Als Entau noch bei Pfelling war …

Aus der Heimatgeschichte:

„ Als Entau noch bei Pfelling war …“
Die Ortschaft Entau und ihre Gehöfte Hiendlhof und Hörnlhof – aus der Chronik Pfarrer Straßers

Bogen / Pfelling / Entau. In einer im Frühjahr dieses Jahres abgehaltenen Pfarrgemeinderatssitzung nahm die Beschlussfassung bezüglich der Umfahrung der Ortsteile Entau und Sophienhof einen breiten Raum ein. Dabei wurde nach einer längeren Aussprache der Schluss gefasst -und zwar einstimmig -, dass sich der Pfarrgemeinderat wegen der gegebenen Verhältnisse, vorbehaltlich der Zustimmung der Kirchenverwaltung Pfelling mit der gewünschten Umfahrung einverstanden erklärt. Den gegebenen Verhältnissen nach dürfte nicht daran zu zweifeln sein, dass seitens der Pfarrei die Bereitschaft besteht, die beiden Orte aus der Pfarrei zu entlassen.

Es ist in diesem Zusammenhang interessant, die Geschichte der Entwicklung der Ortschaft Entau innerhalb der auf dem entgegengesetzten Ufer der Donau liegenden Gemeinde und Pfarrei Pfelling zu verfolgen. Vor nunmehr genau 50 Jahren hat der damalige Pfellinger Pfarrer Simon Straßer – ein Heimatkundler von Format – die „Geschichte der Entwicklung der Ortschaft Entau, Bezirksamt Straubing“ in einem Heftchen geschildert, das damals als Sonderdruck aus den Verhandlungen des historischen Vereins für Niederbayern im Verlag der Jos. Thomannschen Buch- und Kunstdruckerei in Landshut erschienen ist, und dem er noch zwei weitere Heftchen – „ Der Hiendlhof in Entau“ und „ Geschichte der zum Hörnlhof in Entau zugehörigen Kapelle des hl. Thomas von Canterbury“ folgen ließ. Er ist ungemein interessant, in dieses Heftchen zu blättern, stellen sie doch einen beachtenswerten Beitrag zur Besiedlungs- und Kulturgeschichte unserer engeren Heimat dar.
Nach den Ausführungen und Forschungen Straßers ist die Pfarrei Pfelling durch die Donau in fast zwei gleiche Hälften getrennt. Der auf der linken Ufer liegende Teil war schon in keltisch-romanischer Zeit besiedelt, was die Weinberge beweisen, die nicht etwa erst von den bayerischen Herzögen angelegt worden sind, sondern die die Bajuwaren bei der Besitzergreifung des Landes schon vorfanden und welche die Herzöge für sich in Beschlag nahmen.
Nach Straßer zählt Pfelling zu den wenigen echten „ing“-Orten auf dem linken Donauufer. Die Sippe des Pholo ließ sich unmittelbar an der Donau unterhalb des Steinberges, einem von den drei Ausläufern des bayerischen Vorwaldes, die sich in einer Erhebung von 120 m (der Bogenberg,) 67 m (der Steinberg) und 73 m (der Welchenberg) über dem Wasserspiegel der Donau in die Ebene vorstrecken, nieder. Die Feldmarkung war im Osten begrenzt vom Hörabach (Hor = Sumpfbach), im Westen durch das Bächlein, das in Liepolding entsteht und sich oberhalb des Steinberges in die Donau ergießt, und im Süden von der Donau. Über der Donau selbst hatten die Pfellinger die etwa 20 Tagwerk große Insel, den sogenannten Wört, in der Donau unterhalb des Stettenbaches, und die Wiesenfläche auf dem rechten Donauufer bis etwa zu der westlichen Grenze der Markung in Richtung des gegenüberliegenden Bächleins inne.
Dass der Ortschaft Pfelling gegenüberliegende Gelände auf dem rechten Ufer der Donau, mit Ausnahme der Wiesenfläche hart am Strome gelegen, war sicher zur Zeit der Einwanderung noch unbesiedelt, mit Wald bedeckt und ganz und gar versumpft. Es erhielt auch den Namen „Gorzawe“. Diese Bezeichnung setzt sich zusammen aus der Vorsilbe „Ge“, was einem Sammelbegriff bedeutet, z. B. Holz, Ge-hölz; dann aus dem Wort „hor“, genau „Horwes“ = und dem leicht verständlichen Wort „Au“, so dass also Gorsave so viel bedeutet wie die gesumpfte Au = Sumpfau. Eine Benennung, welche leicht verständlich ist, wenn man bedenkt, dass das Gelände auf der Südseite um einen Meter tiefer liegt, als das rechte Donauufer, sich in den Waldungen das Wassers staute und keinen Abfluss fand.
Das Gelände auf dem rechten Donauufer vom Einfluß der Aitrach in die Donau bis ungefähr zum Oedbach, der südlich von Straßkirchen entsteht und die Hofmark Irlbach in zwei Hälften trennt, muss zur Grafschaft Bogen gehört haben, deren Hauptbestandteile allerdings auf dem linken Donauufer lagen. Aus den Schenkungen an das neu gegründete Kloster Windberg und an das Kloster Oberalteich ersehen wir nämlich, dass in Sand, in Hunderdorf, in Hermannsdorf, in Ainbrach und in Gorzach sowohl die gräfliche Familie selbst als auch deren Ministerialen Güter teilweise durch Schenkung, durch Verkauf und Tausch, Höfe welche sie von den Grafen von Bogen zu Lehen trugen, an die genannten Klöster hingaben. Es muss also die Besiedlung des linken Donauufers, namentlich auf dem Pfelling gegenüberliegenden Ufer, ungefähr im Anfang des 11. Jahrhunderts zu setzen sein.
Die Pfellinger selbst nannten ihr nachbarliches Gebiet nicht „Gorzau“, sondern „Entau“, das heißt „die Drennten = drüber der Donau“. Man schrieb und sprach: „Z’Entau“. Die Leute über der Donau sagten wohl Ghorzau. Für sie hatte die Bezeichnung Entau keinen Sinn.
Straßer verbreitet sich im weiteren über die Art, wie die Besiedlung erfolgt sein könnte und kommt zu dem Schluss, dass an dem rechten Ufer des Stettenbaches ursprünglich sämtliche fünf Gehöfte mit Sölden angelegt wurden. Aus den Schenkungsurkunden des Klosters Windberg gehe hervor, dass verschiedene Ministerialen der Grafen von Bogen vor 1125 schon begütert waren. Einmal die Pfellinger Burgherren bzw. die St. Margaretenkirche, dann hatte der Frammelsberger Gerhoh in Entau zwei Höfe, den Petzendorfer Hof und den Wackerhof. Diesen Hof hatte mit Ausnahme der beiden Sölden das Kloster Osterhofen bis zu seiner Aufhebung 1783 inne. Dann ging er in das Eigentum des Damenstiftes Osterhofen über.
Konrad und sein Bruder Gebhard, Herren von Silinchen (Salchingen), verkauften an Windberg einen halben Hof, wobei der Sohn des Herrn Hartwig von Dofransdorf den Salman machte. Ebenso verkaufte Herr Gottpold einen halben Hof um neun Talente. Es scheint sich dabei um die Höfe in Mitterndorf zu handeln. Diese Höfe haben aber die Windberger nicht lange Zeit besessen. Sie scheinen an die Geltofinger gekommen zu sein und von diesen an die Sattel bgener, die auch Welchenberg innehatten.
Georg II. von Sattelbogen starb 1473 und ist in Geltofing begraben, wo ein Grabdenkmal hat. Er hinterließ einen Sohn Sigmund, der in das Kloster Oberalteich als Laienbruder eintrat und mit welchen 1537 das Geschlecht der Sattelbogener im Mannesstamme erlosch. Der Besitz von Offenberg ging nicht an seinen Sohn Sigmund über, sondern an dem Bruder Hans von Geltofing, + 1490. Er entschädigte seinen Neffen Sigmund mit der Hälfte der Burg Sattelbogen und mit dem Arnschwang. Noch eine Schenkung ist erwähnt. Eine gewisse Elisabeth von Hunderdorf bei Ittling, Conversschwester des Klosters Windberg, schenkt in Entrau ein Gütlein, welches 50 Denare giltet“. Dieses Gütchen gibt das Kloster aber an die Brüder in Osterofen für Äcker , die in Ainbrach gelegen.
Der größte und wichtigste Hof in Entau war aber der sogenannte Hörnlhof. Über die Bedeutung des Namens war schon eingangs die Rede. Ein Weiler Hornhof, bei einer Sumpfstelle gelegen, befindet sich bei der Gemeinde Kollnburg. Dieser Hörnlhof scheint im Anfang des 12. Jahrhunderts auch aus zwei Höfen bestanden zu haben, die die gräfliche Familie besaß. Die eine Hälfte des Gutes kam 1127 oder 1138 an das Kloster Osterhofen, in welches der Bischof Otto der Heilige von Bamberg die Söhne des hl. Norbert verpflanzte. Abt Michael Vögele sagte Im Prozess, welchen er 1594 mit den Vormündern der Kinder des vormaligen Inhabers des Klosterhofes, Michael Maier, vor dem Landgericht Straubing zu führen hatte, aus, „ dass im alten Saalbuch stehe, dass der Hörnlhof vor Zeiten von den Grafen von Bogen dem Kloster Osterhofen frei und ledig übergeben“ worden aei. Mit Namen wird der Graf nicht genannt. Aber nach allem ist es Friedrich II. von Bogen, von dem es ja geschichtlich bekannt ist, dass er sich namentlich vor dem Auszug in das gelobte Land 1147 überaus wohltätig gegen verschiedene Klöster erwiesen hat, so dass seine Mutter Luitgardis die Vermächtnisse ihres Sohnes, der 1149 vor den Mauern Jerusalems fiel, sogar anfocht.
Die Mutter Friedrichs III., Grafen von Bogen, war eine Tochter des Herzogs Wladislaus von Böhmen, führte den slawischen Namen „Suntawa“, was das gleiche bedeutet wie Luitgardis – Leuchtende. Sie heiratet den wilden Grafen Friedrich II. von Bogen, Advocatus des Hochstiftes Regensburg. Die Hochzeit fand im Monat Juli 1123 mit großem Gepränge in Prag statt. Ihr Gatte starb 1123 vor Pavia. Die Witwe muss auf der rechten Donauseite mehrere Güter besessen haben. Sie schenkt in Sand an Windberg einen halben Hof, welcher durch Tausch von Gütern Oberalteichs in Hunderdorf (bei Ittling) von den Windbergen an die Oberalteicher Kirche übergeht. Ebenso schenkt sie in Gorza einen halben Hof an die Windberger, wofür Albert I. den Salman macht. Mutmaßlich stellt dieser Hof den zweiten Teil des Hörnlhofes dar. Die erste Hälfte, das Hauptgut, war schon früher an das Prämostratenser Kloster Osterhofen gekommen.
Im übrigen wird bemerkt, dass das Kloster Windberg alle seine Besitzungen, welche es nach den Traditionen zwischen 1140 und 1180 in Entau erworben hatte, wahrscheinlich durch Tausch oder Verkauf sehr bald veräußert haben muss. Der Hof in Gorza, welchen die Grafenmutter Luitgardis gegeben, ist wahrscheinlich an das Kloster Osterhofen gekommen und wurde dann mit dem Hörndlhof in eine Villikation vereinigt, So dass diese Besitzung einen doppelten Hoffuß ausmachte.–auch der Frammelsberger muß seinen Hof wieder erhalten haben. Vermutlich durch Tausch mit einem Hof in seiner Hofmark Degernbach, der dem Kloster Windberg näher lag. Nach dem Aussterben der Frammelsberger mit dem Kanonikus Gerhoch an der Domkirche zu Regensburg scheinen die beiden unteren Höfe ihn Entau, der Petzendorfer Hof mit der Webersölde, an die Ramsberger gekommen zu sein, und zuletzt an die Degenberger. Hans II. von Degenberg kaufte nämlich 1409 den Edelsitz Frammelsberg von Friedrich Ramsberger von Gossersdorf.
Nach den Aussagen des Lienhard Albertskirchner und seines Nachbarn, des Stefan Schweiger auf dem Steighof, im Prozess des Abtes von Gotteszell um den Wört in der Donau vom Jahr 1583 geht hervor, dass die beiden untersten Gehöpfte von Entau zum Pfleggericht Schwarzach gehörten, während alle anderen Hüfe in Entau zum Landgericht Straubing zuständig waren. Das kommt von dem Besitzstand der Frammelsberger, die im Pfleggericht Schwarzach ihren Edelsitz hatten.
Wie eingangs schon erwähnt so wurde die Geschichte des Hörnlhofs von dem Verfasser dieser Abhandlung über Entau, Pfarrer Simon Straßer, ausführlich beschrieben. Auch die Geschichte aller übrigen Anwesen in Entau hat Pfarrer Simon Straßer verfasst.
Im zweiten Teil unserer Abhandlung wird über die Geschichte des Hörnlhofes in Entau und der zugehörigen Kapelle des hl. Thomas von Canterbury eingegangen.
Quelle: Bogener Zeitung, Datum unbekannt.

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