Trauer-Ansprache
bei den Gedächtnis-Gottesdiensten
für den gefallenen Helden
Obergefr. Alois Gütlhuber
Landwirtssohn von Hoch
Gehalten von Hrn. Pfarrer Joh. Kiermeier
in Hunderdorf am 3. 1. 1945.
Christliche Trauerversammlung!
Drei Generationen, Großvater, Vater und Sohn, sind aus der Familie Alois Gütlhuber in Hoch innerhalb 8 Monaten, vom März bis Oktober 1944, im Tode dahingegangen und der noch einzige Sohn Xaver liegt zur Zeit im Lazarette. Wahrhaftig Leid genug, um unser aller aufrichtige Teilnahme wachzurufen.
Unsere Trauerstunde gilt heute dem Heldensohne
Obergefreiter Alois Gütlhuber,
der am 30. Oktober 1944 in Holland 20 Kilometer nördlich von Rosendaal sein junges Leben von 23dreiviertel Jahren für die Heimat hinopferte. Unsere Teilnahme ist eine echte und wahre, den so wie er den Seinen ein lieber Sohn und guter Bruder war; stets gern behilflich in der Arbeit, um den kranken Vater zu entlasten, verständig und klug, mit einer gewissen männlichen Reife, den Seinen voran im Tagewerk, – so haben wir ihn alle auch kennen gelernt als einen stillen, bescheidenen, ruhigen und braven Burschen, der frühzeitig von Jugend her das Leben auffassen lernte, wie es eben verstanden sein will, das Leben in Arbeit und Pflicht, haben ihn kennen gelernt als jungen Menschen, der das Leben mit dem ganzen Ernste unserer Zeit durchschaut hat. Solch jungen Menschen hat man überall gern und solch einen jungen Menschen ist die Trauer eine allgemeine.
Das Kreuz des Krieges hat uns nunmehr alle verbunden zu einer großen Schicksalsgemeinschaft. Wir alle tragen ja an diesem Kreuze, die einen weniger, die anderen mehr. Diese Schicksalsgemeinschaft tritt wieder zutage in dem Augenblicke, da wir zusammen den Trauergottesdienst heute erleben in herzlicher Teilnahme. Die trauernden Angehörigen des gefallenen Helden Alois schöpfen Trost aus dieser Gemeinschaft, aus dem Bewußtsein, daß wir alle, die wir uns hier eingefunden haben, wie sie glauben an das verklärende ewige Licht, das aus der Ewigkeit herüberleuchtet auf das Grab, das sich im Westen aufgetan und geschlossen hat über unserem toten Helden. Denn wenn schon das Leben hier den jungen Menschen nichts oder nicht viel geboten hate, so geben wir uns der berechtigten Hoffnung hin, daß solche, die ihre paar Jahre irdische Daseins rechte Wege gegangen und nicht abgeirrt sind auf die Pfade jugendlichen Verderbens, drüben im anderen Leben ein glückliches Dasein und eine Ewigkeit voll Schönheit und Seligkeit finden werden, gemäß den Worten des Heilandes: „Komm, du guter und treuer Knecht. Weil due über Weniges getreu warst, so will ich dich über vieles setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn!“ Diese Freuden des Herrn wünschen und gönnen wir dem guten Helden Alois von ganzen Herzen.
Ehe wir nun zu den Gottesdiensten schreiten, laßt uns unsere Fürbitte sprechen für die Seelenruhe des gefallenen Helden und beginnen mit einem andächtigen Vaterunser und dem englichen Gruße.
R. I. P.
Traueransprache von Pfarrer Kiermaier, 03.01.1945
Hunderdorf. (Heldengedenkfeier) Hier fand eine Heldengedenkfeier für den auf dem Felde der Ehre gebliebenen Landwirtssohn Alois Gütlhuber von Hoch statt. Gütlhuber stand als Obergefreiter bei einem Art.-Regt. An der Front und war Inhaber des EK. 2. Kl. und der Ostmedaille. Nach 4-jähriger, treuer Diensterfüllung gab er am 30. Oktober 1944 sein hoffnungsvolles Leben im Alter von 23 Jahren für seine geliebte Heimat. Im gleichen Jahre sind ihm sein Vater und sein Großvater im Tode vorausgegangen. Pfarrer Kiermeier schilderte den toten Helden als guten Sohn und pflichtgetreuen Soldaten. Ein Trauerlied beendete die von zahlreichen Leidtragenden besuchte Gedenkfeier.
Quelle: Straubinger Tagblatt 11.01.1945
Hunderdorf. (Beerdigungen) Nach kurzem Krankenlager verschied der Bauer Frz. Xaver Fruhstorfer von Sollach im Alter von 59 Jahren. Seine Gattin ging ihm vor 16 Jahren im Tode voraus. Fünf Söhne und zwei Töchter hat er zu tüchtigen Menschen herangezogen. Sein Sohn starb den Heldentod, während drei weitere noch an der Front stehen. Fruhstorfer, der als tüchtiger Landwirt galt, erfreute sich allgemeiner Beleibtheit. Er war auch mehrere Jahre Bürgermeister der Gemeinde Hunderdorf. Ein Sohn, der auf der Durchfahrt war, wollte seinem Vater mit seinem Besuch überraschen, konnte ihn aber nur mehr auf der Totenbahre antreffen. Eine große Teilnehmerzahl gab ihm das letzte Geleite. – Im Krankenhaus Bogen verstarb nach längerem Leiden die Landwirtstochter Maria Barth von Apoig im Alter von 70 Jahren. Die Leiche wurde hieher übergeführt und hier zur letzten ruhe bestattet.
Quelle: Straubinger Tagblatt 21.03.1945
Trauerrede
für Herrn Xaver Kalm
Bäckermeister in Hunderdorf
am 23. Dezember 1945.
Gesprochen von Hochw. Herrn Pfarrer Johann Kiermaier, Hunderdorf.
Buchdruckerei Fritz Hartmannsgruber, Bogen
Christlich Trauernde!
Zu einer Leichenfeier nicht alltäglicher Art haben wir uns heute hier zusammengefunden und haben ins Grab gesenkt die sterbliche Hülle eines, der vermißt und nun gefunden worden war, eines, der in den gewaltigen Kampf ausgezogen und nun heimgekehrt ist, heimgekehrt in die geweihte Heimaterde, um darin zu ruhen bis zum großen Ostertage der Menschheit. Es ist der ehrengeachtete Herr Unteroffizier Xaver Kalm, Bäckermeister in Hunderdorf.
Ende Februar 1940 zur Wehrmacht eingezogen, rückte er mit den Pionieren in Regensburg aus und kämpfte zunächst in Frankreich. Von dorther kam die Kunde, daß er schwer verwundet von seinem nachher gefallenen Kameraden, dem Müllerssohn Joh. Bräuherr von Gaishausen unter eigenem Lebenseinsatz aus der vordersten Linie geholt wurde. Nach langer Lazarettzeit fand er Verwendung in der Feldbäckerei zu Grafenwöhr. Die letzten Kriegsereignisse aber riefen ihn wieder zu den Waffen und das Ende des Krieges forderte auch das Ende seines jungen Lebens. In Mitteldeutschland, in Hessen, in der Nähe der Stadt Kassel bei dem Dorfe Mackenzell ist er am Ostersonntage, am 1.April 1945 durch Panzerbeschuß getroffen und an den Folgen seines Bauch- und Schenkelschusses rasch erlegen. Soviel über seine militärische Laufbahn. Ein junges, ein ernstes, ein hartes Leben fand damit seinen Abschluß.
Herr Xaver Kalm war geboren am 12. Sept. 1912 als zweiter Sohn der Bauerseheleute Georg Kalm von Breitenweinzier und seiner Ehefrau Maria Bogner, Bauerstochter von Sollach. Ein halbes Jahr bevor er das Licht der Welt erblickte, war ihm sein Vater mit 32 ½ Jahren an Blutvergiftung weggestorben und 8 Tage nach ihrer schweren Entbindung folgte die Mutter im Tode nach. So war der kleine Xaver schon nach einer Woche zum Doppelwaisen geworden. Auf Wunsch seiner sterbenden Mutter nahm ihn seiner Mutter Schwester und Patin in Hofdorf in Pflege und betreute ihn mit Muttersorge und Mutterliebe bis zu seinem 12. Lebensjahre. Da holte ihn sein Großvater mütterlicherseits zu seinem älteren Bruder Georg nach Sollach und da war er der vierte Bube im Hause wie ein Bruder unter Brüdern und wie ein Kind bei den Eltern. Als die Berufsfrage an ihn herantrat, schickte ihn sein Pflegevater nach Straubing, das Bäckerhandwerk zu erlernen. An seinem 24. Geburtstage konnte er mit bestem Erfolge seine Meisterprüfung ablegen. Das Jahr darauf, 1937, verehelichte er sich mit der Kaufmannstochter Berta Frankenberger von Hunderdorf und zog in das neuerbaute Geschäftshaus ein.
Eine tieftrauernde Witwe mit ihren 2 Söhnlein, ein Bruder und die Erziehungseltern und ein großer Kreis von Verwandten stehen in bitterem Schmerze am Grabe des heimgekehrten Kriegers. Unsere aufrichtigste Teilnahme weckt sein Hinscheiden. Es war ein kurzes, ein ernstes, ein hartes Leben. Dieses ernste und harte Leben aber hat einen männlichen Charakter aus ihm geformt. Ein ruhiges, freundliches und gefälliges Wesen war ihm eigen, sodaß er sich allgemein beliebt gemacht hatte, ein strebsamer Geist wohnte in ihm, sodaß er nach kurzer Zeit sein Geschäft in die Höhe brachte und eine christliche Überzeugung hat ihn immer aufrecht erhalten, wann und wo immer er im Kampf des Lebens stand. So war es ihm immer ein Bedürfnis, Gott die schuldige Ehre zu geben und er fand es jedesmal als eine große Freude, wenn es ihm im Soldatenrocke möglich war, dem Sonntagsgottesdienste beizuwohnen.
Mit 32 ½ Jahren, wie sein Vater, ist er von dieser Welt geschieden, es waren aber gutgenützte Jahre. Sie mögen ihm vor Gott mehr zählen als hätte er viele Jahre gelebt und manches davon vergeudet. Der da richtet, ist der Herr. Vor ihm liegen all die geheimsten Gedanken der Menschen aufgedeckt. Möge der Herr ihm ein gnädiger Richter geworden sein! Wie sein Leib, seit Ostern in fernem Boden liegend, nun doch heimgefunden hat zu seinen Lieben, so möge auch seine Seele heimgeführt werden von den Engeln Gottes zu dem Vater im Himmel und zu all den braven Heldensöhnen, die in diesem schwersten aller Kämpfe ihr Blut und ihr Leben geopfert haben. Leib und Seele mögen so ihre Heimat erreichen!
In christlicher Liebe wollen wir, ehe wir von diesem Heldengrabe weggehen, der Seelenruhe des lieben Gefallenen gedenken mit einem andächtigen Vaterunser und dem englischen Gruße!
R. I. P.