Erklärung der Ortsnamen
der Pfarrei Hunderdorf nach den Ausführungen des Realschulrektors Mandschein im Jahresbericht des historischen Vereins für Straubing u. Umgebung 6. Jahrgang 1903.
Zusammengestellt von Pfarrer P. Poiger in Neukirchen.
Apoig ~ aus althochdeutsch piugo, mhd. Binge = Beuge, Biegung, Krümmung eines Baches; aha, ach.
Bauernholz = ein Ort jüngster Entstehung.
Brandstatt ~ 1484 Brandstatt; Gehöftew an durch Feuer gerodeten Waldflächen.
Breitfeld. Ähnliche Namensbildungen sind braitriet, braitwies. Das Adejktiv brait = weit.
Egern. Aus mhd. Egerde = Brachland, Weideland.
Eglsee. Dieser in Bayern 19mal auftretend Ortsname wird sich herleiten vom ahd. Egal = Blutegel.
Ellaberg. Früher elinberg, elhenberch, Elchenperge, 1484 Elenberg. Entweder vom Peronennamen Allo, Ello oder vom ahd. Elaho, mhd. Elch = Elch, Ellentier.
Grabmühl. 1484 gramül = Mühle am Wassergraben des Bogenbaches.
Hoch. Von der hohen Lage über der der Talweitung des Bogenbaches.
Hofdorf. 1126 hovedorf. In den ältesten Windberger Traditionen tritt wiederholt ein Geschlecht auf, das sich auf Hofdorf benennt. (ein Hiro, Sunitker, Adelbrecht, Gazbolt, Cuno von Houedorf).
Hunderdorf. Stets hunderdorf, hunderendorf geschrieben. 1305 ein superius hunderdorf. Die Ortsnamen auf -dorf sind überwiegend mit Personennamen zusammengesetzt, sohin vorliegend etwa von Huntard, ein Pers. Name, dessen Vorkommen in andern Gegenden sonst aufgewiesen ist. (Hunt)
Vielleicht ist der Ortsname herzuleiten vom ahd. Hunter = centurio = Vorsteher eines Grues von 100 Wohnplätzen, oder von hunterit, d. h. Dorf mit 100 Wohnstätten. Das Dorf liegt mitten in der großen Talweitung des Bogenbaches und vereinigt als politische und kirchlicheGemarch fast sämtliche Bewohner derselben.
Übrigens werden Ortsnamen in der Zusammensetzung mit hund sonst auch hergeleitet:
1.) Vom Hunde = canis, Ort wo die Hundemeute eines reichen Geschlechtes (Grafen von Bogen) untergebracht war.
2.) Es gab ein Geschlecht derer von Hunt (Canisius), das in Steinach begütert war und sonst auch oft im bergrStall (?)
3.) Umdeutung aus unda = Wasser, also Ort auf nassem Grund.
4.) Umdeutung aus Hun (Grae), bsd. Orte mit alten Sch[??]zgräben, Hunengräbern.
Lintach. Die Linden waren früher sehr kuliviert. Lfd. von den Klöstern als Bienenweide zur Honig- und Wachsgewinnung.
Sollach. 1274 Solaha. 1476 Solach. Das Wort bedeutet Weidengebüsch, ahd. Salacha, mhd. Salhe, neuhd. Salche, Salweide (Palmkätzl, = Ort wo es viele Salweiden gibt.
Stetten. Plural von Statt; Stelle, wo etwas steht oder Ort schlechthin.
Stockwies = Wiese mit Baumstünken.
Thananger. 1150 tanegen, tunin. 1305 tunin, 1484 tunigen. Diese alten Formen erscheinen durchaus rätselhaft. Vielleicht von tan, tannach, Tanne, Tännich = Ort mit vielen Tannen.
Au v. W. Au, ahd. Auwa, mhd. Ouwe, spätlertriarsch ouia, ursprünglich Tafel, Wiese, Grasland.
Das Schloß war früher eine Wasserbrurg; zu Appians Zeiten lagen 4 Teiche in der Nähe.
Ebenthan. Von der Lage auf ebenen Boden, zum Unterschied v. Hohenthan bei Windberg.
Ehren soll gleich Egern sein
Gaishausen. Frühere Namen gaizhusen, geizhusn, gaizzehusen. 1126 Gezhusen. 1420 Gayshawsen. Von ahd. Geiz = Ziege. Appian erwähnt hier eine Kirche an einem Weiher.
Hagenberg. Ahd. Hagan = Dornstrauch; ein mit lebendigem Zaun umgebene Ansiedlung oder von hago = Stier = Stierburg.
Irlach Ort mit vielen Erlen oder bei einem Erlengehölz.
Ramersberg. Früher radmansperge, Raduansperge, Rademannespergwe. 1274 Radmansperg. Appian: Ramelsperg. Vom Personennamen: Radman.
Riglberg. 1305 Regelperig. Von Riegel = langer steiler Bergrücken.
Röhrnau. Früher Rorinouwe, Roerinawe, Roerenaw. M. B. in der Roerazinnaw = an der sumpfigen mit Schilf bewachsenen Au. Zu Appians Zeiten bedeckt die Niederung, in der das Dörfchen liegt, ein stattlicher Weiher.
Steinburg. Früher Steinperge. 1305 Stainberck. Im XII-XIV. Jahrhundert Sitz eines Edelgeschlechtes der Steinberger.
Quelle. Aus dem Pfarrarchiv Hunderdorf
Zur Person von Pfarrer Peter Poiger *29.11.1864 +14.12.1935
Mit unermüdlichem Wissensdrang vertiefte Pfarrer Poiger sich in die Erforschung der Geschichte des Neukirchner Gebietes und schrieb seine Erfahrungen nieder. Am 10.02.1910 wird er Pfarrer und Schuldekan in Neukirchen. Im Jahr 1912/13 konnte er den Bau des neuen Pfarrhofes durchsetzen. 24 Jahre führte und teilte Pfarrer Poiger die Geschicke seiner Pfarrkinder in Neukirchen.
https://www.neukirchen-bei-bogen.de/persoenlichkeiten-neukirchen
37 Ortsnamen und ihre Herkunft
Meist Vergangenheit oder geographische Lage ausschlaggebend
Es gibt in «der Gemeinde 37 Ortsnamen, darunter viele Weiler. Aber wer kennt schon ihre mögliche Herkunft oder Bedeutung? Es ist interessant, wie die Namen von der geographischen Lage oder aus Herrschaftsnamen abgeleitet werden. So erklären sich die Ortsnamen, die Ortschronist Kornel Klar in anerkennender und dankeswerter Weise festgehalten hat:
Apoig: (mhd: binge = Beuge, Biegung) rümmung eines Baches, Schreibweise: 1612 Appoig, (zwischenzeitlich zu Hunderdorf eingegliedert)
Au vorm Wald: ursprünglich Wiese, auch Grasland, zu Appians Zeiten haben vier Teiche in der Nähe gelegen. In Au steht das alte ehemalige Wasserschloß mit der Schloßkapelle.
Bauernholz: Etwa in der Mitte der Ortsfläche liegt ein kleiner Wald, genannt „Bauernholz“, wohl der Rest des einst völlig bewaldeten Gebietes. Am Westende liegt ein großes Bauernanwesen mit dem Namen „Bauer“ (Hornberger), in dessen Besitz dieses Wäldchen ist. Vielleicht ist davon der Ortsname abzuleiten.
Brandstatt: 1484 Pranstatt, Gehöfte an durch Feuer gerodeten Waldstellen, Weiler nördöstlich von Hunderdorf.
Breitfeld: Es wird vermutet, daß der Name von „Breitenfeld“ oder aber von „Breites Feld“ kommt, was darauf schließen läßt, daß es einem Besitzer gehörte, vermutlich dem Kloster Windberg;
Ebenthann, von der Lage auf ebenen Boden, zum Unterschied von Hohenthann bei Windberg, 1820 Ebnen Thann, 1837 Ebenthan.
Egern: (mhd: egerde = Brachland, Weideland) Schreibweise: 1627 Ehr, 1830, Ehren, 1837 Egern.
Ehren: Siedlung bei Gaishausen, soll gleich „Egern“ sein.
Eglsee: Soll seinen Namen vom „Hunderdorfer See“ haben, der einmal von Autsdorf bis Steinburg den Hunderdorfer Kessel füllte. 1823 Ecldseeweiher, 1832 Ecklsee (wird auch hergeleitet vom althochdeutsch „egal“ = Blutegel).
Ellaberg: früher Elinberg, Elhenberg, Elchenpergl, 1484 Elenberg, 1640 Ellnberg, entweder vom Personennamen Allo, Elle herzuleiten (oder aber vom ahd elaho, mhd elch =Elch)
Gaishausen: Der Name stammt von „Geiß“ ab, (mhd geiz = Ziege) gaizhusen, geizhusen aizzehusen 1126 Gezhusen, 1639 Gaißhausen, Gayshausen.
Grabmühl: Dort war wohl einmal eine Mühle, obwohl heute gut 100 Meter vom Bach entfernt, 1484 Grabmül = Mühle am Wassergraben.
Hoch: 440 Meter von der hohen Lage über der Teilweitung des Bogenbaches abzuleiten, 1638 Chogl, 1825 von der Hoch.
Hofdorf: Frühere Hofmark des Klosters Windberg, in den ältesten Windberger Traditionen tritt wiederholt ein Geschlecht auf, das sich nach Hofdorf benannte (ein Hiro, Adelbrecht, Gozbolt, Cuno von Hovedorf), 1126 hovedorf, 1638 Hoffdorff.
Hunderdorf: Mögliche Erklärungen: „Hinderendorf “ – der Ort hinter den Höhenzügen, von „Hunthari“ – der Sitz eines Unterbeamten der Gaugrafen, auch Sitz einer Hundertschaft, – oder Ort mit „hundert“ Anwesen, weitere Version: die Grafen von Windberg-Bogen hätten hier eine größeren Hundezwinger besessen, 1632 Hunderdorff, Hunderendorf, Hundardorf.
Irlach: Ort mit vielen Erlen oder bei einem Erlengehölz.
Lindenbrunn: 50 Meter unterhalb des ersten Anwesens steht eine große Linde, 1831 Lindtbrunn, 1837 Lindtenbron.
Lintach: Die Linden waren früher sehr kultiviert, besonders von den Klöstern als Bienenweide zur Honig- und Wachsgewinnung; gehörte zum Rotthammer Hof (heute Spielbauer), 1819 Lindtach.
Rammersberg: früher radmansperge, Rademannesperge, 1274 Radmansperg, von Personennamen Radman.
Riglberg: Von Riegel = langer, steiler Bergrücken, 1305 Regelperig.
Röhrnau: Rorinouwe, Roerinawe, Roerenaw, von Roeracinuaw = an der sumpfigen mit Schilf bewachsenen Au.
Sollach: Weidengebüsch (neuhochdeutsch Salche = Salweide) Ort wo es viele Salweiden gibt, 1274 Salaha (ahd), 1476 Solach,
Steinburg: Früher Steinberge, 1305 Stainberch, im 12. bis 14 Jahrhundert Sitz eines Edelgeschlechtes der Steinberger, gleichnamiges Schloß.
Stetten: Plural von Statt; Stelle, wo etwas steht oder Ort schlechthin.
Stockwies: Wiese mit Baumstrunken.
Thananger: Kommt von tane, tannach, Tanne, Tanich = Ort mit vielen Tannen, 1150 tanegen, tanin, 1305 türin, 1484 tunigen, 1641 von der Thann, 1819 Thannanger, 1834 von der Than.
Weinberg: Vermutlich wurde an der sonnigen Südseite des Berges einmal Wein angebaut, 1841 Einberg.
(verwendete Abkürzungen: ahd = althochdeutsch, mhd = mittelhochdeutsch, nhd = neuhochdeutsch)
Quelle: Bogener Zeitung, 04.06.1998