Dieses Buch ist an die Verwaltungsgemeinschaft Hunderdorf, Neukirchen und Windberg gerichtet.
Beim Heimatforschen musste ich viele Bücher, Zeitschriften und Zeitungen studieren, in denen die Texte über die Geschichte zu einem Ort, einer Burg, einem Schloss usw. zu finden waren. Zu Beginn des 20.Jahrhunderts wurden die Kunstdenkmäler von Bayern geordnet nach den damaligen Bezirksämtern herausgegeben, die heute in unveränderten Nachdrucken beim Oldenburg-Verlag München erschienen sind.
Mein großes Interesse an der Heimatgeschichte bewog mich schließlich 30 dieser teuren Bücher zu besorgen und dieses zu studieren. So wurde über die Geschichte der Orte im ehemaligen Landkreis Bogen in dem Band XX Bezirks-Amt Bogen auf 530 Seiten alles von den Gotteshäusern, Burgen und Schlössern abgedruckt und ausführlich beschrieben.
Um leichter an die geschichtlichen Texte heranzukommen, habe ich nun dieses Buch erstellt, in dem alle diese in verständiger und origineller Art enthalten sind.
Diese sind in früherer Schreibweise hier abgeschrieben, also noch in alter Rechtschreibung, wie es in den Originalbüchern zu finden waren.
Sollte jemand wie ich die Heimatgeschichte erforschen wollen, so ist diese Ausgabe eine gute Grundlage. Es fällt auch auf, dass viele Orte und Familiennamen in den Berichten verschieden geschrieben wurden, wie es früher nicht selten der Fall war.
Allen Heimatforschern wünsche ich mit diesem Buch eine angenehme Arbeit mit viel Erfolg.
Erschienen zu Beginn des Jahres 2008
K. Klar, Heimatforscher
Inhalt
Hofmark Au vorm Wald
Die Anfänge eines Herrensitzes in Au dürfen vermutlich in engem Zusammenhang mit dem nahe gelegenen und älteren Steinburg gesehen werden. 1297 verkünden die Herzöge Otto III. und Stephan I. von Niederbayern einen Schiedsspruch in dem Streit ihres Ministerialen, des Steinbergers, mit dem Kloster Windberg wegen einer Rossweide auf Au zwischen Windberg und Steinburg. Das Kloster übernimmt gegen den Verzicht der Steinberger auf ihre beanspruchten Rechte einen Jahrtag für diese Familie. 1325 wird auch erstmals Berthold Steinberger von Au genannt; er stellt für das Kloster Oberalteich eine Urkunde aus, in der er auf den Rat seines Oheims Konrad von Preysing und Ulrich von Leiblfing diesem Kloster und dessen Siechenhaus 50 Pfd. Regensburger Pfennig als Schenkung verspricht. Die Stiftung soll die Messen für seinen Vetter Berthold und seinen Bruder Heinrich bestimmt sein. Als Landsassengut ist Au bereits 1331 gesichert.
Konrad der Preysinger und Heinrich der Steinberger auf Heggn beurkunden am 25.Januar 1336 die Seelgerätstiftung des verstorbenen Berthold des Steinbergers von Au, die dieser mit 50 Pfd. Regensburger Pfennig für das Kloster Windberg errichtet hat. Hieraus wird weiterhin ersichtlich, dass der Stifter in der Pfarrkirche St. Blasius zu Windberg begraben und außerdem der Bruder Heinrichs des Steinbergers auf Haggn ist. Als am 6.Januar desselben Jahres, also kaum drei Wochen zuvor, Heinrich der Steinberger in Haggn eine Urkunde ausstellt, siegeln sein Vetter Berthold der Steinberger und sein Bruder Ulrich der Leiblfinger von Au. Hartwich und Ulrich die Leiblfinger von Au verkaufen 1375 ihr Gut zu Pühel bei Haibach um 29 Pfd. Regensburger Pfennig an das Kloster Windberg; Berthold der Steinberger wird dabei als ihr Oheim bezeichnet. Dieses Gut ist mit Biel bei Prünstfehlburg zu bestimmen. Ein Jahr später geben dieselben ihrem Propst Berthold ein Ewiggeld auf dem Zand im Tausch gegen ein anderes zu Hofdorf. Das Gut kann nur mit Sandhof bei Degernbach bestimmt werden. Diese Urkunde enthält zwei wichtige Hinweise: einerseits werden Harwig und Ulrich als Brüder bezeichnet und andererseits rennen sie den Vertragspartner ihren Propst, was wohl nur mit der sonst üblichen Bezeichnung Pfleger, also Verwalter zu deuten ist. Dies kann noch ein Vergleich verdeutlichen, den Hans von Au 1381 mit dem Kloster Windberg unter anderem wegen eines Erbrechtes auf einem Gut zu Hunderdorf schließt, in dem sein verstorbener Bruder Berthold genannt wird. Die etwas untergeordnete Stellung des Hans von Au kommt auch deutlich zum Ausdruck, dass nicht er, sondern Hans der Steinberger zu Steinburg siegelt. Damit dürften auch die Erwähnungen des Berthold als Propst von Au in den Windberger Urkunden der Jahre 1368,1373 und 1375 hinreichend geklärt sein.
Hartwig der Leiblfinger tritt in verschiedenen Funktionen seit 1381 in den Urkunden der Klöster Oberalteich und Windberg auf, vornehmlich als Siegler und Taidiger. 1405 verkauft er seinen Hof zu Waltersdorf, den dann der Käufer – der Straubinger Bürger Peter Eblinger – weiterveräußert. Immer wieder taucht auch weiterhin der Name des Hartwig auf. Eine entscheidende Maßnahme in seinen Besitzverhältnissen, die insbesonders für früher und für die weitere Entwicklung in den Hofmarksverhältnissen in diesem engeren Bereich von außergewöhnlicher Wichtigkeit ist, bedeutet eine Urkunde vom 10. März 1415: Hartwig der Leiblfinger zu Au verkauft unter Wiederkaufsrecht an das Kloster Oberalteich das Dorf Hofdorf unter Windberg als freies lediges Eigen um 147 Pfd. Regensburger Pfennig. Der endgültige Verkauf erfolgt sodann erst am 31. Januar 1417. Wiederum Hartwig verkauft dem Kloster Windberg die freieigene Hofmark und Dorf Hofdorf mit Gericht, Herrschaft, Lehenschaft, Taferne, Mühle und zwei Fischwassern um 130 Pfd. Regensburger Pfennig; aufgezählt werden 13 Güter, 1 Sölde, 4 Hofstätten, der Wirt, die Mühle und der Bader. Als Mitsiegler fungierten die Söhne des Ausstellers, Erasem und Jörg Leiblfinger zu Au. Vom Kloster Oberalteich wurde also die Hofmark Hofdorf wieder zurückerworben, was ja vorbehalten war. Nur noch in den beiden folgenden Jahren ist von Hartwig Leiblfinger die Rede. Bereits in der Landtafel um 1425 werden getrennt Ulrich und Jörg Leiblfinger zu Au genannt. Am 3. November 1433 fällt eine Entscheidung zwischen Ulrich und Jörg Leiblfinger zu Au einerseits sowie Kloster Windberg andererseits, in dem ein Holz zwischen Windberg und Hofdorf dem Kloster zugesprochen wird. Windberg verpflichtet sich aber, für die Eltern Hartwig und Dorothea Leibfinger von Au einen ewigen Jahrtag abzuhalten. Nur noch von Ulrich ist in der Folgezeit der Hofmark Au die Rede. 1460 nennt sich erstmals Hartwig Leiblfinger nach Au , womit sich unzweifelhaft die weitere Generation in der Familie abzeichnet, eben der Sohn des Ulrich, der in zumeist üblicher Gewohnheit den Namen des Großvaters trägt.
Schon der Verkauf von Hofdorf dürfte auf wirtschaftliche Schwierigkeiten der Leiblfinger hinweisen. Das geht nunmehr vermehrt weiter. Es beginnt 1471 mit dem Verkauf eines eigenen Gütels zu Ränkam an einen Bürger in Bogen durch Hartwig Leiblfinger und seiner Frau Beatrix. Schon ein Jahr darauf erwirbt das Kloster Windberg den Hof in Ränkam um 22 Pfd. Regensburger Pfennig. Noch deutlicher wird die Situation aus einer Urkunde von 1473 ersichtlich, in der es ausdrücklich von einem Verkauf „aus Not“ heißt, warum ein freieigenes Gütel zu Sollach um 16 Pfd. Regensburger Pfennig an das Kloster Windberg übergeht. 1478 verkauft schließlich das Ehepaar Hartwig und Beatrix von Leiblfing zu Au ihre zwei freieigenen Höfe zu Grabmühl an das Kloster Windberg. Darum kommt es noch zu allerlei Verwicklungen. Zuerst wird 1479 durch Landgerichtsurteil den Verkäufern die Grabmühl wegen nicht mehr eingelöster Schuldbriefe abgesprochen. Den genauen Sachverhalt schildert schließlich eine Urkunde von 1480, durch die die Straubinger Burger Hans Reuter dem Kloster Windberg den Hof zu Grabmühl übergibt. Darin heißt es weiter, der Leiblfinger habe ihm gegen einen Schuldschein von 31 Pfd. Regensburger Pfennig den Hof zu Grabmühl als Pfand gesetzt, diesen aber trotzdem weiterverkauft. Über die Verkäufe von Einzelgrundstücken soll nicht näher gesprochen werden. Letztmals tritt Hartwig von Leiblfing zu Au am 8. April 1486, als Siegler einer Urkunde auf.
Man kann davon ausgehen, dass die Steinberger von ihrem ursprünglichen Sitz Steinberg aus einen neuen Herrensitz Au geschaffen haben, der um 1336 an die nahe verwandten beziehungsweise verschwägerten Leiblfinger überging. Noch im Jahr 1486 muss in der Hofmark Au der Besitzwechsel eingetreten sein, dessen genauer Hergang nicht überliefert ist; in einer Urkunde vom 6. November 1486 nennt sich erstmals Wilhelm Heuraus, Landrichter in Mitterfels, nach Au. Wenn dieser 1488 einen Hof in Traumarch und drei Sölden in Auggenbach an das Kloster Windberg verkauft, kann man wohl davon ausgehen, dass es ihm um die wirtschaftliche Konsolidierung der eben erworbenen Hofmark geht. Wilhelm Heuraus, der auch in der Landtafel aus der Zeit um 1490 und 1500 als Inhaber von Au vermerkt ist, kann man in seiner Tätigkeit als Landrichter von Mitterfels in zahlreichen Urkunden bis 1501 feststellen. Es folgt dann Georg Heuraus, wohl der Sohn, seit 1507 bis 1537 in einer Vielzahl Oberalteicher und Windberger Urkunden als Landrichter und Pfleger von Mitterfels überliefert. Auch die Landtafeln von 1510 und um 1525 verzeichnen ihn als Hofmarksherrn von Au. Der Ingolstädter Bürger Hans Mair verkauft 1550 dem Propst von Pfaffmünster 19 fl. Ewigzins auf dem Schloss Au, das jetzt Jakob Heuraus besitzt, um 320 fl. in der Landtafel von 1542 ist Georg Heuraus als Inhaber der Hofmark verzeichnet, während bereits 1549 Jakob Heuraus und die Erben seines Bruders Stephan genannt sind. 1558 und 1560 werden nur noch die Erben des Stephan allein aufgeführt. Diese Verhältnisse bleiben weiterhin unverändert, bis Wolf Ammon durch Heirat die Besitznachfolge antritt. Nach einem Grabstein bei der Seelenkapelle in Hunderdorf ist Maria Magdalena Ammonin, geborene Heuraus zu Au, 1563 gestorben. 1567 Wolf Ammon Hofmarksherr von Au, 1597 Hans Georg Ammon –
Nur einige Nennungen dieser Familie in den Urkunden seien angefügt: Wolf Ammon zu Au 1581, Hans Georg Ammon zu Au und Rattiszell 1590 und 1591, Georg Viktor Ammon auf Au und Rattiszell, Ferdinand Franz Ammon auf Au, Rattiszell und Herrnfehlburg 1649. 1669 ist Johann Wilhelm Ammon in der Landtafel vorgetragen. Noch bevor dieser 1709 gestorben war, hatte Johann Joseph von Schrenk-Notzing durch Heirat die Nachfolge angetreten. 1737 wird Maximilian Kaspar Valentin Freiherr von Schrenk-Notzing in der Landtafel als Hofmarksinhaber geführt; hier findet sich auch noch der interessante Vermerk, die ursprüngliche Rittersteuer von 8 fl. 40 kr. sei 1735 um 4 fl. gemindert worden, nachdem neun Untertanen an Baron Tuernitz von Rattiszell verkauft wurde. Von 1763 bis 1808 ist Baron Johann Zacharias Voith von Voithenberg Hofmarksherr von Au. Ihm folgt Johann Baptist Freiherr von Schleich, gestorben 1818.
In der Hofmarkbeschreibung von 1606 wird Au, wo ein gemauerter Edelmannsitz vorhanden ist, als beschlossene Hofmark bezeichnet, in der keine anderen Güter vorhanden sind und die an die Hofmark Steinburg grenzt. In der Beschreibung des Rentamtes Straubing um 1795 wird die Hofmarke im Landgericht Mitterfels unter dem Inhaber Zacharias Freiherrn Voith von Voithenberg aufgeführt. Die Bildung eines Ortsgerichtes durch Baron von Schleich kommt 1814 nicht zustande. 1820 wird seiner Witwe, einer geborenen Voith von Voithenberg, die Bildung eines Patrimonialgerichtes II. Klasse genehmigt. Es umfasst 40 grundbare und gerichtsgesessene Familien; der Amtssitz befindet sich in Steinburg.
Der Westflügel des kleinen Wasserschlosses aus der Spätrenaissance diente später als Schule und Lehrerwohnung, der Ostflügel kam in bäuerlichen Besitz. An den südlichen Teil des Schlosses lehnt sich die östlich ausspringende Kapelle an, ein ursprünglicher Bau mit Veränderungen in der Barockzeit.
(Aus dem Historischen Atlas von Bayern – Mitterfels, von Max Piendl und Ludwig Holzfurtner)
Au vorm Wald
Als Herren dieses unweit Steinburg gelegenen ehemaligen Wasserschlosses kennen wir Berthold Steinberger von Au, der 1325 dem Kloster Oberalteich ein Seelgerät versprach, das auch für seinen Vetter gleichen Namens von Steinburg und für seinen Bruder Heinrich bestimmt sein sollte. Nach dem Ableben Berthold Steinbergers von Au wurde 1336 auch eine Seelgerätstiftung von ihm ins Kloster Windberg beurkundet. Seit diesem Jahr tritt Bertholds Schwiegersohn, der herzogliche Hofmeister Ulrich Leubolfinger, als Herr von Au urkundlich auf.
Von 1381 bis 1419 erscheint des öfteren Hartwig Leubolfinger von Au, der auch als Besitzer eines Weingartens zu Tiefenthal genannt wird. Ab 1433 finden wir urkundliche Zeugnisse für einen jüngeren Ulrich Leubolfinger zu Au. 1444 hören wir, dass er eine Wiese an das Gotteshaus Kreuzkirchen bei Oberalteich verkaufte. Ob der 1398 genannte Hanns von Au und der 1425 auftretende Jakob von Au für Au vorm Wald in Frage kommen, muss dahingestellt werden.
Seit 1464 ist Hartmann Leubolfinger zu Au bezeugt. Er und seine Gemahlin Beatrix hatten die 7 Tagwerk Wiese, genannt die Breitwiese auf der Bogen bei Gaishausen besessen, die 1476 an das Spital zu Straubing überging. Um 1485 erscheint als Herr auf Au Wilhelm Heuraus, der Kastner zu Viechtach war, dann Landrichter zu Mitterfels wurde und dessen Schwester Elsbeth den Hanns Hofer zum Lobenstein heiratete. Seit 1507 tritt Georg Heuraus zu Au urkundlich auf, der lange Zeit Landrichter und Pfleger von Mitterfels war. Nun kam Au an die Familie Ammon, auch Amann geschrieben, durch Heirat. 1563 starb nämlich Maria Magdalena Ammonin, geborene Heuraus von Au, wie ihr Grabstein in Hunderdorf meldet. Um diese Zeit hat der Geograph Apian dieses Au als Schloss im Tal bei vier Weihern beschrieben. Die Familie Ammon blieb fast 200 Jahre im Besitz der Hofmark Au vor dem Wald.
Wir finden einen Georg Ammon zu Rattiszell und Au, der 1593 dem Abt von Windberg Vollmacht für den Landtag übertrug. Nach einem Wolf Ammon erscheint in der Landtafel von 1628 ein Georg Victor Ammon als Herr von Au. 1630 verkaufte das Spital Straubing die oben genannte Breitwiese bei Gaishausen an diesen Georg Victor Ammon „von und zu Au auf Herrnfehlburg und Rattiszell“ und dessen drei Kinder Ferdinand Franz, Ignaz Victor und Maria Katharina als Leibgeding. Von Ferdinand Franz Ammon von und zu Au kaufte das Straubinger Jesuitenkolleg 1650 ein Haus in der Bürg zu Straubing für ein Schulhaus. Dies war beim großen Straubinger Stadtbrand 1780 untergegangene Jesuitengymnasium. Ferdinand Franz Ammon starb laut Grabstein in Hunderdorf 1665. Die Rittersteuer für 1681 erlegte Johann Wilhelm Ammon von und zu Au, der 1709 starb und ebenso wie die noch folgenden Adeligen seinen Grabstein in Hunderdorf hat. Durch die Heirat der Maria Esther Genoveva Ammonin, gestorben 1727, war die Hofmark Au an den Freiherrn Johann Joseph von Schrenk-Notzing gekommen. Auf ihn folgte der Freiherr Johann Zacharias Voith von Voithenberg auf Herzogau und Au, Regierungsrat in Straubing, der 1808 im 86.Lebensjahr starb und die Hofmark Au 45 Jahre lang, also seit 1763, besessen hatte.
1818 starb der Freiherr Johann Baptist von Schleich von Schönstein und Stephanskirchen, gewester Oberleutnant und Gutsbesitzer von Au. 1841 wird als Inhaber des Schlossgutes ein Apotheker namens Vogt verzeichnet. Die Patrimonialgerichtsbarkeit der Hofmark wurde damals bereits vom Landgericht Mitterfels besorgt. Später wurde das Schlossgebäude von Au teils Bauernanwesen, teils Schule. In der Schlosskapelle erwähnt das Kunstdenkmalwerk ein beachtenswertes Hinterglasbild der hl. Familie aus der Rokokozeit. (Von Dr.Keim)
Au vorm Wald, ehem. Hofmark mit Schloss
1530 war Georg Heurauß zu Au, Pfleger und Landrichter zu Mitterfels, Besitzer der Hofmark. Offenbar durch Heirat kam sie an die Ammon. Diese hatten Au vorm Wald bis ins frühe 18. Jahrhundert inne. Noch bevor Johann Wilhelm Ammon von und zu Au 1700 gestorben war, kam das Schloss durch Heirat an Johann Joseph Freiherrn von Schrenk-Notzing. Um 1750 war Au noch eine Schrenksche Hofmark. Von 1763 bis 1808 besaß es Johann Zacharias Reichsfreiherr Voith von Voithenberg. Ihm folgte Johann Baptist von Schleich, + 1818. Gegenwärtig dient der Westflügel des Schlosses als Schule und Lehrerwohnung, der Ostflügel ist in bäuerlichem Besitz.
Au war ein kleines Wasserschloss, von einem jetzt trockengelegten Ringgraben umgeben. Die Anlage der Gebäude, wie sie Wening weitergibt, blieb im allgemeinen erhalten. Zwei schlichte, rechteckige, dreigeschossige Flügel, die in nord-südlicher Richtung in kurzem Abstande parallel liegen, verbindet ein schmaler Hof, zu dem von Süden her eine Durchfahrt führt. Deren Öffnungsbogen ist außen korbbogig, hofseits rundbogig. Der Westflügel hat 7:2 Fensterachsen. Zugang vom Hof aus. Die Inneneinteilung ist durch neuere Umbauten verändert. Flachdecken. Schlichte Rechteckfenster: am Südgiebel mit eingezogenem Rundbogenschluss. An der Hofseite in beiden Obergeschossen je ein Schrot. Der Ostflügel, mit 2 Fensterachsen nach Süden, ist im nördlichen Teile bis auf das Erdgeschoß, das zu Ökonomiezwecken dient, abgebrochen. An den südlichen Teil lehnt sich die östlich ausspringende Kapelle an.
Das Äußere ist schmucklos, verputzt. Die hohen Dächer sind geschindelt, am Westflügel nordseits abgewalmt.
In seiner heutigen Erscheinung gehört das Schloss wesentlich der Spätrenaissance an.
(Aus Kunstdenkmäler von Bayern, Bez.-Amt Bogen, 1929)
Kath. Schlosskapelle St. Valentin, im Kern spätgotisch, barock verändert. Schlichte kleine Anlage mit dreiseitigem Chorschluss und verschindeltem Kuppelgiebelreiter. Innen flachgedeckt, einfacher Rahmenstuck.- Altärchen Mitte 17. Jh. Holzfigur der Muttergottes mit Schwert auf dem gekrönten Haupt: eine um 1480 entstandene Nachbildung des Gnadenbildes von Neukirchen beim Hl. Blut.
(Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Niederbayern)
Adelige auf Schloss Au vorm Wald im Überblick
- Nach dem Historischen Atlas Mitterfels
Berthold der Steinberger 1325
Heinrich der Steinberger
Ulrich der Leiblfinger 1336
Hartwig der Leiblfinger 1375
Erasem u. Jorg die Leiblfinger 1417
Hartwig Leiblfinger 1460
Wilhelm Heuraus 1486
Georg Heuraus 1507
Jakob Heuraus 1550
Georg Ammon 1593
Wolf Ammon
Georg Victor Ammon 1628
Ferdinand Franz Ammon 1650
Johann Wilhelm Ammon 1681
Johann Josef von Schrenk 1727
Maxim. Kaspar Valentin Frhr v. Schrenk 1737
Frhr. Johann Zacharias Voith 1763,+1808
Frhr. Johann Baptist v. Schleich 1808/18,+1818
Hermann Georg Vogt 1841, Apotheker
- Nach Dr. Keim
Berthold der Steinberger 1325
Ulrich Leubolfinger 1336
Hartwig Leubolfinger 1381-1419
Ulrich Leubolfinger 1433
Wilhelm Heuraus 1485
Georg Heuraus 1507
Georg Ammon 1593
Wolf Ammon
Georg Victor Ammon 1628
Ferdinand Franz Ammon 1650
Joh. Wilhelm Ammon 1681, +1709
Frhr. Joh. Joseph v. Schrenk 1727
Frhr. Joh. Zacharias Voith 1763, +1808
Frhr. Johann Baptist v. Schleich +1818
Hermann Georg Vogt 1841, Apotheker
Frhr. Johann Zacharias Voith 1763,+1808
Frhr. Johann Baptist v. Schleich 1808/18,+1818
Hermann Georg Vogt 1841, Apotheker
Die Jahreszahlen stehen meistens für zeitliche Nennungen der Personen.
Wening schreibt um 1725:
9. Au vorm Wald. Dieses .Schloß wird darum Au vorm Wald genannt, weilen auch in dem Wald ein Schloß gleichen Namens zu finden, so den Baron Donnerspergischen gehörig und zum Unterschied des hier beschriebnen Au im Wald genennt wird. Dieses Au vorm Wald ist nur drei Stund von Straubing entlegen, hat wegen lustig, ganz ebner, sowohl an Getreid als Heuwachs sehr fruchtbarer Gegend, auch ringsum bergigem Umfang und schönen Fischteichen besondere Schätzung, ist auf dem vorbeirinnenden Perlbach des Fischens berechtigt, ansonst ein uraltes Gebäu, darinnen haben vor unvordenklichen Jahren jederzeit bis anhero die alten Besitzer gewohnet. Benanntlich hat von diesem Au sich das alte Geschlecht der Ammon von Au geschrieben, welches Geschlecht bis auf einen abgestorben. Dieses Gut verblieb bei gedacht Ammonischer Familie über zweihundert Jahr. Auf Absterben des vorletzten Ammons namens Johann Wilhelm ist es durch Heirat an Herrn Johann Joseph Freiherrn von Schrenck und Notzing auf Adlhausen von und zu Au gebracht worden.
Grabsteine in Hunderdorf 1929
1. Johannes Ignatius Freiherr von Schrenk und Notzing, Chorherr zu Berchtesgaden, + 10. Mai 1727. Unten ein Wappen in Relief.
2. Maria Anna Theresia Mässin, geweste Verwalterin zu Steinburg, + 21.Januar 1722. Unten ihr Wappen. Rautenförmig.
3. Ferdinand Franz Ammon von und zu Au, Herrnfehlburg und Rattiszell, + 23. März 1665. Unten das Reliefwappen in Rundblende.
4. Klara Adelheid Regina von Schrenk und Notzing auf Au, + 1706, 17 Tage alt, unten das Wappen.
5. Maria Esther Genoveva Freifrau von Schrenk und Notzing, geb. Ammon von Au, + 5. März 1727, unten Ehewappen.
6. Johann Wilhelm Ammon von und zu Au, + 29.November 1709, 69 Jahre alt, unten sein Wappen.
7. Maria Esther Franziska von Schrenk, + 1717, 9 Tage alt.
8. Johann Zacharias Reichsfreiherr von Voith von Voithenberg auf Herzogau und Au, kgl. bayer. Regierungsrat zu Straubing im 50.Jahr, Inhaber der Hofmark Au vorm Wald im 46, Jahr, seines Alters im 86.Jahr, + 13. Juli 1808. In den Ecken Rosetten. Oben das Reliefwappen des Verstorbenen in Rundblende.
9. Johann Baptist Freiherr von Schleich, von Schönstätt und Stephanskirchen, quieszierender Oberleutnant beim Leibregiment Pius und vormaliger Gutsbesitzer von Au, geb. 5. Mai 1771, + im Oktober 1818. Oben graviertes Wappen.
10. Maria Anna Johanna Reichsfreifrau von Schuß und Sattelpeilstein, auf Steinburg, geb. Freiin von Schönprunn, + 30. Jnauar 1753 im 34.Lebensjahr. Oben in zwei Blenden die guten Reliefwappen der Schuss und Schönprunn.
11. Maria Magdalena Ammonin, geb. Hoiraus zu Au, + am Abend Mariä Himmelfahrt 1563. Seitlich Gravierte Renaissanceornamente mit Blumenvasen. In den Ecken die Wappen der Ammon, Hoiraus, Schmidinger und Gundelsheim.
(Aus den Kunstdenkmälern von 1929)
Au vorm Wald
(aus „Burgen, Schlösser, Ruinen in Bayerischen Wald“ v. G. T. Werner 1979)
Einige Minuten südlich von Steinburg befand sich früher eine Adels-Hofmark. Bis ins 18.Jahrhundert hinein saßen hier die Herren von Ammon; ihnen folgten die Schrenck von Notzing. Das Schloß war ursprünglich als Wasserburg angelegt und stammt aus der Renaissancezeit. Der Graben ist heute allerdings trockengelegt. Die spätgotische Anlage der Schloßkapelle wurde in der Barockzeit verändert.
Au vorm Wald
(aus „Burgen, Schlösser, Ruinen in Bayerischen Wald“ v. U. Pfistermeister.1997)
Georg Heuraß zu Au, Pfleger und. Landrichter zu Mitterfels, wird in Jahr 1530 als erster Besitzer der Hofmark genannt. Sie kam Offenbar durch Heirat an die Ammon, die bis ins frühe 18.Jahrhundert hier ansässig waren. Auch Johann Joseph Freiherr von Schrenk-Notzing erheiratete sich den Besitz noch ehe Johann Wilhelm Ammon von und zu Au im Jahr 1709 gestorben war.
Der Graben der einstigen Wasserburg ist längst trockengelegt. Das Innere hat man neuen Erfordernissen angepaßt. Im Äußeren aber ist der ursprünglich Spätrenaissancebau des 16./17. Jahrhunderts auch heute, da er als bäuerliches Anwesen genutzt wird, kaum verändert: Die beiden rechteckigen, dreigeschossigen Wohntrakte liegen parallel nebeneinander. Zwischen ihnen bleibt nur Raum für einen schmalen Hof, der von Süden über eine Durchfahrt zu erreichen ist. An den Ostflügel angebaut ist der älteste Teil der Anlage: die gotische Schloßkapelle St. Valentin. Sie wurde in der Barockzeit verändert, bewahrt jedoch neben dem Altar des 17. Jahrhunderts eine Anzahl älterer Ausstattungsstücke darunter den gut gearbeiteten schmiedeeisernen Türgriff der Zeit um 1600 und eine Nachbildung des Gnadenbildes von Neukirchen beim Hl. Blut aus der Zeit um 1480, eine liebenswürdige Muttergottes mit Kind, in deren Kopfwunde ein Säbel steckt.
Au vorm Wald
(aus Sieghardts „Bayerischer Wald“)
Das Steinburgs benachbartes Dorf Au vorm Wald war früher eine Hofmark der Heuraß (1530), der Ammon von und zu Au (1790) und der Freiherren von Schrenck-Notzing, von 1763 bis 1808 gehörte der Ort den Freiherren Voith von Voithenberg und dann den Freiherren von Schleich. Das von einem trockengelegten Graben umgebene Schloß war eine Wasserburg und stammt aus der Renaissancezeit, der Westflügel wurde als Schule und Lehrerwohnung eingerichtet, der Ostflügel kam in bäuerlichen Besitz. In der Schloßkapelle, deren spätgotische Anlage in der Barockzeit verändert wurde, sieht man Hinterglasbilder von Neukirchen b. Hl. Blut aus der Zeit um 1480.
Apoig, ein ehemaliger Ort in der Gemeinde Hunderdorf
Mühlhiasls Heimat in einer Chronik
Kornel Klar erforschte die Geschichte von Apoig
Hunderdorf. Den Ort Apoig sucht man neuerdings vergeblich auf einer Ortskarte. Seit der Gebietsreform ist die Ansiedlung am Bogenbach ein Ortsteil von Hunderdorf. Nur die“Apoiger Straße“ und die Tafel „Apoig, Heimat des Mühlhiasl“ vor dem Gasthaus Sandbiller erinnern an den Ort, der durch die Weissagungen des „Propheten“ Mühlhiasl in früherer Zeit bekannter war als das Kirchdorf Hunderdorf.
Der Name Apoig kommt aus dem althochdeutschen Wort Piuga bzw. aus dem mittelhochdeutschen Wort biuge und bedeutet soviel wie Biegung, Krümmung. Tatsächlich macht der vorbeifließende Bogenbach um den Ort einen weiten Bogen. Dieser trennt Apoig in einen nördlichen und südlichen Ortsteil. Der nördliche Teil gehört mit einigen Häusern zur Pfarrei Windberg, der überwiegende Teil zur Pfarrei Hunderdorf. Im Rahmen der Gebietsreform wurde schon 1968 bei einer Bürgerversammlung unter Bürgermeister Karl Härtenberger der Ort Apoig um 10 Maß Bier „verkauft“ und dem Ort Hunderdorf angegliedert.
Apoig hatte früher eine Mühle, heute Elektrizitätswerk, die dem Kloster Windberg grundbar war und auf der der weithin bekannte Mühlhiasl 1753 geboren wurde. Sein bürgerlicher Name hieß Mathias Lang. Er war mit der Barbara Lorenz von Recksberg verheiratet und soll acht Kinder gezeugt haben. Sein Vater, auch Mathias genannt, war das einzige Kind des Müllers Simon Lang und der Bauerstochter Maria Iglberger von Grub. Dieser starb 1789.
Durch Spekulation mit schlechtem Getreide verdarb sich der Mühlhiasl das Geschäft und machte beim Kloster Windberg Schulden. Sein Bruder saß damals auf der Klostermühle im Dambachtal, wo der Mühlhial Unterschlupf fand, als er von der Apoiger Mühle vertrieben wurde und in der Folge als Mühlenrichter durch den Bayerischen Wald zog. In dieser Zeit entstanden auch seine vielen Weissagungen. So soll er, als ihn die Mönche vom Kloster Windberg verjagten, ausgesprochen haben: „So wie ihr mich vom Kloster weist, so werdet bald auch ihr aus dem Kloster gewiesen werden!“ Mit dieser Aussage prophezeite er die Auflösung des Klosters bei der Säkularisation 1803.
Der Letzte Müller auf der Mühle in Apoig war Josef Hobmeier, der von 1908 bis 1955 dort seinen Beruf ausübte. Vor ihm werden als Müller die Familien Lettl, Seidl, Aschenbrenner, Baumgartner und Santl genannt.
Apoig erhielt bei der Erbauung der Eisenbahn 1896 eine Bahnstation. Die Hunderdorfer hätten diese lieber näher bei Hunderdorf gehabt, aber durch den Einspruch der Windberger kam der Bahnhof dann nach Apoig. Mit der Eisenbahn kam auch die Postagentur nach Apoig, die über ein halbes Jahrhundert in der Gaststätte Sandbiller untergebracht war, ehe 1956 ein eigenes Postgebäude errichtet wurde. Früher hatte der Ort Apoig einen Schmied und Wagner, einen Sattler, Besen- und Bürstenbinder, Schneider und viele andere Gewerbetreibende. Das Gasthaus Sandbiller entstand mit dem Bau der Eisenbahnlinie, ein Cafe mit einer Kegelbahn war auch im Ort zu finden.
Ansicht von Apoig und Hunderdorf vor 1922
Einem seltenen Umstand ist es zu verdanken, daß wir in den Besitz einer Postkarte gelangten, die Apoig und Hunderdorf aus der Zeit vor 1922 zeigt.
Auf einem Flohmarkt in Nürnberg entdeckte ein Gast aus Bogen die unten abgebildete Ansichtskarte, die im Vordergrund Apoig und im Hintergrund Hunderdorf zeigt. Um den Preis von 15 Mark erstand er diese Rarität und überbrachte sie der Familie Sandbiller.
Wie nun mag die Karte nach Nürnberg gekommen sein! Allem Anschein nach war Hunderdorf schon früher ein beliebter Ausflugsort, was die Zeilen auf der Karte beweisen. Dort heißt es u. a.: „Es ist hier herrlich und möchte nur hoffen, daß Fortuna uns hold bleibt, damit Du nach hierher folgen könntest.“ Die Karte wurde als Urlaubsgruß nach Reichelsdorf bei Nürnberg geschickt, wo sie nun wegen der alten Briefmarke auf der Vorderseite zum Verkauf angeboten wurde.
Vor dem Gasthof Sandbiller, in dem früher die Poststelle untergebracht war, sehen wir einen alten Postbus. Auf der anderen Straßenseite, wo heute der Parkplatz ist, befand sich damals ein schattiger Biergarten. Die alte Straße in Apoig führte damals an der Schmiede und am Anwesen Weinzierl (früher Fuchs) vorbei. Die Bahnstation war ein schlichter Holzbau, der erst nach dem Kriege ausgebaut wurde.
Der „Mühlhiasl“
Was wäre eine Heimatgeschichte von Hunderdorf ohne den Mühlhiasl? Viele haben die Ortsnamen Hunderdorf und Apoig nur im Zusammenhang mit ihm gehört.
Es war von je ein Rätselraten um den Mühlhiasl. Schon viel wurde über ihn geschrieben und nachgeforscht und doch weiß man von ihm nur, daß es ihn eben gab. Er selbst, noch seine Zeitgenossen, konnten weder lesen noch schreiben und die Klosterherren des Klosters Windberg, hätten wegen des Mühlhiasl, obwohl sie dieser Kunst schon lange mächtig, gewiß keine Feder in die Tinte getaucht.
Pfarrer Landstorfer war lange Jahre Pfarrer in Pinkofen und starb 1949 in Oberalteich. In Pinkofen lernte er Pfarrer Mühlbauer kennen. Dieser war von 1887-1904. Pfarrer in Oberalteich und starb am 18. Mai 1921 mit fast 94 Jahren. Pater Isfried Mühlbauer war ein Onkel von ihm und zur Zeit der Säkularisation Prämonstratenser in Windberg. Also zu einer Zeit, da der Mühlhiasl noch lebte. Der Vater des Pfarrers Mühlbauer soll ein spezieller Freund vom Mühlhiasl gewesen sein. So dürfte die Forschung von Pfarrer Landstorfer auf eine ziemlich sichere Quelle zurückgehen.
Pater Norbert Backmund aus dem Kloster Windberg, hat in seinem Buch „Hellesher schauen in die Zukunft“ den Hellseher Matthias Lang vulgo Mühlhiasl einer kritischen Würdigung sowohl nach seiner Person als auch seiner Gesichte, unterzogen.
Paul Friedl, genannt Baumsteftenlenz, verquickt in seinem Roman „Waldprophet“ den Mühlhiasl mit einem anderen Seher aus der Zwieseler Gegend. Mag sein wie es wolle … der Mühlhiasl hat gsagt …
Es ist in unserer Gegend noch heute Sitte, wenn man etwas erzählt oder bestätigen will, fängt man an: „Der Schmied von Hofdorf hat immer gsagt“ Da man ja die Leute durch die Überlieferung auch dem Charakter nach kannte, wußte man gleich wie die Rede zu bewerten sei. Jedenfalls dürften viele Überlieferungen aus der Vorradiozeit glaubwürdiger sein, als Vieles, das heute oft „geschrieben“ steht.
Es galt damals noch das Wort. Sicher kam es zu Drehungen und Wendungen und durch den verschieden ausgesprochenen Dialekt auch oft zu Entstellungen. Aber was tats . . . der Mühlhiasl hat gsagt!
Lange Jahre war er in Vergessenheit geraten und erst als der Zug um die Jahrhundertwende durch den Wald fuhr, erinnerte man sich wieder lebhaft des alten Waldpropheten und Sehers. Die hier angeführten Voraussagen stammen zum Teil aus den Sammlungen der Pfarrer Landstorfer, zum Teil direkt aus dem Volk.
„Ihre lebt allweil aus der Zeit, und wer in der Zeit lebt, schaut über seine Füß nicht hinweg. Mich aber hat der Herr herausgenommen aus der Zeit. daß ich schaun kann was kommt, als wärs schon da. Es kommt eine Zeit, da werden die Leut allweil gscheiter und allweil narrischer, das ist die erste Zeit. Wenn sich d’Bauersleut gwanden wie die Städtischen und die Städtischen wie d’Narren, wenn d’Bauern mit gwichste Stiefl in d’Miststatt neistehn, d’Hennerl und d’Gäns selber fressen, wenn d’Weiberleit Schuhwerk tragn, daß man sie wie d’Geißn spürt, wenn die roten Hausdächer aufkomma, nacha is nimmer weit. Wenn die schwarze Straß von Passau heraufgeht, wenn die eiserne Straß über die Donau herüberkommt und ins Böhm nei lauft, wenn der eiserne Hund von der Donau heraufbellt, wenn d’Wägn ohne Roß und Deichsel fahren, wenn d’Leut mit zweiradrige Karrn fahrn, so schnell, daß kei Roß und kei Hund mitlaufa kann, wenn d’Leut wie die Vögl in der Luft fliegen, wenn ein großer weißer Vogl kommt übern Wald her, nacha is nimmer weit, nacher is die Zeit bald da.
Ein grausamer Krieg wird ausbrechen. Blutrot wird es zugehen. Sogar die Totenschädel werden noch keine Ruhe geben und aufeinander keifen und einander beißen. Ein rauschendes Blutbachl wird getal rinnen, das wird die morschen Mühlräder wieder aufschrecken, die im Geröll ausgetrocknet und in wildklustigen Rinnen erdürstet sind.
Die Mühlräder werden auf ein Zeitl nochmals zu werkeln anfangen und die grauen; steinmüden Mühlen für ein Weierl wieder wackeln.
Hernach werden die Mannsbilder so wenig sein, daß sie mitsammen unter einer Birke stehen können. Neunundneunzig Weiber werden um einen einzigen Mannshaxen raufen. Wer eine Krowittstaudn sieht, geht drauf los, als wenns ein Mensch wäre.
S’Geld wird keinen Wert mehr haben. Um 200 Gulden wird man keinen Laib Brot kriegen. S’Gold geht zu Eisn. Um ein Goldstück kann man noch einen Bauernhof kaufen. Geld wird gemacht so viel, daß man’s gar nicht mehr kennen .kann. Wenn’s gleich lauter Papierflanken sind, kriegen die Leut nicht gnug davon. Auf einmal gibts keines mehr. Balds angeht is einer übern andern, raufen tut alles. Wer was hat, dem wird’s gnommen, in jedem Haus is Krieg. Jeder wird einen anderen Kopf haben. Die reichen und noblen Leut werdn umbracht, wer feine Händ hat, wird tot gschlagn. Der Stadtherr lauft zum Bauer aufs Feld und sagt: „Laßt mich ackern!“ Der Bauer schlägt ihn mit der Pflugreuthn …
Der Glaube wird so klein werden, daß man ihn unter einen Hut hineinbringt. Den Herrgott werden sie von der Wand reißen und in Kasten einsperren. Die Kleinen werden groß und die Großen klein. Den Bettelmann wird der Teufl nicht derreiten können. Die Mannsbilder werden sich tragn wie die Weiberleut und die Weiberleut wie die Mannsbilder, daß man sie nicht mehr auseinander kennt. Die Bauern werden sich hohe Zäun ums Haus machen und aus dem Fenster auf die Leut schießen. Zuletzt werden noch Steine zu Brot backen und betteln gehn. Ober die Brück, den schwarzen Regen, werden Soldaten reiten, über den Hühnerkogl, den Falkenstein und den Rachel werden sie kommen und rote Janker werden sie anhaben.
Und dann kommt das große Abräumen. Das Bayernlandl wird verheert und verzehrt, s’Böhmerlandl mit dem Besen auskehrt. Wo heut Dörfer sind, werden Schutthaufen, Trümmer und Steinhaufen liegen. Aus den zerbrochenen Häusern und gestürzten Gebäuden werden Fichten und Tännlinge wachsen und Birken und Vogelbeeren aufschießen und aus den Fensterbrüsten die Brennessel und Brombeeren wuchern. Kirchen, Kapellen und Beinhäuser werden Roßställe und Gesindelunterschlupf sein und zu Fuchs und Wolfshütten werden. Überall werden wieder die Wolfe und Bären daheim sein und scheusam grunsen. Der Wald wird öd und licht werden, wie des Bettelmanns Rock. Auf jeden Stein wird ein Jäger sitzen und vom Hühnerkogl bis zum Rachl wird man durch keinen Wald mehr gehen brauchen.
Wenn’s aber einmal kommen, muß an davonlaufen mit drei Laib Brot. Wenn man beim Laufen einen verliert, darf man sich nicht bücken, muß man ihn auch hintlassn — und kanns auch mit einem noch aushalten. Wer’s überlebt muß einen eisernen Kopf haben. Die Kinder werden es nicht erleben und die Kindeskinder auch nicht, aber denen ihre Kinder gewiß. Wenn der eiserne Hund unten von Klautzenbach bellen wird, dann kommt der große Krieg. Wenn man auf den Bergen steht, wird man im ganzen Wald kein Licht mehr sehn. Wenn man herüber der Donau noch eine Kuh findet, der muß man eine silberne Glocke anhängen, ein Roß, dem muß man ein goldenes Hufeisen hinaufschlagen. Im Wald krähn noch die Gickerl.
Der Hirt wird seinen Stecken in den Boden schlagen und sagen : „Hier ist ein Dorf gestanden.“ Auf d’Letzt wird ein gestrenger Herr kommen und den armen Leut die Haut abziehen.
Wer war nun der Mühlhiasl, der so viel Trauriges und Schauriges prophezeit hat? Von dem auch manches schon in Erfüllung ging. Nach der Überlieferung lebte der Mühlhias1 von Mitte des 18. Jahrhunderts bis Anfang des 19. Jahrhunderts, in den beiden Klostermühlen der Prämonstratenser.
Nach den Hunderdorfer Pfarrbüchern saß tatsächlich 1795 ein Matthias Lang als Klostermüller auf der Apoiger Mühle. Er war seinem gleichnamigen Vater gefolgt und seit 1788 mit Barbara Lorenz von Recksberg verheiratet. Von 1780 -1800 stehen von ihm 8 Kinder verzeichnet. Die Apoiger Klostermühle wurde 1799 von Abt Joachim von Windberg an einen Matthias Lang verstiftet, der aber schon längere Zeit dort beschäftigt war. Die Summe, die er dafür zu entrichten hatte, wurde ihm „armutshalber“ auf 75 Gulden herabgesetzt, die er in 5 Jahresraten, abzahlen sollte. Nach 2 Jahren, hatte er noch keinen Kreuzer davon bezahlt. Da der neugeweihte Abt überall mit der Mißwirtschaft aufräumte, die unter seinem Vorgänger geherrscht hatte, so wurde auch Matthias Lang, mit dem man auch sonst in vielen Dingen unzufrieden war, seines Amtes als Klostermüller 1801 enthoben. Die Apoiger Mühle bekam nun ein Lettl und auf die Klostermühle kam ein Vetter des Mühlhiasl, ein Georg Lang.
Vermutlich hat Hiasl nach seiner Entlassung eine Zeitlang bei seinem Vetter gelebt und sich von da an, als Mühlrichter betätigt.
Auch der Überlieferung nach, war Hiasl nicht besonders arbeitsam, sondern war lieber auf Wanderschaft. Nachdem er von der Klostermühle gekommen war, hat er sich einem unsteten Wanderleben hingegeben und sich als „Mühlenarzt“ betätigt. Seine Familie stand ihm dabei nicht im Wege, entweder wohnten sie als „Inwohner“ oder hatten ein eigenes „Häusl“ und fristeten als „Häuslleut“ ihr Leben. Da der größte Teil der Hunderdorfer damals ja sehr arm war, fiel dabei Hiasls Familie nicht auf. Zwischendurch soll er auch an der Klosterpforte gebettelt haben. Da ihn der Pförtner fortschickte und meinte, er solle lieber arbeiten als betteln und den Leuten alles Mögliche vorsagen, da hat der Hiasl geantwortet: „Ich gehe, aber ihr müßt noch davonlaufen.“ Unrichtig ist die überlieferte Folgerung. Man erzählt sich, die Patres hätten bei der Säkularisation so schnell aus dem Kloster fort müssen, daß 2 Patres, die in Gaishausen beim Fischen waren, nicht mehr in ihr Kloster zurück konnten.
Die Patres wurden nicht mit Gewalt aus dem Kloster getrieben. Die Aufhebung des Klosters kam auch nicht so überraschend für sie; denn schon ein halbes Jahr vorher, wußten sie, daß nichts mehr zu retten sei und daß ein gewaltsames Widersetzen vollkommen sinnlos wäre. Ein Teil der Patres lebte noch fast ein Jahr in Miete bei dem neuen Besitzer.
Also fand im Kloster eine Visitation statt. Alle Konventualen und Klosterbediensteten wurden verhört, der Hiasl gehörte damals auch zu ihnen. Bei diesem Verhör hat er keine Prophezeiung ausgesprochen. (Hätte er es getan, so wäre das die einzige aufgeschrieben geworden). Zeit und Ort des Todes von Mühlhiasl sind nicht bekannt.
Nach der Überlieferung ist er in der Klostermühle gestorben. „Ich komme „Ich komme euch tot noch aus“, soll der Hiasl gesagt haben. Bei seiner Beerdigung war das Wetter sehr schlecht, die Feldwege naß und glitschig. Nach damaliger Sitte wurde der Tote im Haus aufgebahrt, erst vor dem Begräbnis wurde die Leiche zum Friedhof getragen. Die Hohlgasse durch und den Berg hinunter hatten es die Träger mit dem Hiasl nicht leicht und plötzlich kamen sie ins Rutschen, der Sarg kippte und der Hiasl kam ihnen tatsächlich aus. Er kugelte die Höhe hinunter und die Träger hatten Mühe ihn einzufangen. Daß Hiasl in der Klostermühle starb, ist nicht ausgeschlossen, wurde sie doch von seinem Vetter bewirtschaftet.
Um den Mühlhiasl wie er gelebt hat und wie und wo er gestorben ist, wird es immer ein Rätselraten bleiben. Sicher ist, daß er einer der originellsten Gestalten des Vorwaldes war. Seine Voraussagen passen sich seiner Zeit an und würden heute in vielem anders lauten. Schade ist, daß seine Prophezeiungen so viel von ihrer Würze verlieren, wenn sie geschrieben und nicht in der heimischen Mundart erzählt werden.
Der Mühlhiasl und die Mühle in Apoig
Neue Erkenntnisse über das Leben des Mühlhiasl
Die Ortschaft Apoig, Geburtsort des Mühlhiasl, lag bis in die sechziger Jahre in der Gemeinde Hunderdorf. Heute ist sie mit dem Ort Hunderdorf verschmolzen. Nur noch der Apoiger Weg und eine Tafel vor der Gaststätte Sandbiller erinnern an diesen Namen, der in der Vergangenheit bekannter war als der Hauptort Hunderdorf.
Seine Berühmtheit erlangte der Ort Apoig durch den Seher und Propheten Mühlhiasl, der auf der dortigen Mühle zur Welt gekommen ist. Wann diese Mühle erbaut worden ist, konnte bisher nicht erforscht werden; sicher ist sie schon sehr alt und muß zu den vielen Mühlen gezählt werden, die schon im Mittelalter entstanden sind. Das Wasser der zahlreichen Bäche und kleinen Flüsse des Bayerischen Waldes haben schon sehr früh die Menschen zum Antrieb von Wasserwerken wie Mühlen, Hammerschmieden und in unserer Zeit zu elektrischen Turbinen angeregt.
Die älteste bekannte Kunde von der Mühle zu Apoig stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 1676 war ein Kapar Hagnberger Müller auf der Apoiger Mühle. In diesem Jahr fand nämlich seine Trauung mit seiner Verlobten Maria statt. Kaspar muß bald gestorben sein und hinterließ keine Nachkommen. Unweit von Apoig, in der Ortschaft Höllmühle bei Mitterfels, lebte auf der dortigen Mühle die Müllersfamilie Lang. Von den vielen männlichen Kindern konnten nicht alle auf die Erbschaft der Mühle hoffen. Als nämlich Sohn Joachim Lang vom Tode des Hagnbergers erfuhr, sah er die Möglichkeit, durch die Heirat mit der Witwe Hagnbergers selbständig zu werden. So kam es, dass sein Werben erhört wurde und er 1669 die Witwe Maria vor den Altar führen konnte. Diese Ehe begründete die Linie der Lang auf der Apoiger Mühle, die in der Folge in fünf Generationen in Apoig zu finden waren.
Der Ehe entsprossen sicher mehrere Kinder. Eines davon, Simon Lang, wurde zum Vater des 1722 (oder 1725) geborenen Matthias Lang. Dieser war das einzige Kind des Simon Lang. Er heiratete am 6. Juli 1745 die Anna Maria Iglberger vom nahen Grub, mit der er die Kinder Mathäus (Mühlhials), geb. 16.9.1755?, Johann, geb. 25.4.1755, Anna, geb. 1757 und Anna Maria, geb. 1762 hatte. Da der Vater der Kinder 1770 als Witwer genannt wird, muß seine Frau Anna Maria früh gestorben sein. Er ging eine zweite Ehe ein und zeugte noch die Kinder Joseph, geb 1781, Wolfgang und Jakob.
Der berühmteste unter den vielen Kindern war Mathäus, der als Mühlhiasl über die Grenzen seiner Heimat als Seher und Prophet bekannt geworden ist. Er wurde von Pater Johannes Nepomuk Altmann im Kloster Windberg getauft, als Taufpate fungierte Georg Bayr (Baier) von Buchberg (Vorderbuchberg), damals Pfarrei Hunderdorf. Auf der unteren Klostermühle in Dambach erlernte der Mühlhiasl das Müllerhandwerk. Vom Bruder seines Vaters entstammt dessen Sohn Johann Georg Lang, der später Müller in Dambach wurde. Dieser heiratete 1789. Mühlhiasls Bruder Johann war bis 1801 Hüter (Hirte) im Kloster Windberg und dann Mühlknecht bei Lettl auf der oberen Klostermühle in Apoig. Halbbruder Josef arbeitete auf der väterlichen Mühle in Apoig.
Der Mühlhiasl als Müller
Im Jahre 1788 ehelichte Mühlhiasl die Barbara Lorenz von Recksberg bei Haselbach. Sie schenkte ihm acht Kinder; jüngster Sohn war Johann Evangelist; zwei Buben und eine Tochter starben früh. Schon im Jahre 1778 hat der Mühlhiasl die Mühle in Apoig von seinem Vater übernommen (bei Backmund erst 1799).Anders als seine Vorfahren, war der Mühlhiasl ein schlechter Wirtschafter. Ob der reiche Kindersegen oder andere Umstände daran schuld waren, wir wissen es nicht. Er kaufte schlechtes Getreide und verdarb somit das Geschäft. In seiner finanziellen Not nahm er 1799 vom Kloster Windberg ein Darlehen von 75 Gulden auf. Da er in der Folgezeit die Schulden nicht abzahlen konnte, mußte er 1801 von der Mühle weichen, die im Besitz des Klosters war. In diesem Zusammenhang hat er eine Prophezeiung gemacht, die das Schicksal des Klosters betraf. Als man ihn einmal vor der Klosterpforte stehen ließ und ihn verjagte, weissagte er: „Gut, ich gehe, aber so wie ihr mich jetzt verjagt, so werden euch bald andere aus dem Kloster jagen!“ Schon zwei Jahre später wurden bei der Säkularisation 1803 die Patres aus dem Kloster vertrieben.
Das Schicksal des Mühlhiasl
Nun war der Mühlhiasl heimatlos. Mit seiner Familie fand er zunächst im Nebengebäude der unteren Klostermühle in Dambach Unterschlupf, wo seine Großmutter und ein Sohn starben. Manche wollen wissen, dass seine Frau Barbara zu den Eltern nach Recksberg und dann zu Verwandten nach Straubing gezogen ist, wo sie in einer Gärtnerei Arbeit fand und diese 1805 erwerben konnte. Von seinem Halbbruder Joseph verliert sich jede Spur; zwei seiner Töchter verdingen sich als Hausmädchen und heiraten, zwei Buben sollen ausgewandert sein. – Die Mühle in Apoig wurde 1801 an den Müller Joseph Lettl von Irlbach um 3450 Gulden verkauft, die er zwei Jahre später um 7750 Gulden wieder veräußerte.
Und der Mühlhiasl? Nicht lange blieb er in Dambach. 1804/05 wird von einem Streit mit seinem Bruder Johann berichtet, der ihn veranlasste, die Heimat zu verlassen. Es trieb ihn in den Wald. Von Mühle zu Mühle zog er als Mühlenrichter und reparierte schadhafte Anlagen. Sogar als Viehhüter und Kohlenbrenner soll er sich verdingt haben, um zu überleben. Er soll sich in der Gegend um Rabenstein aufgehalten und in Zwiesel seine letzte Ruhe gefunden haben. Über den Ort und die Zeit seines Todes wird viel gerätselt. Genaues ist nicht bekannt. Er soll 1809 gestorben sein, weil in diesem Jahr seine Frau Barbara als Witwe bezeichnet wird. Andere verlegen seine Tod auf das Jahr 1825, in dem auch sein Bruder Johann verstorben ist. Pfarrer Landstorfer setzt seinen Tod in die Zeit zwischen 1810 und 1820, W. J. Beck sogar zwischen 1825 und 1830. Ob dieses Rätsel jemals gelöst werden kann?
Die Prophezeiungen des Mühlhiasl
In seine Heimat soll er nicht wieder zurückgekommen sein. In den finsteren Stuben der Waldlerhütten hörten ihm jung und alt zu, wenn er seine Weissagungen und Prophezeiungen zum Besten gab. Man staunte über seine Intelligenz und Sprachgewandtheit; viele belächelten ihn, andere bewunderten seine Sehergabe. Vieles von dem, was der Mühlhiasl vorausgesagt hatte, ist inzwischen eingetroffen, manches aber wartet auf eine Verwirklichung.
Über ein Jahrhundert wurden Mühlhiasls Prophezeiungen nur von Mund zu Mund weiter erzählt. Daß manches hinzukam oder weggelassen wurde, was aus dem Mund des Mühlhiasl kam, kann man sich denken.
Pfarrer Georg Mühlbauer, der 1921 im Alter von 93 Jahren starb, erfuhr über Mühlhiasls Prophezeiungen von seinem Vater, der nahezu 97 Jahre alt geworden ist und den Mühlhiasl persönlich gekannt haben soll. Die erste schriftliche Veröffentlichung stammt aus dem Jahre 1923 aus der Feder des Pfarrers Johann Evangelist Landstorfer, gestorben 1949 in Oberalteich. Die im Straubinger Tagblatt erschienenen Prophezeiungen hat er aus dem Munde des Pfarrers Mühlbauer erfahren. Ihm ist es also zu danken, daß diese heute noch lebendig geblieben sind.
Der Bruderzwist und das Mühlhiaslkreuz
Ein Ereignis aus dem Leben des Mühlhiasl soll hier noch angeführt werden. Wolfgang Johannes Bekh schreibt in seinem Buch „Mühlhiasl, der Seher des Bayerischen Waldes. Deutung und Geheimnis“:
1935 wurde der Pfarrprovisor Lecker von Hunderdorf zu einer Sterbenden gerufen. Sie lebte in der Oberen Klostermühle, der Apoigmühle, die früher an Mathäus Lang alias Mühlhiasl verstiftet gewesen war. Nachdem Pfarrer Lecker die Sterbesakramente gespendet hatte, bemerkte er an der Mauer neben dem Kamin ein beschädigtes, völlig verrußtes Kruzifix. Dem hölzernen Christus hingen die Arme herab, an den verschränkt angenagelten Füßen fehlten einige Teile. Der Querbalken war aus dem Lot. Pfarrer Lecker berichtet wörtlich: „Als ich so das Kreuz anschaute, meinte die Tochter der Sterbenden, Herr Pfarrer, wolln’s dös Kreuz? Als ich dies bejahte nahm ich es von der Wand. Während sie es in Zeitungspapier einwickelte, erzählte sie mir, daß dies das Mühlhiasl-Kreuz sei. Einmal hätte der Mühlhiasl hier in der Apoigmühle mit seinem Bruder Streit bekommen. Dieser Bruder war der 1755 geborene, als Hüter des Klosters Windberg beschäftigte Johann Lang. Was der Grund für den Streit war, wissen wir nicht. Im Verlauf des Streites habe der Bruder ein Messer gezogen und sei auf den Mühlhiasl losgegangen. Dieser sprang zur Seite, riß im Herrgottswinkel das Kruzifix herunter und schlug es seinem Bruder über den Kopf. Die Verletzungen des Bruders müssen sehr schwer gewesen sein, denn der Mühlhiasl habe auf der Stelle die Apoigmühle verlassen und sich im Wald versteckt. Sein Bruder überlebte den Streit und starb viele Jahre später in der Pfarrei Hunderdorf. Gelegentlich war auch vermutet worden, der Mühlhiasl sei aus Angst vor gerichtlicher Verfolgung geflohen.“
Ahnentafel der Familie Lang auf der Mühle in Apoig
Nachstehender Bericht stammt vom Anfang des 20.Jahrhunderts, darin wird der Mühlhiasl als Mühlhansl bezeichnet.
Vom Mühlhansl und seinen Prophezeiungen.
(Von J. B. Raun)
Er hat wirklich gelebt der Mühlhansl. Ich kenne einen alten geistlichen Herrn von 92 Jahren, dessen Vater den Mühlhansl noch gekannt hat. Gelebt hat der Mühlhansl gegen Ende des vorvorigen Jahrhunderts und er reichte noch ins vorige Jahrhundert herein. Sein Leben spielte sich ab in der Englmarer Gegend, das ist: hinterhalb Straubing im bayerischen Vorwald. Ein Sonderling ist er sein Lebtag gewesen, d.h. ein Mensch, der nicht im Zuge hinter der großen Herde einherschritt, sondern seine eigenen Wege ging, die ihn aber immer hinführten zu Gott, immer hinauf zu lichten Höhen, auf denen die Luft reiner Ist und man viel und vieles anderes sieht als in den Niederungen, wo sich die gewöhnlichen Menschen bewegen wie die Ameisen, die so geschäftig hin- und herrennen und sich des öfteren streiten um ein Körnlein Sand und keine Zeit finden, sich mit dem zu beschäftigen, was einzig nottut und allein menschenwürdig ist.
Also ein Sonderling war der Mühlhansl und darum – ein Prophet in der Wüste. So ernst er es auch nahm, so wenig ernst haben die Leute ihn genommen, wie denn von jeher die Einsamen und Seltsamen und gar die Propheten im eigenen Lande eher verlacht und verachtet als beachtet und geachtet wurden. War es ein Wunder, daß der sonderbare Mann mit seiner strengen Rede und seinen sonstigen Schrullen sogar in den Verdacht der Irrgläubigkeit kam? Prämonstratenser Herren von Windberg bei Bogen, wo nebenbei bemerkt, einzig prachtvollgeschnitzte Sakristeischränke sich befinden, haben den Mühlhansl einmal in die Kur genommen und suchten ihm seine Prophezeiungen auszureden. Aber der Mühlhansl blieb dabei stehen. Als alles gute Zureden nichts half, wiesen sie ihm schließlich die Tür. Das hat der Mühlhansl gesagt: „So gewiß als ich jetzt da heraus muß, so gewiß müßt ihr auch bald heraus.“ Uns siehe, es kam die Klosteraufhebung zu Anfang des vorigen Jahrhunderts und die Klosterherren verließen Windberg.
Daß seine Wahrsagungen zutrafen, dafür ist er selber ein Beweis. Er hatte gesagt: „Ich komme auch als Toter noch aus“. Und siehe, als sein Leichnam von dem Ochsengespann zur Beerdigung geführt wurde, da machten die Ochsen bei einer großen Senkung des Weges einen Sprung und die Totentruhe und der Leichnam rollte hinab und mußten wieder heraufgeholt werden.
Doch lassen wir den Mühlhansl im stillen Englmarer Friedhof (?) wo nichts mehr an ihn erinnert, ruhen und hören wir, was von seinen Prophezeiungen, soweit sie sich etwa auf unsere Zeit beziehen können, im Volksmunde noch immer lebt. Freilich wird sich schwer feststellen lassen, was genau vom Mühlhansl stammt und was etwa von anderen hinzugekommen oder im Laufe der Zeit verändert worden ist. Es mag ja manches, was man ähnlich auch in anderen Gegenden hört, auf eine gemeinsame ältere Quelle zurückzuführen sein, die vielleicht aus einem Kloster stammt. Und vielleicht hat der Mühlhansl selbst nur wiedergegeben, was er aus älterer Überlieferung geschöpft und in seinem Geiste weiter verarbeitet hat. Wie dem auch sei, interessant und zum Nachdenken stimmend sind die Prophezeiungen immerhin. Lassen wir also den Mühlhansl zum Worte kommen!
„Wenn die schwarze Straße von Passau heraufkommt, wenn die schwarze Straße ins Böhmen hineingeht, wenn die Rabenköpfe (?) kommen, wenn die Bauern mit gewichsten Stiefeln in die Mistgrube hineinstehen, wenn sich die Bauern kleiden wie die Städtischen und die Städtischen wie die Narren, wenn alle Bauern politisieren, dann wird die Welt wieder abgeräumt. Es wird ein Krieg kommen. In diesem Krieg wird eine scheinbare Ruhe eintreten, dann aber kommt es, daß die Leute wieder so wenig werden, daß die Brennessel und die Brombeerdörner zu Fenster herauswachsen. So wenig werden die Leute, daß, wenn sich noch etliche begegnen, wenn alles vorbei ist, sie „Bruder und Schwester“ zu einander sagen werden.
Das Holz wird so teuer wie der Zucker, aber langen tut es. Wenn man im Gäuboden oder am Donaustrand noch eine Kuh findet, soll man ihr eine silberne Glocke anhängen, aber im Wald werden doch noch die Gockel krähen. So vielerlei Geld wird gemacht, daß man es gar nicht mehr kennen kann, aber auch einmal gibt es keines mehr. Einerlei Geld kommt auf, die am meisten besitzen, haben auf einmal nichts mehr. (Anmerkung: Diese zwei Sätze stimmen scheinbar nicht zusammen. Das „einerlei“ Geld kann sich beziehen auf das eiserne oder papierene Geld, das „vielerlei“ auf die vielen Ausgaben der Gemeinden, des Staates und Reiches und das vielerlei Aussehen der verschiedenen Sorten).
Häuser werden gebaut wie die Schlösser und Pfarrhöfe, Schulhäuser wie Paläste für die Soldaten. Es wird auch eine große Häuser- und Wohnungsnot kommen, obwohl die Städte so groß und 5-6-stöckige Häuser gebaut werden und auch auf dem Lande wird alles voll Häuser angebaut. Die ganzen Lindacher Berge werden noch voll Häuser und Lehmhütten angebaut. Zu Hunderdorf wird ein Haus gebaut, das wird vor diesen Ereignissen schon lange stehen, aber nicht ausgebaut. (Anmerkung: Es steht tatsächlich dort ein Haus, des Altane angelegt, aber nicht ausgebaut ist.)
Alleweil werden Missionen gehalten und viel über den Glauben gepredigt, kein Mensch kehrt sich mehr daran und die Leute werden erst recht schlecht. Die Religion wird so klein und schwach, daß man den ganzen Glauben in einen Hut hineinbringt und mit einer schnappenden Geißel die wenigen Gläubigen vertreiben kann. Es werden aber, wenn die Leute einmal wieder ganz wenig sind, nach diesen großen Umwälzungen heilige Priester besonders heilige Ordensleute den Glauben wieder neu lebendig machen und werden große Zeichen und Wunder tun. Es wird auch vorher der Glaube an Weizzen und Geister abgeschafft , die Weizzen vom Papst verbannt werden, aber bei der Neueinführung des hl. Glaubens wieder so häufig wie früher auftreten und das Volk zwingen, wieder zu glauben.
Bevor dieses geschieht, werden die Leute so viel und so bös die eigenen Christen aber den Glauben am meisten verspotten, weil sie alles auf ihre Weisheit setzen und Gottes Allmacht nicht mehr kennen werden, weil sie in der Luft fliegen und auf der Straße mit Wagen fahren, welche von selber laufen können. Besonders aber werden die meisten Leute auf zweirädrigen Karren fahren, so schnell, daß kein Pferd und kein Hund mitlaufen kann. In der Donau wird ein eisernen Hund heraufbellen (Dampfer) und über die Donau eine eiserne Straße führen.
Über den Pilgramsberg (gegen Osten)wird eine Straße gebaut und auf dieser Straße werden sie herauskommen „diese Roten“. Wenn er gefragt wurde, ob diese Roten die Franzosen seien, sagte er, daß es keine Franzosen seien, auch nicht rote Hosen oder Joppen anhaben werden. Wenn sie kommen, soll man sie im Perlbachtal in den großen Hölzern und auf der Käsplatte bei Englmar verstecken und in die Weizenmandl verbergen. So schnell kommt und vergehts, daß man es mit 3 Laib Brot verliert, wenn man einen Laib Brot verliert, diesen liegen lassen muß, auch den zweiten , man kann es auch noch mit einem aushalten. Das Bayerland wird verheert von seinem eigenen Zorn, am längsten geht es her, aber am schlechtesten geht es ihm.
Gaishausen ehem. Hofmark mit der Kirche St. Georg
Die ehemalige Kirche in Gaishausen wurde im Zuge der Säkularisation noch vor dem Jahre 1800 abgebrochen.
Nach Dr. Strewitzek
Gaishausen bedeutet „Haus eines Gezo“, dessen Name in den Traditionen des Klosters Oberalteich 1114-37 bei Gezo de salaha (Sollach) begegnet. Man könnte versucht sein in ihm den Ortsgründer von Gaishausen zu sehen. Im gleichen Zeitraum erscheint Etich de Gezhusen, 1126 Hagano de Gezhusen. Ein Hagen de Geizzehusen gab dem Kloster Windberg ein Gut. Diese aus dem 12. und 13. Jahrhundert stammenden Personen dürfen als Ritter bezeichnet werden.
Zu den gräflichen und den vögtischen Ministerialenburgen gehörte auch Gaishausen. Der genannte Etich dürfte bereits 1180 als Ministeriale des Grafen Berthold, des Bruders Adalberts I., belegt sein. Die genannte Ministerialenburg dürfte eher als ein befestigter Sitz verstanden werden.
Zur Grundausstattung des Klosters Windberg haben im 12./13.Jahhundert eine Vielzahl von Ministerialensitzen Schenkungen gemacht haben, unter ihnen auch der Sitz Gaishausen. Wilhelm Zenger zu Haggn verkauft 1427 (1439?) eine Sölde zu Gaishausen an den Hans Poxauer als freies Eigen. Andre Ruedland gibt 1436 Windberg einen Verzichtsbrief auf die Sölde in Unterbucha, auf die er vor der Landschranne in Mitterfels erhoben hatte. Georg Egloffstein zu Steinburg bestätigt 1502 dem Kloster Windberg den Empfang einer Summe Geldes als Entschädigung für Beeinträchtigung durch Anlegung eines Weihers bei Gaishausen. Von 1574-81 urkundet Balthasar Kürmreuth zu Haggn als Lehensherr einer Wiese zu Gaishausen.
1665 wurden an das Pfleggericht Mitterfels im Amt Landasberg Scharwerksgelder entrichtet: von Gaishausen 3 zu 1/2 Höfen und 5 zu je 1/4 Höfen. Gaishausen gehörte nach dem Salbuch des Klosters Windberg von 1629 zur Obmannschaft Hunderdorf mit 3 je 1/2 Höfen (Holmer, Schütz, Sturm), 3 je 1/4 Höfen (Kern, Lang, Mühle), 2 je 1/8 Höfen (Steger, Bayr) und dem Hüthaus. Diese Höfe waren Schenkungen an das Kloster Windberg durch Hartmann den Tunegen und Hagonis von Gaishausen. Diese sind bereits im Ankunftsbuch des Klosters erhalten. Einzelne Höfe wurden von Berthold von Steinburg sowie Zacharias Santingen gekauft oder getauscht. Aufschlüsse darüber geben Urkunden zwischen 1407 bis 1564.
Die Hofmarksherrschaft von Steinburg hatte 1760 in Gaishausen 2 je 1/4 Höfe (Duschl, Schlesinger), 4 je 1/8 Höfe (Stadler, Kestlbeck, Predl u. Waibunger) in Besitz.
Zu den 1811 gebildeten Steuerdistrikten gehörte auch Gaishausen mit 2 Dörfern, 5 Weilern und 6 Sölden. Zum Landgericht Mitterfels im Unterdonaukreis zählte 1821 die Gemeinde Gaishausen (als unmittelbare Gemeinde) mit 2 Dörfern, 2 Weilern und 9 Einöden mit zusammen 65 Familien.
Die Gemeinde Gaishausen entstand 1811 aus dem gleichnamigen Steuerdistrikt, anstelle von abgegliederten Teilen (Uttendorf, Hinterbuchberg, Vorderbuchberg) unter Einbeziehung von Orten der Steuerdistrikte Landasberg und Neukirchen (Wiespoint, Irlach). Zur Gemeinde Gaishausen gehörten demnach 1821: Gaishausen, Ebenthan, Ehren, Ellaberg, Grub, Hagnberg, Hoch, Hochholz, Irlach, Kögl, Rammersberg, Riglberg, Röhrnau, Weinberg und Wiespoint.
Der ursprüngliche Steuerdistrikt wurde aus Parzellen von 5 Obmannschaften und Teilen der Patrimonialgerichte Steinburg und Scheibelsgrub gebildet. Der Gemeindeteil Weinberg ist 1831/32 zum erstenmal aufgeführt. Die Gemeinde Gaishausen wurde am 1.5.1978 zur Gemeinde Hunderdorf eingegliedert, ausgenommen die Gemeindeteile Hagnberg, Kögl und Wiespoint, die zur Gemeinde Mitterfels kamen.
(Hist. Atlas Mitterfels)
Ehem. Kirche. In 16. Jh. beschrieben als ‚Templum ad lacunam‘. Im 18. Jh. erwähnt als Kapelle St. Georg, zur Pfarrei Hunderdorf gehörig. Dem Patzrozinium zufolge kann das Kirchlein sehr alt gewesen sein. Nachdem das Ordinariat Regensburg zur Demolierung der Filialkirche Konsens erteilt hat, erging 1792 der Versteigerungsbefehl der kurfürstlichen Regierung. Heute ist keine Spur mehr von der Kirche zu sehen.
(Kunstdenkmäler von Bayern, Bez.-Amt Bogen, 1929)
Hofdorf, ehemalige Hofmark
In der unmittelbarer Nähe der ursprünglichen gräflichen Stammburg Windberg dürfte Hofdorf verhältnismäßig früh als Ministerialensitz entstanden sein. Darüber kann sicherlich nicht die Tatsache hinwegtäuschen, dass erst gegen Mitte des 12. Jahrhunderts Ministerialen mit der Ortsbezeichnung Hofdorf laufend überliefert werden. In einer Oberalteicher Traditionsnotiz, in der von einer Schenkung eines Ritters anlässlich seines Aufbruches zum Kreuzzug König Konrads III. berichtet wird – also Mai 1147 -, tritt Albertus Hovedorf als Zeuge auf. Aus demselben Anlass schenkt Domvogt Friedrich IV. gleichzeitig Güter zu Pareszell und Lederdorn an Oberalteich, wobei Graf Hartwig zum Salmann bestellt und unter den Zeugen Suuitker de Houedorf als Zeuge genannt ist. Aber auch dieser Switker von Hofdorf selbst nimmt das Kreuz und schenkt zuvor einen Hof in Geswand an das Kloster Windberg. Er dürfte vermutlich mit einem Suuiker identisch sein, der zusammen mit einem Bruder Werinth um 1140-1145 als Zeuge erwähnt ist. Ebenfalls hierher möchte man wegen des seltenen Namens, nur einer Generation vorher zugehörig, jenen Suuitker, beziehen, der vor 1094 zu den prepositi; die anlässlich der großen Waldschenkung durch Domvogt Friedrich III. und seiner Brüder Hartwig sowie Ulrich, dazu durch Berthold, Sohn der Liutgart, an Oberalteich, dem Kloster den Grenzen dieser Wälder jenseits von ‚Heimprechtisperg‘ zuweisen soll. Angehörige der Ministerialenfamilie von Hofdorf sind nun seit der Jahrhundertmitte sehr häufig genannt, besonders natürlich in Quellen der nahen Klöster Oberalteich und Windberg, voran der Name Albert, beispielsweise um 1150. So verwundert es auch nicht, wenn in der gefälschten Urkunde von 1125, worin aber die vorkommenden Personen dieser Zeit entnommen sind, ein Adelbreht de Houedorf unter den Zeugen erwähnt wird, dass er unter der Reihe der militantes erscheint, zeigt zugleich die Rangstellung der Hofdorfer, die demnach nicht unter die ranghöheren ’nobiles‘ des Ministerialstandes eingereiht werden. Albert von Hofdorf tritt dann noch in wenigen Fällen allein als Zeuge auf. Weiterhin kennen wir ihn zusammen mit einem Bruder Gozpold als Zeugen: ‚Adelpreht et frater suus de Houedorf‘ und ‚Adalbertus der frater eius Gozpoldus‘. In dem Gütertausch zwischen dem Kloster Windberg und dem Herzog Heinrich von Österreich von 1158, den Kaiser Friedrich I. am 13. Februar 1160 bestätigt, werden ‚Adelbertus et Gozpoldus‘ als Afterleheninhaber dieses Herzogs auf zwei Huben auf der Westseite von Windberg genannt.
Doch sehr schnell tritt eine wichtige Änderung ein. Fast gleichzeitig sind im Oberalteicher Traditionsbuch ‚Albertus de Steinberc et frater eius Gozpoldus de Houedorf‘ als Zeugen aufgeführt. Diese neue Benennung Alberts nach Steineberg (Steinburg) hängt mit seiner Errichtung und Übersiedlung an diesen neuen Ministerialensitz zusammen, was um 1160 geschehen sein muss. Der Umzug und die damit verbundene Umbenennung Alberts muss innerhalb kürzester Zeit erfolgt sein. Das ergibt sich an drei Notizen, die zeitlich ganz nahe beisammen liegen müssen. Hier nennt sich nämlich Albert zuerst noch nach Hofdorf, dann aber sehr schnell nach Steinburg. Gozpold von Hofdorf ist in den folgenden Jahren noch öfter genannt, dabei in zwei Fällen sogar mit dem Titel ‚dominus‘. Auch von zwei Söhnen Gozpold und Albert ist noch die Rede. Dann erscheinen weiterhin noch ‚Gozpoldus,Wikmannus, Chunradus de Hovedorf. Dem ausgehenden Jahrhundert gehört bereits ‚Alram de Houedorf‘ an. Zur Jahrhundertwende wird sodann ein Berthold von Hofdorf genannt, der auch in einer Urkunde des Grafen Berthold von Bogen 1109 Zeuge ist. Ein ‚dominus Rudolfus de Hofdorf‘ der in Windberger Quellen an zwei Stellen vorkommt, könnte in die erste Hälfte des 13.Jahrhunderts zu datieren sein.
Schließlich dürfte ein Chuno von Hofdorf, der 1247 als Zeuge auftritt und 1259 – hier als ‚miles‘ bezeichnet – einen Acker in Hofdorf an Oberalteich schenkt, hierher zu beziehen sein. Das gesamte weitere Jahrhundert liegt über Hofdorf keine Überlieferung vor. Erst 1359 und 1366 taucht erstmals Albrecht der Hofdorfer als Siegler von Urkunden auf. 1363 verkaufen Albrecht der Hofdorfer und seine Mutter Margret ihren, Schwager Hermann Freundorfer und dessen Hausfrau ihr Haus und Hofstatt zu Hofweinzier. Hofdorf selbst kann er aber schon nicht mehr besessen haben, denn 1369 nennt sich Rudolf der Nussberger nach Hofdorf, der bei dieser Gelegenheit Hermann Freundorfer als Schwager bezeichnet.
Hans Nussberger zu Hofdorf ist 1397 beglaubigt. Albrecht der Hofdorfer – er nennt sich jetzt Pfleger von Lichtenwald . – verkauft 1383 auch noch sein Gut Dörfling (Gemeinde Bogenberg) und 10 Pfd. Regensburger Pfennig, wobei sein Oheim Eberhard der Nussberger zu Deggendorf mitsiegelt. Während es hier nach Ausverkauf des letzten Besitzes aussieht, bahnen sich in Hofdorf selbst Besitzverhältnisse an, die beinahe ein chaotisches Bild bieten. In den Jahren 1393 und 1394 ist der Mitterfelser Richter Hans Ramsberger zu Hofdorf überliefert.
Hartweig der Leiblfinger zu Hofdorf besiegelt 1408 eine Urkunde. Schon 1376 haben die Brüder Hartweig und Ulrich die Leiblfinger zu Au Besitzrechte auf einem Gut zu Hofdorf erworben. 1415 verkauft dieser Leiblfinger zu Au unter Wiederkaufsrecht an das Kloster Oberalteich das Dorf Hofdorf unter Windberg als freies lediges Eigen mit Scharwerk, Lehenschaft und Herrschaft um 147 Pfund 2 Pf., wobei sein Onkel Erasem Wartter, Pfleger zu Mitterfels, mitsiegelt. Aber schon am 31.Januar 1417 verkauft derselbe dem Kloster Windberg die freieigene Hofmark und das Dorf Hofdorf mit Gericht, Herrschaft, Lehenschaft, Taferne, Mühle und zwei Fischwassern um 430 Pfd. Regensburger Pfennig, wobei seine Söhne Erasem und Jorg, die die Leiblfinger Mitsiegler sind; aufgezählt werden 13 Güter, 1 Sölde, 4 Hofstätten, der Wirt, die Mühle und der Bader. Auf der Streitsache vor dem Hofgericht Straubing zwischen Ulrich Leiblfinger und dem Kloster Windberg von 1433 geht übrigens hervor, dass der Vater des Ulrich, Hartweig, der Leiblfinger, das Dorf Hofdorf an das Kloster verkauft hat.
Daneben waren auch Streugüter in Hofdorf in anderen Händen, wie sich aus dem Ankauf einer Sölde um 9 Pfd. Regensburger Pfennig und eines Gutes um 20 Pfd. Regensburger Pfennig 1419 durch dieses Kloster ergibt. 1424 verkauft Windberg sogar Dorf und Hofmark Hofdorf auf Wiederkauf innerhalb von drei Jahren um 900 fl. an Gilg den Nothaft, Pfleger zu Hengersberg. Zwischen Ulrich und Jorg Leiblfinger zu Au einerseits und dem Kloster Windberg andererseits kommt es 1433 wegen eines Waldes zwischen Windberg und Hofdorf zu einem Streit, wobei aber dann dieses Holz als Zugehörung zum Dorf Hofdorf und damit zum Koster bestimmt wird; das Kloster Windberg muss allerdings für die Eltern Hartweig und Dorothe zu Au einen ewigen Jahrtag abhalten. Auch später scheinen sich im Hofmarksbereich einige Streugrundstücke in anderen Händen erhalten zu haben. So verkauft Veith Adam zu Haggn, Höllgrub und Machtenhofen 1614 seine freieigenen Grundstücke, Lehenstücke und Lehensgerechtigkeiten in dieser Klosterhofmark an Windberg. Wohl mit den Folgen des 30jährigen Krieges dürfte es zusammenhängen, wenn 1639 der Marktkammerer Georg Khauttner zu Zwiesel Güter und Brandstätten in der Klosterhofmark Hofdorf an das Kloster Windberg verkauft, darunter die Taferne, dazu ein Gut, ein Lehen und eine Sölde. Hartweig der Leiblfinger zu Au und seine Hausfrau Beatrix verkaufen 1478 ihren freieigenen Hof zu Grabmühl an das Kloster Windberg.
Wie sich aber herausstellt, hatten die Leiblfinger, Grabmühl dem Straubinger Bürger Hans Reuter gegen einen Schuldschein über 31 Pfd. Regensburger Pfennig als Pfand gesetzt. Das Kloster konnte 1480 mit dem Reuter eine Einigung erzielen.
1471 verkaufen Hartweig Leiblfinger zu Au und seine Hausfrau Beatrix ihr eigenes Gütl zu Rankam an Erhard Hartmann, Bürger zu Bogen. Von den selben Verkäufern geht 1472 deren eigener Hof zu Ränkam (Lkr.Cham) durch Kauf um 22 Pfund 2.Pf. an das Kloster Windberg über. Von den Eheleuten Wolfgang und Katharina Goppinger zu Deggendorf erwirbt schließlich das Klöster im Jahr 1530 das Gütl in Rankam.
In den Landtafeln wird Hofdorf als Hofmark im Besitz des Klosters Windberg bezeichnet.
(Aus Historischer Atlas Mitterfels 2002)
Kath. Kirche S. Edigna ist eine Nebenkirche von Hunderdorf. Schon im 16.Jahrhundert wird eine Kirche erwähnt. Die bestehende Anlage stammt von 1701. Zimmermann zufolge war die Kirche den 14 Nothelfern geweiht, 1807 Restauration
(Kunstdenkmäler, Bez.-Amt Bogen, 1929)
1665 hatte das Gotteshaus in Hofdorf St. Thomas zum Schutzpatron Heute ist es unter dem Schutz der hl. Edigna. Als Abt Bernhard von Kloster Windberg 1765 beachtliche Partikel des Schädels vom Abt des Klosters Fürstenfeld erhielt und nach Hofdorf brachte, wurde Edigna zur neuen Schutzpatronin. Sie war die Tochter König Heinrichs I. von Frankreich.
Hofdorf, ehemalige Hofmark
Nur zehn Minuten Fußweg von Hunderdorf entfernt, am rechten Ufer des Bogenbaches, liegt die Ortschaft Hofdorf. Bis zum Bau der Kreisstraße im Jahre 1954 lag der Ort abseits des lärmenden Verkehrs. Nun blüht die Ansiedlung auf und hat nach dem Bau der neuen Autobahn noch an Bedeutung gewonnen.
Dabei ist Hofdorf kein unbeschriebenes Blatt gewesen. In früheren Jahrhunderten war es ein Hofmark, die sich zu einem „Hofdorf“ entwickelte. Hofdorf gehörte nach Pater Fink zu den echten dorf-Orten. Seine Gründung geht auf die Zeit vor 900 zurück, denn zu Beginn des 10. Jahrhunderts war dieselbe abgeschlossen.
Namentlich bezeugt ist 1126 ein Adalbert de Hovedorf unter den Kämpfern. Zwischen 1148 und 1160 wird ein Gozpold de Hovedorf als Bruder von Albertus de Steinberg erwähnt. Demnach waren die Herren von Steinburg in Hofdorf beheimatet.Später gehörte die Hofmark Hofdorf den Rittern von Leiblfing, die es im 15. Jahrhundert dem Kloster Windberg schenkten.
Hofdorf war ehemals Wirtschaftshof der Grafen von Windberg und gehörte mit sechs anderen Hofmarken zum Kloster Windberg. Der Ort war geschlossenes Gebiet und reichte bis Stetten herauf.
Nach der Säkularisation und der Aufhebung des Klosters Windberg kam Hofdorf im Rahmen der neuen Landteilung 1808 und 1812 zur Gemeinde Hunderdorf.
Hunderdorf
Kath. Pfarrkirche St.Nikolaus bis 1935. 1245 überlässt Mathilde von Gmunden dem Kloster Windberg ein Gut in Hunderdorf. 1295 verleiht Bischof Heinrich II.von Regensburg demselben Kloster den großen Zehent von Hunderdorf. 1297 wiederholt Bischof Konrad diese Schenkung. 1438 sind ein Pfarrer und ein Hilfspriester in Hunderdorf. 1616 erhält Windberg die Pfarrei. Bei der bestehenden Kirche ist der Turm spätgotisch, mit Veränderungen von 1899. Das Chorjoch, die drei östlichen Langhausachsen und die Sakristei sind barock, von einem der Martrikel zufolge 1699 aufgeführten Neubau; der Chorschluss und der Westteil des Langhauses stammen aus den Jahren 1857-59. 1922 Restauration.
(Dies ist eine Beschreibung der alten Kirche, die 1935/36 abgebrochen wurde)
Bericht dazu in „Der Landkreis Straubing Bogen, 1984“
Hunderdorf. Erwähnt wird es erstmals im Jahre 1017 in einer Schenkungsurkunde des Friedrich von Winneberg (Windberg). Die Ministerialen der Grafen von Winneberg hatten in Hunderdorf ihren Sitz. Die Geschichte Hunderdorfs ist in den folgenden Jahrhunderten eng mit dem benachbarten Kloster Windberg verbunden das dort seit dem 13. Jahrhundert Grund- und Zehntbesitz hatte. Sollach, Gaishausen, Steinburg und Hunderdorf waren Dienstmannensitze der Herrn von Windberg.
Neben dem Kloster Windberg waren in der Gemeinde auch das Kloster Oberalteich sowie weltliche Grundherren begütert, vor allem die Herren der Hofmark Steinburg. Zu erwähnen ist insbesondere die Familie Schuss von Peilstein. In Steinburg befand sich im 19.Jahrhundert ein Patrimonialgericht.
Von 1359 stammte der erste nachweisbare Kirchenhau, um 1438 werden ein Pfarrer in Hunderdorf und ein Benefiziat in Steinburg genannt. Der Glockenturm in Hunderdorf ist aus dem 15. Jahrhundert.
Die wohl geschichtlich bekannteste Gestalt der Gemeinde war der sagenumwobene „Waldprophet“, der „Mühlhiasl“. Er hieß mit bürgerlichem Namen Matthias Lang und stammte aus der Mühle in Apoig am Bogenbach, wegen ihrer Zugehörigkeit auch Klostermale genannt. Er lebte von Mitte des 18. Jahrhunderts bis Anfang des 19. Jahrhunderts.
Das Wappen der Gemeinde beinhaltet den Windberger Windhund, den Pfeil der Herren von Steinburg sowie den Wellenbalken des Bogenbaches.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurden die ehemaligen Gemeinden Gaishausen und Steinburg nach Hunderdorf eingemeindet. Au vorm Wald war vor Jahrzehnten ebenfalls eine eigene Gemeinde.
Der Raum Hunderdorf hat sich seit dem letzten Kriege wirtschaftlich stark entwickelt. Anteil daran hat insbesondere die Firma Nolte, eine Möbelfabrik, die sich 1951 hier niedergelassen hat und rund 500 Mitarbeiter beschäftigt. Hunderdorf ist auch Sitz des Zweckverbandes zu Wasserversorgung der Bogenbachtalgruppe. Die Gemeinde ist Kleinzentrum.
(Aus „Der Landkreis Straubing-Bogen 1984)
Steinburg, ehemalige Hofmark
In einer Oberalteicher Traditionsnotiz, die um 1159 bis 1161 zu datieren ist, werden ‚Albertus de Steinberc eius Gozpoldus (de) Houedorf‘ als Zeugen genannt. Hier sei bereits darauf verwiesen, dass der ursprüngliche Name des Ministerialen- und späteren Hofmarksitzes Steinberg gelautet hat; erst im Laufe des 17.Jahrhunderts ist die Ortsbezeichnung Steinburg langsam üblich geworden. Mit dieser Stelle besitzen wir die erste Nennung von Steinburg als Ministerialensitz. Gozpoldus Bruder Albert benannte sich zunächst selbst nach Hofdorf; ‚Albertus de Hovedorf‘ (Mai 1147),’Adalbrecht Houidorf‘ (um 1150); deutlicher zeigen dies aber die Erwähnungen mit seinem Bruder Gozpold: ‚Adelpreht et frater suus de Houedorf‘ (1159/61), ‚Adelpreth et frater suus Gozpolt de Houedorf‘ (um 1160/62), ‚Adalbertus de Houedorf et frater eius suus Gozpold de Houedorf (um 1160/62), ‚Adalbertus de Houedorf et feiu Gozpoldus (Handlung um 1160), ‚Adelberti et Gozpoldi de Houedorf‘ (1158) ‚Albertus de Houedorf, Gozpold eius‘ (ca.1155-60), ‚Albertus et Gozpoldus fratres de Hofdorf‘.
Dann folgen die jüngeren Benennungen nach Steinburg: ‚Albertus de Stainperge et frater eius Gozpoldus‘ (um 1167/68), ‚Albertus de Steinperg Albertus de Steinperge, a domno Alberto de Steinperge‘ Schließlich tritt Albert von Steinberg noch zusammen mit seinem Sohn Heinricus in zwei Windberger Überlieferungen als Zeuge auf, so 1162 ‚Albertsus Staeinberg et filius eius Heinricus‘. Diese zahlreichen Quellenstellen führen in ihrem Gesamtzusammenhang ganz eindeutig zu der Schlussfolgerung, dass Steinberg um 1160 vom Ministerialensitz Hofdorf als neuer Dienstmannensitz errichtet worden sein muss.
Als wichtigster Inhaber auf diesem neuen Ministerialensitz ist in der Folgezeit ‚Berchtoldus de Stainberg‘ anzusehen, der für die Zeit um 1184-1188 überliefert wird, sicherlich ein Sohn des oft genannten Albert und damit Bruder des Heinrich, mit dem er auch um 1190 Zeugendienst leistet. Vor allem ist er aber dann in der Nähe der Grafen von Bogen anzutreffen, zu deren angesehenen Ministerialen zählt, wie sein Auftreten als Zeuge in verschiedenen Urkunden zeigt. Das Windberger Ankunftsbuch verzeichnet von ihm sogar die Schenkung eines Gutes in ‚Pomuzilried‘ (Böhmesried bei Viechtach). Das Saalbuch dieses Klosters von 1400 spricht sogar von Güterschenkungen nicht nur in Böhmesried, sondern auch in Baumgarten und Haberbühl (Gemeinde Kirchaitnach). Dieser Besitz wie auch die im Bereich Steinburg gelegenen Güter lassen auf eine starke Rodungsarbeit der Familie schließen.
Eine Urkunde des Stiftes Osterhofen von 1243 gibt gute Aufschlüsse über die Familie der Steinberger zu dieser Zeit. Sie wurde anlässlich der Beilegung eines Streites zwischen diesem Stift und den Ministerialen von Steinburg ausgefertigt, die dabei als ‚ministeriales dicti de Steinberckh, Albertum videlicet et Perchtoldum, Wernhardum et Chunradum et ipsorum Perchtoldum pie memorie‘ näher bezeichnet wird. Der hier genannte Albert ist übrigens schon als Zeuge in einer Urkunde des Grafen Albert IV. von Bogen 1234 festzustellen, wobei es natürlich offen bleiben muss, ob damals bereits der Vater Berthold nicht mehr am Leben war.
Am 16.März 1297 geben die Herzöge Otto und Stephan von Niederbayern dem Kloster von Windberg den Schiedsspruch in Streit ihres Ministerialen Steinberger mit dem Kloster wegen der Rossweide auf der Au bekannt, wodurch diesem durch seinen Verzicht ein Jahrtag zugesichert wird. Zu dieser Zeit und im beginnenden 14. Jahrhundert ist ‚Perchtold von Staiberch‘ in verschiedenen Funktionen überliefert. Sein Name findet sich auch mehrfach im Zusammenhang mit Besitz und Lehengütern im dritten Herzogsurbar mit Anhängen, also hauptsächlich im beginnenden 14.J ahrhundert; diese Güter liegen aber nicht nur im engen Bereich des Gerichtes Mitterfels, darüber hinaus sogar in Landau, Natternberg und Straubing.
Unter diesen Voraussetzungen darf es nicht verwundern, wenn Steinburg in der Landtafel von 1331 bereits als Landsassengut geführt wird. Für die große Machtentfaltung der Steinberger spricht weiterhin die Tatsache, dass in der Nähe der Stammburg die Edelsitze Au und Haggn sich im gewissen Sinne als Ableger entwickeln, die sich längere Zeit im Besitz der Steinberger halten.
An 6.Januar 1336 besiegelt Berthold der Steinberger von Steinberg eine Urkunde seines Vetters Heinrich Steinberger ‚in dem Haken‘. Noch im selben Jahr verkauft er an das Kloster Windberg einen Weinberg zu Zinzendorf. Nähere Aufschlüsse über die Familie zu dieser Zeit vermittelt die Schenkung eines Hörigen am 13. Dezember 1343 durch ‚Perchtold von Steinberch den Steinberger‘ und seinen Söhnen Ulrich, Berthold sowie Johann an das Kloster Windberg. Bereits 1339 sind Ulrich der Steinberger zu Steinberg als Schiedsmann und in derselben Urkunde Berthold als Siegler nachzuweisen, wobei sie als Vettern des Heinrich Steinberger ‚ab dem Haken‘ bezeichnet werden. Auf diesen Vater Berthold kann man nur den ‚herrn Perthold von Steinberg‘ beziehen, den am 19. November 1346 der Ritter Dietrich der Haibeck, Viztum in Straubing, als seinen Schwiegervater zu einem der Zeugen bei seiner Schenkung von Atzenzell an das Kloster Oberalteich für die Propstei Elisabethszell bestellt. Von den Söhnen scheint der wohl ältere Ulrich nicht sehr alt geworden zu sein; da er 1354 letztmals festzustellen ist. Die Stammburg Steinberg befindet sich anschließend in den Händen des Bruders Berthold, der seit 1366 meisterlich als Ritter . bezeichnet wird und in sehr vielen Urkunden bei verschiedenen Gelegenheiten hervortritt. Der jüngere Bruder Hans ist in etwas geringerem Umfang in den Urkunden überliefert, so mit seinem Bruder Berthold oder auch allein.
Von besonderem Interesse mag hauptsächlich die Urkunde vom 18. Februar 1375 sein, in der Hans der Steinberger zu Steinberg zusammen mit seiner Frau das Gut Breitenweinzier, das Wölfellehen genannt, an das Kloster Windberg verkauft. Von der folgenden Generation kennen wir nur Dietrich den Steinberger. Dieser verkauft am 18.März 1401 seine zwei Güter zu Absetz bei Degernbach an Seitz den Ramsperger zu Ramsperg um 20 Pfd. Regensburger Pfennig, wobei der Mitsiegler Heinrich der Ramsperger als Oheim des Steinbergers bezeichnet wird. Wegen dieser zwei Güter, die Seitz der Ramsperger als Seelgerät für den verstorbenen Ritter Hartprecht den Ramsperger an das Kloster Windberg gegeben hat, finden nochmals 1402 Urkundenausfertigungen statt, wobei sich wiederum Dietrich der Steinberger ausdrücklich nach Steinberg nennt, dabei als Vetter von Seitz und Heinrich Ramsperger bezeichnet. In einer Schuldauseinandersetzung von Herzog Johann einerseits und Wilhelm von Puchberg sowie dessen Sohn Wilhelm andererseits, erhält Dietrich der Steinberger 50 Pfd. Pf. Peter der Rainer von Rain wird aber als Oheim Dietrich Steinbergers bezeichnet, als dieser ihm 1399 seinen sechsten Teil von Rain versetzt, wobei schon Hund vermerkt, wie dieser Teil von Rain an die Steinberger gekommen sei. 1407 und 1409 nennt sich Dietrich der Steinberger sogar direkt nach Rain, während eine Nennung nach Steinberg überhaupt nicht mehr auftaucht. Mit seinem Tod an 24.Juni 1414 erlischt das Geschlecht der Steinberger; im Erbbegräbnis beim Kloster Oberalteich wird er beigesetzt, wo auch sein Grabstein noch erhalten ist.
Bereits 1406 und 1409, also noch zu Lebzeiten des Dietrich Steinbergers, nennt sich Konrad der Nussberger nach Steinberg, Dagegen übergeben am 26. Juni 1415 Wilhelm der Zenger zu Steinberg und sein Bruder Caspar dem Kloster Windberg den Hof zu Dießenbach, wie es ihr verstorbener Vetter Dietrich Steinberger angeordnet hat. 1417 erhält Wilhelm der Zenger zu Steinberg von St. Johann in Regensburg den Zehnt in Kreuzkirchen auf Leibrecht. Wiederum Wilhelm und Caspar die Zenger verkaufen am 5. Februar 1424 zwei Höfe und eine Sölde zu Sollach an Conrad den Pilreinsperger. Nach Hund verkaufen Kaspar und Achaz die Nussberger die Gwerschafft umb die Veste Steinberg‘ an Wilhelm und Caspar die Zenger zum Haggn. Bald darauf sei Steinberg vom Achaz dem Nussberger durch Kauf an Hans Poxauer von Marklkofen übergegangen. 1420 nennt sich sogar Korel Paulsdorfer als derzeit zu Steinberg. Achaz der Nussberger lässt sich freilich noch einige Jahre auf Steinberg nachweisen; 1430 reversiert er sich sogar gegenüber den Herzögen Ludwig VII. und Ludwig VIII., ihnen mit der Feste Steinberg sowie sechs Gewappneten und sechs Pferden, im Kriegsfall mit der doppelten Zahl zu dienen. In der Landtafel aus der Zeit um 1425 ist anfangs Achatz Nussberger als Inhaber von Steinberg eingetragen, später aber mit Hans Poxauer ergänzt.
In den Urkunden wird Hans Poxauer zu Steinberg erstmals 1436 genannt. 1439 verkauft ihm Wilhelm der Zenger zum Haggn unter anderem den Hof zu Obernebling und die Sölde zu Gaishausen als freies Eigen. Umgekehrt geht von ihm 1441 durch Verkauf und Tausch an das Kloster Windberg sein Hof zu Autsdorf (Gemeinde Neukirchen) gegen zwei Güter in Röhrnau und Edersberg sowie einem Aufgeld von 32 Pfd. Regensburger Pfennig über. Ein Generationswechsel in der Familie zeichnet sich ab, wenn in Urkunden der Jahre 1446 und 1447 von Hans Poxauer dem Älteren die Rede ist. Die Landtafeln von 1464 und 1470 nennen Hans Poxauer als Inhaber der Hofmark Steinburg. Erstere verzeichnet an entrichteter Steuer in Gold 25 fl. und an Münze 18 Pfd. 13 Pf., was auf eine stattliche Hofmarksgröße hinweist. Weiterhin heißt es, dieser Betrag habe der Pfleger des Hans Poxauer entrichtet. Pfleger haben also die Hofmark verwaltet, von denen sogar einige Namen bekannt sind, der Name Hans Poxauer taucht auch in der Folgezeit häufig in den Urkunden auf, zumeist als Siegler. Von etwas größerem Interesse sind zwei Urkunden. 1475 entscheidet Hans Poxauer als Schiedsmann die Streitigkeiten zwischen dem Kloster Windberg und dem Pfarrer von Hunderdorf wegen der Kirche zu Hofdorf. In der Streitsache zwischen diesem Kloster und Hans Poxauer wegen des. ‚Hoffpaw‘ bei der Burg Steinberg ergeht 1479 ein Entscheid.
1469 bringt Veit von Egloffstein einen Teil der Hofmark durch seine Heirat mit der Witwe des Christoph Auer von Brennberg, geborenen Margaretha von Poxau, an sich, den Rest kauft er vom Schwager. Sein Sohn Georg von Egloffstein ist in den Landtafeln von 1500, 1510 und 1542 als Inhaber gesichert. Da er unverheiratet war, vermacht er Steinberg an seine Vettern Georg und Hans von Murach, die in der Landtafel von 1549 erstmals eingetragen sind.1558 werden Georg von Murach und die Erben seines Vetters Hans von Murach als Hofmarksinhaber geführt. 1578 ist noch Georg von Murach als Hofmarksherr genannt, 1579 folgt aber bereits Hans Christoph Fux der Jüngere mit der näheren Bezeichnung zu ‚Steinberg und Prünstfehlburg‘, von dem der Besitz 1597 durch Kauf an Hieronymus von Seyboltsdorf übergeht. Wenn auch nähere Anhaltspunkte fehlen, so entsteht doch der Eindruck, als sei Prünstfehlburg durch den Fux als Zuwachs zu Steinberg gekommen. Hieronymus von Seyboltsdorf stirbt bereits 1599 kinderlos. Sein Grabstein ist in der Schlosskapelle Steinburg erhalten.
Seine Witwe Euphrosina, geborene Freiin von Thurn und „widriger Religion“, verkauft die Hofmark vor ihrem Ableben 1602 an Albrecht von Preysing zu Kronwinkl, dem 1606 Hans Arnold von Preysing folgt. 1637 wird berichtet, Eberhard Adolf Freiherr von Muggenthal habe die Hofmark nach Ableben seiner Schwiegermutter Concordia von Preysing von deren Verwandten übernommen. Concordia Freifrau von Preysing, geb. Freiin von Alten- und Neuen-Frauenhofen, ist 1630 im Alter von 62 Jahren verstorben, wie ihr Grabstein in der Schlosskapelle Steinburg zeigt. Eberhard Adolf von Muggenthal starb 1668 im Alter von 65 Jahren, seine Frau Margaretha, geb. von Preysing, starb 1664 im Alter von 55 Jahren.
Die Besitznachfolge treten die Freiherren von Lerchenfeld an, 1671 Carl Franz Benno und 1701 dessen Erben, schließlich 1710 Joseph Oswald Freiherr von Schuss. Franz Benno Freiherr von Lerchenfeld war übrigens mit Maria Elisabeth, Tochter des Eberhard Adolf Freiherrn von Muggenthal verheiratet. Am 4. Februar 1726 schließt Joseph Oswald Freiherr von Schuss mit dem Kloster Oberalteich wegen des väterlichen und mütterlichen Erbes seines Sohnes erster Ehe, P. Maximilian von Oberalteich, einen Vergleich, in dem er sich zur Zahlung von 10.000 fl. in bestimmten Raten verpflichtet.
Nach dem Ableben von Josef Oswald Schuss 1729 führt seine zweite Frau Maximiliana Charlotte, geborene Gräfin Nothaft, zunächst die Gesamtgeschäfte für den noch unmündigen Sohn Franz Joseph (1721-1786). Dessen Sohn Joseph wiederum, der in der Beschreibung des Rentamtes Straubing von 1795 unter dem Landgericht Mitterfels als Inhaber der Hofmark Steinburg eingetragen ist, vermacht diese durch Testament im Jahre 1805 an seinen Vetter Johann Nepomuk Wenzeslaus Freiherrn von Schönbrunn beziehungsweise dessen jüngeren Sohn, Maximilian Freiherrn von Schönbrunn, genannt Schuss. Diese Erbschaft tritt Maximilian 1807 an.
Von den Schönbrunn geht der Besitz 1816 an den damaligen General Wilhelm Freiherrn von Berchem auf Niedertraubling über. Der bekannte bayerische Diplomat und Minister, Otto Graf von Bray, erwirbt das Schlossgut durch Kauf im Jahre 1845. Seitdem verbleibt Steinburg Eigentum der Familie Grafen Bray, die seit dem Jahre 1848 den Namen Grafen von Bray-Steinburg führen. Heute gehört Steinburg durch Heirat zu den Freiherren von Poschinger-Bray in Irlbach.
Nach der Hofmarkbeschreibung von 1606 besitzt Steinburg ‚ein schen erpaut Schloß‘, gilt als beschlossene Hofmark, die mit keinen langerichtischen Gütern vermischt ist. Sie grenzt an die Hofmarken Au und Haggn. Der Hofmarksinhaber besitzt außerdem die Jurisdiktion über die einschichtigen Güter. In der Landtafel von 1737 hat Steinburg die folgende Beschreibung: Gemauertes Schloß oder Edelmannssitz auf einem Berg, mit einem trockenen Graben um un um, beschlossene Hofmark‘. Die Ritterschaftssteuer ist mit 23 f1. 20. Kr. festgelegt. Einen guten Aufschluss über die Schlossgebäude gibt die Beschreibung bei Wening von 1726.
Bei Prünstfehlburg spricht die Hofmarksbeschreibung 1606 von einem Ort mit eingefallenen Sitz oder Schloss, zur Zeit nicht bewohnbar; diese beschlossene Hofmark, die Arnold von Preysing gehöre, liegt im Landgericht, stoße an die Hofmarkgründe von Irschenbach und Haibach und sei mit landgerichtischen oder anderen Gütern nicht vermengt. Die Landtafel aus derselben Zeit verzeichnet nur die Jahre 1579 mit Hans Christoph Fux dem Jüngeren, 1597 mit dem Kauf durch Hieronymus von Seyboltsdorf und 1604 mit Hans Arnold von Preysing. Wenn weiter keine Einträge mehr vorhanden sind und in der Landtafel 1737 sich nur der Vermerk ‚kommt mit keiner Rittersteuer ein‘ findet, kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, dass seit dem beginnenden 17. Jahrhundert Prünstfehlburg nicht mehr als selbständige Hofmark, vielmehr als intergrierter Ort in der Hofmark Steinburg zu betrachten ist.
Wilhelm Freiherr von Berchem erhält 1820 die Genehmigung zur Bildung eines Patrimonialgerichtes II. Klasse. Dieses umfasst 104 Hintersassen mit dem Sitz Steinburg.
Steinburg (D. Gde.17Anw.) 1760
Hofmarksherrschaft 1/2 (Buchner), 12 je 1/4 (Wirt mit Zubaugut, Bäcker mit Zubaugut, Mühle, Warter, Schmiede, Wals, Pellkofer, Weinzierl, Hafner, Dietl), 1/8 (Schröll), 3 1/16 Hüthaus.
Hofmarksschloss mit Kapelle St. Johannes Bapt., Wirtschaftsgebäude, Amtshäusl. Pf. Hunderdorf
(Aus dem Hist. Atlas von Bayern, Mitterfels, von. Max Piendl, Ludwig Holzfurtner)
Besitzer des Schlosses Steinburg
nach den Steinbergern
Michael Wening hat um 1700 herum einen Bericht über Steinburg geschrieben und über das Schloss einen Kupferstich angefertigt
Steinburg
Hinsichtlich der häufig genannten, schon zur Zeit der Bogener Grafen sehr angesehenen Ritter von Steinburg (alt Steinberg geschrieben) müssen wir uns mit der Darbietung der wichtigeren Nachrichten begnügen. Die Familie saß zunächst in Hofdorf bei Hunderdorf. Der BruderGozpolds von Hofdorf nennt sich um die Mitte des 12. Jahrhunderts bereits Albert von Steinberg. Er tritt auch mit einem Sohn Heinrich auf. Ein Berthold von Steinberg beteiligte sich ebenso wie andere Bogener Ministerialen an der Ausstattung des Klosters Windberg; indem er einen Hof in Böhmersried bei Viechtach schenkte. Gegen Mitte des 13. Jahrhunderts erscheinen Berthold, Wernhard, Albrecht und Konrad von Steinberg. Um 1300 ist ein jüngerer Berthold im Besitz herzoglicher Pfandschaften, ebenso ein Heinrich Steinberger, der 1336 an das Kloster Windberg einen Weingarten zu Zinzendorf verkaufte. Als Söhne des genannten Berthold werden die 1343 auftretenden Ulrich, Berthold und Johann zu betrachten sein.
1325 hatte ein Berthold Steinberger von Au im Einverständnis mit seinen Schwiegersöhnen Konrad von Preysing und Ulrich von Leubelfing dem Kloster Oberaltaich 50 Pfd. Pfg. zu einem Licht in die von ihm, seinem Vetter Berthold und seinem Bruder Heinrich gestiftete Kapelle und zu einem Jahrtag gegeben. 1376 verkauften Heinrich, der alte Steinberger im Haken (Haggen) und seine Söhne Heinrich, Konrad, Friedrich und Johann ihren größeren Hof in Straßkirchen an das Kloster Oberaltaich, wobei Berthold von Steinberg als Vetter und Ulrich der Leubelfinger von Au als Schwager siegelten. Hier drängt sich der Gedanke auf, daß die beiden neuen Adelssitze Haggen und Au wohl von Steinburg aus gegründet wurden. 1330 entsagten Heinrich der Steinberger von Haggen und seine Söhne Friedrich, Konrad und Johann gegenüber dem Kloster Windberg allen Ansprüchen auf den Hof in der Bogen. Der damals als Vetter mitsiegelnde Ulrich Steinberger zu Steinburg ist im Gedenkbuch von Windberg mit dem Todesjahr 1363 verzeichnet. Hanns der Steinberger zu Steinburg verkaufte. 1375 ein Gut zu Breitenweinzier an das Kloster Windberg unter Mitsieglung seines Bruders Berthold, der 1376 Richter zu Hengersberg war und 1380 starb.
1377 starb ein Michael Steinberger als Mönch von St. Emmeram in Regensburg. Hanns Steinberger verkaufte 1385 ein Gut zu Hinterholzen. Sein Vetter Haimeran siegelte 1394. Ein Jörg Steinberger tritt 1402 als Bürge für Peter den Chamerauer auf. Der letzte bekannte Ritter von Steinburg ist der seit 1395 genannte Dietrich, der 1408 bis 1412 in Rain bei Straubing saß und 1414 starb. Sein figürlicher Grabstein ist an der Friedhofmauer von Oberaltaich erhalten. •
Frauennamen, die wir bei den Steinbergern feststellen konnten, sind Adelgund, Alhaid, Anna, Cäcilia, Clara, Elisabeth, Katharina, Matzga, Offnei, Osanna, Otilia, Petrissa. Eine Elisabeth war Klosterfrau in Windberg.
Schon 1406 trifft Konrad der Nußberger als derzeit zu Steinburg gesessen auf. Ebenso erscheint Karl der Paulsdorfer. 1420. Dann schrieb sich Achatz Nußberger zu Steinburg, der 1430 dem älteren und dem jüngeren Herzog Ludwig den Dienst mit seiner Veste Steinberg, sowie mit 6 Gewappneten und 6 reisigen Pferden um jährlich 90 Gulden versprach. 1435 verkaufte er Steinburg an Hanns von Poxau, der sich auch 1445 mit seinem gleichnamigen Sohn zu Steinburg schrieb. 1476 nannte sich Peter von Rain zu Steinburg. Dann brachte die Witwe Margeretha von Poxau 1490 Steinburg dem nun zum Mann genommenen Veit von Eglofstein zu. In der bayerischen Landtafel um 1525 ist Gregor von Eglofstein als Herr von Schloß und Hofmark Steinburg angegeben. Der Grabstein dieses 1545 verstorbenen Ritters befindet sich in der Straubinger Jakobskirche neben dem Sakristeieingang an der Wand. 1549 erscheinen Georg und Hanns von Murach im Besitz von Steinburg, denen 1579 Hanns Christoph von Fux folgte, dann Hieronymus von Seyboltsdorf, der 1599 starb. 1664 kam Steinburg an Johann Albrecht von Preysing, weiter an Hanns Arnold von Preysing, der 1620 starb. Seine Witwe Concordia führte einen Neubau des Schlosses auf und starb 1630. Durch Heirat der Maria Margaretha von Preysing kam Steinburg an Eberhard Adolf von Muggenthal, gest. 1665.
1668 tritt Freiherr Franz Benno von Lerchenfeld als Herr von Steinburg auf, der 1681 die Rittersteuer für diesen Besitz erlegte. Über eine Gräfin von Salis, von der wir sonst nichts wissen, kam Steinburg durch Kauf 1710 an den Freiherrn Joseph Oswald von Schuß, der Regierungsrat in Straubing war und 1726 in Oberaltaich einen Jahrtag stiftete. Er schrieb sich von Peilnstein und Tragenschand, Herr zu Perg, Steinburg, Irschenbach, Roßhaupten und Konzell. Gestorben ist er 1729. Franz Joseph Heinrich Oswald von Schuß starb 1786. Der letzte Besitzer aus dieser Familie, Regierungsrat zu Straubing, schrieb sich Joseph Oswald von Schuß, Freiherr von Sattelpeilstein und Herr auf Steinburg.
Dieser übergab 1809 Steinburg an die Freiherrn von Schönbrunn zu Miltach; die es aber bereits 1816 an den Freiherrn Wilhelm von Berchem zu Niedertraubling verkauften. Nachdem die alte Schloßkapelle eingestürzt war, ließ Baron Berchem einen größeren noch vorhandenen gewölbten Raum (ehem. Pferdestall?) als Kapelle ein richten. 1845 wurde Steinburg von Graf Otto von Bray in Irlbach gekauft, der 1848 den Titel Graf von Bray-Steinburg annahm.
Der frühere Hauptbau des Schlosses Steinburg steht nicht mehr. Auf einem Gemälde aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts ist dieser Teil bereits als Ruine zu sehen. Aber in Wennings Topographie von 1726 erscheint die umfangreiche Anlage noch in vollen Würden, ebenso auf einem Gemälde aus ungefähr derselben Zeit. Das heutige Wohnhaus wurde um 1825 an Stelle eines ehemaligen Nebengebäudes errichtet und später besser ausgestattet.
Dr. Keim
Steinburg und seine Geschichte.
(Aus Kunstdenkmälern, B.A. Bogen 1929)
Die ältesten Besitzer von Steinburg waren die Steinberger. 1221 wird ein „Perchtoldus de Stainberck“. genannt, 1357 Friedrich Stainberger. Ein Siegel eines jüngeren Berchtold Steinberger, von 1361 ist sogar abgebildet. Dietrich Steinberger von Steinburg, der auch von Hund erwähnt wird und am 24.Juni 1414 starb, wurde in Oberalteich, dem Erbbegräbnis der Steinberger, beigesetzt. Sein Grabstein blieb erhalten. Schon zu Lebzeiten dieses Steinbergers muss die Burg an die Nussberger gekommen sein. Denn bereits 1406 wird Konrad Nussberger zu Kalmberg, „der sei gesessen zu Stainperg“, erwähnt. 1425 verkauften Kaspar und Achaz die Nussberger „die Gwerschaft umb die Veste Steinberg“ an Wilhelm und Kaspar die Zenger zum Haggn. Bald darauf verkaufte Achaz von Nussberg die Burg an Hans Poxauer von Marklkofen. 1490 erkaufte der zweite Gemahl der Margareta Poxauer, Veit von Egloffstein, die Steinburg. Im Jahre 1500 wird Gregor Egloffsteiner als Besitzer genannt. Dieser vererbte 1549 die Hofmark an Georg und Hans von Murach, aus deren Händen sie 1579 an Hans Christoph Fux den Jüngeren kam. Weitere Besitzer waren Hieronymus von Seyboldstorff (+1599); sein Grabstein ist in der Schlosskapelle, seit 1604 Albrecht Freiherr von Preysing zu Kronwinkl, seit 1606 Hans Arnold von Preysing, seit 1637 Eberhard Adolf Freiherr von Muggenthal. Es folgen die Freiherren von Lerchenfeld zu Ahamb, die verwitwete Gräfin von Salis, 1710 Joseph Oswald Freiherr von Schuss und Peilnstein. Bei dieser Familie verblieb Steinburg fast hundert Jahre. 1809 übergab der Letzte des Geschlechts, Joseph von Schuss, an die Freiherren von Schönbrunn. Diese verkauften den Besitz 1816 an den nachmaligen General Wilhelm Freiherrn von Berchem auf Niedertraubling, von dem der bekannte Diplomat am russischen Hofe, Otto Graf von Bray, das Schloss 1845 käuflich erwarb (samt dem Gute Windberg für 150 000 fl.). Seitdem verblieb es Eigentum der Grafen von Bray, die mit königlicher Genehmigung seit 1848 den Namen Bray-Steinburg führen.
Das Schloss liegt sehr hübsch auf einer Anhöhe über der Ortschaft. Vom östlich ansteigenden Hange war es durch einen breiten und tiefen, teilweise erhaltenen Halsgraben abgetrennt. Auch vor der Südfront lag ein Graben. Der Bering ist ungefähr rechteckig. Der Zugang erfolgt an der Südwestecke. Die hier und an der Nordwestecke teilweise erhaltene Ringmauer ist im 19 Jahrhundert verändert worden (durch Zinnenaufbau usw), ebenso das Tor, zu dem man früher über die Zugbrücke gelangte. Nördlich vom Tor befindet sich ein kleiner Raum, der für die Verbüssung der vom einstigen Patrimonialgericht (bis 1848) verhängten Haftstrafen bestimmt war. Die ehemalige innere Burg lag an der Südostecke, durch Futtermauern erhöht. Diese Futtermauer ist ca. 1 m stark; Füllmauerwerk zwischen Granitbruchsteinschichten (Mitteilung des Grafen von Bray-Steinburg). An der Südostseite der Stützpfeiler von 1926. An der Südseite des Burgplatzes sind Teile der Zwingermauer erhalten. An der Südostecke steht die jetzige Schlosskapelle, die eine Nebenkirche von Hunderdorf ist und den St. Johannes den Täufer als Heiligen hat.
Aus der Pferdestallung 1821 adaptiert und am 21.Oktober des gleichen Jahres geweiht; 1928 Restauration. Der Grundriss der nach Süden gerichteten Kapelle hat die Form eines Rhomboids. Durch sechs Binnensäulen ist der Raum in drei Schiffe von je vier Jochen geteilt. Kreuzgewölbe mit geschärften Graten. An den Wänden ruhen Gewölbe mittels profilierter Gesimsstücke auf.
Das Äußere ist ungegliedert. Putzbau. Dachreitertürmchen über der Eingangstür. Der Altar hat einen einfachen Tabernakelaufbau des frühen Rokoko mit Volutenpilastern (Seit Jahren ist die Kapelle nicht betretbar).
Grabsteine in der Schlosskapelle:
Früher im Pflaster, seit 1928 an den Wänden.
1. An der Nordwand, östlich vom Portal. Hieronymus von Seyboltsdorf zu Schenkenau und Steinburg (+1599) und seine Frau Euphrosina, geb. Freiin zum Thurn. In der Mitte die Reliefwappen der Verstorbenen nebeneinander.
2. An der Ostwand. Ferdinand Ignatius Freiherr von Muggenthal auf Pondorf, Breitenhill und Steinburg, Herr zu Haimburg, Aiterbach, Ampertshausen usw., kurfürstl. bayer. und hochstiftlich-salzburgischer Kämmerer, + 8.Dez. 1665, 31 Jahre alt. Unten das Reliefwappen des Verstorbenen.
3. An der Südwand. Fräulein Maria Anna Maximiliana Reichsfreiin von Schuß aus Sattelpeilstein und Steinburg, + 7. Heumonats 1771 im 20.Lebensjahr. Unten Totenkopfrelief.
4. Ebenda. Fräulein Maria Katharina Anna Josepha Kotlinskin, Freiin von der Jeltsch, + 16. Sept. 1700, 16 Wochen alt. Unten Totenkopf.
5. Ebenda. Fräulein Maria Johanna Freiin von Muggenthal auf Steinburg, + 1647, 1/2 Jahr alt. Unten Totenkopf.
6. An der Westwand. Johann Albrecht von Preysing, Freiherr zu Altenpreysing auf Steinburg, + 28. Oktober 1620 in der Hauptstadt Linz. Unten reliefierte Preysingwappen.
7. Ebenda. Maria Margareta Freifrau von Muggenthal auf Steinburg, geb. von Preysing zu Altenpreysing, + 12. Februar 1664, 55 Jahre alt (Gemahlin des Eberhard Adolf von Muggenthal). Unten Ehewappen.
8. Ebenda. Concordia Freifrau von Preysing zu Altenpreysing, geb. Freiin von Alten- und Neuen-Frauenhofen, + 17. Dezember 1630, 62 Jahre alt. Unten Ehewappen.
9. Ebenda. Franz Borgias Joseph Heinrich Oswald Maximilian Dionysius Reichsfreiherr von Schuß und Sattelpeilstein und Steinburg, kurfürstl. Bayer. und kölnischer Kämmerer, + 5. Hornung 1786 im 64.Lebensjahr. Oben das Reliefwappen des Verstorbenen.
10. An der Nordwand, westlich vom Portal. Eberhard Adolph Freiherr von Muggenthal auf Pondorf und Breitenhill, Herr zu Steinburg, bayer. und kölnischer Kämmerer, Hauptpfleger zu Kirchberg, + 6. April 1668, 65 Jahre alt. Unten Reliefwappen.
Das jetzige (1929) Herrenhaus steht an der Westseite des Beringes. Es wurde 1824 durch den Bogener Maurermeister Franz Mayr erbaut. Im Erdgeschoss nahm in der nördlichen Hälfte ein Rindviehstall ein, in der südl. Hälfte waren Kanzlei und Schreibzimmer untergebracht. Das Obergeschoss enthielt Wohn- und Schlafräume. 1857 erhielt das Herrenhaus die heute bestehende Inneneinteilung. Die Wirtschaftsgebäude an der Nordwestseite des Beringes wurden 1855-56 nach Entfernung des Ruinenschuttes errichtet.
Das einfach Försterhaus westlich der Schlosskapelle wurde um 1825 erbaut. Es erhebt sich über dem Keller des ehemaligen Schlosses.
Standbild St. Johannes. Nepomuk. An der Perlbachbrücke auf geschweiftem Postament mit dem Wappen der Freiherren von Schuß von Sattelpeilstein.
Schloss Steinburg, ein alter Herrensitz
Notizen aus den Akten der Pfarrei Hunderdorf (Pfarrer Theodor Lehr, 1830), mitgeteilt von Graf Otto von Bray-Steinburg.
Geschichtliches. Die Herren der Hofmark Steinburg vor dem Jahre 1432 wurden die Steinberger und Zenger. Im Jahre 1432 war Achatz, genannt der Nußberger, im Besitze .der Hofmark und des Schlosses Steinburg (Scamberch auch die Feste Stainburg genannt), er verkaufte sie aber im gleichen Jahre an Hans Poxauer von Marklkofen. Wie lange Hans Poxauer die Hofmark besessen und wer unmittelbar nach ihm in deren Besitz gekommen ist, kann nicht angegeben werden. Im Jahre 1500 saß Herr Gregori Eglofstainer auf Schloss Steinburg, von diesem erbten 1549 das Schloss und die Hofmark Georg und Hans von Murach. Rasch wechselten nun die Besitzer. So war 1579 ein Hanns Christoph Fuchs der Jüngere Herr des Schlosses und der Hofmark. 1599 starb dort als Besitzer Hieronymus von Seyboltsdorff. Von 1604 ab folgten die Freiherren von Preysing zu Kronwinkl (bis 1637), dann die Freiherren von Lerchenfeld zu Ahamb und schließlich die Gräfin von Salis, die 1710 Steinburg an Joseph Oswald Freiherrn von Schuß und Peilnstein verkaufte. Der Letzte der Freiherren von Schuß, Joseph, übergab 1809 durch donationem inter vivos Steinburg an die Freiherrlich von Schönbrunnische Familie (von Miltach), die das Schloß 1816 an den Freiherrn Wilhelm von Berchem auf Niedertraubling verkaufte. Von diesem kaufte im Jahre 1845 Schloß Steinburg Graf Otto von Bray auf Irlbach, Königlich bayerischer Kämmerer und Gesandter am kaiserlich russischen Hofe. – Am 27.Juni 1848 wurde durch König Maximilian II. dem Grafen Otto von Bray die Genehmigung erteilt für sich und seine Nachkommen den Namen Bray-Steinburg zu führen. – In Steinburg befand sich bis zum Jahre 1848 ein Patrimonial-Gericht 2. Klasse, zu dessen Gerichtsbarkeit außer Steinburg auch die Distrikte Hunderdorf und Geishausen gehörten.
Das alte Schloß. Schloß Steinburg muss nach der massiven Struktur, dem tiefen Graben, die es einst umgab, und den Zugbrücken, die es hatte, zu urteilen, eine sehr feste Ritterburg gewesen sein. Im Laufe der Jahrhunderte verfiel es immer mehr und nachdem es durch eine Feuersbrunst stark beschädigt worden war, wurde es schließlich zur Ruine und abgerissen (zwischen 1809-1820). Über dem Keller des einstigen Schlosses steht heute ein kleines Haus, das sogenannte Försterhaus. Das gegenwärtige Schloß mit den überaus dicken Mauern im Erdgeschoß war ursprünglich ein Ökonomiegebäude des nun verschwundenen alten Schlosses. Graf Otto von Bray ließ, um 1860 das Innere zu in Sommersitz ausbauen und einrichten.
Die Schloßkapelle. Das alte Schloß besaß einst eine herrliche Kapelle. Allein als durch Donation des Freiherrn von Schuß das Gut an die Freiherren von Schönbrunn überging, wurde diese Kapelle vernachlässigt, nicht mehr in baulichen Würden gehalten und so stürzte sie schließlich in sich zusammen. Im Jahre 1821 ließ der damalige Besitzer Freiherr von Berchem auf Ansuchen der Dorfgemeinde Steinburg in einem Raume im letzten noch erhalten gebliebenen Teile des alten Schlosses (früherer Pferdestall?) eine Kapelle einrichten. Die Einweihung dieser geschah durch den Herrn Pfarrer Theodor Lehr von Hunderdorf am 21. Oktober 1821 – Nach einer alten Sage soll in Steinburg ein Benefizium bestanden haben. 1433 soll in Steinburg ein Kaplan gewesen sein. Es findet sich nichts in den Pfarrbüchern von Hunderdorf, dass je ein Benefiziat von Steinburg eine pfarrliche Verrichtung gemacht hätte oder dort gestorben wäre.
Steinburg, Gemeinde Hunderdorf, Kr. Straubing Bogen
(Aus Georg Dehio, Handbuch der DEUTSCHEN KUNSTDENKMÄLER, Niederbayern; 1988)
Ehem. Schloss. Seit dem 13.Jh. im Besitz des alteingesessenen Geschlechts der Steinberger bis kurz vor deren Aussterben 1414. Dann vielfach wechselnde Eigentümer; seit 1845 Otto Graf von Bray.- Von der mittelalterlichen Burganlage mit rechteckiger Ringmauer wenig erhalten. Reste des Berings, im 19. Jh. mit Zinnen versehen, beiderseits des Herrenhauses, das 1824 an der Westseite als schlichter Walmdachbau errichtet wurde. Auf der mit Futtermauern befestigten Erhöhung in der Südostecke des Berings befand sich die innere Burg. Heute steht hier nur noch die Schlosskapelle.
Schlosskapelle St. Johannes der Täufer. 1821 als einer Pferdestallung adaptiert, die um 1700 entstanden sein dürfte. Einfacher Putzbau über schiefwinklig vierseitigem Grundriss, südlich gerichtet. Über der Eingangsseite Glockenreiter in Form einer sechsseitigen Laterne mit doppelter Haube. Südseite des Daches abgewalmt. – Dreischiffiger Hallenraum, zweimal drei Säulen mit Wulstring und Plinthe tragen die scharfgratigen Kreuzgewölbe, Fenster geschweift konturiert. – Einfacher Altar mit Tabernakel, frühes Rokoko. An der Südwand Tonfigur: stehende Muttergottes um 1460.
Steinburg (Gemeinde Hunderdorf)
(Aus „Der Landkreis Straubing-Bogen, 1984)
Schloß. Auf einer Anhöhe über der Ortschaft. Offene Vierflügelanlage. Die teilweise erhaltene Ringmauer im 19.Jahrhundert verändert, ebenso das Tor. Von der ehemaligen Burg an der Südostecke Reste der Futtermauer. Jetziges Herrenhaus an der Südwestseite zweigeschossiger Walmdachbau von 1825. Die Schloßkapelle 1821 in ehemaliger barocker Stallung eingerichtet.
Übersicht über die Besitzer der Hofmark Steinburg
A. Nach Dr. Keim
Albert von Steinberg 12. Jh.
Heinrich von Steinburg
Berthold von Steinburg
Berthold, Wernhard, Albrecht, Konrad der Steinburger, 13. Jh.
Berthold d er Jüngere 1300
Heinrich der Steinburger
Ulrich, Berchthold, Johann der Steinburger
Dietrich der Steinburger
Konrad Nussberger 1405
Karl der Paulsdorfer 1420
Achatz Nussberger
Hans von Poxau der Ältere 1435
Hans von Poxau der Jüngere
Peter von Rain 1457
Veit von Egloffstein 1490
Gregor von Egloffstein 1525
Georg und Hans von Murach 1549
Hans Christoph Fux 1579
Hieronymus von Seiboltsdorf +1599
Johann Albrecht von Preysing 1604
Hanns Arnold von Preysing +1620
Concordia von Preysing +1630
Eberhard Adolf von Muggenthal
Frh. Franz Benno von Lerchenfeld 1668
Gräfin von Salis 1710
Frh. Josef Oswald von Schuss 1710/+1729
Frh. Josef Heinrich Oswald von Schuss +1786
Josef Oswald von Schuss
Frh. von Schönbrunn 1809
Frh. Wilhelm von Berchem
Graf Otto von Bray 1845
Graf Bray-Poschinger
1848 Auflösung der Hofmarken
B. Nach dem Historischem Atlas Mitterfels
Albert von Steinberg 1159
Gozpold von Steinberg
Heinrich von Steinberg 1162
Berthold der Ältere von Steinberg 1184
Albert, Perchtold, Wernhard, Konrad der Steinberger 1243
Perchthold der Steinberger 1300
Ulrich, Berthold, Johann 1343
Dietrich der Steinberger, +1414
Konrad der Nussberger 1406
Karl Paulsdorfer 1420
Kaspar und Achaz die Nussberger
Wilhem und Kaspar der Zenger
Hans Poxauer der Ältere 1436
Hans Poxauer der Jüngere
Veith von Egloffstein 1496
Gregor von Egloffstein 1500
Georg und Hans von Murach 1549
Hans Christoph Fux der Jüngere 1579
Hieronymus von Seiboltsdorf 1597
Albrecht von Preysing 1602
Hans Arnold von Preysing 1606
Eberhard Adolf Frh.von Muggenthal 1637
Carl Franz von Lerchenfeld 1671
Franz Benno von Lerchenfeld 1675
Josef Oswald Frh. Von Schuss 1710
Franz Josef Frh. Von Schuss
Josef von Schuss
Johann Nepomuk Wenzel Frh. Von Schönbrunn 1805
Maximilian Frh. von Schönbrunn
Wilhelm Frh. von Berchem 1816
Otto Graf von Bray 1845
1848 Auflösung der Hofmarken
Steinburg
(aus „Bayerischer Wald“ von August Sieghardt, 1962)
In Mitterfels wendet sich die Bahn ostwärts nach der Station Steinburg, von ihr hat man eine kleine halbe Stunde nach dem am Perlbach gelegenen Kirchdorf Steinburg, einem Ort mit reicher geschichtlicher Vergangenheit. Auf einer Anhöhe liegen die Baulichkeiten des im 12. oder 13. Jahrhundert von den Steinbergern ursprünglich erbauten Schlosses Steinburg, das man früher über einer Zugbrücke betrat. Neben dem einfachen Wohnhaus sind auch Reste der Ringmauer und ein Tor erhalten, im Obergeschoß der ehemaligen Stallgebäude befindet sich die 1821 aus einem Roßstall hervorgegangene Schloßkapelle mit einem von Joseph Freiherrn von Schuß (gestorben 1729) gestifteten Rokokoaltar, einer 500 Jahre alten Marienfigur aus Ton, 14 Kreuzwegbildern in Hinterglasmalerei und zahlreichen wappenverzierten Grabsteinen adeliger Schloßherren auf Steinburg. Das schöne Gewölbe der Schloßkapelle wird von starken Säulen getragen.
Das jetzige zweigeschossige Herrenhau (Schloß) stammt aus dem Jahre 1824, die Wohnräume sind mit schönen Biedermeier- und Bauernmöbeln ausgestattet. Unter den Besitznachfolgern der Steinberger (1221 Perchtoldus de Stainberk) waren die Nußberger, – die Egloffsteiner, die Seyboldstorff, die Preysing, die Lerchenfeld, die Muggenthal und die Freiherrn von Schuß und Peilnstein. 1816 wurde General Wilhelm Freiherr v. Berchem auf Niedertraubling Gutsherr auf Steinburg, von diesem erwarb das Gut 1845 samt dem Gut Windberg der bayerische Diplomat Otto Graf von Bray, dem drei Jahre später für sich und seine Nachkommen der Name „Graf von Bray-Steinburg“ verliehen wurde. Das Schloßgut Steinburg mit Schloßbrauerei ist noch heute im Besitz dieser Familie. Die Grafen von Bray entstammen dem französischen Uradel und sind seit 1210 beurkundet, ihr Hauptsitz ist das Schlag Irlbach bei Straßkirchen, sie sind u. a. verwandt mit der freiherrl. Familie von Poschinger in Frauenau und mit der gräflichen Familie von Preysing auf Schloß Kronwinkl.
Hofmark Haggn
(aus Historischen Atlas von Bayern, Mitterfels)
Bereits 1331 ist Haggn Landsassengut eines Landstandes überliefert, was zugleich der ersten Nennung dieses Ortes entspricht. Als Inhaber wird in einer Urkunde vom 6. Januar 1336 Heinrich der Steinberger ‚in dem Hokken‘ genannt, als dieser nämlich mit Zustimmung seiner Frau Ofney, seinen vier Söhnen Heinrich, Konrad, Friedrich und Johann sowie den drei Töchtern Klara, Margaret und Mürzz seinen größeren Hof zu Straßkirchen an das Kloster Oberalteich verkauft. Diese Urkunde siegeln sein Vetter, Berthold der Steinberger von Steinberg, sowie sein Schwager, Ulrich der Leiblfinger von Au. Zu diesem Verkauf hatte Herzog Heinrich XIV. von Niederbayern vier Tage vorher seine lehensherrliche Genehmigung erteilt, wobei von Heinrich dem „alten“ Steinberger gesprochen wird. Ein paar Tage später beurkundet Heinrich der Steinberger ‚ab dem Haken‘ eine Seelgerätstiftung seines verstorbenen Bruders Berthold des Steinbergers von Au an das Kloster Windberg. Nähere Hinweise gibt auch eine Urkunde vom Jahre 1339, in der Heinrich der Steinberger ‚ab dem Haken‘, seine Frau Ofney sowie die Söhne Friedrich, Konrad und Johann dem Kloster Windberg gegenüber auf alle Ansprüche an dem Hof ‚in der Pogen‘ verzichten, nachdem sie Rechte ihres ’syetz ze dem Haken‘ auf diesen Hof geltend gemacht haben. Noch in. der Verkaufsurkunde von 1336 ist als ältester Sohn Heinrich genannt, von dem hier nicht mehr gesprochen wird. Heinrich der Steinberger ‚auf dem Haken‘- wohl von der älteren Generation- tritt 1343 als Zeuge auf.
Unter den Schiedsleuten wird sein Vetter Ulrich der Steinberger von Steinberg genannt; als Mitsiegler tritt der weitere Vetter Berthold von Steinburg auf. – Nun könnte der Eindruck entstehen, als sei Haggn ähnlich wie Au vorm Wald als eine Gründung der Steinberger vom nahe gelegenen Steinburg zu Beginn des 14. Jahrhunderts anzusehen. Dies dürfte nicht in vollem Umfang zutreffen. Man muß bedenken, daß Haggn eigentlich als ein Ortsteil von Neukirchen zu betrachten ist.
Nach Neukirchen benennen sich aber seit dem 12.Jahrhundert Ministerialen, die ohne Zweifel dem Gefolge der Grafen von Bogen zuzurechnen sind. So verkauft ‚Marquardus de Nivenchirchen‘ an das Kloster Windberg sein Gut ‚Iskeriscellef . Wohl derselbe Marquard übergibt einige Hörige an dieses Kloster. Auch als Zeuge ist er in den Traditionsnotizen von Windberg festzustellen. Als gesichert darf weiterhin ‚Marchuuart de Niuenchirichen‘ gelten, der 1125 unter den ‚militanten‘ auftritt. Die Schenkung des Hartmann von Feldkirchen an das Kloster Oberalteich (um 1167/68-1170/75) geschieht durch die Hand ‚ysenrici de Novenkirchen‘, der dann auch noch als Zeuge erwähnt wird. Wiederum bei einer Schenkung des Hartmann von Feldkirchen an Oberalteich (um 1185-1190) ist Marquard von Neukirchen als Zeuge genannt, dazu nun auch ‚Rovdeger de Nuwenchirchen‘. Die Frage, ob bei dem Sitz in Neukirchen und im Haggn eine Identität bestand, läßt sich nicht beantworten. Pätzold erwähnt in Haggn einen Niederungsburgstall. Vermuten möchte man, daß der für Neukirchen überlieferte Ministerialensitz bereits damals in Haggn lag.
Schon um 1379 soll Haggn an Berthold Zenger übergegangen sein. Allerdings siegelt Haimeran der Steinberger ‚von dem Haken‘ noch in einer Urkunde vom 8. Januar 1390. Erstmals ist 1422 und 1423 Wilhelm der Zenger ‚zum Haken‘ überliefert. Im Juni 1423 wird auch Niclas der Lawrell als Pfleger ‚zum Haken‘ erwähnt. In der Landtafel aus der Zeit um 1425 findet sich ebenfalls Wilhelm Zenger als Inhaber der Hofmark Haggn verzeichnet. Nunmehr tritt dieser mehrfach in verschiedenen Funktionen, vor allem als Siegler in den Urkunden auf. Wilhelm Zenger zum Haggn scheint freilich finanziell Schwierigkeiten gehabt zu haben, wie man aus verschiedenen Gutsverkäufen schließen muss, veräußert er 1427 seinen freieigenen Hof zu Autsdorf (Gemeinde Neukirchen) an den Mautner Philipp Pächlinger zu Bogen. 1439 folgt der Verkauf des Hofes Autsdorf, des Hofes zu Obernebling und der Sölde zu Gaishausen an Hans den Poxauer als freies Eigen, wobei sein Schwager Peter Ursenbeck siegelt. Mit Zustimmung seiner Frau Osanna verkauft er sodannn an das Kloster Windberg das freieigene Gut zu Höfling (Gemeinde Neukirchen) um 10 Pfd. Regensburger Pfennig. Noch im selben Jahr beurkundet er mit seiner Frau den Verkauf zweier Wiesen in Röhrnau an Hansen den Lotter zu Taußersdorf. Von Interesse mag auch ein Vertrag der Brüder Wilhelm und Kasper den Zengern mit ihrem Vetter Erhard dem Zenger von Machtenhof vom 25.Februar 1431 sein die 6 Pfund Regensburger Pfennig die Erhard bisher von dem Hof zu Unterwachsenberg bezogen hat, werden ihm auf den Hof zu Autsdorf, der ihr freies Eigen ist, verschrieben. 1445 wird Wilhelm Zenger zum Haggn letztmals als Siegler einer Urkunde überliefert, während 1448 Andreas Zenger als Inhaber dieser Hofmark auftritt.
Nach dem kinderlosen Tod der Cäcilia Zenger 1454, Frau des Heinrich Nothaft, geht Haggn an Ulrich von Waldau und dessen Schwester über; ihre Mutter war die Schwester des Andreas Zenger. Es folgen Georg Hans sowie Tobias von Waldau, deren Schwester Anna die Hofmark durch ihre Ehe an Balthasar Türrigl, Pfleger zu Mitterfels, bringt. Die Landtafel von 1470 enthält auch einen Ulrich Waldauer. Merkwürdig mutet es freilich an, wenn in der Landtafel vom Jahr 1500 Frau Margreth von Frauenberg und Allhart von Paulsdorf für die Hofmark ‚zum Hacken‘ eingetragen sind. Die Waldau ließen Haggn aber mindestens zwischendurch durch Pfleger verwalten, wie sich aus Urkunden der Jahre 1466, 1472 und 1476 ergibt. Georg Hans und Tobias von Waldau sind letztmals 1542 in der Landtafel als Hofmarksinhaber von Haggn und Rattiszell verzeichnet, während 1549 erstmals Balthasar Türrigl genannt wird. Dieser Türrigel – er nennt sich zum Riegelstein – ist als Inhaber der Hofmark in Urkunden des öfteren bezeugt. Sein Nachfolger Hans Joachim von Lobenstein, dem kurz darauf Balthasar von Kürmreuth folgt. Im Hofmarkenverzeichnis von 1567 ist er bereits eingetragen. Dieser, der sich zum Haggn und Pürgl nennt und auch Pfleger zum Degenberg ist, urkundet in der Folgezeit mehrfach. Christoph von Kürmreuth zum Haggn gibt 1586 Hans Sigmund Freiherrn zum Degenberg einen Revers über über den ihm verliehenen Wildbann in einem bestimmten Bezirk bei Schloß Haggn und schließt mit dem Kloster Windberg einen Vertrag wegen seines Lehenrechtes über dem Hof zu Ried bei Windberg gegen Zehnt auf seinem Hof zu Dießenbach.
Am 4.März 1601 verkünden Andreas Georg von Kürmreuth, Sebastian Kürmreuth zum Pürgl und Albrecht Breu auf Haibach als Vormünder der Kinder des verstorbenen Christoph von Kürmreuth zum Haggn, Machtenhof und Höllgrub, daß alle zum Schloß Haggn gehörigen Lehen an diese Kinder gefallen seien und alle Lehensleute sich am 7. Mai dort zum Empfang der Lehen und Leistung der Lehenspflicht einzufinden hätten. 1602 erhielt das Kloster Oberalteich von diesen Vormündern – hier werden die Kürmreuther Andreas Georg und Sebastian als Brüder bezeichnet – zwei Gütl zu Sollach als Mannlehen. Hans Christoph der Kürmreuther verkauft die Hofmark 1613 an seinen Bruder Veit Adam. Dieser sieht sich freilich schon im Jahr darauf zu Verkäufen an das Kloster Windberg gezwungen, nämlich zuerst den Zehnt auf dem eigenen Hof zu Dießenbach, dann die freieigenen Grundstücke, Lehenstücke und Lehengerechtigkeiten in der Klosterhofmark Hofdorf. 1633 veräußert er an das Kloster Oberalteich ein Gut in Ränkam, zwei Güter zu Oberwiesing. sowie zwei weitere in Sollach. Zusammen mit seiner Frau Anna Katharina, geb. Päntlin von Irnsing, verkauft er 1549 eine Wiese zu Hunderdorf an das Kloster Windberg. 1658 überträgt die Witwe Haggn an ihren Schwiegersohn Simon Joseph Breu von Stephanskirchen. Im Jahr darauf übergibt dieser der Stadt Straubing 2000 fl. zur Abzahlung der dort von seinem verstorbenen Schwiegervater Veit Adam von Kürmreuth aufgenommen, auf ihn durch Übernahme der Hofmark Haggn übergegangenen Kapital- und Zinsschuld von 4285 fl.
Die Besitznachfolge tritt Leopold von Rehlingen an, dessen Erbschaftssache 1681dahingehend ihr Ende findet, daß die Hofmark Haggn an Adam Leopold von Rehlingen gelangt. Durch die Heirat von dessen Tochter Maria Euphrosina mit Hans Christoph von Asch kommt Haggn nach dem Ableben des Adam Leopold von Rehlingen (1737) an die Freiherren von Asch, bei denen das Schloßgut bis 1857 verbleibt. (1737 Max Alois Freiherr von Asch, 1747 Joseph Leopold Freiherr von Asch) Von diesen geht es durch . Erbschaft an die Freiherren von Schrenck-Notzing und 1920 – wiederum durch Erbschaft – an Baron Otto von Berchem über.
Nach der Hofmarksbeschreibung von 1606 handelt es sich bei Haggn um eine beschlossene Hofmark mit einem gemauerten Edelmannsitz. Die Hofmark, die mit keinem gerichtischen Gut vermengt ist, stößt an die Hofmark Steinburg und Pürgl sowie an landgerichtische Gründe. Bei Wening finden sich keine hier nennenswerten Angaben.
In der Landtafel von 1737 ist die Ritterschaftssteuer für die Hofmark Haggn mit 6 fl. 40 Kr. festgesetzt. Am 1. September 1791 gibt Leopold Freiherr von Asch einen Revers wegen der Niedergerichtsbarkeit an vier durch Erbschaft erworbenen einschichtigen Gütern: 1/1 zu Eggerszell, 1/4 mit Schmiede in Landasberg, 1/4 zu Inderbogen und 1/16 zu Unterniedersteinach. In der Beschreibung des Rentamtes Straubing von 1795 ist bei der Hofmark Haggn im Landgericht Mitterfels Joseph Leopold Freiherr von Asch als Inhaber vorgetragen. Freiherr von Asch erhält 1820 die Genehmigung zur Bildung eines Patrimonialgerichtes II. Klasse auf seinen Gütern Haggn und Pürgl mit dem Sitz in Steinburg. 1842 erfolgte die Verlegung des Amtssitzes nach Haggn.
Das noch bestehende Schloß Haggn liegt in einer bachdurchströmten Talmulde nördlich des Buchaberges. Es zählt zum Typus der Wasserburgen. Die vorhandene Anlage darf in der Hauptsache wohl dem Ende des 17. Jahrhunderts angehören, als man die spätmittelalterliche kleine Burg erweitert und umgebaut hat. Der zur Hofmark gehörige Sitz Höllgrub wird bei den Sitzen näher beschrieben.
Die folgende Beschreibung der Hofmarksanwesen ist dem Hofanlagebuch entnommen, ausgefertigt am 13. Mai 1773 und unterzeichnet durch Joseph Leopold Freiherrn von Asch:
Haggn, Hofmarksherrschaft 1/4 (Wirt), 4 je 1/15 (Schmiede, Kramer, Bäcker, Bader). Schloß mit Schloßkapelle St. Aloisius, Gerichtsdienerhaus, Jägerhaus, Maierhaus mit Ökonomiegebäuden.
Dießenbach, 2 Anwesen, Hofmarksherrschaft 1/1 (Schießl).
Hungerszell, 4 Anwesen, Hofmarksherrschaft 1/4 (Cinskofer)
Bühel, 7 Anwesen , Hofmarksherrschaft 1/1 (Michlbauer), 4 je 1/4 (Hartmann, Weinmann, Christi, Käsbatzer), 2 je 1/16
Bühelberg, 1 Anw. Hofmarksherrschaft
Neukirchen, 10 Anw., Hofmarksherrschaft 2 je 1/4 /Holmer, Prebeck)
Au, 1 Anwesen, Hofmarksherrschaft ¼
Schickersgrub, 1 Anw., Hofmarksherrschaft
Rimbach, 1 Anwesen, Hofmarksherrschaft 1/32
Dörnau, 2 Anw. Hofmarksherrschaft
Sollach, Gemeinde Hunderdorf 7 Anwesen, Hofmarksherrschaft 1/4 (Lex)
Gaishausen (die Gemeinde), 16 Anwesen, Hofmarksherrschaft 2 je 1/4 (Greindl, Falter)
Langholz, 1 Anw. Hofmarksherrschaft .1/16
Hacka, 2 Anw. Hofmarksherrschaft 2 je 1/1 (Stegbauer, Schmidtbauer)
Hofstetten bei Dachsberg, 1 Anw. Hofmarksherrschaft1/2
Riedl/Riedern, bei Elisabethszell, 2 Anw. Hofmarksherrsch. ¼
Birka bei Elisabethszell 2 Anw., Hofmarksherrschaft 2 je 1/1 (Nadlbauer, Fuchs)
Loidersdorf bei Elisabethszell. 1 Anw. Hofmarksherrschaft !7! (Loiderhof)
Pommersberg bei Bernried 2 Anw. Hofmmarksherrschaft ½
Eggerszell bei Haunkenzell, 7 Anw., Hofmarksherrschaft 1/1 (Holzhof)
Frommried bei Haselbach 2 Anw., Hofmarksherrschaft 1/1
Schloß Haggn, Geschichte eines alten Edelsitzes
(v. P .Poiger, Pfarrer) 1912
Schloß und Ortschaft Haggn liegen im bayer. Bezirksamt Bogen in einer lieblichen Talmulde und werden berührt von der Distriktstraße, welche von der Bahnstation Steinburg nach dem 804 Meter hoch gelegenen Gebirgsdorfe Englmar führt. Der Ort zählt außer dem Schlosse noch vier Häuser (1922) und wird durch ein Wiesengelände vom Pfarrdorfe Neukirchen getrennt. Die Schreibweise Haggn ist eine wechselnde gewesen. In Jahre 1266 begegnen wir in einer Urkunde des Bischofs Leo von Regensburg zum ersten Male den Orte in der Schreibweise „in dem Haken“; später „hackn“, auch „Hackhen“ allgemein üblich und von amtswegen festgelegt.
Schloß in alten Zeiten. – Die ersten Siedelungen um das Schloß.- Die Rechte der Hofmarksherren.
Obwohl der Ort Haggn auf ein hohes Alter zurückblicken kann, erscheint es doch urkundlich verhältnismäßig erst spät und selten, weil er eben nie in klösterlichem Besitz stand. Eine stark befestigte Burg ist in Haggn allem Anscheine nach niemals gestanden; denn es fehlten die natürlichen Voraussetzungen zur Anlage einer solchen Feste. Die Volkssage meldet von einer Burg, die in altersgrauer Zeit auf dem in unmittelbarer Nähe liegenden Buchaberge gestanden sein soll und zwar oberhalb der noch vorhandenen Buchaberger Waldkapelle. Im Volksmunde zirkuliert noch hie und da die Märe von einem Geisterspuke in nächtlicher Stunde, der auf dem Buchaberge sein Unwesen treiben soll. Alle Leute aus dem am Fuße des Berges gelegenen Orte Rimbach wollen früher zur mitternächtlichen Stunde das Lärmen von kegelscheibenden Rittern und das Rollen der Kegelkugeln gehört haben. Viel Wahrscheinlichkeit hat diese Sage von einer einstmaligen Ritterburg auf dem Buchaberge nicht. Doch sieht man im Walde oberhalb der Buchaberger Kapelle eine auffallend große Anhäufung von Granitsteinen, auch Überreste einer primitiven Umfassungsmauer. Es wäre nicht ausgeschlossen, daß an dieser Stelle neben der Kapelle ein Pestfriedhof gestanden ist.
Bei dem heutigen Schlosse Haggn erscheint noch deutlich die Anlage einer ehemaligen Wasserburg, das ist eines großen, wehrhaften Wohnhauses, dessen natürlichen Schutz das umgebende tiefe Wasser bildete. Zu einer richtigen Wasserburg gehören allerdings auch Hauptturm (Berschrit) und Nebentürme, Mauerverstärkungen (Schildmauer, Erker und halbrunde, nach innen offene Schalentürme und Wehrgänge). Diese ausgedehnte Befestigung scheint in Haggn niemals auf drei Seiten mit Wassergräben umgeben, die durch den vorbeifließenden Dießenbach und den Elisabethszellerbach mit Wasser gespeist werden konnten. Eine Weiheranlage ist neben dem Schlosse noch heute vorhanden.
Wie es scheint, hat das Schloß eine größere Bedeutung als feste Wasserburg niemals besessen, da keine Urkunde jemals davon Erwähnung macht. Das Schloß hatte nur den Charakter eines wehrhaften Herrensitzes, der es seinen Bewohnern ermöglichte durch Füllung des Wassergrabens beim ersten Anpralle eines allenfallsigen leichten feindlichen Angriffes auf einige Zeit Widerstand zu leisten. Das älteste vorhandene Bild des Schlosses findet sich bei Wening, Rentamt Straubing. Auf diesem ist der Wasseregraben, der das Schloß umgab, noch deutlich erkennbar. Eine eigentliche mittelalterliche Wehrburg stellt die Zeichnung nicht mehr vor. Auf dem Bilde eines Domherrn, das im Schlosse unter den Ahnenbildern noch vorhanden ist, sieht man ebenfalls die Schloßwehr durch Wassergräben angedeutet. Das Schloß, wie es auf diesen Zeichnungen dargestellt wird und in der Hauptsache noch heute steht, geht in seiner Bauart nicht weit über die Zeit Wenings, also über 1700 hinaus. Es enthält gar manchen altertümlichen Gegenstand von künstlerischem und kulturhistorischem Werte.
Besondere Erwähnung verdient ein großer Kachelofen mit grüner Glasur und herrlichen allegorischen Figuren.
Schloß Haggn ist seit unvordenklichen Zeiten eine Hofmark. Unter der Obhut der festen Burg gruppieren sich allerorts die Fronarbeiter, Zinsbauern, Handwerker und Kleinhändler mit ihren bescheidenen Holzbauwohnungen herum. Der befestigte Edelsitz diente dem Besitzer zum eigenen Schutze der Umwohner, die zu jenem im Verhältnis von Untertanen standen durch Lehenschaft, Erbrecht, Freistift, Leibgeding und wie sonst noch dieses Abhängigkeitsverhältnis bezeichnet wurde. Dies ist die alte Hofmark.
Die Besitzer von Schloß Haggn. Die ältesten nachweisbaren Besitzer von Haggn waren die Steinberger, die Herren auf Steinburg (jetzt 1922 Eigentum des Grafen Bray-Steinburg auf Irlbach). 1336 erwähnt eine Urkunde einen Johann Heinrich Steinberger im Haken; 1346 fungierte als Zeuge bei der Gründung der benachbarten Propstei Elisabethszell ein Berthold Steinberger, wahrscheinlich auch ein Besitzer von Haggn. Die Steinberger waren wie wohl alle Adeligen des Boigreiches Ministerialen der mächtigen Grafen von Bogen. Nach der politischen Organisation der damaligen Zeit verteilte der Kaiser oder König die einzelnen Provinzen seines. Reiches an seine Vasallen, die Herzöge. Diese übergaben die Gaue mit Burgen und Besitzungen den Grafen als Lehn, diese hinwiederum verteilten davon an den niederen Adel, der den Kriegs- und Hausdienst versah, daher Ministerialen genannt. Die Ministerialen gaben, da sie oft sehr reich waren, einzelne Ländereien an ihre Mannen und Hintersassen, wofür jeder derselben die Pflicht hatte, seinem Vorgesetzten als Lehensherrn zu dessen Unterhalt zu zinsen und zu zehnten (Bodenzins), im Kriege Heerfolge zu leisten und auch im Frieden mit Gut und Blut in Lehentreue für ihn einzustehen.
Die Steinberger hatten im Kloster Oberalteich ihr Erbbegräbnis. Dietrich der Steinberger (gestorben 1414), wahrscheinlich der letzte seines Stammes, verkaufte seinen sämtlichen Besitz an die Brüder Wilhelm und Kasper Zenger auf Niedermurach, die Söhne des _herzoglichen Marschalls Berthold Zenger. (Sie hatten eine Zange im Wappen.) Wilhelm genannt zum Hackhen, Pfleger zu Cham hatte zu seiner Gattin Margarethas einen Sohn Andre und eine Tochter Elsbeth, die einen Waldauer ehelichte. Andreas der Zenger erwarb zu seinem Schlosse in Hackhen auch noch die Burg Wildenforst bei Metten, Andreas einzige Tochter Zäzilia heiratete den Heinrich Notthafft auf Runding und starb kinderlos im Jahre 1454. Um das Erbe der Hackhen stritten sich jetzt Ulrich Waldauer, der Sohn von Wilhelm Zengers Tochter Elsbeth, und Jörg Eschlbeck, der Neffe seiner Frau. Gegen eine angemessene Entschädigung verzichtete schließlich Eschlbeck auf Hackhen, das nunmehr an Ulrich Waldauer als einzigen Eigentümer überging. Die Waldau, eines der ältesten Geschlechter, die sich im Laufe der Zeit weit verzweigte und zu großem Ansehen und Grundbesitz gelangte, stammte aus dem bayerischen Franken (die Waldau zum Walthurn).
Die Herrschaft der Waldauer in Haggn fällt in die Zeit des Böcklerbundes, der 1466 zu Regensburg von 41 niederbayerischen Rittern geschlossen und ein Jahr darauf von Herzog Albrecht IV. wieder gesprengt worden war; ebenso in die Zeit des bedeutungsvolleren Löwlerbundes, der 1489 in Cham von 46 Rittern gegen Herzog Albrecht IV. in Straubing gegründet worden war. Die Burgen der Löwlerritter wurden vom Herzoge im Jahre 1491 sämtlich gebrochen. Die Waldauer in Hackhen werden in der Geschichte des Löwlerbundes von Mussinan als Mitglieder der niederbayerischen Landtafel (um 1470) aufgezählt. Es wäre nicht ausgeschlossen, daß damals auch die Burg in Haggn zerstört worden ist, wenn, wie schon erwähnt, überhaupt eine so feste Burg dort oder in der Nähe gestanden ist. In dieser Zeit werden im Hundischen Stammbuche als vorübergehende Besitzer von Haggn auch die Heuraus angeführt. Heimeran Heuraus war zur Zeit des Böcklerkrieges Pfleger in Cham. Um 1503 hatte nach einer Urkunde Johann V. von Paulsdorf Anteil am Schlosse Haggn. 1535 ist Konrad Kueffer von Pihel Verwalter in Haggn (Urkunde über einen Dießenbacher Wasserstreit).
Mit Georg Dominikus von Waldau und Waldthurn, der vier Töchter hinterließ, starb in Jahre 1540 die bayerische Linie der Waldauer im Mannesstamme aus. Haggn erbte Balthasar Türrigl zum Rieglstein und Rattiszell, von 154? -1550 herzoglicher Pfleger zu Mitterfels. Seine erste Gattin war Anna von Waldau, seine zweite Anna von der Wart. – Die Türrigl sind ein altes Adelsgeschlecht. Es gibt deren zwei Geschlechter: die fränkischen Türrigl, die einen linksspringenden schwarzen Bock im silbernen Felde im Wappen führten, und die bayerischen Türrigl. Diese hatten einen quergeteilten Schild, oben schwarz, unten silbern. Auf dem Helme besaßen sie einen schwarzen hohen Turnierhut mit einer silbernen Stulpe; an der Spitze des Hutes befand sich eine silberner Federbusch in einer Krone. Das bayerische Geschlecht wird auch Türrigl zum Riegelstein genannt.
1558 erscheint ein Burkhard Türrigl zu Riegelstein und Hacken, wahrscheinlich ein Sohn des vorgenannten Balthasar. Er starb 1559. Seine Gattinen waren Ursula Seckhendorffer und Florentia Kolb. Die Hofmark Haggn wurde 1562 an Balthasar Kürmreutter (Khirmreith) zu Drachselsriedt verkauft. Dieser war Degenbergischer Pfleger zu Schwarzach, er erwarb außerdem das nahe gelegene Pürgl. – Nach Balthasar erscheint ein Sebastian Kirmreuter, für welchen zu Kirche in Neukirchen der älteste Jahrtag gestiftet ist. Sein Nachfolger war Christoph von Kürmreutt, der bei seinem Tode Haggn (und dazu noch die Hofmark Machtenhofen) als gemeinsames Erbe seinen beiden Söhnen Veit Adam und Hans Christoph hinterließ. 1613 überließ der jüngere Hans Christoph käuflich seinen Anteil an den älteren Bruder Veit Adam. Dieser war 1619 bis 1631 Pflegverwalter in Mitterfels. – Nach der Trauungsmatrikel der Pfarrei Neukirchen vermählte sich am 21.Mai 1656 Maria Barbara, die Tochter des Vitus Adam von Kirmreuth mit Simon Joseph Preu von Straßkirchen in Schönstein und Stephenskirchen.
Dieser Preu wird an einer anderen Stelle nur Herr von Schönstein genannt. Von ihm ging die Hofmark Haggn. 1681 an seinen Vetter Leopold von Rehlingen zum Pürgl und Sparr über. Dieser war Rat und Landrichter in Straubing. Dessen Tochter Euphrosine war bereits seit dem Jahre 1666 mit Hans Christoph von Asch, kurfürstlichem Rat, Pfleger und Kastner zu Deggendorf, verheiratet. Adam Leopold von Rehling starb am 15.Januar 1737, er liegt in der Pfarrkirche zu Neukirchen begraben. Sein Epitaph auf der Epistelseite der Kirche lautet: Allhie Ligt Begraben Der Hoch Edl Gebohrene Herr, – Herr Adam Leopold Von Rehling Zum Bürgl, Haggen, Spär Und Höllgrub. So Den 15. Jenner 1787 In Gott Seelig Entschlafen.
Sämtliche Güter gingen nun über an Maximilian Alois Freiherrn von und zu Asch, den Sohn des genannten Hans Christoph von Asch und dessen Gemahlin Maria Euphrosine, geb Rehling. Freiherr von Asch starb am 28.Mai 1747 im Alter von 69 Jahren und liegt in Neukirchen begraben. Sein Epitaph auf der Evangelienseite lautet: Allhier liegt begraben der Hoch- und Wohlgeborene Herr, Herr Maximilian Aloysii Freyherr von Asch zu Asch, Auf Oberndorf, Haggn, Pürgl, Spärr, Höllgrub und Aicha vorn Wald. Welcher den 28. May 1747 im 69. Jahr seines Alters in Gott seelig entschlafen. Gott wolle diesem und allen Christgläubigen Seelen die ewige Ruhe und glückliche Auferstehung verleihen. (Wappen der Asch).
Ihm folgten sein Sohn Joseph Leopold von Asch. Er starb im Jahre 1802. im Alter von 89 Jahren. Er wird im Gedenkbuche der Pfarrei Neukirchen rühmend als Bauherr (1755-58) und vorzüglichster Guttäter der Pfarrkirche erwähnt. Der älteste Sohn desselben, Joseph Clemens Alois, trat 1768 in das benachbarte Praemonstratenserkloster Windberg ein und nahm den Klosternamen Norbert an. Hach Aufhebung dieses Klosters im Jahre 1803 beschloß er seine Lebensjahre auf dem elterlichen Schlosse Haggn. Er liegt in Neukirchen begraben. Sein Grabdenkmal in der südlichen Kirchenmauer lautet: Hier ruht Norbert Freiherr von Asch auf Haggn und Pürgl, Kanonikus des ehemaligen regulierten Chorherrnstiftes des hl. Norbert zu Windberg, geboren den 21. August 1740, empfing er in der hl. Taufe den Namen Joseph Klemens Alois Franz de Paula Kajetan. Aus der damals Churfürstlichen Pagerie zu München ausgetreten, legte er am 16.0ktober 1768 die hl. Profeß im obengenannten Chorstifte. ab. Nach dessen Aufhebung beschloß er seine letzten Tage in ländlicher Ruhe auf dem elterlichen Schlosse Haggn, wo er am 19.Juni 1818 sanft entschlief. Ein zweiter Sohn, Clemens Freiherr von Asch auf Haggn und Pürgl, studierte 1770-1774 im Collegium Germanicum zu Rom katholische Theologie und bezog als Kleriker aus dem Schloßbenefizium Steinach, das er innehatte, eine jährliche Rente von 200 Gulden. Nach seiner Priesterweihe resignierte er auf dieses Benefizium und erhielt schon im ersten Priesterjahr die Pfarrei Feldkirchen, im zweiten Priesterjahr wurde ihm eine Domherrnstelle zu Regensburg übertragen.
Die Herren von Asch hielten sich in Haggn eigene Hauskapläne als Instruktoren ihrer Kinder. Diese lasen in der dem hl. Aloysius geweihten, an das Schloß auf der Südseite angebauten Hauskapelle die hl. Messe.
Der jüngste Sohn, Ignaz Franz Alois von Asch, erbte die Besitzung in Haggn und Pürgl. Im Gedenkbuche der Pfarrei ist er als Guttäter der Pfarrkirche Neukirchen aufgeführt. Er starb im Jahre 1857. Vermählt war er mit Johanna Nepomuk von Asch auf Hauzendorf. Ihr Grabdenkmal an der östlichen Kirchenmauer zu Neukirchen trägt folgende Worte: Sanft ruhe die Asche der Hochwohlgebornen Johanna Nep. Freifrau von Asch auf Haggn und Pürgl, geborene Freyin von Asch auf Hauzendorf, k.b. Kämmers-Appellations-Gerichtsratsgattin zu Straubing; geb. am 16. Mai 1781, vermählt 17. Nov. 1802, gest. 30. Juni 1325. Ein trostloser Gatte, ein Sohn und eine Tochter beweinen die teuerste Gattin und zärtlichste Mutter. (Wappen der Asch.)
Am 19.Juni 1833 wurde in der Schloßkapelle zu Haggn durch den Weihbischof von Passau, Freiherrn von Pechmann kirchlich getraut: Anton Freiherr von Schrenk, Kreis- und Stadtgerichtsassessor von Straubing, ehel. Sohn des Kämmerers, Staatsrates und Ministers der Justiz, St. Hubertusordens-Ritters Sebastian Wenzeslaus, Exzellenz Freiherr von Schrenk und dessen Ehegattin Leopoldine, Freiin von Asch, geboren am 19. Oktober 1800 in Wetterfeld mit Johanna von Asch, Tochter des K. Kämmerers und Appellationsgerichtsrates Ignaz Freiherrn von Asch und der Freifrau Johanna, geborene Freiin von Asch, geboren am 1. Juni 1809 in Straubing. Mit Ignaz Franz Alois von Asch starb im Jahre 1857 die Linie Asch in Haggn im Mannesstamme aus. Der ganze Besitz ging über an den vorgenannten Schwiegersohn desselben Anton Freiherrn von Schrenk.
Die Schrenk sind ein altes Patriziergeschlecht und ursprünglich sechsicher Abstammung. Sie führen im Wappen drei rote Löwenköpfe und zwei schwarze Pfeile. Als ihr bayer. Stammsitz wird Notzing bei Erding und Egmating bezeichnet. Vordem waren sie in Wetterfeld. bei Roding, Gutmanning und Pirbrunn begütert. Anton von Schrenk in Haggn ist im Gedenkbuche der Pfarrei Neukirchen als Wohltäter der Pfarrkirche aufgeführt. Er hinterließ drei Söhne und eine Tochter Rosa. Seinen Besitz erbte Leopold Freiherr von Schrenk-Notzing, K. B. Major a.D. Ein zweiter Sohn Karl Alois, geboren an 19.März 1840 starb am 27. Juni 1863. Er liegt im Friedhof zu Neukirchen begraben. Ein dritter Sohn Eduard von Schrenk machte als K. B. Oberleutnant im Infanterie-Leibregimente den Deutsch-französischen Feldzug mit. Am 1. Sept. 1870 erhielt er in der Schlacht bei Sedan eine Schußwunde und starb am 9. Sept. im Spitake zu Remilly. Er liegt in dem dortigen Friedhof begraben.
Leopold Freiherr von Schrenk erweiterte den Grundbesitz von Haggn bedeutend, hauptsächlich durch Erwerbung zweier Bauernhöfe in Dießenbach, und baute die Ökonomiegebäude des Schlosses in mustergültiger Weise um. Der Grundbesitz des Schloßgutes Haggn umfaßt zur Zeit in vier Steuergemeinden gegen 570 Tagwerk Grund. Die Waldungen werden forsttechnisch aufgepflanzt und sind vorbildlich bewirtschaftet. Leopold Freiherr von Schrenk starb in Alter von fast 85 Jahren am 17.Juli 1920 in seinem Schlosse Haggn und wurde am 20. Juli im Friedhofe zu Neukirchen beigesetzt. Er war unvermählt geblieben und mit ihn ist der letzte des bayerischen Stammes der Schrenk ins Grab gesunken. Sein Besitztum, das er noch kurz vor seinem Tode in ein Fideikommiß hatte umwandeln lassen, ging durch Erbschaft auf Otto Freiherrn von Berchem über, der mit Hedwig, einer geborenen Freiin von Stauffenberg, einer Großnichte des Erblassers vermählt ist
Noch zu Lebzeiten hatte Baron von Schrenk auf seinem Grundbesitze die Anlage eines großen Elektrizitätswerkes in Angriff genommen, wodurch die Ortschaften Haggn und Neukirchen der großen Wohltat der Belieferung mit elektrischem Strom teilhaftig geworden sind und wodurch. sich der edle und menschenfreundliche Herr ein dauerndes Andenken gesichert hat.
Schloß Haggn
(Nach Dr. .Keim um die Mitte des 20 .Jahrhunderts)
Die Erklärung, dass Haggen oder Haken nicht nur das Land in einer Flusskrümmung, sondern auch den Winkel zwischen zwei zusammenfließenden Wasserläufen bedeutet, trifft hier beim Zusammenfluß des Englmarer und des Elisabethszeller Baches zu. Mondschein hat diesen Ortsnamen anders erklärt. Er griff auf das altdeutsche Wort hagan = Dornstrauch zurück und deutete den Ort als einen mit Gesträuch eingefriedeten Platz. Welche der beiden Erklärungen richtig ist, kann heute mit Sicherheit niemand mehr sagen, doch dürfte der erstgenannten den Vorzug verdienen. In der Darstellung der Geschichte des Schlosses Haggn können wir weitgehend Pfarrer Poiger folgen, der im „Bayerwald“ 1922 ausführlicher darüber geschrieben hat. In einigen Punkten können wir seine Arbeit noch ergänzen. Da der Edelsitz Haggn von den Steinburger Rittern gegründet wurde, hat schon Poiger richtig bemerkt. 1336 verkauften Heinrich der Steinberger in Haken und seine Frau Offnei mit den Kindern Heinrich, Konrad, Friedrich, Johann, Klara, Margreth und Matzga ihren größeren Hof zu Straßkirchen an das Kloster Oberalteich, wobei Ulrich der Leubolfinger von Au als Schwager und Berthold der Steinberger von Steinburg Mitsiegler waren. Im gleichen Jahr wirkte Heinrich der Steinberger in Haken bei der Beurkundung der Seelgerätstiftung für Berthold Steinberger von Au selig nach Windberg mit. 1339 entsagten Heinrich der Steinberger von Haken sowie Frau und Söhne gegenüber dem Kloster Windberg allen Ansprüchen auf den Hof „in der Bogen“. 1343 trat Heinrich noch als Zeuge auf. Nach dem Tod des letzten Steinbergers, des 1414 verstorbenen und in Oberalteich begrabenen Dietrich, wurde Haggn vertraglich 1415 den Zengern zugesprochen. 1427 wird Wilhelm der Zenger zum Haken noch genannt. Sein Sohn Andreas starb 1454 kinderlos.
Im Erbstreit nach dem Tod von Andre Zengers Schwester Elsbeth, die den Tobias von Waldau geheiratet hatte, fiel Haggn an deren Sohn Ulrich von Waldau. Daher erscheint Ulrich Waldauer zum Haken um 1465 in der Landtafel. Im Löwlerkriege war auch Haggen unter den vielen Schlössern des Waldes, die König Ladislaus von Böhmen, der Bundesgenosse der aufständischen Ritter, 1490 in seinen Schutz nahm. Doch blieben die Waldauer im Besitz von Haggn, denn in der um 1525 erstellten Landtafel erscheinen Georg und Hanns Tobias von Walden als Herren von Haggn und Rattiszell. Diese Linie erlosch 1540 und Haggn kam an den Gemahl der Anna von Waldau, den 1547 als Pfleger von Mitterfels bezeugten Balthasar Türrigl von Riglstein. Burkhart Türrigl zu Riglstein starb 1559.
Burkhard Türrigl hatte kurz vor seinem Tod Haggn an Balthasar Khürmreuther verkauft, der auch Pürgl dazu erwarb. Dieser ist 1575 als Pfleger von Schwarzach genannt. Von seinen drei Söhnen erhielt Christoph die Hofmark Haggn, der sich auch zu Machtenhofen und Höllgrub schrieb. 1601 War er nicht mehr am Leben. Christoph hatte zwei Söhne, Veit Adam und den Hanns Christoph. Letzterer überließ seinen Erbteil 1613 seinem Bruder, der sich zum Haken und Machtenhofen schrieb und 1619 bis 1631 Pfleger von Mitterfels war. 1656 kam Haggn mit der Hand der Maria Barbara von Khümreuthan Joseph Simon Prey von Straßkirchen, der sich auch zu Schönstein, zum Haggn und Höllgrub schrieb.
1659 transportierte er der Stadt Straubing 2000 Gulden zur Abzahlung der von seinem Schwiegervater Veit Adam von Khürmreuth selig aufgenommenen und durch Übernahme der Hofmark Haggn auf ihn übergegangenen Schuld. Nun kam Haggn an Preys Vetter Leopold von Rehlingen, der sich zum Pürgl, zu Haggn, Sparr und Höllgrub schrieb, und nachdem er kurze Zeit Mautner zu Straubing gewesen, von 1665 bis zu seinem Tod 1678 Landrichter in Straubing war. Die Rittersteuer 1631 für Haggn und Pürgl erlegten seine Erben.
Adam Leopold von Rehlingen zum Pürgl, Haggn, Sparr und Höllgrub starb laut Grabstein in Neukirchen 1737. Über seine Tochter Maria Euphrosina, die den Hans Christoph von Asch, Pfleger zu Deggendorf, geheiratet hatte, kam Haggn an deren Sohn Maximilian Alois Freiherrn von und zu Asch auf Oberndorf, Haggn, Pürgl, Sparr, Höllgrub und Aicha v. Wald, der 1747 im 69. Lebensjahr starb.
Sein Sohn Joseph Leopold Frhr. von und zu Asch auf Haggn und Pürgl starb als Geheimer und Regierungsrat zu Straubing 1802 laut Grabstein in der St. Peterskirche (zugleich für seine Gemahlin Maria Ludovika, geborene Freiin von Weichs) mit 63 Dienstjahren im 90. Lebensjahr. Er war ein besonderer Guttäter des Neukirchner Gotteshauses. Von seinen drei Söhnen wurde Joseph Clemens Prämonstratenser in Windberg mit dem Klosternamen Norbert. Nach der Säkularisation lebte dieser auf dem elterlichen Schloß Haggn und starb 1919 (Grabstein in Neukirchen). Ein anderer Sohn namens Clemens studierte am Germanikum in Rom und wurde Pfarrer von Feldkirchen und Domherrin Regensburg. Der jüngste Sohn Ignaz Franz Alois, der die Herrschaft erbte, war Regierungsrat in Straubing und starb 1857. Aber bereits 1841 ist der Gemahl seiner Tochter Johanna, die Freiherr Anton Schrenk-Notzing, Appellationsgerichtsrat, als Inhaber der Hofmark Haggn mit Pürgl vermerkt. Dessen Sohn Leopold baute die Ökonomie des Schlosses um und starb 1920 als K.b. Major a.D. ohne Nachkommen. Sein Besitz ging auf den Freiherrn Otto von Berchem über, den Gemahl einer Großnichte des Erblassers.
In seiner heutige lebhaft bewegten Erscheinung ist das ehemalige Wasserschloß Haggn, dessen Sicherungsgraben von den nahen Bächen her leicht gefüllt werden konnte, ein Erzeugnis der Renaissance und des Barock. Das beurkunden auch die schönen Öfen, mit denen es ausgestattet wurde.
Haggn, Schloß
(aus „Kunstdenkmäler von Niederbayern, Bez.-Amt Bogen“, 1929)
Haggn (Hackhen) war mindestens seit dem 14.Jahrhundert Sitz des uradeligen Geschlechts der Steinberger. 1336 wird ein Johann Heinrich Steinberger in Hacken urkundlich genannt. Dietrich Steinberger, der wahrscheinlich als der Letzte seines Stammes 1414 verstarb und dessen Grabstein in Oberalteich erhalten ist, hatte seinen Besitz an Wilhelm und Kaspar, Söhne des herzoglichen Marschalls Berchtold Zenger, verkauft. Nach dem kinderlosen Hinscheiden von Wilhelms Enkelin Cäcilia Nothafft im Jahre 1454 kam nach einigem Zwist Schloß Haggn an Ulrich Waldauer, einen Enkel Wilhelm Zengers. Als man Georg Dominikus von Waldau und Waldthurm 1440 die bayerische Linie dieses alten Edelgeschlechtes in Mannesstamme ausstarb, erbte der Gemahl Annas von Waldau, Balthasar Türrigl zum Riglstein, herzoglicher Pfleger zu Mitterfels, das Schloß Haggn, aber schon 1559 wurde es, nach dem Tode von Balthasars Sohn Burkhard, verkauft an Balthasar Kürmreutter, der Degenbergischer Pfleger zu Schwarzach war.
Unter diesem Besitzer wurde Pürgl dazu erworben. Durch die Heirat der Maria Barbara von Kürmreutt kam Haggn 1656 an Joseph Simon Prey von Straßkirchen zu Schönstetten, der es 1681 seinem Vetter Leopold von Rohling zum Pürgl und Sparr übergab. Infolge der Verheiratung von dessen Tochter Maria Euphrosina mit Hans Christoph von Asch kam Haggn durch sie, als 1738 das Geschlecht der Rehling auf Haggn und Pürgl erlosch, an die Freiherren von Asch, die es bis 1857 innehatten. Dann erhielten das Schloß durch Erbschaft die Freiherren von Schrenck-Notzing. Von diesen kam es, wiederum durch Erbschaft, 1920 an Baron Otto von Berchem.
Haggn liegt reizvoll in einer bachdurchströmten Talmulde nördlich des Buchaberges. Vom Pfarrdorf Neukirchen ist es durch eine baumbestandene Au getrennt. Das Schloß gehört zum Typus der Wasserburgen. Der umgebende Graben liegt jetzt trocken. Hauptbauzeit der bestehenden Anlage war wohl das Ende des 17.Jahrhunderts; vor allem damals wurde die spätmittelalterliche, kleine Burg erweitert und umgebaut.
Der Wohnbau ist eine zweigeschossige Rechteckanlage mit 3:6 Fensterachsen; an der Südwestecke springt aus der südlichen Schmalseite ein kleiner, rechteckiger Flügel vor, dessen Erdgeschoß die Schloßkapelle enthält. An der Südostecke steht ein Polygonturm, an der östlichen Langseite, zwischen der vierten und fünften Fensterachse von Süden her, ein Rundturm, an der Nordwestecke ragt ein weiterer Rundturm mittels zweier Spitzkonsolen über die Wandfluchten vor. Die Türme überragen die Trauflinie nur wenig. Sie schließen mit steigendem Karnies und geschindelten Kuppelhauben. Das wuchtige, gleichfalls mit Schindeln gedeckte Satteldach des Hauptbaues hat Schopfwalme über den Giebelmauren.
Der Eingang befindet sich auf der östlichen Langseite, in der zweiten Fensterachse von Süden. Er hat eine kleine, offene Vorhalle mit zwei Freipfeilern, stichbogigen Archivolten, Kreuzgewölbe und Satteldach. Im Frontgiebel ein hochovales Fensterchen mit hübschem Eisengitter.
Die nach Süden ausspringende Kapelle hat ein kreuzgewölbtes Joch und eine halbrunde Altarnische mit Halbkuppelgewölbe. Zwei einfache Wandpfeiler stützen den trennenden Gurtbogen. An der Altarnische östlich und westlich je ein Rundbogenfenster. Im Joch ein rechteckiges Ostportal. Das Altärchen ist eine ansprechende Frührokoschöpfung um 1730. Zwischen Pilasterstellungen und zwei vorgestellten, gewundenen Säulen das Altarblatt St. Aloysius, Seitenfiguren St. Johannes Nepomuk und St. Joseph. Hier auch Figur St. Maria mit Kind.
Schloß Haggn
(Aus „Bayerischer Wald“ von August Sieghardt, 1962)
In ein paar Minuten kommt man von Neukirchen zu dem in lauschiger Umgebung liegenden romanischen Schloß Haggn, einem Wohlerhaltenen Edelsitz nördlich des Buchaberges, der mit den Kuppeln seiner Türme ein anziehendes Bild vermittelt. Der zweigeschossige rechteckige Wohnbau erhebt sich inmitten eines trockengelegten früheren Wassergraben, denn Schloß Haggn war früher eine Wasserburg. Man betritt ihn durch eine auf Pfeilern ruhende kleine offene Vorhalle. Im Erdgeschoß befindet sich die mit einem Kreuzgewölbe versehene und nun mit einem reizenden Rokokoaltärchen ausgestattete Schloßkapelle. Die Wohnräume im Schloß beherbergen eine erstaunliche Anzahl von Altertümern und künstlerisch wie historisch wertvollen Einrichtungsgegenständen; die in Band XX des niederbayerischen Kunstdenkmälerwerkes ausführlich beschrieben sind. Darunter befinden sich ein paar herrliche, kunstvoll verzierte und bemalte Kachelöfen aus der Renaissancezeit, schöne alte Schränke und Truhen, Ahnenporträts der Familien von Rehlingen, v. Asch, v. Schrenk-Notzing und v. Rambaldi aus dem 18. und 19.Jahrhundert und ein Stammbaum der Familie v. Asch auf Oberndorf, Haggn und Pürgl von 1776. Von den Gemälden veranschaulicht ein Ölbild vom Jahre 1624 die Einnahme der Burg Godesberg am Rhein durch die Bayern im Jahre 1583. Ein Porträt zeigt die „Rentmaister und Commentant auf dem Oberhaus zu Dessau“ Maximilian v. Rehlingen. In dem Rundturm an der Ostseite befindet sich eine Wendeltreppe. Das Schloß Haggn (Hackhen) war im 14. und 15.Jahrhundert Sitz der uradeligen Steinberger auf Steinburg, die in Oberalteich ihr Erbbegräbnis hatten.
Nach dem Erlöschen des Geschlechts ging Haggn an die Zenger und von diesen an das oberpfälzische Adelsgeschlecht derer von Waldau zu Waldau und Waldthurm bei Vohenstrauß über. Von diesen erbte die Hofmark Haggn der herzogliche Pfleger zu Mitterfels Balthasar Thürrigl zu Riegelstein. 1559 kam Haggn an den degenbergischen Pfleger zu Schwarzach Balthasar Kürmreuther, welcher das benachbarte Schloß Pürgl dazu erwarb. 1681 kamen Haggn und Pürgl an die Herren v. Rehlingen und von diesen 1738 durch Erbschaft an die Freiherrn von Asch, die beide Schloßgüter bis 1857 innehatten. Wieder durch Erbschaft wurden nun die Freiherrn von Schrenck-Notzing Besitzer von Haggn und Pürgl, von denen sich beide Schloßgüter 1920 an die freiherrliche Familie v. Berchem vererbten.
Jetzige. Eigentümerin ist Frau Marilies Falk in Erbengemeinschaft mit ihrer Schwester Frau Mechtilde Otto-München, beide geborene Freiinen von Berchem. Die Freiherrn und Grafen von Berchem sind ein seit 1491 beurkundetes Kölnisches Rats- und Handelsherrengeschlecht, dem im Jahre 1676 in Bayern die Edelmannsfreiheit verliehen, das 1683 in den Reichsfreiherrnstand und 1722 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.
Haggn, Schloß
(aus „Der Landkreis Straubing-Bogen“ 1984)
Spätmittelalterliche Wasserburg, Ende des 17.Jahrhunderts umgebaut und erweitert. Zweigeschossiger Wohnbau über rechteckigem Grundriß, Satteldach mit Schopfwalmen über den Giebelmauern. An Südostecke Polygonturm, an östlicher Langseite Rundturm, an Nordwestecke ebenfalls Rundturm. Türme mit Kuppelhauben abgeschlossen. An der Südwestecke der südlichen Schmalseite kleine rechteckige Flügel mit Schloßkapelle im Erdgeschoß. Zum Schloß gehörend dreiflügeliges Wirtschaftsgebäude mit Durchfahrt.
Schloß Haggn
Eine profane Sehenswürdigkeit von Bedeutung ist das ein paar Minuten südlich der Pfarrkirche in einer bachdurchflossenen Talmulde nördlich des Buchaberges liegende malerische Schloß Haggn, das vom Pfarrdorf Neukirchen durch eine mit Bäumen bepflanzte Au getrennt wird. Es war eine ehemalige Wasserburg, deren Gräben man freilich längst trocken gelegt hat. Von Süden zeigt, sich das Schloß mit dem vorspringenden Erker und den beiden Kuppeltürmen besonders malerisch.
Apian hat die spätmittelalterliche Wasserburg Haggn in seinen Bayerischen Landtafeln von 1568 in Bild festgehalten, ebenso der bayerische Topograph Michael Wening im Jahre 1701. Daß die Türme mit ihren netten Kuppelhauben und das mächtige Satteldach des Hauptwohnbaues mit Holzschindeln gedeckt sind, erhöht die ausgezeichnete architektonische Wirkung dieses ländlichen Schloßbaues. Dieses enthält im Erdgschoß auch eine harmonisch gestaltete Schloßkapelle mit einem reizenden Rokokoaltärchen. Eine auf Pfeilern ruhende Vorhalle vermittelt den Zugang in die Innenräume des Schlosses, die mit einer großen Zahl von Antiquitäten und Kunstschätzen ausgestattet sind. Eine hölzerne Wendeltreppe führt in den Rundturm an der Ostseite nach oben. Das südöstliche Eckzimmer beherbergt eine Sammlung von Ahnenbildern der adeligen Familien von Rehlingen, von Asch, von Schrenck-Notzing und von Rambaldi aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Im Damenzimmer und im Salon stoßen wir auf prachtvolle Kachelöfen aus der Renaissancezeit, herrlich geschnitzte Barockschränke und Truhen sowie wertvolle Ölgemälde aus dem 17. und 18. Jahrhundert beeindrucken mit anderen kunstvoll gefertigten Möbelstücken den Beschauer. Man sieht auch einen Stammbaum der freiherrlichen Familie von Asch vom Jahre 1766.
Schloß Haggn (Hackhen) war im 14. Jahrhundert Sitz der uradeligen Herren von Steinberg, die erstmals 1336 mit Johann Heinrich Steinberger im Hackhen urkundlich auftreten und wahrscheinlich schon 1414 mit Dietrich Steinberger ausgestorben sind; dessen Grabstein ist in Friedhof von Oberalteich zu sehen. Die Steinberger saßen auch auf Steinburg. Besitznachfolger auf Schloß Haggn waren die Zenger und die Herren von Waldau auf Waldthurn bei Vohenstrauß in der Oberpfalz. Von diesen erbte die Hofmark Haggn der aus Franken stammende herzogliche Pfleger zu Mitterfels Balthasar Thüerriegl zum Riegelstein.
1559 kam Haggn an den Degenbergischen Pfleger zu Schwarzach Balthasar Kürmreuther, der das Gut Pürgl dazu erwarb. Von 1681 bis 1788 saßen die Freiherrn von Rehlingen auf Haggn und Pürgl. Deren Besitznachfolger waren die Freiherrn von Asch (bis 1857) und die Freiherrn von Schrenck-Nottzing. Von diesen ging das Schloßgut Haggn samt Pürgl 1920 an die Freiherrn von Berchem über.
Jetzige Schloßherrin ist Marilis Falck, geborene Freiin von Berchem in Erbgemeinschaft mit ihrer Schwester Frau Mechthilde Otto-München, geborene Freiin von Berchem.
Haggn. Ist eine Hofmark und wird das vorhandene Schloß von Adam Leopold von Rehling als Inhaber bewohnt, welches in viel Wegen einige Zeit her verbessert worden. Liegt in einem Tal, eine Meile von dem Donaustrom in der Waldgegend. Von den Kirmreitterischen ist solches auf die Preuische und folglich auf die Rehlingischen käuflich und erblich gefallen.
Haggn, Schloß
(Aus „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Niederbayern“ 1983, von Georg Dehio)
Ehemalige Wasserburg. 1336 erstmals genannt als Sitz des Geschlechtes der Steinberger in Hacken; nach deren Aussterben 1414 in vielfach wechselndem Besitz.- Der bestehende rechteckige Wohnbau, ehemals von einem Graben umgeben, entstand in 17. Jh. durch Umbau der kleinen mittelalterlichen Burg. An der Südostecke ein Achteckturm, an der Nordwestecke ein auf Spitzkonsolen ruhender Runderker und hofseitig ein runder Wendeltreppenturm. Alle nur wenig über die Traufe des Schopfwalmdaches hinausragend und durch verschindelte Zwiebelhauben ausgezeichnet. An der Südwestecke ein kleiner ausspringender Trakt, der im Erdgeschoß die Schloßkapelle enthält. – Unter den Ausstattungsstücken des Schlosses besonders bemerkenswert zwei Renaissance-Öfen mit farbig glasierten Figurenreliefs und Ornamenten; der eine Ofen bez. 1631, der andere etwas früher entstanden.
Ökonomiegebäude 17. Jh., in trapezförmiger Anordnung dem Schloß nordöstlich vorgelagert.
Haggn
( Aus Burgen und Schlösser im Bayer. Wald“ von Ursula Pfistermeister,1997)
In einer Urkunde des Jahres 1336 wird ein Johann Heinrich Steinberger im Hacken genannt. Später wechselten die Besitzer von Haggn dank Heiraten und Erbschaften recht häufig: der Besitz war zeitweilig in Händen der Zenger und der Waldauer, des herzoglichen Pflegers zu Mitterfels Balthasar Türrigl zum Riglstein und des degenbergischen Pflegers zu Schwarzach Balthasar Kürmreutter, der auch die nahegelegene, 1331 erbaute und heute verschwundene Burg Pürgl erwarb.
Die kleine spätmittelalterliche Wasserburg dürfte sich unter dem Straubinger Landrichter Leopold von Rehling zu Pürgl, Haggn, Sparr und Höllgrub, der 1665 in den Besitz von Haggn kam, in das jetzige Schlößchen verwandelt haben. Mit mächtigem Schopfwalmdach, drei überkuppelten Türmen und angebauten Kapellenflügel liegt es nun in der landschaftlich so reizvollen Talmulde nördlich des Buchaberges. Da Haggn nie verkauft wurde, bewahren seine zum Teil mit einfachem Rahmenstuck geschmückten Räume neben Kachelöfen der Renaissancezeit, schönen alten Möbeln und einem Stammbaum der Familie von Asch auf Oberndorf, Haggn und Pürgl aus dem Jahr 1766 eine ganze Anzahl von Porträtbildern, die an Mitglieder der in 13. und 19.Jahrhundert nacheinander in Haggn lebenden Familien von Rehlingen, von Asch, von Schrenk-Notzing und von Rambaldi erinnern. Die dreiflügeligen, zum Teil im 18. Jh. entstandenen Ökonomiegebäude dienen nun einem „Bauernladen“ und einer recht beliebten Gaststätte.
Schloß Haggn
(Aus „Burgen, Schlösser und Ruinen im Bayer. Wald“ v. G. T. Werner aus dem Jahre 1979)
Nordöstlich von Steinburg liegt Haggn, wo sich ein wohlerhaltenes Schloß befindet. Wenn dieses auch nicht im Innern besichtigt werden kann, so lohnt es sich doch, hier Halt zu machen: der zweigeschossige Wohnbau steht inmitten eines trockengelegten Grabens; Haggn war einst ein Weiherschloß. An drei Ecken des Gebäudes erheben sich hübsche Türmchen, die Zwiebelkuppen tragen. In jüngerer Zeit wurde das Schloß renoviert und bietet mit seinen hübschen zweifarbigen Fensterläden nun ein gutes Beispiel, wie historische Bauten erhalten und gepflegt werden können.
Haggn war im 14. und 15. Jahrhundert Sitz der Steinburger; nachdem diesesGeschlecht erloschen war, ging es an die Zenger und später an das oberpfälzische Adelsgeschlecht von Waldau. 1559 gelangte Haggn an den degenbergischen Pfleger zu Schwarzach, Balthasar Kürnreuther, der auch Schloß Pürgl, das nördlich von Neukirchen lag, dazu erwarb. 1681 erlangten die Herren von Rehlingen die beiden Güter, 1738 durch Erbschaft die Freiherrn von Asch. Die Nachfolger der von Asch wurden die von Schrenck-Notzing. Nach ihnen kam Haggn an die Familie von Berchem, deren Nachkommen es noch heute innehaben.
Im Erdgeschoß des Schlosses befindet sich eine im Rokokostil ausgestattete Kapelle; die Wohnräume beherbergen eine große Zahl Antiquitäten und künstlerisch wertvollen Einrichtungsgegenständen.
Besitzer des Schlosses Haggn
Steinberger
Johann Heinrich 1335
Dietrich +1414
Zenger
Wilhelm oo Margareth
Kaspar
Andreas + 1452, Elsbeth
Zäzilia oo Heinrich Nothaft
Waldauer
Ulrich 1465
Georg Dominikus u. Hans Tobias 1525
Anna
Heuraus Heimeran
Fraunberg Margreth um 1500
Paulsdorf Johann V. 1503
Türrigel Balthasar L. oo 1. Anna von Waldau
2. oo Anna von Hart
Burkhard +1559, oo 1. Ursula Seckhendorfer
2. oo Florentia Kolb
Khürmreuther Sebastian
Balthasar 1562
Christoph
Söhne Veit Adam, Hanns Christoph
Barbara
Pienzenau Joachim
Preu Joseph Simon
Rehlingen Leopold
Adam Leopold
Maria Euphrosine
Asch Hans Christoph
Maximilian Alois
Joseph Leopold Alois
Josepf Clemens, Clemens, Ignaz Franz
Schenk Anton
Anton Leopold, Karl Alois, Eduard
Berchem Otto
Falk Marilies
Hofmark Pürgl
(Aus“Historischer Atlas von Bayern, Mitterfels“ von Max Piendl und Ludwig Holzfurtner, 2002)
In einer Oberalteicher Traditionsnotiz von 1201-1210 wird in der langen Zeugenreihe, die sich weitesgehend aus Ministerialen der Grafen von Bogen zusammensetzt, auch ‚Perhtoldus Purte‘ genannt. Man konnte vermuten, daß es sich hier um die erste Erwähnung eines Inhabers von Pürgl handelt. Immerhin ist es auch bezeichnend, wenn Pürgl bereits in der Landtafel von 1331 verzeichnet ist. Für das Jahr 1331 wird auch ‚Chunrad von Puerglein‘ als Richter von Mitterfels überliefert. Derselbe bestätig am 25.Januar 1333, daß er von dem Kloster Windberg dessen Hof Sparr um 17. Pfd. Regensburger Pfennig unter der Bedingung des jährlichen Rückkaufrechts zu einem näher festgelegten Termin erworben habe.
Konrad von dem Pürglein kommt in der Folgezeit mehrfach in den Urkunden vor: 1334 als Zeuge, 1339 als Schiedsmann, 1344 als Schiedsmann und Siegler, im selben Jahr als Taidinger, 1346 als Siegler. Im gleichen Jahr mit der Bezeichnung ‚Chuenrat Ritter zu den Püeglein‘ als Zeuge und 1352 als Teidinger. Einen nicht unwichtigen, aber auch letzten Hinweis über diese Familie gibt eine Oberalteicher Urkunde vom 8. Januar 1361:’Vasolt, Urban, Bertelme, Chunrat und Degenhart von dem Pürglein‘ einigen sich mit dem Kloster Oberalteich wegen eines Jahrtages auf dem Bogenberg, den ihr verstorbener Vater ‚Chunrat von dem Pürglein‘ aus einer Schuld des Klosters in Höhe von 12 Pfd. 2.Pf. gestiftet hat.
Am 13.Januar 1370 öffnen die Brüder Erhard und Peter die Stadler sowie ihr Schwager Peter Ursenpeck dem Herzog Albrecht I. und dessen Erben die Feste, das Pürglein genannt, um „Volk“ hineinzulegen, wie eine in Straubing getroffene Abmachung zeigt. Ein Besitzwechsel hat sich also angebahnt. Der soeben genannte Vertrag von 1361 mit dem Kloster Oberalteich kann eigentlich als Hinweis dafür gelten, daß die früheren Inhaber nicht unvermögend waren; Erbauseinandersetzungen zwischen den fünf Brüdern dürften den Verkauf von Pürgl veranlaßt haben. Auffallen mag aber der Umstand, daß bereits 1335 ‚Peter Ursenpeck zum Burglein‘ als Schiedsmann genannt wird; es könnte ein Hinweis auf zwei verschiedene Inhaber von Pürgl sein. Der Peter von 1335 muß allerdings einer früheren Generation angehören als der vorhin genannte von 1370. Auf den jüngeren Peter könnte sich eine Zeugennennung von 1367 beziehen, bei der freilich eine Ortsangabe fehlt. Einen wichtigen Aufschluß gibt allerdings eine Urkunde vom 23. Februar 1368; Peter der Ursenpeck von Prünstfehlburg – unter dieser Ortsbezeichnung tritt er nur hier auf – verkauft zusammen mit seiner Hausfrau an den Straubinger Bürger Tyrolf um eine bereits entrichtete Summe den Hof zu Hag bei Mallersdorf; der Hof war das an Peter eingebrachte Heiratsgut aus dem Besitz des verstorbenen Schwiegervaters Hermann des Stadler; Peters Schwäger Erhard und Peter die Stadler leisten dabei zugleich für ihre Ehefrauen ausdrücklich Mitverzicht. Die Verbindung Ursenbeck und Stadler ist damit einerseits geklärt, freilich nicht im besitzrechtlichen Zusammenhang. Erhard der Stadler zum Pürglein fungierte 1375 als Teidiger, Peter der Ursenpeck zum dem Pürglein 1387 in derselben Eigenschaft.
Turbulente Jahre bahnen sich nunmehr in Pürgl an. Peter Ursenpeck begibt sich auf einen Kreuzzug, von dem er nicht mehr zurückkehrt. Veit Höser berichtet darüber näher. Vor dem Aufbruch schenkt er noch 10 Pfd. Regensburger Pfennig an das Kloster Oberalteich für das Siechhaus. Dann heißt es wörtlich: ‚Anno 1391 an S. Dionysientag starb in Syria Peter der Ursenpeck up des Christlichen Villen. Sein Leib ward deshalb in Syria begraben, aber sein Arm wird herausgebracht und zu seiner Voreltern Begräbnis in unserem Münster zu Erde bestattet. Solches gibt sein Grabstein zu erkennen. Darauf ist gehauen ein geharnischter Arm, in der Hand ein bloßes Schwert haltend. Am Arm hanget auch ein Schild, in welchem oben eingehauen die Worte „Pro fide“ stehen. Auf dem Grabstein stehet folgende Überschrift: ‚Anno dm. 1391 Dionysy obiit Petrus Ursenpeck sepultus in Syria brachium hic.‘
Nach Hemmauer. soll „der Ursenbecken Schloss in Pürgel genannt“ 1397 abgebrannt sein. Erhard Stadler, Chorherr der Alten Kapelle in Regensburg, Wilhelm Apfelthaler, Peter Ursenpeck, Sohn des verstorbenen Ursenpeck und der letzten Witwe Elsbeth geben am 11. Juni 1399 das Versprechen, dem Herzog Johann III. und seinen Leuten wegen des Hauses zu Pürglein, das ihnen Landgraf Johann von Leuchtenberg abgenommen, ihnen aber wieder zugesprochen war, keine Feindschaft nachzutragen. Es liegt nahe, daß der Brand des Schlosses mit dieser Fehde zusammenhängt. Von besonderem Interesse ist es freilich, wenn ‚Wilhelm der Apheltaler zu Porglein‘ im Jahr 1400 als Taichinger auftritt, was seine Nennung in der eben genannten Urkunde erklärt. Die Unstimmigkeiten der Ursenbecken mit dem Herzog wegen Pürgl ziehen sich freilich noch einige Jahre hin. 1403 sichert Jakob Ursenpeck zum Pürglein zu, er werde sich wegen seiner Ansprüche gegen Herzog Johann um des Pürgleins wegen einem Spruch von sieben näher genannten Schiedsleuten beugen. Etliche Jahre ziehen freilich noch ins Land, bis endlich diese leidige Sache wegen des Schlosses Pürgl durch einen Schiedsspruch vom 30. April 1409 ihren Abschluß findet: Herzog Johann soll Jakob Ursenpeck nichts zu geben schuldig sein, diesem und seinen Helfern soll aber der Viztum Heinrich Nothaft im Auftrag des Herzogs einen Huldbrief ausstellen. In den Jahren dazwischen, 1406 und 1407, nennt sich als Siegler, Gerichtsurteiler und Gerichtsbeisitzer wiederum ‚Wilhelm der Apfentaler‘ zum Pürglein. Am 29. Mai 1408 verkaufen die Brüder Hans und Heinrich Rosshaupper an ihren Schwager Wilhelm Apfentaler zum Pürglein einen Weihnzehnt, den dieser aber bereits im folgenden Monat weiterveräußert.
Als am 12. Sept. 1409 die Brüder Peter, Albrecht und Michel die Ursenpecken ihren Verkauf an Konrad Nußberger beurkunden, ist ihr Vetter Jakob der Ursenpeck zum Püglein Mitsiegler. 1411 wird Jakob als Beisitzer im Mitterfelser Gericht genannt. Hemmauer gibt den 24. Febr. 1416 als sein Todesdatum an. Er hatte entweder keine direkten Erben oder war überhaupt nicht verheiratet, weil nunmehr die beiden vorhin genannten Brüder Peter und Albrecht in Pürgl auftauchen. Schon 1412 tätigen beide – sie nennen sich bereits nach Pürgleinen größeren Verkauf. 1415 sitzen Peter und Albrecht die Ursenbecken am Mitterfelser Landgericht. Albrecht ist letztmals in einer Urkunde von 1416 festzustellen. Mehrfach und in den verschiedensten Funktionen tritt dagegen in der Folgezeit Peter Ursenpeck zum Pürglein auf.
Zur nächsten Generation darf Jürgen Ursenpeck zum Pürglein zählen, der 1444 und 1447 als Taidinger erwähnt wird. 1449 ist er unter den Richtern genannt, die im ersten Markgräflerkrieg der Reichsstadt Nürnberg ihre Fehdebriefe sandten. In einem seit 1453 auftretenden Peter Ursenpeck zum Pürglein, dessen Todesjahr mit 1473 überliefert wird, sieht Keim einen Bruder des eben genannten Jörg. Bei der Erbhuldigung in Straubing 1461 ist ‚Peter Ursenpeck Sohn‘ genannt, den Keim als den in den folgenden Jahren häufig auftretenden Jörg in Vertretung seines Vaters betrachtet. Jörg Ursenpeck führt auch 1464 die Landsteuer von den Untertanen zum Pürglein ab. Die Landtafeln von 1470 enthält dagegen wieder ‚Peter Ursenbeck zum Pürgl‘. Zu denken gibt die folgende Tatsache, daß 1469 und 1471 Hans Hager als Pfleger von Pürgl ausdrücklich erwähnt ist. Trotz der etlichen Fälle, in denen sich dann Jörg Ursenpeck noch nach Pürgl nennt, kann man doch davon ausgehen, dieses Schloß sei von der Familie selbst nicht mehr bewohnt worden. Diese Vermutung erhärtet noch ein Lehensrevers des Georg Pronperger von 18. April 1487, in dem dieser den Empfang des Sitzes Katzberg bei Cham mit Hofbau, fünf Sölden und sonstigen Zugehörungen Herzog Albrecht IV. bestätigt, vorher aber bei Amalei, Tochter des verstorbenen Jörg Ursenpeck. Diese Amalei heiratet Hans Ebmer – auch der Name Ebner kommt vor – und bringt ihm dadurch Pürgl zu.
Damit hat die doch verhältnismäßig lange Inhaberschaft von Pürgl durch das im Mitterfelser Gericht ansässige Geschlecht der Ursenpecken ein Ende gefunden, ‚Hans Ebmer zum Pürgl‘ entrichtet nach der Landtafel von 1500 5 Pfd 28 Regensburger Pfennig an Steuer. Von der Familie Ebner sind in nächster Zeit auch noch zuerst Wolf sowie dann Ludwig und Sebastian als Inhaber festzustellen. Merkwürdig mutet es allerdings an, wenn in den Landtafeln von 1510 und 1542 auch der Name Hans Stadler zum Pürgl auftaucht. Als weiterer Hofmarksinhaber ist Bernhard Türk gesichert, von dem die Landtafel von 1549 dessen Erbe und die von 1560 Julius Türk aufführt. Bernhard Türk ist 1548 gestorben, wie sein Grabstein in der Kirche zu Pürgl zeigt. Die Besitznachfolge tritt der Straubinger Arzt Johann Gastner an, der 1564 stirbt.
Anschließend sitzen die Kürmreuther auf Pürgl, in deren Besitz sich auch noch Haggn und Machtenhof befindet, zunächst Balthasar, dann die Söhne Andreas, Georg, Christoph und Sebastian. Balthasar wird 1571 und 1574 auch als Pfleger zum Degenberg bezeichnet. 1615 erwirbt Hans Wilhelm Fuchs das Gut. Nach dem Ableben der Witwe Fuchs (1649) kommt die Hofmark an die Herren von Rehlingen, 1651 Leopold von Rehlingen, 1678 dessen Erben, 1693 Leopold Adam von Rehlingen. Durch Heirat geht das Gut 1737 an die Freiherren von Asch über – zunächst Max Alois, dann 1747 dessen Sohn Joseph Leopold – in deren Besitz es bis in das 19. Jahrhundert verbleibt.
Pürgl ist vermutlich wegen der Personalunion mit Haggn verfallen, nachdem also kein eigener Herrensitz hier mehr erforderlich war. Aufgehendes Mauerwerk hat sich nicht mehr erhalten.
Dem Freiherrn von Asch wird 1820 die Bildung eines Patrimonialgerichtes II. Kl. auf seinen Gütern Haggn und Pürgl mit dem Sitz in Steinburg genehmigt. Sparr ist bereits nicht mehr genannt, vielmehr als selbstverständliche Zubehör von Pürgl zu verstehen.
Pürgl
(Von Dr. Keim)
Pürgl (= kleine Burg) ist eine verhältnismäßig späte Gründung in dem lieblichen, von Neukirchen nach Elisabethszell hinaufführenden Tal. Daß es 1331 erbaut worden sei, läßt sich nicht beweisen. Aber der Ritter Konrad von dem Pürglein ist in diesem Jahre zu Mitterfels bezeugt, 1333 bekannte er, daß er vom Kloster Windberg einen Hof zu Sparr erworben hatte, und 1343 war er Richter zu Cham. Er schrieb die 1346 von Rudolf von Frammelsberg nach dem Gelobten Land unternommene Pilgerreise und stiftete einen Jahrtag in Oberalteich, sowie eine Wochenmesse auf dem Bogenberg, Ein Streit der von ihm hinterlassenen Söhne Vasolt, Urban, Bartholomäus, Konrad und Degenhart mit Oberalteich wurde 1361 beigelegt. Aber weiter wissen wir von diesen Söhnen nichts:
Bereits 1335 finden wir in Pürgl auch einen Peter Ursenpeck aus dem Geschlecht der aus Irschenbach stammenden Ritter. Wie er nach Pürgl kam, ist unbekannt. Als Mitbesitzer von Pürgl treten mit einem wohl jüngeren Peter Ursenpack seine Schwäger Eberhard und Peter die Stadler auf. Alle drei öffneten. 1370 dem Herzog Albrecht von Straubing ihre Veste Pürglein, um Kriegsvolk darein zu legen. Peter begab sich auf einen Kreuzzug, von dem er nicht mehr zurückkehrte. Seine Grabinschrift in Oberalteich berichtete: „1371 starb Peter Ursenpeck, begraben in Syrien, sein Arm hier.“ Der des Schwert erhebende Arm war auf diesem Denkmal dargestellt. Sein Sohn Peter Ursenpeck und die Stadlerischen Verwandten versprachen 1399 dem Herzog Johann von Straubing-Holland, ihm und seinen Leuten keine Feindschaft mehr nachzutragen wegen des Hauses zum Pürglein, das ihnen „abgewonnen“ und nun wieder „eingesprochen“ worden war. Das war alles eine Fehde, in deren Verlauf das Pürglein 1397 abbrannte.
Nun tritt in Pürgl Jakob Ursenpeck auf, der von Irschenbach herüberwechselte. 1403 versprach Jakob Ursenpeck zum Pürglein, sich wegen seiner Ansprüche gegen Herzog Johann betreffs des Pürgleins einen Schiedsgericht zu unterwerfen. Der Streit endete 1409 mit der Verzeihung des Herzogs. Jakob starb 1416 und Pürgl kam an seine Irschenbacher Neffen Peter und Albrecht die Ursenpecken, die u. a. 1415 als Beisitzer im Mitterfelser Gericht aufgetreten waren. Während Albrecht aus den Urkunden verschwindet, ist Peter noch länger bezeugt, 1425 als Mitbesiegler eines unterländischen Bündnisses, 1433 als Teilnehmer an einer Fehde in der Gegend von Wasserburg, 1437 als Empfänger von Sold in der Gegend von Wasserburg, 1437 als Empfänger von Sold seitens des Herzogs Albrecht, 1438 als Beteiligter an der Erbhuldigung in Straubing, 1445 noch als Pfleger zu Viechtach.
Georg Ursenpeck , vermutlich sein Sohn, tritt seit 1443 in Pürgl auf. 1449 war er unter den Bittern, die im Markgräflerkrieg der Reichsstadt Nürnberg ihre Fehdebriefe sandten. Jetzt schrieb sich aber Jörg Ursenpeck zu Katzberg (bei Cham) und in Pürgl erscheint wieder ein Peter Ursenpeck. 1453 erging ein Schiedsspruch, wonach Johann von Abensberg dem Peter Ursenpeck zum Pürglein wegen Verbrennung dessen Sitzes Gschwandt (bei Cham) 400 Gulden bezahlen mußte. In der Landtafel von 1470 ist Peter Urstnpeck von Pürgl verzeichnet. Ein Grabstein in Oberalteich hatte einst die Daten, daß 1473 Peter Ursenpeck zum Pürglein starb. Als Todesjahr seiner Gemahlin Anna Zengerin war 1464 angegeben. Bei der Erbhuldigung 1461 in Straubing war „Peter Ursenpeck Sohn“. Damit muß Georg Ursenpeck gemeint sein, der 1463 Schiedsmann in Passau und in diesem Jahr an dem Protest der Streubinger Ritterschaft gegen ihre Einberufung nach Oberbayern beteiligt war. 1466 verkaufte Jörg Ursenpeck zum Pürglein das Erbracht auf dem Hof zu Blumarn am Osthang des Gallnerberges, 1468 war er Hauptmann zu Kötzting und 1477 verkaufte er mit seiner Hausfrau Margaretha zwei Wiesen in Hiening und Riedlswald bei Elisabethszell.
Georgs vermutliche Erbtochter Amalie wurde 1437 mit den Sitz Katzberg belehnt und brachte ihrem Gemahl Hanns Ebmer Pürgl zu. Dieser erscheint daher in der Landsteuer von 1500 als zu Pürgl gesessen. In der Landtafel um 1525 sind Ludwig und Sebastian die Ebmer als Inhaber von Pürgl, Sparr und Herrnfehlburg angegeben. Bei der Landsteuer 1527 schickte Herr Ludwig Ebmer zum Pürglein das Anlagegeld seiner Hintersassen mit 9 Pfd. 1 Schilling Pfg. nach Straubing.
Als weitere Inhaber von Pürgl kennen wir Bernhardin Türk, der laut Grabschrift in Pürgler Kirchlein 1543 gestorben ist, dann den Straubinger Stadtarzt Dr. Johann Castner „zum Pürgl“, der 1564 starb, Balthasar Khirmreiter zum Pürgl, der 1580 bezeugt ist. In der Landtafel 1628 finden wir Hanns Wilhelm Fux als Herrn von Sitz und Hofmark Pürgl.
Dr. Leopold von Rehlingen, der 1664 Mautner und seit 1665 Landrichter und Oberrichter zu Straubing war, schrieb sich „zum Pürgl, Haggn, Sparr und Höllgrub.“ Er starb 1663. Sein ältester Sohn Adam Leopold, der sich ebenso schrieb, starb laut Grabschrift in Neukirchen 1737. Ihm folgte Maximilian Alois Freiherr von Asch zu Asch und Aicha, gestorben 1747. Joseph Leopold Frhr. von Asch auf Haggn und Pürgl, Regierungsrat in Straubing, starb laut Grabstein an der Straubinger St. Peterskirche 1802 im 90. Lebensjahr. 1819 starb in Haggn der ehemalige Windberger Kanonikus Norbert Frhr. von Asch auf Haggn und Pürgl (Grabstein in Neukirchen). 1841 war der Appellationsgerichtsrat Anton Frhr. von Schrenck, Herr von Haggn und Pürgl.
So bestand der Zustand, von dem Wening um 1720 sagte, daß Pürgl „der nahen Entlegenheit wegen“ zum Haggn genutzt werde, noch im 19. Jahrhunderts. Von dem Schloß oder Sitz, dem damals „an guten Würden nichts abging,“ ist heute nichts mehr vorhanden als der das Pürglein einst sichernde Halsgraben. Die bemerkenswerte Kapelle jenseits des Baches zeigt sich in der schönen, von den Herrschaften des 18.Jahrhunderts besorgten Ausstattung.
Pürgl
(Aus „Bayerischer Wald“ von August Sieghardt, 1962)
Zum Schloßgut Haggn gehört auch, wie schon angedeutet, die nördlich von Neukirchen gelegene Kapelle mit den Überresten eines in bäuerlichem Besitz befindlichen Burgsitzes. Ein Peter Ursenbeck wird 1373 als ein „Bairischer Ritter von Pirgle“ erwähnt. Der Stammsitz der Ursenbecker war Irschenbach. In 16. Jahrhundert gehörten Veste und Hofmark „Pürglein“ einem Bernhard Türk, bis zum Jahre 1564 dem Straubinger Arzt Johann Castner, im Jahre 1665 wurden die Herren von Rehlingen auf Haggn Eigentümer von Pürgl, von diesen kam Pürgl an die Freiherrn von Asch, die diesen Besitz bis ins 19. Jahrhundert inne hatten. Die im Jahre 1712 von den damaligen Herren von Rehlingen auf Haggn erbaute Kirche in Pürgl ist eine landschaftlich reizend zwischen Wald und Wiesen liegende Spätbarockanlage von origineller Bauart mit stilvoller Einrichtung, volkstümlichen Hinterglasbildern und zahlreichen interessanten Votivbildern aus Holz und Wachs. Neben dem Eingang liegt in Fußboden der mit einem Allianzwappen geschmückte Grabstein des 1543 verstorbenen Bernhard Türk zum Pürgl und seiner verschiedenen Ehegesponsin Barbara Essinglin.
Ehem. Burg in Pürgl
(Aus Kunstdenkmäler von Bayern, Bez. Bogen, 1929)
Erbaut 1331. 1361 wurden Streitigkeiten, die geraume Zeit zwischen dem Kloster Oberalteich und Vasoldus, Urban, Bartholomäus, Konrad und Degenhard,“adelichen Herren von Pürgl“ bestanden hatten, in Güte beigelegt. Wahrscheinlich gehören diese Herren, und wohl auch der Erbauer der Burg, dem Geschlecht der Ursenbeck an. Jedenfalls war dieses 1379 dort ansässig; denn im genannten Jahre haben „Peter Ursenböckh, Erhart und Peter die Stadler die Veste zum Pirglein innegegehabt und Herzog Albrechten Öffnung und warth darauff verschriben“. 1387 wird Peter Ursenbeck „ein Bayrischer Ritter von Pirgle“ genannt. Sein Grabstein befand sich einst in Oberalteich. 1397 verbrannte „das Ursenbecken Schloß in Pürgel genannt“. Es scheint bald wieder aufgebaut worden zu sein.
HUND gibt für das 15. Jahrhundert folgende Besitzer an: Jakob Ursenbeck zum Pirglein 1409 (+1416), Georg Ursenbeck d. J. zum Pirgle 1443, Peter Ursenbeck zum Pürglein 1453, in Oberalteich begraben, Hans Ebmer zum Pirglein, vermählt mit Amelia Ursenbeck. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts saß Bernhard Türk auf Pürgl. Nachher gehörte es dem Straubinger Arzte Johann Castner, der 1564 verstorben ist. Spätere Besitzer waren die Kirmreitter, die 1645 im Mannesstamm erloschen, und die Fuchs. Mindestens seit 1665 gehörte Pürgl den Herren von Rehlingen. Nach Adam Leoplold von Rehlingen Tode kam der Besitz 1737 an die verwandtschaftliche Beziehung stehenden Freiherrn von Asch. Diese hatten Pürgl bis ins 19.Jahrhundert inne.
Die Burg erhob sich dicht östlich der Ortschaft auf einer steilen Bergzunge. Der Halsgraben ist gut erkennbar. Aufgehendes Mauerwerk blieb nicht erhalten.
Die Kirche Pauli Bekehrung, wurde 1712 durch die Schloßherrschaft von Haggn erbaut und ist eine seht ansprechende, kleine Spätbarockanlage.
Pürgl, das ,,Pürglein“ im Vorwald
Die ehemalige Burg von Pürgl ist völlig vom Erdboden verschwunden — Wechselvolle Geschichte
Im romantischen Tal zwischen Neukirchen und Elisabethszell, im Landkreis Bogen, grüßt von einem Hügel ein Kleinod aus der Barockzeit: die Kirche von Pürgl. Sie wurde im Jahre 1712 durch die Schloßherren von Haggn erbaut. Die Geschichte dieses kleinen Ortes im Vorwald aber weist zurück bis ins späte Mittelalter. Der Ortsname Pürgl, in alten Urkunden „Pürglein“ genannt, deutet darauf hin, daß hier einst eine Burg stand, das Pürglein.
In der engen Talschlucht war nur für wenige Häuser Siedlungsraum vorhanden. Mühsam zwängt sich heute die Straße zwischen Berghang, Bach .und den paar Häusern hindurch.
Wenn wir die nördlich der Ortschaft gelegene, nach Süden, Westen und Osten steil abfallende Bergzunge besteigen, können wir mit einiger Phantasie und Sachkenntnis den Standort der ehemaligen Burg feststellen. Besonders gut erkennen wir noch den schmalen Halsgraben, der die Burg mit den Wirtschaftsgebäuden verband.
Mit großer Wahrscheinlichkeit ist das nördlich gelegene Haus der ehemalige Burgstall. Sonst ist alles mit kargem Gras und ein paar dürftigen Obstbäumen bewachsen. Nur der herrliche Ausblick nach Süden läßt heute noch die ritterliche Vergangenheit erahnen.
Aber wir brauchen es nicht mit Vermutungen bewenden lassen. Wir können die historische Existenz des „Pürglein“ aus, verschiedenen Quellen nachweisen. Auf einer der Landtafeln von Apian, der um 1560 im Auftrag Herzog Albrechts V. mehrere Jahre lang das Herzogtum Bayern bereiste, um es zum ersten Male zu vermessen, finden wir eine Miniaturansicht der damaligen Burg, Apian nennt sie „Bürgln und zeichnet sie sogar größer als das nahegelegene Schloß Haggn. In seiner Topographie schreibt er auf Seite 346 über Pürgl: „Die Burg Bürgln liegt nahe am Engelmariswalt, oberhalb dieser Burg entspringen die Quellen des Bogenbaches (amnis Pogem). Zur Burg (zum Hof) gehört ein Hof am Wald. Ein Hof „in der Gruen“ (Grün). Die Höfe Hinter- und Vorder-Kogl. Höfe „in der Pogen“, nach denen der Fluß (Bogenbach) genannt wird.“
„Aber die geschichtlichen Quellen über Pürgl weisen wesentlich weiter zurück. 1331 nennt der Oberalteicher Benediktiner Pater Hemmauer, der im Jahre 1731 eine Geschichte des Klosters Oberaltaich veröffentlichte; als Erbauungsjahr der Burg: „Anno 1331. In diesem Jahr wurde das Schloß Pürgl gebauet“. (Hemmauer S. 210). Wenn Hemmauer in seiner „Geschichte des tausendjährigen Obern Alten Aich“ (1731) die Gründung des Klosters, die um 1102 erfolgte, auch auf das Jahr 731 vorverlegt und gleich 26 Äbte frei erfindet, so erscheint er als Geschichtsschreiber natürlich wenig glaubwürdig. Aber man wollte in Oberaltaich mit der 1 000-Jahrfeier – den alten Donauklöstern Niederaltaich und Metten nicht nachstehen. Für die historische Richtigkeit der Ereignisse nach der Klostergründung von Oberaltaich dürfen wir Hemmauer wohl vertrauen. Auch der Kunstdenkmälerband Bogen XX verweist bei der Geschichte von Pürgl auf S. 332 f öfter auf Hemmauer.
1347 bezeugt Konrad, Ritter zu dem Pürglein, die Schenkung von Elisabethszell durch Dietrich den Haibecken an das Kloster Oberaltaich. (Monnumenta Boica XII S. 314).
Das gute Verhältnis, das die Herren von Pürgl damals mit dem Kloster Oberaltaich hatten, muß sich bald getrübt haben, denn 1361 haben sich die Adelichen Herren von Pürgl Vasoldus, Urbanus, Bartholomäus, Conradus und Degenardus etwelcher Streitigkeiten halber, so ist mit dem Closter hatten, wieder in Güte vertragen“.(Hemmauer S. 233).
Die Erbauer und bisher genannten Besitzer von Pürgl gehörten wohl dem Adelsgeschlecht der Ursenbecken an, die ihren Stammsitz in Irschenbach hatten. Ihnen gehörte auch Herrnfehlburg. Jedenfalls hatte 1379 ein Peter Ursenbeck die Veste zum Pirglein inne (Hund I, S. 346).
Es dürfte dies derselbe Peter Ursenbeck gewesen sein, der an einem Kreuzzug teilnahm und in Syrien starb. Hemmauer schreibt über ihn: „Sein Leib ruhet in Syria, aber sein Armb ward herauß gebracht und zu seiner Vor-Eltern Begräbnuß in unserem Münster zur Erden bestattet. Anno Domini 1391″ (S. 250). Im übrigen starben zur Zeit der Kreuzzüge sehr viele Adelsgeschlechter gerade aus dem niederbayerischen Raum aus. Unter anderen auch die Grafen von Bogen.
„Aus dem Jahre 1397 berichtet Hemmauer: „Anna 1397 verbrann der Ursenbecken Schloß im Pürgel genannt, welches anno 1331 erst aufgeführt wurden. (S. 250). Es scheint aber bald wieder aufgebaut worden zu sein, denn 1416 starb wieder ein Peter Ursenbeck von Pürglein. (Hem. S. 456). Um diese Zeit starb das Geschlecht der Ursenbecken in unserer Gegend aus. Damit ist auch die Verbindung Pürgls mit dem Kloster Oberaltaich zu Ende. Nachfolger in Pürgl wird Hans Ebner, der sich mit Amalia Ursenbeck vermählte. In der Straubinger Landtafel um 1490 wird dieser Hanns Ebner zum Pürglein genannt. (vergl. Jahresbericht des hist. Vereins Straubing 1960 S. 78). Um 1510 erscheint in den Straubinger Landtafeln ein Hanns Stadler zum Pürgln. (a. a. O. S. 84) 1525 nennen die Landtafeln Ludwig und Sebastian Ebner zur Pürglen, Sparr und Hernvelburg. (a. a. O. S. 89). Bald darauf muß Pürgl an Bernhard Türckh gekommen sein, denn sein Grabstein aus Rotmarmor neben dem Eingang der Kirche zu Pürgl bezeugt, daß er 1548 am Tag Lucie starb. Für kurze Zeit gehörte Pürgl dem Straubinger Stadtarzt Dr. Castner, der 1564 starb (KD. XX Bogen S. 333).
Nun kam Pürgl zur Hofmark Haggn, mit deren jeweiligen Besitzern es’bis in unsere Zeit verbunden blieb. Über Schloß Haggn und seine Besitzer hat P. Poiger, ein früherer Pfarrer von Neukirchen bei Haggn, eine grundlegende Abhandlung in der Zeitschrift „Der Bayerwald“ (1922 S. 17 ff) veröffentlicht.
Zur Zeit, als Pürgl zum Schloß Haggn kam, gehörte die Hofmark Haggn den Kirmreittern. 1562 erwarb Bathasar Kürmreutter, der aus Draxelsried stammte und Degenbergischer Pfleger zu Schwarzach war, die Hofmark Haggn. Da ihm das Pflegeramt zu Schwarzach anscheinend allerhand einbrachte, kaufte er auch noch das nahegelegene Schloß Pürgl dazu (Poiger a. a. O. S. 32).
Um 1680 tauchen die Herren von Rehlingen als Besitzer von Hagen und Pürgl auf. Der letzte von Rehlingen, Adam Leopold von Relingen, Besitzer von Haggn, Pürgl, Sparr und Höllgrub wurde 1737 in Neukirchen beerdigt. Seinen Grabstein mit dem Reliefwappen finden wir in der Kirche zu Neukirchen.
Nun. kam der Besitz an die Freiherrn von Asch. Einige Grabplatten in der Kirche zu Neukirchen zeigen, daß die Freiherrn von Asch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts Besitzer in Hagen und Pürgl waren. 1857 starb die Linie Asch im Mannesstamme aus. (Poiger a. a. O. S. 33). Zwei Stammbaumtafeln der Linie Rehlingen und Asch befinden sich heute noch in sehr gutem Zustand auf Schloß Haggn.
Über die nunmehrige Besitzfolge bis in unsere Zeit kann uns die derzeitige Besitzerin von Schloß Haggn, Frau Falck-Berchem, aus erster Hand Auskunft geben. Durch Erbschaft kam der Besitz an die Familie Schrenk-Notzing, ein altes Münchner Adelsgeschlecht. Da der letzte Schrenk, Leopold Freiherr von Schrenk, der am 20. Juli 1920 im Friedhof zu Neukirchen beigesetzt wurde, ehelos geblieben war, ging Haggn und mit ihm Pürgl durch Erbschaft auf Otto Freiherr von Berchem über. Dies war der Vater der derzeitigen Besitzerin Frau Marilies Falck-Berchem, die bürgerlich geheiratet hat. Durch Erbteilung kam der Besitz in Pürgl, wozu auch die Kirche gehört, an die Schwester von Frau Falck, Frau Otto, die heute in München wohnt.
Ob die Burg in Pürgl zerstört wurde, ob sie einem Brande zum Opfer fiel oder nur vom Zahn der Zeit zernagt wurde, wissen wir nicht. Heute finden wir nicht einmal mehr Mauerreste vom „Pürglein“, obwohl Wening, in seiner Topographie von Bayern 1726 noch berichten konnte: „Dem Schloß oder Sitz Pürgl, obschon es alt ist, gehet an guten Würden nichts ab.” (Jahresb. Hist. Verein Straubing 1955 S. 114). So schnell schwindet der Glanz dieser Welt….
Bisher wußte man nicht, wie das „Pürglein“ einmal ausgesehen hat, denn keine Abbildung und kein alter Stich davon war vorhanden. Da kam uns ein glücklicher Zufall zu Hilfe: Frau Falck-Berchem fand auf Schloß Haggn eine Tasse mit der Abbildung von Kirche und Schloß Pürgl. Wahrscheinlich stammt das Stück aus der Rokokozeit. Mit großer Sorgfalt und photographischer Genauigkeit ist das Bild auf der Vorderseite gestaltet. Der Henkel, die Ränder und die Innenseite sind vergoldet. Die Rückseite ist in tiefem, sattem Blau gehalten.
Der Ausflügler, der die Straße von Neukirchen über Elisabethszell nach St. Englmar benutzt, sollte sich ruhig einmal die Zeit nehmen, und auf den ehemaligen Schloßberg hinaufsteigen. Ein herrlicher Ausblick nach “Süden wird die kleine Mühe lohnen.
Alois Bernkopf
Die Pürgler Kirche – Ein Kleinod des Barock
In einer Talschlucht des Elisabethszeller Baches, umgeben von bewaldeten Höhen, liegt der Ort Pürgl. Der Name kommt von „Pürglein“, was soviel wie kleine Burg bedeutet. Tatsächlich stand einst gegenüber der jetzigen Kirche eine Burganlage, die um das Jahr 1333 entstanden sein soll. Das übriggebliebene Wirtschaftsgebäude, das jetzt als Wohnhaus dient, hat die Jahreszahl 1340 auf dem Giebel. Das bedeutendste Geschlecht, das auf Pürgl residierte, waren die Ursenbeckhen von Irschenbach. Diese Adelsfamilie war dort von 1335 bis 1500. Wie und wann die Burg vom Erdboden verschwunden ist, weiß heute niemand mehr.
Ehe sich bei Pürgl die Hänge fast schluchtartig zum Bachbett drängen, erblickt der Wanderer das barocke Kirchlein von Pürgl. Wie eine sorgsam gefaßte Perle leuchtet es aus dem tannendunklen Hintergrund. An gleicher Stelle stand einst die Kapelle der Herren auf Pürgl. Der Erbauer der jetzigen Kirche war der Schloßherr von Haggn, Freiherr Leopold von Rehling zum Pürgl und Sparr. Diese Anlage stammt aus dem Jahre 1712.
St. Sebastian und St. Florian. Im Aufzug Ölgemälde Gottvater. Antependium: Ölleinwandbild des auf dem Kreuze ruhenden Jesuskindes in geschnitzter Gitterwerk Umrahmung.
Seitenaltäre: Mit völlig atektonisch behandelten Pilastern und zwei gewundenen Säulen. Aufzug mit vier Volutenpilastern. Altarblätter: links die kleine Maria im Kreise ihrer Eltern, rechts die Enthauptung der Wetterherren St. Johannes und Paulus. Seitenfiguren: links St. Apollonia und St. Ursula, rechts St. Leonhard und St. Johannes Nepomuk. Oberbilder: links St. Joseph, rechts der Tod des Franz Xaverius. Auf der Mensa Ölbilder in Muschelwerkrahmen um 1740: links Mariahilfbild nach Cranach, rechts St. Aloysius. Antependien mit üppiger Akanthusschnitzerei um die Mittelbilder St. Notburga bzw. St. Wendelin.
Kanzel: Die Ecken des Korpus sind mit Volutenpilastern besetzt, die einen geschnitzten Frührokokodekor tragen. Den Schalldeckel bekrönen sechs Voluten mit Band-, Laub- und Gitterwerk.
Ölgemälde: 1. Im Chor St. Ulrich mit Buch und Fisch. — 2. St. Barbara — 3. Kreuzwegstationen — 4. An der Eingangswand zahlreiche Votivtafeln.
Holzfiguren: St. Barbara mit Buch und Kelch. Ländliche Arbeit der Spätgotik vom Ende des 15. Jahrhunderts. — St. Ulrich, in seiner Linken ein Buch, das Attribut der anderen Hand fehlt. Spätgotische Arbeit um.1520. Beide Figuren stammen aus der ehemaligen Kirche in Sparr.
Auf einer Grabplatte am Eingang der Kirche lesen wir, daß 1548 „am Tag Lucia der erenvest Bernhardin Türckh zum Pürgl“ und 1539 „erichentags nach Egidi Barbara Eissinglin, obgemelts Türckhns eliche geweste Hausfrau in Christo Jhesu entschlafen“ ist. Türckh war einer der Burgherren im längst verfallenen Schloß Pürgl.
Die „Katholische Kirche Pauli Bekehrung“ zu Pürgl wurde 1712 erbaut und 1908 restauriert. Sie ist eine ansprechende Barockanlage, nach Süden gerichtet. Der eingezogene Chor hat ein Joch und halbrunden Abschluß. Den Übergang zum zweijochigen Langhaus bilden schräggestellte, halbrund ausspringende, kapellenartige Räume, in denen die Seitenaltäre stehen.
Empore mit geschweifter Brüstung. Die Fenster im Chor und auf beiden Seiten des Langhauses schließen im Kleebogen.
Sakristei östlich vom Chor. Mit Kreuzgewölbe. Von hier führt eine Stiegenanlage zur Kanzel hinauf.
Stuckaturen: Einfach behandeltes Bandwerk an den Gurtbogen der Gewölbe.
Deckengemälde: Im Chorjoch die Wetterherren St. Johannes und Paulus, auf Wolken thronend; unter ihnen ein Kornfeld, über das ein Hagelschauer hinzieht. Darüber das Symbol der hl. Dreifaltigkeit mit Jahreszahl 1712. Am Gewölbescheitel des Chorschlusses Medaillonbild des Evangelisten Markus, am Chorbogenscheitel der Evangelist Johannes, an den Gurtbogen des Langhauses St. Matthäus und St. Lukas. Am Langhausgewölbe befinden sich drei Deckengemälde: Glorifikation des Hl. Paulus, Predigt des Apostels, Martyrium nebst Entstehung der drei Quellen. Am nördlichen Gurtbogen gekröntes Ehewappen Asch und Jahreszahl 1739. Als Meister der Deckengemälde 1.wird Joseph Anton März angesehen.
Einrichtung einheitlich aus der Frührokokoperiode um 1730 mit feiner Arbeit in Lindenholz.
Hochaltar: Reicher, lebhaft bewegter Aufbau mit Volutenpilastern und gewundenen Säulen. Altarblatt Pauli Bekehrung. Seitenfiguren Bei aufziehendem Gewitter wird die Wetterglocke geläutet. Weil Pürgl als Wallfahrtsort ausgewiesen ist, werden Bittgänge hierher abgehalten. — Weit tönt die Sterbeglocke, wenn jemand Abschied von dieser Welt genommen hat. –
Gottesdienste finden am Sonntag nach Pauli Bekehrung, am Oster- und Pfingstmontag und am Sonntag nach St. Barbara (4. 12.) statt. Jeden ersten Mittwoch im Monat wird eine Abendmesse gehalten.
1978 übernahm die Kirche der „Förderverein Pürgler Kirche e.V.“ Er hat sich zur Aufgabe gemacht, dies Kleinod zu erhalten und instandzusetzen. 1. Vorstand Johann Amann, 2. Vorstand Erwin Niedermayer, Bürgermeister Heinrich Lobmeier und Kassier Länger haben durch die Hilfe vieler Freunde und durch Zuschüsse staatlicher Stellen das Kirchlein innen und außen renovieren lassen. Was dieser Verein an Initiativen und Leistungen erbracht hat, ist kaum in Worten wiederzugeben. Ihm ist es zu danken, daß diese „Perle in Barock“ in neuem Glanze erstrahlt. Dem Förderverein, der ein wertvolles Kulturgut vor dem Verfall gerettet hat, haben sich mittlerweile viele Mitglieder angeschlossen. Der Verein ist auch in Zukunft auf Mitglieder und Förderer angewiesen.
Herausgegeben 1986 vom „Förderverein Pürgler Kirche e.V.“
Zusammengestellt von K. Klar
Das Pürgler Kircherl
Das an landschaftlichen Schönheiten reiche und überaus reizvolle Tal des westlichen Bogenbaches von Neukirchen, bei Haggn bis zu seinem Ursprungsort Elisabethszell ist zu allen Jahreszeiten das Ziel vieler Wanderer. An stattlichen Bauernhöfen inmitten fruchtbarer Ackerbreiten im Neukirchener Obstwinkel vorbei schlängelt sich die schmale Landstraße waldeinwärts, vorüber an fleißig klappernden Mühlen und kreischenden Sägewerken. Ehe sich bei Pürgl , die Hänge beinahe schluchtartig zum Bachbett drängen und hohe Tannenwälder vom Osten her das stille Tal beschatten, bietet sich dem Blick des beschaulichen Wanderers ein entzückendes Bild: auf einem, die im Westen des Tales liegende Bucht mit der alten Hofmark Sparr abschließenden Hügel steht ein kleines, sauberes Kirchlein. Wie eine sorgsam gefaßte Perle leuchtet es aus dem tannenschwarzen Hintergrund. Das Pürgler Kircherl, das hier gemeint ist, fand ob seiner prächtigen Lage schon viele Bewunderer. Wenn auch die anheimelnde Stätte frommer Erbauung keine altehrwürdige Geschichte aufzuweisen vermag — sie ist kaum zweieinhalb Jahrhunderte alt —,“erscheint sie doch in einiger Hinsicht einer kurzen Betrachtung wert.
Der ehrenwerte, Stifter dieses kleinen, seit 1712 stehenden Gotteshauses, das eine der interessantesten Barockbauten der weiten Umgebung ist, war der damalige Schloßherr von Haggn, Freiherr Leopold von Rehling zum Pürgl und Sparr. Die Einrichtung der Kirche, zum Teil aus seiner Schnitzarbeit in Lindenholz bestehend, stammt aus der Frührokokoperiode um 1730. Der Hochaltar in seinem lebhaft bewegten Aufbau trägt ein Bild, Pauli Bekehrung darstellend. Reicher, geschmackvoll verteilter, geschnitzter Frührokokodekor ziert auch die Kanzel. Am Kircheneingang erinnert eine Grabplatte, daß 1548 „am Tag Lucia der erenvest Bernhardin Türckh zum Pürgl“ und 1539 „erichentags nach Egidi Barbara Eissinglin, obgemalts Türckns eliche geweste hausfrau in Christo Jhesu entschlaffen“ ist. Die Zeitläufte haben das Pürgler Kirchenl zur vielbesuchten Marien-Wallfahrt werden lassen. Zahlreiche Votivstücke aus Wachs und einige aus Holz am Marienaltar, außerdem viele Votivtafeln — die älteste trägt die Jahreszahl 1783 — berichten von gnadenvoller Hilfe aus Krankheit, Not und Gefahr.
Die zwei unter dem kecken Zwiebeltürmchen hängenden, von Straubinger Gießern im 18. Jh. gefertigten Glocken mußten auch die kriegerische Irrfahrt mitmachen und erreichten vor drei Jahren wieder ihre Heimstätte. Viermal im Jahre: demnächst am Barbaratag (4. Dezember), an Pauli Bekehrung (25. Jan.), am Ostermontag, am Pfingstmontag, werden in der Kirche zu Pürgl, als Nebenkirche der Pfarrkirche Neukirchen, regelmäßig Gottesdienste abgehalten. Seit der Errichtung eines Schulhauses in Pürgl werden dort jeden Montag auch Schulmessen gelesen.
Zum Abschluß sei dem Pürgler Wetterglöckchen ein Wort der Erwähnung getan. Die heimische Bevölkerung schreibt der Wetterglocke die durch besondere Weihe empfangene Kraft zu, gefährliche Gewitter zu vertreiben. Wenn zur Sommerszeit nach glühender Hitze schwarze Wolken am Horizont sich ballen, wenn grelle Blitze zucken und ein Hagelunwetter sich über den der Reife sich nähernden Getreidefeldern zu entladen droht, dann zieht der Mesner von Pürgl am Strang der Wetterglocke, auf deren wimmernden, den zornigen Ausbruch der Elemente bannenden Klang die Bevölkerung vertrauensvoll lauscht. So stehen die Leute vom Tal und von den nahen Höhen auch bei ihrer schweren täglichen Arbeit mit der „lieben Frau von Pürgl“ und ihrem Glöckchen in enger, segensreicher Beziehung.
Martin Seidl
Pürgl
Zu Unserer Lieben Frau
Pf.: Neukirchen b. Haggn Dek.: Bogenberg
Die Kirche von Pürgl (Titel: Bekehrung des hl. Paulus), eine der interessantesten Barockbauten der Gegend, haben die Schloßherren von Haggn gegen 1712 gebaut. Vielleicht wirkt der Einfluß von der Frauenbrünnlkapelle (Dientzenhofer!) bei Straubing nach, denn es handelt sich hier um eine merkwürdige Verquickung einer Dreikonchenanlage mit einem Longitudinalbau.
Der eingezogene Chor hat ein Joch und halbrunden Schluß. Den Übergang zum Schiff bilden schräggestellte, halbrund ausspringende, kapellenartige Räume, in denen die Seitenaltäre stehen. Der Raum ist mit einer Stichkappentonne gewölbt. Die Fenster schließen oben in Kleeblattform. Der Stuck besteht aus einfachem Bandwerk. Die Deckengemälde im Chor zeigen die Wetterheiligen Johannes und Paulus auf den Wolken, an den Gurtbögen des Langhauses Grisaillebilder der Evangelisten, am Langhausgewölbe die Verherrlichung des hl. Paulus, sein Martyrium und die Entstehung der drei Quellen, vielleicht von Jos. Anton März 1739.
Die Ausstattung entstammt einheitlich dem Frührokoko um 1730 (feine Schnitzarbeit in Lindenholz ohne Fassung). Der Hochaltar ist ein bewegter Aufbau mit gewundenen Säulen und Volutenpilastern. Das Altarbild schildert Pauli Bekehrung, zu beiden Seiten stehen die Figuren von St. Sebastian und Florian (H. 1,50 m), im Aufzug Gottvater. Das Antependium schmückt ein Ölbild mit dem Jesuskind, das auf dem Kreuz ruht, in geschnitzter Gitterumrahmung.
Seitenaltäre: Altarblatt links die jugendliche Maria im Kreis ihrer Eltern, rechts die Enthauptung der Wetterherren Johannes und Paulus. Seitenfiguren: Apollonia und Ursula, rechts Leonhard und Johannes Nepomuk. Oberbilder: Josef bzw. Tod des hl. Franz Xaver. Auf der Mensa des linken Seitenaltars steht das Wallfahrtsbild, eine Kopie des Mariahilfbilds von Lucas Cranach, in Muschelrahmen 1740, auf der des rechten eine Statue des hl. Antonius. An der Eingangswand hängen zahlreiche Votivtafeln (die älteste von 1783), mehrere volkstümliche Hinterglasbilder und Votive aus Wachs und Holz. Außerdem erwähnenswert die Holzfiguren der hl. Barbara (spätgotisch, Ende 15. Jh.) und des hl. Paulus mit Buch, sowie zwei Ölbilder von St. Ulrich und St. Barbara im Chor.
SPARR bei Pürgl
(Aus Heimatbucht von Neukirchen, von Kornel Klar,1905)
Die einstige Kirche von Sparr
Nur wenige hundert Meter von Pürgl entfernt ist der kleine Ort Sparr, der im Sommer viele Fremde beherbergt. Nur wenige wissen, daß Sparr einstmals eine Hofmark des Schlosses Haggn war. 1324 besaß das Kloster Oberalteich hier zwei Güter.
Niemand weiß, daß auch in Sparr einmal eine Kirche war. P. Norbert Backmund schreibt über das Sparrer Kirchlein: Man kann ihren Spuren noch nachgehen. Die Filialkirche zur hl. Barbara stand unter dem Patronat der Schloßherren von Pürgl und lag an der Stelle, wo heute der Baumgartner seinen Wurzgarten hat. Hanns der Urssenpeckh (Ursenpeck) auf Pürgl ließ sie 1335 erbauen und durch den Bischof konsekrieren. Er betrachtete offensichtlich die Kirche von Pürgl als seine private Schloßkapelle, und so wollte er für die Leute eine zweite Kirche in der Nähe erbauen. Die Gottesdienste an beiden Kirchen waren dem Kloster Windberg übertragen. Dieses bekam 1654 für zehn Ämter in Pürgl und drei in Sparr alljährlich nur drei Gulden vom Haggner Schloßherrn Frhrn. von Rehlingen, auf den die Patronatsrechte der Pürgler übergegangen waren. Die drei Gottesdienste, die die Windberger alljährlich in Sparr zu halten hatten, waren für den Ulrichstag, den Barbaratag und den Sonntag Cantate festgesetzt. Außerdem scheint in Sparr kein Gottesdienst gewesen zu sein.
Das Amt am Ulrichstag des Jahres 1795 war die Primizmesse des Windberger Paters Max Stegmiller, der 1838 in Straubing starb und im Petersfriedhof begraben ist. Diese Primiz sollte die letzte Messe sein, die die Kirche zu Sparr erleben durfte. Die Aufklärung war gegen die „Winkelkirchen und Feldkapellen“. Die Säkularisation warf ihre Schatten voraus, und so wurde unser Barbarakirchlein am 18. Februar 1796 durch den Pater Johann Fleischmann von Windberg exsekriert. 1804 wurde es dann verkauft.
Manche seiner Einrichtungsgegenstände existieren noch: Die gotische Barbarafigur ist heute eine Zierde der Kirche von Pürgl, der eingelegte Altar kam nach Landasberg. Er ist ein Werk des Windberger Laienbruders Fr. Fortunat, der auch die Pürgler Altäre geschnitzt hat. Auch die Orgel wanderte nach Landasberg. Im ersten Krieg wurde sie ihrer Pfeifen beraubt, und das Gehäuse wanderte in den Ofen. Man konnte noch darauf lesen: „Errichtet 1744 von Pater Makarius Scherer, Pfarrer von Neukirchen“. Ein schönes schmiedeeisernes Kirchengitter mit zwei Flügeln ist heute noch im Besitz des Schleinkoferwirtes in Sparr. In seinem Wirtshaus befinden sich auch noch schöne Solnhofer Bodenplatten aus der alten Kirche. Das einstige Kirchenportal, zwei eichene Türflügel mit eisernen Knopfbeschlägen vermodern jetzt am Lagerkeller der Schleinkoferschen Brauerei. Die Kirche selber verlor bald ihre Gewölbe, auch die Chorrundung wurde abgebrochen. Der Rest bekam ein notdürftiges Schindeldach und diente als Obstkeller, Schafstall und Rumpelkammer. Um 1900 war der Altarsockel noch vorhanden. Der ganze Bau war damals mit Wein überwachsen. 1933 stand noch eine drei Meter hohe und vier Meter lange Mauer aus Bruchsteinen. Heute ist alles verschwunden, und nur noch wenige wissen, daß es in Sparr eine Kirche gegeben hat.
Ehemalige Brauerei in Sparr
Im Sommer besuchen viele Feriengäste, besonders aus dem Ruhrgebiet, den Ort Sparr, wo sie im Schleinkofer’schen Gasthaus, inmitten von Wäldern, die Ruhe finden, nach der sich die Städter das ganze Jahr sehnen. An gleicher Stelle war noch vor zwei Jahrzehnten eine Brauerei, die einzige auf dem Gebiet der Gemeinde Neukirchen vor der Gebietsreform. Etwa 400 Hektoliter Bier wurden hier im Jahr für den Eigenbedarf gesotten. Gasthaus und Brauerei konnten auf eine alte Tradition zurückblicken. Vormalige Besitzer, soweit bekannt, waren Ludwig Schleinkofer und Johann Michel, Vater und Sohn. Letzteren gehörte auch die ehemalige Rieselmühle in Pürgl. Von der im Jahre 1960 stillgelegten Brauerei ist nur noch eine Sudpfanne übrig. Unterhalb der alten Gastwirtschaft stand einst eine Kapelle, die nach dem letzten Kriege einem Neubau weichen mußte. Sie war überdies baufällig. Erwin Schleinkofer besitzt noch drei Heiligenfiguren aus dieser Kapelle. Seiner Meinung nach sind die aus Böhmen stammenden Heiligen aus Holz Arbeiten des frühen 18. Jahrhunderts. Vermutlich stammen sie aus der ehemaligen Kirche in Sparr, die Ende des 18. Jahrhunderts abgerissen wurde. Die Figur des hl. Sebastian, des Patrons der Pestkranken, Soldaten und Söldner, sind auch einst in der Kapelle. Der Sebastianstag am 20. Januar war früher für Sparr ein Dorffeiertag, an dem an der Kapelle auch eine hl. Messe gehalten wurde. Unterhalb des Baumgartner-Anwesens befindet sich der ehemalige Bierkeller der Brauerei, in dem das Bier nach der Sud gelagert wurde.
Die schon morschen und mit Eisen beschlagenen Kellertüren aus Eichenholz stammen auch von der einstigen Kirche in Sparr. Das wertvolle schmiedeeiserne Türschloß hat schon lange einen Liebhaber gefunden. Der Bierkeller ist dem Verfall preisgegeben.
Der Name Sparr wird als „Sperre“ gedeutet. Bei Pürgl verengt sich das Tal in Richtung Elisabethszell, so daß die Talenge in früheren Kriegszeiten als gut zu verteidigende Straßensperre gegolten haben kann. Pater Backmund aus Windberg berichtet, daß dort eine Familie von Spaur ansässig gewesen sein soll, die aber ausgestorben ist. In Österreich lebt ein Zweig dieser Familie, ein Graf von Sparr, deren Vorfahren 927 an einem Feldzug Heinrichs I. gegen die Wenden teilgenommen haben. Sie sind dann in der späteren Mark Brandenburg seßhaft geworden. Ein gewisser Adolf Sparr lebt heute in Meschede. Von ihm wissen wir, daß einer seiner Ahnen aus Schleswig-Holstein in den Süden ausgewandert ist. In Igolfsheim bei Colmar ist ein Weingut Pierre Sparr et ses Fils, deren jetziger Besitzer die Mitteilung machte, daß sein Ur-, Ur-Großvater in Odenheim bei Bruchsal geboren wurde.
Das Prämonstratenserkloster Windberg
Aus „Der Landkreis Straubing-Bogen“ 1984
Seit Jahrhunderten leitete man den Namen und die Gründung dieses Klosters von zwei frommen Einsiedlerbrüdern mit dem gleichen Namen Winith her, die hier im 10. Jahrhundert gelebt haben sollen. Ein anderer Bericht erzählt von einem Einsiedler Wilhelm, der in der Nähe von Windberg als Klausner gelebt habe. Über dem Grab dieses heiligmäßigen Mannes hätte Adalbert I. aus dem Geschlecht der Grafen von Bogen, zu dem auch Wilhelm gehört habe, eine Kapelle bauen lassen. – Von dieser heiligen Stätte aus habe sich dann eine Ordensgemeinschaft entwickelt. Die „Gründungsgeschichte von Windberg“, zwischen 1146 und 1167 abgefaßt, weiß noch von einer weiteren Variante zur Entstehung dieses Klosters zu berichten. Der Einsiedler Englmar sei in seiner abgelegenen Klause in der Nähe von Windberg 1100 ermordet worden. Dies sei Anlaß gewesen zum Bill einer kleinen Kirche und zur späteren Einrichtung einer Ordensgemeinschaft.
Alle diese Berichte sind Erfindungen und haben mit dem eigentlichen Gründungsvorgang, der allerdings nicht endgültig aufgehellt werden kann, nichts gemeinsam. Auf der Burg Windberg, damals im Besitz des Grafen Adalbert von Bogen, lebte eine Klerikergemeinschaft, die unter der Leitung eines gewissen Rudbert stand. Dieser hatte die kleine Priesterschar für einen Anschluß an den eben erst von Norbert von Xanten gegründeten Prämonstratenserorden gewonnen. Dies beweist auch die Tatsache, daß sich die Gemeinschaft nach dem Tod des Propstes Rudbert (1139/40) einen Nachfolger aus dem Prämonstratenserkloster Schäftlarn erbeten hat. Noch vor 1139 hatte Adalbcrt das neue Kloster mit Gütern dotiert, die von Bischof Otto von Bamberg durch Zustiftungen noch vermehrt worden waren. Damit ist die Gründung dieses Klosters vor 1139 anzusetzen.
Die Berufung des Professen Eberhard zum Propst des Klosters hatte sich als Fehlschlag erwiesen. Schon Anfang 1141 mußte er „wegen ungezügelter Sitten“ abgesetzt werden. Erst danach entschloß sich .Adalbert zur offiziellen Klostergründung, und zwar unter dem Einfluß von Böhmenherzog Wladislaus, der 1142 mit Bischof Heinrich Zdik,. einem Angehörigen des Prämonstratenserordens, zu Besuch kam und sich an der Dotierung des Klosters beteiligte. Er übergab dem Klöster Güter sowie die Pfarreien Schüttenhofen und Albrechtsried in Böhmen. Der von den Bogenern geschaffene Ministerialenadel, in dessen Händen die zahlreichen Burgen in der Umgebung lagen, vermachte dem Kloster in der Folgezeit zahlreiche Stiftungen, meist zum „Seelgerät“, aber oft nur auch, um im Kloster eine Begräbnisstätte zu erhalten.
Mehrere dieser geschenkten Höfe betrieb das Kloster selbst, um wirtschaftlich unabhängig zu sein. Weiter entfernt gelegene Güter, die sogenannten „curiae“, aus denen sich später die Dörfer entwickelten, wurden von Klosterbrüdern unter Leitung eines „Hofmeisters“ geführt. Solche Windberger Außenhöfe fanden sich z. B. in Ainbrach, Sossau, Fruhstorf, Fierlbach-Münchshöfen, Sunzing im Donaugau und Albrechtsried in Böhmen. In der Regel bauten die Mönche dort auch die Kirchen, die das Begräbnisrecht hatten. Im Sterbebuch des Klosters werde glücklicherweise auch der Weihetag dieser Kirchen, die an den genannten Orten heute noch bestehen, eingetragen. Am 11. Juni 1185 wurde die Kirche in Sossau durch Bischof Chuno von Regensburg geweiht, am 17. Juli ca. 1180 „unsere Kirche“ in Fierlbach“ durch Bischof Bernhard von Bamberg, am 22. Juni ca. p 60 „unsere Kirche in Ainbrach“ von Bischof Hartwig aus Regensburg. Für den eigenen Bedarf schuf sich das Kloster auch verschiedene Handwerksbetriebe. Der Name „Glashütt“ taucht das erste Mal um 1200 auf. Diese inmitten ihrer Wälder gelegene Glashütte hatte sich das Kloster wohl schon eher errichtet, urn das nötige Glas für seine Kirchenbauten zu gewinnen. Über etwa 700 Untertanen übte das Kloster Windberg die Grundherrschaft aus, die in dem Gebiet zwischen Wörth und Hengersberg, Cham und Pilsting ansässig waren. Dazu kamen noch Weinberge bei Regensburg und in der Wachau.
Eine Blütezeit erlebte das Kloster Windberg unter dem Abt Gebilard. Nach der Absetzung des unwürdigen Eberhard hatten ihn die Wiriciberger Mönche aus dem Doppelkloster Bedburg bei Kleve als Nachfolger pbstuliert. Mit seiner außerordentlichen Tüchtigkeit brachte er das Kloster bald zu großem Ansehen. In. Seiner Regierungszeit wurde die junge Gründung schon zur Abtei erhoben, er selbst 1146 vom Regensburger Bischof zum Abt geweiht. Im selben Jahr erhielt Windberg auch noch die feierliche päpstliche Bestätigungsbulle als Prämonstratenserkloster.
In seiner fast 50jährigen Regierungszeit (1141-1191) wurde Windberg zu einem kulturellen und geistigen Zentrum. Die zahlreichen Handschriften, die heute in der Münchener Staatsbibliothek aus dem Kloster Windberg aufbewahrt werden, geben ein beredtes Zeugnis von dem regen Geistesleben, das dieser Abt Gebhard in Windberg entfaltete. Wie aus dem Windberger Nekrolog hervorgeht, unterhielt er enge Beziehungen zu den Prämonstratenserklöstern des Rhein- und Maasgebietes. An den Windberger Handschriften lassen sich diese weiten Beziehungen und Verbindungen zu anderen Klöstern, Äbten und Bischöfen deutlich fassen. Abt Gebhard, selbst magister artium, sorgte systematisch für den Aufbau der Bibliothek. Verschiedene handschriftliche Einträge, die selten vom Schreiber selbst stammen, sondern wahrscheinlich nachträglich vom Bibliothekar oder auch vorn Abt Gebhard selbst angebracht wurden, lassen die gezielte Ausstattung der Bibliothek mit Werken aus den verschiedensten Wissensbereichen erkennen. Ein erhaltener mittelalterlicher Bibliothekskatalog aus der Zeit Gebhards vermittelt einen Einblick in die „Waffenkammer“ (armarium), die Sammlung von Handschriften, die in der Frühzeit meist in kleinen Wandnischen neben der Sakristei, in unmittelbarer Nähe des liturgischen Bereichs, wo man diese Werke in erster Linie brauchte, aufbewahrt wurden, während die profanen Handschriften im eigentlichen Bibliotheksraum untergebracht waren.
Unter Abt Gebhard hat man in Windberg aber nicht nur Handschriften ausgeliehen, abgeschrieben und angekauft, sondern auch in der eigenen Schreibschule (Skriptorium) geschaffen. Als das Kloster im 16. Jahrhundert einen schlimmen Niedergang erlebte, mußte ein Teil des Kirchenschatzes und der kostbaren Handschriften verpfändet werden. Es gelang zwar, gegen Ende desselben Jahrhunderts eine Anzahl davon wieder zurückzuerwerben, doch, erlitt der beträchtliche mittelalterliche Bestand in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges durch Raub und Vernichtung empfindliche Einbußen.
Als das Kloster 1803 säkularisiert wurde,, gelangten neben dem durch Besitzeinträge als Windberger Provenienz ausgewiesenen Hauptbestand auch zahlreiche andere Handschriften aus diesem Kloster nach München, denen Besitzvermerke oder andere eindeutige Windberger Herkunftshinweise fehlten. Später waren sie dort nicht mehr als ehemaliger Windberger Besitz zu erkennen, weshalb sie unter die Codices unbekannter Herkunft eingereiht wurden. Die umfangreiche und hervorragende Leistung Windbergs auf dem Gebiet der Buchmalerei ist erst in jüngster Zeit erkannt und gewürdigt worden, da man sich intensiver um diese Handschriften bemühte und auch die Herkunft aus dem Windberger Skriptorium von vielen anderen Exemplaren aufklären konnte.
Das wertvollste Stück, das mit großer Wahrscheinlichkeit auf Veranlassung des Abtes Gebhard in der Windberger Schreibstube selbst entstand, ist ohne Zweifel der unter die deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München mit der Nummer 17 eingereihte lateinische Psalter mit deutscher Interlinearversion. In dem vor 1187 geschriebenen Codex sind alle Psalmen zwischen den Zeilen des lateinischen Textes wörtlich in deutscher Sprache wiedergegeben. Daneben finden sich am Rand erklärende Glossen. Es handelt sich durchaus noch um die althochdeutsche Sprache, die sich dem Leser in einer eher archaisch wirkenden Übersetzungstechnik bietet. Die deutsche Wiedergabe, die allerdings auf vorangehenden Übersetzungen fußt, erfolgt Wort für Wort, zum Teil auch Wortabschnitt für Wortabschnitt. Hinter einer solchen Übersetzungsmethode darf man nun nicht die primitive Stufe der Spraehentwicklung vermuten. Wir müssen eher an eine pädagogische Absicht denken, die dem der lateinischen Sprache weniger kundigen Leser den Text erklären und verstehen helfen sollte. Die Psalmenübersetzung wurde wohl auch von Laien in enger Anlehnung an den lateinischen Text in deutscher Sprache gesungen. Die sechs lateinischen Gebete am Schluß, die sich, wie Backmund nachweist, im Sacramentarium Praemonstratense finden, sowie Weihenotizen im Kalender bestätigen einen ursprünglichen Gebrauch in Windberg.
Psalter und Oratorien, die den Hauptteil der Handschrift ausmachen, tragen rote Überschriften und zeigen einzeilige rote Majuskeln an den Versanfängen des lateinischen Textes. Vergrößerte rote Initialmajuskeln finden sich am Beginn der Psalmen. Bemerkenswert sind noch Rankeninitialen in roter Federzeichnung, eine kleine Tierinitiale und zwei Initialen mit Drachenkopf und Drachenschwanz.
Unter den Literaturwissenschaftlern besteht Einigkeit darüber, daß die Windberger Psalmenübersetzung zu den besten gehört, die auf uns gekommen sind.
Im Windberger Skriptorium des Abtes Gebhard, von dem es heißt, daß er dreihundert Bücher entweder gekauft, selbst geschrieben oder schreiben ließ, entstand auch noch eine umfangreiche Sammlung von Heiligenleben, das „Legendarium Windbergense“, die zu den bedeutendsten Leistungen dieser Zeit zählt. Gleichlautenden Einträgen zufolge wurde das sechsbändige Handschriftenwerk im Auftrag von Abt Gebhard geschrieben. Der Abt selbst War es wohl, der die Quellenauswahl traf und die Texte zusammenstellte. Wie zahlreiche andere wertvolle Handschriften, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, gehört auch diese Vitensammlung zu den Zimelien der Staatsbibliothek in München.
Wie viele der Abteien des Prämonstratenserordens wurde auch Windberg an einer bereits bestehenden Pfarrkirche gegründet. Weit in den Wald hinein dehnte sich diese Urpfarrei aus, die von Chorherren dieses Klosters versorgt wurde. Das Gebiet um Englrnar blieb auch weiterhin das bevorzugte Seelsorgsgebiet, vor allem deshalb, weil sich das Grab des seligen Einsiedlers allmählich zu einer Wallfahrtsstätte entwickelte und die Dorfgemeinde Englmar im Lauf der Zeit immer mehr wuchs. St. Englmar war 1255 noch einc Filiale, 1296 aber bereits als Pfarrei errichtet worden. Die ausgedehnteste Pfarrei bildete sicherlich Viechtach. 1287 kam sie an das Kloster, das aber die Pfarrstelle vorerst mit einem Weltpriester besetzte, bis es dann 1428 einen eigenen Chorherren dorthin berief. Da diese. riesige Pfarrei mit den 180 dazugehörigen Ortschaften vom Kloster personalmäßig nicht mehr seelsorgerlich betreut werden konnte, vertauschte man diese Pfarrei mit dem nähergelegenen Hunderdorf, das den Vorteil bot, daß es sich unmittelbar vom Kloster aus versorgen ließ.
Frühzeitig hielt das Kloster auch nach einer einträgigen Wallfahrtsstätte Ausschau. Der Klosterhof Sossau wurde zur Pfarrei, wenn auch zu einer kleinen, erhoben. Bis zum 16. Jahrhundert mußte auch die kleine Pfarrei Albertskirchen, heute zu Waltendorf gehörig, von den Prämonstratensern versehen werden, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts und während des 30jährigen Krieges noch mehr Pfarreien übernehmen mußten, da überall Priestermangel, vor allem durch häufige Apostasien bedingt, herrschte. Vorübergehend wurden noch die Pfarreien Arnschwang, Eschlkam, Straßkirchen, Schwarzach, Mariaposching u. a. versorgt.
Nach einer wirtschaftlichen Blüte des Klosters im Spätmittelalter — jedes Mitglied des Konvents konnte damals selbständig Verträge abschließen, Testamente machen und Privateigentum besitzen — wurde der Konvent durch den Landshuter Erbfolgekrieg (1504) so arg mitgenommen, daß man sich gezwungen. sah, nicht nur Klosterschätze zu veräußern und zu verpfänden, sondern auch einen Großteil der Güter zu verkaufen. Diese Schwächung konnte das Kloster bis zur Säkularisation nicht mehr ausgleichen. Es zählte von da ab zu den ärmeren Klöstern.
Mit dem wirtschaftlichen Verfall ging auch ein Niedergang der Klosterzucht einher. Die Ideen der lutherischen Lehre machten sich breit. Die Stadt Cham, die protestantisch wurde, grenzte an die ausgedehnte Pfarrei Viechtach, aus der die meisten Geistlichen davonliefen. Unter den weit über zehn Chorherren, die „mit einer leuchtfertigen Weibs-Persohn entloffen und apostasieret“ waren, befand sich auch der spätere bedeutende protestantische Schriftsteller Thomas Rorer. „Durch das würdelose Benehmen eines neben ihm zelebrierenden Mitbruders angewidert“, wie er später schreibt, wandte er sich der Lehre Luthers zu, dessen „Trostpsalmen“ ihn tief beeindruckten. Zunächst nahm er eine Predigerstelle in Cham an, wo er auch heiratete. Später finden wir ihn in Ortenburg (1564), 1579 als Pfarrer von Gutenbrunn in Österreich, wo er nach 1582 starb.
Im Zuge der Gegenreformation festigten sich auch in Windberg die geistigen und wirtschaftlichen Verhältnisse wieder. Besonders mit Abt Andreas Vögele (1596-1632) zogen ein anderer Geist und gut ausgebildete Novizen in das Kloster ein, die an Jesuitengymnasien und deren Universitäten studiert hatten. Der Privatbesitz wurde wieder abgeschafft, die klösterliche Armut in den Vordergrund gestellt. Unter den Wirren und Schrecknissen des 30jährigen Krieges hatte auch Windberg wieder schwer zu leiden. 1633 plünderten die Schweden das Kloster. Damals wurde das gotische Hochgrab der Stifter zerstört und die in Silber gefaßten Reliquiare des hl. Sabinus gestohlen, die den Chorherren sehr viel bedeuteten, denn Sabinus war neben Maria der zweite Patron der Windberger Kirche. Zwei Patres wurden damals von den Schweden ermordet. Später wurden sie vom Konvent als Märtyrer verehrt. Es kam dem Kloster und dem inneren Aufbau der Ordensgemeinschaft sehr zugute, daß noch während dieses verheerenden Krieges ein Abt an die Spitze des Konvents gewählt wurde, dem eine lange Regierungszeit beschieden war. Abt Michael Fuchs leitete den Konvent von 1634 bis 1681. Er führte das Reformwerk seiner Vorgänger fort, richtete im eigenen Haus eine theologische Hochschule ein, an der auch auswärtige Ordensmitglieder dozierten und studierten, um vor allem den jungen Ordensbrüdern, die jetzt in größerer Zahl wieder dem Kloster zuströmten, eine gediegene theologische und philosophische Ausbildung zu vermitteln. Daß Windberg damals auch wieder die innere Stabilität und Ausgeglichenheit gefunden hat, beweist die Tatsache, daß dieser Abt Michael als Visitator für den bayerischen Ordenskreis der Prämonstratenser eingesetzt wurde.
Als man nach den vielen ruhigen Jahren seit dem 30jährigen Krieg daran ging, die Klostergebäude und Kirchen im Stil der Zeit umzubauen oder gar zu erneuern, wurde auch das Kloster Windberg von diesem Baufieber gepackt. Nur konnte man sich dort auf diesem Gebiet nicht so stark entfalten, da das Kloster ja doch zu den ärmeren Stiftungen zählte. Erst als die Regierung dem Kloster 1720 einen Zuschuß genehmigte, entschloß sich der Abt Augustin Schmidbauer, in die Stelle des alten Baues, den man als ein „rechtes Gefenkhnuss und eine enge Keuchen“ empfand, einen Neubau zu setzen. Mit dem Klosterbruder Fortunat Simon, der sich erst fünf Jahre vorher in den Konvent aufnehmen hatte lassen, hatte man den Architekten, Kunstschreiner und Zimmermann in einer Person im eigenen Hause. Der Franziskanerbruder Philipp Plank, von dem auch der Entwurf des Franziskanerklosters in Straubing stammt, fertigte den Plan des Klosterneubaus, der in einem Viereck, drei Stockwerke hoch, südlich der Kirche errichtet werden sollte. Da aber bald das Geld ausging, blieb der Bau ein Torso bis in unsere Tage. Dem Umstand verdanken wir heute aber auch die Erhaltung der in ihrer Grundsubstanz romanischen Kirche. Sie konnte in den Jahren 1735 bis 1755 nur bescheiden barockisiert werden.
Eine letzte Blütezeit des Klosters leitete jedoch der Rokokoprälat Bernhard Strelin aus Landau ein, der von 1735 bis 1777 dem Konvent vorstand. Unter ihm arbeitete vor allern der in Meindling geborene Bildhauer und Stukkatpr Mathias Obermayr von Straubing, der an der Vollendung der Kirchenausstattung maßgeblichen Anteil hat. Auf dem Schaffensweg dieses Künstlers aus dem Landkreis Straubing ist Windberg ein Kernstück. Seine Stuckaltäre, die er in der Windberger Klosterkirche geschaffen hat, können in der Kunst des 18. Jahrhunderts einen hohen Stellenwert beanspruchen. Abt Strelin entfaltete überhaupt innerhalb und außerhalb des Klosters eine rege Bautätigkeit. Das „mathematische Museum“ ließ der als Astronom tätige Abt ebeitso mit Fresken und Stuck auszieren wie das Noviziat und die Bibliothek. Auf seine Initiative gehen die Pfarrhöfe in Englmar, Sossau und Degernbach zurück. Er erbaute die Kirche in Perasdorf und ließ die Gotteshäuser von Sossau, Gaishausen und Englmar fast völlig neu einrichten und ausmalen. Daneben war der gelehrte und angesehene Mann als Landschaftsverordneter tätig, zählte zu den Mitgliedern der kurbayerischen Akademie der Wissenschaften in München sowie der arkadischen Akademie in Rom. Diese Ämter brachten viele Verpflichtungen und Arbeiten mit sich. So verweilte er oft außerhalb seines Klosters, häufig in München; wo er auch am 6. März 1777 gestorben ist. Zu Grabe getragen wurde er in seiner Klosterkirche, in der als einziger sein Grabstein erhalten blieb. Zu Grabe gegangen ist mit Abt Strelin auch der letzte Glanz des Klosters, denn sein Nachfolger Joachim Eggmann (1777-1799) richtete es aus übertriebener Sparsamkeit, aus Angst davor, daß auch seine Abtei wie 1783 das benachbarte Kloster Osterhofen wegen Überschuldung aufgehoben werden könnte, erst recht zugrunde. Andere Äbte haben in dieser Zeit durch Eingaben an den Kurfürsten Neuaufnahmen durchgesetzt. In Windberg hatte in den Jahren 1778 bis 1790 kein Profeß die Ordensgelübde abgelegt. Jahrelang ließ Abt Eggmann die Kleriker auf die Weihen warten. Schließlich war die Unzufriedenheit über seine Amtsführung, vor allem natürlich auch infolge der aufklärerischen Ideen, die Windberg ebenfalls nicht verschonten, so groß, daß er durch eine Regierungskommission zur Abdankung gezwungen wurde.
In dem letzten Abt Ignaz Breu hatte das Kloster zwar einen talentierten Mann gefunden, der aber gegen die klosterfeindliche Politik des Staates auch nicht mehr viel erreichen konnte. Junge Novizen durften schon seit Jahren keine Ordensprofeß mehr ablegen, weil man von staatlicher Seite die Zahl der Pensionäre, nach der längst geplanten Säkularisation möglichst klein halten wollte. Am 6. November 1802 erschien auch in Windberg die staatliche Kommission zur Inventarisierung des gesamten Besitzes, um ihn im Jahr darauf zur Sanierung der staatlichen Finanzen zu veräußern. Am 1. April erschien dort wie auch in Oberaltaich der Aufhebungskommissär. Auf 67000 Gulden hatte man den Verkaufswert des Klosterbeeitzes festgelegt. Der Dorfwirt Greindl kaufte mit anderen Leuten zusammen die Klostergebäude. Die Chorherren, die als Pfarrer eingesetzt waren, begaben sich auf ihre Pfarreien in Neukirchen, Perasdorf und Hunderdorf. Die übrigen Chorherren zerstreuten sich in alle Himmelsrichtungen und zogen oft viele Jahre von einem Ort zum anderen, bis sie endlich eine dauerhafte Seelsorgestelle erhielten. P. Joseph Klendau starb als letzter Konventuale des Klosters im Jahre 1859 in Bogen, Abt Ignaz Breu am 14. August 1840 als letzter Abt eines bayerischen Klosters.
Windberg wurde zur Einöde, verschiedene Gebäude wurden im 19. Jahrhundert eingerissen. Zerteilt und zertrümmert fristeten die Überreste der einstigen Abtei ein schattenhaftes Leben, bis im Jahr 1923 die ehemaligen Klostergebäude mit einigen Grundstücken und einer betriebsfähigen Brauerei in den Besitz holländischer Prämonstratensermönche aus Berne übergingen, die es als eine Ehrensache ansahen, das ehemalige Kloster wieder zu beleben.
1981 zählte die Abtei Windberg elf Patres und zwei Novizen. Neben der Pfarrseelsorge in Windberg, Neukirchen bei Haggn und Pfelling übernehmen die Chorherren in der ganzen Umgebung Aushilfen und Vertretungen. Um den Erfordernissen einer modernen Seelsorge Rechnung tragen zu können, gestaltete man 1970/71 den Ostflügel des Klosters zu einem Jugendhaus um. Windberg, heute wie früher schon ein kultureller und geistiger Mittelpunkt des südostbayerischen Raumes, ist damit erst recht durch seine Konferenzen und Wochenendkurse, durch das vielfältige Angebot an Tagungen und Seminaren in gleicher Weise für die Jugendlichen wie die Erwachsenen, ganz im Sinne des Ordensgründers Norbert von Xanten, zu einem Ort der Begegnung geworden.
Quellen und Literatur:
Backmund, N.: Kloster Windberg, Studien zu seiner Geschichte, Windberg 1977.
Backmund, N.: Die Chorherrenorden und ihre Stifte in Bayern, Passau 1966.
Klemm, E.: Die romanischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek, Text- und Tafelband, Wiesbaden 1980.
Prämomstratenserabtei Winderg
(Aus „Waldeszauber v. Otto Hartmann, +1930)
Vor allen näheren Orten zieht die ehemalige Prämonstratenser-Abtei Windberg auf sich. Die Klostergebäude liegen auf einem freundlichen Hügel, der sich sanft gegen Süden abdacht. Ganz aus Granitquadern errichtete Kirche, 1142 begonnen und 1167 vollendet, ist eines der schönsten und besterhaltenen Bauwerke der romanischen Periode in ganz Bayern.“Die Ausführung“,sagt Grueber in seinen Notizen, „ist sehr reinlich, und besonders zeigen die Ornamente, wozu feiner Sandstein genommen wurde, eine in dieser Gegend ungewöhnliche Zierlichkeit. Am Hauptportal gegen Westen findet sich eine von seinen Vorstellungen, über deren Sinn von unsern gelehrten Antiquaren so viel gestritten wird. An seiner linken Seite zeigt die Verzierung eines Säulenknaufes ein Paar schnäbelnder Tauben, während im enegegengesetzten Kapitole rechts Mann und Frau sich liebkosen.“ Die Kirche ist eine Basilika mit vorspringenden Kreuzarmen und drei halbkreisförmigen Choren. Am nördlichen Seitenportal sieht man den heiligen Michael, eine Darstellung, die sich in auffallender Ähnlichkeit in mehreren Kirchen Bayerns wiederfindet, so daß man glauben könnte, diese Bilder alle seien nach einem und demselben Modell gearbeitet. Bemerkenswert ist noch der schöne Taufstein, auf dem die zwölf Apostel angebracht sind. Die ehemaligen Konventgebäude sind licht und geräumig und waren einst sehr schön eingerichtet. An den Türen der Zimmer bemerkt man noch heute eingelegte Arbeit und von gleicher Art waren einst die Stühle, Tische und Kästen. Ein kunstreicher Laienbruder des Klosters hatte dies alles verfertigt. Aus den Fenstern der Prälatur, jetzt die Pfarrwohnung, hat man eine hübsche Aussicht, zwar links durch den Bogenberg beschränkt, weiter westlich aber freie Blicke auf die Donau und die Gegend von Straubing gewährend. Unter Mitwirkung des Pfarrers Kugler von Windberg gelang es im August 1923, nach Überwindung großer Schwierigkeiten holländischen Prämonstratensern, den Konventbau des ehemaligen Klosters, der zuletzt als Brauerei und Gastwirtschaft Verwendung hatte, nebst der Ökonomie von ungefähr 30 Tagwerk, aus Privathänden zu erwerben. Alsbald darauf sind ein Pater und zwei Laienbrüder des Prämonstratenserordens eingezogen, denen es obliegt, die Räume wieder wohnlicher zu gestalten.
Windberg kommt unter dem Namen Winithberg schon um das Jahr 900 vor. Nach einem alten Manuskript in den Monum. Boicis abgebruckt ist, faßte zu Kaiser Ludwigs des Kindes Zeiten ein frommer Mönch aus dem Sachsenland, Namens Winith, den Entschluß, dem Herrn eine Kirche zu erbauen. Während er mit diesen Gedanken umging, hatt er ein Traumgesicht, das ihm gebot, an den großen Fluß, nämlich die Donau, zu wandern, dort werde ihm ein Mann begegnen, der gleich ihm Winith heiße und ihn zum Mitarbeiter bestimmt sei. Es geschah, wie vorausgesagt war. Winith trat mit dem anderen Winith zusammen, an dem er seinen durch die Hunnen entführten und längst verloren geglaubten Bruder erkannte. Beide vereinigten sich nun und errichteten nahe der Donau ein Kirchlein auf dem Berg, den vorher niemand bewohnt hatte. Diesen hießen sie den Winithberg, woraus später Windberg geworden ist. Winith’s Kapelle schlossen die Grafen von Bogen in die Burg ein, die sie später auf dem Windberg erbauten. Albert I. und seine Gemahlin Hedwig verwandelten dieses Schloß im Jahre 1125 in ein Kloster der Prämonstratenser oder Norbertiner. Im Prälatenstock sind noch mächtige Gewölbe und Mauern zu sehen, die von der alten Feste herstammen mögen. Papst Eugen bestätigte 1146 die Stiftung; Bischof Johann von Olmütz weihte 1167 die Kirche zu Ehren der heiligen Jungfrau. Die Nachkommen des Stifters schenken dem Kloster viele Güter in Bayern und Österreich. Der erste Vorsteher war der Priester Rudbertus (+1140), der erste Abt Gebhard von Bedenburg (+1191). Dieser ließ von seinen Mönchen eine große Anzahl Bücher auf Pergament abschreiben, die bis zur Aufhebung des Klosters die Zierde der Stiftsbibliothek gewesen sind. Die Gemahlin des Fundators von Windberg, die obengenannte Gräfin Hedwig, aus dem Hause Gilley oder Cilli, hatte dem Männerkloster auch ein Frauenkloster zugetan, dessen Kirche 1158 zu Ehren des heillgen Blasius eingeweiht worden ist. Diese Stiftung ist aber nach der Hand wieder eingegangen. Im Jahre 1194 gab Graf Albert III. den Mönchen von Windberg die Erlaubnis, daß sie eigene Schiffe auf der Donau halten durften, um Heu und andere Bedürfnisse überzuführen. 1233 schenkte ihnen Albert IV. die Pfarreien Viechtach und Schüttenhofen. 1297 verlieh Bischof Konrad von Regensburg kern Kloster wegen dessen Religionseifers und Gastfreiheit den großen Zehent zu Hunderdorf, und 1327 befreiten es die Herzoge von Bayern von dem Salzzolle zu Burghausen und Schärding. Abt Albert von Perching, der von 1436 bis 1460 den Krummstab trug, erneuerte die Klosterkirche und führte die starken und prächtigen altdeutschen Gewölbe auf, die dieses Gotteshaus noch heute zieren. Alberts Nachfolger, Jakob von Poißl, erwarb dem Stifte die Hofmark Niederhartzeitldorn. Am 24.Dezember 1633 früh 4 Uhr kam einer aus dem Kloster Windberg nach Englmar, pochte mit Ungestüm an die Türe des Schlafzimmers und schrie dem Propst zu, daß er schleunigst öffnen sollte. Er wurde sofort zugelassen und erzählte, daß er mit seinen Mitbrüdern von dem eingefallenen Feinde aus dem Kloster geflohen und gekommen sei, um seinen Prälaten hievon Nachricht zu geben. Er fügte noch bei, daß der Feind in der nämlichen Nacht auch das Kloster Oberalteich, nebst dem Markt Bogen, in Besitz genommen und den Berg bestürmt habe. In Oberalteich war Überfluß an allem. Mehr denn 1000 Reiter drangen in das Kloster ein, bewachten alle Ställe, Scheunen, Zimmer, Plätze zu ebener und unter der Erde, Schlaf- und Speisezimmer nebst der Klausur.
Im Jahre 1634 hausten die Schweden übel im Kloster Windberg, plünderten es rein aus, zerstörten die Gräber der Stifter, in denen sie Schätze suchten, und führten den Abt Michael Fuchs, nachdem sie vor seinen Augen zwei Mönche ermordet hatten, gefangen mit sich fort. Der Prälat mußte nach langem Herumschleppen seine Freiheit um 2000 Gulden erkaufen. Abt Augustin Schmidtbauer, 1717 erwähnt, erbaute einen beträchtlichen Teil der Konventgebäude von Grund aus neu. 1803 wurde das Kloster aufgehoben.
Windberg
(Aus „Klöster in Bayern“ v. C. H. Beck) 1985
Zwei große Namen der deutschen Kirchengeschichte fallen bei der Rekonstruktion der frühesten Geschichte von Kloster Windberg. Die Beteiligung Bischof Ottos von Bamberg an der Gründung scheint sicher zu sein. Aber auch die Predigten des heiligen Norbert in Regensburg, um 1125, sollen Grund dafür gewesen sein, daß Graf Albert I. von Bogen (vermutlich) im dritten Jahrzehnt des 12.Jahrhunderts ein Kloster stiftete.
Bereits in der Zeit des ersten Abts, Gerhard von Bedenburg, der als Förderer der Wissenschaften und Künste berühmt wurde und 1191 im Ruf der Heiligkeit starb, entstand der Bau der Klosterkirche und eines steinernen Klosters. Schon 1142 wurderin der Chorpartie drei Altäre geweiht; 1167 gab es eine weitere große Weihefeierlichkeit, der Kirchenbau scheint nun weitgehend damals abgeschlossen gewesen zu sein.
Wenn in der romanischen Basilika von Windberg Ähnlichkeiten mit Prüfening festgestellt werden können, so erinnern wir uns, daß auch dort Otto von Bamberg Anteil an der Gründung hatte. Ein anderes Donaukloster, Biburg, zeigt in der Form der Kirche viele Parallele.
So ist der Grundriß Windbergs vom ‚quadratischen Schematismus‘ bestimmt: die Vierung steht über einem Quadrat, die Querarme und das Vorjoch des Chores ebenfalls; je zwei der Rundbogenarkaden des Mittelschiffs bilden die Seite eines Quadrats, die Joche der Seitenschiffe sind über einem viertelgroßen Quadrat errichtet. Die Choranlage wird hirsauisch genannt, weil hier, ähnlich wie in Prüfening, nach einer mit der Hirsauischen Klosterreform in Zusammenhang stehenden Formel den parallel zur Hauptapsis angelegten zwei seitlichen halbrunden Nischen zwei Räume vorgesetzt werden, die wiederum durch Bogenöffnungen mit dem mittleren Vorchor verbunden sind. Während nun das Langhaus flachgedeckt war, war dieser Vorchor mit einer Tonne gewölbt, wodurch diese für eine ausgedehnte mönchische Liturgie gedachten Architekturteile hervorgehoben wurden. Die Rundbogenarkaden werden von einfachen Pfeilern getragen, die Fensteröffnungen sind klein und sitzen sehr hoch. Wie häufig, wurde auch hier das Langhaus in der Spätgotik mit einem Gewölbe in Sternrippenform versehen, das wiederum einer Barockisierung zum Opfer fiel. An den unverputzten Teilen findet man sehr exakt und schön gefügtes Quaderwerk vor; im Innern darf man sich ursprünglich Bemalungen vorstellen. Bauornamentik und figurliches Relief beschränkt sich in bezeichnender Weise auf markante Stellen in diesem Quaderwerk.
Abt Bernhard Strelin (1735-1777) war der bedeutendste Barockprälat Windbergs. Unter seiner Regierung fand eine Neuauszierung des Kircheninneren statt, die aus Stuckierung, Deckenfresken und auch neuen Altären bestand. Von vier Seitenaltären sind zwei bezeichnet: „M. Obermayr inv.:et ghypsopl.“ Es sind Anlagen, die in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert sind. Die traditionellen architektonischen Bestandteile sind weitgehend in Rocaillejnament aufgelöst, das flankierende Säulen ersetzt oder Ablöst; auch Bäume können die Fuktion der Säulen ersetzen, andererseits sind sie Bestandteil des Bildreliefs, das die Retabel bildet. Ähnlich wie bei den Reliefaltären Johann Baptist Straubs in Reisach sind hier dioramenartige Szenerien aus farbigem Stuck und gemalten Hintergründen gestaltet, vokstümlich-naive, der Krippenkunst und Schaustellungen verwandte Anlagen, in denen letzte Künstlichkeiten des Rokoko sich mit neuen veristischen Tendenzen vermengen.
Die Klosteranlage auf dem Berg läßt noch erkennen, daß hier ursprünglich eine Burg der Grafen von Bogen lag. Trotz der Zerstörung nach der Säkularisation ist der organische Zusammenhang – auch der des Mittelalters – noch gut sichtbar. An der höchsten Stelle liegt die Kirche. Von Norden her ist der Bering der Klostermauern durch ein Tor zu durchschreiten; hier stehen auch ein Gasthaus und die Richterwohnung. Der Konvent lag südlich der Kirche. Vom romanischen Kreuzgang sind allerdings nur noch im Nordflügel Reste erhalten. Den Westflügel bildete die Abtei, heute Pfarrhof, deren Einrichtung zum Teil noch aus spätgotischer Zeit stammt: Eine Holzstiege und Maßwerkteile aus Stein. Zwischen den eigentlichen Klosterbauten und dem äußeren Ring von Zweckbauten waren vom Mittelalter bis zum Barock mehrere kleine Plätze entstanden, auf denen es auch skulpierte Brunnen gab. Der schönste davon ist der Samariterbrunnen, ein Ziehbrunnen, von 1513, auf dessen Holm oben Figuren Christi und der als Bürgersfrau der gekleideten Samariterin stehen.
Windberg wurde 1803 säkularisiert und 1923 als Prämonstratenserkloster wieder hergestellt; da der Orden in Deutschland ausgestorben war, wurde es nun von der holländische Abtei Berne auch besiedelt.
Windberg
(Aus „Bayerischer Wald“ von August Sieghardt, 1962)
Windberg ist hochgelegen, dessen 1142 von den Grafen von Bogen gegründetes Prämonstratenserkloster mit der 800 jährigen romanischen Stiftskirche zu den Hauptsehenswürdigkeiten des Vorwaldes zählt. Das dreischiffige Gotteshaus, ein basilikales Bauwerk Hirsauer Prägung, interessiert uns wegen seiner wertvollen Altäre, seines reichen barocken Stucks, seiner prachtvoll eingelegten Chorgestühls und seines von drei Löwen getragenen, mit 12 Apostelfiguren geschmückten romanischen Kreuzganges, das 400 jährige ehemalige Abteigebäude (nun Pfarrhaus), die beiden historischen Brunnen in den Außenhöfen von 1513 und 633 und der Konventbau, der seit 1923 wiederum den holländischen Prämonstratensern dient. In mittelalterlicher Zeit war das Kloster Windberg die Beräbnisstätte der adeligen Familien von Leiblfing, Sattelbogen, Nußberg, Ramsperg und Allenkofen. Das Kloster wurde 1803 säkularisiert. Von seltener Schönheit sind auch die romanischen Portale der Klosterkirche mit den Tympanons.
Windberg
(Aus „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler“ von G. Dehio, 1988
Ehemalige Prämonstratenser-Abtei. Eine Legende berichtet von dem Einsiedler Winith, der hier im 10.Jahrhundert gelebt hatte. Von ihm wird der Ortsname hergeleitet. Auf dem Berg stand eine Burg der Grafen von Bogenf Kurz vor 1140 überließ Graf Albert einer hier lebenden Klerikergemeinschaft, welche die Prämonstratenser-Regel angenommen hatte, den Platz zu einer Klostergründung. Der Chorherrenorden war erst unlänhst durch Norbert von Xanten gegründet worden. Albert siedelte nach Bogen über; fortan nannten sich die Grafen nach diesem Sitz.
An der Klostergründung war Bischof Otto I. von Bamberg beteiligt. Wohl auf dessen Wunsch wurde die Kirche nach Hirsauer Schema errichtet, das er bei allen seinen Gründungen begünstigt hat. 1147 Einrichtung eines Frauenkonvents. Bis ins 16.Jh. blieb Windberg als Doppelkloster bestehen. Der erste Abt Gebhardt (1146-1191) kam aus dem Rheinland. Durch Bautätigkeit und Förderung der Wissenschaft verhalf er dem Kloster zu Ansehen. 1196 erwarb man die Reliquien des Hl.Sabinus, der neben Maria zweiter Patron des Klosters wurde. Nach der Säkularisation blieb die Basilika als Pfarrkirche, die Prälatur als Pfarrhof erhalten. 1923 Neubesiedlung des Klosters von der holländischen Prämonstratenser-Abtei Berne aus, da der Orden in Deutschland ausgestorben war.
Hofmark Windberg
Aus „Historischer Atlas von Bayern, Mitterfels“ von Max Piendl und Ludwig Holzfurtner
Die Ursprünge des Klosters Windberg gehen auf eine Gemeinschaft von Klerikern zurück, die bei der Stammburg der Grafen von Windberg, den späteren Grafen von Bogen, bestanden hat. Es ist bei diesen an Kapläne und Notare der Grafen sowie den Ortspfarrer zu denken. Von ihnen ging der Wunsch zur Klostergründung aus. Hinzu kam, daß Graf Albert I., vermählt mit der Tochter Hadwig der Markgrafen Poppo von Istrien, in einer schweren Krankheit gelobte, über dem Grab Wilhelms eine Kapelle bauen zu lassen. Der fromme Einsiedler Wilhelm war vor 1110 bei Windberg im Rufe der Heiligkeit verstorben. Bischof Hartwig I. von Regensburg, ein Vetter der Gräfin von Hedwig, hat diese Kapelle 1125 geweiht. Dieses Jahr wurde in der Klostertradition und selbst in der Literatur bis in die neuere Zeit herein zu Unrecht als Gründungsdatum bezeichnet. Bis zur endgültigen Klostergründung vergingen freilich noch einige Jahre. Viele naheliegende Gründe mußten hierzu beitragen, schon allein die Frage, welchem Orden sollte dieses Kloster zugehören; erwähnt sei dann beispielsweise die Frage des Ortes selbst, nachdem ja Windberg zu der Zeit der Haupt- und Stammsitz der gräflichen Familie war. Verschiedene prominente Persönlichkeiten waren am endgültigen Zustandekommen des neuen Klosters beteiligt. An erster stelle ist Bischof Otto von Bamberg zu nennen, der in den ersten vier Jahrzehnten des 12.Jahrhunderts verschiedene Klöster gegründet oder daran wenigstens mitgewirkt hat. Auch Windberg wird in seiner Vita unter diesen Gründungen erwähnt, wenn man ihn nicht als den eigentlichen Gründer bezeichnen kann. Weiterhin ist der Augustinerchorherr Gerhoch von Rottenbuch, der spätere Propst von Reichersberg, zu nennen. Dazu kommt zweifelsohne Norbert von Xanthen, der Gründer des Prämonstratenserordens und Bischof Kuno von Regensburg. Norbert von Xanthen und Gerhoch waren bekannte Freunde. Kuno, zuerst Reformabt in Siegburg, auch Lehrer und Freund Norberts, hat als Bischof von Regensburg (1125-1132) Gerhoch zu sich berufen. In Windberg selbst war es der führende Schloßkaplan Rupert, der die Interessen für eine Klostergründung besonders vertrat. Norbert, Otto, Kuno und Gerhoch haben sicherlich durch dessen Veranlassung auf Graf Albert eingewirkt, der Stiftung eine Prämonstzratenserklosters zuzustimmen.
Spätestens 1139, im Todesjahr Bischof Ottos, muß eine Klostergemeinschaft des Prämonstratenserordens bestanden haben. Graf Albert scheint Otto die Gründung direkt übertragen zu haben, da Windberg im Privileg Inozenz II. vom 23.Jnauar 1139 für Bamberg als Besitz dieses Hochstiftes erscheint. So wichtig und bedeutend die Rolle dieses Bamberger Bischofs bei der Gründung auch gewesen sein mag, können trotzdem die genauen Umstände nicht erhellt werden.
Daß sich die kleine Schar von Klerikern in Windberg beim Tode Ruperts bereits für den Prämonstratenserorden entschlossen hatte, geht in der Berufung eines Nachfolgers aus dem Prämonstratenserkloster Schäftlarn deutlich hervor. Allerdings hat sich das in der Person des Eberhard aus Schäftlarn sehr schnell als Fehlschlag erwiesen. Er mußte schon zu Anfang des Jahres 1141 wegen ungezügelter Sitten“ abgesetzt werden. Als Nachfolger wurde der Kölner Gebhard aus dem Doppelkloster Bedburg bei Kleve bestellt.
Die Englmars-Vita berichtet ausführlich über die Weihe von drei Altären in der wohl kurz vorher im Bau begonnenen Klosterkirche am 21. und 22 Mai 1142 durch Bischof Heinrich Stiko von Olmütz. Im Bericht heißt es weiter, Graf Albert, der Gründer des Klosters, habe dann im Beisein seiner Gattin Hadwig und die beiden Söhne Hartwig und Berthold die früheren Schenkungen feierlich dem Kloster erneuert. Zur wichtigsten ersten Ausstattung des Klosters durch Graf Albert I. zählte jedenfalls neben Windberg selbst besonders noch Sossau, nicht zu vergessen aber vor allem das gesamte Gebiet um Sankt Englmar. Hinzu kommen die zahreichen Schenkungen seiner Gattin Hadwig, dann des Sohnes Graf Berthold und selbst des früh verstorbenen Grafen Hartwig.
Die Altarweihe von 1142 ist für die weitere Entwicklung von Windberg ein wichtiger Markstein. Sodann kommen die wichtigen Verbindungen zum Böhmenherzog Wladislaus zustande, die Windberg die reichen Besitzungen in Böhmen einbringen. Schließlich ist damit noch der endgültige Zeitpunkt gegeben, daß vom Grafenhaus der Stammsitz Windberg aufgegeben und Bogen als neuer Sitz bezogen wird, womit sich in der Folgezeit für immer der Name Grafen von Bogen durchsetzt. Interessant ist die Beobachtung über die ehemalige Burganlage der Grafen von Windberg:“Das Schloß, das die Grafen von Bogen erbaut hatten, ist der Überlieferung nach die spätere Prälatur, der heutige Pfarrhof. Bei den Ausschachtungsarbeiten stellte sich kürzlich heraus, daß die Fundamente dieses Gebäudes im Süden drei Meter tief in den Boden hinabgehen, und daß von dort zwei Seitenflügel nach Westen gingen.“
Der neue Propst Gebhard, ein Mann von außergewöhnlicher Tüchtigkeit, erreichte auch für sein Kloster sehr viel. Windberg wurde zur Abtei erhoben, eine Ehre und Würde. Der Regensburger Bischof weihte Propst Gebhard 1146 zum Abt. Hinzu kommt aber insbesondere noch die feierliche Bestätigungsbulle Papst Eugens III. vom 23.Dez.1146. Unter die päpstliche Schirmherrschaft ist sodann der Besitz gestellt, wobei folgende Orte und Güter aufgezählt werden: Kirche und Gut in Sossau, der an den Berg des Klosters angrenzende Wald am Mühlbacher Weg, Fierlbach, Ainbrach, Salching, Wachsenberg, Makofen und Fehmbach.
Wichtige Bestimmungen enthält das Privileg besonders über die Vogtei: Ausdrücklich wird dem Gründer des Klosters, Graf Albert, das Recht auf die Vogtei zugesprochen. Die Grafen von Bogen haben sich bis zu ihrem Erlöschen 1242 die Vogteirechte über das Hauskloster erhalten. Die Windberger Vogtei nimmt auch wegen der Lage des Besitzes dieses Kloster im Raum Mitterfels – Viechtach südlich der Donau und in Böhmen eine wichtige Stellung im Aufbau des Bogenschen Territoriums ein. Die Windberger Vogtei ist nie Bamberger Iehen gewesen, wie das beispielsweise für Prüfening, Niederalteich und die Alte Kapelle zutrifft, wo die Grafen von Bogen ebenfalls Vögte waren.
Neben der Gründungsausstattung und den späteren Schenkungen aus der gräflichen Familie für das Kloster spielen jedoch die Güterzuwendungen der Ministerialen der Grafen eine ganz besondere Rolle. Allein aus dem Ankunftsbuch und den Traditionsnotizen lassen sich für das 12. und den Anfang des 13. Jahrhunderts eine Vielzahl dieser ermitteln. Es handelt sich um die Inhaber von folgenden Ministerialensitzen: Bärndorf, Degernbach, Degenberg, Erpfenzell, Frammelsberg, Freundorf, Gaishausen, Hofdorf, Hunderdorf, Kößnach, Konzell, Landasberg, Menach, Neukirchen, Pfelling, Pittrich, Rammersberg, Saulburg, Schwarzach, Sparr, Steinburg und (Hof-)Weinzier. Für später bleiben noch die Herren von Alkofen, von Nußberg, von Sattelbogen und die Ramsperger zu erwähnen.
In Windberg bestand auch ein Nonnenkonvent. Diese Nonnenklöster lagen nach der Vorschrift des Generalkapitels in einiger Entfernung vom Männerkloster. Gräfin Hadwig hatte nach dem Ableben ihres Gatten, Graf Alberts I., 1147 den Wunsch, ihren Lebensabend in einem Kloster zu verbringen. So kam es zur Gründung eines Frauenkonventes. Man baute sogar eine Nonnenkirche St.Blasius, die im Nordosten an die Abteikirche angelehnt war. Sie wurde 1158 geweiht.
Nach der abschließenden Weihe stand St. Blasius nicht nur allein für die Nonnen zur Verfügung, sie war zugleich Pfarrkirche. Dieser Windberger Frauenkonvent hatte eigene Güter und eine ‚magistra‘ als Oberin. Seine Gebäude erstreckten sich im Nordosten. Mit Urkunde vom 30. Juni 1174 bestätigte Kaiser Friedrich I. dem Prämonstratenserstift Windberg, das er in seinen Schutz nimmt, die Regelung der Gerichtsbarkeit- und Vogteiverhältnisse. Dieses Prvileg, in dem Graf Albert von Bogen mit seinen Söhnen Hartwig und Berthold als Gründer bezeichnet wird, ist sowohl für das Kloster als auch für die Inhaber der Vogtei von gleicher Bedeutung und Wichtigkeit. Ein weiteres päpstliches Privileg erlangte Windberg vom Papst Lucius III. am 30.April 1183. Ähnlich wie in der Bulle von 1146 ist auch hier die Bestätigung des Besitzes nur sehr knapp zusammengefaßt: Windberg mit Pfarrei, Sossau, der Hof in Fierlbach, die Weinberge bei Pondorf, die Güter in Böhmen und erstmals der Besitz ‚lapud sanctum Engelmarum‘ . Auch die Herzöge haben das Kloster mit wichtigen Gunsterweisungen bedacht. Bereits Herzog Otto II. schenkte am 1. August 1243 den Zehnten aus allen Gütern, die ihm von seinem Stiefbruder, dem Grafen Albert IV. von Bogen, zugefallen sind. Die Herzöge Heinrich, Otto und Heinrich verliehen 1322 das Schank- und Braurecht, das sogar für den Fall, wenn im Land das Brauen verboten sein sollte. 1327 gewährten dieselben Herzöge noch auf alle Zeiten die Freiheit für Zölle und Maut zu Burghausen und Schärding. Seine Bekrönung fand der Glanz des Klosters schließlich 1414 unter Abt Nikolaus Lohamer, als ihm zusammen mit dem Abt von Osterhofen die Inful verliehen wurde. Der erste Abt des Klosters, Gebhard von Bedburg, hat in seiner langen Regierungszeit (1141-1191) ein in jeder Hinsicht vorbildliches Kloster aufgebaut. Windberg wurde unter ihm vor allem auch ein literarisches Zentrum. An der Stelle sind hier die Interlinearversionen der Psalmen zu nennen.
Das 15. Jahrhundert, das für das Kloster schon mit der Verleihung der Inful begonnen hatte, war für Windberg auch eine Zeit der wirtschaftlichen Blüte. Immerhin fällt in diese Zeit der Ankauf der Hofmarken Hofdorf (1417) und Unterzeitldorn (1463). Den glanzvollen und harmonischen Abschluß des Mittelalters bildet schließlich die Regierungszeit des Abtes Ulrich Hummel (1467-1469). Sein Wirken war geprägt von Verständnis und Wohltätigkeit, der Kunst, Kultur und Disziplin. Dabei sorgte er für ein ersprießliches wirtschaftliches Gedeihen des Klosters, wie seine Ankäufe der nahen Hofmarken Perasdorf (1474) und Irensfelden (1486) deutlich zeigen. Er ließ neue Klostergebäude errichten und schaffte viele Kircheneinrichtungen an.
Zu den Besitzungen von Windberg liegt eine gute Überlieferung vor. Das beginnt bereits in dem sogenannten Ankunftsbuch, das von Braunmüller ediert vorliegt. Hieraus ist die Besitzentwicklung des Kloster von der Gründung bis zur Mitte des 13.Jahrhunderts gut ersichtlich. Abt Dietrich hat sodann nach Übernahme seiner Regierungsgeschäfte im Jahr 1305 ein Salbuch angelegt. Eine ausgezeichnete Übersicht zum Besitzstand vermittelt sodann ein weiteres Salbuch von 1400; in diesem Jahr wurde Nikolaus Lohamer zum Abt gewählt. Sogar Luitgard, die Witwe Domvogt Friedrichs III., hat sich durch etliche Schenkungen an der Güterausstattung des neugegründeten Klosters beteiligt. Weiterhin ergibt sich aus dem Salbuch von 1629 noch die Tatsache, daß vom Kloster gerade im 15. Jahrhundert noch sehr viel Besitz zuerworben wurde, in erster Linie durch Ankauf, aber auch durch Tauschgeschäfte.
Als Landstand wird Windberg erstmals 1331 neben den anderen Klöstern des Landgerichtes aufgeführt. 1451 gibt das Landgericht Mitterfels dem Kloster einen Gerichtsbrief, in dem den Hintersassen des Klosters das eigenmächtige Verkaufen, Verzetzen und Vertauschen von Gütern untersagt wird. Für die Disziplinlosigkeit usw. muß als besonders schlimmes Beispiel die dem Kloster inkorporierte Pfarrei Viechtach genannt werden. Diese war so groß, daß sie stets die Anwesenheit von mehreren Chorherren aus Windberg erforderte, denen sogar bis zu vier Weltpriester beigegeben waren. Wegen der vielen Vorkommnisse sah sich der Abt schließlich 1615 gezwungen, diese Pfarrei – trotz ihrer hohen Erträge – gegen das näher gelegene Hunderdorf einzutauschen.
Die innere Krise des Klosters war damit überwunden. Ein großer wirtschaftlicher Aufstieg blieb allerdings aus. Nur mühsam gelang es, zwischen 1719 und 1725, die notwendigsten Neubauetn für das Kloster zu errichten. Trotzdem darf man nicht verkennen, daß das Kloster Windberg auch im 18. Jahrhundert noch über einen ansehnlichen Grundbesitz verfügt. Allerdings muß es auffallen, daß eigentlich keine einschichtigen Güter vorhanden waren. Ein eindruckvolles Bild von Windberg gibt die Hofmarkbeschreibung von 1606 wieder. Sie hat folgenden Wortlaut: „Die Hofmark Windberg liegt ohne Mittel im Gericht und ist eine beschlossene Hofmark, darinnen keine landgerichtische Güter, stoßt und grenzt an das Landgericht bei des Kloster Hofdorf Hofmark. So hat das Kloster im Landgericht sonsten fünf Hofmarken, als Niederhardtzeidldorn, allda es ein gemauerten schlechten Sitz, liegt zwische den langerichtischen Gründen, an Kößnach, Pichel (Bielhof, Gemeinde Unterzeitldorn) und Fischerdorf. Die ander (gemeint ist Hofdorf), „so kein sitz, liegt negst des Klosters, dann zwischen den landgerichtischen zu Apoig, Stetten, Sollach, Bärndorf, Rankam, … dann der Hofmark zu Waltersdorf anstoßenden Gründen. Dritte Irensfelden,…kain Sitz, zwischen den landgerichtischen zu Pichel (Biehl, GemeindeWindberg) zum Hof, (GemeindeWindberg), Netzstuhl, Meidendorf, Nesselbach, Schwarzstein (Schwarzenstein Gemeinde Perasdorf) anrainenden Gründen. Vierte Sankt Englmar, … kein Sitz, stoßt an die landgerichtischen Gründ, Zumhof (Gemeinde Rettenbach), Glashütt, Hilm, Meinstorf, Klinglbach, Grün, dann an das Landgericht Viechtach … Fünft Perasdorf, raint an die landgerichtische Gründ zum Schellbach, auch zu Salach (Hintersollach) Steinbergischen Gründen. Diese fünf seien beschlossene Hofmarken, kein landgerichtische oder andere Gründ darinnen vermischt.“
Die Landtafel von 1737 führt das Kloster Windberg als Abtei mit geschlossener Hofmark auf, dazu die Hofmarken Hofdorf, Irensfelden, Sankt Englmar, Perasdorf und Unterzeitldorn. Herzog Maximilian I. hat 1619 dem Kloster aufgrund der neuen Polizeiordnung die althergebrachte Bräugerechtigkeit in der Hofmark Windberg bestätigt. Aufschlüsse über die wirtschaftliche Verhältnisse des Klosters Windberg am Ende seines Bestehens ergeben die Erhebungen der Klosteraufhebungskommission. Von der gesamten Wertsumme der Anlagen und Rechte entfielen 45 % auf die Landwirtschaft, die insgesamt rund 500 ha umfaßte. An der Spitze standen dabei die Maierhöfe in Windberg mit 100 ha und der Maierhof Sossau bei Straubing mit 332 ha. Der Forst wurde auf etwa 290 ha geschätzt. Unter allen Klöstern hatte die Abtei Windberg in Niederbayern den deutlichsten landwirtschaftlichen Schwerpunkt in ihrem Besitz. Dazu kamen noch die Anlagenwerte in der böhmischen Herrschaft Albrechtsried und Schüttenhofen, die auf 9,7 % des Ganzen geschätzt wurden.
Bereits in den Jahren vor der Säkularisation waren in Windberg häufig Zahlungsschwierigkeiten aufgetreten, die beinahe zu einer Administration durch Beamte des Geistlichen Rates führten. Selbst die Brauerei, die nicht einmal den Bierbedarf des Klosters decken konnte, nahm eine untergeordnete Bedeutung ein. Zum Konvent gehörten 34 Mitglieder; als Arbeitnehmer und Versorgungsempfänger gehörten 69 Personen zum Kloster, darunter 41 Beschäftigte der landwirtschftlichen Betriebe als Dientsboten und Taglöhner. Das Untersuchungsergebnis bei Stutzer lautet:“Windberg ist unter den bayerischen Prälatenklöstern … der einzige Fall, wo von einer Unterbesetzung mit Personal und abnormen Arbeitskräfteverhältnissen gesprochen werden kann, …
Vermutlich ist auf die prekäre Finanzlage des Klosters zurückzuführen, daß sich in Windberg die romanische Abteikirche mit nur verhältnismäßig geringen Veränderungen späterer Stilepochen so gut erhalten hat. An den Klostergebäuden sind im 19. Jahrhundert Abbrüche und schwerwiegende Umbauten erfolgt. Die völlig heruntergekommenen und verwahrlosten Gebäude wurden 1923 vom Prämonstratenserorden zurückerworben; da der Orden in Deutschland ausgestorben war, erfolgte die Wiederbesetzung durch die holländische Abtei Berne. Heute ist das Kloster wieder eine selbständige Abtei unter der Leitung eines Abtes. Seit 1963 ist ihm auch die Ortspfarrei übertragen. In den völlig renovierten Klostergebäuden wird vom Orden ein Jugendhaus und eine Jugendbildungsstätte geleitet.
Windberger Hofmarksgüter 1777
Windberg. Hofmarksherrschaft Schulhaus, Klosterrichterhaus, Amthaus, Schenkhaus, Bräuhaus, Kastnerei, Jägerhäusl, Kanzleihaus, Wagnerhaus, Torwarthäusl, Reitstallhäusl, Wassermannhäusl, Klosterschneiderhaus, Kramerhaus, Gastknechthäusl, Dorrofenhäusl, weisses Haus, Katzedopplerhaus, Frauenleithenhöfl (17/4), Hühnerhäusl, Betschwesternhaus, Klogterkirche St.Maria, Pfarrkirche St. Blasius, Friedhofkapelle, Abteigebäude, Klostergebäude, Klosterhofbau mit den dazugehörigen Wirtschaftsgebäuden
Kreuzberg mit Kirche. Hofmarksherrschaft Wallfahrtskirche zum Hl. Kreuz mit Klause und zwei Nebenkapellen.
Klostermühl. 1 Anwesen , Hofmarksherrschaft Klostermühle.
Windberg
(Windberg, S 68) (Nach Michael Wening, um 1710)
Ist ein Stift und Kloster des Ordens der Prämonstratenser, eine Stunde von der Donau und dem Markt Bogen entfernt. Liegt auf einer annehmlichen Höhe vor dem Wald. Hat eine temperierte gesunde Luft; aber wegen des großen Berges schlechten Getreideboden. Hat seinen Namen vor zwei Brüdern aus „Sclavonien“, welche mit Namen Winith hießen; dies ist in einem Buch in der Bibliothek hier schriftlich verzeichnet. Auch in der Chronik des Kaspar Bufchius und neben der Tür des Refektoriums, auf einem uralten Gemälde, ist dies noch ersichtlich. Die Brüder waren der Welt entflohen, um in der Wüstenei ein Einsiedlerleben zu führen und sind hier auf wunderbare Weise unverhofft zusammen gekommen. Im Jahre 900 erbauten sie ein Kirchlein uy nannten fortan‘ den Ort nach ihrem Namen Winithberg. Später aber, im Jahre Christi 1125 hat Albert, Graf von Bogen und Windberg, .(dem hier der Bruder, namens Wilhelm, bei seiner Krankheit erschien und ihn gesund gemacht hat) sein hiesiges Schloss in ein Stift und Kloster verändert. Auf Befehl und Unkosten des Königs Ladislaus von Böhmen hat dieses der Bischof von Olmütz eingeweiht. Ist ein uraltes Gebäude, besonders der Schlaftrakt und die Bibliothek.
Rupertus, der als weltlicher Priester noch zu Lebzeiten des hl. Norbert vom Orden der Prämonstratenser aufgenommen wurde, wurde auf Beihilfe des genannten Grafen der erste Propst des Klosters. Er soll vorher im Jahre 1100 den Leichnam des seligen Einsiedlers Englmar im Wald durch himmlische Offenbarung gefunden haben. Dieser wurde von seinem Mitgesellen, als einen zweiten Kain, unschuldigerweise mit einem Pfeil oder einer Axt in seiner Klause umgebracht. Daselbst wurde 1101 eine Kapelle erbaut und von Bischof Kuno von Regensburg geweiht. Diese Kapelle wurde, nachdem in der Wildnis nach und nach ein Ort entstand, dem Volk zu einer Pfarrkirche umgebaut.
Kirche und Dorf Englmar hat der Schwed 1643 durch Brand in Asche gelegt. Hernach hat Herr Abt Michael Fuchs alles aus der Asche wieder erhoben und erweitert. Jährlich wird der Ort von vielen Wallfahrern andächtig besucht. Englmar ist dem Kloster inkorporiert. 1634 sind zwei Patres, Norbert Höcht und Urban Mittelmayr, von schwedischen Soldaten umgebracht worden. Sie liegen im Kreuzgang begraben.
Hier ist eine löbliche aller christgläubigen Seelen-Bruderschaft, die mit der Münchner Erzbruderschaft vereinigt ist.
Unter Herrn Gebhard von Bedenburg in Westfalen, dem dritten Propst (Propst Eberhard ist nur ein Jahr vorgestanden) ist mit Zutun und Hilfe des Stifters, Herrn Grafen Albert von Bogen und seiner Gemahlin Hedwig, geb. Gräfin von Zily, die Propstei zu einer Abtei erhöht worden. Auf Befehl des Papstes Eugen III. wurde Gebhard vom Bischof Heinrich zu Regensburg, gemäß der Ordenssatzung, 1141 zum ersten Abt geweiht. Er. hat sowohl an Tugend als auch Geschicklichkeit, ja mit dem Ruf der Heiligkeit, anderen 50 Jahre vorgeleuchtet. Er hinterließ die Bibliothek mit stattlichen, besonders heiligen Blättern auf Pergament, zum Teil mit eigener Hand geschriebenen Büchern, als Zierde der Nachwelt, wie die nachfolgenden lateinischen Verse bestätigen:
Abbas hunc librum juffit faribi Gebehardus,
Präbcns impensa; vir präcipue venerandus,
Nunc quicunque legis, studuim perpende laboris
Eslo memor miseri, quivis Lector Gebehardi;
Solvac ut a´ poena, pro me pete Virgo Maria,
Sicque videndo Deum, Sanctis conjugar in aevum.
In Sossau, das diesem Kloster einverleibt ist, ist eine große Wallfahrt, über die eine besonderes Büchlein vorliegt, ist 1698 eine Bruderschaft unter dem Titel Maria von Loreto aufgerichtet worden.
Der Klosterpatron und Schutzherr ist nach der allerheiligsten Dreifaltigkeit und allerseligsten Jungfrau und Mutter Gottes Maria, zu deren Ehre Kloster und Münster erbaut und geweiht sind, der hl. Sabinus, Bischof in Spoleto und Märtyrer, dessen hl. Leib Albert III. Graf von Bogen, des Stifters Oheim, am 7.12.1197 ins Kloster brachte. Fast in der Mitte der Kirche ist die Grabstätte des 1147 verstorbenen Stifters wie auch der Stifterin, die 1162 das Zeitliche segnete. In der Kapelle U. L. Frauen auf dem Friedhof haben die Edlen von Alkofen ihr Begräbnis, in der Kapelle der allerheiligsten Dreifaltigkeit die Ronnsberg, wie auch andere von Adel.
Vor einigen Jahren hat man beim Abbruch eines alten Gebäudes große Riesenbeine und einen Zahn, dick und lang wie ein Daumen, gefunden, welches anzeigt, dass an diesem Ort vor Zeiten sehr große Leute gewohnt haben mussen.
Mehr finden wir bei Hund in „Metropolis Salisburgensis Tomotertio fol. 408 & sequentibus“ über das Kloster.
Kirche am Kreuzberg bei Windberg
(Von P. Norbert Backmund, 1934)
Entstehung des Heiligkreuz-Kirchlein bei Windberg. Jeder Straubinger kennt es wohl, wie es so schön vom Berg herunter grüßt mit seinem schlanken Türmchen, das zu schauen beginnt, wenn der fromme Klausner Aveglöcklein läutet. Manche wissen vielleicht sogar, das es eine Wallfahrtskapelle ist zu einem alten wundertätigen Kreuzbild. Aber wie es dazu gekommen ist, wird nur wenigen bekannt sein.
In großen Zügen war die Entstehungsgeschichte zwar schon bekannt. Aber so liebevoll war kein Chronist bisher in die Einzelheiten gegangen wie der Eremit Fr. Laurentius Hörmann, der 1752 als 75jähriger Greis die Geschichte der „Hl. Kreuz-Kapellen“ niederschrieb. Das Manuskript seiner kleinen Chronik, die und so vieles reizvolle Neue bietet, befindet sich in der Universitätsbibliothek zu München. Sie war bisher den Historikern völlig entgangen und wird hiermit zum ersten Mal veröffentlicht:
„FR. LAURENTII HOERMANN; EINSIDL BEY DEM HL. CREUZ NAECHST DEM CLOSTER WINDTBERG BEKANNTNUSS; UND ZEIGNUS VON DEM URSPRUNG DES ORTHS; WIE AUCH DES WUNDERTAETIGEN HL. CREUZ ALDA Geschehen den 13Janusrij Anno 1752.
JCH Fr. Lorenz Hörmann bezeugte bey meiunem gewissen war mir der H. H. Dechant von Aufhausen, Georg Seidenbusch, geoffenbahret hat, wie und was weise das Hl. Creuz aufgekommen ist und hergebracht worden. Als nehmblich der H. H. Seidenbusch bei einem titl. Herrn Praelaten, der vor dem Titl. HH: Abbt Franz regiret hat, mit in der Aderläß sey gewest, das in der Fruhe umb 3 Uhr vor dem Closter hinaus spazieren gangen, und hinauf kommen auf den Berg, allwo ein Stain, auf welchem man ligen kan; auf disen Stain dan hat Titl. H. Seidenbusch sich
niedergelegt und darauf geschlaffen. Da hat ihme getraumet, er sehe Aufhausen, und so bald er erwachet, sah er gegen solcher Gegend, und ersahe auch Aufhausen würklich von disem Stain aus. Da hat ihme dan der Berg und dises Ort gefallen, also woraus ein so schönes Aussehen ist. Auf dises hin nimmet H. H. Dechant aus dem Sack, oder aus der Taschen ein kleines Messer heraus und macht damit aus einem Nästlein eines Pirckenbaums ein kleines Creutzlein, und stecket solches Creutzlein neben den Stein, auf dem er geruhet hatte, gehet darauf wider nach Windberg, und gibet damahligen H. Praelaten einen Ducaten, mit diser Bitt, er wolle ihm zu liebe, auf disem Berg, und auf disem Orth, neben dem Stain, ein großes Creuz setzen lassen. Dises aber ist in Vergessenheit kommen, bis über ein Jahr an dem Exaudi-Sonntag nach Himmelfahrt Christi; dan an disem Sonntag hielt Titl. der H. H. Praelat das Hochambt zu St.Veit in Straubing, an welchem Sonntag das Titular-Fest der Priester(bruder) schafft allda. Bei solcher Gelegenheit nun kame auch Titl. H. Dechant dorthin, und fragte sogleich den Titl. Herrn Praelaten, ob das Creuz seye gesezet worden. Diser aber bekannte so gleich die Wahrheit, sagend: es seye vergessen worden. Jedoch nahme Titl. H. Praelat den H. H. Dechant alsogleich mit sich nach Windtberg; allwo sohin unverzüglich Titl. H. Praelat ein Creuz zu machen anbefohlen hat, und da solches verfertig ware, hat man solches hinauf auf den Berg gebracht, und nachdem er benediciret, oder geweiht worden, au den begörigen Ort neben dem Stain aufgericht. Es hatte aber Titl. H. Dechant zuvor einen Particul von dem Hl. Creutz Christi dareingemachet, und geschahe demnach dise Einsetzung des Chreuz ganz feyerlich, das ist unter der Erschallung der Paucken und Trompeten. Allein es ereignete sich, das unter wehrenter Hinaufbringung des großen Creitz der gemeldte Hl. Creutz-Particul heraugefallen und verloren gangen; aber es war ein gehört- und redloser Knab im Closter-Bauhoff, welcher den Particul, so indessen von denen geistlichen Closterherren eiyfrig allenthalben gesuchet wurde, unverhofft gefunden, und solchen in einen Beutelein eingemachter vorgezeiget hat. Die Freud hierüber war allenthalben groß. Nach geschehener würcklicher Einsetzung dises großen Creutz, war ein großer Zugang des Volcks und wurden von allen Orthen har auch so gar aus der Alten Statt zu Straubing, Stain und Ziegel zugetragen, nit weniger wurde in einem dabey aufgerichteten Opfer-Stock villes Geld-Opfer eingelegt. Uebrigens willen diser Plaz des Bergs, auf deme das große Creutz stunde, nit in das Closter, sondern dem Baurn zu Stätzenberg, Stainburger Herrschafft, zugehgörig gewesen, also hat damahls regierender Gnädiger Herr Herr Praelat Abbt Franz mit Einwilligung der gnädigen Herrschafft zu Straubing dem Stäzenberger Baurn disen Berg-Platz abgetauschet, und ihme einen Wis-Fleck gegeben.
Indeme überdas hin so vielle Stain und Ziegel zusammen getragen, beyeinander gewesen, hat Titl. Herr Abbt Franz 1695 angefangen die Capellen des Hl. Creutz zu Bauen, und nachdeme solcher Bau vollendet worden. seynd den zwey Hl. Creutz-Tägen, das ist am Fest der Erfindung und Erhöchung desselben, Ambt und Predigt daroben, wie auch das Jahr hindurch ville Messen gehalten worden. (RB.:Was bishero beschriben worden, hat Fr. Lorenz nit mit Augen gesehen, sondern hat solches Herrn Abbt Franz eigenmündiger weise von ihnen bezeiget verstanden. Folget nun war geschehen, dads Fr.Lorenz selbst gegenwärtig Ware)
Der Gnädige H. H. Abbt Franz und Titl. Herr Dechant von Aufhausen, jener zwar alle Wochen zwei bis dreymal, diser aber öffters im Jahr oder wenigist schier alle Jahr einmal haben in erwehnter Kapellen daroben beym großen Creutz Messe gelesen. Dazumahlen ware auf dem Altar für ein Altar-Blat jenes große, auf Leinwath gemahlte und mit einer hölzernen übergoldten Rahm eingefastes Chrutz-Bild, welches jetzt heraußen grad ober der Hl. Stiegen euffgehenckter zu sehen ist.
Ursprung von dem Wunder-thätigen Hl. hölzernen Creitz-Bildnuß.
Nachgehends hat Titl. H. Dechant das hölzerne Hl. Kreutz, oder Crucifix-Bild hergegeben, welches der H. H. Dechant selbsten bis eine halbe Stundt weit in das Feld heraus von Aufhausen getragen. Eine Menge Volcks gienge mit, und betete mit lauter Stimm. Alsdan hielte herauß im Feld H. H. Dechant eine Exhortation, das Volck weinete anbey bitterlich; endlich gabe selber mir die Benediction, und übergabe mir in einem blauen Tuch eingewickleter das hl. Cruzifix und entließ mich darmit fort in Frieden. Ich Fr. Lorenz selbst, von Titl. H. H. Abbt Franz dorthin abgeschickt, hab solches unter einer Procession des Volcks bis für Aufhausen heraus begleitet, und sohin nacher Windtberg herunter getragen. Der H. H. Abbt Franz hatte dises Crucifix lange zeit in seiner Abbtey aufbehalten, bis der H. H. Dechant herunter kommen, als dann hat man solches auf dem Frauen-Altar in der Closter-Kirch in ein Postament vom Fr. Fortunant gemachter, gesetzt und endlich den 12. October zu dem Hl. Creutz hinauf Processions-weis und in Begleitung des ganzen Capitels unter Paucken und Trompetten überbracht. Der H. H. Dechant hatte das Ambt und Predigt, auch vor und danach geistliche Lieder absingend gehalten. Das hl. Cruzifix-Bild in einem Postament aufgerichtet stehen, bis der Altar, den H. H. Abbt zwar anfangen, der Abbt Augustin aber vollendten lassen, ist verfertiget gewesen in welchen Altar hernach, wie heutigen Tags zu sehen, es ist eingestzt worden
Was den eigentlichen Ursprung des hl. Cruzifix anbetrifft, so hat mir Fratri Lorenz der H. H. Dechant gesagt, dasselbe sei bis 200 Jahr im Bischoffs-Hof zu Regensburg unter einen Beschütthauffen gelegen …“
Heilig Kreuz
(Aus „Wallfahrten im Bistum Regensburg“ 1981, v. H. J. Utz)
Auf einem gegen die Donau vorspringenden Vorläufer des Bayerischen Waldes, gegenüber der berühmten Wallfahrtskirche auf dem Bogenberg, steht in herrlicher Lage die Wallfahrtskirche zum hl. Kreuz als eine unregelmäßige Baugruppe.Die Volkskunde vermutet hier eine der ältesten Kulturstätten der Gegend, die bis ins 12.Jahrhundert zurückreicht.
Östlich von Windberg ragt die Kirche zum hl. Kreuz auf. An den nördlichen Teil ihrer Westseite ist ein rechteckiger Bau angefügt, der die Heilige Stiege enthält. An dessen Südseite wurde 1844 eine schmale Klausurwohnung angebaut, während sich an die Westmauer die Marienkapelle anlehnt. Sie springt weit über die nördliche Mauerflucht von Kreuzkirchen und Stiegenkapelle aus.
Die Andachtsstätte verdankt ihre Entstehung dem Pfarrer und Dekan von Aufhausen Johann Georg Seidenbusch, einem Freund des Windberger Abtes Franziskus Knott. Er ließ 1693 ein Höhenkreuz auf dem aussichtsreichen Berggipfel errichten. 1695 baute Abt Franziskus die heutige Kirche, die Seidenbusch mit dem gotischen Kruzifixus ausstattete. 1784 ließ Abt Joachim Eggmann die Wallfahrtsstätte mit Malereien schmücken. In der Säkularisation 1803 kam die Anlage in Privatbesitz. 1836 kaufte die Gemeinde Windberg die Baulichkeiten zurück. Ein königliches Reskript gestattete die sofortige Wiedereinrichtung zum Gottesdienst.
Das Kirchlein hat einen eingezogenen Chor mut halbrundem Schluß und ein Langhaus zu drei Jochen. Die Westempore wird von zwei Holzsäulen getragen. Während die zwei schlanken Rechteckfenster im Chor oberi und unten Ausbuchtungen aufweisen, haben die seitlichen Fenster des Langhauses die Form eines Quadrates mit Ausbuchtungen an allen vier Seiten. Der Zugang erfolgt durch die angebaute Stiegenkapelle. Im Westen erhebt sich ein sechseckiger Dachreiter mit Kuppelhaube.
Als Hintergrund für den Kreuzaltar wurden an die Chorwand eine Landschaft mit der Stadt Jerusalem und seitlich die beiden Schächer am Kreuz, an der nördlichen Chorwand die Beweinung Christi, sowie an der südlichen die hl. Theresia, welcher der Heiland erscheint, gemalt. Sie sind wie die Fenster von gemalten Muschelwerkrahmen eingefaßt; am Scheitel des Chorbogens erscheinen sechs Engelchen mit dem Schweißtuch Christi in gelbem Grisaille. Die Art dieser Rokokmalerei dürfte auf den Bogener Maler Frz. X. März deuten.
Den Gnadenaltar ziert eine Tabernakelanlage nach der Mitte des 18. Jahrhunderts mit Pilastern und Muschelwerkschnitzerei. Darüber ragt das Kreuz auf. Der von Strahlen mit einem Blumenkranz umgebene Korpus auf braunschwarzem Kreuzbalken ist eine bemerkenswerte Schnitzarbeit nach der Mitte des 14. Jahrhunderts. Er soll über zweihundert Jahre in Regensburg unter einem Schutthaufen gelegen sein; H.90 cm. Die Assistenzfiguren Maria und Johannes und Magdalena am Fuß des Kreuzes sind Holzstatuen des Rokoko um 1730, neu gefaßt, eine Stiftung des Windberger Abtes Augustin Schmidbauer. Am Chor ist die Holzfigur des hl. Josef, wieder eine Rokoko-Arbeit (H 1.10 m), angebracht.
Der Altar in der Marienkapelle ist eine bescheidene Barockanlage mit zwei Pilastern. In der Mittelnische steht die gute Holzfigur der schmerzhaften Muttergottes um 1700 (H 1,30 m). Über der Nische schließt den Altarbau ein Baldachin mit Lambrequins ab.
Auch in Windberg gibt es nur noch wenige und unbedeutende Votive. Ehedem waren die Wände voll, auch mit Hinterglasbildern, Krücken, Zöpfen, Wachsvotiven usw. Die Heilige Stiege, eine Nachbildung der Treppe im Pilatuspalast, von den Windberger Äbten errichtet, hat 28 Stufen, von denen die zweite, die elfte und die oberste mit Reliquien zur Erinnerun,,an den dreimaligen Fall des Herrn ausgezeichnet sind.
Die Anlage ist außen neu instandgesetzt. Ein Eremit betreut das Heiligtum, das gern besucht wird und in dem zu bestimmten Anlässen Gottesdienste gefeiert werden. Besondere Wallfahrtstage sind die 13. Tage jeden Monats (Fatima).
Kreuzberg – Wallfahrtskirche mit Klause
(Aus „Kunstdenkmäler von Bayern, Bez. Amt Bogen)
Die auf dem Gipfel des Kreuzberges schön gelegene Wallfahrt ist eine unregelmäßige Gruppe von zusammenhängenden Gebäuden. Östlich steht die Kirche zum hl. Kreuz. An den nördlichen Teil ihrer Westseite ist ein rechteckiger Raum angebaut, der eine hl. Stiege enthält. An dessen Südseite ist westlich eine schmale Klausnerwohnung seit 1844 angebaut, östlich eine kleine Portalvorhalle. Die südl. Mauerflucht dieser Anbauten springt etwas hinter die Südmauer der Kreuzkirche zurück. An der Westmauer der Stiegenkapelle lehnt sich die Marienkapelle. Sie ist nach Norden gerichtet und springt verhältnismäßig weit über die nördliche Mauerflucht und Stiegenkapelle aus.
Kath. Kirche zum Hl. Kreuz, Nebenkirche von Windberg. Die Andachtsstätte zum hl. Kreuz verdankt ihre Entstehung dem Pfarrer und Dekan zu Aufhausen Johann Georg Seidenbusch, einem Freunde des Windberger Abtes Fraziskus Knott. 1693 wurde ein Kreuz auf dem aussichtsreichen Berggipfel errichtet, 1695 durch Abt Franziskus das noch bestehende Kirchlein erbaut und durch Pfarrer Seidenbusch mit dem gotischen Kruzifix ausgestattet.
1784 ließ der Windberger Abt Joachim Eggmann (1777-1799) die Kirche mit Wandmalereien schmücken. 1803 verfiel die Wallfahrtsstätte der Säkularisation und kam in Privatbesitz. 1836 kaufte die Gemeinde Windberg die Baulichkeiten. Im Mai des gleichen Jahres gestattete ein königliches Reskript die Wiedereinrichtung zum Gottesdienst, im September wurde die Weihe vollzogen.
Irensfelden, einst eine Klosterhofmark
Die große Nähe zur ursprünglichen Stammburg Windberg müsste eigentlich eine verhältnismäßig frühe Entstehungszeit für den Ministerialensitz Irensfelden nahe legen. Die Überlieferung bestätigt das freilich nicht, womit aber trotzdem eine solche kaum auszuschließen ist. Ein frühes Vorhandensein muss nicht unbedingt auch ein zeitlich in der Nähe liegendes Vorkommen in Quellen bedingen.
Erstmals wird ein Berthold mit dieser Ortsbezeichnung als Ministeriale des Windberger Vogtes Graf Berthold überliefert, was wohl auch Graf Berthold II. und damit auf die Mitte des 12. Jhs. bezogen werden kann. Selbst dann ist wieder eine längere Zeit nichts bekannt. Albertus de Ernoldesvelden leistet in der Urkunde Alheids von Runding für Oberalteich 1221 Zeugenschaft. In Urkunden Graf Alberts IV. sind sodann in einigen Fällen Angehörige des Ministerialensitzes unter den Zeugen vertreten, so Albert, Ludwig und Berthold zusammmen 1225, Albert und Ludwig 1232 und 1234. Als das Stift Osterhofen 1243 die Entscheidung der Äbte von Oberalteich und Windberg im Streit zwischen diesem Stift und dem Ministerialen von Steinburg bekannt gibt, steht an der Spitze der Zeugen Ludwicus miles de Ernoltesueld.
Die weitere Uberlieferung zeigt,dass Irensfelden zur Bedeutungslosigkeit herab gesunken ist, was zweifelsohne mit den Besitzern zusammen hängt. 1291 sind Albert von Ernoldesvelden und sein Sohn Ebo Zeugen in einer Urkunde Dietrichs von Vorst für das Kloster Metten. Als weiterer Inhaber wird später Ruger der Ernoltzvelder genannt. Aus einem Gerichtsbrief von 1376 geht hervor, dass der verstorbene Ruger der Erntzveldär je ein Gut zu Semmerdorf und zu Tempelhof als Seelgerät für sich und seine Frau an Kloster Windberg gegeben hat. Als anderer Besitzer ist noch Jakob der Erntzvelder zu Irensfelden bekannt. Er verkauft 1367 einen freieigenen Hof zu Muggenthal an das Kloster Windberg, umgekehrt gibt ihm als seinem Schwager Heinrich der Rued zu Taußersdorf – Lehen des Friedrich Chamerauer – zum Kauf. Schließlich veräußert er selbst an Windberg das Gut Kager und weiteren Besitz.
Einer nachfolgenden Generation dürften Hans und Peter angehören, die sich 1399 mit Kloster Windberg wegen der Streitigkeiten um den Jahrtag einigen. Eberhard der Ursenbeck zu Irschenbach verkauft 1404 seinem Vetter Peter Ernczfelden die beiden Güter zu Grub bei Gaishausen.
Alle Güter in Irensfelden waren freilich nicht im Besitz der Irensfelder. So übereignet 1392 Hans der Kellner zu Frammelsberg an Windberg ein freieigenes Gut zu Irensfelden gegen eine jährliche Wochenmesse. Auch Jakob von Degenberg zu Altnussberg verkauft 1442 neben Gütern zu Wolfessen und Taußersdorf eine Sölde in Irensfelden an Windberg. Über die Zersplitterung des Besitzes gibt auch eine Urkunde von 1406 Aufschluss, in der Hans der Irensfelder, Bürger zu Dingolfing, mit seinen drei Schwestern an seinen Vetter Peter den Irensfelder zu Irensfelden ein Lehen und drei Sölden zu Irensfelden, ein Holz unter Muggenthal und verschiedene Zehnten verkauft.
Über den Besitzwechsel, der um die Jahrhundertmitte in Irensfelden vor sich geht, lassen sich einige Hinweise aus einem Mitterfelser Gerichtsbrief von 1451 entnehmen, in dem es um die Klage des Meinhard Penzkofer gegen Jörg Irensfelder wegen des Hofes Irensfelden geht. Hiernach ist der Kläger der Sohn der Schwester der Margreth Irenfelder, die auf einem Hof in Irensfelden das lebenslängliche Nutzungsrecht hat, der aber nach ihrem Tod an diesen Meinhard Penzkofer fallen soll. Ihm wird auch 1452 Hof und Gut Irensfelden endgültig zugesprochen, nachdem seine Mume Margreth Irensfelder gestorben war. Meinhard Penzkofer, der in der Folgezeit in verschiedenen Funktionen Erwähnung findet, nennt sich nunmehr nach Irensfelden. 1472 verkauft Wilhelm Penzkofer, Pfleger zu Geltolfing und Sohn des Meinhard, eine jährliche und ewige Gült aus seinem eigenen Hof zu Irensfelden, auf dem er selbst gesessen, an das Kloster Windberg. Damit hat sich bereits das Ende der Penzkofer auf Irensfelden angebahnt.
Ein Jahr darauf verkauft nämlich bereits der Vater Meinhard aus Not, wie es ausdrücklich heißt, in zwei Etappen je ein Gut, zwar noch unbeschadet der Herrschaftsrechte der Hofmark, wieder an dieses Kloster. 1477 müssen Spruchleute nach dem Ableben des Meinhard den Erbschaftsstreit zwischen Wilhelm Penzkofer zu Irensfelden und seinen Geschwistern, Schwägern u. a. entscheiden: Wilhelm Penzkofer erhält alle Herrschaft zu Irensfelden mit Scharwerk, Stift und Gült, die er als männlicher Stamm wie sein Vater inne haben soll, dazu die Taferne, das Häusl bei der Taferne, die Hofstatt, weiterhin die Schmiede, das Badhaus und ein Gütl sowie schließlich den Zehnt Das Kloster Windberg kann nun in einzelnen Schritten diesen verbliebenen Rest der Hofmark erwerben. Zunächst geht es 1479 um die Erweiterung der früher schon angekauften ewigen und jährlichen Gült aus einem Hof. 1482 folgt wiederum durch Wilhelm Penzkofer der freieigene Zehnt zu Irensfelden, Unterholzen, Netzstuhl, Gottesberg, Wolfessen und Mitterbühl.
Schwager Stephan Behover und Frau Margret, Bürger zu Bogen, verkaufen 1483 eine ewige jährliche Gült aus einer Hube, unbeschadet der Herrschaftsrechte des Penzkofer. 1484 verkauft Wilhelm Penzkofer zu Irensfelden, wohnhaft in Frontenhausen, seinen Hof zu Bühlhof, den er von seinem Vater geerbt und der Lehen des Wilhelm Schönsteiner zu Schöhnstein ist. Georg Ebmer zu Trostberg und seine Schwester Barbara Gerspeuntnerin geben schließlich ihrem Schwager Wilhelm Penzkofer ihre Einwilligung zum Verkauf des Dorfes Irensfelden, die dieser aus Not an Windberg vornehmen muss. Der Kaufvertrag, der 1486 geschlossen wird, beinhaltet Hofmark und Dorf Irensfelden mit dem Haiholz, dem Lehen mit der Schmiede, der Taferne, dem Bad, drei Sölden und dem Lehen zu Biehl. Die letzten Teilgüter im Hofmarksbezirk erwirbt Windberg 1490 und 1507.
Amalei Chamerauerin zum Haidstein verkauft 1446 das Gut zu Oppersdorf zusammen mit einem weiteren zu Lengfeld an Ott Ruestorfer zu Kirchberg und Heinrich Seiberstorffer, Mautner zu Plattling, ihrem Schwager und Vetter. 1447 gehen die beiden Höfe an das Kloster Windberg über.
In den Landtafeln ist Irensfelden erstmals im Jahr 1500, dabei unter der Formulierung „liegt zunächst bei dem Kloster Windberg“, dann seit dem 16. Jahrhundert als zum Kloster Windberg gehörige Hofmark geführt.
(Hist. Atlas Mitterfels)
Meidendorf
(Aus „Historischer Atlas Mitterfels“)
Meidendorf scheint gemeinsamer Besitz der Domvögte als auch Aschwins und seiner Nachkommen gewesen zu sein. Es werden Aschwin und Friedrich genannt. Im Amt Schwarzach waren 1/1 und fünf 1/2 Höfe von Meidendorf verzeichnet. Aschwin selbst überträgt noch zusammen mit dem Domvogt Friedrich 6 Huben in Meidendorf an das Kloster Windberg. Subprior Raphael stellt 1482 die vernachlässigte Ordensregel des Klosters wieder her und 1487 kam es mit dem Bürger Stephan Schepermair zum Streit um die Güter in Meidendorf.
Der Diener des Bertholds, Adalbert, schenkte 1080-1094 zwei Weinberge in Meidenorf an das Kloster Oberalteich. Dieser Berthold dürfte der Graf Berthold I. von Windberg-Bogen gewesen ein.
Meidendorf
(Aus „Kunstdenkmäler Bayerns, Bez. Amt Bogen, 1929)
Kapelle. Wenig umfangreiche Anlage aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von der Einrichtung erwähnenswert ein schöner Kreuzweg zu 14 Stationen in Hinterglasmalerei des 18. Jahrhunderts und einige einfache Holzfiguren der Rokokozeit.