Die Gemeinde Hunderdorf kann mit berechtigtem Stolz auf eine ereignisreiche und bewegte Vergangenheit zurückblicken.
Mit der Erscheinung und Herausgabe der „Kleinen Hunderdorfer Chronik“ hat unser Heimatpfleger und Chronist Kornel Klar auch die geschichtliche, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung unseres Heimatortes dargestellt.
Die kleine Chronik ist eine sehr schöne Ergänzung zu den bisher herausgegebenen Werken:
„Hunderdorf in der guten alten Zeit 1880 – 1940“
„Der Weg zum Kleinzentrum 1945 – 1992″
Besondere Anerkennung und ein herzlicher Dank sei hier unserem Heimatpfleger und Ortschronisten Herrn Klar gesagt.
Hunderdorf im Jahre 1994
G. Peschke
1. Bürgermeister
VORWORT
„In der Heimat gibt es nichts Unbedeutendes“, das ist die Devise des bekannten Heimatforschers, des Kurators Frank von Kaufbeuren. Derselbe hat auch viele Geistliche zu Anfang unseres Jahrhunderts angeregt, über die Heimat Forschungen anzustellen.
Es ist ja ganz klar: nicht jeder Ort spielt eine wichtige Rolle in der Weltgeschichte, nicht jeder Ort war der Schauplatz einer großen Schlacht, die ihn geschichtsbekannt gemacht hat; nicht jeder Ort nennt einen berühmten Feldherrn oder Staatsmann oder Dichter oder Gelehrten seinen Sohn. Nicht jeder Ort blickt auf die mehr als tausendjährige Vergangenheit zurück. Aber jeder Ort bietet, wenn sich auch in seinen Grenzen oder Mauern keine weltbewegenden Ereignisse abspielten, dennoch bemerkenswerte Vorkommnisse, deren Kenntnis die Liebe der Bewohner zu ihrer Heimat erhalten oder neu zu beleben vermag. Es zeigt sich so mancher Lichtpunkt in der Vergangenheit, der neue Begeisterung erwecken kann; es treten auch so manche vergangene düstere Vorkommnisse vor unsere Augen, die uns über düstere Zeiten der Gegenwart hinüber zu trösten vermögen. Wir sehen aus solcher Lokalgeschichte, was unsere Vorfahren geschaffen haben an Werken zur Ehre Gottes und für das Wohl ihrer Mitmenschen und Nachkommen.
Am nördlichen Ende der Hunderdorfer Senke befanden sich früher die Gemeinden Au v. Wald und Steinburg. Die dort angesiedelten Grundherren, deren Sitz, die Schlösser Au und Steinburg, heute noch erhalten ist, übten die Herrschaft über die in ihrem Raume ansässigen Hörigen bis ins 19. Jahrhundert aus. Während vom ehem. mächtigen Schloß Steinburg nicht viel übriggeblieben ist, hat sich das frühere Wasserschloß Au vorm Wald nur unwesentlich verändert.
Nicht Hunderdorf, sondern die Orte Steinburg und Au v. W. bestimmten jahrhundertelang die Geschicke der Menschen im Tal des Perlbaches. Auch das Kloster Windberg verfügte über Besitzungen auf dem Hunderdorfer Gebiet. Erst im 20. Jahrhundert blühte Hunderdorf auf und übernahm die Führung über die Orte in der von Anhöhen umschlossenen Hunderdorfer Senke.
Diesem geschichtsträchtigen Raum seien nachfolgende Zeilen gewidmet.
Hunderdorf im Jahre 1994
Kornel Klar, KR i. R.
Heimatpfleger der VG Hunderdorf
Inhalt
Besiedlungsgeschichte unseres Raumes
Vor zwei Jahrtausenden lebten im Donauraum die Kelten. Sie waren ein nichtgermanisches Volk, stammten aber von der großen Völkerfamilie der Indogermanen ab. Sie lebten als Kaufleute und Bauern. Ihre Kultur war ziemlich entwickelt. Entlang der Donau hatten sie zahlreiche Siedlungen angelegt. Der Bayerische Wald war damals undurchdringlicher Urwald, bewohnt von Wölfen, Bären und Auerochsen. Kein Mensch wagte es, sich in dieser Wildnis anzusiedeln, höchstens ganz unten am Rande der Donau entlang. Gräberfunde haben die Existenz solcher Siedlungen für Bogenberg, Pfaffmünster und Oberwinkling bestätigt.
Dann kamen die Römer ins Land. 15 nach Christi wurde Niederbayern eine römische Provinz. Das Regensburger Gebiet gehörte zu Rätien, die Passauer Gegend zu Noricum. Die Römer bauten die vorgefundenen keltischen Siedlungen zu starken Festungen aus. In diesen Festungen hausten römische Garnisonen.
Von Regensburg nach Passau bauten die Römer eine feste Heerstraße, die zum Teil heute noch benützt wird.
Manch alte Römerfestung ist heute noch gut in ihren Wällen zu erkennen. In Straubing und Umgebung hat man Funde aus keltischer und römischer Zeit ausgegraben, Fundamente von Häusern, Höfen, Bädern, dann Gräber, Münzen, Geschirr, Waffen und Schmuck. Vieles davon ist im Museum in Straubing zu sehen. Das riesige römische Reich war allmählich morsch geworden und konnte den Anstürmen der jugendfrischen Germanen nicht widerstehen. Zur Zeit der Völkerwanderung zwischen 375 und 500 nach Christus zogen bei uns viele germanische Völker durch: Thüringer, Rugier, Markomannen, und andere. Sie zerstörten die Römerstädte und zogen weiter nach Süden und Westen.
Im 6. Jahrhundert n. Chr. kam von Böhmen her die Bajuwaren, unsere Ahnen, sie besiedelten den Donaugau, legten Dörfer an und bauten die zerstörten Römersiedlungen wieder auf. Zwischen 600 und 800 nach Christus nahmen sie den christlichen Glauben an, den ihnen die Glaubensboten Virgil, Severin, Rupert, Korbinian und Emmeram predigten.
Seit dem 8. Jahrhundert begannen die Bajuwaren allmählich auch den Bayerischen Wald zu besiedeln, nachdem die große Handelsstraße von Straubing über Cham nach Böhmen schon früher entstanden war.
Besonders die Klöster Niederalteich, Metten und Pfaffenmünster, die um 750 gegründet wurden, waren eifrig tätig im Roden des Waldes und der Ansiedlung von Bauern.
Ganz allmählich drang man durch die Täler immer weiter vor. Die meisten Siedlungen entstanden zwischen 1100 und 1300, dank der Kolonisationsarbeit der Klöster Oberalteich und Windberg. Mit ihnen wetteiferten die zahlreichen Adelsherrschaften, die sich als Vasallen der mächtigen Grafen von Bogen und der bayerischen Herzöge niederließen.
Aus der Geschichte Hunderdorfs
Zwar kann Hunderdorf auf eine mehr als 900jährige Geschichte zurückblicken, Ereignisse, die über das übliche Geschehen hinausgehen, sind nur wenige zu i vermerken. Bis zum Ende des letzten Krieges verharrte der Ort in einem gewissen „Dornröschenschlaf“, aus dem es erst seit 1950 erwacht ist. Hier stand nie ein Schloß, wie das bei Au vorm Wald und Steinburg der Fall ist, auch stand Hunderdorf viele Jahrhunderte im Schatten des Klosters Windberg. Hätte nicht der weithin bekannte „Mühlhiasl“ in Hunderdorf das Licht der Welt erblickt, wäre der Ort noch weniger bekannt gewesen, als er schon war.
Schon der Name Hunderdorf gibt uns Rätsel auf. Er hat mit dem Hund im Wappen überhaupt nichts zu tun. Pater Fink von Metten glaubt, daß der Name von Hinderendorf kommt, was soviel wie der“Ort hinter den Hügeln bedeutet“. Die Verfasserin des ersten Hunderdorfer Heimatbuches, Bonaventura Härtenberger, leitet den Namen davon ab, daß Hunderdorf ein Ort mit vielen, also hundert Anwesen sei. Eine weitere Version ist, die Grafen von Windberg-Bogen hätten hier einen größeren Hundezwinger besessen. Es sind also noch weitere Nachforschungen notwendig, bis der Name Hunderdorf eindeutig geklärt ist.
Schriftliche Zeugnisse über Hunderdorf sind ab 1065 bekannt. In einer Schenkungsurkunde des Friedrich von Winneberg und Aschwin zu Zeitldorn wird zum ersten Male der Name Hunderdorf erwähnt.
Nach der Gründung des Klosters Windberg unterstand auch das Gebiet von Hunderdorf den auf „Winneberg“ herrschenden Mönchen. Ministerialen der Grafen von Bogen residierten im Tal des Bogenbaches. Zwischen 1114 und 1134 wurden ein Quadalrich de Hunderdorf, ein Heinrich Albert de Hunderdorf und ein Marquardus de Präpositus de Hunderdorf genannt.
Man kann also als sicher annehmen, daß sich das Vorhandensein der Klöster Windberg und Oberalteich, beides sind Gründungen der Grafen von Bogen, nachteilig auf die Entwicklung des Ortes Hunderdorf ausgewirkt haben.
1184 wurden drei Höfe in Hunderdorf dem Kloster Oberalteich übertragen. 1245 schenkte Mathilde von Gmunden einen Hof dem Kloster Windberg. 1274 bestätigte Papst Gregor X. fünf Höfe in Hunderdorf dem Kloster Oberalteich. 1295 erhält das Kloster Windberg von Bischof Konrad von Toteneck das Zehentrecht in Hunderdorf. Durch diese Schenkungen kam ein Großteil des Gebietes von Hunderdorf unter die Grundherrschaft der Klöster Windberg und Oberalteich. Erst 1497 finden sich die ältesten vorhandenen Akten von Hunderdorf in Form von Kaufbriefen, die im Staatsarchiv in Landshut aufbewahrt werden.
Der Ort Hunderdorf hat in den letzten Jahrzehnten einen großen wirtschaftlichen und politischen Aufschwung erlebt. Mit dem Bau der Autobahn A3 hat es noch an Bedeutung gewonnen. Die wohl bedeutendste Aufwärtsentwicklung erfuhr der Ort mit dem Bau der Möbelfabrik „NOLTE“. Rund 600 Arbeiter aus nah und fern fanden fast vier Jahrzehnte dort einen festen Arbeitsplatz. Durch die Niederlassung von zwei Ärzten, eines Zahnarztes, durch die Errichtung der St. Nikolausapotheke und durch den Bau des Sportzentrums hat die Gemeinde bewiesen, daß sie eine aufstrebende Institution ist. Hunderdorf ist Mittelpunkt einer Verwaltungsgemeinschaft und einer Verbandsschule geworden zu denen auch die Gemeinden Neukirchen und Windberg gehören. Die Aufwertung zum Kleinzentrum war die Folge dieser Aufwärtsentwicklung.
Aus der Geschichte der Gemeinde Hunderdorf
Im Mittelalter waren die Grafen und Klöster die Herren unseres Gebietes. Nach den Grafen von Bogen hatte besonders das Kloster Windberg, aber auch Oberalteich, Hofmarken im heutigen Gemeindegebiet. Diese Hofmarken der Klöster wurden nach der Säkularisation 1803 aufgehoben. Die ehemaligen Untertanen kamen unter die Obhut von Gerichten. Die Hofmarken der adeligen Herren bestanden bis 1848. Das Gericht Mitterfels, das seit 1810 zum Unterdonaukreis angehörte, wurde 1837 •in den Kreis Niederbayern umbenannt. Nun ging man daran, die Landgerichte in Gemeinden zu unterteilen.
Unter Kurfürst Max Josef von Bayern begann sein leitender Minister Freiherr Maximilian von Montgelas mit der Neuorganisation des bayerischen Landes. So kann Montgelas als der Vater der Gemeinden angesehen werden.
Nach dem Gemeindeedikt 1818 wurden die Gemeinden Au, Gaishausen, Hunderdorf und Steinburg gebildet, die zur Pfarrgemeinde Hunderdorf zusammengefaßt wurden. Schulsitz war Hunderdorf und ab 1834 auch Au vorm Wald. Nach dem letzten Krieg wurde die Gemeinde Au v. W. der Gemeinde Steinburg angegliedert. Bei der Gebietsreform Ende der siebziger Jahre kamen die Gemeinden Gaishausen und Steinburg zur Gemeinde Hunderdorf. Heute sind die Gemeinden Hunderdorf, Neukirchen und Windberg zu einer Verwaltungsgemeinschaft mit dem Sitz in Hunderdorf zusammengeschlossen.
Jede Gemeinde wurde von einem Bürgermeister geführt, der sich früher Gemeindevorsteher nannte. Erster Vorsteher der Gemeinde Hunderdorf war Josef Lerbl. Ein Gemeindehaus war viele Jahrzehnte nicht notwendig, ein Gemeindeschreiber, meistens im Hause des Bürgermeisters beschäftigt, erledigte die schriftlichen Arbeiten. Lange Zeit war es üblich, daß ein Lehrer das Amt des Gemeindeschreibers innehatte. Soweit man sich in Hunderdorf erinnern kann, befand sich die Gemeindekanzlei im alten unteren Schulhaus, im Hause von Max Steckler und im Nebengebäude der Gastwirtschaft Edbauer, heute Josef Baier. Nach dem Bau der Grundschule in Hunderdorf wurde das obere Schulhaus frei. Am 5.4.1959 zog die Gemeindeverwaltung in einen Teil des alten Schulhauses ein. Nach gründlicher Renovierung 1976 wurde das ganze Gebäude durch die Gemeinde belegt Ab 1978 ist dort auch der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Hunderdorf. Als Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister von Hunderdorf sind bekannt:
Joseph Lerbl (ab 1812), Joseph Rothammer, Joseph Kaspar, Joseph Ring, Joseph Bierl, Joseph Tothammer, Joseph Wurm (1876), Niemeier (1882), Fellinger (1888), Rothammer (1894), Simon Altschäff1(1900), Rothammer (1906), Josef Diewald (1912), Fruhstorfer (1922), Johann Hornberger (1925), Alois Frankenberger (1933), Max Wittmann sen. (1935), Max Wittmann jun. (1945), Johann Hornberger (1945) Karl Reiner (1948), Karl Härtenberger (1966), Egon Weinzier1(1984), Gerhard Peschke (1992).
Erster Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft Hunderdorf war Bürgermeister Karl Härtenberger von Hunderdorf. Ihm folgten die Bürgermeister Lobmeier von Neukirchen; Bürgermeister Weinzierl von Hunderdorf und wieder Bürgermeister Lobmeier.
Im April 1990 konnte das neue Rathaus in Hunderdorf eingeweiht werden.
Die Wappen der Gemeinde Hunderdorf
1. Altes Wappen
Im Jahre 1969 erhielt die damalige Gemeinde Hunderdorf ein Wappen, das so beschrieben wurde:In Blau über einem gesenkten goldenen Wellenbalken ein silbernen Windhund, darüber ein schräg gestellter Pfeil. Der Hund deutet auf die enge Beziehung der Gemeinde zum Kloster Windberg, das einen Hund im Klosterwappen hat, der Pfeil ist ein Hofmarkszeichen und der Wellenbalken steht für den Bogenbach, der das Gemeindegebiet durchfließt.
2. Neues Wappen
Im Jahre 1984 erhielt die Großgemeinde Hunderdorf ein neues Wappen, in dem Symbole auch der früheren Gemeinden Steinburg und Gaishausen verwendet wurden. Das neue Wappen wird so symbolisch des jetzigen gesamten Gemeindegebietes gerecht.
Beschreibung: Durch eine gesenkte, eingeschweifte silberne Spitze, darin ein rotes Stufenkreuz, gespalten; vorne in Blau ein linksgewendeter silberner Windhund, hinten in Blau ein silberner Arm mit einem Pfeil in der Hand. Der Hund ist wieder dem Wappen des Klosters Windberg entnommen, das lange Zeit die Herrschaft über Hunderdorf ausübte. Der Arm mit dem Pfeil wurde dem Wappen von Steinburg entnommen und weist auf die lange Herrschaft der Adeligen von Schuß auf Schloß Steinburg hin. Das Stufenkreuz ist im Wappen der ehem. Gemeinde Gaishausen zu finden, das wieder dem Siegel der Steinberger entliehen wurde, deren Herrschaftsgebiet sich bis Gaishausen ausstreckte. Das Neue Wappen wurde vom Chronisten Kornel Klar entworfen.
Chronik der Pfarrei Hunderdorf
Ausgehend von Irland setzte im 6. Jahrhundert durch iroschottische Mönche auch im Raume nördlich der Alpen eine Missionierungswelle ein. Langsam wandelten sich heidnische Feste in christliche, wurde heidnischen Bräuchen christlicher Sinn gegeben. 741 holte der bayer. Herzog Odilo Mönche ins Land, die von Niederalteich aus tief in den Wald zogen, rodeten und das Kreuz errichteten. Sie werden es auch gewesen sein, die dem Christentum bei uns den Weg bereiteten.
Als die Mönche des hl. Norbert in Windberg einzogen, war Hunderdorf bereits ein eigenständiger Seelsorgebereich. Hunderdorf als Gründung des Kloster Niederalteich ist wahrscheinlich von dort seelsorglich betreut worden und hatte möglicherweise schon eine Holzkirche. Die Kirchenpatrone St. Nikolaus und St. Stephanus weisen nämlich auf ein hohes Alter der Pfarrkirche hin, wohl schon ins 12. Jahrhundert. Der erste nachweisbare Kirchenbau stammt aus dem Jahre 1359.
Der bis „in die dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts hinein stehengebliebene Turm mit dem gotischen Treppengiebel stammte noch von diesem Kirchenbau. Leider wurde mit dem Bau der neuen Kirche (1936) dieser abgerissen und damit verschwand das bedeutendste gotische Bauwerk der Pfarrei.
Nach dem Diözesanregister hat Hunderdorf bereits 1438 einen Pfarrer und einen Pleban, dazu einen Benefiziaten in Steinburg.
1616 erhält das Kloster Windberg im Tausch gegen die Pfarrei Viechtach die bis dahin selbständige Pfarrei Hunderdorf samt der Filiale Neukirchen. Neukirchen war Filiale von Hunderdorf, Pürgl war der Pfarrei zehentpflichtig, Steinburg, das Schloßbenefizium, gehörte ebenfalls Hunderdorf.
Aus dem Jahre 1612 datiert das erste Taufbuch der Pfarrei Hunderdorf, aus dem Jahre 1653 stammt die älteste Glocke, die heute noch als Sterbeglocke dient und im Glockenturm der neuen Kirche hängt. Wegen Baufälligkeit wird 1698 die Kirche abgebrochen. Der aus dem Jahre 1359 stammende gotische Turm wird renoviert und ein barockes Kirchenschiff angebaut. Bereits am 17.10.1700 wurde die neue Kirche von Abt Franz Knod geweiht.
Die Kapelle in Hofdorf war ab der Säkularisation Nebenkirche von Hunderdorf und hatte früher einen eigenen Friedhof. Die Kapelle St. Georg in Gaishausen gehörte ebenfalls zu Pfarrei Hunderdorf. Nach der Neueinteilung des Landes nach der Säkularisation verblieben der Pfarrei Hunderdorf die Gemeinden Neukirchen, Gaishausen, Steinburg und Au v. W. Heute gehören zur Pfarrei Hunderdorf außer der Pfarrkirche noch die Nebenkirchen in Hofdorf, die beiden Schloßkapellen in Au und Steinburg, sowie die Kapellen in Sollach und Rammersberg.
Pfarrer Peter Blaim betreute bis 1817 die selbständige Pfarrei Hunderdorf. 1835 wurde anstelle des hölzernen Pfarrhofes ein Ziegelbau errichtet, der im Jahre 1963 unter Pfarrer Ruhs renoviert und modernisiert wurde. 1866 wurde Hunderdorf königliche Pfarrei. Segensreich wirkte Pfarrer Josef Luschner von 1843 bis 1870, der bei seinem Tode die Luschner’sche Stiftung hinterließ, deren Zweck es war, daß arme Schulkinder in der Mittagspause eine Schulsuppe bekamen.
1900 wurde der spätgotische Turm erhöht und ein schmiedeeisernes Kreuz aufgelegt. 1907 trug sich Pfarrer Gruber mit dem Gedanken, die Kirche zu erweitern und Seitenschiffe anzubauen. Das Gesuch wurde von der Abgeordnetenkammer jedoch abgelehnt.
Im Jahre 1931 war es dann Pfarrer Friedrich Betthausen, der dann ernstlich an einen Kirchenbau ging. Er gründete den Kirchenbauverein und schon am Josefstag 1935 konnte der erste Spatenstich gemacht werden. Die ganze Gemeinde beteiligte sich an den Hand- und Spanndiensten. Da wurde am 3. Oktober 1935 Pfarrer Betthausen vom Tode ereilt. Sein Nachfolger, Pfarrer Kiermaier, setzte das Werk unverzüglich fort und am Peter und Paulstag 1936 konnte die Weihe der Kirche durch Bischof Buchberger vorgenommen werden. Unermüdlich war Pfarrer Kiermaier in seiner Pfarrei tätig. 1950 wurde das Leichenhaus angelegt, 1959 der Kindergarten gegründet und 1961 der neue Friedhof geschaffen. 1962 verschied Geistlicher Rat Kiermaier.
Auch sein Nachfolger, Geistlicher Rat Georg Ruhs, widmete sich nach Kräften dem Ausbau des Pfarrzentrums. Neben der inneren und äußeren Renovierung des Gotteshauses verdankt ihm die Gemeinde auch den Bau der neuen Leichenhalle. Ein besonderes Anliegen war ihm der Ausbau des ehem. Pfarrstadels zum Jugendheim St. Wolfgang im Jahre 1966.
Kirche, Jugendheim und Pfarrhof, sowie die unmittelbare Nähe der neuen Verbandsschule und des neuen Rathauses bilden heute den geistig-kulturellen Mittelpunkt der Gemeinde.
Weltpriester seit 1801
Sabinus Peter Blaim 1801-1818
Theodor Lehr 1818-1834
Franz Xaver Maßl 1835-1843
Josef Luschner 1843-1870
Johann Nepomuk Zeindl 1870-1894
Wolfgang Gruber 1895-1915
Leonhard Hirtl 1915-1920
Michael Gebhard 1920-1931
Friedrich Betthausen 1931-1935
Johann Baptist Kiermaier 1936-1962
Georg Ruhs 1962-1974
Johannes Vilsmeier 1974-1976
Franz X.Reitinger 1976-1981
Anton Högner 1981-1989
Herbert Gerstl 1990-1993
Wolfgang Vos 1993-2006
Die letzte Orgel in der Pfarrkirche wurde 1982 errichtet. Neue Orgeln gab es schon 1866, 1922, und 1950.
Die Glocken im Kirchturm wurden nicht alle auf einmal gekauft. Einzelne Glocken stammen aus den Jahren 1653, 1859, 1884, 1896, 1904, 1949 und 1953. Der neue Kreuzweg stammt au dem Jahre 1964.
Die evangelische Kirchengemeinde
Hunderdorf war bis zum Zweiten Weltkrieg eine rein katholische Ortschaft. Mit den Evakuierten und Heimatvertriebenen kamen angehörige der evangelischen Konfession in unsere Gemeinde. Die kirchliche Betreuung erfolgte zunächst von Straubing und Bogen aus. Die Gottesdienste wurden in der katholischen Pfarrkirche, in der Kapelle in Hofdorf und im Saal des Gasthofes Sandbiller gehalten. Diese ungünstigen Umstände veranlaßten die evangelische Kirchengemeinde zum Bau einer eigenen Kirche. Initiator des Kirchenbaues war vor allem Pfarrer Sommer aus Bogen.
Am 9. Sept. 1963 wurde mit dem Bau begonnen und bereits am 22. Sept. wurde der Grundstein gelegt. Am 22. Dez. 1963 wurde die Friedenskirche mit einer feierlichen Weihe ihrer Bestimmung übergeben.
Kreisdekan Oberkirchenrat Koller nahm die Grundsteinlegung vor. Im Juni 1964 wurden neben der Kirche im 2. Bauabschnitt der Pfarrsaal und die Mesnerwohnung erstellt. Im 3. Bauabschnitt schließlich erhielt die Kirche einen Glockenturm. Die architektonisch meisterhaft gelungene. Kirchenanlage des Architekten Lichtblau aus München paßt sich harmonisch der Landschaft an und zählt zu den baulichen Schmuckstücken der Gemeinde.
Der eavangelisch-lutherischen Kirche gehören (1992) 5,3 Prozent an. Konflikte zwischen Katholiken und evangelischen Gläubigen traten in Hunderdorf zu keiner Zeit auf. Neben den 93,4 Prozent Katholiken gibt es 37 Konfessionslose, Personen, die keiner Glaubensrichtung angehören.
Geschichte der Schule
Mit dem Erlaß einer Schulordnung um 1500 in Landshut begann für unseren Raum die Schulgeschichte. Trotz aller Bemühungen auf dem Bildungssektor setzte sich das Schulwesen nur allmählich durch.
Es dauert immerhin 300 Jahre, bis Michael Fuchssteiner, als erster urkundlich genannt, den Posten eines Lehrers in Hunderdorf übernahm. Bereits zwei Jahre später setzte sein Sohn, Sebastian Fuchssteiner, die Arbeit des verstorbenen Vaters fort. Als Schulhaus diente das damalige Mesnerhaus, das 1808 als baufällig bezeichnet wurde. Als 1819 bereits 196 schulpflichtige Kinder zu unterrichten waren, mußte aufgrund des akuten Platzmangels 1820 ein neues Schulhaus gebaut werden. 1824 wurde dem Lehrer ein Schulgehilfe zugewiesen. 1854 wurde mit dem Bau des unteren Knabenschulhauses an der Stelle begonnen, wo heute der Kindergarten steht. Das obere Stockwerk aus Holz des 1. Schulhauses wurde 1855 auf das heutige Amann-Anwesen im Ortsteil Apoig als 1. Stock aufgesetzt. 1884 erbaute man das Mädchenschulhaus das heute noch bei der Kirche steht, um Knaben und Mädchen getrennt unterrichten zu können.
Die ständig steigende Zahl der Schüler erforderte 1957 den Neubau der heutigen Grundschule. Am 17. Febr. 1959 wurde das neue Schulhaus eingeweiht, das damals als modernstes Schulgebäude Niederbayerns galt. 1. Bürgermeister war zu dieser Zeit Karl Reiner. Besondere Verdienste um den Bau erwarb sich jedoch 2. Bürgermeister Oberlehrer Hermann Maier.
Mit der beginnenden Schulreform in Bayern erfolgte 1968 die Gründung eines Schulverbandes mit dem Ziel einer vollausgebauten Verbandsschule. Ab 1969 wurde der Schulverband erweitert; er umfaßt jetzt die Gemeinden Hunderdorf, Neukirchen und Windberg. Im Jahre 1970 wurde durch entschlossenes Handeln des 1. Bürgermeister Karl Härtenberger mit dem Erweiterungsbau, der heute die Hauptschulklassen beherbergt, begonnen. Nach rund vierjähriger Bauzeit gehören zur neuen Schulanlage neben dem Grundschulgebäude der Hauptschultrakt mit den Fachräumen, eine Turnhalle und ein Lehrschwimmbecken, sowie ein Hartplatz. Bereits 1972 konnte der Unterricht in den neuen Klassenräumen aufgenommen werden. 1973 wurde die Turnhalle fertiggestellt, 1974 konnten das Lehrschwimmbecken und der Hartplatz in Betrieb genommen werden.
Schulleiter seit 1945: Erich Schmid, Carl Wünderlich, Franz Hösl, Alois Czerwenka, Magnus Walden. Konrektoren: Kornel Klar, Anna Kohlbeck, Josef Aigner.
Der Hunderdorfer Kindergarten
Schon Pfarrer Luschner, der von 1843 bis zu seinem Tode 1870 als Seelsorger in Hunderdorf wirkte, hatte in seiner Stiftung auch die Errichtung eines Kindergartens vorgesehen.
Den Gedanken, einen Kindergarten zu errichten, griff Geistl. Rat Kiermaier wieder auf. Er war von 1936 bis zu seinem Tod 1962 unermüdlich als Seelsorger in Hunderdorf tätig. Er fragte in Sachen Kindergarten schon vor dem Zweiten Weltkrieg bei den Englischen Fräulein in Regensburg an, die ihm jedoch absagten mußten, weil sie alle ihre Schwestern voll eingesetzt hatten.
In der Nazizeit wurde dann von NS-Schwestern im Schötzhaus ein Kindergarten eingerichtet. Die sogenannten „Braunen Schwestern“ waren auch in der ambulanten Krankenpflege tätig. Mit dem Ende des Krieges löste sich alles von selbst wieder auf.
Erst 1957, als mit dem Schulhausneubau begonnen wurde, sah Herr Geistlicher Rat Kiermaier eine Möglichkeit für die Errichtung eines Kindergartens, da nun die beiden alten Schulhäuser frei wurden. Das untere Schulhaus sollte nun der neue Kindergarten werden.
Nach dem Umbau des alten Schulhauses hatten sich gleich 60 Kinder gemeldet. Zwei Franziskanerinnen aus dem Mutterhaus in Wien konnten für die Betreuung der Kinder gewonnen werden. Schwester Josefine sorgte für die Küche, und Schwester Adolfine betreute die Kinder.
Bereits im Juli 1959 konnte Domkapitular Grötsch von Regensburg dem Kindergarten die kirchliche Weihe geben. Damals wurden durchschnittlich zwischen 50 und 60 Kinder in zwei Gruppen betreut. Nach dem plötzlichen Tod von Schwester Josefine wurde auch Schwester Adolfine vom Mutterhaus abberufen. Die Kinder wurden in der Folge von weltlichen Kräften betreut.
1976 hat die Kirche den Kindergarten an die Gemeinde abgegeben. Die alten Räumlichkeiten entsprachen schon längst nicht mehr den gewünschten Anforderungen. Deshalb beschloß der Gemeinderat 1981 einen Neubau. Da für den Neubau kein geeignetes Grundstück zur Verfügung stand, wurde im Dezember 1981: der Altbau abgebrochen und an gleicher Stelle mit dem Neubau begonnen. Bereits am 18.3.1982 konnte das Richtfest für den Rohbau gefeiert werden. Am 29. Oktober 1982 fand die Weihe des neuen Kindergartens statt.
Chronik der Eisenbahn
Der Mühlhiasl hat zu seiner Zeit prophezeit, daß an Hunderdorf vorbei einmal eine „eiserne Straß“ führen wird. Was er aber nicht vorhersagen konnte, war, daß diese „Straß“ des hundertjährige Jubiläum nicht erleben würde.
Schon 1865 hatten die Bogener unter Hinweis auf die 23 Ziegeleien in und um Bogen erstmals eine Eisenbahn gefordert. Es dauerte noch 30 Jahre, bis dieser Wünsch Wirklichkeit wurde. Am 9.Dez.1895 wurde die Strecke Straubing Bogen eröffnet. Ein Jahr Später fuhr der Zug bis nach Steinburg. Am 5.12.1896 wurde auch die Strecke Steinburg-Konzell-Süd freigegeben. Die Streckenführung war lange Zeit umstritten. Zur gleichen Zeit wurden Stimmen laut, sobald als möglich .auch die Verbindung nach Cham herzustellen. Cham und Kötzting wollten einen direkten Anschluß nach Straubing. Anliegeorte wünschten sich eine Linienführung zwischen Streifenau und Altrandsberg über Kasparzell, Weihermühle und Kothrettenbach. Auch die Streckenführung über Neukirchen und Grün und eine Linie über Stallwang stand im Gespräch.
Die Zeit der Dampflock, die als „Bayerwaldbockel“ im Volksmund genannt wurde, endete am 31. 5. 1981. Seither, beförderte ein Triebwagenpaar die Personen zwischen Straubing und Cham. 1978 verkehrten noch 16 Züge auf der Strecke Steinburg-Miltach. Diese Linie wurde am 25. 9. 1984 ganz stillgelegt. Die Umstellung des Schienenpersonenverkehrs auf Busbeförderung zwischen Miltach und Straubing wurde 1978 eingeleitet. Zunächst aber galt dies ab 1981 teilweise für die Strecke Miltach-Steinburg.
Mit der Einführung des Winterfahrplanes am 30.9.1984 wurde der Reisezugverkehr zwischen den Bahnhöfen Miltach und Steinburg für dauernd eingestellt. Damit verloren Wiespoint, Mitterfels, Haselbach, Haibach, Konzell-Süd, Konzell-Streifenau, Rattenberg, Altrandsberg und Untervierau die Haltepunkte.
Der Personenverkehr der Teilstrecke Bogen-Straubing konnte nach Meinung der DB mit Bussen, die alle Züge ersetzen sollten, kostengünstiger und kundengerechter bedient werden. Dabei waren die Haltestellen am Bahnhof Steinburg, im Ort Steinburg, am Bahnhof in Hunderdorf und in Hofdorf geplant. In Bogen fand ein Umstieg vom Bus in den Zug zur Weiterfahrt nach Straubing statt.
Der letzte Schienenzug fuhr zwischen Steinburg und Bogen am Samstag, 29.12.1986.
An diesem für die Geschichte der Eisenbahn denkwürdigen Tag versammelten sich Bürgermeister Egon Weinzierl und einige Gemeinderäte n Straubing, um an der letzten Fahrt des „Bogener Bockerls“ teilzunehmen. Im Bogen stiegen viele Bürger in den aus fünf Triebwagen bestehenden Zug ein. Bürgermeister Weinzierl arrangierte hier eine kleine Abschiedsfeier. Der Fahrer des Triebwagens, Hans Binder, und Zugführer Josef Mitterbauer erhielten aus der Hand des Bürgermeisters je ein Wappen der vormaligen Gemeinde Steinburg mit der Inschrift „Letzte Fahrt“. Weinzierl schickte als „Fahrdienstleiter“ pünktlich, wie es sich bei der Bundesbahn gehört, den Zug um 13.56 Uhr auf seine letzte Fahrt.
Damit endete eine 90jährige Geschichte des „Bayerwald-Bockerls“. Die Bahnstrecke wurde mach Entfernung der Schienen zu einem Radweg ausgebaut.
Wasserzweckverband „Bogenbachtalgruppe“
„Wasserleitn“ gehörte bis 1952 zur alltäglichen Beschäftigung. Man war froh, wenn der Brunnen Wasser gab und hatte große Sorge, wenn er im Sommer eingetrocknet oder im Winter eingefroren war.
1952/53 wurde eine Wasserleitung von Windberg nach Hunderdorf gebaut. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung und den Bevölkerungszuwachs zeigte sich die Wasserversorgung jedoch bald als unzureichend.
1959 befaßte sich die Gemeinde mit der Gründung eines Zweckverbandes.
1962 erfolgte die Gründung des Verbandes. Im gleichen Jahr wurde der bereits gebohrte Tiefbrunnen angeschlossen. Ein 2. und 3. Tiefbrunnen wurden gebohrt. 1965 wurden das Maschinenhaus und die Aufbereitungsanlage in Betrieb genommen. 1966 konnte die gesamte Anlage eingeweiht werden. Damit war einer der ersten Wasserzweckverbände im Bayer. Wald ins Leben gerufen.
1973 mußte der 4. Brunnen gebohrt werden. Um den Mangel, der sich durch den Wassermehrverbrauch ergab, auszugleichen, wurde von der Fernwasserversorgung „Bayer. Wald“ Wasser in den Hochbehälter Bonholz eingespeist. Schon ein Jahr später mußte der Wasserpreis von 45 Pfg. pro Kubikmeter auf 55 Pfg. erhöht werden.
Um Mitterfels eine bessere Wasserversorgung zu gewährleisten, wurde der Bau eines Hochbehälters in Hoch ins Auge gefaßt. Mit 350 Kubikmeter Fassungsvermögen hat dieser Hochbehälter zur allgemeinen Verbesserung der Wasserversorgung geführt.
Gleichzeitig fand ein Wechsel in der Geschäftsführung statt. Die Eheleute Walter und Evi Lang kündigten nach 20jähriger Tätigkeit den Dienst beim Zweckverband. Die Geschäftsführung übernahm ab sofort Josef Breu von Hunderdorf.
1983 beschloß die Verbandsversammlung die Anhebung des Wasserbezugspreises auf. 90 Pfg. pro Kubikmeter.
Zu diesem Zeitpunkt gab es in Hunderdorf 559 Anschlußnehmer, in Mitterfels 602 und in Haselbach 363.
Die Leitung des Zweckverbandes
Verbandsvorsitzender: Karl Härtenberger 1962-1985, Werner Lang seit 1986 Stellvertretende Verbandsvorsitzende: Josef Hafner Mitterfels 1962, Paul Stahl Mitterfels 1963-1978, Werner Lang, Mitterfels 1978-1985, Egon Weinzierl seit 1986-1992, Gerhard Peschke seit 1992.
Wasserwarte: Alois Beck seit 1962, Konrad Wanninger seit 1977.
NOLTE-Möbel aus Hunderdorf
Der Holzreichtum und das große Reservoir von Arbeitskräften bewogen den Möbelfabrikanten Georg Nolte, in Hunderdorf ein Zweigwerk zu errichten. So begann man 1951 mit dem Bau von Hallen und Werkräumen. Es dauerte nicht lange, da ratterten die ersten Maschinen und der Betrieb konnte beginnen. Der Großbrand 1954 konnte die Produktion nur für kurze Zeit unterbrechen, nicht aber einstellen. In zwei bis drei Schichten fanden 600 Beschäftigte Arbeit und Brot.
Ende 1960 erweiterte man das Werk. So wurden in einer riesigen Werkhalle auch Sperrholz- und Holzfaserplatten gepreßt , die bei der Herstellung von Möbeln Verwendung fanden. Zum modernen Möbelbau wurden ausschließlich Spanplatten, die im Schwesterwerk Germersheim hergestellt wurden oder von Zulieferfirmen aus dem näheren Bereich kamen, verwendet.
Die Produktion umfaßte ca. 400 verschiedene Ausführungen. Der Versand erfolgte mit einem Container-System über Speditionen. Die Tagesproduktion lag bei etwa 500 Schlafzimmern.
Schon 30 Jahre später kriselte in der Firma NOLTE. Für 1982 war die Sicherung der Arbeitsplätze Hauptanliegen der Gewerkschaft Holz und Kunststoff. Bald war Kurzarbeit angesagt, die ersten Anzeichen von Entlassungen waren zu spüren. 1986 wurden die ersten Entlassungen angekündigt.
Der Kampf um die Erhaltung der Arbeitsplätze fruchtete trotz Einsatz der Politiker nicht. 1988 wußte man es schließlich, daß Nolte das Werk in Hunderdorf schließen mußte.
Ein Werk, das für 35 Jahre 600 Beschäftigten einen Arbeitsplatz bot, hörte auf zu bestehen.
Durch das entschlossene Handeln der „Dobau-Bauträger GmbH“ wurde ein Jahr später der leerstehende Gebäudekomplex gesichert und vor dem Zerfall gerettet. Als Lager und für Ausstellungsräume aber auch als Produktionsstätten konnte das ehemalige Noltewerk wieder genutzt werden.
Mühlhiasl, der Seher von Apoig
Die Ortschaft Apoig, Geburtsort des Mühlhiasl, lag bis in die achtziger Jahre in der Gemeinde Hunderdorf. Heute ist sie mit dem Ort Hunderdorf verschmolzen. Nur noch der Apoiger-Weg und eine Tafel vor der Gaststätte Sandbiller erinnern an diesen Namen, der in der Vergangenheit bekannter war als der Hauptort Hunderdorf.
Seine Berühmtheit erlangte der Ort Apoig durch den Seher und Propheten Mühlhiasl, der auf der dortigen Mühle zur Welt gekommen ist. Wann diese Mühle erbaut worden ist, konnte bisher nicht erforscht werden; sicher ist sie schon sehr alt und muß zu den vielen Mühlen gezählt werden, die schon im Mittelalter entstanden sind. Das Wasser der zahlreichen Bäche und kleinen Flüsse des Bayerischen Waldes haben schon sehr früh die Menschen zum Antrieb von Wasserwerken wie Mühlen, Hammerschmieden und in neuerer Zeit zu elektrischen Turbinen angeregt.
Die älteste bekannte Kunde von der Mühle in Apoig stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 1676 war ein Kaspar Hagnberger Müller auf der Apoiger Mühle. In diesem Jahr nämlich fand seine Trauung mit seiner Verlobten Maria statt. Kasper muß bald gestorben sein und hinterließ keine Nachkommen. Unweit von Apoig, in der Ortschaft Höllmühle bei Mitterfels, lebte auf der dortigen Mühle die Müllersfamilie Lang. Von den vielen männlichen Kindern konnten nicht alle auf die Erbschaft der Mühle hoffen. Als nämlich Sohn Joachim Lang vom Tode des Hagnbergers erfuhr, sah er die Möglichkeit, durch die Heirat mit der Witwe Hagnbergers selbständig zu werden. So kam es, daß sein Werben erhört wurde und er 1689 die Witwe Maria vor den Altar führen konnte. Diese Ehe begründete die Linie der Lang auf der Apoiger Mühle, die in der Folge in fünf Generationen in Apoig zu finden waren.
Der Ehe entsprossen sicher mehrere Kinder. Eines davon, Simon Lang, wurde zum Vater des 1722 (oder 1725) geborenen Matthias Lang. Dieser war das einzige Kind des Simon Lang. Er heiratete 1745 die Anna Maria Iglberger vom nahen Orte Grub, mit der er acht Kinder hatte, unter ihnen Mathäus, Johann und Josef.
Daß der Sohn Josef erst 1781 geboren wurde deutet darauf hin, daß Vater Matthias nach dem frühen Tode seiner Frau wieder geheiratet hatte. Josef arbeitete im Hause des Vaters als Mühlknecht. Der bekannteste unter den Kindern war der fünftgeborene Mathäus, der am 06.9.1753 in Apoig das Licht der Welt erblickt hatte. Er wurde unter dem Namen Mühlhiasl weit über die Grenzen seiner Heimat bekannt. Sein Bruder Johann, geboren am 28.4.1755, war Hüter in Apoig, hat 1789 geheiratet und ist am 6.7.1825 gestorben. Von ihm ist wenig bekannt geworden.
Der Mühlhiasl als Müller
Maithäus wurde im Kloster Windberg von Pater Johann Nepomuk Altmann aus der Taufe gehoben. Sein Taufpate Georg Bayr stammte aus Buchberg. Im Jahre 1788 ehelichte Mühlhiasl die Barbara Lorenz von Recksberg bei Haselbach. Sie schenkte ihm acht Kinder, von denen aber einige früh gestorben sind. Nur ein Jahr nach Mühlhiasl Trauung starb sein Vater Matthias.
Schon im Jahre 1778 hat der Mühlhiasl die Mühle in Apoig von seinem Vater übernommen. Anders als seine Vorfahren, war der Mühlhiasl ein schlechter Wirtschafter. Ob der reiche Kindersegen oder andere Umstände daran schuld waren, wir wissen es nicht. Er kaufte schlechtes Getreide und verdarb somit das Geschäft. In seiner finanziellen Not nahm er vom Kloster Windberg ein Darlehen von 75 Gulden auf. Das war im Jahre 1799. Da er in der Folgezeit die Schulden nicht abzahlen konnte, mußte er 1801 von der Mühle weichen, die im Besitz des Klosters war. In diesem Zusammenhang hat er eine Prophezeiung gemacht, die das Schicksal des Klosters betraf. Als man ihn einmal vor der Klosterpforte stehen ließ und ihn verjagte, weissagte er: „Gut, ich gehe, aber so wie ihr mich. jetzt verjagt, so werden euch bald andere aus dem Kloster jagen!“. Schon zwei Jahre später wurden bei der Säkularisation die Patres aus dem Kloster vertrieben.
Das Schicksal des Mühlhiasl
Nun war der Mühlhiasl heimatlos. Manche wollen wissen, daß seine Frau Barbara zu Verwandten nach Straubing zog, wo sie in einer Gärtnerei bis an ihr Lebensende gearbeitet hat. Der Mühlhiasl fand vorerst bei einem Vetter auf der Klostermühle in Dambach einen Unterschlupf. Sein Bruder Johann, Hüter des Klosters, blieb als Mühlknecht auf der Mühle in Apoig, die von einem Müller Josef Lettl aus Irlbach gekauft wurde. Von seinem Halbbruder Josef verliert sich jede Spur. Mühlhiasls zwölfjähriger Sohn soll- bei seinem Onkel das Müllerhandwerk erlernt haben, während zwei seiner Töchter sich als Hausmädchen verdingt und jung geheiratet haben.
Und der Mühlhiasl? Nicht lange blieb er in Dambach. Ihn trieb es in den Wald. Von Mühle zu Mühle zog er als Mühlenrichter und reparierte schadhafte Anlagen. Sogar als Viehhüter und Kohlenbrenner soll er sich verdingt haben, um zu überleben. Über den Ort und die Zeit seines Todes wird viel gerätselt. Genaues ist nicht bekannt. Er soll schon 1809 gestorben sein; andere verlegen seinen Tod auf das Jahr. 1825, in dem auch sein Bruder Johann verstorben ist. Er soll in Rabenstein oder Englmar begraben sein. Ob dieses Rätsel jemals gelöst wird?
Die Prophezeiungen des Mühlhials
In seine Heimat soll er nicht wieder zurückgekommen sein. In den finsteren Stuben der Waldlerhütten hörten ihm jung und alt zu, wenn er seine Weissagungen und Prophezeiungen zum Besten gab. Man staunte über seine Intelligenz und Sprachgewandtheit; viele belächelten ihn, andere bewunderten seine Sehergabe. Vieles von dem, was der Mühlhiasl vorausgesagt hatte, ist inzwischen eingetroffen, manches aber wartet auf eine Verwirklichung.
Über ein Jahrhundert wurden Mühlhiasls Prophezeiungen nur von Mund zu Mund weiter erzählt. Daß manches hinzukam oder weggelassen wurde, was aus dem Mund des Mühlhiasl kam, kann man sich denken.
Pfarrer Georg Mühlbauer, der 1921 im Alter von 93 Jahren starb, erfuhr über Mühlhiasls Prophezeiungen von seinem Vater, der nahezu 97 Jahre alt geworden ist und den Mühlhiasl persönlich gekannt haben soll. Die erste schriftliche Veröffentlichung stammt aus dem Jahre 1923 aus der Feder des Pfarrers Johann Evangelist Landstorf er, gestorben 1949 in Oberalteich.
Der Bruderzwist und das Mühlhiaslkreuz
Ein Ereignis aus dem Leben des Mühlhiasl soll hier noch angeführt werden. Wolfgang Johannes Bekh schreibt in seinem Buch „Mühlhiasl, der Seher des Bayerischen Waldes. Deutung und Geheimnis“:
1935 wurde der Pfarrprovisor Lecker von Hunderdorf zu einer Sterbenden gerufen. Sie lebte in der Oberen Klostermühle, der Apoigmühle,. die früher an Mathäus Lang alias Mühlhiasl verstiftet gewesen war. Nachdem Pfarrer Lecker die Sterbesakramente gespendet hatte, bemerkte er an der Mauer neben dem Kamin ein beschädigtes, völlig verrußtes Kruzifix. Dem hölzernen Christus hingen die Arme herab, an den verschränkt angenagelten Füßen fehlten einige Teile. Der Querbalken war aus dem Lot. Pfarrer Lecker berichtet wörtlich: „Als ich so das Kreuz anschaute, meinte die Tochter der Sterbenden, Herr Pfarrer, wolln’s dös Kreuz? Als ich dies bejahte nahm ich es von der Wand. Während sie es in Zeitungspapier einwickelte, erzählte sie mir, daß dies das Mühlhiasl-Kreuz sei. Einmal hätte der Mühlhiasl hier in der Apoigmühle mit seinem Bruder Streit bekommen. Dieser Bruder war der 1755 geborene, als Hüter des Klosters Windberg beschäftigte Johann Lang. Was der Grund für den Streit war, wissen wir nicht. Im Verlauf des Streites habe der Bruder ein Messer gezogen und sei auf den Mühlhiasl losgegangen. Dieser sprang zur Seite, riß im Herrgottswinkel das Kruzifix herunter und schlug es seinem Bruder über den Kopf. Die Verletzungen des Bruders müssen sehr schwer gewesen sein, denn der Mühlhiasl habe auf der Stelle die Apoigmühle verlassen und sich im Wald versteckt. Sein Bruder überlebte den Streit und starb viele Jahre später in der Pfarrei Hunderdorf. Gelegentlich war auch vermutet worden, der Mühlhiasl sei aus Angst vor gerichtlicher Verfolgung geflohen.“
Einige Weissagungen des Mühlhiasl
„Eine Zeit kommt, wo die Welt abgeräumt wird und die Menschen weniger werden“. Um diese Aussage gruppieren sich viele seiner Weissagungen. „Wenn d‘ Bauern mit gewichsten Stiefeln (Gummistiefeln?) in die Miststatt hineinstehen; wenn sich d‘ Bauernleut g’wanden wie die Städtischen und die Städtischen wie die Narren; wenn die Mannerleut rote und weiße Hüte aufsetzen – nachher ist nimmer weit hin.“ Denken wir an die Vielfalt der Mode der letzten Jahrzehnte, so Ist ein wenig Wahrheit in dieser Aussage.
„Wenn d‘ Leut nichts mehr tun als fressen und saufen, wenn d’Bauernleut lauter Kuchen fressen, wenn Bauernleut die Hendl und Gäns selber fressen – wenn Bauern alle Awanter (Grenzsteine) umackern und alle Stauern (Hecken) aushauen, wenn Bauern alle politisieren … nachher ist nimmer weit hin.“ Dass es uns allen recht gut geht, was die Ernährung anbelangt, ist nicht zu leugnen. Ob er auf die überall durchgeführte Flurbereinigung hinspielte?
Viele seiner Zukunftsdeutungen zielen auf die Entwicklung des Verkehrs: „Wenn die schwarze Strass von Passau heraufgeht, wenn die schwarze Strass über die Donau herüberkommt und ins Böhm hineinläuft, wenn der eiserne Hund in der Donau heraufbellt, wenn d‘ Leut in der Luft fliegen können, wenn d‘ Wagen ohne Ross und Deichsel fahren, wenn die meisten Leut mit zweiradeligen Karren fahren, so schnell, daß kein Ross und kein Hund mitlaufen kann – nachher steht’s nimmer lang an.“ Zu diesen Aussagen, sollten sie wirklich vom Mühlhiasl stammen, braucht man wohl nichts hinzuzufügen. In Hunderdorf zeigte er genau jene Stelle an, an der später die Eisenbahnlinie erbaut wurde: „Bis hierher und nicht weiter.“
Auch über die Wirtschaft wusste er zu berichten: „s Gold geht zu Eisen und Stahl. Um ein Goldstück kann man noch einen Bauernhof kaufen. Das Holz wird so teuer wie der Zucker, aber glangen tuts.“ Ob hier die Energiekrise herhalten musste? – „Einerlei Geld kommt auf (der Euro?), so viel, dass mans gar nimmer kennen kann, wenns gar lauter Papierflanken sind (Inflation nach dem 1.Weltkrieg), kriegen die Leut nicht genug daran. Auf einmal gibts keins mehr.“
Auch über die Besiedlung unseres Raumes machte er Aussagen: „In der Stadt werden fünf- und sechsstöckige Häuser baut, überall werden Häuser baut, Häuser werden baut wie d‘ Schlösser und d‘ Pfarrhöf, Schulhäuser werden baut wie Paläst.“ Wenn wir die moderne Art zu bauen betrachten, könnte der Mühlhiasl gar nicht Unrecht gehabt haben. „In Lintach wird alles voller Häuser und Lehmhütten ang’schlöttet, aber nachher wachsen einmal Brennnesseln und Brombeerndörn zu’n Fenstern außer.“ Am früheren Weiher von Eglsee zeigte er genau die Stelle an: „Da wird ein Haus baut,“ dort steht das Gemeindehaus. Schwer zu deuten ist nachstehende Weissagung; war hier das Haus in Breitfeld oder das lange unverputzte Noltewerk gemeint?“ Da wird ein Haus baut, wird aber zuvor nicht ausbaut, wenn’s gleich schon lange baut is.“
Daß dem Mühlhiasl nachträglich Dinge als geweissagt untergeschoben werden, die er gar nicht gesagt hat, kann angenommen werden, denn wir Menschen werden immer unsere Deutungen, unsere Ängste und Befürchtungen hineinlegen, aber auch unsere Sehnsucht nach Frieden und Geborgenheit.
Auf der Apoiger Mühle
Nach 1803 wird ein Müller Lettl auf der Apoiger Mühle genannt. In der Sterbematrikel sind in der Folge als Müller in Apoig eingetragen: um 1880 die Müllersfamile Seidl, dann um 1887 Baumgartner. 1894 verstarb der Müller Johann Aschenbrenner, 1930 der Austragsmüller Jakob Santl.
1908 kam die Mühle in Apoig an den Müller Josef Hobmeier. 1917 stellte er den Müllersknecht Georg Feldmeier ein, der über fünf Jahrzehnte seinem Herrn diente. In den fünfziger Jahren wurde die Mühle stillgelegt. Nach dem Tod von Josef Hobmeier 1962 erbte die Mühle die Familie Schneider. Heute wird dort elektrischer Strom erzeugt. So war Josef Hobmeier der letzte Müller in Apoig.
Kleine Genealogie:
Chronik des Hunderdorfer Bahnhofes
An die ehemalige Eisenbahnlinie Bogen-Miltach erinnert noch ein Teil des alten Bahnhofes gegenüber der Gastwirtschaft und Metzgerei Sandbiller in Apoig. Die hölzerne Hälfte, früher Lagerraum, wurde schon in den neunziger Jahren abgerissen.
In Hunderdorf gab es schon beim Bau der Eisenbahnstrecke 1896 Probleme über den Standort des Bahnhofes. Die Hunderdorfer wollten ihn in Dorfnähe haben; dagegen legten aber die Windberger ihren Einspruch ein, weil sie dadurch einen weiten Anmarschweg gehabt hätten. Nachdem sich die Grundstückbesitzer nicht einigen konnten, wurde der Bahnhof schließlich im Ortsteil Apoig errichtet. Ursprünglich sollte er auf der Edbauernwiese gegenüber dem Grundstück Zollner gebaut werden. Für Apoig sprach auch die Tatsache, daß die Post bei Sandbiller untergebracht war und damit näher beim Bahnhof lag.
Der erste Bau war ganz aus Holz, in dem ein 20 qm großer Warteraum untergebracht war. Über 50 Jahre fand man diese Einrichtung als zweckmäßig und für die Strecke ausreichend. Doch nach wachsender Einwohnerzahl nach dem Kriege erwies sich der Warteraum als zu klein. Nicht nur, daß er durch seine dunkle Holzverschalung außen recht primitiv wirkte, auch innen trug er noch Spuren der Nachkriegszeit. 1952 schlug man deshalb vor, das Bahnhofsgebäude nicht mehr zu renovieren, sondern auf der rechten Seite des Geleises, der Ortsmitte näher gerückt, ein neues Gebäude zu errichten. Der Weg zur Ortsmitte wäre dadurch wesentlich gekürzt worden.
Fast acht Jahre dauerten die Verhandlungen, ehe sich die Bundesbahn entschloß, den alten Bahnhof umzubauen. Der alte Bau sollte nur noch als Geräteraum für die Bahnmeisterei dienen. Der Neubau umfaßte einen 20 qm großen Betriebsraum, einen 30 qm großen Warteraum und einen überdachten Vorplatz. Am 3.10.60 wurde der Richtbaum von der Firma Dilger aufgesetzt, und Anfang Dezember konnten die Räume in Betrieb genommen werden. Ein Jahr später wurde auch der Vorplatz geschottert und zum Teil geteert, so daß die Bahnbenützer trockenen Fußes das Gelände betreten konnten.
Als dann zu Beginn der achtziger Jahre die Schalterräume des Bahnhofes nicht mehr personell belegt wurden, verpachtete die Bundesbahn das Bahnhofsgelände an eine Baufirma. Die dann vorgenommene Unzäunung beeinträchtigte nicht nur das Ortsbild, sie schmälerte auch das Halte- und Parkplatzangebot und verschlechterte die Sichtverhältnisse an der wichtigen Kreuzung nach Windberg. Die dauernden Einwände der Gemeinde hatten schließlich Erfolg, und der Zaun wurde wieder entfernt.
Das Bahnhofsgelände und das Bahnhofsgebäude ging in den Besitz der Gemeinde über, die dort einen geeigneten Platz für das jährlich stattfindende Hunderdorfer Volksfest fand. Heute dient es auch als Großraumparkplatz.
Nach 1945 waren als Bahnhofsvorsteher in Hunderdorf eingesetzt: Georg Hirtreiter, Johann Mager, Heinrich Sagstetter und Erika Höpfl.
Das Bahnhofsgebäude in Steinburg wurde an Private verkauft, die sich dort niederließ und die Anlage zu Wohnzwecken ausbaute. Das Bahngelände in Ehren wurde in den Bebauungsplan aufgenommen und an Bauwillige verkauft. Dort entstand Ende des 20. Jahrhunderts eine kleine Wohnsiedlung.
Kurze Chronik der Poststelle Hunderdorf
Der erste Postbote von Bogen, Hundsberger, unterhielt von 1821 bis 1851 jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag einen Fuhrdienst nach Obermühlbach und Schwarzach. Seine Ladung verstaute er auf einen kleinen Handwagen, den ihm ein Hund ziehen half. Es ist anzunehmen, daß er dabei auch die Post für Hunderdorf Steinburg und Neukirchen mitgenommen hat.
Ab 1834 wurden von Bogen aus in Richtung Hunderdorf, Straubing, Deggendorf und Schwarzach richtige Straßen gebaut, um einen geregelten Postverkehr zu ermöglichen.
In den neunziger Jahren des 19. Jh. wurde eine Omnibuspostverbindung zwischen Englmar und Bogen über Hunderdorf, Steinburg und Haggn unterhalten. Der Postagenturdiest wurde 1903 dem Lehrer Hermann Mayr übertragen.
1908 entschied das Bayer. Postministerium, daß die Postagentur im Ortsteil Apoig zu verbleiben habe, um den Streit der Gemeinden Windberg und Hunderdorf beizulegen.
Nur sieben Jahre nach der Inbetriebnahme der Eisenbahn, 1903, erhielt Hunderdorf die erste Postagentur. Da die Post auf die Bahn angewiesen war, bestimmte man Apoig zum Ort der Poststelle, weil die Aentur in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs lag. Um den Platz des Bahnhofs sowie der Poststelle gab es mit der Gemeinde Windberg langen Streit. Die Windberger hatten natürlich Interesse, den Standort von Bahn und Post so nahe wie möglich bei Windberg zu erhalten, um lange Gehstrecken zu vermeiden. Die Hunderdorfer dagegen wollten Post und Bahn näher beim Dorf haben. In der Gaststätte Sandbiller wurde schließlich die erste Poststelle eingerichtet. Die Familie Sandbiller betrieb jahrzehntelang die Postexpedition in Hunderdorf (1908-1945)
1945 waren kurze Zeit Posthalter Blasini und Frau Anna Schötz Poststelleninhaber, dann Frl. Gall und 1948 schließlich Frau Maria Axinger.
Ab 1975 war Anton Blindzellner Leiter des Postamtes.
1979 wird Josef Breu Betriebsleiter am Postamt Hunderdorf. Ihn löst 1989 Frau Brigitte Lutz ab.
Seit 1956 ist die Poststelle im neuen Gebäude, jetzt Bayerwaldstraße 25 untergebracht. Sie wurde 1976 erweitert und modernisiert.
Die ehemalige Messerschmiede
Im August 1989 verstarb Josef Steckler im Alter von 74 Jahren. Er war der letzte Messerschmied von Hunderdorf. Er gehörte zur traditionsreichen Familie der Messerschmiede, die 1870 aus der CSR nach Bayern auswanderte. Damals machte sich ein Vorfahre namens Josef Steckler in Hunderdorf seßhaft. Seine bald überall bekannten guten Erzeugnisse fanden regen Absatz, und von weither kamen Aufträge und Bestellungen.
Von dem Begründer Josef Steckler vererbte sich der Betrieb an dessen Sohn Anton. Dieser verschied 1949 im Alter von 67 Jahren. Der tüchtige Meister arbeitete, bis ins hohe Alter in der Messerschmiede. Sie wurde bis 1905 zuerst von Michael Schwarz und später von dessen Sohn Otto geführt; letzterer ging 1905 nach Amerika. Von den drei Söhnen des Anton Steckler, fielen Anton und Karl im Zweiten Weltkrieg, so daß das Geschäft nach des Vaters Tod auf den dritten Sohn Josef .überging, der Maria Bielmeier von Steinburg heiratete. Die Hunderdorfer Messerschmiede lieferte ,ihre Erzeugnisse nach Straubing, Regensburg, München, Konstanz, Bad Canstatt und auch in die Schweiz. Hergestellt wurden in der Hauptsache Messer aller Art für den täglichen Hausgebrauch, verschiedene Messer für Schlächtereien u.a.m.
Bis zum Jahre 1954 lagen Geschäftshaus und Werkstatt am Bogenbach, der die Kraft lieferte. Um diese Zeit verdrängte der Strom die Wasserkraft. Josef Steckler, der letzte Messerschmied, übernahm 1949 das Geschäft und baute sich 1955 ein neues Geschäftshaus mit einer neuzeitlichen Werkstatt innerhalb des Ortsbereiches. 1955 wurde das Wasserrad abgebaut und zertrümmert, das Haus kaufte Willi Hirtreiter von Stockwies.
Von 1930 bis 1939 hatte die Schmiede ihre Blütezeit. Damals arbeiteten sieben Beschäftigte in der Werkstatt. Von morgens sechs Uhr bis 19 Uhr abends war emsiges Treiben in der Schmiede. Obwohl die fabrikmäßige Herstellung der Klingen den größten Teil des Marktes erobert hatte, blieben diesem handwerklichen Unternehmen, das damals zu den wenigen in Bayern gehörte, dank seiner Qualitätsarbeit viele Abnehmer. Selbst Solinger Betriebe wurden aus der Schmiede in Hunderdorf beliefert. Trotz Technisierung in diesem Fabrikationszweig, blieb die Messerschmiede in Hunderdorf lebens- und konkurrenzfähig. Wohl gab es in Bayern etliche Messerschmiede; die sich aber fabrikmäßig hergestellte Einzelteile schicken ließen und dann zusammensetzten.
In den letzten Jahren ruhte die Arbeit in Hunderdorf. Da Josef Steckler keinen Nachfolger in seinem Beruf fand und er gesundheitlich nicht mehr arbeitsfähig war, wurde der Betrieb 1977 für immer geschlossen.
Als der Großvater Steckler Meister war, arbeitete auch ein Geselle namens Josef Rosam, ein Egerländer, bei ihm. Dieser lernte, die Schwester der damaligen Lehrerin Theresia Kellner kennen. Nach seiner Verheiratung mit ihr betrieb er viele Jahre selbst eine Messerschmiede in Kronmühle bei Marienbad, bis er zu seinem Sohne in der Nähe übersiedelte. Die blühende Messerschmiede kassierte 1945 der Tscheche.
Josef Steckler war auch von 1956 bis 1978 Mitglied des Hunderdorfer Gemeinderates. In zwei Generationen war die Familie Steckler (Anton und Josef) ehrenamtlich in der Raiffeisenkasse tätig.
Alte Mühlen unserer Heimat
Der Mühlenbau war in früherer Zeit ein Vorrecht des am Ort begüterten Adels. Es bestand ein sog. „Mühlenbann“. Das Mahlrecht erstreckte sich auf gewisse Anwesen, die bei dieser Mühle mahlen lassen mußten. Die Mühlen zahlten eine Art Bodenzins für dieses Recht an die Grundherren. Um die Maut zu sparen, entstanden daher einzelne Hand- und Hausmühlen.
In Gaishausen, im Anwesen des vormaligen Bürgermeisters Gall, wurde einmal Korn gemahlen. Seit dem letzten Krieg stehen die Mahlsteine still. 1960 wurden die Anlagen abgebaut und die Räume in Wohnungen umfunktioniert. Seit 1961 liefert ein E-Werk Strom für den Eigenbedarf und die OBAG. Gall erbte die Mühle von einem Bräuherr, dessen Vater die Anlage gekauft hatte. Da sich in der Nähe einige Fischweiher des Klosters Windberg befanden, kann angenommen werden, daß auch die Mühle früher dem Kloster grundbar gewesen war.
Im Hunderdorfer Raum war die Mühle in Apoig weithin bekannt, war sie doch die Geburtsstätte des bekannten Mühlhiasl. Seine. Familie lebte seit 1689 auf der Apoiger Mühle. Nach den Briefprotokollen des Klosters Windberg, wohin die Mühle mit der Grundherrschaft gehörte, hat Matthias Lang die Mühle von seinem Vater übernommen. Der Mühlhiasl aber war ein schlechter Wirtschafter, kaufte schlechtes Getreide und verdarb sich das Geschäft. Er machte Schulden und mußte von der Mühle weichen. Wohl nach der Säkularisation 1803 kam die Mühle in Privatbesitz. Auch in der Mühle zu Apoig wird kein Korn mehr gemahlen. Nach dem Mühlhiasl vergab Abt Ignaz Mitte 1801 die Mühle an einen Lettl. Letzter Müller jedoch war Josef Hobmeier. Neben der alten Mühle stand auch noch vor dem Kriege ein Sägewerk. Diese Anlage besaß nur ein Sägeblatt und wurde 1942 abgerissen. Nur noch einige Mahlsteine am Haus erinnern an die einstige Mühle in Apoig. Das Wasserrad dreht sich noch immer und dient zur Erzeugung elektrischen Stromes für die OBAG. Jetziger Besitzer ist Georg Schneider.
Auch in Hofdorf, wo heute die Säge des Konrad Eidenschink kreischt, stand früher eine Mühle: Vormalige Besitzer waren Rupert Marchl und Konrad Eidenschink. Die Mühle muß schon sehr alt sein, denn in den Kirchenbüchern von Windberg findet sich folgender Eintrag: Anno 1649 ist zue Hoffdorff der Müllner Thomas Sackl beim Auß-Eysen des Mühl Rads aüsgesschliepffert und elendiglich zerstessen worden …
Im Perlbachtal zwischen Neukirchen und Steinburg standen einst auch zwei Mühlen. Die im 85. Jahr verstorbene Maria Sperl und ihre Tochter konnten über die sogenannte „Ölschlagmühle“ wichtige Angaben machen. Bevor die Mühle in den Besitz des Grafen Bray von Steinburg kam, betrieb ein gewisser Josef Laschinger eine Ölstampfmühle, in der in der Hauptsache Leinsamen gestampft wurde. Das so gewonnene Öl diente für den Hausgebrauch und wurde auch verkauft. Die gelbe durchsichtige Flüssigkeit war ein Rohstoff für Ölfirnisse und Speiseöl, wurde zu Schmierseife, Linoleum und Vogelleim verarbeitet, die Rückstände ergaben ein fettreiches Milchviehfutter. 1892 pachtete Mühle und Säge Michael Stelzer. Von ihm erbten die Pacht Max und Maria Sperl. Um 1935 wurde die Mühle und 1960 die Säge geschlossen, da Baron Bray für Reparaturen nicht mehr aufkommen wollte. Frau Sperl hat ab 1915 den Betrieb allein geleitet, da die Männer im Kriege waren. Die Anlage verfiel und wurde abgerissen.
Noch in Betrieb ist die ehemalige Mühle von Xaver Oischinger in Steinburg, doch erzeugt die Anlage nur mehr elektrischen Strom. 1939 wurde die Mühle, in der Roggen, Weizen und Mais gemahlen wurden, wegen Unrentabilität aufgegeben. Seit 1920 wird Strom erzeugt, seit 1960 ist der Betrieb an die OBAG angeschlossen. Der Vater des jetzigen Besitzers hat 1907 die Mühle für 14000 Mark gekauft. Sie ist etwa 170 Jahre alt.
An einem Seitenarm des Bogenbaches in Oberhunderdorf betreibt Josef Drexler eine Kunstmühle, die letzte Mühle in der Gemeinde Hunderdorf. Sein Vater Josef kaufte die Anlage von Franz Pongratz im Jahre 1935. Erbaut wurde die Mühle 1869 von einem Johann Bräuherr jun., dessen Vater die Mühle in Gaishausen betrieb. Johann Bräuherr jun. starb, seine Frau ehelichte einen gewissen Speckner. Zur Zeit werden nur noch Weizen, seltener Roggen, für die Bauernkundschaft im Lohnverfahren gemahlen. Früher wurden auch Bäckereien mit Mehl beliefert. Da die großen Kunstmühlen heute billiger mahlen können, geht das Müllergeschäft immer mehr zurück. Nebenbei wird auch Strom für den Eigenbedarf und die OBAG erzeugt. Das Wasser des Bogenbaches treibt mit Hilfe einer Turbine die Mühle und den Generator. Die Mühle ist in drei Stockwerken angelegt und eines Besuches wert.
Natürliche Gegebenheiten des Raumes
Hunderdorf liegt am Rande des Falkensteiner Vorwaldes im Gebiet des Bayerischen Waldes. Die Entfernung der südlichen Gemeindegrenze bis zur Donau beträgt fünf Kilometer. Der Ortskern liegt mit 338 m ü. NN nur ca. 15 Meter höher als das Donautal. Die Höhenlage des Gemeindegebietes schwankt zwischen 329 m ü. NN und 482 m ü. NN. Die Ortschaft Hunderdorf selbst ist von Hügeln umgeben, man könnte von einer Kessellage sprechen. Die Landschaft wird vor allem durch das mehrere Kilometer lange Tal des Bogenbaches bestimmt, eines direkten Nebenflusses der Donau. Die Nebengewässer des Bogenbaches sind nur kleine Gräben oder Bäche von unbedeutendem Ausmaß. Die Berge bestehen wie der gesamte Bayer. Wald aus Urgestein, hier Gneis. Das Tal ist als Ausläufer der Donauebene mit diluvialen Ablagerungen bedeckt. Die Böden sind insgesamt im Vergleich zum Gäuboden von schlechterer Qualität, im Talgrund Schwemmland, außerhalb der Hochwasserlinie sandiger Lehm und zerklüfteter Sandfels. Die gesamte Waldfläche beträgt 420 ha, den größten Teil davon erhielt Hunderdorf durch die Eingemeindung der ehemaligen Gemeinden Gaishausen und Steinburg.
Die mittlere Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 7 – 7,5 Grad C, die mittlere Niederschlagsmenge schwankt zwischen 800 und 850 mm. Damit wird das Klima nicht von der Mittelgebirgslage bestimmt.
Nach R. Neumaier
Flurnamen in der Gemeinde Hunderdorf
Flurnamen sind ungeschriebene Quellen der Heimatgeschichte, sagt Remigius Vollmann, der Vater der Flurnamenkunde. Sie erzählt vom Feldbau und dem Wirtschaftsleben unserer Vorfahren. Sie spiegeln die Form und Beschaffenheit, die Lage und den Besitz der Heimaterde wider; sie rufen die Erinnerung wach an geschichtliche Ereignisse, sie gewähren Einblick in alte Sitten und Gebräuche, in Besitz- und Rechtsverhältnisse einer Landschaft; sie haben längst verschollene Worte und alte Sitten und Sprachformen aufbewahrt und die Namen von Siedlungen erhalten, die sonst keine Spur mehr zurückgelassen haben.
Ursprünglich dienten die Flurnamen zur Unterscheidung der Grundstücke, die der Bauer bewirtschaftete. In den Flurnamen ist das Andenken an die einstigen Zustände als Sprachdenkmal erhalten geblieben. Durch die Mechanisierung der Landwirtschaft und durch die Flurbereinigung sind viele Flurstücke zerstückelt und umgestaltet worden und haben von der Namensgebung her an Bedeutung verloren.
Die Beschaffenheit des Bodens kommt zum Ausdruck in Namen wie Steinfeld, Salzäcker, Aufeld, Lohwiesen, Schlettfeld, Auwiesen, Winisaus. – Salzäcker kann andeuten, daß hier früher Salz dem Vieh gereicht wurde. Die „Au“ ist eine Wiesenfläche, fester als Moos aber noch sumpfig und naß, liegt meist in der Nähe von Wasserläufen.-„Schlett-, Schlött- oder Schlottacker“ verraten lehmigen, schlammigen Boden.- „Loh“ bedeutet Lache, also wieder nasse Grundstücke, seltener ist es als Lohe=Gerberlohe zu deuten, die aus der Rinde von Birken gewonnen wurde.
Nach der Lage der Fluren gibt es ein Oberfeld, Mitterfeld, Hochholz, Unterfeld Hochfeld, Hinter der Höhe, Weiherfeld, Am Wöhr, Bachwiesen, Hochäcker, Leitenfeld und Bothpoint.
Unter „Point“ versteht man einen eingezäunten Acker zum Schutz gegen Tierfraß, der nicht dem Flurzwang unterstand. Es war ein ursprünglich gerodetes Land nahe beim Haus des ersten Ansiedlers.
Die Lage zu Ortschaften kennzeichnen die Namen Riglberger Feld, Gaishausner Feld, Hofdorfer Holz, Apoiger Holz, Hofdorfer Gemeindeteile und Bogner Anger. Das Wort „Öd“ drückt aus, daß die Flächen lange verödet, unfruchtbar oder unbewirtschaftet waren.
„Gewanne“ war ein mehr oder weniger breites Feld aus der Zeit der Dreifelderwirtschaft unter Karl dem Großen.
Die Spitalwiese war früher im Besitz des Straubinger Spitals.
Auf einen Besitzer weisen die Flurnamen Mühlgewanden und Mühlweiher hin. Der Hofacker gehörte zum Hof der Schloßherrschaft von Au vorm Wald.
Auch über Größe und Gestalt der Grundstücke geben manche Flurnamen Auskunft: Kammerwiesen, Breitfeld, Breitwiesen, Lange Theile. Der Name „Weinberg“ sagt aus, daß hier, meistens von Kirchen und Klöstern, Wein angebaut wurde, den die Römer zu uns gebracht haben.
Ein Spaziergang durch die Heimatflur gibt uns ein besseres Bild von der Heimat. Die Flurnamen sind es wert, sie der Vergangenheit zu entreißen und für künftige Generationen festzuhalten.
Verzeichnis der Flurnamen in der Gde. Hunderdorf 1987
Standortbezeichnung: Oberfeld w Kögl bedeutet Oberfeld westlich von Kögl. Wir finden gleiche Flurnamen an verschiedenen Orten.
Oberfeld w, Mitterfeld n, Hochholz n und Unterfeld s von Kögl; Riglberger Feld w,Thannfeld w, Unterfeld s, Weinberg s, Riglberger Feld s und Gaishausner Feld ö von Riglberg; Thannfeld n und Koglfeld n von Grub; ;Hochfeld nw, Weinberg n, Hinter der Höhe s und Steinfeld sw, von Ellaberg; Brodgraben n, und Weiherfeld n von Ebenthann; Salzacker n, Gaishauser Weiher ö, Winisau no, Am Wöhr s, Spitalwiese s und Rohrweiher s von Gaishausen; Ehrenfeld s von Irlach; Mittleres Feld n, Hinteres Feld n, Oedacker ö und Ehrenacker ö von Ehren; Leitenfeld nw, Hochacker n, Schlottfeld nö, Birenbachfeld sö, Hüttacker sö, Zierholz sö und Lockacker sö von Sollach; Weiherfeld nw, Beutelgraben nw, Vorderer Buchenberg ö und Rahntal w von Steinburg; Hofwiese w, Aufeld nw, Auf der Au w, Eichelweiher w, Solnacker sw, Mühlgwanden sw, Am Fleck sw, Baumgarten s, Langen Theile s und Mühlweiher s von Au vorm Wald; Apoiger Holz ö und Hofdorfer Gemeindeteile sö von Lintach; Breitfeld nö, Krackackerwiesen nö, Lohwiesen ö und Hochfeld s von Hunderdorf; Ichenfeld ö, Kammerwiesen s und Bachwiesen s von Apoig; Schlettfeld ö und Breitfeld sö vom Nolte-Werk; Hinterfeld n, Bachwiesen w, Hofdorf er Holz ö und Auwiesen s von Hofdorf; Sollinger Loch sö, Haus Gewanne sö, Bogner Anger s, Holzrinne s, Holzerin sw, Äußeres Feld sö, Mitterfeld ö und Zeilerfeld nö von Sollach.
Die Orte in der Gemeinde Hunderdorf 1993
Viele unserer Ortsnamen scheinen schwer erklärbar zu sein. Den Sinn dieser Namen zu ergründen, fordert unser Bemühen heraus, denn sie wurden im Laufe der Zeit vielfach verändert und sogar verstümmelt. Man muß oft Wissenschaftler sein und Germanistik studiert haben, wenn man auf die wirkliche Bedeutung kommen will. In alten Urkunden haben sich die Ortsnamen vielfach verändert, weil man auf die richtige Schreibweise keinen so großen Wert gelegt hat, als es heute der Fall ist.
Als der Wald gerodet wurde, entstanden die Orte auf -wald, -than, -holz, -loh, -hart, -ried: Bauernholz, Berndorferholz, Ebenthan, Hochholz, Thananger. Die vielen nach Pflanzen und Bäumen benannten Orte beweisen, daß früher bei uns der Laubwald vorherrschte: Irlach, Lindenbrunn, Lindfeld, Lintach.
Die Orte auf -mühl sind nicht so alt, da sie erst im 13. Jahrhundert entstanden sind, als die ersten Mühlen errichtet wurden: Grabmühl.
Bei der Besiedlung unseres Raumes wurde der Wald oft durch Brand gerodet, so entstand der Namen Brandlehen.
Hunderdorf und seine Gemeindeteile
Hunderdorf gehörte bis 1803 zum Kloster Windberg und wurde durch die Säkularisation selbständige Pfarrei. Das Pfarrdorf hatte 1981 1088, 1988 1286 Einwohner.
Schreibweise: hunderendorf, hundardorf, 1632 Hunderdorff.
Apoig 1955: 329 m Höhe, liegt östlich von Hunderdorf, nur durch die ehemalige Eisenbahntrasse von diesem getrennt. Die Häuser liegen links der Straße, die von Hunderdorf nach Hofdorf und von Hunderdorf nach Windberg führen. Der Bahnhof stand auch in Apoig. Der Ort umfaßte 1955 31 Häuser, davon 3 Geschäftshäuser. Im Gasthof Sandbiller war die Poststelle untergebracht. Der Ort gliederte sich in einen älteren und einen neueren Teil. Ersterer lag am Fuße des Windberges und bestand aus 5 sehr alten Bauernhäusern, dazu zwei Neubauten. Fünf von diesen Häusern gehörten zur Pfarrei Windberg. Es wird vermutet, daß dieser Teil von Apoig vom Kloster Windberg angesiedelt wurde. Der hölzerne 1. Stock des Weinzierl-Anwesens ist das frühere, 1856 verkaufte alte Schulhaus. Beide Teile Apoigs wurden durch den Bogenbach getrennt, der durch sumpfige Wiesen, dem sog. „Heugraben“, in südlicher Richtung Hofdorf zufließt. Direkt am Bogenbach steht die Mühle von Apoig, eine uralte Mühle, in welcher der bekannte Mühlhiasl geboren wurde. Das Ufer des Bogenbaches ist dicht bewachsen mit Erlen und Weiden. Der Grund der sumpfigen Wiesen ist aus Lehm und Ton. Schreibweise: 1305 Achpeug, 1484 Apeuch, ahd. piugo, mhd. biuge=Beuge, Biegung, Krümmung eines Baches, 1612 Appoig, 1638 Apoig; Volksmund: Aboi.
Au vorm Wald: Au, ahd. auwa, mhd. auwe, spätlateinisch auia, ursprünglich Wiese, Grasland, zu Appians Zeiten lagen 4 Teiche in der Nähe. In Au steht das alte ehem. Wasserschloß mit der Schloßkapelle. 1981 mit 123 Einw.
Bauernholz: Dorf, ein Ort jüngster Entstehung, Einw. 1981 72, 1988 87. 1955 Dorf mit 14 Anwesen, liegt 340 m hoch, sehr zerstreut, etwa 1 km westlich von Hunderdorf, weites, hügeliges Wiesen- und Ackerland. Das Bächlein „Lintacher Graben“ läuft von Lintach über Bauernholz und Hunderdorf (Feuerweiher) zum Bogenbach. Etwa in der Mitte der Ortsfläche ein kleiner Wald, genannt „Bauernholz“, wohl der Rest des einst völlig bewaldeten Gebietes. Am Westende von Hunderdorf liegt ein großes Bauernanwesen mit Namen „Bauer“, dessen Besitz dieses Wäldchen ist. Vielleicht ist davon der Name abzuleiten. 1981 72 Einwohner. Schon 1830 hieß der Ort Bauernholz.
Berndorferholz, an der südlichen Gemeindegrenze, Einöde mit 13 Einw. 1981.
Brandstatt: 1484 Pranstatt, Gehöfte an durch Feuer gerodeten Waldstellen. Nordöstlich von Hunderdorf, 1981 Weiler mit 19 Einw.
Breitfeld 1955: Der Weiler Breitfeld liegt 342 m hoch, etwa 500 m nordöstlich von Hunderdorf, 5 Häuser. Der Ort liegt eben, ohne landschaftliche Besonderheiten am Fuße des Starzenberges. Es wird vermutet, daß der Name von „Breitenfeld“ oder „Breites Feld“ kommt, was darauf schließen läßt, daß es einem Besitzer gehörte, vermutlich dem Kloster Windberg. Ähnliche Namensbildungen sind Braitried, Braitwies. Adjektiv brait=weit, Lehmiger Grund, aber gute Humuserde. 1845 Breitfeld, Volksmund Broadfeid, 1981 mit 54 Einw.
Ebenthan 1955: Weiler, 5 Anwesen zerstreut, 3 km nordwestlich von Hunderdorf, liegt zum Teil eben, zum Teil hügelig, hart an der ehemaligen Bahnlinie, 332 m Höhe, ohne landschaftliche Besonderheit. 1820 Ebnen Thann, 1837 Ebenthan, im Volksmund Emdann, 1981 mit 18 Einwohnern.
Egern 1955: Einöde, liegt 500 m westlich von Hunderdorf auf einem leichten Höhenrücken, lehmiger Ackerboden. Aus mhd. egerde=Brachland, Weideland. 1627 Ehr, 1830 Ehren, 1837 Egern, 1981 mit 3 Einw.
Eglsee 1955: Weiler mit 6 zerstreuten Anwesen, 342 m hoch, 1 km südlich von Hunderdorf, an der Straße Hunderdorf-Bogen. Eglsee soll seinen Namen von dem „Hunderdorfer See“ haben, der einmal von Lohmühl-Hunderdorf den Hunderdorfer Kessel füllte. Der Boden ist lehmig, die Wiesen sind feucht. Der Stettener Bach fließt durch Eglsee nach Hofdorf in den Bogenbach. Dieser in Bayern 19 mal auftretende Ortsname wird sich herleiten vom ahd. egal=Blutegel. 1823 Ecklseeweiher, 1832 Ecklsee, 1981 mit 50 Einw.
Ehren: Soll gleich Egern sein, Siedlung, mit 54 Einw. 1981. In Ehren wurde 1896 der Bahnhof Steinburg an der Eisenbahnlinie Bogen-Miltach errichtet.
Ellaberg 1955: Weiler 4 km nordwestlich von Hunderdorf mit 8 Anwesen, sehr zerstreut, 374 m Höhe, liegt z.T. in einem Talkessel, z.T. an den Hängen des Weinberges, der zum Lintacher Höhenzug gehört. Im Talkessel ein kleiner Wassergraben ohne Namen. Die linke Seite des Tales ist bewaldet und trägt den Flurnamen „Wolfersgrub“. Nördlich des Weinberges fließt ein Bächlein nach Grub, das den Namen „Ellaberger Bach“ trägt. Früher Elinberg, Elchenberch, Elchenperge, 1484 Elenberg, 1640 Ellnberg; entweder vom Personennamen Alb, Elle oder vom ahd. elaho, mhd. elch=Elch.
Gaishausen 1955: Dorf mit 13 Anwesen, 10 geschlossen zusammen, ein Anwesen an der ehemalogen Bahnlinie vor der Ortschaft, ein Anwesen nach der Ortschaft dem Walde zu, ein Anwesen im Wald, 3 km nördlich von Hunderdorf. An der Nordseite führte die Bahnlinie vorbei, an der Ostseite läuft der Bogenbach der Ortschaft entlang. Der Ort liegt 336 m hoch ganz eben im weiten Talkessel. Früher gaizhusen, geizhusen, gaizzehusen, 1120 Gezhusen, 1120 Gayshawsen, 1627 Gaishausen, 1639 Gayshausen; im Volksmund Goaßhausn; vom mhd. geiz=Ziege; 1981 78 Einw.
Grabmühl 1955: Einöde, liegt 325 m hoch, 600 m südöstlich von Hofdorf auf der weiten Ebene zwischen Hofdorf und Waltersdorf, guter ertragreicher Ackerboden. Grabmühl muß wohl einmal eine Mühle gewesen sein, obwohl es heute gut 100 m vom Bach entfernt liegt. 1638 Grabmiel, Volksmund Grabmui, 1981 mit 16 Einw.
Grub 1955: Weiler mit 4 Anwesen, eines etwas abseits, 342 m Höhe, 3,8 km nordwestlich von Hunderdorf, am Fuße des Weinberges, am Ausgang des Ellaberger Talkessels, planierter Feuerweiher. Südliche Ortsgrenze ein Waldstück (Wolfersgrub), nördl. Grenze Hochholz. 1632 Grurb, 1819 Grub, Volksmund Gruab, 1981 16 Einw.
Hasenquanten: Rechts der Straße nach Steinburg, 2 km von Hunderdorf entfernt.
Hoch 1955: Dorf mit 17 Anwesen und Weiler mit 7 Anwesen, liegt 2 km westlich von Hunderdorf, am Osthang des Lintacher Höhenzuges. Die Anwesen liegen z.T. in den eingeschnittenen Tälern, z.T. auf den Höhen der Talränder, sandiger armer Boden, wasserarm. Drei Quellbäche vereinigen sich zu einem Bach: ohne Namen, der über Hunderdorf in den Bogenbach fließt. 440 m Höhenlage. An den Nordhängen der Talseiten Föhrenwald. Der Name kommt von der hohen Lage über der Talweitung des Bogenbaches. 1638 Chogl, 1821 Koegel, 1825 Von der Hoch, Volksmund d’Hau, 1981 84/41 Einw.
Hochholz 1955: Einöde mit 2 Anwesen, liegt 398 m hoch und 4 km nördlich von Hunderdorf auf einer ebenen Anhöhe, die zum Lintacher Höhenzug führt, kein Gewässer. 1835 Hochholz, Volksmund Hauhoiz, 1981 12 Einw.
Hofdorf 1955: Dorf, 600 m lang mit 28 Anwesen, liegt 332 m hoch, 1,5 km südlich von Hunderdorf am Fuße des Hofdorfer Waldes, dem der Bogenbach entlangfließt. Die Anwesen stehen heute links der Straße Hofdorf-Bärndorf. An der Westseite des Dorfes führte die Bahnlinie vorbei, heute Radweg. Am Bogenbach die ehemalige Mühle, heute Sägewerk. Der Ort war früher Hofmark des Klosters Windberg und besitzt eine schöne Kapelle. 1126 hovedorf, 1638 Hoffdorff, 1819 Hofdorf, 1981 115 Einwohner. In den Windberger Traditionen tritt wiederholt ein Geschlecht auf, das sich nach Hofdorf nannte: ein Hiro, Adelbrecht, Gozbolt, Cuno von Hovedorf.
Irlach, Ort mit vielen Erlen oder bei einem Erlengehölz, rechts der Straße von Ehren nach Mitterfels, Einöde, 1981 mit 7 Einwohnern, 365 m hoch.
Lindenbrunn 1955: Einöde mit 2 Anwesen, 1 km südw. von Hunderdorf in einem engen Tal, das sich in die Lintacher Höhe zieht und durch das der Stettener Bach läuft, dessen Quellen im Lintacher Höhenzug liegen. Am linken Südhang dieses Tales liegen die beiden Anwesen. Name: 50 m unterhalb des ersten Anwesens steht eine große Linde, unter der eine Quelle fließt. Das Windberger Kloster holte dort Trinkwasser. Gehörte einmal zum Kloster (Sage vom vergrabenen Klosterschatz in Lindenbrunn zur Zeit des 30jährigen Krieges, den drei Burschen während der Fronleichnamsprozession heben wollten), 1831 Lindtbrun, 1837 Lindtenbron, 1981 6 Einw.- Uralte Bezeichnung „Auf der .alten Bruck“ (beim Dietl-Anwesen soll eine Brücke über das Tal geführt haben).
Lindfeld 1955: Ein Dorf mit 6 Anwesen, liegt 357 m hoch, 500 m südlich von Hunderdorf. Kein Gewässer, wenig Brunnenwasser, lehmiger Humusboden, fruchtbare Obstgärten und Felder. 1981 Weiler mit 53 Einwohnern.
Lintach 1955: Dorf mit 28 Anwesen, liegt 2 km westlich von Hunderdorf, 433 m hoch, sehr zerstreut am Osthang des Lintacher Höhenzuges. Die Häuser liegen meist entlang der eingeschnittenen Mulden. Sehr wasserarm, sandiger, armer Boden. Gehörte ehem. Zum Rotthammer Hof (heute Schöfer Sollach), bei dessen Zertrümmerung die kleinen Grundstücke billig erworben wurden. Der Name kommt von Linde; die Linden waren früher sehr kultiviert, besonders von den Klöstern als Bienenweide zur Honig- und Wachsgewinnung bevorzugt.
Neidau: Die Einöde liegt 2 km nördlich von Hunderdorf nahe am Bogenbach.
Oberhunderdorf 1955: Der Weiler liegt, 328 m hoch, 0,5 km nördlich von Hunderdorf, 5 Häuser, zerstreut längs des Fußweges nach Gaishausen, hart am Bogenbach. Ein Mühlgraben, von Erlen flankiert, führt zur Kunstmühle Drexler. Unerklärlicherweise gehört das kleine Gstettenbauer-Anwesen, das am Hang des Hocher Fußweges liegt, zu Oberhunderdorf. 1640 Obers Hunderdorf, 1825 Oberhunderdorf, Volksmund Owahunnadorf, 1981 27 Einwohner.
Oberstetten 1955: Weiler mit 2 Anwesen, liegt 373 m hoch, 3 km südwestlich von Hunderdorf entfernt, westlich der Straße Hunderdorf-Bogen, am Wege von Stetten nach Lintach, auf der Höhe des Lintacher Höhenzuges. 1981 14 Einw.
Rammersberg 1955: Dorf mit 15 Anwesen, davon 12 geschlossen am westl. Höhenrücken der Lintacher Höhe, 3 weitab zerstreut. Der Hauptort liegt hinter dem Kernschopf in 469 m Höhe, sandiger, steiniger Boden. Die fruchtbaren Äcker der großen Bauern liegen am Westhang in der Gemeinde Oberalteich. Rammersberg liegt 3 km nordwestlich von Hunderdorf und ist wasserarm. Früher radmansperge, Rademannesperge, 1274 Radmansperg – Appian Ramelsberg, vom Personennamen Radman, 1981 66 Einw.
Riglberg: 1305 Regelperig. Von Riegel = langer, steiler Bergrücken, links der Straße von Ehren nach Mitterfels, 1981 Einöde mit 8 Einw.
Röhrnau: Früher Rorinouwe, Roerinawe, Roerenaw. M.B. In der Roeraeinuaw an der sumpfigen mit Schilf bewachsenen Au. Zu Appians Zeiten bedeckte die Niederung, in dem das Dörfchen liegt, ein stattlicher Weiher. 1981 Weiler mit 23 Einw., 359 m hoch.
Schafberg: 1981 Dorf mit 117 Einw., rechts der Straße Hunderdorf-Steinburg, mit zum Buchaberg ansteigendem Gelände.
Sollach 1955: Weiler mit 7 Anwesen, liegt 373 m hoch, 3 km südwestlich von Hunderdorf entfernt, rechts der Straße Hunderdorf-Bogen, ein Bauernhof etwas abseits links der Straße. Am Ortseingang steht eine alte Kapelle, erbaut von der Fam. Bogner [Rothammer]. Der Ort liegt auf dem Höhenrücken mit Südlage, besonderes Kennzeichen: Eine Reihe von hohen Pappeln. Etwa 500 m in Richtung Bogen liegt links der Straße ein Wald, genannt“Im Sollinger Loch“, ehem. Besitz der Grafen von Bogen. Lehmiger Untergrund, fruchtbares Ackerland. 1274 Solaha, 1476 Solach, 1824 Sollach, Volksmund Soia. Das Wort bedeutet Weidengebüsch, and. Salaha, mhd. salhe, neuhd. Salche. Salche, Salweide, Ort wo viele Salweiden wachsen. 1981 35 Einw.
Starzenberg: Weiler nördöstlich von Hunderdorf, an der Gemeindestraße Haselquanten-Windberg, 1981 27 Einw.
Steinburg: Früher, Steinberge, 1305 Stinberch. Im 12.-14. Jh. Sitz eines Edelgeschlechts der Steinberger, früher Sitz der gleichnamigen Gemeinde mit Schule und Schloß, Dorf mit 213 Einw. 1981.
Stetten 1955: Dorf mit 11 sehr zerstreuten Anwesen, liegt 360m hoch an der Straße Hunderdorf-Bogen, 2 km südwestlich von Hunderdorf, z.T. in der Senke des ehemaligen „Hunderdorfer Sees“, z.T. auf einer Anhöhe. Die Quelle des Stettener Baches befindet sich am Fuße des Lintacher Höhenzuges. Gute Humuserde auf lehmigem Untergrund, nasse Wiesen. Name: Plural von Statt = Stelle, wo etwas steht oder Ort schlechthin, 1646 Stetten, 1981 47 Einw.
Stockwies 1955: Weiler, 329,8 m Höhe, 2 Häuser, 500 m nördlich von Hunderdorf, anschließend Oberhunderdorf, am Fußweg nach Gaishausen, am Bogenbach. Name: Wiese mit Baumstrunken, 1824 Stockwies, Volksmund Stogwies, 1981 10 Einw.
Thananger 1955: Das Dorf Thananger liegt 1 km nordwestlich von Hunderdorf, längs des Gemeindeweges nach Gaishausen, 15 Häuser. Die 5 ersten Häuser wurden 1938 als Siedlungshäuser gebaut. Im alten Thananger befand sich eine Töpferei, in der aus dem Lehm der Umgebung Blumentöpfe hergestellt wurden. Die Trockenräume faßten 20.000 Töpfe. Fast alle Gärtner Niederbayerns bezogen hier ihre Gartentöpfe. 1150 tanegen, tanin, 1305 tünin, 1484 tunigen. Diese alte Formen erscheinen durchaus rätselhaft, vielleicht von tan, tannach, Tanne, Tanich = Ort mit vielen Tannen.
Wegern: Dorf südlich an Steinburg anschließend, 1981 mit 158 Einwohnern, Gelände nach Nordosten ansteigend.
Weinberg 1955: Die Einöde liegt 466 m hoch am Südhang des Weinberges (Lintacher Höhenzug), 4 km nordwestlich von Hunderdorf, Gipfel und Nordhang des Weinberges sind bewaldet. Am Nordfuße des Weinberges läuft der Ellaberger Bach. Vermutlich wurde an der sonnigen Südseite des Berges einmal Wein gebaut. 1841 Einberg, Volksmund Weiber, 1981 8 Einwohner.
Bemerkung. 1955 wurde von der Volksschule Hunderdorf die Beschreibung der Orte der des damaligen Schulsprengels vorgenommen und hier verwendet. Die Herkunft des Namens stammt z.T. von Pfarrer Poiger, früher in der Pfarrei Neukirchen.
Statistische Angaben aus dem Jahre 1987
Die Zahlen bedeuten in der Reihenfolge: Bevölkerungszahl, Zahl der Gebäude.
Hunderdorf Pfd 1269, 333; Au vorm Wald D 116,31; Bauernholz D 40, 13; Berndorferholz E 10, 2; Brandstatt W 15, 4; Breitfeld W 23, 6.; Ebenthan W 16, 6; Egern E 6, 2; Eglsee E 15, 2; Ehren Sdl 41, 10; Ellaberg W 24, 8; Gaishausen D 86, 24; Grabmühl E 8, 2; Grub W 16, 4; Hasenquanten W 21, 5; Hoch D 165, 45; Hochholz W 9, 3; Hofdorf kd 99, 30; Irlach E 9, 2; Lindenbrunn E 5, 1; Lindfeld D 47, 12; Lintach D 120, 33; Neidau E 6, 1; Oberhunderdorf W 23, 6; Oberstetten W 14, 3; Öd W 28, 6, Rammersberg D 66, 20; Riglberg E 5, 2; Röhrnau W 17, 3; Schafberg D 130, 34; Sollach W 40, 6; Starzenberg W 36, 9; Steinburg D 138, 36; Stetten D 35, 10; Stockwies E 5, 2; Thananger D 79, 26; Wegern D 150, 38; Weinberg 5, 1.
Abkürzungen: Pfd=Pfarrdorf, D=Dorf, Kd=Kirchdorf, Sdl=Siedlung, W=Weiler, E=Einöde
Hofdorf, ehemalige Hofmark
Nur zehn Minuten Fußweg von Hunderdorf entfernt, am rechten Ufer des Bogenbaches, liegt die Ortschaft Hofdorf. Bis zum Bau der Kreisstraße im Jahre 1954 lag der Ort abseits des lärmenden Verkehrs. Nun blüht die Ansiedlung auf und hat nach dem Bau der neuen Autobahn noch an Bedeutung gewonnen.
Dabei ist Hofdorf kein unbeschriebenes Blatt gewesen. In früheren Jahrhunderten war es ein Hofmark, die sich zu einem „Hofdorf“ entwickelte. Hofdorf gehörte nach Pater Fink zu den echten dorf-Orten. Seine Gründung geht auf die Zeit vor 900 zurück, denn zu Beginn des 10. Jahrhunderts war dieselbe abgeschlossen.
Namentlich bezeugt ist 1126 ein Adalbert de Hovedorf unter den Kämpfern. Zwischen 1148 und 1160 wird ein Gozpold de Hovedorf als Bruder von Albertus de Steinberg erwähnt. Demnach waren die Herren von Steinburg in Hofdorf beheimatet. Später gehörte die Hofmark Hofdorf den Rittern von Leiblfing, die es im 15. Jahrhundert dem Kloster Windberg schenkten.
Hofdorf war ehemals Wirtschaftshof der Grafen von Windberg und gehörte mit sechs anderen Hofmarken zum Kloster Windberg. Der Ort war geschlossenes Gebiet und reichte bis Stetten herauf.
Nach der Säkularisation und der Aufhebung des Klosters Windberg kam Hofdorf im Rahmen der neuen Landteilung 1808 und 1812 zur Gemeinde Hunderdorf.
Das Bild zeigt den Blick über Hofdorf mit seiner Kapelle in Richtung Hunderdorf.
Kirche St. Edigna in Hofdorf
Über allen Häusern und Bauernhöfen thront die Kirche St. Edigna. Als Hofmark von Windberg gehörte sie bis zur Säkularisation 1803 zu Windberg und wurde von dort aus betreut. 1803 wurde sie zur Nebenkirche von Hunderdorf. Zunächst war die Kirche in Hofdorf dem Hl. Thomas geweiht, erst seit 1765 ist St. Edigna die Kirchenpatronin. Die Verehrung der Hl. Edigna gelangte mit einem Abt von Windberg nach Hofdorf. Eine Urkunde, die in dem Kirchlein noch aufbewahrt wird, besagt, daß der Abt von Fürstenfeld im Jahre 1765 dem damaligen Abt von Windberg, Bernhard Strählin, eine Reliquie der Heiligen überließ, die noch heute in einer kleinen Monstranz das wichtigste Gut der Hofdorf er Kirche darstellt.
Schon im 16. Jahrhundert wird in Hofdorf eine Kirche erwähnt. Die bestehende Anlage stammt von 1701 (Jahreszahl außen am Chor). Der ganze Bau ist in schönem Granitquaderwerk ausgeführt und demzufolge unverputzt. Das Türmchen mit der Zwiebelkuppe sitzt am Westende über dem Haupteingang. Ein kleines Fenster rechts von der Tür gestattet einen Einblick in das Kircheninnere.
Am modernen Hauptaltar wurden Teile aus der Erbauungszeit verwendet. Im Schnitzrahmen am Altar, ausgestattet mit einer Reihe hervorragender Schnitzwerke aus der Barockzeit, sehen wir die Kirchenpatronin St. Edigna mit Hahn und Glocke und darüber St. Maria mit dem Kind. Die Seitenfiguren stellen wohl St. Katharina und Barbara dar. Eine bekleidete Marienfigur ist eine Nachbildung der Muttergottes vom Bogenberg.
Zwei alte Glocken kamen im Jahre 1884 aus der Pfarrkirche von Hunderdorf nach Hofdorf. Eine kleine, schlichte, eiserne Glocke wird seit 1910 im Heimatmuseum auf dem Bogenberg aufbewahrt.
St. Edigna, Patronin der Hofdorfer Kirche
Edigna war die Tochter König Heinrichs I. von Frankreich. Der spätere König Philipp I. war ihr Bruder. Im jugendlichen Alter hatte Edigna ständige Jungfraulichkeit gelobt und ist, als man sie zu einer Heirat zwingen wollte, aus der Heimat entflohen. Auf ihrer Pilgerschaft durch Bayern traf sie müde und ermattet einen Bauersmann, der mit seinem Ochsengespann, darauf eine Glocke und ein Gockel, des Weges kam. Er nahm Edigna mit, bis unterhalb des Dorfes Puch bei Fürstenfeldbruck die Zugtiere stehen blieben, der Hahn zu krähen und das Glöcklein von selbst zu läuten begann. Edigna sah darin ein Zeichen Gottes, daß sie hier bleiben solle. Sie nahm als Behausung die hohle Linde an der Kirche. Hier lebte Edigna 35 Jahre, Gott dienend im Gebet und Fasten. Sie versammelte häufig die Bewohner des Dorfes und der Umgebung um sich, unterwies sie im Glauben und die Kinder im Lesen und Schreiben. Vor allem in den gesundheitlichen Nöten und Sorgen war sie, die höfisch gebildete Königstochter, den Besuchern eine teure und geliebte Helferin und Beraterin, so daß sie bald in den Ruf einer „Wundertäterin“ gelangte. Ihr greiser Vater soll – so die Überlieferung – den Ort ihres Aufenthaltes erfahren und sie zur Rückkehr in die Heimat bewogen haben, aber vergebens. Am 26. Februar 1109 verstarb sie eines seligen Todes. Sie wird vor allem als Fürsprecherin in Verlust- und Diebstahlsfällen angerufen.
Gaishausen, ehemals Hofmark und Gemeinde
Nach dem Gemeindeedikt von 1818 wurden die Gemeinden Au, Gaishausen, Hunderdorf und Steinburg gebildet. Diese hatten bis zum Jahre 1946 ihren Bestand. Die amerikanische Militärregierung verfügte damals, daß die Kleingemeinden Au, Gaishausen und Steinburg mit weit über 1000 Einwohnern zu einer Gemeinde zusammengefaßt werden. Als aber die Verwaltung wieder in deutsche Hände zurückgelegt wurde, bemühte sich Gaishausen mit Erfolg um die Eigenständigkeit. Au wurde Steinburg angegliedert.
Die Bodenfläche der damaligen Gemeinde Gaishausen betrug 771 ha, davon waren 400 ha Felder, 221 ha Wiesen und nur 150 ha Wald. Die Nutzfläche der nach wie vor landwirtschaftlich orientierten Gemeinde bot nur noch 20 Prozent der Bevölkerung ein angemessenes Einkommen. Das Gros der Bürger machten die Arbeitnehmer aus. Sie standen mit 75 % weitaus an der Spitze. 5% waren Gewerbetreibende. Vor dem Krieg zählte Gaishausen 69 Hausnummern, um 1970 waren es bereits 92. Zur Gemeinde gehörten die Ortschaften Gaishausen, Ehren, Röhrnau, Grub und Rammersberg, die Weiler Ellaberg, Ebenthan, Hochholz, Riglberg, Hagenberg und Hoch und die Einöden Weinberg, Wiespoint und Kögl.
Zwar hatte lange Zeit der Ort eine Kirche, für eine Schule reichte die Zahl der Kinder nicht aus. Sie besuchten die Schulen in Au und später in Steinburg und Hunderdorf.
Als besonderes Ereignis werteten die Bürger der Gemeinde Gaishausen die Verleihung eines Gemeindewappens durch Landrat Franz Xaver Hafner, der ein Sohn der Gemeinde war. Das rote Stufenkreuz wurde dem Wappen des Geschlechts der Steinberger entnommen, die lange Zeit Grundherren des Gebietes waren. Der blaue Wellenbalken kennzeichnet die Lage des Gebiets am Bogenbach, das war im Jahre 1969.
Der einzige Ort im ehemaligen Landkreis Bogen, dessen Namensbezeichnung als eine haus-Gründung im Sinne einer Ministerialenburg zurückzuführen ist, dürfte Gaishausen sein. Dort läßt auch das Vorhandensein eines Kirchleins mit dem sehr alten St. Georg-Patrozinium auf eine Ministerialenburg schließen, da die Kirchen meist im Zusammenhang mit solchen Dienstmannenburgen entstanden sind. Jedenfalls ist Gaishausen als Sitz eines Ministerialengeschlechtes schon im ersten Viertel des 12. Jh. bezeugt.
Gaishausen bedeutet „Haus eines Gezo“, dessen Name uns in den Traditionen des Klosters Oberalteich nur einmal 1114-37 bei Gezo de salaha (Sollach) begegnet. Man könnte versucht sein, in ihm den Ortsgründer von Gaishausen zu sehen. 1114-37 Etich de Gaishusen, 1126 Hagano de Gezhusen; Hagen de Geizzehusen gab dem Kloster Windberg ein Gut.
Lange vor der großen Gebietsreform Ende der 70er Jahre schloß sich die Gemeinde Gaishausen 1958 freiwillig mit den Gemeinden Neukirchen und Obermühlbach zu einer Verwaltungsgemeinschaft zusammen, die einen gemeinsamen Gemeindesekretär, Herrn Michl, beschäftigte. Dieses Gemeindetruimvirat war damals beispielgebend im Landkreis Bogen.
Der günstigen Lage zur Gemeinde Hunderdorf war es dann zuzuschreiben, daß 1978 bei der Gebietsreform die Gemeinde Gaishausen zusammen mit der Gemeinde Steinburg an Hunderdorf angegliedert wurde. Seither bilden drei Gemeinden, Hunderdorf, Neukirchen und Windberg, eine Verwaltungsgemeinschaft mit dem Sitz in Hunderdorf.
Auch geschichtlich konnte sich Gaishausen sehenlassen. Aus dem 12. und 13. Jh. sind die Ritter von Gaishausen, wie oben erwähnt, belegt. In über 160 Jahre langen Geschichte hat die Gemeinde Gaishausen den Beweis erbracht, daß sie nicht nur lebens-, sondern auch entwicklungsfähig war. Als Beweis seien der nahe Bahnhof, die Post, das Lagerhaus und die Konservenfabrik genannt. Wenn auch die frühere Gemeinde Gaishausen aufgelöst wurde, so sind ihre Bürger stolz auf die geschichtliche Vergangenheit.
Die Schwedenschlacht auf dem Rammersberg
Von der Tragödie des 30jährigen Krieges blieb auch der Vorwald nicht verschont. Nach den Überlieferungen zogen sengende und mordende Horden über das Land. 1648 soll bei Rammersberg sogar die letzte Schlacht geschlagen worden sein. So weiß der Volksmund zu berichten, daß das Blut der Toten und Verwundeten bis in die Ortschaft Grub gelaufen sein soll. Der Wahrheit näherkommen dürfte eher die Version, daß sich die Kampfstätte, deren Mittelpunkt ein heute noch als „Marteracker“ bezeichnetes Grundstück gewesen sein soll, bis Grub ausdehnte. Auf dem Berg soll sich zu jener Zeit ein 50 m tiefer Brunnen befunden haben, in den die Gefangenen geworfen wurden. Die Wände dieses Brunnens sollen zudem mit scharfen Eisenstäben gespickt gewesen sein. Daran, daß gegen Ende dieses verheerenden Krieges auf dem Rammersberg noch ein erbitterter Kampf getobt hat, dürfte allerdings kaum zu zweifeln sein. Zum einen weist die Bezeichnung „Marteracker“ darauf hin, zum anderen gibt die „Schwedenkapelle“ Zeugnis von jener dunklen Vergangenheit. Die Kapelle war zum Gedenken an den blutigen Tag ursprünglich auf dem „Marteracker“ errichtet worden. Später wurde sie jedoch auf eine Anhöhe über der Ortschaft Rammersberg umgebaut. Das Kirchlein ist damit noch der einzige sichtbare Zeuge für das blutige Finale des 30jährigen Krieges bei Gaishausen.
Die Kapelle stammt wohl aus dem 18. Jahrhundert. Beschreibung: Chor halbkreisförmig, wenig eingezogen. Langhaus rechteckig, flache Holzdecke mit Balken. Im Chor seitlich je ein Rechteckfensterchen. Westportal mit geradem Sturz, zwischen zwei kleinen Rundfenstern. Satteldach mit Turm und Kreuz. Auf dem Altärchen die Holzfiguren St. Florian und Sebastian, um 1730, Bruder Konrad, der gegeißelte Heiland und zwei Marienfiguren. An den Wänden Kreuzwegbilder und Kerzenhalter.
Die Kapelle wurde 1987 restauriert und erhielt auf der Vorderseite ein vorspringendes Dach. Der Zugang wurde durch eine Treppe aus Bahnschwellen erleichtert. Das Bild zeigt die Schwedenkapelle nach der Restaurierung.
Schloß Au vorm Wald
Nur wenige hundert Meter vom Schloß Steinburg entfernt, allerdings im Talgrund des Bogenbaches, liegt mit Schloß Au vorm Wald ein weiterer alter Adelssitz. Seine Geschichte läßt sich bis in das Jahr 1325 zurückverfolgen. Die Anlage der Gebäude blieb im wesentlichen bis heute fast unverändert erhalten.
Der Baustil des Schlosses gehört der Spätrenaissance an. Die Schloßkapelle St. Valentin, ein ursprünglich spätgotischer Bau, wurde in der Barockzeit verändert.
Schloß Au war ehedem als Wasserschloß erbaut und von einem breiten Ringgraben umgeben, der heute allerdings eingefüllt ist. Ein alter Stich zeigt jedoch, daß es früher nur mit einer Zille (Brücke) zu erreichen war. Die Gebäulichkeiten sind heute in privater Hand. Im Jahre 1834 erwarb die damalige Gemeinde Au das Schlößchen. Die Kapelle wurde der Gemeinde mit der Auflage geschenkt, sie instand zu halten. 125 Jahre wurde an dem Kirchlein dann allerdings nichts mehr getan, so daß es baufällig wurde. Nach dem letzten Krieg bewiesen die Bevölkerung und der neue Besitzer des Schlosses, Max Schötz, Gemeinsinn und renovierten mehrmals das kleine Gotteshaus. Heute ist die ehemalige Schulkapelle wieder eine Zierde der Ortschaft.
Zum Wasserschloß Au gehörten früher umfangreiche Ländereien, speziell in der nächsten Umgebung. Damit war zwangsläufig die Entwicklung eines Bauernstandes mit mittleren und größeren Höfen unterbunden, da für ihn Grund und Boden fehlten. Die Struktur blieb zwangsläufig von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, bis auf den heutigen Tag kleinbäuerlich.
Die Besitzer des Schlosses Au vorm Wald
Schloß Au vorm Wald ist ein Wasserschloß und liegt am nordwestlichen Rand der Ortschaft. Da die natürlichen Schutzvoraussetzungen fehlten, wurde das Schloß mit einem breiten Wassergraben umgeben. Das Wasser wurde dem Perlbach entnommen, welches in einem Graben zum Schloß geleitet wurde. Der Festungsgraben war 10m breit und zog sich um das gesamte Schloßgebäude. Spuren dieses Grabens sind noch gut sichtbar.
Das Schloß hatte im Laufe der Jahrhunderte viele Besitzer. Erste urkundliche Zeugnisse stammen von Berthold dem Steinberger von Au, der 1325 dem Kloster Oberalteich ein Seelgerät versprach, das auch für seinen Vater gleichen Namens von Steinburg und für seinen Bruder Heinrich bestimmt war. Nach dem Ableben Berthold Steinbergers von Au wurde 1336 auch eine Seelgerätstiftung von ihm ins Kloster Windberg beurkundet. Seit diesem Jahr tritt Bertholds Schwiegersohn, der herzogliche Hofmeister Ulrich Leubolfinger als Herr von Au urkundlich auf. Von 1386 bis 1419 erscheint des öfteren Hartwig Leubolfinger von Au, der auch Besitzer eines Weingartens zu Tiefenthal genannt wird. Ab 1433 finden wir urkundliche Zeugnisse für einen jüngeren Ulrich Leubolfinger zu Au. 1444 hören wir, daß er eine Wiese an das Gotteshaus Kreuzkirchen bei Mitterfels verkaufte. Seit 1464 ist Hartmann Leubolfinger zu Au bezeugt. Er und seine Gemahlin Beatrix hatten 7 Tagwerk Wiese, die Breitwiese bei Gaishausen, besessen, die 1476 käuflich an das Spital zu Straubing, überging. Um 1485 erscheint als Herr von Au Wilhelm Heuraus, der Kastner zu Viechtach war, dann Landrichter zu Mitterfels wurde und dessen Schwester Elsbeth den Hanns Hofer zum Lobenstein heiratete. Seit 1507 tritt Georg Heuraus zu Au urkundlich auf, der lange Zeit Landrichter und Pfleger zu Mitterfels war.
Nun kam Au an die Familie Ammon durch Heirat. 1563 starb nämlich Maria Magdalena Ammonin, geborene Heuraus von Au, wie ihr Grabstein in Hunderdorf meldet. Um diese Zeit hat Geograph Apian dieses Au als Schloß im Tal mit vier Weihern beschrieben. Die Familie Ammon blieb fast 200 Jahre im Besitz der Hofmark Au vorm Wald. Wir finden einen Georg Ammon zu Rattiszell und Au, der 1593 dem Abt von Windberg Vollmacht für den Landtag übertrug. Nach einem Wolf Ammon erscheint in der Landtafel von 1628 ein Georg Victor Ammon als Herr von Au. 1630 verkaufte das Spital zu Straubing die bereits genannte Breitwiese an diesen Georg Victor Ammon „von und zu Au auf Herrnfehlburg und Rattiszell“ und dessen drei Kinder Ferdinand Franz, Ignaz Victor und Maria Katharina als Leibgeding. Von Ferdinand Franz Ammon kaufte das Straubinger Jesuitenkolleg 1650 ein Haus in der Bürg zu Straubing für ein Schulhaus. Dies wurde das beim großen Straubinger Stadtbrand 1780 untergegangene Jesuitengymnasium. Ferdinand Franz Ammon starb laut Grabstein in Hunderdorf 1665. Die Rittersteuer für 1681 erlegte Johann Wilhelm Ammon von und zu Au, der 1709 starb und ebenso wie die noch folgenden Adeligen seinen Grabstein in Hunderdorf hat.
Durch die Heirat der Maria Esther Genoveva Ammonin, gest. 1727, war die Hofmark Au an den Freiherrn Johann Joseph von Schrenck-Notzing gekommen. Auf ihn folgte der Freiherr Johann Zacharias Voith von Voithenberg auf Herzogau und Au, Regierungsrat in Straubing, der 1808 im 86. Lebensjahr starb und die Hofmark Au 45 Jahre lang besessen hatte. 1818 starb Freiherr Johann Baptist von Schleich von Schönstett und Stephanskirchen, gewester Oberleutnant und Gutsbesitzer von Au.
1841 wird als Inhaber des Schloßgutes ein Apotheker namens Vogt verzeichnet. Die Patrimonialgerichtsbarkeit der Hofmark wurde damals bereits vom Landgericht Mitterfels besorgt. Am 17. Mai 1834, verkaufte Vogt den linken Teil des Schloßgebäudes an die Gemeinde Steinburg zum Zwecke der Errichtung einer Schule. Den rechten Teil erwarb der Bauer Franz Kronfeldner.
Das Schloß diente bis 1959 als Schulhaus des Schulsprengels Au vorm Wald und Steinburg. Dann wurde das Schulhaus an den derzeitigen Besitzer Max Schötz verkauft. Er renovierte das gesamte Schloß, so daß es heute wie ein Juwel in das Land hinausblickt.
Die Schloßkapelle Au vorm Wald
Inmitten der Häuser des Ortes Au vorm Wald, angelehnt an das alte Schloß, steht die Schloßkapelle St. Valentin, eine Filialkirche von Hunderdorf. Der ursprünglich spätgotische Bau wurde in der Barockzeit verändert.
Wenn auch die Innenausstattung nicht allzu üppig ist, so ist das Kirchlein doch sehenswert. Der spätgotische Altar aus dem 17. Jahrhundert hat einen Aufsatz im Spätrenaissancestil. Das Altarbild in chinesisch-rot gehaltenem Farbgrund ist dreiteilig und zeigt in der Mitte St. Maria mit dem Kind und den hl. Valentin, den Schutzpatron des Kirchleins. In den Seitenstreifen links St. Katharina und. St. Dorothea übereinander geordnet, rechts ebenso St. Margareta und St. Barbara.
Neben einfachen Kreuzwegstationen finden wir die Figuren St. Valentin mit Buch und Bischofstab, spätgotische Arbeit um 1500 und St. Maria mit dem Kind, Krone und Schädeldecke der Muttergottes sind gespalten von einem Säbel, der noch in der Wunde steckt. Es handelt sich um eine Nachbildung des Gnadenbildes von Neukirchen beim hl. Blut, spätgotische Arbeit um 1480. Sockel und rechte Hand sind später erneuert worden.
Im Vorraum sind einige ländliche Votivtafeln angebracht. Die ehemaligen Spitzbogenfensterchen im Chorhaupt wurden vermauert. Die zwei Rundbogenfenster stammen aus der Barockzeit.
Über dem Vorraum erreicht man auf einer Treppe einen Raum, der früher als Oratorium diente.
Grabsteine der früheren Besitzer auf Schloß Au v. Wald
Ein Grabstein an der ehemaligen Seelenkapelle und andere an der Außenwand der 1936 erbauten Pfarrkirche erinnern an die früheren Herrn und Besitzer des Schlosses Au vorm Wald:
1. Johann Baptist Freiherr von Schleich, von Schönstett und Stephanskirchen quieszierender Oberlieutnant beim Leibregiment Pius und vormaliger Gutsbesitzer von Au, geb.5.Mai 1771, gest. im Okt. 1818. Oben ein graviertes Wappen.
2. Johannes Ignatius Freiherr von Schrenck-Notzing, Chorherr zu Berchtesgaden, gest. 10.Mai 1724.-Unten sein Wappen.
3. Ferdinand Franz Ammon von und zu Au, Herrnfehlburg und Rattiszell, gest. 25.März 1665. Unten Reliefwappen und Rundblende.
4. Clara Adelheid Regina von Schrenck und Notzing auf Au, gest.1706 – Unten das Wappen.
5. Maria Esther Genoveva Freifrau von Schrenck-Notzing, geb. Ammon von Au, gest.5. März 1727. – Unten Ehewappen.
6. Johann Wilhelm Ammon von und zu Au, gest. 29.11.1709, 69 Jahre alt. – Unten sein Wappen.
7. Johann Zacharias Reichsfreiherr von Voith von Voithenberg auf Herzogau und Au, kgl. bayer. Regierungsrat zu Straubing im 50.Jahr, Inhaber der Hofmark Au vorm Wald im 46. Jahr, seines Alters im 86. Jahr, gest. 13.7.1808. – In den Ecken Rosetten. Oben das Reliefwappen des Verstorbenen in Rundblende.
8. Maria Magdalena Ammon, geb. Hoiraus zu Au, gest. am Abend Mariä Himmelfahrt 1563. – Seitlich gravierte Renaissanceornamente mit Blumenvasen. In den Ecken die Wappen der Ammon, Hoiraus, Schmidinger und Gundelsheim.
Aus Steinburgs Vergangenheit
Die Landschaft um Steinburg wird vor allem durch das Bogenbachtal als einem Ausläufer der weiten Donauebene und den Burgen des Vorwaldes bestimmt. Der Ort selbst ist umgeben von tiefen Misch- und Nadelwäldern, die sich bis über die 800-Meter-Grenze hinausziehen. Der Höhenunterschied vom Dorf zur Donau beträgt allerdings nur 35 Meter. Die Randlage zum Donauraum hat Geschichte und Entwicklung der ehemaligen Gemeinde den entscheidenden Stempel aufgedrückt.
Eine besondere Note gibt der Ortschaft Steinburg das über dem Dorf gelegene Schloß, das in früherer Zeit eine stolze Ritterburg war. Seine Geschichte läßt sich fast acht Jahrhunderte zurückverfolgen. Erstmals ist der Adelssitz 1221 erwähnt. Das bekannteste Geschlecht, das auf der Burg, die im Laufe der Zeit häufig den Besitzer wechselte, saß, waren die Steinberger. Sie waren es aber auch, die den Anlaß zur Entstehung des Dorfes gaben, das sich aus der am Fuße des Burgberges entstandenen Hintersassensiedlung entwickelte.
Zur Burg Steinburg wie zum Wasserschloß Au vorm Wald gehörten früher umfangreiche Ländereien. Um Steinburg hatten sich im Laufe der Jahrhunderte kleine Ansiedlungen entwickelt. Als im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts unter dem großen Reformer Montgelas die bayerischen Gemeinden gebildet wurden, entstanden mit Steinburg, Au und Gaishausen Miniaturgemeinden. Nach 1946 wurde durch die Militärregierung aus den drei Gemeinden mit einem Federstrich eine Gemeinde mit weit über tausend Einwohnern gebildet. Als die Verwaltung wieder in deutsche Hände zurückgelegt wurde, entstanden die Gemeinden Steinburg und Gaishausen. Au wehrte sich verzweifelt gegen die Eingemeindung nach Steinburg, mußte jedoch schließlich klein beigeben. Bei der großen Gebietsreform Ende der siebziger Jahre wurden dann die neugebildeten Gemeinden Steinburg und Gaishausen nach Hunderdorf eingemeindet. Beide gehörten schon seit altersher zur Pfarrgemeinde Hunderdorf.
Zur Gemeinde Steinburg gehörten die Ortschaften Au und Schafberg, die Weiler Wegern, Oed, Rimbach und Haselquanten sowie die Einöden Neidau, Birkhof und Dörnau. Auf der 390 Hektar großen Grundfläche lebten rund 660 Menschen. 133 ha des Gemeindegebietes waren von Wald bedeckt, .130 ha waren Wiesen und nur 80 ha Felder. Die Gewässer machten 5,5 ha aus. Vor der Eingemeindung nach Hunderdorf waren 60% der Gemeindebürger Arbeitnehmer und nur 30% in der Landwirtschaft tätig. Davon aber waren wiederum der weitaus größte Teil als Nebenerwerbslandwirte tätig. 10% der Bevölkerung waren Gewerbetreibende.
Die bauliche Entwicklung der Gemeinde Steinburg war in den sechziger Jahren mit Siebenmeilenstiefeln vorangegangen. Vor dem Krieg waren es 100 Wohnhäuser, 1966 137. Die vorher mangelhafte Wasserversorgung hatte 1967 ein Ende. Durch den Bau einer Wasserversorgungsanlage floß ausreichend Wasser in die Haushalte. Die Stromversorgung der Gemeinde wurde erst 1962 von der OBAG übernommen. Vorher war Steinburg durch ein privates E-Werk versorgt worden. Die günstige Verkehrslage machte nach dem Kriege Steinburg in zunehmendem Maße für die Ansiedlung von Industrie attraktiv. Der Ort lag an der Bahnstrecke Straubing-Miltach und an der Kreuzung der Staatsstraßen Bogen-Viechtach und Ascha-Deggendorf. 1951 erwarb die Firma NOLTE an der Gemeindegrenze Steinburg-Hunderdorf ein großes Gelände und, erstellte hier weitläufige Fabrikanlagen. Für das Steueraufkommen der Gemeinde war es wichtig, daß das Noltewerk zu 50% auf Steinburger Gebiet lag.
Besonders stolz waren die Steinburger, als sie 1958/59 ein neues Schulgebäude erhielten, nachdem ihre Kinder über ein Jahrhundert die Schule im Schloß Au besuchen mußten. Aber nur zehn Jahre währte diese Freude; durch die Errichtung der Verbandsschule in Hunderdorf wurde das Schulgebäude in Steinburg überflüssig, denn Kinder wurden in die Schule nach Hunderdorf mi Bussen transportiert. Auf Grund der relativ kleinen Gemeindefläche war das Straßennetz mit 5,5 km nicht lang. Trotzdem wurde der Straßenbau groß geschrieben. Eng mit dem Aufstieg der Gemeinde Steinburg muß der Name des Bürgermeisters Alfons Berger genannt werden. Ihm hatte die Gemeinde viel zu verdanken.
Die Besitzer des Schlosses in Steinburg
Schon zur Zeit der Grafen von Bogen wurden häufig die sehr angesehenen Ritter von Steinburg genannt. Ihre Familie saß zunächst in Hofdorf bei Hunderdorf. Der Bruder des Gozpold von Hofdorf nennt sich um die Mitte des 12. Jh. bereits Albert von Steinberg. Er tritt auch mit einem Sohn Heinrich auf. Ein Berthold von Steinberg beteiligte sich ebenso wie andere Bogener Ministerialen an der Ausstattung des Klosters Windberg, in dem er einen Hof in Böhmersried bei Viechtach schenkte. Gegen Mitte des 13. Jh. erscheinen Berthold, Wernhard, Albrecht und Konrad von Steinberg. Um 1300 ist ein jüngerer Berthold im Besitz herzoglicher Pfandschaften, ebenso ein Heinrich Steinberger, der 1336 an das Kloster Windberg einen Weingarten zu Zinzendorf verkaufte: Als Söhne des genannten Berthold werden die 1343 auftretenden Ulrich, Berthold und Johann zu betrachten sein.
1325 hatte ein Berthold Steinberger von Au im Einverständnis mit seinen Schwiegersöhnen Konrad von Preysing und Ulrich von Leubelfing dem Kloster Oberalteich 50 Pfd. Pfg. zu einem Licht in die von ihm, seinem Vetter Berthold und seinem Bruder Heinrich gestiftete Kapelle und zu einem Jahrtag gegeben. 1376 verkaufte Heinrich der alte Steinberger im Haken (Haggn) und seine Söhne Heinrich, Konrad, Friedrich und Johann ihren größeren Hof in Straßkirchen an das Kloster Oberalteich, wobei Berthold von Steinberg als Vetter und Ulrich der Leubolfinger von Au als Schwager siegelten. Hier drängt sich der Gedanke auf, daß die beiden neuen Adelssitze Haggn und Au wohl von Steinburg aus gegründet wurden. 1339 entsagten Heinrich der Steinberger von Haggn und seine Söhne Friedrich, Konrad und Johann gegenüber dem Kloster Windberg allen Ansprüchen auf den Hof in Inderbogen. Der damals als Vetter mitsiegelnde Ulrich Steinberger zu Steinburg ist im Gedenkbuch von Windberg mit dem Todesjahr 1363 verzeichnet. Hanns der Steinberger zu Steinburg verkaufte 1375 ein Gut zu Breitenweinzier an das Kloster Windberg unter Mitsiegelung seines Bruders Berthold, der 1376 Richter zu Hengersberg war und 1380 starb. 1377 starb ein Michael Steinberger als Mönch von St. Emmeram in Regensburg. Hanns Steinberger verkaufte 1385 ein Gut zu Hinterholzen. Sein Vetter Heimeran siegelte 1394. Ein Jörg Steinberger tritt 1402 als Bürge für Peter den Chamerauer auf. Der letzte bekannte Ritter von Steinburg ist der seit 1395 genannte Dietrich, der 1408 bis 1412 in Rain bei Straubing saß und 1414 starb. Sein figürlicher Grabstein ist an der Friedhofmauer von Oberalteich erhalten. Frauennamen, die wir bei den Steinbergern feststellen konnten, sind Adelgund, Alhaid, Anna, Cäcilia, Clara, Elisabeth, Katharina, Matzga, Offnei, Osanna, Otilia, Petrissa. Eine Elisabeth war Klosterfrau in Windberg.
Schon 1406 tritt Konrad der Nußberger als derzeit zu Steinburg gesessen auf. Ebenso erscheint Karl der Paulsdorfer 1420. Dann schrieb sich Achatz Nußberger zu Steinburg, der 1430 dem älteren und jüngeren Herzog Ludwig den Dienst mit seiner Veste Steinberg, sowie 6 Gewappneten und 6 reisigen Pferden um jährlich 90 Gulden versprach.
1435 verkaufte er Steinburg an Banns von Poxau, der sich auch 1445 mit seinem gleichnamigen Sohn zu Steinburg schrieb. 1476 nannte sich Peter von Rain zu Steinburg.
Dann brachte die Witwe Margaretha von Poxau 1490 Steinburg dem nun zum Mann genommenen Veith von Eglofstein zu. In der bayer. Landtafel um 1525 ist Gregor von Eglofstein als Herr von Schloß und Hofmark Steinburg angegeben. Der Grabstein dieses 1545 verstorbenen Ritters befindet sich in der Straubinger Jakobskirche neben dem Sakristeieingang an der Wand. 1549 erscheinen Georg und Harnns von Murach im Besitz von Steinburg, denen 1579 Harms Christoph Fux folgte, dann Hieronymus von Seyboltstorf, der 1599 starb. 1604 kam Steinburg an Johann Albrecht von Preysing, weiter an Hanns Arnold von Preysing, der 1620 starb. Seine Witwe Concordia führte einen Neubau des Schlosses auf und starb 1630. Durch Heirat der Maria Margaretha von Preysing kam Steinburg an Eberhard Adolf von Muggenthal, gest. 1665.
1668 tritt Freiherr Franz Benno von Lerchenfeld als Herr von Steinburg auf, der 1681 die Rittersteuer für diesen Besitz erlegte. Über eine Gräfin von Salis, von der wir sonst nichts wissen, kam Steinburg durch Kauf 1710 an den Freiherrn Joseph Oswald von Schuß, der Regierungsrat in Straubing war und 1726 in Oberalteich einen Jahrtag stiftete. Er schrieb sich von Peilnstein und Tragenschwand, Herr zu Perg, Steinburg, Irschenbach, Roßhaupten und Konzell. Gestorben ist er 1729. Franz Joseph Heinrich Oswald von Schuß starb 1786. Der letzte Besitzer aus dieser Familie, Regierungsrat zu Straubing, schrieb sich Joseph Oswald von Schuß, Freiherr von Sattelpeilnstein und Herr auf Steinburg. Dieser übergab 1809 Steinburg an den Freiherrn von Schönbrunn zu Miltach, die es aber bereits 1816 an den Freiherrn Wilhelm von Berchem zu Niedertraubling verkauften. Nachdem die alte Schloßkapelle eingestürzt war, ließ Baron Berchem einen größeren noch vorhandenen gewölbten Raum als Kapelle einrichten. 1845 wurde Steinburg von Graf Otto von Bray in Irlbach gekauft, der 1448 den Titel Graf Bray-Steinburg annahm. Heute ist durch Einheirat Graf Bray-Poschinger Besitzer des Schlosses in Steinburg.
Dr. Keim
Die Steinberger von Steinburg
Ein Rittergeschlecht gab dem Ort seinen Namen
Am Ende der Hunderdorfer Bucht, wo der Perlbach seinen Namen ändert und zum Bogenbach wird, liegt am Fuße von bewaldeten Höhen der malerische Ort Steinburg, eine Ortschaft, die in den vergangenen Jahrzehnten an Größe zugenommen hat und inzwischen mit den Orten Wegern, Schafberg und Au vorm Wald zu einer langgezogenen Siedlung zusammengewachsen ist. Auf dem Schloßberg thront der Bau des Schlosses Steinburg, der aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert stammen dürfte. Auf alten Bildern und Stichen erscheint dieses Schloß als weiträumige, befestigte Anlage, von der nur die Kapelle, ein ehemaliger Pferdestall, übriggeblieben ist. Im letzten Krieg waren gefangene englische Offiziere darin untergebracht, später diente das Schloß als Massenquartier für Flüchtlinge. Das ehem. Herrenhaus, das Jäger- und Verwalterhäuschen, das umgebende Mauerwerk befanden sich in sehr schlechtem Zustand. Eine gründliche Renovierung Ende der 80iger Jahre läßt nun das Schloß in neuem Glanze erscheinen.
Vorbei ist jedoch die stolze Pracht der früheren Jahrhunderte, in denen hohe Herren im Schloß residierten und Besitzer eines weiten Umkreises von Dörfern und Schlössern waren. Die Schlösser Au und Haggn gehörten dazu.
Die bekanntesten und mächtigsten Bewohner des Schlosses waren die Steinberger, ein Rittergeschlecht, das dem Ort den Namen gab. Schon zur Zeit der Grafen von Bogen werden die angesehenen Ritter von Steinberg genannt, deren Familien zunächst in Hofdorf angesiedelt war. Hofdorf, eine dem Kloster Windberg grundbare Ansiedlung, besaß die niedere Gerichtsbarkeit. Die Dienstmannen von Hofdorf sind häufig im Dienste der Grafen von Bogen festzustellen. Aus diesen Hofdorfer Ministerialen ging das Steinberger Geschlecht hervor. Um den Machtbereich der Grafen von Bogen im „Nordwald“ zu sichern und auszudehnen, wurden Ministerialen dort zum Schutze dieses Gebietes angesiedelt. So entstand auf dem Schloßberg zunächst eine einfache Bauanlage, die durch einen Halsgraben, der heute noch zu sehen ist, geschützt war. Noch im 19. Jahrhundert bestand die alte Ringmauer, die als ein Meter dicke Zwingmauer erhalten geblieben war. Wennings Topographie von 1726 zeigt eine imposante Burganlage.
Um die Mitte des 12. Jahrhunderts, 1148, taucht zum ersten Male ein Albertus de Stainberge auf, ein Bruder des Gozpolds von Hofdorf. Mit ihm beginnt die Herrschaft der Steinberger auf Schloß Steinburg. Sein Sohn Heinrich und Frau Elisabeth werden bei Grundstückgeschäften genannt. Die Steinberger machten sich durch ihre Rodungsarbeit im Raume Viechtach einen Namen und gelangten dadurch auch zu einem ansehnlichen Vermögen. Die Ministerialen beteiligten sich gerne bei Klostergründungen. Um 1180 unterstützte Albert von Steinberg die Ausstattung der von den Bogener Grafen gegründeten Abtei in Windberg. Er schenkte dem Kloster einen Hof in Böhmersried bei Viechtach und ein Gut in Baumgarten und Haberbühl bei Kirchaitnach.
Pertoldus de Stainberg genoß großes Ansehen, er siegelte 1221 im Kloster Oberalteich. Seine Söhne Albrecht, Bertold, Wernher und Konrad trugen den Titel eines Ritters. Im Streit mit dem Probst von Osterhofen erwarben sie ein Gut bei Posching. In dieser Zeit starb der letzte Graf von Bogen, Albert IV. Da er kinderlos war, ging die Grafschaft an die Wittelsbacher über. Somit wurden diese die Lehensherren der Steinberger. Bei einem Streit der Steinberger mit dem Kloster Windberg 1297, wegen einer Roßweide, mußte Bertold von Steinberg auf alle Forderungen verzichten.
Die in der Nähe liegenden Schlösser Au und Haggn sind aller Wahrscheinlichkeit nach Gründungen der Steinberger. Sie sind als Nebensitze dieses Geschlechts entstanden. 1339 schenkte Heinrich der Steinberger und seine Söhne Friedrich, Konrad und Johann den Hof „in der Bogen“ bei Neukirchen an das Kloster Windberg. Drei Jahre vorher erwarb das Kloster Oberalteich das herzogliche Lehen Straßkirchen. Banns der Steinberger zu Steinburg verkaufte 1375 das Gut Breitenweinzier an das Kloster Windberg. Sein Bruder Bertold war Richter zu Hengersberg
Die Ritter von Steinberg waren angesehen Zeugen und Ratgeber ihrer Zeit, die bei Streitigkeiten gern als Schlichter angerufen wurden. Bei der Gründung der Kirche und des Klosters in Elisabethszell durch den Ritter von Haibach haben auch die Steinberger Verdienste erworben.
Ein Michael Steinberger wird als Mönch des Klosters St. Emmeram in Regensburg genannt, eine Elisabeth war Klosterfrau zu Windberg. Windberg hatte damals neben dem Männerkloster auch ein Frauenkloster mit eigener Kirche.
Hansen der Steinberger verkaufte 1385 ein Gut zu Hinterholzen bei Perasdorf. Sein Todesjahr ist unbekannt. Als letzter aus dem Geschlechte der Steinberger wird 1387 ein Dietrich genannt. Er war Richter und Pfleger zugleich; eine Doppelfunktion dieser Art war damals ungewöhnlich. Noch zu Lebzeiten verkaufte er die Steinburg, 1406, an die Nußberger und 1410 sämtliche Besitzungen an die Brüder Wilhelm und Kaspar Zenger von Haggn. Er dürfte der letzte seines Stammes gewesen sein, da der Name Steinberger in der Folgezeit nicht mehr auftritt. Die Steinberger hatten ihr Erbbegräbnis in Oberalteich, wo an der Friedhofmauer ein Epitaph (Gedenkstein) des Dietrich Steinberger gut erhalten ist.
Brauereien in der engeren Heimat
Das Bier, das Volksgetränk Bayerns, hat schon immer eine bedeutende Rolle unter den Getränken unserer Mitbürger gespielt. So ist es nicht verwunderlich, daß es in unserer engeren Heimat viele Bierbrauereien gab.
Wohl zu den ältesten Brauereien muß das Kloster Windberg gezählt werden. In Sparr und bis zuletzt in Obermühlbach wurde der beliebte Gerstensaft gebraut.
Aber auch auf dem Gebiet der jetzigen Gemeinde Hunderdorf gab es einige Brauereien. In der Brauerei in Steinburg, die als Berger-Bräu im weiten Umkreis einen guten Namen hatte, wurde bis in die siebziger Jahre Bier gebraut nach dem Wahlspruch „Bleib heimattreu, trink Bergerbräu“. Das Bier wurde an viele Gasthäuser und Familien ausgeliefert.
Um 1840 soll die Brauerei gegründet worden sein. 1891 pachtete Johann Berger, der Vater von 15 Kindern war, den Betrieb, den er wenige Jahre später erwarb. Bürgermeister Alfons Berger war der letzte Besitzer der Brauerei, die wegen Unrentabilität schließlich aufgegeben wurde. Heute noch erinnert der Landgasthof „Zum Bergerbräu“ an eine vergangene Brautradition.
In unmittelbarer Nähe, „Auf der Rutschn“, soll nach Aussage einiger Steinburger Bürger auch eine Brauerei gewesen sein. Diese soll Brauereibesitzer Berger aufgekauft haben. Er schenkte das Haus seiner Tochter Anni. Seither wurde kein Gerstensaft mehr dort gebraut.
In Gaishausen gab es auf dem jetzigen Anwesen Josef Bugl sen. eine kleine Brauerei, in der die Einwohner des Ortes in Krügen ihr Bier holten. Beim Bau der inzwischen abgerissenen Eisenbahnbrücke in Gaishausen haben um 1895 auch die Bahnarbeiter dort ihr Bier geholt. Besitzer sollen die Familien Greindl und Fischer gewesen sein. Um die Jahrhundertwende muß die Brauerei aufgegeben worden sein.
Wie bei vielen Wassermühlen unserer Heimat, so hat auch bei den kleinen Brauereien die Konkurrenz der Großbetriebe die Aufgabe des Braubetriebs bewirkt. Kleine Brauereien wurden unrentabel und mußten geschlossen werden.
Ehrenbürger der Gemeinde Hunderdorf
Für außerordentliche Verdienste um die Ansiedlung des Nolte-Werkes und für die stete Unterstützung der Gemeinde wurde Landrat Franz Xaver Hafner zum 1. Ehrenbürger der Gemeinde Hunderdorf ernannt. Durch ihn erhielten vielen Menschen in unserem Raum für Jahrzehnte eine wichtige Erwerbsquelle. (+1993)
Weitblick, Initiative und Risikobereitschaft ließen Konrad Nolte in Hunderdorf ein Werk entstehen, dessen positive Auswirkungen zum wirtschaftlichen Aufschwung in dieser Region führten. 1974 wurde der Industrielle Nolte zum Ehrenbürger der Gemeinde Hunderdorf.(+1983)
In Anerkennung seiner steten Hilfsbereitschaft in den Kriegs- und Nachkriegsjahren wurde Johann Petzendorfer von der früheren Gemeinde Steinburg 1963 das Ehrenbürgerrecht verliehen. Als Forstwart vertrat er sein Leben lang die Belange seiner Heimatgemeinde zum Wohle der Alt- und Neubürger. (+1975)
Für seine Geschichts- und Ortsdokumantationen als Chronist und Heimatpfleger wurde Kornel Klar, KR i. R. 1993 das Ehrenbürgerrecht verliehen. Zahlreiche Heimatbücher und Chroniksammlungen hat Klar veröffentlicht und so die Geschichte der Gemeinde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Maßgeblich war er am Aufbau der Vereine als Funktionär beteiligt und hat die Wanderwege ausgewiesen und beschildert.
Das Wappen von Steinburg
Die ehemalige Gemeinde Steinburg erhielt Ende der sechziger Jahre ein Wappen. Beschreibung: Geteilt; oben in Silber ein aus der linken unteren Ecke wachsender, rot gekleideter Arm mit einem roten Pfeil in der Hand, unten dreimal schräglinks geteilt von Blau und Silber.
100 Jahre waren die Freiherrn von Schuß auf Sattelpeilnstein Besitzer des Schlosses in Steinburg. Ihrem Familienwappen wurde der rote Arm mit dem Pfeil, der ein Hofmarkszeichen darstellt, entnommen. Die Farben Blau und Silber sind die Farben der Grafen von Bogen, deren Dienstmannen die Stainberger waren.
Wappen auf der Nepomukstatue
In Steinburg, bei der Brücke über den Bogenbach, steht die unten abgebildete Statue des hl. Nepomuk. Früher stand das Denkmal auf der gegenüberliegenden Seite des Baches. Das steinerne Bild des Heiligen ist ein selten schönes Beispiel der Bildhauerkunst. An seinem Sockel entdecken wir ein herrliches Wappen. Es stammt von den im 18. Jahrhundert auf Schloß Steinburg lebenden Freiherrn Schuß von Peilnstein. Diesem Wappen wurde der Arm mit dem Pfeil für das Gemeindewappen der früheren Gemeinde Steinburg entnommen. Der Pfeil deutet darauf hin, daß Steinburg einst Hofmark mit niederer Gerichtsbarkeit war. Die Jahreszeit 1740 dürfte neueren Datums sein und ist im Zusammenhang mit dem Wappen zu sehen.