Inhalt
Buchaberg.
Kapelle. Südwestlich des Weilers steht im Walde, nahe dem Gipfel des Buchaberges, eine in jüngster Zeit erneuerte Kapelle. Der Sage nach soll auf dem Buchaberg einst eine Burg gestanden haben. Auch ein ehem. Pestfriedhof wird bei der Kapelle vermutet.
Quelle: Die Kunstdenkmäler von Bayern. Niederbayern. XX. Bez.-Amt Bogen, 1929. Seite 86
Kreuzberg
Wallfahrtskirche mit Klause. Die auf dem Gipfel des Kreuzberges schön gelegene Wallfahrt ist eine unregelmäßige Gruppe von zusammenhängenden Gebäuden. Östlich steht die Kirche zum hl. Kreuz. An den nördlichen Teil ihrer Westseite ist ein rechteckiger Raum angebaut, der eine hl. Stiege enthält. An dessen Südseite ist westlich eine schmale Klausnerwohnung (seit 1844) angebaut, östlich eine kleine Portalvorhalle. Die südliche Mauerflucht dieser Anbauten springt etwas hinter die Südmauer der Kreuzkirche zurück. An die Westmauer der Stiegenkapelle lehnt sich die Marienkapelle. Sie ist nach Norden gerichtet und springt verhältnismäßig weit über die nördliche Mauerflucht von Kreuzkirche und Stiegenkapelle aus.
Kath. Kirche zum Hl. Kreuz.
Nebenkirche von Windberg. Geschichte. Die Andachtsstätte zum hl. Kreuz verdankt ihre Entstehung dem Pfarrer und Dekan zu Aufhausen Johann Georg Seidenbusch, einem Freunde des Windberger Abtes Franziskus Knott. 1693 wurde ein Kreuz auf dem aussichtsreichen Berggipfel errichtet, 1695 durch Abt Franziskus das noch bestehende Kirchlein erbaut und durch Pfarrer Seidenbusch mit dem gotischen Kruzifix ausgestattet. (Seidenbusch ist auch der Gründer der Wallfahrtskirche zu Aufhausen.) 1784 ließ der Windberger Abt Joachim Eggmann (1777-1799) die Kirche mit Wandmalereien schmücken. 1803 verfiel die Wallfahrtsstätte der Säkularisation und kam in Privatbesitz. 1836 kaufte die Gemeinde Windberg die Baulichkeiten. Im Mai des gleichen Jahres gestattete ein königliches Reskript die Wiedereinrichtung zum Gottesdienst, im September wurde die Weihe vollzogen.
Beschreibung. Der eingezogene Chor ist halbkreisförmig. Halbkuppel mit Stichen. Chorbogen etwas einspringend, rundbogig. Langhaus zu drei Jochen. Tonne mit Stichen. Im Langhaus Wandgliederung durch Pilaster mit Profilkämpfern. Mit ebensolchen Pilastern ist der Chorbogen ausgesetzt. Westempore über zwei Holzsäulen. Im Chor zwei schlanke Rechteckfenster mit Ausbuchtungen oben und unten. Die seitlichen Langhausfenster haben die Form eines Quadrates mit Ausbuchtungen an allen vier Seiten. In der Westwand zwei querrechteckige Gucköffnungen mit seitlichen Ausrundungen, zu seiten des rechteckigen Portales. Der Zugang erfolgt durch die hier angebaute Stiegenkapelle. (Vgl. unten.)
Der Chor hat einen derben Profilsockel und einen modernen, Quadern vortäuschenden Verputz. Das Langhaus ist durch glatte Lisenen gegliedert, um die das profilierte Dachgesims herumgekröpft ist. Sechsseitiger Westdachreiter mit Kuppelhaube, durchaus mit Blech beschlagen.
Die eingeschossige Sakristei liegt südlich am Chorbogen. Sie entstammt dem 19. Jahrhundert.
Wand- und Deckenmalereien. Von 1784. 1840 und 1869 restauriert. (Inschrift am Chorhaupt.)
Am Chorhaupt, als Hintergrund für den Altaraufbau: Landschaft mit der Stadt Jerusalem, seitlich die beiden Schächer am Kreuz. An der nördlichen Chorwand die Beweinung Christi, an der südlichen St. Theresia, welcher der Heiland erscheint. Die Malereien sind, gleich den Fenstern, von gemalten Muschelwerkrahmen eingefaßt. Am Scheitel des Chorgewölbes: Sechs Engelchen mit dem Schweißtuch Christi, umrahmt von Gitterwerk in gelber Grisaille.
Die Wandpfeiler am Chorbogen und im Langhaus, ferner die Stichkappen sind mit Laub- und Bandwerk bemalt, die Pfeilerkapitelle mit Muschelwerk. Am Bogenfuß des Chorbogens Inschriftkartuschen, darüber ein wappenhaltender Engel mit Mitra und Pedum. Die nördliche Inschrift lautet: FranCIsCVs CeLebrIs CanonIae VVInDbergensIs PraeVL hVIVs LoCI InsIgnIs FVnDator. (Die großen Buchstaben ergeben die Jahrzahl 1695.) Südlich: IoaChIMVs PerILLVstrIs aC gratIosVs sanCtae CrVCIs CVLtor InsIgnIs (Jahrzahl = 1784). Die Fenster sind von Laubwerk und Rocaillen eingefaßt. Unterhalb der Fenster sind im Langhaus zwölf Muschelwerkkartuschen mit den Brustbildern der Apostel verteilt. Am dreigeteilten Tonnengewölbe sieht man oberhalb der Stichkappen weiß gehaltene, geschweifte Podeste mit Kartuschen, Vasen oder Engeln, darüber, von gelbem Gitterwerk umgeben, Wolkendurchblicke auf die Leidenswerkzeuge Christi und die Monogramme St. Mariens und Josephs.
Die in einem etwas verwilderten Rokokostil durchgeführte Ausmalung dürfte ein Werk des Bogener Malers Franz Xaver März sein.
Einrichtung.
Altar. Tabernakelanlage nach Mitte des 18. Jahrhunderts. Mit sechs Volutenpilastern und Muschelwerkschnitzerei. Darüber ragt ein Kreuz. Der von Strahlen und einem Blumenkranz umgebene Korpus von braunschwarzer Holzfarbe ist eine interessante Schnitzarbeit nach Mitte des 14. Jahrhunderts. (Fig. 99.) Er wurde hierher gestiftet von dem oben genannten Pfarrer Seidenbusch und soll vorher über 200 Jahre lang zu Regensburg unter einem Schutthaufen gelegen sein. H. ca. 0,90 m. Am Fuße des Kreuzes die Holzfigur St. Magdalena, seitlich davon St. Maria und St. Johannes Evangelista. Um 1730. Neugefaßt. Diese drei Figuren sind eine Stiftung des Windberger Abtes Augustin Schmidbauer (1717-1732).
Kanzel. Am Chorbogen, nördlich. Schlichter Polygonkorpus mit Profilgesimsen. Dem Stile nach barock; wohl um 1700.
Orgelgehäuse. Dem Stile nach um 1700. Zweiteilig. Mit drei kannelierten, korinthischen Pilastern. Über‘ dem geraden Gebälk ein Aufsatz aus Akanthusschnitzwerk.
Holzfigur St. Joseph, mit flatterndem Mantel. In der Südostecke des Langhauses. Rokokoarbeit um Mitte des 18. Jahrhunderts. H. 1,10 m.
Stiegenkapelle. Rechteckige Anlage mit 1:2 Fensterachsen. Flachdecke. Die Fenster schließen im eingezogenen Rundbogen; die beiden südlichen sind zugesetzt seit Anbau der Klausnerwohnung. Portale mit geradem Sturz östlich an der Nord- und Südseite. Vor dem Südportal eine kleine Vorhalle. Putzbau.
In der südwestlichen Ecke des Raumes befindet sich die Stiegenanlage. Längs der Südwand führt eine einfache Stiege westwärts hinab, parallel mit ihr, durch eine Mauer getrennt, steigt die Nachbildung der hl. Stiege in Rom, nach Osten gerichtet, mit 28 Stufen herauf.
Der untere Stiegenvorplatz und seine Annexe liegen bereits im Untergeschoß der Marienkapelle. Sie sind aber nur von der Stiegenkapelle aus zugänglich und auch ihrer Verwendung nach zu dieser gehörig, weshalb wir sie hier beschreiben. Der Stiegenvorplatz ist ein kleiner, ungefähr quadratischer Raum. Eine Tonne mit Stichkappen überwölbt ihn. Westlich ein Rechteckfensterchen. An der Südwand neuere, hölzerne Bußkreuze. Nördlich schließt sich ein quadratischer, kreuzgewölbter Raum an. Westfenster wie vorher. Hier sind Votivgaben aus Holz und Wachs untergebracht. Durch die Nordwand führt eine Kriechtüre in einen querrechteckigen Raum mit Tonnengewölbe. Westlich ein Fensterchen. Vor der Ostwand ist ein Ölberg aufgebaut, mit handwerklichen Holzfiguren des 18. Jahrhunderts. Darunter in einer Nische ein lebensgroßer Christus im Grabe; künstlerisch ohne Bedeutung.
Ölgemälde. An der Nord- bzw. Südwand der Stiegenkapelle. Ecce homo und Christus an der Geißelsäule. Wohl nach römischen Vorbildern. Die Figuren etwas überlebensgroß. 18. Jahrhundert. H. je ca. 2,50, Br. 1,35 m.
Am Ausgang der hl. Stiege befindet sich eine sehr hübsche, schmiedeeiserne Gittertüre. Die beiden Flügel zeigen reiches Laubwerk des frühen Rokokos. H. eines Flügels 1, Br. 0,80 m.
Votive. An der Westwand. Einige Figuren und Gliedmaßen in Silberrelief. Zahlreiche Votivtäfelchen um Mitte des 19. Jahrhunderts in volkstümlicher Malerei.
Marienkapelle. Rechteckiger Raum mit 1:2 Fensterachsen. Tonnengewölbe über Profilgesims. An der West- und Ostseite nördlich je ein Fenster, das im eingezogenen Rundbogen schließt. Südlich ein Portal mit geradem Sturz, darüber ein quadratisches Fenster. Im Untergeschoß, das zufolge seiner Lage am Westabhang der Bergkuppe teilweise im Erdboden steckt, befinden sich die oben beschriebenen Nebenräume der hl. Stiege. Putzbau.
Altar. Bescheidene Spätbarockanlage mit zwei Pilastern, vor denen geschnitzte Engel stehen. In der Mittelnische die gute Holzfigur der Schmerzhaften Muttergottes. Um 1720. H. ca. 1,30 m. Über der Nische ein Baldachin mit Lambrequins.
Quelle: Die Kunstdenkmäler von Bayern. Niederbayern. XX. Bez.-Amt Bogen, 1929. Seite 170-173
Meidendorf
Kapelle. Wenig umfangreiche Anlage aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Von der Einrichtung erwähnenswert ein schöner Kreuzweg zu 14 Stationen in Hinterglasmalerei des 18. Jahrhunderts und einige einfachere Holzfiguren der Rokokozeit.
Bauernhaus. Ansprechender Holzbau. An der Eingangsseite eine kleine Bauernhaus. spätgotische Holzfigur St. Maria.
Quelle: Die Kunstdenkmäler von Bayern. Niederbayern. XX. Bez.-Amt Bogen, 1929. Seite 203
Windberg.
Ehem. Prämonstratenserkloster
Geschichte. In Windberg stand wahrscheinlich, wie in Oberaltaich, schon vor der Gründung des Klosters eine Kirche, vermutlich eine Eigenkirche der mächtigen Grafen von Bogen. Die schöne Legende vom frommen Einsiedler Winith, der dem Orte den Namen (»Winithberg«) eingetragen haben soll und der auch im Chor der Klosterkirche als einer der Stifter dargestellt ist, findet sich u. a. im Cod. lat. mon. 22246, fol. 258, in Mon. Germ. SS. XVII, S. 56o f., im Sulzbacher Kalender 1855, S. 65 f., und in VN. V (1856), S. 193. Jedenfalls erhob sich im hohen Mittelalter da, wo heute das Kloster Windberg steht, ein Schloß der Grafen von
Bogen. In der Nähe davon war vor dem Jahre 1110 der fromme Eremit Wilhelm im Rufe der Heiligkeit gestorben. (Die Wilhelm-Geschichte wird erzählt Mon. Germ. SS. XVII, S. 561.) In einer schweren Krankheit gelobte Graf Albert I. von Bogen, er wolle über dem Grabe Wilhelms eine Kapelle erbauen. 1125 weihte diese Kapelle der Regensburger Bischof Hartwich I., ein Vetter von Alberts Gemahlin Hedwig von Cilli. Daneben begann der Priester Rupert (+ 1139) mit einigen Geistlichen der Umgebung die kanonische Lebensweise. Zufolge KORNMÜLLER hätten Albert I. von Bogen und seine Gemahlin Hedwig von Cilli schon 1125 unter dem Eindrucke der Regensburger Tätigkeit des hl. Norbertus ein Kloster gestiftet. (Die Windberger Tradition nennt stets 1125 als Gründungsjahr.) PIRMIN LINDNER gibt als Zeit der Klosterstiftung »ca. 1125-1130« an. Gesichert erscheint jedenfalls die Mitbeteiligung des großen Bamberger Bischofs Otto des Heiligen, + 1139. Die Bogener Grafen waren Schirmvögte mehrerer vom hl. Otto gestifteten Klöster. Dürfen also die Anfänge des Klosters gewiß in die Zeit um 1130 gesetzt werden, so erfolgte doch die offizielle Gründung erst 1142. Denn die im Cod. lat. mon. 22237, fol. 158v., enthaltene Notiz: »fundata est ecclesia winnbergen. anno M°C° XLII °« bedeutet nichts anderes, als daß 1142 das Kloster (offiziell) gegründet wurde, aber nicht etwa, wie mehrfach angenommen, daß 1142 mit dem Bau der Klosterkirche begonnen worden sei. Das ergibt der Wortlaut der von gleicher Hand geschriebenen Notizen über Osterhofen unseres Erachtens ganz unzweideutig.
Der bedeutendste Vorsteher des Klosters, zumindest in den ersten Jahrhunderten, war Gebhard von Bedenburg aus Köln, der 1141 zum Propst, 1146 zum ersten Abte von Windberg gewählt wurde und bis zu seinem Tode 1191 regierte. Es hat den Anschein, daß Windberg unter Abt Gebhard ein literarisches Zentrum für die bayerischen Donauklöster dargestellt habe. Sicher ist, daß es überaus wertvolle Schätze alten deutschen Sprachgutes, wie die Interlinearversion der Psalmen, für spätere Zeiten gerettet hat, wie denn überhaupt mehrfach »die gesunde Wertschätzung deutscher Eigenart offensichtlich zutagetritt«.
Mit dem Bau einer Klosterkirche (und zwar der noch bestehenden) muß gegen 1140 begonnen worden sein. Denn schon 1142, im Mai, weihte Bischof Stiko von Olmütz, ein Prämonstratenser, in dem nur angefangenen Bau drei Altäre, und zwar in den Chören. (»Muroque sanctuarii tantum initiato consecrata sunt tria altaria in capitibus huius ecclesiae«.) Der südliche Altar wurde St. Petrus und Paulus geweiht, der nördliche St. Johannes Evang. und St. Andreas, der Hochaltar der hl. Dreifaltigkeit, St. Maria, St. Augustinus und weiteren Heiligen. Der Weihe wohnten der Stifter, Graf Albert on Bogen, und seine Familie bei. 1167, Ende November, erfolgte durch den gleichfalls dem Orden des hl. Norbertus angehörenden Olmützer Bischof Johann die Weihe der Kirche selber, zu Ehren der hl. Jungfrau Maria, ferner die Weihe von vier Altären: des Kreuzaltares »in medio monasterii«, des Ägidiusaltares »in latere septentrionali«, des Altares der hl. Mauritius, Gereon, Victor und Genossen »in meridionali latere monasterii e und des Nikolausaltares »in septendrionali abside chori«. Der Kreuzaltar stand damals offenbar in der Vierung, und zwar unter dem Reliquien bergenden Kreuze, das in der Mitte des Münsters hing. Ägidius- und Mauritiusaltar hatten sicher im Querschiff ihren Platz gefunden. Die (mit einem Patronatswechsel verbundene) Neuweihe des Altares im nördlichen Nebenchor war sehr wahrscheinlich durch den gleichen Umstand bedingt, wie die 1125 erfolgte Neuweihe eines Altares in Prüfening: Dieser war wegen der Einziehung des Gewölbes von seinem Platze gerückt worden.
Gegen 1189 wurde die Martinuskapelle, deren ehem. Standort uns unbekannt ist, geweiht. Die Weihe vollzog Bischof Diepold von Passau.
In mittelalterlicher Zeit war Windberg eine Begräbnisstätte der adeligen Familien von Leibelfing, Sattelbogen, Nußberg, Allenkofen und Ramsperg. Den Grabstein des Heinrich von Ramsperg, der auch eine Kapelle (die Dreifaltigkeitskapelle) gestiftet hatte und 1306 gestorben ist, hat HUND noch gesehen. Nach 1387 stiftete Osanna von Ramsberg den Sabinusaltar.
Die Querarme (auch die Vierung?) und das Mittelschiff der Kirche wurden um Mitte des 15. Jahrhunderts unter Abt Albert von Perching (1436-61) eingewölbt. Damals erhielt die Kirche auch ein neues Marmorpflaster. Albert von Perching hat ferner 1451 die Frauenkirche auf dem Friedhof erbaut. (Bauinschrift) Mit dem Beinamen »Instaurator Coenobii« bedacht, war er offenbar auch mit einer baulichen Erneuerung der Klostergebäude beschäftigt. Abt Jakob Poysel (1461-67) errichtete fünf neue Altäre in der Klosterkirche. 1465 wurden sechs Altäre (darunter offenbar auch die vorgenannten) im Münster neu geweiht, unter ihnen der neuerbaute Altar zur Unbefleckten Empfängnis Mariä. 1493 sind unter Abt Ulrich IV. Humel (1467-1496) die Kapellen des hl. Martinus und des hl. Michael neu erbaut, mit je einem Altar ausgestattet und geweiht worden. Derselbe Abt erbaute auch eine neue Bibliothek. 1516, am 24. Februar, Weihe einer Passionskapelle mit dem Altar »Armorum Christi«. Am 28. April 1521 Weihe des Dorotheenaltares. (Ebenda.) Diesen hatte Abt Wolfgang (1519-23) unweit des Stiftergrabes errichten lassen.
1633 und 1634 plünderten schwedische Truppen des Herzogs Bernhard von Weimar das Kloster und zerstörten u. a. die Gräber der Stifter. Unter den Äbten Augustinus Schmidbauer (1717-32) und Bernhard Strelin (1735-77) erfolgte eine Neuausstattung der Klosterkirche. (Vgl. auch die Jahrzahl 1755 am Langhausgewölbe.) Der letztgenannte Abt ließ auch den Kirchturm restaurieren. Abt Augustinus erbaute ein neues Dormitorium. (Inschrift auf der Äbtetafel im Pfarrhof)
Dem Kloster waren folgende Pfarreien inkorporiert: Windberg, Sossau (B.-A. Straubing), Englmar, Hunderdorf und Neukirchen bei Haggn. 1803 wurde das Kloster säkularisiert. Aus der Bibliothek kamen anläßlich der Klosteraufhebung 159 Pergament- und 72 Papierhandschriften in die Bayer. Staatsbibliothek. Die Klostergebäude wurden größtenteils an Private verkauft. Eine ausführliche Besitzgeschichte für das 19. Jahrhundert findet sich im Bayerland, XVI (1905), S.255 f. Die ehem. Abtei wurde zum Pfarrhof bestimmt. Seit 1923 sind holländische Prämonstratenser im Besitze der ehem. Konventgebäude.
Ehemalige Klosterkirche.
Kath. Pfarrkirche St. Maria.
Beschreibung. Die ehem. Klosterkirche ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika nach dem Hirsauer Schema, mit Querschiff und Nebenchören. Von den Türmen, die über den Ostjochen der Nebenchöre beabsichtigt waren, kam keiner zur Ausführung. (Über dem westlichen Öffnungsbogen der Ostjoche der Nebenchöre setzt sich unter Dach das Mauerwerk noch in ziemlicher Höhe fort; sein jetziger, unregelmäßiger Abschluß nach oben ist auf eine nachträgliche Reduktion zurückzuführen, die durch die Anbringung eines Pultdaches bedingt war. Der bestehende Turm über dem Ostjoch des nördlichen Seitenschiffes wurde in spätromanischer Zeit errichtet, gegen Mitte des 13. Jahrhunderts. Die barocke Sakristei befindet sich im ersten Obergeschoß des Ostflügels des tiefer stehenden Konventbaues, der sich an die Südseite des südlichen Nebenchores anschließt. (Grundriß der Klosterkirche Fig. 285. — Schnitte Fig. 284. — Teilzeichnungen Fig. 291. — Außenansichten Fig. 282 u. 283. — Die zeichnerischen Aufnahmen rekonstruieren zum Teil den ursprünglichen Bestand. Einen Querschnitt der bestehenden [barockisierten] Anlage findet man in der Niederbayer. Monatsschrift, I [1912], S.25, ebenda auch eine Rekonstruktion des spätgotischen Mittelschiffsgewölbes. — Lage in der Landschaft Tafel 24.)
Der Hauptchor umfaßt ein Joch und eine etwas eingezogene Apsis. Im
Joch ein Tonnengewölbe zwischen Gurtbogen, in der Apsis ein Halbkuppelgewölbe. Wandgliederung durch Pilaster und Gesimse, die heute in Formen des 18. Jahrhunderts gekleidet sind. Der südliche Nebenchor hat zwei Joche und eine etwas eingezogene und um eine Stufe erhöhte Apsis ohne Kämpfergesims. Der nördliche Nebenchor war gleichförmig, doch wurde seine Apsis abgebrochen, der Öffnungsbogen zugesetzt. Die drei Apsiden lagen in gleicher Flucht. Die Joche der Nebenchöre sind nicht gleich groß: das östliche ist quadratisch, das westliche querrechteckig. Sie öffnen sich gegen den Hauptchor mit Arkaden, deren Größe, den Jochen entsprechend, ungleich ist. Die östlichen Arkaden sind bis zur halben Höhe zugesetzt und durch Seitenaltäre verstellt. In den Jochen Kreuzgewölbe zwischen breiten Gurten, die auf Wandpfeilern aufruhen. Die Arkadenpfeiler und die Wandpfeiler zeigen gegen die Nebenchöre den romanischen Sockel mit Halbkehle und das ursprüngliche Kapitellprofil aus steigendem Wulst und Platte (vgl. Fig. 291) bzw. (seltener) das Profil der umgekehrten attischen Basis.
Der Hauptchor ist heute zunächst um eine Stufe über das Pflaster des Querschiffes gehoben, um in Höhe der Arkadenpfeiler nochmals, um vier Stufen, anzusteigen.
Der Chorbogen und die westlichen Öffnungsbögen der Nebenchöre sind rund. Das ursprünglich flachgedeckte Querschiff umfaßt drei
rechteckige Joche. Die Vierung überwölbt eine hölzerne Flachkuppel des 18. Jahrhunderts. Die ursprünglich rundbogigen Öffnungsbogen zu den Querarmen und zum Mittelschiff des Langhauses sind seit der Mitte des 15. Jahrhunderts leicht spitzbogig untermauert. (Baubefund oberhalb der Gewölbe. — Die Bogen ruhen auf Pfeilervorlagen. Die Vorlagen des westlichen Vierungsbogens reichen nur etwa bis zur halben Pfeilerhöhe herab (wie in Prüfening). In jedem Querarm ein spätgotisches, der Kuppelform genähertes Sterngewölbe; dessen Rippen sind seit Mitte des 18. Jahrhunderts abgeschlagen. Die romanischen
Kapitelle der Vierungspfeiler sind größtenteils mit Stuckprofilen des 18. Jahrhunderts ummantelt. Auf den Emporen über dem Chorgestühl sieht man indes das alte Profil, die umgekehrte attische Basis. Diese bildet, normal gestellt, auch das Sockelprofil der beiden westlichen Vierungspfeiler. Die beiden östlichen Vierungspfeiler haben Sockel mit Halbkehle. Die Öffnungsbogen zwischen den Querarmen und Seitenschiffen sind rundbogig.
Das ursprünglich flachgedeckte Langhaus ist durch zweimal acht Arkaden in drei Schiffe geteilt. Die Flucht der nördlichen Arkaden deckt sich mit der Flucht der nördlichen Hauptchorwand, die Flucht der
südlichen Arkaden entspricht der Stellung des südwestlichen Vierungspfeilers. Die Arkadenpfeiler sind rechteckig. Sockel mit Halbkehle. Auf der Südseite sämtlicher Pfeiler der Epistelseite fehlt er. Die Kapitelle des 18. Jahrhunderts sind schlicht profiliert. Am Nordwestpfeiler (unter der Orgelempore) sieht man noch ein altes Basisprofil, das hier aus Wulst und Halbkehle besteht. Auf der Empore, wo eine barocke Ummantelung nicht vorgenommen wurde, blieben die Kapitelle der beiden Westpfeiler in ihrem ursprünglichen Zustande erhalten; das Profil besteht aus Halbkehle, Wulst und Platte. (Vgl. Fig. 291.) Die rundbogigen Scheidbogen der Arkaden umläuft ein Stuckprofil des 18. Jahrhunderts.
Das Pflaster des Langhauses hebt sich in der Achse des östlichen Arkadenpfeilerpaares um zwei Stufen.
Im Mittelschiff vier spätgotische, der Kuppelform genäherte Sterngewölbe; deren Rippen wurden gegen 1755 abgeschlagen. Die Höhenlage der ehem. romanischen Flachdecke ist oberhalb der Gewölbe noch gut erknnbar. In der obersten Quaderschicht der Hochgadenmauern findet man 0,24-0,26 m breite Aussparungen, in die einst die Querbalken der Flachdecke eingesetzt waren; diese hatten einen Abstand von 0,83 m.
In den Seitenschiffen wurden die Gewölbe der Spätgotik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Balkendecken ersetzt.
Die Ostjoche der Seitenschiffe wurden durch eingezogene Mauern (mit rechteckigem Durchlaß) abgetrennt. Nördlich wird diese Mauer im Zusammenhang mit dem über ihr liegenden Turm entstanden sein, südlich wohl erst im 18. Jahrhundert anläßlich der Einziehung der Empore. Hier ein barockes Kreuzgewölbe, nördlich (im Turm) eine Flachdecke.
Im Westjoch die unterwölbte Orgelempore des 17. Jahrhunderts. Ihr Öffnungsbogen zum Mittelschiff ist stichbogig, die Bogen in den
Seitenschiffen sind rundbogig. In der Mitte Tonne mit Stichen, seitlich Kreuzgewölbe. Der Aufgang erfolgt über eine schmale Stiege an der Nordseite des südlichen Joches. Die Emporenbrüstung, aus Holz, gehört der Zeit um 1680 an. Im Mittelschiff kragt sie, zweimal geknickt, etwas vor. Zwischen vierkantigen, gewundenen Konsolpilastern befinden sich rundbogige Felder, die mit je einem Stern verziert sind. Auf der Brüstung stehen vier geschnitzte, in Weiß mit Gold gefaßte Heiligenstatuetten des späteren 18. Jahrhunderts. (Vgl. Fig. 295.)
In der Nordwand des östlichen Joches im nördlichen Nebenchor befinden sich 1,15 m über dem Pflaster zwei querrechteckige Nischen, zugesetzt. H. 0,38, Br. 0,77 m bzw. H. 0,43, Br. 0,50 m. Offenbar einst für Meßgeräte bestimmt.
Die Kirche ist innen verputzt. Stärke der Putzschicht ca. 1 cm. Im nördlichen Nebenchor einige neuzeitliche Freilegungen, die das schöne Quadermauerwerk zeigen.
Westportal. Die Kirche besitzt zwei sehr interessante Portale romanischen Stils. Das Westportal ist zweimal gestuft. (Tafel 25 u. Fig. 291.) Die Kante der äußeren Stufe ist profiliert. Die Stufen sind mit schlanken Säulen ausgesetzt, die sich in der Archivolte als Wulste fortsetzen. Die Wulste und die beiden inneren Säulen sind glatt; die Säulen in der äußeren Stufe haben gewundene Kannelüren. Dem Portalgewände ist jederseits eine freistehende, glatte Säule vorgestellt,
auf ausspringendem Sockel. Die südliche samt Basis und Kapitell stammt aus dem 19. Jahrhundert. Alle Säulen haben steile, attische Basis, deren Profil auch die Stufen umläuft. Die Säulenbasen sind mit Eckknollen in Gestalt von menschlichen Köpfen besetzt. (Vgl. Fig. 291.) Nur die beiden vorgestellten Säulen haben einen Halsring. Die Säulen und Gewändestufen schließen mit Kapitellen von reicher Gestaltung. (Fig. 287 U. 288.) Einige Kapitelle sind figürlich geschmückt: schnäbelnde Vögel, ein kosendes Liebespaar, zwei Löwen mit gemeinsamem Kopf. Die Blätterkelchkapitelle zeigen Eckköpfchen und Blumensterne. Die beiden innersten Säulenkapitelle haben unterschiedliche, gemusterte Würfelform mit gebogten Schilden und konischem Ablauf. Über die schräg ausladenden Kämpfer und den Türsturz läuft von Süden nach Norden eine Ranke mit Dreiblattpalmetten. Das Profil der Archivolte (vgl. Fig. 291) zeigt verschiedenartig gekehlte Kanten. Diese sind zum Teil mit Kugeln, Köpfen und Blumensternen besetzt. Das Bogenfeld enthält drei Relieffiguren. (Fig. 286.) St. Maria mit dem bekleideten Kinde, in ihrer Rechten eine Kugel haltend, thront auf einem Faltstuhl. Neben ihrem Haupte Sonne und Mond. Ihr zur Rechten kniet ein Mann in langem Rocke und ärmellosem gegürteten Wams (der Stifter Graf Albert IV. von Bogen?); das Haupt steht im Dreiviertelprofil. Auf der anderen Seite eine Frau in gegürtetem Ärmelrock, in Orantenhaltung rein frontal dargestellt (des Stifters Gemahlin ?). Die Ausführung des Reliefs ist handwerklich; das freie Verhältnis der Figuren zum Grunde, die gut erfaßten Bewegungen, die verständnisvolle Wiedergabe der Gewänder deuten auf eine entwickelte Stilstufe. »Vor Eintritt des Spätromanischen wird man das Werk nicht unterbringen.« (KARLINGER, Romanische Steinplastik, S. 102. — Ebenda, S. 100 f., eine eindringliche Analyse des Portalstiles, mit Aufweisung der Zusammenhänge mit Altenstadt, St. Peter in Straubing, St. Zeno in Reichenhall, St. Zeno in Verona. Das Portal ist demnach frühestens um 1220 anzusetzen.
Das Nordportal befindet sich im zweiten Joch von Westen her. (Tafel 26 u. Fig. 291.) Es ist einmal gestuft, die Stufe mit einer glatten Säule ausgesetzt. Die Säulen und die Türpfosten haben attische Basis, bei den
ersteren mit Eckknollen. Die Außenkanten des aufgehenden Gewändes sind profiliert: Eine Kehle steht zwischen zwei Stäben. Über den Säulen laufen skulpierte Kapitellzonen durch das ganze Gewände, auch noch ein Stück auf die Mauerflucht übergreifend. (Fig. 290.) Das Ornament wechselt, wie im Regensburger Kunstkreise üblich, bei jedem Einzelglied des Gewändes. Über den Säulen sitzen Kompositkapitelle, über den Außenkanten Blattwerkreihungen mit Ausnahme der Bekrönung der linken Kante, die zwei symmetrisch gestellte Vögel zieren. (Fig. 290.) Auch die Kragsteine der Pfosten sind größtenteils mit Ornament, in sehr flachem Relief, überzogen. Die Kämpferzone zeigt am Gewände durchlaufende, symmetrische Doppelpalmetten mit kleinen Rosetten, am Sturz ein flaches, geometrisches, aus sich durchkreuzenden Kreisen gebildetes Ornament lombardischer Herkunft, das oben ein Flechtband
begleitet. Die Stufe der Archivolte ist mit einem Wulst von Säulenstärke ausgesetzt, die Außenkante einfach gekehlt und mit Diamanten besetzt. Im Bogenfelde, dessen Grund von Schlingornament belebt ist, schreitet von links ein riesiger Löwe, gegen den ein ungewappneter Mensch — ob Mann oder Frau ist nicht sicher zu sagen — in langem Rock und mit geflochtenem langen Haupthaar das Schwert zieht. (Fig. 289.) Die Augen des Löwen waren ursprünglich eingesetzt, wohl aus Glasflüssen. Das Relief ist, wie am Westportal, ziemlich hoch gehalten, kräftiger wie an dem thematisch ähnlichen Tympanon von St. Peter in Straubing und auch künstlerisch entwickelter.
Vor dem Nordportal befand sich noch um Mitte des 19. Jahrhunderts ein Vorzeichen. Von diesem Vorzeichen stammt nach Angabe des Pfarramtes Windberg das Relief über dem Eingang der Friedhofkirche.
Am Westjoch des nördlichen Nebenchores befindet sich nordseits ein zugesetztes, kleines Rundbogenportal, das der Erbauungszeit der Kirche angehört. An der Westfassade sieht man südlich vom Hauptportal eine kleine romanische Rundbogentüre, die ebenfalls zugesetzt ist. (Vgl. Fig. 294.) Das kleine, schlichte Portal am Westjoch des südlichen Seitenschiffes ist später ausgebrochen. Die Verbindungstüre zur Sakristei, mit geradem Sturz, hat eine spätbarocke Umrahmung aus Holz, die ein ausgeschnittener Schweifgiebel bekrönt. Sehr ähnliche Türeinfassungen finden sich in der ehem. Abtei.
Äußeres. Die Außenmauern der Kirche zeigen ein sorgfältig versetztes Granitquaderwerk von hoher Schönheit. Sockel mit Halbkehle, auf der Westseite nur nördlich vom Portal. Die Wandgliederung ist sehr einfach; nur der Ostpartie und der Westfassade ließ man einen etwas größeren
Aufwand angedeihen. Die Apsiden besitzen außer den Ecklisenen keine Vertikalgliederung. (Fig. 293.) Der Sockel hat auch hier eine Halbkehle. Die Hauptapsis wird von einem nur durch eine Ritzlinie gegliederten Rundbogenfriese abgeschlossen, der auf profilierten Konsolen ruht. (Fig. 291.) Das Dachgesims besteht aus Halbkehle und Platte. In der Mittelachse der Hauptapsis ein ursprüngliches, ziemlich großes Rundbogenfenster mit Schräggewände, zugesetzt. Zu seiten davon je ein barockes Rundbogenfenster, wohl aus der Zeit des Hochaltares, um 1725. Die südliche Nebenapsis schließt ein Zahnschnittfries. Dachsims aus Halbkehle und Platte, wie an der Hauptapsis. In der Mittelachse ein geigenförmiges Barockfenster. Die wohl gleichartig gebildete nördliche Nebenapsis besteht, wie bemerkt, nicht mehr. Ihr ehemaliger Öffnungsbogen ist noch sichtbar.
Der Giebel des Hauptchores schließt mit einem Gesims aus Halbkehle und Platte; es setzt etwas oberhalb des Hauptgesimses des Hochgadens waagrecht auf einer Vorkragung an, die mittels einfacher Schräge auslädt. (Fig. 291.) In gleicher Weise sind die Giebel des Querhauses behandelt.
An der Nordwand des Querhauses befanden sich ursprünglich zwei kleinere Rundbogenfenster nebeneinander. Im 18. Jahrhundert wurden sie zugesetzt und zwischen ihnen das bestehende große, geigenförmige Fenster ausgebrochen. (Vgl. Fig. 283.) Diesem gegenüber befindet sich im südlichen Querarm ein gleichförmiges, aufgemaltes Blindfenster. Vom Konventbau her sieht man auch noch zwei zugesetzte romanische Fenster an der Südwand des Querhauses, die jenen der Nordwand entsprechen (Fig. 284), ferner, zwischen den Rundbogen, ein ehem. Spitzbogenfenster, das wohl um 1450 im zeitlichen Zusammenhang mit der spätgotischen Einwölbung der Kirche ausgebrochen, bei der Errichtung des Konventbaues im frühen 18. Jahrhundert aber wieder zugesetzt wurde.
Die Seitenfassaden haben außer den Fenstern und dem Nordportal keine Gliederung. Die ursprüngliche Fensterverteilung ist in Fig. 292 rekonstruiert. Der gegenwärtige Bestand zeigt am nördlichen Seitenschiff vier romanische und drei barocke Fenster, am Hochgaden drei zugesetzte romanische und drei barocke Fenster. Die romanischen Fenster befinden sich unten in der ersten, zweiten, vierten und sechsten Achse von Westen her, oben stehen sie in regelmäßigem Wechsel, jeweils östlich der barocken Fenster. Am südlichen Seitenschiff folgt die Anordnung dem gleichen Schema; der Wechsel kommt wegen des dort mangelnden Turmes noch konsequenter zum Ausdruck. Die romanischen Fenster sind rundbogig, Gewände und Sohlbank geschrägt. (Fig. 291.) Die barocken Fenster haben geschweiften, geigenförmigen Umriß. Die Fenster am Hochgaden umgibt innenseits ein stuckierter Profilrahmen. Den Querhausgiebel belebt je ein kreuzförmiger Lichtschlitz.
Die Westfassade der Kirche schmücken sieben Kragsteine, mit Masken in Hochrelief. Sie verteilen sich, in Scheitelhöhe des Portales eingesetzt, waagrecht in gleichen Abständen voneinander über die ganze Fassadenbreite. (Fig. 291 u. 294.) Ein Decksims aus Platte und Halbkehle, wie über den Dächern der Seitenschiffe, läuft in kurzem Abstande über ihnen hin. Zweifellos bestand also die Absicht, vor der Westfassade eine Vorhalle zu errichten, genau wie bei St. Peter zu Straubing. Sehr wahrscheinlich hat eine Vorhalle auch tatsächlich bestanden; jedenfalls findet sich an der Unterseite des Decksimses dieselbe kleine Rille, die an der Nordwand des Langhauses, im Turm, beobachtet werden kann und offenbar dazu diente, den obersten Ziegeln des Pultdaches einen dichten Anschluß zu sichern. Die Giebel der Pultdächer schließen mit einem Gesims aus Halbkehle und Platte. Der Gesimsfuß springt waagrecht mittels Kragstein aus, dessen Schräge eine Rosette schmückt. Unterhalb des Kragsteines, am Zusammenstoß von Dachgesims des Seitenschiffes und Deckgesims der Westvorhalle, verzieren reliefierte Bestien die Kante. (Vgl. Fig. 291.) In der Zone der Pultdächer durchbricht ein großes Rundfenster die Mittelachse der Fassade. Sein Gewände ist zunächst geschrägt, dann etwas eingezogen und gekehlt. (Vgl. Fig. 291.) Im Giebelfeld des Hochgadens ein kreuzförmiger Lichtschlitz. Den Giebel schließt ein Gesimse von gleicher Form wie an den Pultdächern. Am Kragstein sind westseits reliefierte Bestien. (Vgl. Fig. 291.) Nördlich vom Westportal zwei barocke Rundfenster übereinander.
Der Turm, der, wie bemerkt, spätromanisch ist und über dem Ostjoch des nördlichen Seitenschiffes steht, ist fast bis in Firsthöhe der Kirche ungegliedert. Über einem wulstförmigen Gesims erheben sich dann zwei weitere Geschosse, die durch Gesimse mit gleicher Profilierung abgeschlossen werden. Über dem dritten Gesims setzt sich der quadratische Aufbau noch ein kurzes Stück fort. Dreikante leiten dann zum letzten, achteckigen Geschoß (aus der Barockzeit) über. Die mehrfach eingeschnürte, achteckige, mit Blech gedeckte Kuppel bekrönt ein Birett.
Bis zur Trauflinienhöhe des Seitenschiffes sieht man das hochromanische, unverputzte Quaderwerk. Das Mauerwerk des Turmaufbaues ist verputzt. Mit Ausnahme des Oktogons, das aus Backsteinen errichtet ist, besteht es aus Bruchsteinen mit Eckquadern.
In Höhe der barocken Seitenschiffsfenster ist nördlich ein mit diesen gleichförmiges Fenster ausgebrochen. Unterhalb des ersten Gesimses befindet sich auf der Nordseite ein gekuppeltes Fensterchen mit Trennungssäule. Diese hat eine attische Basis mit Eckknollen und ein Blätterkelchkapitell mit hoher Deckplatte. (Fig. 291.) Dicht über jenem Gesims ein zweites gekuppeltes Fensterchen; die Trennungssäule ist hier stärker, mit Wulstkapitell abgeschlossen. Im letzten Vierecksgeschoß rundbogige Schallöffnungen. Die Schallfenster des Oktogons schließen mit etwas eingezogenem Rundbogen.
Bauanalyse und Würdigung. Das Windberger Münster steht im Bereiche einer Vielzahl von kunstgeschichtlichen Problemen, deren eingehende Verfolgung den Rahmen der Denkmälerbeschreibung weit überschreiten würde. Anderseits hat eine Bauanalyse, die dem wichtigen Denkmal einigermaßen gerecht werden soll, doch wenigstens da und dort weiter auszugreifen oder durch kurze Hinweise auf Zusammenhänge zu deuten. Auch gilt es, durch stilistische Untersuchungen über die Lücken der historischen Quellen hinwegzukommen.
Die Frage nach der Erbauungszeit wegen der Übersichtlichkeit vorwegnehmend, bekennen wir uns zu folgender Ansicht: Die bestehende Klosterkirche ist nach einheitlichem Plane seit ca. 1140 während einer langen Bauzeit von ca. 80 Jahren errichtet worden. An der Klosterkirche in Kastl wurde von ca. 1103 bis mindestens ca. 1182 gebaut. Bei der Kirchweihe, 1167, war das Querhaus sicher vollendet, das Langhaus aber kaum weit gediehen, jedenfalls noch nicht bis zum Westteil vorgeschritten.
Für die Zeit von 1167 bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts fehlen Baunachrichten, obwohl die Windberger Dokumente an anderweitigen historischen Daten auch für diese Zeit nicht arm sind. Der Baubefund und die in mittelalterlicher Zeit übliche Altarverteilung lassen uns auch für die früh- und hochgotische Periode, wenn man vom Turmbau absieht, gar keine Nachrichten über wesentliche Bauvornahmen oder über weitere Altarweihen erwarten. Nur eine, und das eine sehr wichtige Frage, harrt hier der Beantwortung durch die Kunstgeschichte: Kann sich der romanische Münsterbau bis in das frühe 13. Jahrhundert hinein ausgedehnt haben, so daß die Baugeschichte im Einklang stände mit der Datierung der Portale in die Zeit um 1220-30?
Der Windberger Chronist äußert sich in seinen Ausführungen über den hochbedeutenden, nach fünfzigjähriger Regierungszeit 1191 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen ersten Abt Gebhard von Bedenburg dahin, daß durch dessen Eifer das Münster zustandegebracht und in ruhmvollster Weise eingeweiht worden sei. (»Huius studio ac labore, deserta antiqua parrochiali ecclesia, monasterium novum est perfectum atque gloriosissime dedicatum«. [Mon. Germ. SS. XVII, S. 562.]) Wer »perfectum « mit »vollendet« übersetzen wollte, müßte gegenüber allen damaligen Gepflogenheiten beim Bau einer Klosterkirche einen Ausnahmefall »Windberg« annehmen. Die Prüfeninger Klosterkirche, die 1109 begonnen wurde, war bei der Kirchweihe von 1119 sicher nicht vollendet, ebensowenig die 1132 begonnene Klosterkirche von Biburg bei ihrer Weihe im Jahre 1140. Für Windberg liegt bis zur Weihe allerdings etwa der dreifache Zeitraum vor, von ca. 1140 bis 1167. Aber schon bei einem tieferen Einblick in die allgemeinen Windberger Verhältnisse, wie ihn uns vor allem P. A. STURM vermittelt hat, wird daraus nicht leicht geschlossen werden wollen, daß die Windberger Klosterkirche in ca. 27 Jahren vollendet worden sei. Dazu kommt aber noch, daß damals allenthalben mit der Hauptweihe gedrängt wurde, ohne die Vollendung der Kirchen abzuwarten. So ist auch das Windberger Münster 1167 sicher noch nicht vollendet gewesen. Anderseits war zu diesem Zeitpunkte das Querhaus zweifellos fertig, wie aus den Altarweihen hervorgeht. Da nun der Konvent in den Chören und im Querhaus für sämtliche liturgische Handlungen genügenden Raum finden konnte, für die kleine Pfarrgemeinde aber noch die alte, vom Konvent geräumte Pfarrkirche zur Verfügung stand, da zudem angesichts der vielseitigen Aufgaben des Klosters, wie sie aus der betonten Seelsorgetätigkeit der Prämonstratenser herauswuchsen, die
Mittel für den Ausbau des großen Münsters — es ist etwas kürzer wie Prüfening, aber länger als Biburg — nicht allzu reichlich zur Verfügung stehen mochten, so kann die Erbauung des Langhauses leicht bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts gedauert haben. Der raschen Vollendung des Münsters standen sicher auch noch insofern besondere Schwierigkeiten entgegen, als es nicht auf Neuland erwuchs, sondern in und auf einer Burg, deren Bauwerke sicher nur allmählich umgebaut bzw. abgebrochen werden konnten. Gerade für das Langhaus besteht in Windberg die hohe Wahrscheinlichkeit, daß es teilweise auf neu angeschüttetem Erdreich erbaut wurde, wie denn auch der Verzicht auf die geplanten Osttürme nach dieser Richtung hin zu denken gibt. Schließlich darf es nicht gering eingeschätzt werden, daß das Baumaterial der herrlichen Quadermauern der schwer zu bearbeitende Granit ist, während Prüfening und Biburg Kalkstein verwendeten.
Den etwaigen Einwand, die bestehende Kirche sei eben nicht der 1167 geweihte erste Münsterbau, sondern eine jüngere, erst im späten 12. Jahrhundert begonnene Anlage, entkräften sowohl die aus den Windberger Klostertraditionen zu ziehenden Schlüsse historischer Art als auch die Bauanalyse, die eine Baugesinnung offenbart, wie sie nach Mitte des 12. Jahrhunderts nicht mehr denkbar ist.
Für die Abmessungen des Windberger Münsters waren rein arithmetische Berechnungen und Verhältniszahlen maßgebend (keine Triangulation). Die Außenlänge ohne die Apsiden beträgt das Doppelte der Außenlänge des Querhauses: 164 römische Fuß = 2 • 82 römische Fuß (In sinngemäßer Weise verhalten sich bei dem 1125 geweihten Andreaskirchlein in Prüfening die Außenmaße des Langhauses wie 2 : 1. — 1 röm. Fuß =. 0,2964 m).
Die Mauerstärke beträgt an der Ostmauer 4′. Für die Westmauer war offenbar zunächst ebensoviel angesetzt, dazu kam aber noch die Differenz zwischen der Hälfte der Arkadenpfeilerstärke und der Stärke der Wandpfeiler (0,55 m — ca. 0,37 m = ca. 0,18 m). Die Trennungsmauern zwischen den Chören sind im Durchschnitt 4′ stark. Die längsgerichteten Außenmauern der Kirche sind 3′ stark, die Ost- und Westmauern des Querhauses nur nahezu 4′. (Diese an sich »unvollkommene« Zahl ist eine notwendige Folge der strengen Gesamtdisposition des Ganzen.) Aus diesen Angaben erhellt, daß die Vierungspfeiler, die in Windberg nichts anderes als Mauerdurchkreuzungen mit Vorlagen sind, einen nicht ganz regelmäßigen Grundriß haben müssen. (Der Pfeiler ist »ein Verwandter der Mauer: das, was nach Durchbrechung der Mauer durch die Bogenöffnungen als notwendige Stütze übrig bleibt; also nicht Freistütze von Haus aus, nicht ein abgeschlossen in sich selbst ruhendes Gebilde). Die Arkadenpfeiler des Langhauses sind rechteckig, ca. 1,10 m lang, ca. 1,02 m breit. Unsere Erklärung hierfür folgt unten (S. 463).
Die Maßeinheit für die horizontale Innenaufteilung bildet die Summe aus der lichten Länge des Hauptchorjoches (22′) und der Stärke der östlichen Vierungspfeiler (4′), also 26′. Jeder Querarm ist gleichfalls 26′ lang.
Das Langhaus mißt 4 x 26′, d. h. jede Doppelarkade (ein Joch bei gewölbtem System) ist von Pfeilermitte bis Pfeilermitte genau so lang
wie das Hauptchorjoch. Die Lücke zwischen Chorjochlänge und Langhauslänge beträgt wiederum 26′. (Die genauen Maße in Metern sind im Grundriß (Fig. 285) eingeschrieben. Bei der Bauführung war im allgemeinen sehr genau gemessen worden; dennoch sind einige Unregelmäßigkeiten vorhanden, die zum einen Teil auf bautechnische und künstlerische Überlegungen (Maßausgleichungen) zurückgeführt werden können, zum andern Teil auf Messungsfehlern beruhen. Der eine der letzteren, an der Vierung, ist offenbar durch irrtümliche Nichtberücksichtigung der erst hoch oben auskragenden nördlichen Vorlage am südwestlichen Vierungspfeiler verursacht. Wir geben in der Analyse die Maße nach römischen Fuß (je 0,2964 m) unter gleichzeitiger Eliminierung von bedeutungslosen Differenzen, die zweifellos erst bei der praktischen Bauführung sich ergaben, aber nicht im Plane des entwerfenden Baumeisters lagen. Unsere Angaben beruhen auf sorgfältigen Detailmessungen unter Ausschaltung des (barocken)
Verputzes. Wann sich in den zeichnerischen Aufnahmen abweichende Maßangaben finden, so ist den Zahlen des Grundrisses (Fig. 285) der Vorzug einzuräumen.) Dieses Maß deckt sich ungefähr mit der Vierung, bestimmt aber nicht unmittelbar ihre Maßverhältnisse. Diese ergeben sich vielmehr sekundär aus der genannten Längenaufteilung des Kircheninneren durch sechsmalige Antragung der Maßeinheit von 26′. Die Vierung ist also das Übrigbleibende. Sie ist auch keineswegs quadratisch, sondern 23′ lang und 24′ breit.
Die Breite des Chorjoches (sowie der Vierung und des Langhausmittelschiffes) war planmäßig festgelegt durch das oben erwähnte Verhältnis 2 : 1 zwischen der Außenlänge des Langhauses und der Außenlänge des Querhauses. Trug man auf der Gesamtbreite von 82′ die Mauerstärke (3′) und Querarmlänge (26′) an, so blieben 24′ (= 7,11 m) für die Breite des Mittelraumes.
Die Breite der Nebenchöre (und der Seitenschiffe) beträgt 11 ½ ‚, d. i. die Hälfte der Querhausbreite.
Der Grundriß des Münsters erwuchs also ausschließlich aus der logischen Anwendung der gewählten Maßeinheit von 22′ + 4 = 26. Die Idee der Längenhalbierung spielte dabei wiederholt eine Rolle.
Bevor wir in die Analyse des Aufrisses eintreten, ist es nötig, das ursprüngliche Niveau des Kirchenpflasters zu bestimmen. Die Höhe bis zur Oberkante der Arkadenpfeilerkapitelle beträgt um 0,19 m mehr als die der westlichen Öffnungsbogen der Nebenchöre. Von den bestehenden zwei Stufen (je 0,20 m) vor dem Kreuzaltar ist die obere nicht romanisch. Es muß also angenommen werden, daß das romanische Vierungspflaster um ca. 0,20 m tiefer lag als das heutige. Die Oberkante der Pfeilerkapitelle in den Chören liegt um ca. 0,40 m höher als die der Langhauspfeiler. Folglich wird das romanische Chorpflaster um ca. 0,20 m — eine Stufe — höher gelegen sein als das romanische Vierungspflaster. (Unmittelbar vor dem Hochaltar bestand sicher auch in romanischer Zeit eine weitere Erhöhung.) Das Niveau des Langhauspflasters ist in nachromanischer Zeit anscheinend nur geringfügig, um ca. 0,03 m, erhöht worden, wie sich aus verschiedenen Maßbeobachtungen ergibt.
Die Höhe des Langhauses bis zur Unterkante der ehem. Deckenbalken beträgt 13,05 m, das sind 44′, also das Doppelte der lichten Länge des Hauptchorjoches, eines Maßes, das, unter logischem Einschluß der Vierungspfeilerstärke, als Maßeinheit für den gesamten Grundriß bestimmend war, wie oben bemerkt. Die Höhe der Arkadenscheitel beträgt 22‘, also die Hälfte der Langhaushöhe. Die Höhe der Arkadenpfeiler beträgt 17´ Die Höhe von hier bis zur Unterkante der Fenstergewände beträgt 17 ½ ‚, die Fensterhöhe beträgt 8′, der Rest der Hochgadenmauer 1 ½ ´. Diese Zahl ist zunächst nicht aus der Maßeinheit zu erklären. Die Pfeiler sind leicht rechteckig, 1,10 m lang, 1,02 m breit. Jede Arkatur besitzt sieben Freipfeiler. 7 x 1,10 m ergeben 26′, 7 x 1,02 m ergeben 24‘; mit anderen Worten: Die Pfeilerlänge ist gleich der durch die Pfeileranzahl dividierten Länge des Hauptchorjoches (der Maßeinheit), die Pfeilerbreite ist gleich der durch die Pfeileranzahl dividierten Breite des Hauptchorjoches. Durch Pfeilerstärke und Bogenscheitelhöhe ist dann die Pfeilerhöhe ohne weiteres festgelegt. Die Pfeilerkapitelle im Hauptchor liegen, wie schon oben berührt, dem Stufenanstieg des Pflasters entsprechend etwas höher wie im Langhaus. Die Oberkante der Kapitelle der Vierungspfeiler ist (wie häufig) fixiert durch den Horizontaldurchmesser jenes Kreises, dessen Radius gleich ist der halben Strecke zwischen den Pfeilermitten der Vierung.
Windberg teilt bekanntlich die Charakteristika seiner allgemeinen Disposition (den dreischiffigen Chor, das Querhaus, die Türme über den Ostjochen der Nebenchöre) mit Biburg und Prüfening. Mit Biburg hat Windberg auch gemeinsam die Halbierung der Langhaushöhe durch die Scheitelpunkte der Arkadenbögen und die Halbierung der Hochgadenfensterhöhe über dem Pflaster durch die Oberkante der Pfeilerkapitelle. Mit Prüfening verbinden Windberg keine Maßgleichungen. (Dort ist die Breite der Nebenchöre gleich der halben Breite des Hauptchores. — Die Idee des Halbierens an sich ist der romanischen Baukunst geläufig.) Die Verwandtschaft zwischen Windberg, Biburg und Prüfening ist also bei näherem Zusehen nicht so groß, wie erwartet werden konnte. Untersucht man aber den Grad der Verwandtschaft von Windberg mit den Bauten in Hirsau selbst, so ergeben sich folgende Übereinstimmungen mit Windberg: Verhältnis der Länge zur Querhausbreite bei St. Peter in Hirsau = 2:1. Die Arkadenzahl bei St. Peter beträgt acht. Die Chorjochlänge bei St. Aurelius ist gleich der Länge einer Doppelarkade des Langhauses. Die Langhausarkaden sind dort halb so hoch wie das Langhaus. Mit anderen Worten: Die Elemente, die den Grundriß und Aufriß von Windberg bestimmen, finden sich an den Bauten zu Hirsau aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Es darf demnach behauptet werden, daß Windberg von einem Meister entworfen wurde, der nicht nur, wie auch der Biburger und Prüfeninger Meister, aus der Schule von Hirsau hervorging, sondern der in einem viel unmittelbareren Verhältnis zu Hirsau stand. Möchte die etwaige Vermutung, daß Prüfening und Biburg auf ein und denselben Meister zurückgehen, nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen sein, so halten wir es anderseits für unmöglich, daß auch
Windberg von diesem entworfen sei. Denn die Höhentendenz, die schon in Prüfening auffällt und in Biburg noch gesteigert ist, fehlt in Windberg ganz, genau wie in Hirsau. Der vorangeschrittenen Zeit entsprechend ist Windberg aber immerhin schlanker proportioniert wie Hirsau und gelenkiger, entwickelter. Was EDUARD PAULUS im Württembergischen Inventar (Schwarzwaldkreis, S. 57) über die Peterskirche sagt, gilt in noch höherem Maße vom Windberger Münster: »Die Verhältnisse . . . sind von überraschend wohlabgewogener Feinheit, sie verraten einen entwerfenden Künstler tiefen Sinnes und kühnen Geistes«. Nicht deshalb, weil ein System sehr streng durchgehalten wurde, sondern deshalb, weil durch dieses System eine so große Klarheit in die Raumformen der Kirche gebracht wurde. Architektonische Klarheit aber ist das beste Unterpfand einer architektonischen Schönheit .
Die von DEHIO (Handbuch III, S. 584) offen gelassene Frage, ob das Tonnengewölbe über dem Joch des Hauptchores auch romanisch sei, können wir bejahen. Unsere Untersuchung stellte die gleiche Mauertechnik wie beim Apsisgewölbe fest, ferner die enorme Scheitelstärke der Tonne von ca. 0,55 m, die für nachromanische Zeit nicht in Betracht kommen kann. Die Spannweite der Tonne ist nicht viel geringer wie bei der etwas älteren und längeren Tonne der von Hirsau und Cluny beeinflußten Klosterkirche Kastl.
Die Abkragung der inneren Pfeilervorlagen am westlichen Vierungsbogen kommt auch in Prüfening (und zwar dort auch an den östlichen Pfeilern) vor. Das Motiv geht auf die Zisterzienser zurück.
Die Anordnung der Hochgadenfenster in der Achse der Pfeiler (anstatt der Arkaden) ist ungewöhnlich. Beispiele hierfür sind uns nur in Brixworth (10. Jahrhundert) und Than (12. Jahrhundert) bekannt.
Der Turm gibt sich deutlich als eine nachträgliche Zutat zu erkennen.
Sein Mauerwerk weicht von der Struktur des Hauptbaues merklich ab; die Dachgesimse von Langhaus und Querschiff, ferner Kragsteine und Decksims für das Dach des Seitenschiffes laufen durch, wie im Inneren des Turmes zu beobachten ist. Als Erbauungszeit sehen wir aus stilistischen Gründen die Zeit gegen Mitte des 13. Jahrhunderts an; das Oktogon wurde in spätbarocker Zeit erbaut. (Die älteren Angaben, der Turm sei 1316 begonnen worden, sind irrig; diese Jahrzahl bezieht sich vielmehr auf den Stadtturm zu Straubing. Die Stellung des Turmes über dem Ostende eines Seitenschiffes entspricht der geplanten (aber nicht ausgeführten) Turmstellung bei der Peterskirche in Hirsau.
Stukkaturen. Einheitlicher Dekor um 1755, von Matthias Obermayer. Der Quantität nach zurückhaltend, wie es die Struktur des Baues nahelegte; der Qualität nach von hohem Range und wenn auch nicht von letzter Feinheit im Sinne höfischer Rokokokunst, so doch voll beschwingter, sprudelnder und vor allem bodenständiger Kraft und Zeugnis ablegend für ein reifes Wissen um die Gesetze künstlerischer Dekoration. Im Chorjoch an den Hochwänden die prächtigen Wappen der Stifter, der Geschlechter von Bogen und Cilli. (Tafel 27) In der Vierung, am Fuß der Hängezwickel, Kartuschen mit Muschelwerk, Blumengehängen, Wolken und Engelsköpfchen. (Tafel 27) In den Querarmen an den Gewölbeanfängern Muschelwerk mit Blumen. (Vgl. Fig. 304.) Im Langhaus umkleiden Muschelwerkkartuschen mit Fruchtgehängen die Fußpunkte der Gewölbe. Über der Kanzel und über dem gegenüberliegenden Pfeiler, also in der Mitte des Langhauses, sind diese Kartuschen umfangreicher gestaltet. Aus Wolken schauen Engelsbüsten mit Birett und Kreuzstab bzw. mit Mitra und Pedum. (Fig. 296.) Die Ornamente der Stuckaturen sind in lichten Farben zart getönt, die Früchte, Blumen usw. naturalistisch bemalt.
Deckenmalereien. Ausgeführt um 1755. (Inschrift am Gewölbe des Mittelschiffes.) Restaurationen 1819 durch einen Maler M. St. (Inschrift am Gewölbe, zwischen dem dritten und vierten Joch) und um 1912 durch Prof. Kolmsperger in München. Um Raum für größere Fresken, wie sie das Rokoko liebte, zu gewinnen, wurden in den Querarmen und im Mittelschiff die gotischen Gewölberippen abgeschlagen, wie schon bemerkt. Im Joch des Hauptchores ist Mariä Himmelfahrt in einer Landschaft dargestellt, in der Vierung die Verherrlichung der hl. Jungfrau im Himmel. In den Querarmen Szenen, die sich auf den Stifter des Prämonstratenserordens beziehen: Die Aufbahrung des hl. Norbertus und seine Glorifikation. Im Mittelschiff des Langhauses vier Fresken mit Darstellungen aus dem Marienleben, so daß also die ganze Mittelachse der Kirche mit Deckenbildern aus der Geschichte der Kirchenpatronin geschmückt ist, und zwar in einer Reihenfolge, die auch ihrer chronologischen Abfolge nach von West nach Ost betrachtet werden will, wobei allerdings, der Orgelempore wegen, das Westjoch zunächst übergangen wird. Man sieht im zweiten Joch von Westen die Verkündigung an die Hirten, von hier zurückschauend im Westjoch die Anbetung der Hirten, im dritten Joch von Westen den Zug der drei Könige, wie sie auf lebhaften Rossen vor der Karawane der Lastkamele einhersprengen, endlich im Ostjoch des Langhauses die Anbetung der Könige (Fig. 297).
An den Gewölbezwickeln in Quer- und Langhaus sowie an den Gurtbogen in Chor und Vierung befinden sich ornamentale Grisaillemalereien, die von stuckierten Profilrahmen eingefaßt sind. Die Ornamente, kraus bewegtes, grau in grau gemaltes Muschelwerk, bilden die Folie für achtstrahlige gelbe Sterne, die für Windberg charakteristisch sind und auch an der Kircheneinrichtung überall wieder vorkommen. Sie sind offenbar ein Symbol Mariä, der stella matutina. (Eine primäre Bezugnahme auf die Stifterwappen, in denen Sterne vorkommen, halten wir für ausgeschlossen. Die Sterne auf den Zwickeln des Vierungsgewölbes sind in der Mitte mit Spiegelglas belegt. (Tafel 27) Die Bogenscheitel zwischen den Langhausjochen tragen in geschweiften, mit Muschelwerkmalerei ausgestatteten Rahmenfeldern die Inschriften: POST FESTVM EPIPHANIAE FVNDATIO HVIVS CANONIAE 1125. — POST CHRISTVM NATVM TEMPLVM HOC RENOVATVM 1755. — NATIVITAS CHRISTI NATIVITAS ORDINIS 1120. (Vgl. Fig. 297.)
Auch die Unterwölbung der Westempore ist bemalt. Einen in der Mitte mit Spiegelglas belegten Stern umgeben Wolken, auf denen verehrende Engel sich zeigen.
Wandmalereien. In den Zwickeln über den Arkadenbogen des Langhauses stehen in lebhaft geschweiften, stuckierten Profilrahmen gemalte Muschelwerkkartuschen. (Vgl. Fig. 295 und 296.) Der Charakter dieses gemalten Muschelwerkes ist offenbar durch den Stil Obermayers beeinflußt; dessen künstlerische Höhe wird aber bei weitem nicht erreicht. In den Kartuschen Inschriften, lateinische Sentenzen. An den Hochwänden des Langhauses befinden sich auf jeder Seite vier rosafarbene Grisaillebilder in gemalter, graugrün getönter Muschelwerkeinfassung; dargestellt sind Szenen aus dem Leben der Prämonstratenserheiligen Ludolphus, Isfridus, Fridericus, Siardus, Evermodus, Gilbertus, Hermannus und Gertrudis.
Hochaltar. Elegante Frührokokoanlage von 1725-26. Der Tabernakel bald nach Mitte des 18. Jahrhunderts. (Tafel 27 u. Fig. 298.) Auf dem freistehenden Stipes erhebt sich nur der Tabernakel, ein reicher
Rokokoaufbau. Volutenpilaster, auf denen Engel mit Füllhörnern sitzen, flankieren das mit Muschelwerk dekorierte Gehäuse. Über dem bewegten Gebälk die versilberte bzw. vergoldete Holzgruppe der hl. Dreifaltigkeit. H. ca. 1,40 m. Seitlich vom Tabernakel reich verzierte Volutenanschwünge mit den gelagerten Figuren St. Johannes Evangelista und St. Petrus. Antependium mit zierlicher Schnitzerei: Monogramm Mariä und Muschelwerk. Auf der Mensa stehen die aus Silberblech getriebenen Relieffiguren St. Norbertus und St. Augustinus (H. mit dem Holzsockel je 0,85 m), ferner zwei Reliquienständer mit Akanthus, Band- und Muschelwerk, die gleichfalls aus getriebenem Silberblech gefertigt sind (H. je ca. 0,80 m). Um 1730.
Den Stipesaufsatz umgibt eine prächtige Säulenstellung, die charakteristisch ist für den dekorativen Geschmack des frühen Rokokos. Am Chorhaupt zwei gewundene Säulen, auf Wandkonsolen stehend und mit hohen Gebälkstücken schließend. Sie tragen einen Aufzug mit Laubwerkschnitzereien und einem großen Stern. Zwischen den Säulen steht unter einem Baldachin und vor einer Strahlenmandorla die gute Holzfigur St. Maria mit Kind aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Zwei weitere Säulenpaare sind am Öffnungsbogen der Apsis, gleichfalls auf Konsolen, angebracht. Der Wunsch des Rokokos nach raumvertiefender Kulissenbildung ist hier, in einer solchem Raumempfinden gewiß nicht entgegenkommenden Architektur, mit erstaunlichem Geschick einer Erfüllung zugeführt worden. Die beiden westlichen Säulen sind von Vasen bekrönt, die anderen durch Volutenpilaster und Engelfiguren mit dem Aufzug am Chorhaupt in Verbindung gebracht. Unten stehen zwischen den Säulenpaaren die lebensgroßen Holzfiguren der Stifter, des hl. Einsiedlers Winith und des Grafen Albert von Bogen.
Seitenaltäre. Zwei große Kredenzaltäre im Chor, an der Nord- bzw. Südwand. (Vgl. Tafel 27) Um 1725. Volutenpilaster mit Schnitzdekor flankieren eine stichbogig schließende Nische. In dieser Ölgemälde St.
Veit im Ölkessel bzw. Marter des hl. Johannes Nepomuk, wie er mit Fackeln gebrannt wird. Aufzug mit vasenbekrönten Volutenpilastern und Oberbild St. Andreas bzw. St. Michael. Antependium mit hübscher Blumenmalerei; im Mittelfeld Namenszüge.
Im südlichen Nebenchor. Auf dem Stipes erhebt sich ein kleiner Tabernakel des entwickelten Rokokostiles, mit Muschelwerkdekor. Um 1750-60. Auf ihm steht die gleichzeitige Holzfigur St. Blasius.
Der Seitenaltar im nördlichen Querarm, an der Ostwand, ist eine sehr hübsche, zierliche Spätbarockschöpfung um 1710. Nußbaumfurniert. Mit zwei geraden, übereck gestellten Säulen, die mit korinthischem Kapitell schließen. Darüber ein gebrochenes Gebälk und ein ausgeschnittener und in der Mitte hochgezogener Schweifgiebel. Seitlich der Säulen Akanthus- und Bandwerkdekor in durchbrochener Schnitzarbeit. Das Altarblatt ist eine wohl gleichzeitige, aber sehr stark erneuerte Kopie des Innsbrucker (Passauer) Mariahilfbildes.
Der Seitenaltar im südlichen Querarm, an der Ostwand, ist eine Spätbarockschöpfung um 1710-20. Dunkel furniert. Mit zwei geraden und zwei gewundenen Säulen. Aufzug mit Oberbild, vier Säulchen und Segmentgiebelabschluß, zwischen Akanthusvoluten, auf denen Vasen stehen. Die Altarbilder sind neu. Rokokoantependium mit einfacher Muschelwerkschnitzerei. Kreuzaltar. Vor der Vierung. Mit kleinem furnierten Holztabernakel des späten Barocks, um 1725. Einfache Einlegearbeit. Darüber ein Kruzifix mit lebensgroßem geschnitzten Korpus der gleichen Zeit. (Vgl. Fig. 297.) Die Durchgänge zu den Ostjochen der Seitenschiffe sind von ehem. Altaraufbauten umrahmt. (Fig. 299.) Um 1725. Unter sich gleich. Zwei auf schräggestellten Konsolen vorgestellte, gewundene Säulen tragen ein bewegtes Gebälk. Darüber der Aufzug mit zwei gewundenen Säulchen und zwei Volutenpilastern. Abschluß durch Rundgiebel und Laubwerkschnitzerei. Oberbilder: Nördlich St. Martin und Nikolaus, südlich St. Barbara und Apollonia.
Im Langhaus stehen an der Westseite des zweiten und dritten Pfeilerpaares von Osten her die vier berühmten Stuckaltäre Obermayers, auf der Nordseite östlich der Dorotheenaltar, westlich der Ägidiusaltar, auf der Südseite östlich der Katharinenaltar, westlich der Sabinusaltar. Die beiden westlichen Altäre tragen die Bezeichnung: M: Obermayr inv.: et gypsel. 1756.
Die Gesamtanordnung ist beim östlichen Paar und beim westlichen Paar jeweils die gleiche. Die Altäre der hl. Dorothea und Katharina flankieren Pilaster mit geschweiften Gebälkstücken. Darüber ein lebhaft bewegter Muschelwerkaufzug zwischen Blumenvasen bzw. Putten. An Stelle von Altarblättern illusionistische Reliefs mit Darstellung der glorifizierten Heiligen und Szenen aus ihrer Lebensgeschichte. (Tafel 28) Die Altäre der HI. Ägidius und Sabinus flankieren Volutenpilaster mit geschweiften Volutengiebelstücken, auf denen Engel knien. Darüber ein phantastisch bewegter Muschelwerkaufzug. Statt der Altarblätter Reliefs zwischen Baumkulissen. Dargestellt sind, vor landschaftlichem Hintergrund, St. Ägidius mit der Hirschkuh bzw. das Martyrium des hl. Sabinus; hier im Hintergrund das Kloster Windberg. (Fig. 300.) Die Altäre sind bunt getönt. Ihr Stil zeigt die volkstümliche Richtung der bayrischen Rokokoplastik auf einer äußersten, nicht mehr überbietbaren Höhe.
Die vier Obermayer-Altäre besitzen als Antependien je ein rechteckiges Ölgemälde. Dargestellt ist jeweils der Titelheilige des betreffenden
Altares, als Verstorbener in ganzer, liegender Figur vor landschaftlichem Hintergrunde. Handwerkliche, wenig geschmackvolle Arbeiten des 18. Jahrhunderts. Im nördlichen Seitenschiff steht unter der Westempore an der Nordwand ein Altarstipes. Er besitzt ein gutes Antependium um 1725, mit geschnitztem Frührokokodekor um ein jetzt leeres Mittelfeld.
Kanzel. Verspätete Renaissanceschöpfung von 1674, stilgeschichtlich interessant. (Fig. 300 Ein mit Hermenvoluten besetzter Schaft unterstützt den polygonen Korpus. Dieser und der gleichfalls polygone Treppenpodest weist zwischen vorgekragten, toskanischen Ecksäulchen schlanke Felder auf, die mit Bildern des Heilands, Mariä und der vier Evangelisten bemalt sind. Die Deckplatte des abschließenden Zahnschnittsimses ist sternförmig gezackt. Die Treppenbrüstung beleben zwei rautenförmige Felder, die mit einem Sterne belegt sind. Über der Treppentüre und am oberen Ende der Aufgangsbrüstung steht je eine geschnitzte Engelsfigur. Am polygonen Schalldeckel zierliche Lambrequins, ein ornamentierter Fries mit der Inschrift 16 M•F•A•W•74 (= Michael Fuchs Abbas Windbergensis 1674) und ein Zahnschnittgesims, über dem sich Volutengiebel zu seiten eines kleinen Pilasters erheben. Auf den Pilastern stehen Sterne von verschiedener
Form, seitlich davon reizvoll bewegte Engelchen. Den kuppelförmigen Abschluß des Schalldeckels bekrönt eine lebensgroße, stehende Figur Gottvaters, die Rechte segnend erhoben, in der Linken die Weltkugel haltend, auch ikonographisch von Interesse. (Vgl. Fig. 296.)
Taufstein. Im Westjoch des nördlichen Seitenschiffes. (Fig. 302.) Auf vier derben Bestien lastet das mächtige Becken, in dessen konische Außenfläche der reiche Reliefschmuck versenkt ist: die sitzenden zwölf Apostel in einer umlaufenden Arkatur. Die gedrückt rundbogigen, mit Dreiblättern ausgezwickten Archivolten ruhen auf verschiedenartig behandelten Säulchen. Diese haben attische Basis mit Eckknollen bzw. Würfelbasis mit Eckfasen und Wulstring. Die Säulenschäfte sind achteckig. Die Kapitelle sind würfelförmig; einfache Formen wechseln in freiem Rhythmus mit Blattkapitellen. Das Becken umläuft oben ein verschlungenes Wellenband. Die Apostel sitzen in strengster Frontalansicht; Sessel kommen nicht zur Darstellung. (Fig. 303.) Die hl.
Zwölfboten tragen lange Röcke, die die Schuhe großenteils überdecken, und Mäntel in der Form des Pluviales. Bei der Darstellung der Gewänder geht das Streben auf eine bewegungsvolle Innenzeichnung innerhalb des großformigen, strengeren Umrisses. Die Hände, mit wenig differenziertem Gestus, zumeist lehrend angehoben bzw. ein Buch tragend, bleiben dicht am Körper. In den ernsten Köpfen waltet das Streben nach Herausarbeitung verschiedentlicher Physiognomien.
Kalkstein. Einst bemalt; ganz geringfügige Farbspuren (Schwarz und Rot) sind noch zu erkennen. H. 0,95 m. Der Taufstein ist ein kunstgeschichtlich überaus wertvolles Denkmal der spätromanischen
Plastik des Regensburger Kunstkreises. Das rein künstlerische Niveau wird durch unverkennbare Handwerklichkeit bestimmt. Als Entstehungszeit sieht die neueste Forschung das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts an.
Orgel. Vierteilige, geschweifte Barockanlage, über hohem Sockelgeschoß in zwei Flügeln zu seiten des großen, runden Westfensters angeordnet. (Vgl. Fig. 295.) Den auskragenden Seitenteilen ist eine glatte korinthische Säule vorgestellt. Oben vor den Pfeifen reiches Akanthusschnitzwerk.
Chorgestühl. Prächtige, nußbaumfurnierte Tischlerarbeit um 1725. Die Vierung gegen die Querarme abschließend, mit einer Mauer hinterfüttert. Jederseits neun, in der vorderen Reihe sieben Stallen. (Fig. 304.) Brüstung und Dorsale sind mit Einlegearbeit reich verziert. Das Monogramm Mariä und die Sterne am Dorsale sind Messingeinlagen. Den Raum zwischen der jüngeren Emporenbrüstung und dem Dorsale füllt eine üppige, in Holz geschnitzte Draperie um 1755 mit Lambrequins, Engelchen und einer muschelwerkumrahmten
Mittelkartusche. Das Gestühl ist wohl sicher Windberger Klosterarbeit, die virtuose Draperie zweifellos eine Schöpfung Obermayers.
Östlich, vor den Pfeilern, jederseits ein Einzelstuhl (für Abt und Prior), westlich je ein Doppelstuhl von ähnlicher Behandlung wie beim Hauptgestühl. Über dem geschweiften Abschlußgesims ein kühner Muschelwerkbaldachin von Obermayer.(Vgl. Tafel 27 u. Fig. 304.) Über die eigenartige, durch die Art des Chorgebetes bedingte Anordnung des Chorgestühles in Prämonstratenserkirchen vgl. Repertorium für Kunstwissenschaft, XVII (1894), S. 444.
Oberhalb des Chorgestühls, ferner in den Westjochen der Nebenchöre und in den Ostjochen der Seitenschiffe befinden sich Emporen aus der Zeit um 1750. (Vgl. Tafel 28) Sie sind zumeist laufgangartig schmal, nur die westlichen Abschnitte haben die gleiche Bodenfläche wie die
Seitenschiffsjoche. In den Querarmen führen an der Westwand Stiegen zu ihnen empor. Geschweifte Balusterbrüstungen aus Holz schließen die Emporen ab. Auf den Brüstungen stehen die in Weiß und Gold gefaßten Holzfiguren der vier Großen lateinischen Kirchenväter. Beichtstühle. Vier Beichtstühle vom Ende des 17. Jahrhunderts. In den Seitenschiffen. Gute, wenn auch ziemlich einfache, dreiteilige Barockanlagen. (Vgl. Fig. 299.) Gliederung durch korinthische Pilaster. Die Zwickel zwischen den rundbogigen Öffnungen der Stallen sind mit Akanthusvoluten belegt. Abschluß durch ein schön profiliertes Gebälk. – Ein Beichtstuhl des frühen Rokokos um 1730 steht im südlichen Querarm. Dreiteilig, mit geschweiften Giebelstücken abschließend. Sparsamer Laubwerkdekor.
Kommunionbank. Westlich um den Kreuzaltar. Im Grundriß geschweift. Schmiedeeisengitter mit Laubwerkvoluten und Sternen. Um 1725.
Zwei Weihwasserbecken aus rotem Marmor. An die beiden westlichen Freipfeiler des Langhauses gelehnt. Das spätbarocke Becken hat die Form einer querovalen, flachen und gebuckelten Schale. Die nördliche ruht auf einem achtseitigen Schafte des 16.-17. Jahrhunderts, die südliche auf einem Balusterfuß der Barockzeit. H. je 1,05 m.
Opferstock. Im nördlichen Querarm. Einfache, geschweifte Form. Mit Jahrzahl 1725. Granit. H. 0,78 m.
Ölgemälde. 1. Am mittleren Pfeiler der nördlichen Arkatur ist auf der Westseite ein spätgotisches Tafelbild angebracht. (Fig. 305.) St. Maria trägt auf ihrer Rechten, die auch den Mantelsaum gefaßt hält, das unbekleidete Jesuskind. Dieses liest aus einem Buche, das auf seinem rechten Unterarm liegt. Mit der Linken greift das Kind nach dem Apfel, den Maria ihm darbietet. Diese blickt überaus anmutig auf das ernste Kind. Ihr Haupt ist von einem Kopftuche eingefaßt und mit einer Krone geschmückt. Die Figuren stehen vor Goldgrund, in den ein Granatapfelmuster eingepunzt ist. Das Kleid Mariä ist dunkelrot, der Mantel grünlichschwarz, das Kopftuch hellgrau. Die Karnation ist bräunlichrosa. Der Bildträger ist eine Holztafel, die mit Leinwand und dann mit Kreidegrund überzogen ist. Das Bild zeigt einige Ausbesserungen infolge von Rißbildung in der Holztafel, auch weitere Übermalungen, scheint aber sonst gut erhalten. H. 0,81, Br. 0,58 m. Interessante, aber keineswegs erstrangige Arbeit der böhmischen Schule. (Windberg Stand in engen Beziehungen zu Böhmen, wo es auch Grundbesitz hatte.) Das Bild dürfte eine Wiederholung eines um 1420 entstandenen Gemäldes und etwa um 1460 anzusetzen sein. Auf der Rückseite der Holztafel wurden geringe Spuren einer älteren Malerei, nämlich einer Kreuzigung Christi, festgestellt. Die Tafel befindet sich unter Glas in einem versilberten Metallrahmen vom Ende des 18. Jahrhunderts, der mit Lorbeer- und Blumengehängen und Vasen verziert ist. H. des Rahmens 1,95 m. — 2. Am zweiten nördlichen Freipfeiler von Westen her, auf einer Konsole an der Westseite. Ovalbild St. Anna mit St. Maria, um 1730, in einem prächtigen, vergoldeten Schnitzrahmen der gleichen Zeit mit Laub-, Band- und Gitterwerk und seitlichen Flammenschalen. H. mit Rahmen 1,50 m. — 3. An der gleichen Stelle der südlichen Arkatur. St. Aloysius vor dem Kruzifix in geschweiftem vergoldeten Rahmen mit Laub-, Gitter- und Muschelwerkschnitzereien; seitlich Flammenschalen, oben ein kleiner Baldachin. Um 1730. H. mit Rahmen ca. 1,50 m.
Kreuzweg. Die vierzehn Stationen sind an geeigneten Stellen der Arkadenpfeiler angebracht, zum größeren Teil an den Stirnseiten gegen das Mittelschiff. (Vgl. Fig. 295.) Diese unschematische Anordnung wirkt sehr lebendig. Die Stationen sind dekorative Ölleinwandbilder, oben und unten lebhaft geschweift. Um 1755. Matthias Obermayer gab ihnen prächtige, überaus phantasievolle Stuckumrahmungen. (Fig. 306.) Jeder Rahmen hat die gleiche Gesamtform, aber auch jeder veränderte Einzelheiten. Das flammende Muschelwerk und die Frucht- und Blumengehänge sind vierzehnmal geistvoll variiert. Die auftauchende Erinnerung an Mozartsche Musik belegt wieder einmal, und hier in glänzender Weise, die Einheitlichkeit der geistigen Struktur einer bestimmten Kulturperiode. Die zur weiteren Individualisierung der Rahmen herangezogenen Embleme der Passion — neben den üblichen Leidenswerkzeugen z. B. auch Hacke und Spaten oder Helm und Handschuh der Soldaten — nehmen immer Bezug auf die jeweilige Kreuzwegstation. Der Rahmendekor ist in lichten Farben bunt getönt. Gesamthöhe je ca. 2,50 m.
Holzfiguren. In den Seitenschiffen auf Konsolen. 1. und 2. St. Petrus und Paulus. Gute Arbeiten um Mitte des 17. Jahrhunderts. H. je ca. 1,30 m. — 3.-7. St. Johannes der Täufer, Sebastian (Fig. 307), Magdalena, Rochus, Florian. Um 1730. H. je ca. 1,30 m. — Im Mittelschiff unter der Orgelempore, auf einer Konsole. 8. St. Georg zu Pferd, den Drachen tötend. Etwas handwerkliche Arbeit des späten Barocks. Fassung neu. H. 0,65 m.
Vortragstange aus Schmiedeeisen. Im Langhaus. Kreuzförmig. Den Schnittpunkt der Kreuzarme umgeben Voluten aus Bandeisen. Die Arme selber sind mit vier Blechmedaillons belegt, die mit Darstellungen, die sich auf die Armen Seelen beziehen, bemalt sind. Unten ein geschlängelter Arm für drei Kerzen. Originelle, volkstümliche Schöpfung des 17.-18. Jahrhunderts. H. ca. 3 m.
Gitter. Die beiden Freipfeiler vor der Orgelempore verbindet ein spätbarockes, schmiedeeisernes Gitter, auf Mittelschiffsbreite. Das Stabwerk ist schlicht gehalten, der reiche Aufsatz entwickelt sich aus zart behandelten Spiralmustern. (Vgl. Fig. 295.) Über der Türe das Wappen des Abtes Franziskus Knodt (1691-1717). Die Seitenschiffe und dann nochmals das Westjoch des nördlichen Seitenschiffes werden durch einfachere Gitter der gleichen Zeit abgeschlossen.
Grabsteine. 1. Im Mittelschiffspflaster vor dem Kreuzaltar. Kalksteinplatte von 1683 zum Gedächtnis der Stifter, des Grafen Albert von Bogen und seiner Gemahlin, deren Grabstätte die Schweden 1634 verwüstet hatten. Unten reliefiertes Ehewappen Bogen-Cilli in rundlicher Blende, in den Zwickeln Ranken. Die Inschrift ist abgedruckt u. a. in VN. V (1856), S. 201, woselbst auch eine Abbildung des Steines. L. 1,37, Br. 0,96 m. (Die Inschrift am früheren, 1634 zerstörten Stiftergrab findet sich bei HUND, Metropolis Salisb., Ingolstadt 1582, S. 323.) — 2.
Etwas westlich davon. Rautenförmige, kleine Platte. Abt Christoph [Halbwachs] von Windberg, + 1691. Unten ein abgetretenes Wappen. Kalkstein. Seitenlänge 0,36 m. — 3. An der Westwand, nördlich neben dem Hauptportal. Epitaph für Abt Bernhard Strelin, + 6. März 1777. (Fig. 308.) Gewandte Stuckatorarbeit mit Muschelwerk, Draperie, trauernden Engelchen und dem Wappen des Verstorbenen, zweifellos von Matthias Obermayer, der freilich damals seinen künstlerischen Höhepunkt schon überschritten hatte. Die Inschrifttafel aus rotem Marmor. H. ca. 2, 40 m.
Der Stuck ist weiß übertüncht. 4. Über dem Nordportal. Reliefteil eines Epitaphs. Dargestellt ist die Grablegung Christi in elf flachen Relieffiguren. In der linken unteren Ecke kniet ein Abt mit Pedum, vor ihm liegt auf einem Buche die Mitra, links davon ein Hündchen (Wappentier der Abtei Windberg). Im Hintergrund eine Felslandschaft. Das Relief ist oben verkürzt und schließt jetzt im Stichbogen. Am Grabe Christi die Inschrift: 1697 • F • A. Am unteren Reliefrand stehen rechts die Worte: O FILI DAVID MISERERE ME!. Kalkstein. H. ca. 0,70, Br. ca. o,8o m. Das Relief ist eine bessere Handwerksarbeit. Wahrscheinlich ist es der Rest eines Epitaphs, das der Abt Franziskus Knodt (1691-1717) schon zu Lebzeiten für sich anfertigen ließ. Ob die Initialen F. A. als Steinmetzensignatur oder als »Franziscus Abbas« zu deuten sind, ist vorläufig nicht sicher zu entscheiden.
Große Reliquienmonstranz auf dem Veitsaltar. Imposante Arbeit gegen Mitte des 18. Jahrhunderts, aus vergoldetem Messing. Auf profiliertem Sockel ein großer, von Wolken umgebener Stern; in dessen Mitte eine ovale Schauöffnung, die eine Kopfreliquie birgt. H. 1,80 m.
Geräte.
Große Monstranz. (Tafel 29) Prächtiges Frührokoko. Silber, vergoldet. Am geschweiften Fuß zwischen vier sehr hoch herausgetriebenen Voluten kleines Blattwerk. Schaft zweimal abgebunden, mit Voluten besetzt. Die Sonne trägt die geschweifte Schauöffnung zwischen einer ädikulaartigen Einfassung mit Volutenpilastern und Volutengiebel; in letzterem die Reliefbüste Gottvaters, unten zwischen den Pilasterkonsolen die Taube. Beschauzeichen München. Meistermarke I.W. im Rechteck. Vielleicht Johann Weithmann.
Reliquienmonstranz. (St. Blasius.) Messing, teilvergoldet. Am Fuß getriebene Rokokokartuschen. An der vergoldeten Sonne die herzförmige Schauöffnung, die von versilbertem Muschelwerk und vier fliegenden Engelchen umgeben ist. Um 1750-60.
Kelche. Silber, vergoldet. 1. Gegen 1700. Am Fuß getriebenes Rankenwerk. Glatte Kupa. Ohne Marken. — 2. Frühes 18. Jahrhundert. Am Fuß getriebene Voluten und silberne Engelsköpfchen. Nodus eiförmig, mit Ranken. Kupa mit silbernem Überfang, daran Engelsköpfchen. Ohne Marken. — 3. Um 1730. An Fuß und Kupaüberfang getriebenes Ranken- und Gitterwerk sowie je drei Emailmedaillons in Karmin auf Weiß: St. Franziskus von Assisi, St. Antonius von Padua, St. Franziskus de Paula, St. Michael, St. Klara, St. Vitus (?). Marken abgerieben. — 4. Um 1770. An Fuß und Kupaüberfang getriebenes Muschelwerk des späten Rokokos. Ohne Marken.
Altarleuchter. Klassizistisch, vom Ende des 18. Jahrhunderts. Anspruchslose Formen. Vier aus Silberblech, acht aus Zinn.
Ewiglichtampel. Hübsche, frühklassizistische Arbeit um 1790 aus teilvergoldetem Silberblech. H. ca. o,6o m.
Elfenbeinkruzifixe. 1. Holzmontiert. Am Sockel unten die Jahrzahl 1692. H. des Korpus 0,27 m. — 2. (Fig. 309.) Das Kreuz steht auf einem Messingsockel mit versilberten Muschelwerkauflagen. Um 1750-60. H. 1,14, H. des Korpus 0,36 m.
Paramente. Ganze Kapelle. Glatter, schwarzer Samt. Mittelstab Seidenbrokat, mit kleinteiligem schräglaufenden Muster in Gold, Silber und Schwarz auf weißem Grunde. (Fig. 310.) Erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Kaseln. 1. Auf englischrotem golddurchschossenen Seidengrund goldenes Granatmuster mit symmetrischen Ranken und einigen blauen und lila Blütchen. (Fig. 312.) Zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. — 2. Glatter, roter Samt. Mittelstab roter Seidenbrokat mit sehr großem silberbroschierten Granatmuster. (Fig. 311.) Spätbarock. — 3. Weißer Seidenbrokat mit großen goldenen Ranken. Mittelstab mit silberbroschiertem gegitterten Bande und Blumenzweig. Um 1750. — 4. Weißer Seidenbrokat mit bunten Blumen. Am Mittelstab bunte Blumenkörbchen und Blütenzweige. Zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts. — 5. Schwarze Seide mit rautenförmigem Gitterwerk, das Blumen umschließt. Der Mittelstab zeigt auf rötlichweißem Grunde rautenförmig gezogene,
weiße Blumenzweige. Zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Levitenröcke. Zwei gleichartige, von Seidenbrokat. Großes Buntblumenmuster auf Weiß. Am Mittelstab bunte Blumen auf Rotorange. Um 1730-40.
Glocke. Bei der Säkularisation lieferte das Kloster fünf Glocken ab. Um 1817 kaufte die Gemeinde Windberg für 1111 fl. 12 kr. die große Glocke des Klosters Niedernburg in Passau, die noch vorhanden ist. Sie stammt von 1779. Am Mantel Rokokomuschelwerk, die Reliefs: St. Benedikt, St. Scholastica, St. Pantaleon, ferner das Wappen der damaligen Äbtissin von Niedernburg, Scholastica von Seutern. Am Halse das Wort »Petrus«. Die Glocke ist vermutlich eine Schöpfung des Peter Anton Jacomini zu Passau. Durchm. 1,12 m.
Turmuhr. Von 1730. Am Werk die aufgemalten Namen sämtlicher damaliger Patres und Fratres der Abtei.
Im Westjoch des südlichen Seitenschiffes, unter der Orgelempore, ein Ölberg des i8. Jahrhunderts mit künstlerisch belangloser Christusfigur. Im Unterbau Einlagen von Erdpartikeln, die von zwanzig verschiedenen geweihten Stätten des Hl. Landes stammen.
Des volkskundlichen Interesses wegen ist schließlich der sog. »Ochsentritt« zu erwähnen. Er befindet sich im Fußboden des Mittelschiffes neben dem (von Osten gerechnet) dritten Pfeiler der südlichen Arkatur, beim Sabinusaltar. Granitstein mit einer Aushöhlung von der ungefähren Form des Abdruckes eines Rinderhufes. In der Vertiefung zeigt sich Sickerwasser. Der Ochsentritt wird seit Jahrhunderten mit der 1193 erfolgten Translation der Gebeine der Hl. Sabinus und Serena in Zusammenhang gebracht. Diese Translation war in Windberg auf einem schon im 17. Jahrhundert als »sehr alt« bezeichneten Gemälde dargestellt. (Cod. germ. mon. 2963, 2. Teil, S. 91.) Die oben erwähnte Zeichnung im Stiftbuche von 1541 hat möglicherweise jenes Gemälde zur Vorlage genommen. — Der Ledersack, in dem die hl. Gebeine angeblich nach Windberg verbracht wurden, hing früher an der Südwand des südlichen Querarmes. Jetzt ist nur noch der Haken und eine diesbezügliche Inschrift zu sehen.
Sulzbacher Kalender 1855, S. 69. — Abweichende Erklärung in Deutsche Gaue, XXV [1924], S. 110 f., woselbst auch auf einen Ochsentritt in Neukirchen bei Haggn hingewiesen wird.)
Sakristei.
Rechteckiger Raum zu drei Fensterachsen, im ersten Obergeschoß des an den südlichen Nebenchor anstoßenden Teiles des östlichen Klosterflügels. Flachdecke über hoher Kehle, mit neun etwas handwerklichen Deckengemälden, die laut Signatur 1725 der vielbeschäftigte J. Rauscher gemalt hat. Um das ovale, viermal ausgezackte Mittelbild des Letzten Abendmahles gruppieren sich acht Allegorien auf das hl. Altarsakrament, abwechselnd vierpaß- und herzförmig. Den Begrenzungslinien der Bilder folgt einfach profiliertes Stuckrahmenwerk. (Vgl. Fig. 313.)
Lavabo. Spätbarocke Arbeit aus rotem Marmor. Ein Balusterfuß unterstützt das gedrückt querovale Becken. Die Rückwand, mit rundbogiger Nische, wird von zwei kleinen Pilastern flankiert und durch ein gerades Gebälk mit einem muschelbekrönten Segmentgiebel abgeschlossen.
Schränke. Die Sakristei darf sich einer vorzüglichen, einheitlichen Schrankausstattung des späten Barocks (mit den Jahrzahlen1722 und 1723) rühmen. Auf die vier Wände verteilt, alle verfügbaren Wandflächen mit der schweren Pracht des deutschen Spätbarocks erfüllend, stehen zwei dreiteilige und drei einteilige Schränke aus Eichenholz mit Nußbaumfurnierung; alle verschieden in den Einzelformen, alle untergeordnet dem Gesamtgedanken. H. je 4,25 m.
Der an der Nordwand befindliche Geräteschrank ist dreiteilig. (Fig. 313.) Br. 7,75 m. Der Mittelteil springt in gebrochener Linie etwas vor. Über dem vorgezogenen Sockelgeschoß erhebt sich ein niedriges Zwischenstück mit den Behältnissen für die Kelche. Geschweifte Konsolen tragen sechs korinthische Säulen, die im Wechsel mit Ädikulen und Muschelnischen das Hauptgeschoß gliedern. Abschluß durch ein verkröpftes Gebälk mit Aufsätzen aus Giebelstücken und Akanthusschnitzereien. Im Giebel der Mittelädikula die Jahrzahl 1722. (Fig. 314.) Der Schrank besitzt reiche Ornamenteinlagen in klarer Stilisierung. — Zwei weitere Geräteschränke stehen an der Ostwand,
durch ein Fenster getrennt. Sie sind einteilig. Im System des Aufbaues und des Dekors stimmen sie im wesentlichen überein mit dem vorgenannten Schranke, sind aber doch auch sogar unter sich wieder etwas verschieden, was mit der ungleichen Breite (2,30 bzw. 2,80 m) zusammenhängt. Am südlichen Schrank die Jahrzahl 1723. — Die Südwand nimmt ein dreiteiliger Paramentenschrank ein. Sein Mittelteil springt stark vor. Korinthische Pilaster flankieren die durch Einlegearbeit belebten, hohen Doppeltüren. Das verkröpfte Gebälk bekrönen drei reiche Aufsätze von ähnlicher, aber durchaus nicht gleicher Gestaltung wie bei den Geräteschränken. Br. 8,25 m. — An der Westwand ist ein einteiliger Paramentenschrank aufgestellt, dessen Aufbausystem jenem der eben beschriebenen dreiteiligen Anlage sehr ähnlich ist. Br. 3,30 m.
Der Meister dieses wertvollen Schrankwerkes ist unbekannt. Zu den nur ganz wenig jüngeren Oratorien im Chor der Wallfahrtskirche auf dem Bogenberg bestehen stilistische Verbindungen. (Vgl. Fig. 30.) Hier wie dort herrscht eine große Fähigkeit, eine bestimmte Grundform unter Beibehaltung des Gesamteindruckes im einzelnen aufs reichste abzuwandeln. Die Ausführung ist sicher Klosterarbeit, die wohl in Windberg selbst geleistet wurde.
Die Beschläge der Sakristeischränke sind treffliche Schmiedearbeit. Durchbrochene Rankenmuster. (Vgl. Fig. 315.) Durch die genaue Datierung, um 1722 bis 1723, auch kunstgeschichtlich von erhöhtem Interesse.
Nebenkirchen.
Kath. Friedhofkapelle St. Maria. Erster Bau durch Abt Theodorich (1306-23). 1320 als Marienkapelle erwähnt. Die jetzige Anlage wurde 1451 von Grund aus neu errichtet. Eine Restaurierung ist im Gange.
Die Kapelle ist eine spätgotische Anlage mit nicht ausgeschiedenem Chor. (Fig. 316.) Drei Joche und Schluß aus fünf Seiten des Achtecks Der
Tonne genähertes Netzgewölbe; die Rippen sind abgeschlagen. Wandgliederung durch flache Pfeiler, die aus dem Achteck konstruiert sind, mit vorgelegtem Runddienst und gekehltem Sockel (Fig. 316.) Die Dienste schließen mit Profilkonsolen. Spitzbogenfenster mit Schräggewände; die des Chores und das auf der Nordseite des Westjoches befindliche Fenster sind zugesetzt. Dem letzteren entspricht südlich das Portal der Barockzeit. Sein gerader Sturz trägt innen die eingegrabene Jahrzahl 1691. Der ursprüngliche Eingang befand sich wohl in der Mitte der Westwand; dort befindet sich jedenfalls eine
Zusetzung, 1,60 m breit. Das Äußere gliedern ein Sockel mit gekehlter Schräge und zwei Kaffsimse, die unterhalb der Fenstersohlbänke bzw. dicht über den Fensterscheiteln umlaufen. Dachsims gekehlt. Bruchsteinbau, verputzt.
Außen an der Westwand befindet sich eine große, im Stichbogen schließende Flachnische. Sie wird flankiert von zwei vorgestellten, derben, kurzen Säulen, über denen sich formlose Pfeiler, die eine Verdachung tragen, erheben. In der Nische Johannes. Handwerkliche Holzfiguren in Lebensgröße aus dem 18. Jahrhundert. (Die beiden Assistenzfiguren befinden sich zur Zeit in der Pfarrkirche, zu seiten des Kreuzaltares.)
Deckengemälde. Spätbarocker Rahmenstuck umgibt zwei große, inhaltlich interessante Fresken um 1725. 1. Oben auf Wolken die hl.
Dreifaltigkeit. Etwas unterhalb von Christus schwebt ein Engel mit der Wage, deren Schalen die Aufschriften AVE bzw. VAE tragen. Von der hl. Taube fährt ein Blitzstrahl nieder zur Erde, aus der eine Frau und ein Mann auferstehen. Der Blitzstrahl hat Richtung auf den letzteren genommen, wird jedoch durch die daneben stehende Schutzmantelmadonna seitlich abgelenkt. Beim Einschlag in den Erdboden trägt der Strahl die Beischrift: usque in aeternum ardebit«. Jerem. 17. — 2. Oben Mariä Verkündigung. Aus Gabriels Brust, die den Gruß AVE MAR trägt, geht ein Lichtstrahl auf die Weltenlandschaft nieder. Er trifft auf die Erdkugel, so daß sie von einem flammenden Rosenkranz umspannt wird. Zwei Teufel, Amor und zwei weltlich gekleidete Männer versuchen vergeblich, die heilige Glut des Rosenkranzes zu löschen. — Die Hauptbilder sind von sechzehn Zwickelbildchen umgeben, die Versinnbildlichungen von Lobpreisungen Mariä darstellen.
Altar. (Südlich neben diesem Hochaltar war 1752 ein Seitenaltar zu Ehren des sel. Hermann Joseph errichtet worden.) Stattlicher Spätbarockaufbau um 1725, mit seitlichen Durchgängen. Sechs gewundene Säulen flankieren eine rundbogige Mittelnische. Über reich verkröpftem Gebälk erhebt sich der ganz ähnlich dem Hauptgeschoß gestaltete Aufzugmmit Oberbild der Sendung des hl. Geistes. Laub- und Bandwerkschnitzereien. An Stelle eines Altarblattes die spätgotische Steinfigur St. Maria mit Kind. (Fig. 317.) Sehr gute Schöpfung; besonders
anmutig das Jesuskind. Am Sockel die reliefierte Minuskelinschrift : Salve + regina + kinigin + Maria + 1451. Nach GUBY, a. a. 0., S. 19, wäre die Figur »aus kristallinischem Guß «. Unseres Erachtens handelt es sich um feinkörnigen Sandstein. Die Rückseite ist von den Schultern abwärts in äußerst flacher Muldenform mit einem Spitzhammer und einem ii mm breiten Meißel behauen; eine Maßnahme, für die kein Zweck ersichtlich ist, wenn die Figur in Steinguß ausgeführt wäre. Die Fassung, über kräftigem Kreidegrund, ist erneuert. H. 1,26 m. HALM (S. 96) schreibt die Figur dem Meister Erhart von Straubing zu, auf den die parallelen, in spitzen Winkeln scharf gebrochenen Gewandfalten zu Füßen hindeuten. Von den sechs in Holz geschnitzten Seitenfiguren des Altares entstammen die Heiligen Wolfgang und Blasius der Spätgotik vom Ende des 15. Jahrhunderts. (Fig. 318.) H. ca. 1 m. Die übrigen Figuren sind Spätbarockarbeiten um 1725. H. ca. 1,10 m. (Der Altar befindet sich seit Jahren in Restauration. Die Mittelfigur ist provisorisch in der Pfarrkirche aufgestellt, die Seitenfiguren sind beim Faßmaler.)
Der Altarstipes ist spätgotisch, aus der Erbauungszeit der Kirche. Sockel gekehlt. Mensa mittels Schräge ausladend.
Steinreliefs. Außen über dem Eingang ist seit dem 19. Jahrhundert, durch ein kleines Blechdach einigermaßen geschützt, ein Kalksteinrelief eingelassen: Vera icon, von zwei fliegenden Engeln gehalten; links am Rande der Bildniskopf des Bildhauers. (Fig. 319 und 320.) Von einer ehemaligen Bemalung sind noch gelbe, braune, rote und grüne Farbspuren erhalten. Gute spätgotische Schöpfung vom Anfang des 16. Jahrhunderts. H. 0,39, Br. 1,15 m. Stammt, nach Angabe, vom ehem. Vorzeichen des Nordportals der Klosterkirche.
Etwas oberhalb hiervon ein Sandsteinrelief unter schmaler, stichbogiger Verdachung. Ein mit Kopf und Flügelteilen sichtbar werdender Engel hält vor sich die Tafel mit der in Minuskeln ausgeführten Bauinschrift: Anno • dni • 1451 • fundata est • hec • Capella • fundit° p • venrabile • prem (= patrem) • et • dum • dominu • Albertu • de • pärchin Abbatem • hui° • cenobii. Stark verwittert, vor allem der Engelskopf. H. 0,60, Br. 0,65 m.
Grabsteine in der Kirche. 1. Im Chor. Franz Joseph Panghofer, J. U. Lic., Sr. Churfrt. Drt. in Baiern wirklicher Hofkammer Rath, hiesigen Klosters Hof-Richter, seines Alters 36 Jahr. Spätbarocke Rotmarmorplatte von geschweiftem Umriß, mit Segmentgiebel-Aufsatz. Ohne Todesdatum. Erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. H. 1,12, Br. 0,65 m. — 2. Zur Zeit frei an die Wand gelehnt. Das linke untere Viertel einer spätgotischen
Rotmarmorplatte mit Teilen einer stehenden Relieffigur und der Minuskelumschrift: …bert • parching Abbas • hui° • loci • Cuius • anima … Es handelt sich demnach um den Grabstein des kunstsinnigen Windberger Abtes Albert von Perching, + 1461. Höhe des Fragmentes 1,20, Br. 0,60 m. — 3. Im Westjoch an der Nordwand. Grabmal der Irmgard von Allenkofen, + 22. März 1289. Jetzt aufrecht in die Wand eingelassen. (Tafel 30.) Wie im Mittelalter gebräuchlich, ist die Figur in stehender Haltung gegeben. Als Standfläche dient ein niedriger Polygonsockel. Die Frau trägt eine wenig gefältelte Tunika mit weitem, runden Halsausschnitt, den eine glatte Borte säumt. Um die Hüften ein Gürtel mit Rosetten und Schnalle. Der auf der Brust offenstehende Mantel ist von der linken Hand der Dargestellten über dem Unterkörper, wo er ein prachtvolles Faltenspiel gibt, zusammengehalten. An den Schultern ist der Mantel mit großen Rosetten besetzt. Das edle Antlitz mit den feingeschnittenen Augen ist umrahmt von zierlichen Haarlocken und dem in klassischer Schönheit umgelegten Kopftuch. Dem Haupte ist ein einfaches Kissen untergelegt. Zu Füßen der Figur der Wappenschild der Allenkofen. Umschrift in Majuskeln: ANNO • DNI • M° • C° C • LXXXIX • PXIMA • SCDA • FERIA • POST • LETARE • O • IRMNGARDIS • VXOR • HAINRICI • DE • ALLENKOVEN • MILITIS. (Ein »Heinricus I. de Almehofen • MCCXCIIII« wird im Windberger Nekrologium genannt.) Feinkörniger Sandstein. L. 2,05, Br. 0,84 m; die höchste Erhebung des Reliefs über der Grundplatte beträgt 0,20 m. Die Relieffigur weist mehrere erhebliche Beschädigungen auf. Vor allem die Nase und das Kinn sind bestoßen. Da der Stein einmal eine Zeitlang in einem Straßengraben beim Kloster herumlag, wurde er von den Bauern als Wetzstein benutzt; infolgedessen sind die beiden Unterarme und die
rechte Hand der Figur muldenförmig ausgewetzt. Trotz dieser Schäden ist der Grabstein noch von sehr bedeutender Wirkung, eines der wertvollsten Werke der frühgotischen Plastik Niederbayerns überhaupt, allerdings nicht im Straubinger Kunstkreis einzuordnen, sondern zweifellos aus der Regensburger Schule hervorgegangen. — An der Westwand. 4. Große Grabplatte des Abtes Sigismund [Regenmiller], + 19. August 1519. (Fig. 322.) Der Verstorbene ist dargestellt mit Mitra und Pedum. Das versenkte Relief begleiten Frührenaissancesäulchen, die sich oben rundbogig zusammenschließen nach Art des spätgotischen Sprengwerkes. Stilgeschichtlich interessant. Minuskelumschrift: An° • dni • 1 • 5 • 19 die qrtadecima kalendas Septembris Obijt Reverendus in cristo pater venerabilis Dominus Sigismund° abbas hui° loci Vir providus cuius anima requiescat jn pace. Rotmarmor. H. 2,50, Br. 1,25 m. — 5. Johann Khnod, dreißig Jahre lang Windberger Hofrichter, vorher 27 Jahre lang dortselbst Hofschreiber und Kastner, + 24. März 1672, 72 Jahre alt. Kalksteinplatte; unten in Rundblende das reliefierte Wappen des Verstorbenen. H. 0,70, Br. 0,43 m. (Ein Brustbild Khnods von 1642 befindet sich im Porträtbuch der Priesterbruderschaft zu Straubing. — 6. Christoph Märtz, liberalium artium magister und deß … Clossters Windberg alhie in die 33 Jar lang gewester Hofrichter, + 30. April 1613. Inschriftplatte, von Akanthusvoluten umrahmt; in der unteren Hälfte Reliefwappen des Verstorbenen in rundem Lorbeerkranz, in den Zwickeln Engelsköpfchen bzw. Bandwerk. Kalkstein. H. 2,27, Br. 0,63 m.
Weihwasserbecken. (Fig. 322.) Auf quadratischer Fußplatte eine steile, achteckige Basis mit einer Eckmaske und Eckknollen. Achteckiger Schaft. Die quadratische Schale lädt wulstförmig aus; ihre Außenseiten sind durch doppelte Rillen in Felder geteilt. Das Wasserbecken ist muldenförmig. Stilgeschichtlich interessante Renaissanceschöpfung, etwa um 1600. Sandstein. H. 0,89 m.
Ehem. Klosterpfarrkirche St. Blasius. Die Gräfin Hedwig von Cilli, Gemahlin Alberts von Bogen, des Stifters von Windberg, hatte nach dessen Tode neben dem Mönchskloster ein Frauenkloster gegründet. Am 21. April 1158 weihte Bischof Hartwig II. von Regensburg die zu diesem Frauenkloster gehörige Kirche zu Ehren des hl. Blasius. Dieses Gotteshaus, das östlich der Klosterkirche lag und wohl identisch ist mit der dem Windberger Nekrologium zufolge durch Bischof Hartwig von Regensburg geweihten »capella sororum« wurde später, nachdem das Frauenkloster eingegangen war, als Pfarrkirche benützt. Abt Albert von Perching (1436-61) schmückte sie mit einem neuen Hochaltar. 1803 wurde die Kirche exekriert, dann als Stadel verwendet und 1849-54 samt dem Turm abgebrochen.
Eine Ansicht des späten 18. Jahrhunderts von der alten Klosterpfarrkirche St. Blasius enthält die Tafel 4 in MB. XIV.
Ehem. Kapelle St. Augustinus. Erbaut unter dem Abte Nikolaus Lohamer (1400-1430. Die Weihe erfolgte am Michaelstage 1405 durch den Regensburger Weihbischof Seifridus.
Die Augustinuskapelle stand südlich von der Blasiuskirche. Sie wurde offenbar bald nach der Säkularisation abgebrochen.
Ehem. Dreifaltigkeitskapelle. Gestiftet um 1300. Sie stand im Kreuzgarten. Nach der Säkularisation wurde sie abgebrochen.
Hier befand sich das Begräbnis der Ramsperger und anderer Adeligen.
Friedhof.
Um die Marienkapelle. An der Nordwestmauer einige Priestergrabsteine, einfache, nur historisch bemerkenswerte Kalksteinplatten. 1. Bernhard Gerstlacher, Chorherr zu Windberg, geb. im Markte Schwaben 11. Dezember 1743, 36 Jahre Pfarrer in Englmar, + 31. Oktober 1823. — 2. Joseph Ildephons Promersberger, Kapitular des ehem. Stiftes Oberaltaich, geb. zu Gittendorf in Dezember 1771, + 29. April 1826. — 3. Michael Edmund Huber, Cisterzienser von Fürstenzell, geb. 10. August 1773 zu Fürstenzell, Pfarrer zu Windberg 1825, + 24. Juli 1834.
Im Friedhof stehen noch mehrere von den schönen schmiedeeisernen Grabkreuzen des Barocks, des Rokokos und des früheren 19. Jahrhunderts, deren originelle Stilisierung und zarte Formgebung die alten Friedhöfe so stimmungsvoll erscheinen ließ. Fig. 323 zeigt ein besonders malerisches, spätbarockes Kreuz mit lebendig gestaltetem Spiralmuster.
Eine volkskundlich interessante Grabschrift für Sebastian, Anna Maria und Rosina Bayer von Staudach ist abgedruckt im Bayerischen Wald, IV (1906), S. 42.
Klostergebäude.
Das ehem. Kloster bietet ungeachtet der mit der Besitzzertrümmerung des Jahres 1803 zusammenhängenden baulichen Veränderungen gleichwohl noch ein anschauliches Bild einer ausgedehnten
Klosteranlage. Auch heute noch bekrönt eine geschlossene Baugruppe den Berg. Die verhältnismäßig große Anzahl von steilen, teilweise getreppten Giebeln gibt der Ansicht von Nordwesten her sogar noch eine spätmittelalterliche Gesamtnote. In der Gesamtwirkung der Bergbekrönung und in der immer noch ziemlich geschlossenen Wirkung der einzelnen Klosterhöfe liegt der hohe Wert der ehem. Klostersiedlung Windberg. Die künstlerische Bedeutung der Gebäude im einzelnen ist — wie auch bei alten, schönen Straßen der Städte häufig beobachtet werden kann — der Bedeutung des Ganzen gegenüber von geringerem Grade.
Beschreibung. Das Münster war auch in topographischer Hinsicht der Mittelpunkt des Windberger Klosterbezirkes. Rings umher gruppierten sich innerhalb eines rundlichen Bezirkes die verschiedenartigen Baulichkeiten, wie sie zu einer alten und bedeutenden Klosteranlage gehörten. Das Gelände hat seinen Höhenpunkt an der Stelle der Abteikirche; in der Flucht des südlichen Nebenschiffes bricht es terrassenartig um Stockwerkshöhe nach Süden zu ab. (Vgl. Fig. 282 u. 284.) Östlich der Klosterkirche stellte eine jetzt verfallene zweiläufige Freitreppe die Verbindung her. (Vgl. Fig. 282.) Außerhalb des Beringes sind westlich, südlich und östlich Abhänge, nördlich steigt die Bergzunge sanft an.
Von der ehem. Ring mauer sind auf der West-, Süd- und Ostseite noch einige Reste erhalten. (Vgl. den Lapeplan Fig. 324.) Bruchsteinmauerwerk. Südseits einige unregelmäßig verteilte, schräge Stützpfeiler. Die Ringmauer mag zum Teil auf das späte Mittelalter zurückgehen, im großen und ganzen stammt ihre heutige Erscheinung aus barocker Zeit.
Der Hauptzugang zum Kloster liegt im Norden. (Fig. 324.) Östlich von diesem Torbau liegt das Richterwohnhaus, westlich das Gasthaus mit dem Gerichtssaal. Den nördlichen Außenhof riegeln vom westlichen Außenhof zwei Gebäude ab, die als Fremdenstallung und Fahrzeugremise dienten. Südwestwärts schließen sich das Handwerkerhaus mit der Schmiede, die ehem. Kanzlei und der Gaststock an. An der Südwestecke des Beringes stand die Bäckerei. Die Südseite bildeten ein Wirtschaftsgebäude und der Südflügel des Konventbaues, dessen Fortsetzung den inneren Klosterhof nach Osten begrenzt. Zwischen innerem und äußerem Klosterhof steht die ehem. Abtswohnung, heute Pfarrhaus. Der nördliche Teil des inneren Klosterhofes barg einst den Kreuzgang (jetzt Pfarrgarten).
Der Zugang in den Klosterbering erfolgt auf der Nordseite durch einen Torbau. (Fig. 325.) Dieser öffnet sich nach außen mit einem großen Rundbogentor in schöner Quadertechnik. Sein Gewände ist einmal gestuft. (Fig. 326.) Der profilierte Kämpfer verkröpft sich um die Stufe und läuft noch ein Stück weit an der Außenwand fort. Im übrigen blieb das Tor ohne Zierglieder; die edle Sprache reiner Architektur gibt den Ton an. Als Entstehungszeit ist die Frühzeit des 13. Jahrhunderts anzusehen. Das Kämpferprofil kommt in gleicher Form in der Klosterkirche vor. Die Durchfahrt ist flachgedeckt.
Kreuzgang. Er befand sich an der Südseite des Langhauses der Klosterkirche. Jetzt fast gänzlich zerstört. Der noch stehende Rest des
Nordflügels geht auf die romanische Zeit zurück. (Fig. 285 u. 291.) Er besitzt ein wohl erst der Renaissance angehörendes Tonnengewölbe mit aufgetragenen Kreuzgraten aus Stuck und ebensolchem scheibenförmigen Schlußstein. Die Grate ruhen auf kleinen, konsolenartigen, profilierten Gebälkstücken, die gleich jenen dem 16. oder 17. Jahrhundert entstammen. Unterhalb des Pultdaches ein spätromanischer Rundbogenfries. (Ein weiteres Werkstück davon, mit zwei Bogen, liegt im Pfarrgarten.) Schönes Granitquaderwerk wie an der Klosterkirche.
Nach dem Kreuzgarten zu drei schmale, rundbogige Fenster, die innenseits in stichbogigen Nischen sitzen. An der Nordwestecke öffnete sich der Nordflügel des Kreuzganges mit einer großen
Rundbogenarkade, die im 19. Jahrhundert teilweise zugesetzt wurde, um ein kleines, spätgotisches Portal aufzunehmen. Dieses schließt im Spitzbogen. (Fig. 327.) Das Gewände ist profiliert mit zwei Stäben zwischen Kehlen. Die Stäbe ruhen auf gedrehten bzw. gerauteten Säulchen. Der innere Stab, mit vorgelegtem Plättchen, überschneidet sich am Bogenscheitel.
Der Nordflügel des Kreuzganges stand mit dem südlichen Querarm der Kirche in Verbindung. An der Westwand des letzteren beobachtet man außen einen rundbogigen Durchgang, der mit Backsteinen zugesetzt ist.
An der Südseite des Langhauses, am Seitenschiff, beobachtet man in Firsthöhe des bestehenden Kreuzgangdaches mehrere Kragsteine, die für das Pultdach des abgebrochenen Teiles des Kreuzganges bestimmt waren. Die Seitenschiffsmauer springt in einer Höhe von 2,75 m über dem Niveau des Kreuzhofes um 8 cm zurück. Nahe dem oberen Rande des stärkeren Mauerteiles befinden sich querrechteckige Mauerlöcher, wohl für die ehemaligen Deckenbalken des Kreuzganges. Oberhalb des Mauerrücksprunges treten ein Stück weit Ziegelsteine zutage; sie
dürften mit der späteren Überwölbung des Kreuzgangflügels in Zusammenhang stehen. Noch weiter oben, gegen die Kragsteine hin, ist ein flüchtiger behandeltes Granitquaderwerk zu bemerken; man darf daraus schließen, daß die Anlage des Kreuzganges bei Erbauung der Klosterkirche schon planmäßig festlag.
Am wahrscheinlichsten eine Spolie vom romanischen Kreuzgang ist das 1884 vom Freiherrn von Schrenk dem Bayer. Nationalmuseum geschenkte Würfelkapitell eines Säulchens aus dem früheren 13. Jahrhundert. Es ist durch eingegrabene Linien blattförmig ornamentiert. An den Ecken Voluten; unter diesen ganz primitiv gearbeitete menschliche Köpfe in Hochrelief. Granit. H. 0,24, Durchm. des Säulenhalses 0,15 m. KARLINGER macht aufmerksam auf die ähnliche Erscheinung der verquollenen Köpfe am Westportal der ehem. Marienkirche des Klosters Niedernburg in Passau, gleichfalls Granitbildwerke, die um 1220-40 angesetzt werden.
Vom westlichen Kreuzgangflügel haben sich nur unscheinbare Spuren erhalten. An der Ostseite des heutigen Pfarrhofes sieht man einige spätgotische Gewölbeanfänger mit doppelt gekehlten Rippen; sie ruhen auf spitz zulaufenden Polygonkonsolen, deren Kämpferprofil aus Wulst, Kehle und Platte gebildet ist. Einer Konsole ist ein leeres Schildchen vorgelegt. (Fig. 327.) Ebenda mehrere einfache Kragsteine für das ehem. Pultdach des Kreuzgangflügels. Einige weitere spätgotische Gewölbeanfänger mit doppelt gekehlten Rippen, unter sich gleich, liegen im Pfarrgarten; sie stammen sicher vom Kreuzgang. Schließlich bewahrt das Straubinger Stadtmuseum noch vier Werkstücke, Bogenanfänger mit Reliefbüsten von Aposteln, die zweifellos vom spätgotischen Kreuzgang in Windberg stammen, allerdings kaum vom Westflügel, da ihr Rippenprofil nur einmal gekehlt ist und auch nicht gerade, sondern dreiseitig schließt. Diese Werkstücke aus Kalkstein sind Ecksteine, einen rechten Winkel einschließend. Zwei von ihnen, mit den Büsten von St. Petrus und Paulus (Fig. 328), sind 0,43 bis 0,44 m hoch, die beiden übrigen, mit St. Jakobus minor und St. Philippus, je ca. 0,57 m hoch. Um 1480.
An der Westseite des ehem. Kreuzgartens steht die ehem. Abtei, der heutige Pfarrhof. Der auf die Spätgotik des frühen 16. Jahrhunderts zurückgehende Bau ist eine schlichte, zweigeschossige Rechteckanlage mit 9:3 Fensterachsen. Am nördlichen Teil der westlichen Langseite springt im Obergeschoß ein rechteckiger Erker mit Pultdach aus. Er hat stichbogige Fenster nach drei Seiten. Der Fuß des Erkers hat die Form einer mächtigen, geschweiften Konsole, deren Front durch fünf stark vortretende Rippen von rechteckigem Querschnitt mit gefasten Kanten gegliedert ist. 16. Jahrhundert, mit Veränderungen.
Die Fenster sind im allgemeinen rechteckig; nur neben dem Erker befinden sich stichbogige Fenster. Die Erdgeschoßfenster der Westfassade haben in der ersten und dritten Achse von Norden her geraden Sturz und Gewände in handwerklicher, spätgotischer Formgebung. In der dritten Achse von Süden her ein schlichtes Barockportal mit geradem Sturz und Oberlicht; es führt zur Treppenflur; im südlichen Gewände unten ein älteres Werkstück mit Rundstab zwischen zwei Kehlen. In der sechsten Achse eine rundbogige Einfahrt, deren Bogenkante mit einem Dreiviertelstab zwischen Kehle und Schräge ausgesetzt ist; derb, etwa erste Hälfte des 16. Jahrhunderts.
An der nördlichen Schmalseite des Pfarrhofes befindet sich im Obergeschoß eine im Eselsrückenbogen geschlossene Öffnung, offenbar eine ehem. Verbindungstüre. Zum Nordflügel des Kreuzganges (und durch diesen zum Westjoch der Klosterkirche) führt ein kleines Spitzbogenportal an der Nordostecke des Obergeschosses. Über dem Bogenscheitel war die gemalte Minuskelinschrift »Ananysapto« zu sehen, bis sie vor einigen Jahren aus Versehen übertüncht wurde. Das Wort ist eine Beschwörungsformel, die in ähnlicher Fassung mehrfach, z. B. bei Torinschriften des 14. Jahrhunderts in Ingolstadt, vorkommt.
Innenräume. Die Treppenflur läuft von West nach Ost durch das Haus. Westlich barocke Kreuzgewölbe. Östlich zwei spätgotisch gewölbte Joche. Das westliche hat ein Kreuzgewölbe mit einfach gekehlten Rippen und kleinem scheibenförmigen Schlußstein. Das östliche Joch überwölbt ein reich figuriertes Sterngewölbe; das Rippenprofil zeigt einfache Kehlung und dreiseitigen Steg; großer Schlußstein mit zehnblätteriger Rosette. Das Sterngewölbe ruht in den vier Ecken auf profilierten, spitz zulaufenden, aus dem Achteck konstruierten Konsolen. An der Nordwand des östlichen Joches der Flur befindet sich eine spitzbogige Türe; Gewände mit Rundstab zwischen zwei Kehlen. Die Treppenanlage östlich der Flur ist barock. Einläufige Podesttreppe einfacher Art.
Die übrigen Räume des Erdgeschosses und das Obergeschoß haben Flachdecken.
Im Obergeschoß befinden sich am Stiegenhaus zwei schöne Barocktüren, unter sich gleich. Um 1700-1720. Mit zwei schräg auswärts gestellten, korinthischen Pilastern; über dem Gebälk ein geschweifter Aufsatz mit Segmentgiebel und flankierenden, geschweiften Giebelstücken. Holz, dunkel gebeizt. Am Gewände und Türflügel einfache Einlegearbeit.
Ebenda, an der Nordwand, ein dekoratives Ölgemälde der Barockzeit mit verschiedenen Szenen aus der Lebensgeschichte des hl. Norbertus. H. 2,55, Br. 4,30 m.
Äbtetafel. Nördlich vom Stiegenhaus ein kleiner Saal. Darin an der Südwand die Gedenktafel der Äbte, enthaltend deren Bildnisse und Lebensdaten. Oben links das Stifterpaar, Albert von Bogen und seine Gemahlin Hedwig, das Modell der Klosterkirche haltend. Unter dem Gemälde die Inschrift: FMK (ligiert) • Hoc opus cofectum est Ano MDLXXXIX (= 1589) SMK (ligiert). Darunter in einer Rollwerkkartusche: »Illustris dns D. Albert° comes a Pogen una cum coniuge sua clarissima Hedvviga de generosa familia Zilli oriunda Hoc inclytum Monasterium Windbergense ad sanctae ac individuae Trinitatis Virginisqz. Dei genitricis Mariae laude et gloriam fundavit anuisqz censib° locupletavit ano M • C XXV, eidenzqz Monasterio Ecclias parrochiales in inferiori Viechtach et Schittenhoven cum suo iure debito et perpetuo in terra Bohemorum sitas dns Albert° quart° hui° familiae ultim° ppter illatu damnu tradidit et incorporavit A° M • CCXXXIII (= 1233) 8° calend. april. obijt vero supdcts fudator D. Albert° h° nois pri° (= huius nominis primus) post Salvatoris nri incaratonem M • C • XLVII 1147) • idus Januarij. Die Bildnisse stellen sämtliche Äbte dar mit Ausnahme der beiden letzten, an die nur Inschriften erinnern. Es sind selbstredend zum Teil Idealbildnisse. Daran reihen sich Porträte der Pfarrer des 19. und 20. Jahrhunderts. H. der ganzen Tafel 3,95, Br. 4,70 m.
In der Nordostecke befindet sich eine interessante Holzstiege der spätesten Gotik, etwa um 1530. (Fig. 330. — Abb. nach Photographie in Niederb. Monatsschr. 1915, S. 100.) Sie führt in geradem Lauf zu einem kleinen Podest. Dessen Brüstung zeigt ebenso wie das Treppengeländer reiches, geschnitztes Maßwerk von malerisch aufgelöster Figuration. Treppenbaum und Handleiste zeigen Wasserschlagprofil. Am Treppenantritt steht ein Säulchen mit durchgestecktem Polygonsockel, gebündeltem gedrehten Schaft, der astwerkartig behandelt ist, und polygonem, dem Sockel ähnelndem Kapitell. Die Setzstufen sind mit Rankenwerk in Flachschnitzerei geziert. Auf einer derselben ein vielfach verschlungenes Schriftband mit Frührenaissance-Majuskeln, deren zweifelsfreie Aneinanderreihung nicht gelang. (Ähnliche Bandwerkschnitzereien aus spätgotischer Zeit befinden sich u. a. an der Westempore der Kirche zu Weidenbach [B.-A. Mühldorf] und an der Emporenbrüstung und Kanzel in Lanzing [B.-A. Laufen].
Auf die Unterseite des Podestes ist zwischen Rankenwerk eine allegorische Figur gemalt: Eine auf einer Schnecke reitende Frau, die einen Pokal trägt. Rechts von ihr ein fliegendes Engelchen. (Abb. in Niederb. Monatsschr., IV [1915], S. 99.) Die Darstellung entstand vielleicht unter Bezugnahme auf den Ausspruch des hl. Papstes Gregor des Großen, wer eine Höhe erreichen wolle, könne es nicht mit einem Sprung tun, sondern müsse von einer Stufe auf die andere schreiten. Von 1526 bis 1541 regierte in Windberg Abt Gregor (Haibühler), dem jener Ausspruch seines Namenspatrones sehr wohl bekannt sein mochte.
Im gleichen Raume wird eine Anzahl von querrechteckigen Kalksteinplatten verwahrt, die in tief eingeschnittenem Relief spätgotisches Maßwerk aufweisen. (Vgl. Fig. 329. – Das Profil c-d befindet sich auf Fig. 327.) H. je 0,40, Br. 0,82 m. Die ursprüngliche Verwendung dieser Werkstücke ist nicht mehr bekannt.
Ölgemälde. Ebenda zwei Ölgemälde des späten 18. Jahrhunderts. 1. Brustbild des hl. Bernhard von Clairvaux nach rechts mit Unterschrift: Palmes Vallis Clarae. Oval im Rechteck. Beschnitten. H. 1,02, Br. 0,54 m. – 2. Gegenstück zu vorigem. Unterschrift: Palmes Duns Scotiae. Es handelt sich also um ein Idealbild des berühmten Scholastikers aus dem Franziskanerorden Johannes Duns Scotus.
Grabplatten. An der Fensterwand liegen in einfacher Aufschichtung mehrere schlichte Grabplatten in Verwahrung. Sie stammen wohl sämtlich aus der Klostergruft, die sich unter der Sakristei der Kirche befand. 1. Abt Paulus,+ [30. Dezember] 1512. Kalkstein. Rautenförmig; Seitenlänge 0,37 m. – 2. Abt Gregorius [Haidpichler], + [4. Oktober] 1541. Ebenso. – 3. Abt Johannes [Talmair], + [Febr.] 1570. Ebenso. – 4. Abt Andreas Vögele, Generalvicar, + [16. November] 1631. Wie vorher. – 5. P. Jacobus Zoia, Prior, + 1632. Kalkstein. Quadratisch; Seitenlänge 0,30 m. – 6. P. Marianus Obermayer, + 1713. Quadratisch; Seitenlänge 0,45 m. In acht Stücke zerbrochen. – 7. Abt Augustinus [Schm]itpauer, Jubiläus, + 25. Januar 173[4]. Rautenförmige Kalksteinplatte mit Wappenkartusche in der unteren Ecke. Seitenlänge 0,42 m. – 8. Konversbruder Mathias Hoffsteter, + 26. April 1744, im 50. Jahr der Profeß, im 71. seines Alters. Quadratisch, Seitenlänge 0,43 m. – 9. P. Paulus Dachauer senior, prof. et sacerd. jub.,+ 22. April 1768, 77 Jahre alt. Wie vorher. – 10. P. Reynerius Rieger, Prior, + 27. Mai 1771, 47 Jahre alt. Wie 8. Zerbrochen. – 11. P. Michael Zeillinger senior, + 25. Februar 1785, 75 Jahre alt. Wie 8. Zerbrochen.
Ebenda befindet sich eine romanische Säulenbasis, gegliedert in Platte, Wulst mit Eckknollen, Plättchen und flache Kehle. 12.-13. Jahrhundert. Granit. H. 0,16, Seitenlänge der Fußplatte 0,295 m. Nicht gut erhalten.
Ferner wird in diesem Raum ein geschnitztes Brett aufbewahrt, offenbar ein Probierstück einer Kistlerwerkstatt. In versenktem Relief einerseits eine Renaissancemaske mit Ornamentgehänge, auf der anderen Seite ein ionisches Kapitell und ein wesentlich primitiver geschnitzter Wappenschild mit einem Kreuz. Auf einer Schmalseite des Brettes die eingeschnittene Inschrift: ibi da Schö Hansl vo Rodating (= Roding ?) M (darin ein Herz) nimhe (?). Späteres 16. oder früheres 17. Jahrhundert. Pappelholz. L. 0,38, Br. 0,22, Stärke 0,05 m.
Erker. Im Erker, an der Westseite des Obergeschosses, als Schmuck der Flachdecke eine stuckierte, runde Rollwerkkartusche, gehalten von zwei Engeln mit Pedum und Mitra, unten abgeschlossen mit einem Engelsköpfchen. Überweißt; das jetzt leere Feld der Kartusche trug ursprünglich wohl das gemalte Wappen des Abtes. Erste Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Im südlichen Teil des Obergeschosses lag ehemals ein Speisesaal. Jetzt verbaut.
Nördlich der ehem. Abtei liegt die Pfarrscheuer. Das Gelände zwischen ihr und dem südlichen Seitenschiff der Kirche liegt einige Meter tiefer als die Schwelle des Westportales der Kirche und der Friedhof. (Vgl. Fig. 294.)
Ehem. Küche. Die Küche befand sich in einem jetzt nicht mehr bestehenden, zweigeschossigen Gebäude, das sich südlich von der Abtei erstreckte bis nahe an den Südflügel des Konventgebäudes. Der Kupferstich in MB. XIV (Tafel 4) zeigt in der Ecke zwischen Küchentrakt und Abtei jene interessante Kaminanlage, wie sie u. a. im Kloster Seligental erhalten geblieben ist.
Ehem. Refektorium. – Das Refektorium war in einem zweigeschossigen Flügelbau untergebracht, der mit dem Südflügel des Kreuzganges parallel lief. (Vgl. MB. XIV, Tafel 4.)
Konvent. Konventgebäude. An Stelle einer älteren, zweigeschossigen Anlage, die bei WENING (Tafel 68) wiedergegeben ist, errichtete Abt Augustin Schmidtbaur (1717-32) den bestehenden Bau. Geplant war vermutlich eine Dreiflügelanlage um den inneren Klosterhof, dessen Nordseite die Kirche einnimmt. Zur Ausführung kamen der Ostflügel und die Hälfte des Südflügels. Im südöstlichen Eckpavillon befand sich einst die Bibliothek. (MB. XIV, Tale]: 4.)
Der bestehende Konventbau ist eine einfache, dreigeschossige Barockanlage mit fünfzehn Fensterachsen gegen Osten. (Vgl. Fig. 282.) Der Südflügel ist fünf Fensterachsen lang. Die Ecken sind durch Pavillons verstärkt, die um eine Fensterachse vorspringen und drei Fensterachsen breit sind. Die Pavillons haben Ecklisenen, die am Erdgeschoß rustiziert sind. Die Horizontalgliederung des Konventbaues beschränkt sich auf ein schlichtes Gesims über dem Erdgeschoß und ein zweites, schwächeres Gesims, das in Sohlbankhöhe der Fenster des ersten Obergeschosses umläuft. Die Fenstereinfassungen sind schlicht; die Fenster des ersten Obergeschosses haben gefelderte Brüstungsvorlagen, an den Eckpavillons außerdem geschweifte Verdachungen. In der siebten Achse von Norden führt durch den Ostflügel eine Durchfahrt mit korbbogigen, schmucklosen Portalen.
Die langjährige Verwendung des Konventbaues zu Brauereizwecken hat die von Anfang an bescheidenen Räume stark beeinträchtigt, so daß heute nicht viel Nennenswertes sich bietet. Längs der Hofseiten laufen Flure mit gratigen Kreuzgewölben. Die schlichten Treppenhäuser haben Tonnengewölbe. Nur im ehem. Kapitelsaal, der im ersten Obergeschoß des Ostflügels liegt, findet sich ein künstlerischer Dekor. An der Flachdecke spätbarocker Rahmenstuck, der ein Mittelfeld und vier Eckfelder einfaßt. Diese Felder sind mit Fresken geschmückt. In der Mitte die Übergabe der Ordensregel an den hl. Norbert durch St. Augustin, in den Ecken die Kardinaltugenden. Wohl von Rauscher gemalt. Teilweise abgefallen, das übrige sehr gut erhalten.
Im Kloster befinden sich ferner noch einige große dekorative Ölgemälde des 18. Jahrhunderts. Eines von ihnen stellt den ersten Abt, Gebhard von Bedenburg, dar; im Hintergrund eine Ansicht von Sossau. Sämtliche Bilder sind sehr ruinös bzw. weitgehend erneuert.
Einen aus der ehem. Klosterapotheke stammenden Mörser bewahrt das Bezirksmuseum in Bogen.
Ehem. Göpelwerk. Im Erdgeschoß befand sich bis vor kurzem südlich von der Durchfahrt ein mächtiges, hölzernes Göpelwerk, das durch Pferde getrieben wurde. (Fig. 331 u. 332.) Es war ein auch künstlerisch beachtenswertes Denkmal alter Ingenieurkunst, bei dem Zweckmäßigkeit und Formschönheit in vorbildlichem Einklang standen, während z. B. in BELIDORS berühmter Architectura Hydraulica nur nüchterne Technik zu Worte kommt. Um 1926 wurde das Göpelwerk abgebrochen und zerstört.
Gasthaus. Ehem. Richteramtshaus, jetzt Gasthaus Greindl.
Schon im i8. Jahrhundert als Gasthaus (»Caupona«) verwendet. Westlich vom Nordtor. Zweigeschossige Rechteckanlage mit steilem Satteldach zwischen zwei Treppengiebeln. (Vgl. Fig. 325.) 7:2 Fensterachsen. Die Fenster barock verändert. In der Mitte der südlichen Traufseite spitzbogiger Eingang; das Gewände hat eine breite, mit Rundstab ausgesetzte Kehle. Über dem Türscheitel eine rundbogige Flachnische mit fast vollrund herausgearbeitetem Bildniskopf und der Jahrzahl 1502. In der Hausflur über der Tür zur Gaststube kleine Steintafel mit der Inschrift: Erbauet von Fundament Ao. 1175. Erneueret 1728. Eine andere Flurtüre, in einen Nebenraum führend, hat ein spätgotisches, im Spitzbogen schließendes Profilgewände. Im Obergeschoß befindet sich der ehemalige Gerichtssaal, im heutigen Zustand ohne Interesse.
Das Richteramtshaus ist ein wohl auf romanischer Grundlage errichteter Neubau von 1502 mit spätbarocken Veränderungen. Die ziemlich gute Erhaltung des spätgotischen Habitus in der allgemeinen äußeren Erscheinung verleiht der Anlage eine selbständige künstlerische Bedeutung.
Inschrift. In der Hausflur des Erdgeschosses befindet sich eine einfache, brettartige Inschrifttafel, die offenbar Sentenzen aus der Zeit des alten Klosters überliefert. W. L. S. D. U. N. N. I. A. D. E. J. A. D. L. K. M. — O. R. R. R. G. I. H. U. D. B. K. W. D. O. R. N. R. R. M. S. W. G. R. R. D. 1866. Nach der Tradition lautet die Auflösung: »Wir leben so dahin und nehmen’s nicht in acht, daß ein jeder Augenblick das Leben kürzer macht. — O Richter, richte recht, Gott ist Herr und du bist Knecht; wenn du, o Richter, nicht recht richtest mich, so wird Gott recht richten dich«. Ein dem zweiten Teil der Inschrift sehr ähnlicher Spruch findet sich im Wirtshaus zum Schex in St. Wolfgang (B.-A. Wasserburg).
Ehe. Richterwohnhaus. Nordöstlich vom Nordtor. Zweigeschossige Anlage mit 3:6 Fensterachsen. An der westlichen Schmalseite ein einfaches Portal der .Barockzeit. Hohes Satteldach.
Am Haus Nr. 9, südwestlich vom ehem. Richteramtshaus, befindet sich in rundbogiger Nische die Steinfigur St. Sabinus. Die Rechte des hl. Klosterpatrons trägt in einem Becher zwei abgehauene Hände, seine linke Hand ist abgehauen, gemäß der Märtyrergeschichte. Derbe Renaissancearbeit. H. ca. 0,90 m. Möglicherweise ist die Figur identisch mit jener von KORNMÜLLER (VN. V, S. 224) erwähnten Bischofsfigur, die sich 1856 noch an dem 1633 errichteten Brunnenbecken am heutigen Pfarrhof befand.
Östlich vom vorgenannten Haus befand sich ein Torbau, der den südwestlichen Klosterhof abschloß.
Schmiede. (Das alte Handwerkerhaus, vgl. den Lageplan Fig. 324.) Zweigeschossiger, rechteckiger Bau mit steilem Schopfwalmdach. (Ansicht Fig. 333.) Wohl aus dem früheren 17. Jahrhundert. In die Südostecke wurden Reste eines romanischen Baues, vielleicht eines Portales, als Eckquadern vermauert: Zwei gleichartige pfostenähnliche Werkstücke von rechteckigem Querschnitt mit angearbeitetem Halbsäulenteil. Die Halbsäulen ruhen auf attischen Basen mit Eckknollen. Granit. L. (ursprünglich H.) der Werkstücke 0,71, Durchm. der Halbsäulen 0,10 m.
An die Südwestecke der Schmiede fügt sich die Ehem. Kanzlei an. (Vgl. Kanzlei. Fig. 333.) Bemerkenswert durch ihr hohes Dach zwischen steilen Giebelmauern, deren nördliche noch die spätgotischen Treppen bewahrt. Dieser Treppengiebel bestimmt ganz wesentlich das mittelalterlich anmutende Architekturbild mit, das Windberg von Nordwesten her bietet.
Der Ehem. Gaststock ist ein niedriger, langgestreckter Barockbau, der seit der Säkularisation vielfach umgebaut wurde. An der Ostfront springt ein eingeschossiger Pavillon vor.
Brunnen. 1. An der Westseite des Pfarrhofes, neben dem Erker, ein einfaches, jetzt unbenütztes Brunnenbecken von 1633. Dabei befindet sich, in die Hauswand eingelassen, die Inschrifttafel: Durch die hülff und gnaden gottes almechtigen • Ist diser prun durch den Erwirdige in gott herrn Johansen Abbte des Gotshaus Windberg • und Lhuczn Ostermair prumaister in dem Puechvelt gefunden und herein gefürt worden am sambstag nach Mathei ewangeliste im m° • v° • lvi (= 1556) Jar vollent worden. Gott geb gnad darzue und sei Ime lob ehr in eewigkhaidt Ame • Diß erst prunn Thor hat gemacht maister hanns schwerkhersperger im m° • vc • lvii (= 1557). Unten Reliefwappen von Kurbayern, von zwei Fabelwesen gehalten. Kalkstein. H. 1,50, Br. 0,62 m. — 2. Der
Blasiusbrunnen von 1633. Im westlichen Außenhof des Klosters. (Fig. 333. — Abb. nach Photographie im Bayerland 1905, S. 235.) Auf zweistufigem Podest ein quadratisches Steinbecken, in dessen Mittelpunkt sich eine kräftige Säule erhebt. (Fig. 334.) In den Haupt- und Diagonalachsen sind dem Becken starke Volutenpilaster vorgesetzt. Die Zwischenfelder haben Rechteckblenden mit seitlichen Ausbuchtungen. In einer dieser Blenden die Inschrift SAAW (= Sabinus Aigemann Abbas Windbergensis) 1633. Die Säule wird von einer Steinfigur des hl. Blasius bekrönt. — 3. Der Samariterbrunnen. Dieser Ziehbrunnen befindet sich
im östlichen Außenhof des Klosters. (Vgl. Bruno en. Fig. 282.) Er ist eine reizvolle, in Granit ausgeführte Anlage aus der Übergangszeit zur Renaissance, 1513 vollendet. (Fig. 335 u. 336.) Der runden Schachteinfassung entwachsen zwei quadratische Pfeiler. Am nördlichen Pfeilersockel die Inschrift: MPA W, d. h. wohl Munificentia Pauli Abbatis
Windbergensis. (Abt Paulus starb am 30. Dezember 1512, hat also die Fertigstellung des Brunnens nicht mehr erlebt.) Kragsteine mit Masken tragen den segmentbogigen Holm, der eine Durchbohrung für das Laufrad und die eingegrabene Jahrzah11513 aufweist. Den Brunnen bekrönen die Figuren Christi und der in bürgerliche Zeittracht gekleideten Samariterin. H. derselben 0,85 m. Der Brunnen war in neuerer Zeit einmal vorübergehend abgebrochen. 1912 wurde er samt den Figuren überarbeitet. — 4. Ein Ziehbrunnen von ähnlicher Gesamtform, jedoch ohne Schmuck, steht südlich vor dem Gasthaus Greindl. (Vgl. Fig. 282.) Am Holm die eingegrabene Jahrzahl 1718 (wohl Restaurationsdatum.)
Der ehem. Ökonomiehof des Klosters lag nordöstlich dicht vor dem Haupttor. Nach der Säkularisation wurde der geschlossene Besitz zertrümmert. Die Gesamtanlage ist auch heute noch gut erkennbar, die Gebäude im einzelnen sind ohne Interesse.
Nepomukstandbild. Im Ort, nördlich vom Kloster. (Fig. 337.) Standbild. Auf geschweiftem Sockel, dessen Vorderseite die Jahrzahl 1733 in Hochrelief trägt, steht die lebensgroße Steinfigur des hl. Johannes Nepomuk, inmitten eines ziborienartigen Gehäuses. Dieses ist auf drei Seiten offen, nach Norden geschlossen. Die korbbogigen Arkaden ruhen auf hermenartigen Wandpfeilerchen, die dem Schaft der quadratischen Eckpfeiler vorgelegt sind. Flachkuppelgewölbe auf Hängezwickeln. Die seitlichen Arkaden sind durch niedrige Brüstungen abgeschlossen. Nördlich Stützpfeiler. Zeltdach, bekrönt durch einen Stern aus Blech.
Die Hängezwickel sind mit vier Darstellungen aus dem Leben des hl. Johannes Nepomuk bemalt.
Quelle: Die Kunstdenkmäler von Bayern. Niederbayern. XX. Bez.-Amt Bogen, 1929. Seite 440-517