (die Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 8 und 10.) Bei der Kirchturmsanierung 1986 wurden die Grabsteine 1 und 5 entfernt. Diese fanden im Innenhof des Schlosses Au eine neue Bleibe.
Nach der Instandsetzung der Seelenkapelle 1989 wurden einige Grabplatten neu eingemauert.
1. Außen Ostseite: Georg Edbauer und dessen Kinder Anna und Georg, Franziska Edbauer und Enkelin Maria. – Franz Xaver Maßl, von 1835 – 1843 Pfarrer und Distrikts-Schul-Inspektor in Hunderdorf. – Maria Magdalena Ammonin.
2. Innen linke Wand: Pfarrherren von Hunderdorf. – Familie Auer, Gerichtshalter von Steinburg, 1825-40. – Anna und Josepha Seninger, Kinder des Gerichtshalters zu Steinburg 1820/22. – Josef und Walburga Wagner von Schafberg, 1816/19.
3. Innen rechte Wand: Karl Denk, Inschrift sehr verwittert. – Johann Baptist Freiherr von Schleich, von Schönstätt und Stephanskirchen, Gutsbesitzer von Au. Oben graviertes Wappen. – Augustin Loibl.

Kindergarten St. Nikolaus

Schon Pfarrer Luschner, Seelsorger von 1843-1870, hatte eine Stiftung hinterlassen, die für die Errichtung eines Kindergartens vorgesehen war.
Im „Dritten Reich“ wurde von NS-Schwestern im Schötzhaus ein Kindergarten eingerichtet. Dieser löste sich am Ende des 2. Weltkrieges wieder auf.
Geistlicher Rat Kiermaier griff den Gedanken, einen Kindergarten zu errichten, nach dem Krieg wieder auf. Diese Möglichkeit bot sich an, als nach dem Bau des jetzigen Grundschulgebäudes die beiden alten Schulhäuser frei wurden.
Das untere Schulhaus gehörte je zur Hälfte der Gemeinde und der Kirche. Nachdem die Gemeinde auf ihren Teil verzichtet hatte, stand der Errichtung eines Kinderheimes nichts mehr im Wege. Nach dem Umbau standen die unteren Räume dem Kindergarten zur Verfügung; in den oberen Räumen wurde eine Wohnung eingerichtet.
Die Schwestern Adolfine und Josefine von den Franziskanerinnen in Wien konnten für die Betreuung der Kinder gewonnen werden. 1959 wurde der Bau seiner Bestimmung übergeben. 66 Kinder belebten auf Anhieb die neue Kinderstätte. Nach dem Tod der Schwester Josefine verließ 1974 Schwester Adolfine Hunderdorf und kehrte ins Mutterhaus zurück.
Von da an wurden die Kinder von weltlichen Kräften betreut.. 1976 hat die Kirche den Kindergarten an die Gemeinde übergeben. Da die alten Räumlichkeiten nicht mehr entsprachen, fiel der Altbau der Spitzhacke zum Opfer und wurde unter Bürgermeister Härtenberger durch einen Neubau ersetzt. Pfarrer Anton Högner weihte 1982 den neuen Kindergarten ein.
1989 wurde der Kindergarten „St. Joseph“ in „St. Nikolaus“-Kindergarten umbenannt.

Mit dem Neubau übernahm wieder die Kirche die Trägerschaft des Kindergartens.

Das ehemalige untere Schulhaus als Kindergarten

Nach 12 Jahren war der Kindergarten zu klein. Unter Pfarrer Herbert Gerstl und den Bürgermeistern Egon Weinzierl von Hunderdorf und Dietmar Schmidbauer von Windberg beschloß man, eine Gruppe im ehemaligen Schulhaus in Windberg unterzubringen. Pfarrer Wolfgang Vos und Bürgermeister Gerd Peschke waren sich einig, auch einen Erweiterungsbau in Hunderdorf zu errichten. 1995 konnte dieser seiner Bestimmung übergeben werden, in dem nun vier Gruppen untergebracht waren. Das bisherige Kindergartenpersonal:
1. Kindergärtnerinnen: Schwester Adolfine, Elke Bosse, Edith Grünzinger, Roswitha Häringer.
2.Gruppenleiterinnen: Roswitha Bergbauer, Resi Schroll, Gabi Schaubeck, Edeltraud Schlicker, Notburga Baumann, Silvia Stieglbauer, Tanja Senft, Sandra Altmann, Ingrid Vondru, Maria Niedermeier, Andrea Müller.
3.Übriges Personal: Schwester Josephine, Mechthilde Dachs, Dorothea Schedlbauer, Josefine Schötz, Irma Exner, Anita Winter, Birgit Schichtl, Tanja Rother, Monika Groß, Andrea Ruber, Ulrike Schötz, Ramona Spranger.
Unsere Bilder zeigen den Neu- und Erweiterungsbau des Kindergartens.

Kath. Kirche St. Edigna in Hofdorf

Über allen Häusern und Bauernhöfen thront die Kirche von Hofdorf, deren Schutzpatronin St. Edigna ist. Bis zur Säkularisation 1803 war sie eine Nebenkirche des Klosters Windberg. Als man dieses aufgelöst hatte und viele Kirchen exekriert wurden, so in Gaishausen und Sparr, blieb sie erhalten und kam zur Pfarrei Hunderdorf.

Im Jahre 1929 wurde die Kirche in den Kunstdenkmälern von Bayern, Band XX, für das Bezirksamt Bogen wie folgt beschrieben:
Im 16.Jahrhundert wird eine Kirche erwähnt. Die bestehende Anlage stammt von 1701 (Jahreszahl außen am Chor). ZIMMERMANN zufolge war die Kirche den 14 Nothelfern geweiht. 1897 Restauration.
Der ganz wenig eingezogene Chor ist rechteckig, mit abgeschrägten Ostecken. Tonnengewölbe mit Stichkappen. Chrorbogen rund, mit schlichten Pilastern besetzt Langhaus zu zwei Fensterachsen. Flachdecke. Westempore über zwei hölzernen Binnensäulen. Die Chorfenster, in den beiden Schrägseiten, und die seitlichen Langhausfenster schließen mit wenig eingezogenem Rundbogen. Westportal in der Mittelachse, mit geradem Sturz. Darüber ein kleines Rechteckfenster mit seitlichen Ausbuchtungen und stark geschrägtem Gewände. Ein ebensolches Fenster, unten südlich neben dem Portal, gestattet Einblick in die Kirche. An Chor und Langhaus ein einfacher, rechtwinkelig vorspringender Sockel. Der Chor ist nur um die Stärke des Sockelvorsprunges eingezogen. Am Chorhaupt, an der Südöstecke, findet sich oben die Jahreszahl 1701 eingemeißelt. Der ganze Bau ist in schönem Granitquaderwerk ausgeführt und demzufolge unverputzt. Westdachreiter mit Zwiebelkuppel.
Am Scheitel des Chorgewölbes ist das Wappen des Klosters Windberg aufgemalt. Hochaltar modern, mit Verwendung von Teilen aus der Erbauungszeit der Kirche. Altarblatt St. Edigna mit Totenkopf und Geißel, in Schnitzrahmen mit Akanthus. Oberbild St. Maria mit Kind, in ähnlichem Rahmen. Seitenfiguren zwei weibliche Heilige, eine mit Schwert; wohl St. Katharina und Barbara. Im Aufzug seitlich zwei Statuetten von weiblichen Heiligen ohne Attribut.
Vierzehn Kreuzwegstationen in Guter Hinterglasmalerei des 18.Jhs. (Diese wurden in den sechziger Jahren entfernt und mit neuen ersetzt). Chorbogenkruzifix um 1700, ländlich. Am Westportal Türschloß aus der Erbauungszeit mit hübschen, rankenverzierten Beschlägen. Glocken. Schwer zugänglich. Etwa um 1700. 1.Am Hals zwei einfache Friese. Am Mantel Reliefs: Kruzifix und zwei Heilige mit Schwertern, offenbar die Wetterheiligen St. Johannes und Paulus, Dchm. 0,39 m.- 2. Am Hals ein Rankenfries. Eingeritzte Inschrift: 36 (Gewicht in Pfunden) Dchm. 0,32 m. Beide Glocken kamen 1884 aus der Pfarrkirche zu Hunderdorf hierher. – Eine kleine, schlichte eiserne Glocke, die früher in Hofdorf war, wird seit 1910 im Bogener Bezirksmuseum aufbewahrt.

Schwester Bonaventura Härtenberger schreibt im „Heimatbuch von Hunderdorf“, daß die Kirche in Hofdorf 1665 St. Thomas als Patron hatte.

St. Edigna, Schutzheilige der Kirche

Eine gerahmte Urkunde in der Kirche klärt uns auf, wie St. Edigna zur Schutzpatronin der Hofdorfer Kirche wurde. Die Übersetzung aus dem Lateinischen lautet:
Daß ich dem Hochwürdigsten und illustren Herrn Bernhard, des weißen und exemplen Prämonstratenserordens, des erhabenen Klosters Windberg überaus wachsamen Abt, eine beachtliche Partikel des Schädels der seligen Jungfrau EDIGNA geschenkt habe – der Tochter des Königs Heinrich von Frankreich, deren heilige Gebeine im Dorf und der Kirche von Puch ruhen, die dem Kloster Fürstenfeld unmittelbar inkorporiert ist, und die von den Gläubigen sehr verehrt werden, sei dies zur Urkund. Auf den frommen Wunsch desselben Hochwürdigsten Herrn Abtes versehen wir diese Urkunde mit unserer authentischen Unterschrift und mit unserem Abteisiegel. Gegeben zu Fürstenfeld den 13.März 1765. Fr. Martinus Abt von Fürstenfeld.

Aus dem Leben der St. Edigna

St. Edigna ist eine in unserem Raum sehr seltene Kirchenpatronin. Aus diesem Grunde wissen auch nur wenige etwas über ihr Leben.
Die Lebensgeschichte der St. Edigna, wie sie uns überliefert wird, beruht zwar nicht auf historischen Unterlagen und Akten aus der damaligen Zeit, doch reichen die Quellen der Überlieferung in das 16. Jh. zurück.
So berichten Johannes Aventinus in „Annales Ducum Boiariare“ 1521, der Jesuit Matthäus Rader in seinem vier Teile umfassenden Werk „Bavaria Sankta“ 1624 und ein davon unabhängiges französisches „Martyroloquium“, Paris 1637, über das Leben und die Geschichte der Edigna von Puch in einer Weise, daß man diesen Zeugnissen nur Glauben schenken kann. Einzelheiten allerdings, welche sie und manch spätere Darsteller bieten, enthalten – wie ja auch Lebensbeschreibungen großer Gestalten der Kirche – manch Legendäres, das auf seinen geschichtlichen Wert nicht kontrolliert werden kann.

Edigna war die Tochter König Heinrichs I. von Frankreich aus dem Hause der Campantinger, der seit 1051 mit Anna, der Tochter Jarislav d. Gr. von Kiew, verheiratet war. Der spätere König Philipp I. war ihr Bruder. Im jugendlichen Alter hatte Edigna ständige Jungfraulichkeit gelobt uns ist, als man sie zu einer Heirat zwingen wollte, aus der Heimat entflohen.
Auf ihrer Pilgerschaft durch Bayern traf sie müde und ermattet ein Bauersmann, der mit seinem Ochsengespann, darauf eine Glocke und ein Gockel, des Weges kam. Er nahm Edigna mit, bis unterhalb des Dorfes Pouche die Zugtiere stehen blieben, der Hahn zu krähen und das Glöcklein zu läuten anfing. Edigna sah darin ein Zeichen Gottes, daß sie hier bleiben solle. Sie nahm als Behausung eine hohle Linde an der Kirche. Es tut der Verehrung der Einsiedlerin Edigna sicher keinen Abbruch, wenn man als Unterkunft einen kleinen Holzverschlag als Klause annimmt! Hier lebte Edigna 35 Jahre, Gott dienend im Gebet und Fasten, versammelte wohl häufig die Bewohner des Dorfes und auch der Umgegend um sich, unterwies sie im Glauben und die Kinder wohl auch im Lesen und Schreiben.
Vor allem in den gesundheitlichen Nöten und Sorgen war sie, die höfisch gebildete Königstochter, den Besuchern eine teure und geliebte Helferin und Beraterin, so daß sie sehr bald in den Ruf einer Wundertäterin gelangte. Ihr greiser Vater soll – so die Überlieferung – den Ort ihres Aufenthaltes erfahren und sie zur Rückkehr in die Heimat zu bewegen versucht haben, aber vergebens. Am 26.Februar 1109 verstarb sie eines seligen Todes.
Ihr Leichnam scheint bis Ende des 16. Jhs. im Grab gelegen zu haben. War es das Grab, das im Sommer 1978 anläßlich der Innenrestaurierung bei Ausschachtungsarbeiten im jetzigen Altarraum der Kirche zu Puch bei Fürstenfeldbruck unter dem Mörtelstampfboden einer früheren romanischen Apsis zum Vorschein kam?
Daß Edigna schon früh verehrt wurde, zeigt die Tatsache, das AVENTIN in seinem Bericht über den Tod Kaiser Ludwig des Bayern in Puch 1347 es für wichtig genug hält zu vermerken, daß an diesem Ort die selige Edigna beerdigt ist und viel verehrt wird!
Um 1600 müssen ihre Gebeine erhoben und in einem hölzernen mit Glas versehenen Schrein im linken Seitenaltar bzw. in der dortigen Wandnische beigesetzt worden sein.
Elisabeth von Lothringen, die erste Gemahlin des bayerischen Kurfürsten Maximilian I., wallfahrtete alljährlich nach Puch und hat auch einen kostbaren mit Silber beschlagenen Schrein gestiftet, der allerdings 1632 bei der Plünderung Puchs durch die Schweden geraubt wurde.
Die Kaiserin Eleonora, gestorben 1655, Gemahlin Ferdinand II, Stiefmutter der zweiten Gemahlin des erwähnten Kurfürsten, hat sich nach Verlust eines kostbaren Kleinods zur seligen Edigna nach Puch verlobt und nach Auffindung desselben einen silbernen Kelch und zwei Meßkännchen mit Teller am 5. 2. 1654 hierher bringen lassen. Eine durch Schrift und Bild bemerkenswerte Votivtafel bezeugt noch heute dieses Vertrauen auf die Hilfe des seligen Edigna, die nicht nur bei Unglücksfällen, bei Krankheiten von Mensch und Tier angerufen wurde. Sie galt auch als Helferin zur Wiedererlangung gestohlener und verlorener Sachen. Noch mehrere alte Votivtafeln – die älteste stammt aus dem Jahre 1639 – legen Zeugnis ab von der Verehrung der Seligen, die seit Jahrhunderten ohne Unterbrechung fortdauert.
(Auszug aus „Die selige Edigna von Puch“ von Pfarrer Hans Mösenlechner)

Informationstafel in der Kirche zu Hofdorf

Der Schreiber dieser Chronik von Hofdorf hat für die Besucher der Kirche zu Hofdorf eine Informationstafel angefertigt, auf der die wichtigsten Daten zur Geschichte des Ortes und der Kirche zu lesen sind. Dort ist auch eine kurze Beschreibung des Kirchleins zu finden.

Friedhof in Hofdorf

Hofdorf muß früher einen Friedhof gehabt haben, denn bei Ausschachtungsarbeiten für die Wasserversorgung kamen wiederholt menschliche Knochen zum Vorschein. Da früher Hofdorf zum Kloster Windberg gehörte und der dortige Friedhof weit und für die damalige Zeit als Begräbnisstätte schwer zu erreichen war, ist diese Tatsache leicht zu bekräftigen. Andererseits könnte es auch ein Pestfriedhof aus der Zeit des 30jährigen Krieges gewesen sein. Schriftliche Zeugnisse für beide Erklärungen fehlen.

Bildstöcke

Bei Rudi Höpfl, westlich und etwas abseits vom eigentlichen Dorfe, steht an der Wegabbiegung ein Bildstock, der in letzter Zeit mehrmals e bedingt durch durch Straßanbaumaßnahmen seinen Standort wechselte. Hinter der vergitterten Nische entdecken wir eine einfache Engelsfigur. Schon 1929 wurde er in den Kunstdenkmälern von Bayern beschrieben: Mit Jahreszahl 1710. Schaft vierseitig gefaßt. Gehäuse querrechteckig, mittels Hohlkehle etwas ausladend, mit vier Giebeln geschlossen. Die im eingezogenen Rundbogen schließende Frontnische weist primitiv gemaltes Vesperbild auf. Granit, H. 1,50 m.
Auf dem früheren Kirchweg nach Windberg steht noch heute ein zweiter Bildstock, der 1929 wie folgt beschrieben wurde: Wohl aus dem 18. Jahrhundert. Auf schlichter Säule ein querrechteckiges, hohes Gehäuse mit flacher, rundbogiger Frontnische. Oben dachartige Abschrägungen, Granit, H. 1,70 m.

Kapellen unserer Heimat

Zu den bedeutendsten Flurdenkmälern unserer bayerischen Heimat gehören auch die Kapellen und Bildstöcke mit ihren hübschen, einfachen, oft recht originellen Architektur. Sie sind würdige Vertreter der volkstümlichen Kunst, sie stören nicht die Stimmung und den Frieden der freien Natur, sondern sie vermitteln ihn. Sie ziehen das Auge des durch die grüne Flur Dahinwandernden durch ihr helles, weithin schimmerndes Äußere an und geben oft durch einen Vorbau oder ein Schutzdach Unterstand vor den Unbilden der Natur. Sie wirken wie leuchtende Perlen in der grünenden Natur und laden den Betrachter zur kurzen Besinnung und zu einfachem Gebet ein.
Das Innere dieser Kapellen ist leider oft bescheiden und einfach, da alte Kunstschätze vor Dieben nicht mehr sicher sind. Selbst eisenbeschlagene Eingangstüren bieten kaum mehr Schutz vor diesen Kunstschändern.
In der Großgemeinde Hunderdorf finden wir größere und kleinere Kapellen in Hunderdorf (Seelenkapelle), Au vorm Wald (Schloßkapelle), Steinburg (Schloßkapelle), Rammersberg, Gaishausen, Riglberg, Grub, Lintach und Sollach.
In der Kurve in Wegern befand sich vor einigen Jahrzehnten eine weitere Kapelle, die aber bei einem Verkehrsunfall zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde.

Die Kapelle in Grub steht beim Anwesen Kronfeldner westlich vom Hauptgebäude. Sie wird von Buchsbäumchen flankiert. Länge 1,4 m, Breite 1,7 m, Höhe 2,5.m.
Östlich ein buntes Rundfenster, ein Kruzifix und eine Marienfigur. Bei besonderen Anlässen wird eine große Christusfigur auf dem Erdball stehend aufgestellt. Bunte Blumen schmücken die Kapelle.

Steinburger Schloßkapelle

In der alten Burganlage der Steinberger befand sich eine herrliche Kapelle. In ihr waren die Grabsteine von verstorbenen Burgbewohnern, auf denen ihr Todesjahr angegeben war. Unter den Freiherrn von Schönbrunn wurde sie vernachlässigt und stürzte schließlich ein.
Erst der nächste Besitzer, Freiherr von Berchen, ließ aus den früheren Pferdestall eine neue Kapelle errichten. Der Grundriß des nach alten gerichteten Gotteshauses hat die Form einer Raute. Durch sechs Binnensäulen ist der Raum in drei Schiffe von je vier Jochen unterteilt. Der Altar ist ein einfacher Aufbau aus dem Rokoko. Bemerkenswert sind die 14 Kreuzwegstationen in Hinterglasmalerei und eine Tonfigur, Maria mit den Kind darstellend, aus der Zeit um 1460 stammend. Die Einweihung geschah durch Pfarrer Theodor Lehr von Hunderdorf an 21.Oktober 1821. Sie wurde Johannes den Täufer gewidmet.
Bis zur Mitte der siebziger Jahre des 20. Jhs. diente die Schloßkapelle den Einwohnern Steinburgs als Kirche. 1974 viel ein großer Baum auf das Dach der Kapelle und zerschlug es. Als sogar der Altar in den daruntergelegenen Keller absank, wurde die Kirche geräumt. Trotz einer Außenrenovierung blieb das Kirchlein ungenutzt und wartet auf eine Instandsetzung.

Schloßkapelle 1986

Grabsteine. Früher im Pilaster, seit 1928 an den Wänden.
1. An der Nordwand, östlich vom Portal. Hieronymus von Seyboltsdorf zur Schenkenau auf Steinburg (+ 1599, vgl. oben S. 402) und seine Frau Euphrosina, geb. Freiin zum Thum. In der Mitte der Platte, in Rundblenden mit Beschlägwerk, die Reliefwappen der Verstorbenen nebeneinander. Oben und unten Inschriftkartuschen mit Beschlägwerkeinfassung-. Gute Renaissancearbeit um 1600. Kalkstein. H. 0,63, Br. 0,92 m. —
2. An der Ostwand. Ferdinand Ignatius Freiherr von Muggenthal auf Pondorf, Breitenhill und Steinburg, Herr zu Haimburg, Aiterbach, Ampertshausen usw., kurfürstl. bayer. und hochfstl. salzburgischer Kämmerer, + 8. Dezember 1665, 31 Jahre alt. (Vgl. auch FERCHL, S. 378.) Unten in Rundblende das Reliefwappen des Verstorbenen. Kalkstein. H. 0,85, Br. 0,46 m.
3. An der Südwand. Fräulein Maria Anna Maximiliana Reichsfreiin von Schuß auf Sattelpeilstein und Steinburg, + 7. Heumonats 1771 im 20. Lebensjahr. (Vgl. auch BRUNNER, Schloß und Herrschaft Sattelpeilnstein, Verh. d. histor. Vereins von Oberpfalz u. Regensburg, LVII [1905], S. 67.) Unten Totenkopfrelief. Rotmarmor. H. 0,48, Br. 0,43 m.
4. Ebenda. Fräulein Maria Katharina Anna Josepha Kotlinskin (Kottulinsky, vgl. FERCHL, S. 1327) Freiin von der Jeltsch, + 16. September 1700, 16 Wochen alt. Unten Totenkopf. Rotmarmor. H. 0,43, Br. 0,39 m.
5. Ebenda. Fräulein Maria Johanna Freiin von Muggenthal auf Steinburg, + 1647, ½ Jahr alt. Unten Totenkopf. Rotmarmor. H. 0,42, Br. 0,32 m.
6. An der Westwand. Johann Albrecht von Preysing, Freiherr zu Altenpreysing auf Steinburg, + 28. Oktober 1620 in der Hauptstadt Linz. Unten in Rundblende das reliefierte Presingwappen, in den Zwickeln Tulpenranken. Kalkstein. H. 0,89, Br. 0,53 m.
7. Ebenda. Maria Margareta Freifrau von Muggenthal auf Steinburg, geb. von Preysing zu Altenpreysing, + 12. Februar 1664, 55 Jahre alt. (Gemahlin des Eberhard Adolf v. M.; vgl. FERCHL, S. 996, und unten, Grabstein Nr. 10.) Unten Ehewappen in querovaler Blende. Rotmarmor. H. 0,91, Br. 0,56 m.
8. Ebenda. Concordia Freifrau von Preysing zu Altenpreysing, geb. Freiin von Alten- und Neuen-Frauenhofen, + 17. Dezember 1630, 62 Jahre alt. Unten Ehewappen in querovaler Blende. Rotmarmor. H. 0,90, Br. 0,56 m.
9. Ebenda. Franz Borgias Joseph Heinrich Oswald Maximilian Dionysius Reichsfreiherr von Schuß und Sattelpeilstein und Steinburg, kurfürstl. bayer. und kölnischer Kämmerer, + 5. Hornung 1786 im 64. Lebensjahre. (Vgl. auch BRUNNER, a. a. O.) Oben das Reliefwappen des Verstorbenen. Rotmarmor. H. 0,86, Br. 0,57 m.
10. An der Nordwand, westlich vom Portal. Eberhard Adolph Freiherr von Muggenthal auf Pondorf und Breitenhill, Herr zu Steinburg, bayer. und kölnischer Kämmerer, Hauptpfleger zu Kirchberg,+ 6. April 1668, 65 Jahre alt. Unten das Reliefwappen in Rundblende. Kalkstein. H. 0,76, Br. 0,52 m. Teilweise abgeschlagen. (Vgl. auch FERCHL, S. 378.)

Die Schloßkapelle Au vorm Wald

Inmitten der Häuser des Ortes Au vorm Wald, angelehnt an das alte Schloß, steht die Schloßkapelle St. Valentin, eine Filialkirche von Hunderdorf. Der ursprünglich spätgotische Bau wurde in der Barockzeit verändert. Wenn auch die Innenausstattung nicht allzu üppig ist, so ist das Kirchlein doch sehenswert. Der spätgotische Altar aus dem 17. Jahrhundert hat einen Aufsatz im Spätrenaissancestil. Das Altarbild in chinesisch-rot gehaltenem Farbgrund ist dreiteilig und zeigt in der Mitte St. Maria mit dem Kind und den hl. Valentin, den Schutzpatron des Kirchleins. In den Seitenstreifen links St. Katharina und St. Dorothea übereinandergeordnet, rechts ebenso St. Margareta und St. Barbara.
Neben einfachen Kreuzwegstationen finden wir die Figuren St. Valentin mit Buch und Bischofstab, spätgotische Arbeit um 1500 und St. Maria mit dem Kind, Krone und Schädeldecke der Muttergottes sind gespalten von einem Säbel, der noch in der Wunde steckt. Es handelt sich um eine Nachbildung des Gnadenbildes von Neukirchen beim hl. Blut, spätgotische Arbeit um 1480. Sockel und rechte Hand sind später erneuert worden.
Im Vorraum sind einige ländliche Votivtafeln angebracht. Die ehemaligen Spitzbogenfensterchen im Chorhaupt wurden vermauert. Die zwei Rundbogenfenster stammen aus der Barockzeit.
Uber dem Vorraum erreicht man auf einer Treppe einen Raum, der früher als Oratorium diente.

Kapellen in Gaishausen und Riglberg

Das ehemalige Kirchlein in Gaishausen war dem hl. Georg geweiht. Ausgrabungen deuten darauf hin, daß sich bei dem Gotteshaus auch ein Friedhof befunden hat. Kirche und Friedhof wurden 1792 auf Anweisung des Ordinariats Regensburg demoliert und versteigert. Im 16. Jahrhundert wurde die Kirche als „templum ad lacunam“ beschrieben. Heute ist keine Spur mehr von der Kirche zu sehen.
In der Nähe des Feuerwehrgerätehauses in Gaishausen steht eine kleine Kapelle. Innen schmücken zwei schmiedeeiserne Kerzenleuchter den Raum. Unter dem schlichten Holzkreuz durchbohrt ein Schwert das Herz der Muttergottes, die den göttlichen Sohn in den Armen hält. Vor dem Eisengitter ist ein Betschemel aufgestellt. Links und rechts im Vorraum sind der Familie Bugl gewidmete Gedenktafeln eingemauert.
Am Anwesen Johann Lehner in Riglberg, links der Straße nach Mitterfels, steht eine kleine Kapelle. In einer Rundbogennische aus Kalkstein ist ein kleiner Altar mit der Statue der Gottesmutter. Nördlich und südlich befinden sich zwei vergitterte bunte Seitenfenster. An der eisernen Gittertür die Jahreszahl 1970, das Jahr der Erbauung der Kapelle.

Kapelle Gaishausen

 

Kapelle Riglberg

 

Ausstattung der Kapellen in Riglberg

 

Ausstattung der Kapellen in Gaishausen

 

Ausstattung der Kapellen in Rammersberg
Die Schwedenschlacht auf dem Rammersberg

Von der Tragödie des 30jährigen Krieges blieb auch der Vorwald nicht verschont. Nach den Überlieferungen zogen sengende und mordende Horden über das Land. 1648 soll bei Rammersberg sogar die letzte Schlacht geschlagen worden sein. So weiß der Volksmund zu berichten, daß das Blut der Toten und Verwundeten bis in die Ortschaft Grub gelaufen sein soll. Der Wahrheit näherkommen dürfte eher die Version, daß sich die Kampfstätte, deren Mittelpunkt ein heute noch als „Marteracker“ bezeichnetes Grundstück gewesen sein soll, bis Grub ausdehnte. Auf dem Berg soll sich zu jener Zeit ein 50 m tiefer Brunnen befunden haben, in den die Gefangenen geworfen wurden. Die Wände dieses Brunnens sollen zudem mit scharfen Eisenstäben gespickt gewesen sein.
Daran, daß gegen Ende dieses verheerenden Krieges auf dem Rammersberg noch ein erbitterter Kampf getobt hat, dürfte allerdings kaum zu zweifeln sein. Zum einen weist die Bezeichnung „Marteracker“ darauf hin, zum anderen gibt die „Schwedenkapelle“ Zeugnis von jener dunklen Vergangenheit. Die Kapelle war zum Gedenken an den blutigen Tag ursprünglich auf dem „Marteracker“ errichtet worden. Später wurde sie jedoch auf eine Anhöhe über der Ortschaft Rammersberg umgebaut. Das Kirchlein ist damit noch der einzige sichtbare Zeuge für das blutige Finale des 30jährigen Krieges bei Gaishausen.
Die Kapelle stammt wohl aus dem 18. Jahrhundert. Beschreibung: Chor halbkreisförmig, wenig eingezogen. Langhaus rechteckig, flache Holzdecke mit Balken. Im Chor seitlich je ein Rechteckfensterchen. Westportal mit geradem Sturz, zwischen zwei kleinen Rundfenstern. Satteldach mit Turm und Kreuz. Auf dem Altärchen die Holzfiguren St. Florian und Sebastian, um 1730, Bruder Konrad, der gegeißelte Heiland und zwei Marienfiguren. An den Wänden Kreuzwegbilder und Kerzenhalter.
Die Kapelle wurde 1987 restauriert und erhielt auf der Vorderseite ein vorspringendes Dach. Der Zugang wurde durch eine Treppe aus Bahnschwellen erleichtert. Das Bild zeigt die Schwedenkapelle nach der Restaurierung.

Kapelle in Sollach

Die Kapelle in Sollach, rechts der Straße nach Bogen, steht im Schatten von Bäumen.
Am Giebel lesen wir: Erbaut im Jahre 1925 von Josef u. Rosina Rothammer. Die Familie Rothammer stellte vor 1876, dann 1894 und 1906 den Bürgermeister der Gemeinde Hunderdorf.
Statt einer Tür verwehrt ein Eisengitter den Zugang zur Kapelle. Ein hölzernes Kruzifix und zwei Kerzenhalter sind die magere Ausstattung.
Zwei Rundsäulen stützen das Vordach der Kapelle. Hinter der Kapelle stehen seit wenigen Jahren einige Totenbretter.

Kapelle des Trachtenvereins

Rechts der Straße nach Lintach, an Rande einer Waldschonung, steht eine kleine Kapelle. Länge 2,50 m, Breite 1,50 m, Höhe 2,50 m.
Die Kapelle wurde 1968 vom Trachtenverein Hunderdorf errichtet, wird gut gepflegt und mit Blumen geschmückt. In der Kapelle steht hinter einem Eisengitter eine Marienfigur. Zwei Kerzenständer mit Laternen an der Wand, drei Gedenktafeln für verstorbene Mitglieder, viele Votivkerzen und reichlich Schalen mit Blumen gehören zur Ausstattung dieser schönen Kapelle.

Kreuze am Wegrand

Früher war es ein alter religiöser Brauch, meist bei besonderen Anlässen, Kreuze an Straßen, Kreuzungen oder in freier Flur aufzustellen. Wie schön und erbaulich berühren uns diese alte Zeichen bäuerlicher Frömmigkeit. Die Kreuze sind nicht nur Wahrzeichen der Religion, sondern auch Träger der Poesie, wenn sie an Wegen, auf Hügeln oder unter hohen Bäumen die Gedanken zu höherem Fluge hinwenden. Am Waldsaum, am Feldrain oder unter einer hohen Linde stehend, empfängt so ein Kreuz gar oft den Blick des Landmannes, des Spaziergängers oder Wanderers.
Verschiedene Anlässe haben zu ihrer Aufstellung beigetragen. Christliche Frömmigkeit, glückliche Heimkehr aus dem Kriege, die Abwendung eines Unglücks oder Schadens, aber auch Trauer um einen Verunglückten waren Gründe für die Errichtung dieser Flurdenkmäler. Viele Feldkreuze und Bildstöcke erinnern  an Pest- und Notzeiten. Sie sind oft geheimnisumwittert und werden von Sagen und Geschichten begleitet.
Die Mehrzahl der Flurdenkmäler bestehen in unserem Raume aus gußeisernen Kreuzen, die auf Stein- oder Betonsockeln errichtet wurden. Manche von ihnen bedürfen einer Pflege und Erneuerung, andere wieder werden umsorgt und mit Blumen geschmückt. Sie sind meist älteren Datums, nur hin und wieder wird ein neues Feldkreuz aufgestellt. In jüngster Zeit werden aber auch Feldkreuze aus Holz errichtet. Der Christuskörper ist meist aus Holz geschnitzt und mit einem Dächlein zum Schutze gegen die Witterungseinflüsse versehen.
Wir alle sollten diesen Kulturdenkmälern mehr Beachtung schenken und sie zu erhalten suchen.

Feldkreuz in Hunderdorf

Vor dem alten Poiger-Haus links der Straße nach Sollach
Höhe des Steinsockels 1,40 m
Höhe des Eisenkreuzes 1,05 m
Inschrift: Süßes Herz Jesu sei mein, süßes Herz Maria meine Rettung — Errichtet von Lud. u. Kath. Poiger
Der wuchtige, barock anmutende Steinsockel hat Seltenheitswert.
In der Gemeinde Hunderdorf wurden 1990 über 50 Flur- und Feldkreuze registriert, die in der Sammlung „Flur- und Kunstdenkmäler der Gde. Hunderdorf“ in Bild und Wort festgehalten sind. Hier soll nur eine Auswahl veröffentlicht werden. Es ist auch die Herausgabe eines eigenen Büchleins über Kreuze geplant. Wir beschränken uns hier nur auf die Angabe des Standortes und des Jahres, in dem die Aufnahmen entstanden sind.

Straßenabzweigung nach Hoch 1982

 

Steinburg vor der Straße nach Neukirchen 1985

 

Bei Hornberger Haselquanten 1982

 

Haus Bahnhofstr 15 1987

 

Hauswand bei Groß Hofdorf 1987

 

Radweg bei Hofdorf 1988

 

Preuß-Kreuz in Lintach 1985

 

Kreuzung bei Sandbiller 1992

 

An der Straße in Eglsee 1985

 

Nolteweg bei Schlecht 1985

 

Hunderdorf rechts der Straße nach Bogen 1984

 

Bei Naimer-Anwesen Ehren 1985

 

Bei Kronfeldner in Grub 1990

 

An der Straße nach Lintach

 

In Au vorm Wald 1992

 

Am Feldweg zwischen Nolte und Au v Wald 1990

 

Auf der Höhe zwischen Steinburg und Ehren 1995

 

An der Kreuzung Richtung Rammersberg 1991

 

Ehem. Totenbretter an der Scheune bei Zitzelsberger Apoig

Totenbretter

Der Brauch, Totenbretter aufzustellen, war früher im ganzen bayerischen Raum weit verbreitet. Vielerorts ist diese Brauch ausgestorben. Am lebendigsten ist er noch im Bayerischen Wald erhalten. Je weiter wir in den Wald kommen, umso häufiger treffen wir diese Erinnerungstafeln der Verstorbenen an. Im Hunderdorfer Raum stehen seit einigen Jahren Bretter auf der Höhe bei Wegern , auf dem Weg von Hoch zur Kapelle des Trachtenvereins und neuerdings hinter der Kapelle in Sollach. Sehr alte Totenbretter finden wir an einer Scheune in Schafberg. Meistens sind es Vereine, die den alten Brauch mit neuem Leben erfüllen. Nach überlieferter Art will man den verstorbenen Vereinsmitgliedern ein ehrendes Gedenken bewahren und die Vorübergehenden zu einem kurzen Gebet einladen.
Dieser Brauch erinnert an die Zeit, als man Verstorbene auf ein Brett aufbahrte. Noch bis ins vorige Jahrhundert war es an vielen Orten üblich, den Toten in einen Sack zu nähen und ohne Sarg zu bestatten. Aus dieser Zeit stammt auch die Redewendung „vom Brettl rutschen“. Als dann die Särge immer mehr aufkamen, blieb der Tote bis zur Sargbeschaffung auf dem Brett liegen, denn auf dem Lande mußte erst ein Sarg vom Schreiner gezimmert werden, der der Größe des Dahingeschiedenen entsprach. Nach der Beerdigung wurde das Brett gehobelt, angestrichen und mit einer Inschrift versehen. Viele alte Totenbretter sind Zeugen, daß man es mit der Rechtschreibung nicht sehr ernst nahm. An einer geeigneten Stelle wurde das mit einem Holzkreuz versehene Brett neben alten, oft schon verwitterten Totenbrettern aufgestellt.
Daß man zur Herstellung dieser Tafeln stets weiches Holz verwendete, hatte auch seinen Grund. Nach altem Glauben mußte der Verstorbene solange im Fegfeuer schmachten, bis das Holz verfault war. Geschichten und Sagen um diese Totenbretter wurden oft im Volke erzählt.
Die Zeit um Allerseelen ist es, die uns an liebe Verstorbene besonders erinnert und die alten Bräuche wieder aufleben läßt. Die Sargbestattung und die Aufbahrung in den Leichenhäusern haben diesen alten Brauch vielfach verdrängt. Aus Totenbrettern wurden mehr Gedenkbretter, oft von Malern und Künstlern ausgestattet. Es hat sogar Zeiten gegeben, in denen das Aufstellen von Totenbrettern verboten war, weil sie in ihrer Vielzahl die Natur verschandelten, besonders, wenn vermoderte und verfaulte Bretter wild herumlagen. Solche wurden dann bei Sonnwendfeiern verbrannt.
Auf manchen Totenbrettern waren auch lustige Verslein zu finden:

Hier ruht der Brauersepp,
Gott Gnad‘ für Recht ihm geb!
Denn viele hat, was er gemacht,
Frühzeitig in das Grab gebracht.

Da liegt er nun der Bierverhunzer,
Bet‘ o Christ fünf Vaterunser!

Totenbretter für die verstorbenen Mitgliede des Bayerwaldvereins

Totenbretter für die Gefallenen des Krieges 1939/45 bei der Kapelle in Sollach

 

Auf der Höhe in Wegern – Totenbretter für die verstorbenen Mitglieder des Heimat- und Fremdenverkehrsvereins Steinburg

 

Totenbretter beim Anwesen Zollner in Hunderdorf
Die evangelische Kirchengemeinde

Hunderdorf war bis zum Zweiten Weltkrieg eine rein katholische Ortschaft. Mit den Evakuierten und Heimatvertriebenen kamen angehörige der evangelischen Konfession in unsere Gemeinde. Die kirchliche Betreuung erfolgte zunächst von Straubing und Bogen aus. Die Gottesdienste wurden in der katholischen Pfarrkirche, in der Kapelle in Hofdorf und im Saal des Gasthofes Sandbiller gehalten. .Diese ungünstigen Umstände veranlaßten die evangelische Kirchengemeinde zum Bau einer eigenen Kirche. Initiator des Kirchenbaues war vor allem Pfarrer Sommer aus Bogen.
Am 9.Sept.1963 wurde mit dem Bau begonnen und bereits am 22.Sept. wurde der Grundstein gelegt. Am 22.Dez.1963 wurde die Friedenskirche mit einer feierlichen Weihe ihrer Bestimmung übergeben.
Kreisdekan Oberkirchenrat Koller nahm die Grundsteinlegung vor. Im Juni 1964 wurden neben der Kirche im 2. Bauabschnitt der Pfarrsaal und die Mesnerwohnung erstellt. Im 3. Bauabschnitt schließlich erhielt die Kirche einen Glockenturm. Die architektonisch meisterhaft gelungene Kirchenanlage des Architekten Lichtblau aus München paßt sich harmonisch der Landschaft an und zählt zu den baulichen Schmuckstücken der Gemeinde.
Der evangelisch-lutherischen Kirche gehören (1992) 5,3 Prozent an. Konflikte zwischen Katholiken und evangelischen Gläubigen traten in Hunderdorf zu keiner Zeit auf. Neben den 93,4 Prozent Katholiken gibt es 37 Konfessionslose, Personen, die keiner Glaubensrichtung angehören.

Quellen

1. Als wichtigste Quelle dienten die Berichte aus dem „Hunderdorfer Heimatbuch von Bonaventura Härtenberger
2. Die Broschüre „Pfarrkirche St. Nikolaus
3. Die Kunstdenkmäler Bayerns, Bezirksamt Bogen , 1929
4. Das Pfarrarchiv Hunderdorf
5. Veröffentlichungen im Straubinger Tagblatt
6. Die Zeitschrift „Der Bayerwald“

Aus alten Zeitungen und Druckwerken