Die Kunstdenkmäler von Bayern
Die Kunstdenkmäler von Niederbayern XX. Bezirksamt Bogen
HUNDERDORF
Pfarrkirche: Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus
Matrikel R., S. 181.
Zimmermann, Kalender, S. 211. – Bayerwald, X (1912), S. 111
1245 überläßt Mathilde von Gmunden dem Kloster Windberg ein Gut in Hunderdorf. (Cod. lat. 22 237 der Münchner Staatsbibliothek, fo. 2. – Janner, II, s. 374).
1295 verleiht Bischof Heinrich II. von Regensburg demselben Kloster den großen Zehent von Hunderdorf, 1297 wiederholt Bischof Konrad diese Schenkung. (Janner, III, s. 67 und 104).
1438 sind ein Pfarrer und ein Hilfspriester in Hunderdorf.
1616 erhält Windberg die Pfarrei. (Matrikel). Bei der bestehenden Kirche ist der Turm spätgotisch, mit Veränderungen von1899. Das Chorjoch, die drei östlichen Langhausachsen und die Sakristei sind barock, von einem der Matrikel zufolge 1699 aufgeführten Neubau; der Chorschluß und der Westteil des Langhauses stammen aus den Jahren 1857-59. (Matrikel. – Inschrift am Nordportal).
1922 Restauration.
Beschreibung: Der nicht ganz um Mauerstärke eingezogene Chor hat ein Joch und Schluß aus fünf Seiten des Achtecks. Gotisierendes Kreuz- bzw. Kappengewölbe auf dünnen Wandsäulchen, um 1858. Chorbogen einspringend, rund, beiderseits gefast; vielleicht auf die Spätgotik zurückgehend und nur barock verändert. Langhaus zu sechs Fensterachsen. Die Ostecken sind innen abgeschrägt. (An der nordöstlichen Schrägseite befand sich ehemals die Kanzel) – Flachdecke. Fenster in Chor und Langhaus rundbogig. Portale im (neuen) Westteil des Langhauses. Die Verbindungstüren zu Sakristei und Turm haben geraden Sturz.
Der Turm steht an der Südseite des Chorjoches. Er ist quadratisch, ca. vier Geschoßse hoch und ungegliedert. Im Erdgeschoß ein barockes Kreuzgewölbe. Westlich ein spitzbogiges Portal der Spätgotik. Einige Lichtschlitze mit einfach gekehlten Schräggewände. Die unteren Schallöffnungen im dritten Geschoß sind gekuppelt; auf der Nordseite spitzbogig, auf den drei anderen Seiten rundbogig; ihr Gewände ist gekehlt. Das Trennungssäulchen der Südseite hat eine derbe Wulstbasis. Auf den drei anderen Seiten steht statt eines Säulchens ein gefaster Pfeiler. Die Schallöffnungen sitzen innen in stichbogigen Nischen. Früher erhob sich über dem dritten Geschoß ein Satteldach zwischen sechsstufigen Treppengiebeln an der West- und Ostseite. 1899 wurde der Turm um 4 m erhöht. Die neuen Treppengiebel zeigen drei gekuppelte künstlerische Schallfensterchen und nur mehr 4 Stufen. Durch diese Veränderung wurde die künstlerische Wirkung der sehr hübsch am Dorfrande gelegenen und das Landschaftsbild stark mitbestimmenden Kirche etwas beeinträchtigt.
Die Sakristei liegt an der Nordseite des Chorjoches. Sie ist quadratisch und zweigeschossig. Im Erdgeschoß ein barockes Kreuzgewölbe, im Obergeschoß eine Flachdecke. Fenster rechteckig mit seitlichen Ausbuchtungen; Schräggewände. Im Obergeschoß korbbogige Oratoriumsöffnung. In der Südwestecke ebenda ein in der Stichbogentonne gewölbter Durchgang zur Nordostecke des Langhauses., wo sich die Kanzel ehedem befand.
Altäre neuromanische.
Kanzel spätbarock um 1710. Am polygonen Korpus gerade, korinthische Ecksäulchen auf Konsolen. In den Feldern gänzlich erneuerte Gemälde der Evangelisten. Spärliche Laub- und Bandwerkschnitzereien. Am Beginn der Aufgangsbrüstung ländliche Volutenpilaster.
Holzfiguren: I. Im Chor an der Südwand. St. Dorothea in schon stilisierten Mantel, dessen Saum um das vom Himmel gesandte Knäblein zu ihrer Linken gelegt ist. Spätgotisch gegen 1500. H. 0,93.
2. Chorbogenkruzifix. Spätbarock vom Anfang des 180 Jahrh. lebensg.
Geräte: Monstranz. Kupfer, vergoldet. Originelle Spätrokokoschöpfung. Am Fuß getriebene Rocaillen und aufgelegte Muschelwerkkartuschen. Vorne das Wappen der Freiherrn von Schuß, die damals Schloßherren zu Steinburg waren, rückseits in Kartusche die Jahreszahl 1773. Nodus vasenförmig, vierkantig. Die Sonne um herzförmige Schauöffnung ist mit Gitter- und Muschelwerk und bunten Glaspasten geschmückt; dazwischen getriebene Silberreliefs: Christus am Ölberg, der Judaskuß, die- Geißelung, Dornenkrönung und die Begegnung mit Veronika. Oben Gottvater unter einem Baldachin, darüber die hl. Taube.
Kreuzpartikel. Kupfer, vergoldet. Der Fuß, aus der Zeit um 1720, zeigt getriebene Blumensträußchen, die Sonne Muschelwerkdekor um 1760.
Glocke. Halsumschrift zwischen Reifchen: DEO DEIPARAE ET PATRONIS SS! STEPHANO ET NICOLA IN HVNDERDORFF MDCLIII (1653), darüber: GEORG SCHELCHSHORN VON REGENSBVRG GOSS MICH! Unter der Halsumschrift ein Fries aus Engelsköpfchen und Fruchtgehängen. Dchm. 0,88 m
Seelenkapelle: An der Südseite des Friedhofes. Kleine, nach Süden gerichtete Rechteckanlage des 18. Jahrh. Die Südecken sind angeschrägt. Flachdecke mit schlichtem Rahmenstuck. Je ein Fenster östlich und westlich, im, wenig eingezogenen Rundbogen schließend. Nordportal mit geradem Sturz. Putzbau mit Satteldach.
Altar: Schöne Barockschöpfung vom Beginn des 18. Jahrh. Zwei übereck gestellte, korinthische Säulen flankieren eine Muschelnische, die im frühen Rokoko eingebaut wurde und von zierlicher Laub- und Bandwerkschnitzerei eingefaßt ist. Darin eine moderne Statuette. Seitlich der Säulen spätbarockes Akanthusschnitzwerk. Der Aufzug, zwischen Giebelschenkeln, wiederholt die Säulenstellung des Hauptgeschosses. Oberbild St. Anna mit der kleinen Maria und einer weiteren Heiligen. Den Aufzug bekrönt ein geschnitztes Monogramm Mariä. Der Altar ist neu in Schwarz gefaßt, die Zierraten sind vergoldet.
Grabsteine im Pflaster. Sämtlich aus Kalkstein.
1. Johannes Ignatius Freiherr von Schrenk und Notzing, Chorherr zu Berchtesgaden, + 10. Mai 1724. Unten sein Wappen in Relief. Rautenförmig. L. 1,43 m.
2. Maria Anna Theresia Mässin, geweste Verwalterin zu Steinburg, + 21. Jan 1722. Unten ihr Wappen; rautenförmig. 0,42 m
3. Ferdinand Franz Ammon von und zu-Au, Herrnfehlburg und Rattiszell, + 25. März 1665. Unten das Reliefwappen in Rundblende. L. 0,71 m
4. Clara Adelheid Regina von Schrenk und Notzing auf Au, + 1706 17 Tage alt. Unten das Wappen. Quadratisch. L. 0,46 m.
5. Maria Esther Genoveva Freifrau von Schrenk und Notzing, geb.Ammon von Au + 5. März 1727 Unten Ehewappen, rautenförm. 0,45m.
6. Johann Wilhelm Ammon von und zu Au, + 29. Nov. 1709, 69 Jahre alt. Unten sein Wappen rautenförmig, L 0,48 m.
7. Maria Esther Franziska von Schrenk, + 1717 9 Tage alt. rautenförmig, L. 0,45 m.
Am Äußeren:
An der Ostwand
1. Johann Zacharias Reichsfreiherr von Voith von Voithenberg auf Herzogau und Au, kgl, bayer. Regierungsrat zu Straubing im 50. Jahr Inhaber der Hofmark Au vorm Wald im 46. Jahr seines Alters, im 86. Jahr, +13. Juli 1808. In den Ecken Rosetten. Oben das Reliefwappen des Verstorb. in Rundblende. Solnhofer Stein. H. 1,05, Br. 0,68 m
An der Nordwand
2. Johann Baptist Freiherr von Schleich, von Schönstätt und Stephanskirchen, quieszierender Oberlieutnant beim Leibregiment Pius und vormaliger Gutsbesitzer von Au, geb. 5. Mai 1771, + im Okt. 1818, Oben sein graviertes Wappen. Solnhofer Stein. H. 0,73 m.
3. Maria Anna Johanna Reichsfreifrau von Schuß und Sattelpeilstein (auf Steinburg) geb. Freiin von Schönprunn, + 30. Jan. 1753 im 34. Lebensjahr. Oben in 2 Blenden die guten Reliefwappen der Schuß von Schönnprunn. Solnhofer Stein. H. 0, 97, Br. 0,52 m.
4. Maria Magdalene Ammon, geb. Hoiraus zu Au, + am Abend des Mariä Himmelfahrtstages 1563. Seitlich gravierte Renaissenceornamente mit Blumenvasen. In den Ecken die Wappen der Ammon, Hoiraus, Schmidinger und Gundelsheim. Kalkstein H. 0,88 m, Br. 0,68 m.
Friedhof: um die Pfarrkirche. Er enthält zahlreiche schöne, schmiedeeiserne Grabkreuze der Barock- und Rokokozeit und des Klassizismus.
Quelle: Pfarrarchiv Hunderdorf