1903

Aus Bogen, 3. Jan.: schreibt man uns: Als gestern vormittag die Wagnermeistersehefrau Theres Fuchs in Apoig mit einem Wassereimer Wasser für den Stall vom Brunnen holen wollte, kam sie so unglücklich zu Fall, daß sie sich einen Arm beim Handgelenke brach. Herr k. Bezirksarzt Harder von Bogen leistete die erste ärztliche Hilfe.
Quelle: Straubinger Tagblatt 06.01.1903


Von Bogen, 15. Jan., wird uns geschrieben: Gestern beschloß der Ausschuß für Abhaltung von öffentlichen Fastnachtsaufführungen, einen größeren originellen Faschingszug am Faschingssonntag heur. Js. zu veranstalten. Bei dieser Gelegenheit findet die Eröffnung der Damptrambahn Bahnhof-Markt und retour (Fahrpreis 5 Pfg. pro Person) statt und wird mit Bezug der Schienengleise – nachdem nun endlich Bewilligung eingetroffen – in den nächsten Tagen schon begonnen. Es ist letzteres im Interesse des Fremdenverkehrs, besonders an regnerischen Tagen zu begrüßen und fällt hiedurch auch die vielumstrittene Bürgersteigsfrage nun zum letztenmal endgültig und wirklich in’s Wasser.
Quelle: Straubinger Tagblatt 17.01.1903


Von Bogen, 3. Febr., schreibt man uns: Sicherem Vernehmen nach hat die verstärkte Gemeindeverwaltung Au v. Wald beschlossen, das Schulgeld aufzuheben und den desfallsigen Entgang durch Umlagen zu decken. – Auch die verstärkte Gemeindeverwaltung Windberg hat sich mit Stimmenmehrzahl zum gleichen Beschluße entschlossen, welche Neuerung vom Gros der Schulsprengelbewohner freudigst begrüßt wird.
Quelle: Straubinger Tagblatt 05.02.1903


Von Hunderdorf, 4. Febr., wird uns geschrieben: Durch den k. Postinspektor Winter vom k. Oberpostamt Regensburg wurde die k. Postagentur Hunderdorf, welche im Schulhause daselbst ihr Bureau besitzt, offiziell an den Beteiligten überwiesen und der Postbote Bogner von Steinburg und der Hilfsbote Schuhmachermeister Lud. Poiger in ihren Dienst eingeführt.
Quelle: Straubinger Tagblatt 05.02.1903


Aus Hunderdorf, 8. Febr., berichtet man uns: Vom verstärkten Gemeindeausschuß von Hunderdorf wurde mit Beschluß vom Heutigen die Weitererhebung des Schulgeldes sistirt und wird der Ausfall durch Erhebung von Umlagen gedeckt. Gerade in unserer Schulgemeinde, welche aus sehr viel sog. „kleinen Leuten“ zusammengesetzt ist, wird der diesbezüglich gefaßte Beschluß freudigst begrüßt.
Quelle: Straubinger Tagblatt 10.02.1903


Von Windberg, 7. Febr. schreibt unser Corrs.: Für Windberg und Hunderdorf findet am 20. Febr. lfd. Js. in Windberg im Greindl’schen Gasthause nachm. 5 Uhr eine öffentliche Besprechung über Zweck, Ziele, Einrichtungen und Entwicklung der bayer. staatlich geleiteten Hagelversicherungs-Anstalt statt.
Quelle: Straubinger Tagblatt 10.02.1903


Von Hunderdorf, 27. Febr. berichtet man uns: Der unerbittliche Tod hat ein teures Familienmitglied seiner Familie, einen äußerst tüchtigen Gemeindediener der Gemeinde und einen lieben Freund der Gesellschaft hinweggeführt. Der ehrengachtete und überall beliebte Gemeindediener Karl Kreilinger von Thananger – Gemeinde Hunderdorf – ist nach längerem Kungenleiden nunmehr heute nachmittags 1 ½ Uhr umgeben von seiner tiefbetrübten Ehefrau und seinen 5 kleinen Kindern viel zu früh für alle in seinem 37. Lebensjahre verstorben. Was er den Seinen war, kann nur der ermessen, der ihn im Kreise der Familie walten sah. Große Trauer herrscht allenthalben im Hinblicke auf die junge Witwe und die armen Kleinen, die er sämtlich unversorgt hinterlassen mußte. Der Verlebte diente b. im 8. Inf.-Regt. Zu Metz 3 Jahre mir ausgezeichneter Führung. Schon damals machte sich sein Leiden bemerkbar und konnte ihn nur die Liebe zu seinem Vaterlande und zum militärischen Leben  bestimmen, bei der Truppe auszuhalten. Ehre solchem Manne. Wohltätern wäre hier so recht Gelegenheit gegeben, sich der armen Kinder anzunehmen, um der bedrängten Witwe doch einigermassen ihr schweres Loos zu erleichtern!
Quelle: Straubinger Tagblatt 01.03.1903


Todes-Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unsere innigstgeliebte Mutter, Schwester, Schwiegermutter und Großmutter, die ehrengeachtete
Frau Maria Baier,
geb. Brunner,
Privatiere in Hunderdorf,

gestern nach langem schweren Leiden, versehen mit den hl. Sterbsakramenten im Alter von 64 Jahren in die ewige Heimat abzurufen. Um stelles Beileid bitten
Hunderdorf, den 15. März 1903.
Die tieftrauernden Söhne:
Josef Baier, Kaufmann,
Xaver Baier, Oekonom,
Johann Baier, Gastwirt,
nebst der übrigen Verwandtschaft.
Die Beerdigung findet Montag den 16. März vormittags 9 Uhr vom Hause aus in Hunderdorf statt, der Gottesdienst am Dienstag den 17. ds. in der Pfarrkirche St. Nikolaus.
Quelle: Straubinger Tagblatt 17.03.1903


Quelle: Straubinger Tagblatt 17.03.1903


Quelle: Straubinger Tagblatt 17.03.1903


Quelle: Straubinger Tagblatt 17.03.1903


Von Hunderdorf, 24. März, wird uns berichtet: Unterm Gestrigen wurde in der hiesigen Pfarrkirche ein Knabe getauft, der bereits über ein Jahr alt geworden war. Es ist dies ein Kind der vorher in Winterthur (Schweiz) ansässig gewesenen Gütlers-Eheleute Johann und Franziska Obermaier von hier, welche nunmehr die Schweiz verlassen und sich wieder hier häuslich niedergelassen haben.
Quelle: Straubinger Tagblatt 27.03.1903


Aus Bogen, 30. März; berichtet unser Correspondent: Nachdem erst in der vorigen Woche in der Pfarrkirche zu Hunderdorf einem über 1 Jahr alten, aus der Schweiz zugezogenen Knaben, die hl. Taufe gespendet worden ist, wurde das gleiche Sakrament einem über zwei Jahre alten Mädchen gespendet und diesem der Taufname „Josepha“ gegeben. Dieses Mädchen ist seit Kurzem ebenfalls mit noch drei Geschwistern zugezogen, nachdem die ledige Mutter Rosa Primbs, deren Schwester Theres und deren alte Mutter Theres Primbs, zuletzt im Pillinger Bahnwärterhaus, wegen eines Kirchendiebstahls gefänglich eingezogen sind. Die Kinder werden auf Kosten der Armenpflege Hunderdorf in Kost und Pflege gehalten.
Quelle: Straubinger Tagblatt 01.04.1903


Von Hofdorf, 1. April, schreibt man uns: In fröhlicher Stimmung fand gestern die Abschiedsfeier des Herrn Schierlinger statt, welcher seit 3 Jahren das Krämergeschäft von Herrn Edbauer in Hunderdorf in Pacht hatte. Das Gast- und Nebenzimmer des Herrn Deschl in Hofdorf war bis auf den letzten Platz besetzt. Unter den Anwesenden befanden sich auch der Hochw. Herr Inspektor Gruber, die Herren Lehrer aus Hunderdorf und Au. Herr Schierlinger ergriff das Wort und dankte allen Anwesenden für das Wohlwollen, welches ihm in geschäftlicher, wie in jeder anderen Beziehung seit seines Hierseins entgegengebracht worden wurde. Es wurden im Laufe der Unterhaltung mehrfach Toaste auf Herrn und Frau Schierlinger ausgebracht und ihnen zum neuen Unternehmen gratuliert. Diese fröhliche Gesellschaft dauerte bis spät abends.
Quelle: Straubinger Tagblatt 04.04.1903


Todes-Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, heute nachmittags 4 Uhr unseren herzensguten, treubesorgten Vater, Großvater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel und Vetter, den wohlgeborenen
Herrn Joseph Rothammer,
ehemal. Hofbesitzer von Ebenthan, zuletzt Privatier in Bogen,

nach langem, schweren mit größter Geduld ertragenem Leiden, wohl vorbereitet durch öfteren Empfang der hl. Sterbsakramente in einem Alter von 81 Jahren zu sich in ein besseres Jenseits abzurufen.
Um stilles Beileid bitten
Bogen, den 4. April 1903.
Die tieftrauernden Töchter.
Die Beerdigung findet statt am Dienstag den 7. April vormittags 9 Uhr vom Hause aus nach dem Bogenberge mit darauffolgendem Gottesdienste – Der Siebente und Dreißigste werden am Mittwoch nach Ostern (15. April) vorm. 9 Uhr ebendortselbst abgehalten.
Quelle: Straubinger Tagblatt 07.04.1903


Todes-Anzeige.
Gott dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen, heute Nacht 12 Uhr unseren lieben, herzensguten, braven Gatten, Vater, Großvater und Urgroßvater, Schwiegervater, Onkel und Vetter, den ehrengeachteten
Herrn Xaver Rothammer,
vorm. Hof- und Ziegeleibesitzer, zuletzt Privatier in Sollach
,
nach nur 6tägigem schweren Leiden und Empfang der hl. Sterbsakramente in einem Alter von 75 Jahren in ein besseres Jenseits abzuberufen. Wer die liebe und treue Fürsorge für das Wohl der Seinigen kannte, wird unseren Schmerz zu würdigen wissen und uns stilles Beileid nicht versagen.
Sollach, Stetten, Niedermenach, Allersdorf, Zelling, Metzgerhof, Zeitldorn, Obermotzing, Rieglberg, Helmbrechting, den 1. Mai 1903.
Die schmerzgebeugte Gattin Walburga Rothammer
mit ihren 11 trauernden Kindern.

Die Beerdigung findet am Sonntag den 3. Mai um 9 Uhr vorm. Von Sollach ab nach Hunderdorf statt. Die Gottesdienste werden Montag- und Dienstag je vormittags halb 10 Uhr in der Pfarrkirche Hunderdorf abgehalten.
Quelle: Straubinger Tagblatt 03.05.1903


Dampfmolkerei Reibersdorf.
Der Rechner hiesiger Molkerei erlaubt sich, Interessenten für das Molkereiwesen Nachfolgendes bekannt zu geben:
Im Molkereiwesen bestehen in der Straubinger Gegend seitens einzelner Landwirte, welche in dieser Sache weniger eingeweiht sind, die gröbsten Vorurteile. Diese zu beseitigen mögen nachfolgende Auszüge aus den Quittungsbüchern der einzelnen Milchlieferanten zur Genüge beweisen:
Z. B. Lieferant A. lieferte bis 1. Mai in 10 ½ Monaten von 19 Kühen 22,324 Liter Milch zum Gesamtpreise von 1600,75 Mark, sodaß sich also 1 Kuh durchschnittlich bis jetzt auf 85 Mark rentiert. Nachdem dieser Lieferant nun täglich 120 Liter Milch liefert, so wird sich bis zum Ablauf eines Jahres sicher 1 Kuh über 100 Mark rentieren.
Lieferant B. lieferte in 9 ½ Monaten von 4 Kühen 4772 Liter zum Gesamtpreis von 351,24 Mark, sodaß sich 1 Kuh durchschnittlich bis jetzt auf 88 Mark rentiert. Dieser Lieferant liefert nun täglich 20-25 Liter, so daß er sicher nach Jahresumfluß über 100 Mark pro Kuh einnimmt.
Lieferant C. lieferte in  10 ½ Monaten von 3 bis 4 Kühen 4916 Liter zum Gesamtpreis von 400,45 Mark, sodaß 1 Kuh durchschnittlich 100 Mark bis jetzt rentiert. Dessen tägliches Milchquantum nimmt für die nächsten Monate etwas ab.
Lieferant D. lieferte in 9 Monaten von 5-6 Kühen 7761 Liter zum Gesamtpreis von 673,72 Mark, sodaß sich bis jetzt 1 Kuh aus 112 Mark rentiert. Dessen Milchquantum nimmt für die nächsten Monate aber bedeutend ab.
Wollte jeder Milchlieferant in dieser Weise nachrechnen, so würde er sicher herausbringen, daß sich 1 Kuh in 12 Monaten zwischen 100 und 120 Mark rentiert. Weist etwa der Getreidebau oder der Schmalverkauf ähnliche Rentabilität auf?
Wie also hieraus zu ersehen ist, ist die Rentabilität nicht bei jedem Milchlieferanten gleich, zumal in Betracht gezogen werden muß, daß keine Mittagsmilch geliefert wird, daß die Familien größer oder kleiner sind und der Milchbedarf sich für die Ferkelaufzucht und zur Herbstmilchbereitung manchmal bedeutend verringert. Auch bei ständig liefernden Milchwirten war das Ertragsverhältnis nicht immer das Gleiche, da eben namentlich die kleineren Betriebe besser füttern und dafür auch als berechtigten Lohn auch mehr bezahlt erhalten, als diejenigen, die hiefür nicht soviel aufwenden.
Zur Zeit hört man die nicht berechnenden Landwirte manchmal reden: Ja, das Schmalz kostet jetzt auch 1,10 bis 1,20 Mark. Nach genauesten, zuverlässigsten statistischen Erhebungen des milchwirtschaftlichen Vereins vom Vorjahre bedarf man zur Erzeugung von 1 Pfund Butter nach dem Jahresdurchschnitt 20 Liter Milch, zur sog. Kälberzeit sogar bis 30 Liter, braucht ja schon 1 Dampfmolkerei durchschnittlich 12 – 14 Liter, noch mehr natürlich die über alles erhabenen Handzentrifugen und wie schon angegeben, am meisten die nach den alten Abrahamjahren arbeitenden Hausfrauen. Wie teuer eigentlich 1 Pfund Schmalz sein sollte, möge im Nachstehenden erörtert werden:
Bekanntlich fällt, wenn man aus Butter Schmalz bereitet ¼ weg, sodaß derjenige, welcher 1 Pfund Butter ausläßt, nur ¾ Pfund Schmalz erhält. Angenommen 1 Pfund sog. Bauernbutter kostet 1 Mark, was aber durchaus nicht das ganze Jahr der Fall ist, so kosten demnach, da ¼ Pfund wegfällt, ¾ Pfund Schmalz auch 1 Mark und ein Pfund Schmalz 1,33 Mark. Nehmen wir an, es würde ein Milchwirt jetzt zur sog. Kälberzeit bloß 20 Liter Milch zu 1 Pfund Butter brauchen und nehmen den Jahresdurchschnittspreis eines Liters Milch zu 7,56 Pfg. mit in die Berechnung, wie er in hiesiger Molkerei tatsächlich ermittelt wurde, so bekäme er ind er Molkjerei für die 20 Liter 20 mal 7,56 Pfg. = 1,51 Mark. Tatsächlich braucht man aber zur Kälberzeit 20 – 30 Liter zu 1 Pfund Butter; nun das Mittel zu 25 Liter angenommen und dazu den Durchschnittspreis für Kälbermilch zu 6 Pfg. = 1,50 Mark. Sollte wieder ein anderer Milch von abmelkenden Kühen besitzen und etwa 15 Liter zu 1 Pfund Butter benötigen, so bekommt er in hiesiger Molkerei nach der tatsächlichen Bezahlung zwischen 8 und 11 Pfg., also im Mittel 9 bis 10 Pfg., also 1,35 M. bis 1,50 Mark für 15 Liter oder 1 Pfund Butter. Wenn nun nach dem Jahresdurchschnitt, wie schon angegeben, 1 Pfund Butter im Vergleich zur Milchbezahlung in der Molkerei auf 1,50 M. kommt, so kosten die daraus gewonnenen ¾ Pfund Schmalz ebenfalls 1,50 M. oder das Pfund Schmalz 2 Mark. Was man dann geschenkt bekommt, wenn das Pfund 1,50 Mark oder gar 90 Pfg. kostet, kann sich jeder selbst berechnen. Nicht umsonst sagen sich daher vernünftige Milchlieferanten, daß sie jetzt 3 mal so viel einnehmen als früher für das Schmalz.
Zu ihrer geringen Einnahme haben nun die Altmethodiker noch das Geschäft des Milchaufstellens und Abrahmens, des Ausbutterns und des Verkaufs. Jene, welche in die Molkerei liefern, bekommen aber ihre frische Magermilch, welche sich, wenn sie dieselbe zu behandeln verstehen, namentlich zur Aufzucht der Kälber, sogar zur Aufzucht der Ferkel von der 3. Woche an mit bestem Erfolge eignet, wovon man hier bereist schon überzeugt ist. Außerdem wird auch das Vieh besser gepflegt und wertvoller.
Die rentabelste Verwertung der Magermilch wird erst eintreten, wenn dieselbe zur Bereitung der sog. Herbstmilch einmal Verwendung findet. Freilich muß man zu diesem Zweck die Magermilch erst in Milchhaferl ausgießen und stöckeln lassen; erst dann darf es in die sog. Herbstmilchkübeln gegossen werden. Kommt dann von Zeit zu Zeit 1 Liter künstliche Säuerung, die man in der Molkerei tagtäglich haben und die sich jeder selbst machen kann, dazu, so mögen einmal Kenner den Unterschied zwischen einer, aus gänzlich gereinigter Magermilch und einer aus unreiner, nach alter Methode abgerahmten Milch, die ja nichts anderes ist, als auch Magermilch, welche mitunter noch ganz wenig Rahmteilchen enthält, herausfinden.
Bekanntlich muß ja die Herbstmilch eine Gärung durchmachen; der Rahm, der in der Herbstmilch sich befindet, wird durch die Gärung bitter. Da dieser bittere Beigeschmack bei der aus Magermilch hergestellten Herbstmilch wegfällt, so ist eben die hieraus gewonnene Herbstmilch weit schmackhafter, wie diesbezügliche Proben bereits bewiesen haben. Da nun gerade in den Herbstmonaten die Milch am fettreichsten und teuersten ist, so entsteht nach dem alten Herstellungsverfahren den Milchlieferanten eine hübsche Summe Milchgeld. Darum einmal probieren!
Quelle: Straubinger Tagblatt 08.05.1903


Vom Lande, 13. Mai, schreibt man uns: Wenn auf dem Lande sich irgend jemand um die Verbesserung der postalischen Verhältnisse sich annimmt und beispielsweise gar die Funktion eines k. b. Posthilfsstellers übertragen erhält, so erregt das – man möchte es wahrhaftig nicht glauben! – Neid und Mißgunst. Zu rBeruhigung solch ängstlicher Gemüter, die da glauben, der betreffende Postfunktionär könnte ob seiner Nebenbezüge vorzeitig reich werden, sei das verraten, daß das Tageseinkommen eines k. b. Posthilfsstellers 13,7 Pfg. beträgt. Für den Botengang nach der c. 2 Kilometer entfernten Postagentur treffen pro Tag c. 21 Pfennig“ Den gesamten Telephondienst hat der Posthilfssteller ohne jedwede weitere Entschädigung zu leisten. Wer also eine postamtliche Nebenbeschäftigung übernimmt, ladet um einiger Pfennige wegen einen Haufen Verantwortung auf seine Schultern arbeitet für seine Mitbürger selbstlos und ohne jede Nebenabsicht, etwa vorzeitig in den Besitz einer „Verdienstmedaille“ zu gelangen. Das zur Beruhigung!
Quelle: Straubinger Tagblatt 15.05.1903


Von Steinburg, 21. Mai schreibt unser Correspondent: An eben der Stelle wo vor Jahresfrist der Bauer Wolfg. Steinbauer von Grub durch die Bubenhand seines Dienstknechtes meuchlings ermordert worden ist, wurde gestern abends der Austragssöldner Scherzer von Hoch, Gemeinde Gaishausen tot aufgefunden. Ein Verbrechen ist völlig ausgeschlossen und dürfte Scherzer einem Schlagflusse erlegen sein. Dessen Hülle wird in Hunderdorf zur Ruhe gebettet werden.
Quelle: Straubinger Tagblatt 23.05.1903


Aus Hunderdorf, 29. Mai, teilt man uns mit: Der aus 20 Mitgliedern bestehende Zimmerstutzen-Schützenverein Hunderdorf hält am Pfingstmontage im Saale des Gastwirtes Hrn. Joh. Baier das erste Endschießen ab und wird bei entsprechender Witterung im anstoßenden Garten geschossen. Das Schlußschießen verspricht um so animierter zu werden, als sich an dasselbe ein Freischießen für Nichtmitglieder (s. Inserat) anschließt mit sog. Juxpreisen.
Quelle: Straubinger Tagblatt 30.05.1903


Aus Bogen, 8. Juni, wird uns geschrieben: Eine schwere Heimsuchung hat den Söldner Xav, Karrmann in Stetten, Gemeinde Hunderdorf, betroffen. Es ist ihm heute seine erst vor 2 Jahren angetraute Frau Kreszenz, geb. Baier von Sallach, im Blütenalter von 23 Jahren an den Folgen der Entbindung eines ganz kräftigen Mädchens, welches sich am Leben befindet, durch den unerbittlichen Tod entrissen worden. Zwei kleine Waiselein, der junge Gatte und ihre Eltern beweinen die Dahingeschiedene.
Quelle: Straubinger Tagblatt 11.06.1903


Von Bogen, 17. Aug., berichtet man uns: Der am Sonntag früh unter der Eisenbahnbrücke zwischen den zwei Donauarmen bei Bogen ausgefundene männliche Leichnam, wurde heute bestimmt als der des Gütlers Johann Bornschlegl von Gaishausen erkannt. Ob ein Unglücksfall oder ein Verbrechen vorliegt, wird die Untersuchung ergeben. Heute nachmittags 3 Uhr nahm eine Gerichtskommission, nämlich Herr kgl. Landgerichtsarzt Dr. Egger aus Straubing und Dr. Stegmann von Bogen die Sektion der Leiche vor.
Quelle: Straubinger Tagblatt 20.08.1903


Von Bogen, 21. Aug., wird uns geschrieben: Die wegen Schweinerotlaufs über das Anwesen des Gastwirts Johann Wurm in Berndorf verhängte Gehöftsperre ist amtlich aufgehoben worden; indes ist wegen Auftretens der gleichen Seuche im Anwesen des Bauern Baier in Sollach Sperre des Gehöftes verfügt worden. – … – Im nahen Pfarrdorfe Hunderdorf wird im Laufe dieses Herbstes eine zweite Volksschullehrerstelle errichtet werden und wird diese Stelle mit einer definitiven Lehrerin besetzt werden. Die projektierten Adaptierungsarbeiten am Mädchenschulhause sind im Gange.
Quelle: Straubinger Tagblatt 23.08.1903


Von Neukirchen b. Haggn, 21. Aug., berichtet man uns: Der auf der Donaubrücke bei Bogen verunglückte Mann ist der Person des Söldners Johann Baumgartner aus Gaishausen ausgeforscht worden. Der Bedauernswerte, erst 49 Jahre alt, hinterläßt eine trauernde Witwe und eine 9jährige Tochter. Der Verunglückte stammt aus unserer Pfarrei, während seine Frau eine geborene Schreiner von Lintach, Gemeinde Hunderdorf, ist. Ein Verbrechen liegt durchaus nicht vor, das Unglück … auf ein Verschulden des Verlebten selbst zurückzuführen, nachdem er unbefugter Weise, um Fahrtgebühren zu ersparen, bei stockfinsterer Nacht die Eisenbahnbrücke passierte und hiebei abstürzte. Alls von der Fama gemachten Aufstellungen sind nur müßige Erfindungen und entbehren vollständig der Wahrheit.
Quelle: Straubinger Tagblatt 23.08.1903


Von Gaishausen, 21. Aug., berichtet unser Correspondent: Der Nachricht des illustrierten Münch. Extrablattes aus Deggendorf, datiert 19. Aug. cur. entgegen, sei hiermit richtigstellend zu bemerken, daß am Sonntag den 16. ds. Mts. früh unterhalb der Donaubrücke nicht zwei männliche Leichname gefunden wurden, sondern nur einer (Johann Baumgartner von hier). Wie von einem zweiten Leichnam gesprochen werden kann, ist unerfindlich. Richtig ist, daß zwei Regenschirme, nicht aber zwei Stöcke aufgefunden wurden und daß der Telephondraht durchschlagen war. Letztere Tatsache hat zur Auffindung geführt, sonst wäre vielleicht der Verunglückte noch längere Zeit nicht aufgefunden worden.
Quelle: Straubinger Tagblatt 23.08.1903


Von Bogen, 2. Sept., wird dem „Straub. Tagbl.“ Geschrieben: Infolge der Errichtung einer zweiten Lehrerinnenstelle in Hunderdorf wird beim dortigen Mädchenschulhause ein Abort-Anbau, dann der Neubau einer Waschküche mit Holzremise und Mägdekammer bewerkstelligt und sind die beregten Bauausführungen, welche im Wege der öffentlichen, schriftlichen Submission vergeben werden, noch bis 20. Okt. lfd. Jrs. zu vollenden. Die Anschlagsumme beträgt 2800 Mark. Angebote sind bis 8. Sept. lfd. Jrs., vormittags 10 Uhr einzureichen.
Quelle: Straubinger Tagblatt 04.09.1903


Aus Hunderdorf, 8. Sept., wird uns berichtet: Heute vormittags 10 Uhr wurden im Termine der Verakkordierungs-Verhandlung die sämtlichen Bauarbeiten am Mädchenschulhause dahier als Ganze bei einem Angebot von 15 Prozent dem Baumeister Herrn Michael Schuhbauer in Bogen übertragen, welcher die Auflage erhielt, die hiesigen Geschäftsleute bei den Einzelarbeiten zu berücksichtigen. Der Bau wird am 10. ds. bereits begonnen.
Quelle: Straubinger Tagblatt 11.09.1903


Vom Lande wird dem „Straub. Tagbl.“ Berichtet: Ganz energisch und dies mit vollem Rechte wird in manchen Bezirken der Unsitte des unbefugten Leichenbittens zu Leibe gerückt. Wenn man bedenkt, daß gar häufig das Leicheneinsagen nur als Maske für den Bettel dient, so sind derartige Erlasse der Distriktspolizeibehörden nur zu begrüßen. Abgesehen davon, daß es schon vorgekommen ist, daß durch sog. Leichenbitter der Tod von Personen angesagt wurde, die sich noch des Lebens erfreuten und dadurch oft sich bedenkliche Verwicklungen ergaben, mußten manchen dieser Leicheneinsager sich durch erschlichene Vorweise des Bürgermeisters auf mühelose Weise eine prächtige Einnahmsquelle zu verschaffen und statt zu arbeiten, auf die bequemste Art ein lustig Wanderleben zu führen. Um diesen Unfug einzudämmen, erließ z. B. das Bezirksamt Kelheim an die unterstellten Gemeindebehörden nachstehenden Erlaß: „Das Ausstellen von Vorweisen für sog. Leicheneinsager durch die Gemeindebehörden ist verboten. Das Leicheneinsagen außerhalb der Wohngemeinde des Verstorbenen wird als Bettel behandelt, wenn der Einsagende nicht nachweisen kann, daß er von den das Begräbnis bestellenden Angehörigen des Verstorbenen entlohnt und dafür beauftragt ist, bestimmte Personen außerhalb des Wohnortes des Verstorbenen zu benachrichtigen oder zu laden, regelmäßig also wenn er kein vom Besteller unterzeichnetes Verzeichnis der zu Ladenden hat, oder statt der Vorausentlohnung auf Gaben der zu Ladenden verweisen ist. Die k. Gendarmerie ist angewiesen, die Leicheneinsager hienach zu überwachen, Vorweise oder Erlaubnisscheine der Gemeindebehörden für Leicheneinsager aber in jedem Falle von Besitzern abzunehmen.“ Wer die ländlichen Verhältnisse kennt, wird sich über diese Anordnung nur freuen.
Quelle: Straubinger Tagblatt 15.09.1903


Von Bogen, 28. Septbr., wird uns berichtet: Neuestens wurden von den Gebrüdern Guggenheimer aus Augsburg in der Pfarrei Hunderdorf wieder 3 Anwesen angekauft und dieselben der Zerstückelung anheimgegeben, nämlich 1. Das Anwesen des Halbbauern Johann Söldner von Ellaberg um den Preis von 16300 Mark, 2. Das Söldneranwesen des Joseph Staudinger von Hofdorf um 13,000 M. und 3. Das des Söldners Joseph Neulinger von Stetten um 103000 M. – Ersterer hat ein Wirtsanwesen in Geraszell erworben, Staudinger das Weiherbauer-Anwesen in Windberg und letzterer zieht zu seinen in München lebenden Kindern.
Quelle: Straubinger Tagblatt 01.10.1903


Aus Bogen, 29. Septbr. wird uns geschrieben: Großes Aufsehen machte die plötzliche Verhaftung der angesehenen Söldnerstochter Theres Greindl (20 J. alt) aus Hofdorf bei Hunderdorf, welche am vergangenen Samstag von einem Leichengottesdienste in Windberg weg durch den Gendarmen Link erfolgte. Die gen. Greindl ist in eine sehr delikate Schwindelgeschichte verwickelt, von der wir noch später eingehenderes berichten werden. Erscheinungen aus der anderen Welt, um Erlösung aus der Höllenpein zu erflehen, spielen die Hautrolle. Eine Bauerstochter aus Sollach, z. Zt. in Straubing als Privatiere lebend, soll bereist um erkleckliche Summen geprellt worden sein. In der Angelegenheit sind auch noch andere Personen verwickelt.
Quelle: Straubinger Tagblatt 01.10.1903


Von Steinburg, 29. Septbr. teilt man uns mit: Die allseits sehr geachtete Tischlersehefrau Huber dahier wird sich nächstens einer Operation unterziehen müssen. Es besteht nur der eine Wunsch der Einwohnerschaft, daß die junge Frau die Operation glücklich übersteht. Herr Dr. Hornef-Mitterfels und Herr Dr. Stegmann werden diese vornehmen.
Quelle: Straubinger Tagblatt 01.10.1903


Von Steinburg, 10. Oktober, wird uns berichtet: Die Schneiderbauer‘schen Eheleute in Röhrnau, k. Amtsgericht Mitterfels wurde von einem schweren Unglücke betroffen. Uhr 1 Jahr altes Kind, welches in eine Wiege gebetet war, hat vergangenen Sonntag früh das in der Nähe auf einer Bank stehende Oellämpchen umgestoßen, das Hemdchen fing Feuer und trug das Kind Brandwunden davon, woran es heute verstarb. Das Kind soll nur mehrere Augenblicke unbewacht gewesen sein. Jedenfalls wird dasselbe bezw. Die Leiche durch eine Gerichtskommission von Mitterfels besichtigt werden müssen, ehe es beerdigt werden darf.
Quelle: Straubinger Tagblatt 13.10.1903


Von Bogen, 17. Okt., schreibt man uns: In Hofdorf bei Hunderdorf ist im Hause des Müllers Benedikt ein Typhus-Fall ausgebrochen. Nach amtlichen Erhebungen ist festgestellt, daß Herr Müllermeister Benedikt selbst daran erkrankt ist und sind die nötigen Vorkehrungen getroffen, um Ansteckung zu vermeiden. Auffallend ist wohl das Auftreten eines der artigen Fiebers, nachdem doch dort jede Verunreinigung des Trinkwassers ausgeschlossen sein dürfte. So viel man hört, ist der Patient auf dem Wege der Besserung und jede Gefahr ausgeschlossen!
Quelle: Straubinger Tagblatt 20.10.1903


Aus Gaishausen, 14. Dez., wird uns berichtet: Bei der Treibjagd im sogen. Hochholz und in der Ramersbergerabteilung des Herrn Baron Leopold von Schrenk auf Haggn wurden von 10 Schützen, auf zwei Tage verteilt, 70 Hasen und zwei Rebhühner erlegt.
Quelle: Straubinger Tagblatt 17.12.1903


Nochmals die Lokalbahn Konzell-Miltach.
Unter Artikel im „Straub. Tagbl.“ Nr. 285, wo mit Recht darüber Klage geführt wird, daß am Bau der genannten Linie gar nichts vorwärts geht, sondern die kaum angefangenen Arbeiten schon wieder ruhen, findet in Nr. 284 genannter Zeitung eine Erwiderung. Diese Erwiderung – wenn man sie so nennen darf – bringt zur Sache eigentlich gar nichts, sondern sie singt das alte und längst bekannte Klagelied über den wahrscheinlichen Betrieb, über die Zeitdauer der Fahrt, über Steigungsverhältnisse etc. der noch fertig zu bauenden Strecke dieser Bahn. Lauter Dinge, die schon längst bekannt sind und woran sich leider nichts mehr ändern läßt. Neue Gesichtspunkte, praktische Vorschläge, wie man es etwa machen sollte und könnte, um aus dieser Lokalbahn eine Vollbahn resp. einen solchen Betrieb zu gestalten, treten nicht zu Tage und werden nicht gemacht.
Wir wollen nun auf diese Erwiderung etwas weiter eingehen, wo es unter Anderem heißt:
1) Daß die Erdarbeiten wegen Winterfrostes eingestellt wurden, dürfte um ein Jahr verfrüht sein. Dem gegenüber sei konstatiert, daß in der Tat mit derartigen Arbeiten angefangen wurde. Welcher Art dieselben waren, oder von wem – Staatsbahn-Baubehörde oder Privatunternehmer – sie ausgeführt wurden, ist hier ganz gleichgültig. Daß mit diesen angefangenen Arbeiten wieder aufgehört wurde und daß sämtliche Arbeiten ganz ruhen, das ist der springende Punkt. Alles Uebrige ist unnütze Wortklauberei. Folglich war unser Artikel auch nicht verfrüht. Was heißt bei solchen Dingen und insbesondere aber bei dieser „Ewigbahn“ verfrüht? Man spricht von versäumten Dingen und Gelegenheiten, aber nie von verfrühten. Und was hält die Eisenbahn-Behörde ab, die Strecke an die sogenannten Eisenbahnbau-Unternehmer zu vergeben? Nichts, rein gar nichts!
2) Weiter ist der betr. Artikelschreiber der sonderbaren Anschauung, daß die Eisenbahnverwaltung bei dem Bau unserer und noch anderer rückständiger Lokalbahnen von dem Grundsatz ausgeht, daß jeder Tag der Nichteröffnung einer Lokalbahn ein Profit für den Staat ist. So so! – Jawohl, die Großstädte haben ihre vielen und herrlichen Vollbahnen seit Jahren, dafür wurden und werden heute noch – siehe Bahnhofumbau in Nürnberg u. s. w. – Hunderte von Millionen ausgegeben. Kommt aber die Provinz oder der Bauer um ein so trauriges Lokalbahnerl ein, ja da ist auf einmal kein Geld vorhanden, da muß dann gespart werden. Wir wissen freilich, daß der Staat Ansichten hat, die von den Ansichten jener Menschenkinder, die nur soweit zum Staate gehören, als sie tüchtig Steuer zahlen, weit sehr weit abweichen. Wir wissen aber auch, daß der Staat trotz seiner Rentabilitäts- und aller sonstigen Berechnungen sich bei Bahnen schon sehr häufig geirrt hat. Wir glauben weder in diesen, noch in anderen Dingen an die Unfehlbarkeit des Staates. Es wäre interessant zu wissen, wie hoch s. Zt. die Rente der unglücklichen Eisensteiner-Linie von den Rechnungskünstlern der kgl. Bayer. Staatsbahnen ausgetipfelt wurde? Sicher höher als auf zwei Prozent, und das wirkliche Ergebnis heute und immerdar? Ohne Optimist zu sein, glauben wir sicher, daß das finanzielle Ergebnis dieser Bahn einmal ein gutes sein wird. Die glücklichen Besitzer von Eisenbahn-Obligationen – die vom betr. Artikelschreiber auch in’s Treffen geführt wurden – haben nicht zu fürchten, daß durch den Ausbau dieser Teilstrecke – die nur mehr eine verhältnismäßig geringe Summe kostet – die Eisenbahnrente fällt. Wegen diesem Bahnbau werden die Eisenbahnrenten weder höher noch niederer werden, als bisher. Der Staat hat doch zuerst darauf bedacht zu sein, daß er den langjährigen Bedürfnissen und berechtigten Forderungen einer ganzen Gegend gerecht wird. Warum tauchen da solche Bedenken auf, wo die Strecke nur einen Pappenstiel kostet im Vergleich zur Linie Passau-Hauzenberg? Und warum sollte unter dem Sparsystem gerade jener Teil von Niederbayern zu leiden haben, der ohnehin in Bezug auf moderne Verkehrswege stiefmütterlich bedacht ist? Es ließe sich über die Rentabilität resp. Unrentabilität der bayerischen Staatsbahnen sehr viel sagen und schreiben. Es gab eine Zeit – und ist noch gar nicht so ferne – da gab es bei den bayerischen Bahnen alljährlich Ueberschüsse nach Millionen. Wurden diese Millionen wieder auf den Zweck verwendet? Antwort: Nein! Anstatt damit anzufangen, die Eisenbahnschulden heimzuzahlen und das notwendige nachzuschaffende rollende Material aus diesen Erübrigungen zu zahlen, wurden nicht nur keine Eisenbahnschulden bezahlt, sondern, am machte immer neue Schulden dazu. Die von und durch die Eisenbahnen verdienten Millionen-Ueberschüsse wurden in den allgemeinen Staatssäckel geworfen und wurden zur Bestreitung aller möglichen Staatsausgaben hergenommen. Die Eisenbahnen als solche sind an der jetzigen Misere nicht schuld, sondern die merkwürdige Finanzpolitik.
3) Bezüglich der Ansicht, on der Nutzen von genannter bahn für Straubing oder Cham größer sein wird, darüber wollen wir, (weil nicht zur Sache gehörig) gar nicht streiten. Wollte man einen so engherzigen Standpunkt einnehmen, so dürften überhaupt keine Eisenbahnen gebaut werden. Wir sind von einem starken Lokalpatriotismus beseelt, aber soweit geht derselbe denn doch nicht, daß wir heute schon ängstlich erwägen, ob s. Zt. etwa das Jahr durch auf dieser Bahn ein Männlein oder Weiblein mehr nach Cham oder Straubing fährt. Darüber läßt sich heute noch gar nichts sagen. Zuvor muß die Bahn gebaut sein. Mag sich die Sache einstens wie nur immer gestalten, die Bahn muß endlich einmal ihrer Vollendung zugeführt werden. Die ganze Gegend zwischen Regen und der Donau hofft und wünscht, daß endlich die „chinesische Mauer“ fällt.
4) Was die Verkehrsverhältnisse auf einer Lokalbahn anlangt, sind selbe Jedermann hinreichend bekannt und können wir darüber weggehen. Die Fahrzeit von Cham über Schwandorf hieher und umgekehrt (132 Kilometer) beträgt mit der Wartezeit in Regensburg und Schwandorf – welche doch auch mitgerechnet werden muß – mit gewöhnlichen Personenzügen 6 – 7 Stunden. Mit Schnellzügen, wo es in vier Stunden geht, können wir nicht rechnen, denn das gewöhnliche Volk, das heißt die ärmere Klasse – denn mit der muß doch gerechnet werden – kann sich solchen Luxus resp. Mehrausgabe nicht erlauben. Also angenommen, der Zug hat zwischen Cham-Konzell und Straubing einmal vier Stunden Fahrzeit, so fährt man dann auf der neuen Strecke immer um 2 – 3 Stundenweniger, als über Schwandorf. Hiezu kommt noch die Ersparnis an Geld, da der Reisende nicht ehr für 132 Kilometer zu zahlen hat, sondern nur für 65 Kilometer. Es ist das für das reisende Publikum doch ein wesentlicher Vorteil.
5) Daß auf besagter Bahn keine ausgesprochenen großen Güter- und Kohlenzüge verkehren werden, ist ebenfalls längst bekannt. Aber das ist gewonnen, daß der Tarif für Kohlen und Güter jeder Art über Schwandorf etc. nach der kürzeren Strecke, also über Konzell berechnet werden muß. Man zahlt also z. B. für einen Waggon Kohlen, sagen wir ab Furth i. W. bis Straubing 162 Kilometer, selbst wenn er über Schwandorf und Regensburg geleitet wird, nicht mehr die Fracht für diese Strecke resp. für die 152 Kilometer, sondern nur mehr für die kurze Strecke Furth-Cham-Konzell-Straubing ca. 84 Kilometzer. Hiemit kommen also 68 Kilometer in Wegfall, was doch nicht zu unterschätzen ist. Kohlentransporte bezw. Kohlenwägen in beschränkter Zahl werden auch auf dieser Lokalbahn befördert.
6) Wir haben nicht die Gegend, wohin die Bahngeführt wird, als das „gelobte Land“ bezeichnet. Wenn wir auch frei sind von jenen Vorurteilen, die manch anderen Leuten in Bezug auf jenen Landstrich anhaften, so wissen wir recht gut, daß z. B. – um wieder ein biblisches Bild zu gebrauchen – dort keine Riesentrauben wachsen, zu deren Transport zwei Manneskräfte schon für eine solche Traube benötigt sind. Ebenso wenig gibt es dort Flüsse von Milch und Honig.
Auch die künftige Bahn haben wir nicht derartig bezeichnet. Wir wissen selbst sehr gut, daß dieselbe keine Musterbahn werden wird. Aber was sonst? Eine Vollbahn in jene Gegend wurde uns vor mehr als 30 Jahren vor der Nase weggeschgnappt. Eine andere langjährige Vollbahn hat man mit einem Federstrich zur Sekundärbahn degradiert. Also gibt es für uns mehr als Lokalbahnen. Weil sich also dem Auge auf diesem Gebiete kein Lichtblick mehr darbietet, und weil die Zeiten der Vollbahnen dahin sind, müssen wir uns mit einer Lokalbahn zufrieden geben.  Daher soll diese „Ewigbahn“, wenn sie auch einmal wegen all ihren Schwächen und Gebrechen, die ihr anhaften mögen, keine „gelebte“ Bahn wird, endlich zur Ausführung kommen. Hiemit ist für uns die Sache erledigt.
Quelle: Straubinger Tagblatt 22.12.1903

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